Untitled - JScholarship

Untitled - JScholarship Untitled - JScholarship

jscholarship.library.jhu.edu
von jscholarship.library.jhu.edu Mehr von diesem Publisher
23.04.2013 Aufrufe

230 SONDERGÖTTER Wieseler "• zu beweisen versucht, dass dem dichter die Athene selbst als Basileia vorschwebe. Das wenigstens hat er richtig hervorgehoben, dass das spiel des aristophanischen scherzes in der wortbeziehung zwischen der ßaffiXeia des Zeus und seiner jungfräulichen tochter BaffiXeia den zureichenden grund nicht finde, sondern auf geläufigen Voraussetzungen des attischen cultus beruhen müsse. Es war längst bekannt, dass schon bei Kratinos diese Basileia eine rolle gespielt hatte. Nun haben wir auch inschriftliche Zeugnisse in dem votivrelief an Zeuxippos und Basüeia^*, in dem schon oben s. 12 herangezogenen volksbescbluss über das heibgthum des Neleus und der Basile {CLA IV n. 53 a) und in dem schönen relief, das die entführung der ' BaffiXri' durch Eehelos darstellt. Piaton bestimmt die läge einer ringsebule des Taureas durch die angäbe ' gegenüber dem heiligthum der Basile': denn so haben wir nach dem zeugniss der einen handschrift, welche alle anderen aufwiegt, zu lesen ^^. Das heibgthum wird zwischen Dionysostbeater und Ibssos gelegen haben, wo der volksbescbluss gefunden wurde. Zur erklärung der aristophanischen gestalt hat man längst den euhemeristiseh gefassten mythos des Diodoros (3,57) herangezogen, der die Basileia, obwohl er sie von Rhea scheidet und obwohl er betont, dass sie Jungfrau geblieben sei, doch den namen (aeTdXri )bir|xr|p erhalten und mutter des Helios und der Selene durch ihren bebbngsbruder Hyperion werden lässt. Wir kennen nicht die unterläge für dies sagengewebe des 30 Wieseler, Aduersaria in AeschyU Prometheum et Arist. Aues p. 124 fF. 31 schol. Ar. av. 1535 foxi bi Kai irapd Kpaxiviu i^ BaöiXeia vgl. Meineke Com. 2, 223. CIA ii n. 1573 xöii Z6U(S){IIITLUI (vgh oben s. 142) Kai xeT ßa0i(X)eiai, vgl. Conze in den sitzungsb. d. Wiener akad. 1872 b. 71, 320 ff. Raub der Basile durch Eehelos: Ephim. arch. 1893 taf. 9 vgl. Kavvadias s. 129 ff. 32 Piaton Charm. Ib3

HIMMELSKÖNIGIN 231 Dionysios Skytobräebion: künde eines cultus der göttermutter als Basileia, wie er zu Pergamon bestand ä', muss er gehabt haben, aber er verarbeitet sichtlich damit eine ganz verschiedene Überlieferung von der jungfräubehen himmelskönigin. Auch auf dorischem gebiet taucht der begriff auf. Auf der insel Thera hat sich als kapelle des h. Nikolaos ein antikes heroon erbalten, in welchem eine nische von einem dankbaren ehepaar Geä BaffiXeia geweiht ist 3*. Loescheke hat sie für die göttermutter genommen, mit mindestens gleichem recht dürfte man an Persephone (s. anm. 24) denken. Ich halte beides für ungerechtfertigt, und trage ohne einen bestimmteren anhält sogar bedenken das lat. deae reg{inae) eines niederrheinischen votivsteins'^ einer persönlichen göttin, also Juno zuzuweisen. Denn da für den begriff der himmelskönigin selbständige geltung und Verehrung nachgewiesen ist, so folgt auch, dass wo dieser begriff als beiname persönlicher göttinnen erscheint, er auf diese übertragen sein muss, aber nicht erst aus der persönlichen Vorstellung herausgewachsen sein kann; und damit fällt jeder anlass weg, wo wir dem alten sonderbegriff begegnen, eine nachträgliche verselbständigung des beinamens anzunehmen. Wie bei uns die madonna von Loreto, die mutter gottes von Einsiedeln usw. unterschieden wird, so pflegten sich auch im altertbum die hervorragenden persönlichen götter nach den berühmteren cultusstätten zu spalten; tempelbild und verebrungsform bewirkte Verschiedenheiten, die ihren natürlichen ausdruck in ortbezeichnenden beinamen fanden. Von einer eleusiniscben Demeter, von einem pergamenischen oder epidaurischen Asklepios usw. konnte man mit fug reden. Es wird vielen zweifellos scheinen, dass alle solche ortsbezeichnungen abgeleitete oder seeundäre beinamen seien. Nichts kann irriger sein. Schon die alten, denen diese auffassung wahrbeh nahe lag, haben 33 s. Jahrb. der kön. preuss. kunstsammlungen 1888 b. 9, 89. 34 CIG II p. 1086 n. 2465 c vgl. Ross Archaeol. aufs. 2, 421 Michaelis in den Annali dell' inst. 1864 t. 26, 257 Loescheke ao. s. 17. 35 Brambachs inscrr. rhenau. n. 306 p. 79.

HIMMELSKÖNIGIN 231<br />

Dionysios Skytobräebion: künde eines cultus der göttermutter<br />

als Basileia, wie er zu Pergamon bestand ä', muss er gehabt<br />

haben, aber er verarbeitet sichtlich damit eine ganz verschiedene<br />

Überlieferung von der jungfräubehen himmelskönigin.<br />

Auch auf dorischem gebiet taucht der begriff auf. Auf der<br />

insel Thera hat sich als kapelle des h. Nikolaos ein antikes<br />

heroon erbalten, in welchem eine nische von einem dankbaren<br />

ehepaar Geä BaffiXeia geweiht ist 3*. Loescheke hat sie für<br />

die göttermutter genommen, mit mindestens gleichem recht<br />

dürfte man an Persephone (s. anm. 24) denken. Ich halte<br />

beides für ungerechtfertigt, und trage ohne einen bestimmteren<br />

anhält sogar bedenken das lat. deae reg{inae) eines niederrheinischen<br />

votivsteins'^ einer persönlichen göttin, also Juno<br />

zuzuweisen. Denn da für den begriff der himmelskönigin<br />

selbständige geltung und Verehrung nachgewiesen ist, so folgt<br />

auch, dass wo dieser begriff als beiname persönlicher göttinnen<br />

erscheint, er auf diese übertragen sein muss, aber nicht erst<br />

aus der persönlichen Vorstellung herausgewachsen sein kann;<br />

und damit fällt jeder anlass weg, wo wir dem alten sonderbegriff<br />

begegnen, eine nachträgliche verselbständigung des beinamens<br />

anzunehmen.<br />

Wie bei uns die madonna von Loreto, die mutter gottes<br />

von Einsiedeln usw. unterschieden wird, so pflegten sich auch<br />

im altertbum die hervorragenden persönlichen götter nach den<br />

berühmteren cultusstätten zu spalten; tempelbild und verebrungsform<br />

bewirkte Verschiedenheiten, die ihren natürlichen ausdruck<br />

in ortbezeichnenden beinamen fanden. Von einer eleusiniscben<br />

Demeter, von einem pergamenischen oder epidaurischen Asklepios<br />

usw. konnte man mit fug reden. Es wird vielen zweifellos<br />

scheinen, dass alle solche ortsbezeichnungen abgeleitete oder<br />

seeundäre beinamen seien. Nichts kann irriger sein. Schon<br />

die alten, denen diese auffassung wahrbeh nahe lag, haben<br />

33 s. Jahrb. der kön. preuss. kunstsammlungen 1888 b. 9, 89.<br />

34 CIG II p. 1086 n. 2465 c vgl. Ross Archaeol. aufs. 2, 421<br />

Michaelis in den Annali dell' inst. 1864 t. 26, 257 Loescheke ao. s. 17.<br />

35 Brambachs inscrr. rhenau. n. 306 p. 79.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!