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274 lIMni.K^K gründliche übersieht der griechischen mythen und ihrer gesehichte zu gewinnen. Das letzte ergebniss dieser foi-scbungen war der satz, dass der begriff' des Zeus, des himmels als der gottheit, die tiefliegende wurzel sei, aus welcher alle einzelnen göttergebilde bervorgewacbsen seien'. Durch philosophische speculation ist der alternde Scbelling zu der ansieht gelangt, dass im anfang aller religion ein relativer monotheismus stehe, der scharf zu unterscheiden sei von dem absoluten oder reinen monotheismus, welcher nur als letztes ergebniss religiöser und philosophischer entwicklung auftrete ä; jene relative oder unentwickelte vorstebung einer gottheit konnte bei der Unzulänglichkeit ungesehulten denkens nur in unbestimmter ahnung eines herren der weit und der mensehen bestehn, der in jeder erseheinung des lebens sieb immer neu offenbarte und darum auch unter zahlreichen verschiedenen namen angerufen wurde: diese verschiedenen erscheinungen des einen gottes mussten sich dann im lauf der zeit zu besonderen göttern verselbständigen. Der thurmbau zu Babel und die Völkertrennung bezeichnen ihm den Wendepunkt, wo die Völker der erde den einen gemeinsamen gott verlassen hatten und sich dem polj'theismus zuwandten. Was für Welcker die frucht einer an Aischylos genährten religiösen empfindung war, schien sich auch auf dem wege exaeterer forschung als ergebniss einzufinden. Ich gestehe diesen weg gegangen zu sein. Als ich den ersten versuch wagte die gesehichte der griechischen rebgion zu bearbeiten, stellte ich mir die aufgäbe, so viel wie möglich reihen von thatsacben zu gewinnen, durch welche die vor der bezeugten gesehichte hegende religionsstufe, der ausgangszustand der zur griechischen gruppe gehörigen Völker genauer bestimmt werden könnte. Dazu boten sich mehrere wege der beobachtung. Die griechischen monatsnamen sind ihrer überwiegenden masse nach von dem hauptfeste des Zeitraums oder von dem gotte, dem dies fest galt, hergeleitet. Das seit CFHermanns be- 1 Welcker Gr. götterl. 1, 129 ff. 2 s. Schellings Einleitung in die philosoi)hie der mythologie (sämmtl. werke ii 1 Stuttg. 1856) besonders 175 ff.

MONOTHEISMUS UND POLYTHEISMUS 275 kannter Sammlung stark vermehrte material gestattete für die verschiedenen nationalen kreise kalendarische typen aufzustellen und in diesen weiter einzelne gemeinsame grundzüge zu erkunden. Eine zweite aufgäbe war, die spuren alterthümlicher cultusformen zu sammeln, die als widersprucbsvobe trümmer vergangener zeit in die geschicbtliche hinein ragen, wie menschenopfer und fetisehmässige götterbilder; sie gestatten auf höheres alter der so verehrten götter zu sehbessen. Endlieb lohnte es sich, die religion der auf tieferer, vorgriechiseher culturstufe verharrten verwandten \ ölker im norden und osten von Hellas, die dem geschichtlichen Hellenen nur darum als barbaren erschienen, weil sie an seiner culturentwicklung nicht theilgenommen hatten, wie Makedonier, Thraker, Bithyner, vergleichend heranzuziehn. Alle diese beobachtungsreihen treffen in wesentlich demselben ergebniss zusammen. Es sind so ziemlich dieselben vier bis fünf götter, welche sich aus jenen ganz verschiedenen Untersuchungen immer als ältester stock ergeben. Da liegt es nahe, wie die gestalten der heldensage, die sich oft als durchsichtige Verkörperungen oder hypostasen von attributen bekannter götter darzustellen scheinen, so auch eine grosse zahl der späteren götter aus jenen älteren bauptgöttern abzuleiten, indem man differenzierung derselben oder verselbständigung von attributen annimmt. Wenn man aber erst in dieser betraebtungsweise sich befestigt bat, lässt sich schwer der weitere schritt vermeiden, auch diese wenigen götter, mit ausnähme natürlich der einen weiblichen hauptgottheit, selbst wieder als ausfluss des einen umfassenden himmelsgottes, des Zeus zu betrachten; und in einzelnen fällen, wie bei Dionysos und Apollon, mag das höchst methodisch und durch zwingende gründe gefordert seheinen. Man kann so auf induetivem wege der an,sicbt Schellings und Welckers nahe geführt werden. Ein gedanke muss ausgedacht werden, wenn wir seiner baltbarkeit oder unbaltbarkeit inne werden sollen. Das unterfangen, die ganze griechische mythologie durch annähme von hypostasen zu erklären, musste jedem nicht von allem unterscheldungsvennögen für Wahrheit und wahrscbeinbchkeit verlassenen zu gemüthe führen, dass er auf einer schiefen ebene

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gründliche übersieht der griechischen mythen und ihrer gesehichte<br />

zu gewinnen. Das letzte ergebniss dieser foi-scbungen<br />

war der satz, dass der begriff' des Zeus, des himmels als der<br />

gottheit, die tiefliegende wurzel sei, aus welcher alle einzelnen<br />

göttergebilde bervorgewacbsen seien'. Durch philosophische<br />

speculation ist der alternde Scbelling zu der ansieht gelangt,<br />

dass im anfang aller religion ein relativer monotheismus stehe,<br />

der scharf zu unterscheiden sei von dem absoluten oder reinen<br />

monotheismus, welcher nur als letztes ergebniss religiöser und<br />

philosophischer entwicklung auftrete ä; jene relative oder unentwickelte<br />

vorstebung einer gottheit konnte bei der Unzulänglichkeit<br />

ungesehulten denkens nur in unbestimmter ahnung<br />

eines herren der weit und der mensehen bestehn, der in jeder<br />

erseheinung des lebens sieb immer neu offenbarte und darum<br />

auch unter zahlreichen verschiedenen namen angerufen wurde:<br />

diese verschiedenen erscheinungen des einen gottes mussten<br />

sich dann im lauf der zeit zu besonderen göttern verselbständigen.<br />

Der thurmbau zu Babel und die Völkertrennung bezeichnen<br />

ihm den Wendepunkt, wo die Völker der erde den<br />

einen gemeinsamen gott verlassen hatten und sich dem polj'theismus<br />

zuwandten.<br />

Was für Welcker die frucht einer an Aischylos genährten<br />

religiösen empfindung war, schien sich auch auf dem wege<br />

exaeterer forschung als ergebniss einzufinden. Ich gestehe<br />

diesen weg gegangen zu sein. Als ich den ersten versuch<br />

wagte die gesehichte der griechischen rebgion zu bearbeiten,<br />

stellte ich mir die aufgäbe, so viel wie möglich reihen von<br />

thatsacben zu gewinnen, durch welche die vor der bezeugten<br />

gesehichte hegende religionsstufe, der ausgangszustand der zur<br />

griechischen gruppe gehörigen Völker genauer bestimmt werden<br />

könnte. Dazu boten sich mehrere wege der beobachtung. Die<br />

griechischen monatsnamen sind ihrer überwiegenden masse<br />

nach von dem hauptfeste des Zeitraums oder von dem gotte,<br />

dem dies fest galt, hergeleitet. Das seit CFHermanns be-<br />

1 Welcker Gr. götterl. 1, 129 ff.<br />

2 s. Schellings Einleitung in die philosoi)hie der mythologie<br />

(sämmtl. werke ii 1 Stuttg. 1856) besonders 175 ff.

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