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DER LiT.VUER 281<br />

bardts^ in klares licht gestellt sind. Allenthalben zeigen sieb<br />

deutliehe reste der Vorstellung, dass in jedem fruchtbestandenen<br />

fehle eine segensgottbeit haust, die unter den verschiedensten<br />

gestalten, bald als menschliches wesen bald als thier<br />

gedacht wird. Es bedarf einer versöhnenden handlung, wenn<br />

man die frucht zu schneiden beginnt. Mit jedem schwad, das<br />

den streichen der sicbel oder sense fällt, weicht der geist<br />

weiter zurück, bis ihm nur die letzten ähren als Zufluchtsort<br />

verbleiben. Die letzte garbe, in welcher der geist gefangen und<br />

eingebunden ist, wird daher überall heilig gehalten. Vielfach<br />

wird ihr, der ortsüblichen Vorstellung gemäss, eine besondere<br />

gestalt gegeben. Das idol, das die Preussen am ende der<br />

ernte jährlich neu 'bildeten', der Kurche muss diese letzte<br />

garbe gewesen sein, die göttlich war, weil sie die gottheit barg,<br />

in Wahrheit, um mit den Griechen zu reden, ipd evbebepeva ^v<br />

KaXd^ri TTupinv (Herod. 4, 33). Nun ist aber selbstverständbeh,<br />

dass jeder, der mit solchen \orstelluugen die letzte garbe band,<br />

seinen eignen korndämon hatte, der in der garbe fortlebte und<br />

mit dem letzten ausgedrosebenen körn hinstarb. Es gab so<br />

viele dämonen dieser art, als felder oder wenigtens fluren waren;<br />

jedes jähr entstanden sie neu um bei der ernte eingefangen<br />

zu werden und auf der tenne hinzusterben. Das gegenstück<br />

zum Kurche bildet die litauische Krumine pradzü varpü (s. 93),<br />

die buschfrau der ersten garbe. Noch zur zeit Malecki's (s. 82)<br />

gieng in jeder gemeinde dem beginn der ernte ein feierliches<br />

opfer voraus, nach dessen Vollziehung einer aus der naehbarschaft<br />

ausgewählt wurde um auf seinem acker das erste schwad<br />

zu mähen; das wurde zu einer garbe gebunden und in das<br />

haus des besitzers gebracht. Keine weitere feldarbeit durfte<br />

an diesem heiligen tage verrichtet werden; erst am folgenden<br />

tag konnte die ernte vor sieh gebn. Jede gemeinde hatte also<br />

ihre eigene garbenbuschfrau, und eine neue bei jeder ernte.<br />

Gleicher art ist endlich auch Kupole, die stange welche die<br />

1 WMannhardt, Roggenwolf und roggenhund, Danzig 1865.<br />

Die korndämonen, Berl. 1868. Wald- und feldculte (Berl. 1875) 1,<br />

190 ff. Mythologische forschungen (Quellen und forschungen zur<br />

sprach- und culturgeschlebte d. germ. vöIker theil 51. Strassb. 1884)<br />

s. 18 ff. 296 ff. vgl. auch Pfannenschmid, German. erntefeste s. 96 ff.

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