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214 SONDERGÖTTER anerkannt, dass der Lykeios erst nach dem Lykeion, aber nicht dies nach jenem benannt worden ist? Lykos bat zu Athen keineswegs blos in einem Ortsnamen und der sage fortgelebt. Ein gei-ichtshof, der nicht anders als innerhalb der Stadtmauern liegen konnte, hiess eiri AUKLU **8; es ergibt sich daraus fast mit gewissheit, dass auch im Innern der stadt sich ein kleines heiligthum des Lykos befand, an das jener gerichtshof stiess. Andernfalls hätte nicht ein gerichtshof unter vielen durch diese bezeichnung unterschieden werden können. Denn es ist bekannt, dass in oder an den geriehtsböfen Athens allgemein eine umzäunte kapelle und statue des 'heros' Lykos angebracht zu sein pflegte**'^. Die gegenwart des Lykos ist für die gerichtspflege so unerlässlicb, dass auch der unvorbereitete fastnachtsehwank einer gerichtssitzung in Aristophanes' Wespen nicht vor sich gehen kann, ohne dass das 'heroon des Lykos', wohl nur ein heibgenschrein mit dem bilde, aus dem haus herbeigeschaff't wird (819 ff.). Lykos ist der Schutzheilige des attischen heliasten; an ihn richtet der ' riebtebold' Philokieon bei Aristophanes (Wcsp. 389) sein stossgebet Ol AÜKe becTTTOxa, -^ehxuv fipin?. Die üblichen bilder zeigten ihn in menschlicher gestalt, aber ohne waffen, wie aus Aristophanes (Wesp. 823) hervorgeht; doch muss auch die darstellung als wolf nicht ungebräuchlich gewesen sein (anm. 114). Es ist 113 Poll. 8, 121 xö eitl AÜKUj (biKaOxripiov), dqp' ou Kai r^ AÜKOU beKd?. Kai npuu? bi i'bpuxo aüxööi exiuv xoO 9rip(ou nopqpnv. irdXai b' eKei ouv^eoav oi ouvbeKdZovxe? xd biKaaxupia. Mit unrecht haben Hudtwalker, Diaeteten s. 14 und Bernhardy Eratosth. p. 215 die nachricht angezweifelt, s. Schömann de sort. lud. p. 42, 114 Eratosthenes (Bernhardy p. 214) bei Harpokr. p. 53, 6 Aü- KO? iarXv npuu? irpö? xoi? ^v 'A9rivai? biKaaxripioi?, xoO 9ripiou jiopcpi'iv e'xujv, irpö? 8v oi boipoboKoOvxe? Kaxd i' YiT^öfievoi dveoxp^qpovxo, Ö9ev ei'pnxai "AÜKOU beKd?" sehol. Arist. vesp. 389 irpö? xoT? biKaoxripioi? AÜKo? npui? 'ibpuxo, ?9uov bi aüxuj Kai du^veiuov biKaoxiKÖv |aia9öv und ebd. irapd xoi? biKaoxripioi? xö xoO AÜKOU i^ipi^jov KXX. Kasilon lex. rhet. p. 672, 27 Pors. AÜKO? f^puj? - ibpu|a^vo? oöxo? f\v iv xoT? biKaaxripioi? - il) Kai aüxuj xö biKaoxiKÖv ^ve^ov, tlj? 'laato? ^v T€|.ieviKiI) (fr. 126 p. 242 Sauppe), bei Zenob. 5, 2 mit der genaueren angalie dqpuupioxo be aöxili xpidjßoXov xf)? i'm^pa?. Die Umzäunung- des sacellum bezeugt Aristoph. Wesp. ,394.

LYKOS 215 überaus bezeichnend ebenso für die bedeutung des heros wie für den damaligen dnrchschnittsstand rebgiöser empfindung, dass, als die demokratic den richtersold gebracht hatte, auch dem Lykos für jede gerichtsitzung der übliche sold, ein dreiobolcnstück, geopfert wurde: man würde das für einen scholiastenwitz halten, wenn nicht ein mitten im gcricbtsleben stehender Schriftsteller wie Isaios es bezeugt hätte. Der schattenhafte begriff des Lykos hat sich nun mit Inhalt erfüllt. Wir haben uns früher überzeugt, wie eng nicht nur die Vorstellungen von recht und gerechtigkeit, sondern auch die rechtspflege, wie sie im altertbum unserer Völker beobachtet wurde, mit der Verehrung des bchtgottes verwachsen waren. Von der fülle der Vorstellungen, die durch den begriff des bchtes erzeugt wurden, bat an dem alten Lykos, der reinsten und lange zeit auch durchsichtigsten Verkörperung des iiegriffs. nichts zäher gehaftet und länger gedauert als die beherrschung und leitung der gerichtspflege. Längst hatte man bei den musterungen und Übungen des heeres im Lykeion vergessen, dass die blüthe und der stolz des volkes dem liehtgotte gereinigt und geweiht werden sollte; ein gymnasion entstand dort, und Apollon Lykeios schob den alten gott hinweg. Aber nach wie vor ist Lykos bis in die makedonische zeit der Schutzheilige der gerichte geblieben, ein verkümmerter und, weil aus dem Zusammenhang gelöst, unverstandener rest ehemals lebendigen glaubens. Nach dieser seite ist zu Athen wenigstens nicht wie vermuthbeb in Eresos **" Apollon Lykeios an die stelle des Lykos getreten. Vielmehr ist es zur zeit der demokratic Helios, das sichtbare äuge des himmels, der als gott über den gerichten wacht, wie man den ausdrücken bXiaia riXidCecröai fiXiaffxriq entnehmen muss. Dass der begriff AUKO? in der langen zeit, während welcher die betrachteten sagen, anwendungen und fortbüdungen desselben entstanden, noch vobe durchsichtigkeit und 115 nach der Inschrift von Eresos bei Colbtz Gr. dialektinschrr. i n. 281 B 31 p. 106 ernennt die gemeinde für einen staatsprocess zehn anwälte (ouvdYopoi), dio bei Apollon Lykeios zu schwören haben, nach kräften das interesse der stadt zu vertreten. Das entspricht dem dortigen richtereid bei Zeus und Helios (anm. 51).

LYKOS 215<br />

überaus bezeichnend ebenso für die bedeutung des heros wie<br />

für den damaligen dnrchschnittsstand rebgiöser empfindung,<br />

dass, als die demokratic den richtersold gebracht hatte, auch<br />

dem Lykos für jede gerichtsitzung der übliche sold, ein dreiobolcnstück,<br />

geopfert wurde: man würde das für einen scholiastenwitz<br />

halten, wenn nicht ein mitten im gcricbtsleben<br />

stehender Schriftsteller wie Isaios es bezeugt hätte.<br />

Der schattenhafte begriff des Lykos hat sich nun mit<br />

Inhalt erfüllt. Wir haben uns früher überzeugt, wie eng nicht<br />

nur die Vorstellungen von recht und gerechtigkeit, sondern<br />

auch die rechtspflege, wie sie im altertbum unserer Völker<br />

beobachtet wurde, mit der Verehrung des bchtgottes verwachsen<br />

waren. Von der fülle der Vorstellungen, die durch den begriff<br />

des bchtes erzeugt wurden, bat an dem alten Lykos, der<br />

reinsten und lange zeit auch durchsichtigsten Verkörperung des<br />

iiegriffs. nichts zäher gehaftet und länger gedauert als die beherrschung<br />

und leitung der gerichtspflege. Längst hatte man<br />

bei den musterungen und Übungen des heeres im Lykeion vergessen,<br />

dass die blüthe und der stolz des volkes dem liehtgotte<br />

gereinigt und geweiht werden sollte; ein gymnasion entstand<br />

dort, und Apollon Lykeios schob den alten gott hinweg.<br />

Aber nach wie vor ist Lykos bis in die makedonische zeit der<br />

Schutzheilige der gerichte geblieben, ein verkümmerter und,<br />

weil aus dem Zusammenhang gelöst, unverstandener rest ehemals<br />

lebendigen glaubens. Nach dieser seite ist zu Athen<br />

wenigstens nicht wie vermuthbeb in Eresos **" Apollon Lykeios<br />

an die stelle des Lykos getreten. Vielmehr ist es zur zeit der<br />

demokratic Helios, das sichtbare äuge des himmels, der als<br />

gott über den gerichten wacht, wie man den ausdrücken<br />

bXiaia riXidCecröai fiXiaffxriq entnehmen muss.<br />

Dass der begriff AUKO? in der langen zeit, während<br />

welcher die betrachteten sagen, anwendungen und fortbüdungen<br />

desselben entstanden, noch vobe durchsichtigkeit und<br />

115 nach der Inschrift von Eresos bei Colbtz Gr. dialektinschrr.<br />

i n. 281 B 31 p. 106 ernennt die gemeinde für einen staatsprocess<br />

zehn anwälte (ouvdYopoi), dio bei Apollon Lykeios zu schwören<br />

haben, nach kräften das interesse der stadt zu vertreten. Das entspricht<br />

dem dortigen richtereid bei Zeus und Helios (anm. 51).

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