Untitled - JScholarship

266 SONDERGÖTTER
stebt, wie es an dem altar der 'Ehrwürdigen' noch dringender
als sonst erfordert wurde. Erscheint das zu unerheblich als
dass es zur ausprägung eines besonderen göttlieben begriffs
hätte führen können? Noch in der kaiserzeit ist der den
Aegyptern entlehnte Harpokrates zu einem gott des Schweigens
gemacht worden, und nackte weibliche figürchen mit unzweideutiger
handstellung, die als amulete gedient*", beweisen, dass
es auch eine göttin derselben bedeutung gab. Der eigentliche
ausdruck für das feierbche schweigen bei heiliger handlung
ist nicht sowohl fiffuxdCeiv*''als eiJcpri|.teTv: nun, welche Wichtigkeit
das für die religiöse empfindung hatte, ermesse man aus
der mythischen bedeutung des Euphemos; dass dieser dorische
heros von hause nichts anderes war als der attische Hesychos,
bedarf unter phbologen doch keines wortes. Er verhilft uns
aber noch zur beobacbtung der weiteren thatsachc, dass der
begriff, als er durch die heroensage vorweggenommen schien,
durch tlbertragung auf einen persönlichen gott als beiname
gewissermassen gerettet dh. dem cultus erhalten wurde: auf
Lesbos wurde unter dem unveränderten namen Euphemos Zeus
verehrt, bei Doriern mit adjectiviseher fortbildung Zeus eü-
(pd|uioq*^.
Aber auch der rede kann göttbchkeit zukommen. Das
wort, das bei einem Wendepunkt des lebens unversehens unser
obr trifft wie eine mahnung von oben (KXribdiv omen)^^, wenn
zb. beim antritt der fahrt zum Partberkrieg Crassns einen
fcigenhändler Cauneas dh. caue ne eas ausrufen hört, und
ebenso die mit räthselhafter raschheit sieh verbreitende, einer
ermittelung der letzten quelle spottende künde des gerächtes
46 s. OJahn in den Berichten der sächs. gesellsch. d. wiss.
1855 s. 47 f.
47 doch s. Euripides im Phaethon fr. 773, 61 ^x^iv XP>) öxön' ^v
i^ffuxicji. Bei Pindar (Pyth. 8, 1 f. fr. 109, 3 Berglv) ist 'Affuxia personification
des friedenszustands.
48 Hesych. Eüq)nno?: ö Zeü? ^v A^ffßuj, ders. €üqpd|mo?: ö Zeu?.
'€cpd|no?: Zeu?.
49 hcrmen. Montepess. im Corpus glossar. lat. iii p. 291, 49
KXribdiv onieii, vgl. ebd. ii 138, 30. 350, 33. Das auch lautgeschichtlich
lehrreiche beispiel von Crassus überliefert Cicero de diuin. ii
40, 84.