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250 SONDERGÖTTER den lebenswandel auf erden verdienen müsse, findet ihren ausdruck in der sitte dorischer und benaehbarter ionischer inseln, angehörige namentlich der adclsgesclilechter nach dem tod durch förmlichen beschluss zu heroen zu erklären (dqpiipuiiEai)*, wie zu Sparta die könige und vieler orten die fürs \-atei-land gefallenen als heroen hochgehalten wurden; schon in der ersten hälfte des II jh. V. Chr. erweist die ausschliesslich aus attischen bürgern bestehende cultusgenossenschaft der Dionysiasten einem um sie verdienten priester des gottes die gleiche ehre^; gi-ündcr von Städten, retter in kriegsnoth, namhafte sclmlhäupter werden thatsächlich des cultus, zuweilen auch des namens von heroen theilhaftig, und für die unterthänigkeit der makedonischen zeit bot sich der heroenname als das beijuemste und näehstbegende mittel um der Verehrung für rettende und städtegründende herrseher schon im leben ausdruck zu geben''. Die grenze, die in jener Vorstellung gegeben scheint, musste eine flüssige bleiben: jeder denkt von seinen beben das beste. So wird es denn schon seit dem iii jahrh. v. Chr. in Boiotien und allenthalben üblich, den todten überhaupt als 'heros' oder guten heros' (npujg xpr\ati. xaipe) auf den grabsteinen zu bezeichnen. 4 namentlich auf Thera s. CIG n. 2467—73 mit den nachträgeu 2, 1087 f. Ross inserr. ined. 2, 83 ff. 3, 12 vgl. Boeckh kl. schrr. 6, 12 Ross Griech. inselr. 1, 72. 2, 18. Anaphe: Ross, Ai-ehiieol. aufs. 2, 509—521. Aehnliches bezeugt für. das ion. Amorgos Ross inscrr. ined. ii n. 122 f. vgl. 120 f. Vgl. KKeil Analeet.a epigr. et onomatol. p. 39 ff., über Sparta usw. 46 ff. Bezeichnend ist was gerade von Thera Eustathios zu Dion. pcrieg. ö.'lO p. 206, 34 Beruh, (auch Stephanos Byz. p. 313, 13) bezeugt: ev xaöxri oöxe xou? ^xüjv v 9vri- OKOvxa? ^9privouv oüxe xou? ^mxaexet?, el 9dvoiev; wer zu den göttern eingellt, nachdem er hienieden die lebenshöhe überstiegen hat, ist nicht zu bedauern sondern glücklich zu preisen. 5 Athen, mittheil. 9, 291 z. 46 f. cppovxiffai bi xoü? öpxeiüva?, öiruj? dcpripujia9ei Ai[o]vöffio? Kai d[v]ax69eT ^v xilti iepüii irapd xöv Oeöv, öirou Ka[i] ö irax)>ip aöroO vgl. UKöhler ebend. 298. 6 Bekannt ist die Verehrung dos Brasidas zu Amphipolis aus Thukyd. 5, 11 vgl. Fleckeisens jahrb. 1871 s. 316. Don cultus der schulhilupter kennen «ir am b(>sfeii durch Epikuros; es gehört dahin auch die elire des bildnisses. Beispiel eines lebenden heros ist der tyrann Nikias von Kos, s. Paton and Hicks Inscrr. of Cos u. 7(;-80 p. 124 f.
HEROEN 251 Die Stätte der Verehrung ist das grabmal; die stadt, in deren umkreis es liegt, genicsst den schütz des dort zur ruhe gekommenen'. Einzelne alte gräber gelten so als Unterpfand für das heil der Stadt; man vereiirt den seligen schutzgeist dann unter dem gattungsnamen 'heros' oder 'heroine', mochte nun der eigenname geheim gehalten werden oder vergessen sein*. ;\lau versteht so, dass in Thrakien neben der allgemeinen vorstebung, dass die gestorbenen als heroen reiter der himmlischen heei-schaar werden^, der begriff heros auch sich zu dem des schutzgottes verdichten konnte: allenthalben bat man dort kleine roh gearbeitete votivtafeln mit der Inschrift Kupiuj fipun 'dem herrn Heros' und der darstellung eines reiters gefunden^", 7 Das ist jedem aus Sophokles' Oedipus auf Kolonos beliannt, vgl. Eurip. Herakbden 1026 ff. und mehr bei Lobeck Aglaoph. 279 ff. Das Christenthum hat die Vorstellung festgehalten. Jakob der weise 'iuxta muros Nisibe sepelitur ob custodiam uidelicet ciuitatis' (Gennadius de uiris inl. 1); um die leichen Palästinischer mönche entbrennt ein förmlicher kämpf zweier städte (Cassianus conl.G,\ p. 153 Wien.); vgl. Lipsius' Acta apost. apocr. i p. 172, 16. 174, 5 ff. Und da nach bekanntem gesetz des aberglaubens die kraft einer persönbchkeit in jedem glied, ja in allem was zu ihr gehört hat, lebendig- ist, so muss auch der besitz einer reliquie den vollen schütz des seligen verbürgen. Die reliquiensucht ist schon im iv jh. n. Chr. völlig entwickelt (z. h. Theodosios s. 188); sie führt bei dem tode heiliger männer häutig zu widerwärtigen sceneu förmlicher leichenschändung, s. zb. leben des h. Theodosios s. 97, 9—16 Kallinikos' leben d. h. Hypatios s. 106 f. (137, 26 f. der hs.); sogar der h. Eligius bricht der leiehe des h. Quintinus einen zahn aus (Anall. Bolland. viu 431, 41). 8 s. ERohde, Psyche 161 ff. ()95. In dem opferkalender von Ikaria werden wiederholt opfer einfach fipu^' und Vipdiivrii vorgeschrieben, einige male mit näherer bezeichnung- Tipmi Trapä xö'EXXujxiov, r\. iv [A VjpaffiXeiai, fi. «fripaiuji. So in Abdera fipuui AüXiuveixr) 9uffiaöxai CIL in suppl. 7378 (Bull, de corr. hell. 8, 49). 9 In der gegend von Amphipolis hat Perdrizet ein kleines denkmal gefunden, das eiue weibliche figur auf einem sockel (darauf xaipe) und links von ihr zwei, rechts einen auf sie zusprengenden reiter mit flatternder chlamys darstellt, darunter die Inschrift AioffKoupibr]?, ZeX|aoöxa?, Zeiuöpuiv oi r]vX\lex »ipiue? KUI KaXXiöun n'v'^iZei. Bull, de corr. hell. 18, 436. 10 ADumont, Älelanges d'archeologie et d'epigraphie (Par. 1892) p. 218 ff. mit den nachweisen p. 510. Als schutzgott des hauses
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HEROEN 251<br />
Die Stätte der Verehrung ist das grabmal; die stadt, in deren<br />
umkreis es liegt, genicsst den schütz des dort zur ruhe gekommenen'.<br />
Einzelne alte gräber gelten so als Unterpfand für<br />
das heil der Stadt; man vereiirt den seligen schutzgeist dann<br />
unter dem gattungsnamen 'heros' oder 'heroine', mochte nun<br />
der eigenname geheim gehalten werden oder vergessen sein*.<br />
;\lau versteht so, dass in Thrakien neben der allgemeinen vorstebung,<br />
dass die gestorbenen als heroen reiter der himmlischen<br />
heei-schaar werden^, der begriff heros auch sich zu dem des<br />
schutzgottes verdichten konnte: allenthalben bat man dort kleine<br />
roh gearbeitete votivtafeln mit der Inschrift Kupiuj fipun 'dem<br />
herrn Heros' und der darstellung eines reiters gefunden^",<br />
7 Das ist jedem aus Sophokles' Oedipus auf Kolonos beliannt,<br />
vgl. Eurip. Herakbden 1026 ff. und mehr bei Lobeck Aglaoph. 279 ff.<br />
Das Christenthum hat die Vorstellung festgehalten. Jakob der weise<br />
'iuxta muros Nisibe sepelitur ob custodiam uidelicet ciuitatis' (Gennadius<br />
de uiris inl. 1); um die leichen Palästinischer mönche entbrennt<br />
ein förmlicher kämpf zweier städte (Cassianus conl.G,\ p. 153<br />
Wien.); vgl. Lipsius' Acta apost. apocr. i p. 172, 16. 174, 5 ff. Und<br />
da nach bekanntem gesetz des aberglaubens die kraft einer persönbchkeit<br />
in jedem glied, ja in allem was zu ihr gehört hat, lebendig-<br />
ist, so muss auch der besitz einer reliquie den vollen schütz<br />
des seligen verbürgen. Die reliquiensucht ist schon im iv jh. n. Chr.<br />
völlig entwickelt (z. h. Theodosios s. 188); sie führt bei dem tode<br />
heiliger männer häutig zu widerwärtigen sceneu förmlicher leichenschändung,<br />
s. zb. leben des h. Theodosios s. 97, 9—16 Kallinikos'<br />
leben d. h. Hypatios s. 106 f. (137, 26 f. der hs.); sogar der h. Eligius<br />
bricht der leiehe des h. Quintinus einen zahn aus (Anall. Bolland.<br />
viu 431, 41).<br />
8 s. ERohde, Psyche 161 ff. ()95. In dem opferkalender von<br />
Ikaria werden wiederholt opfer einfach fipu^' und Vipdiivrii vorgeschrieben,<br />
einige male mit näherer bezeichnung- Tipmi Trapä xö'EXXujxiov,<br />
r\. iv [A VjpaffiXeiai, fi. «fripaiuji. So in Abdera fipuui AüXiuveixr)<br />
9uffiaöxai CIL in suppl. 7378 (Bull, de corr. hell. 8, 49).<br />
9 In der gegend von Amphipolis hat Perdrizet ein kleines<br />
denkmal gefunden, das eiue weibliche figur auf einem sockel (darauf<br />
xaipe) und links von ihr zwei, rechts einen auf sie zusprengenden<br />
reiter mit flatternder chlamys darstellt, darunter die Inschrift AioffKoupibr]?,<br />
ZeX|aoöxa?, Zeiuöpuiv oi r]vX\lex »ipiue? KUI KaXXiöun n'v'^iZei.<br />
Bull, de corr. hell. 18, 436.<br />
10 ADumont, Älelanges d'archeologie et d'epigraphie (Par.<br />
1892) p. 218 ff. mit den nachweisen p. 510. Als schutzgott des hauses