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6 FORMALE WUCHERUNG 2 Wie in der natur, so offenbart sich in der spräche der gebeimnissvolle trieb der fortpflanzung, Verjüngung und erneuerung. In den spracbgebilden wie in den organischen wesen beginnt dieser trieb mit einem gewissen alter zu ersterben. Es sind die früheren epochen der Sprachgeschichte, in denen diese zengungskraft umfassenderwirkt; ihnen gehört die ausbilduug des Wortschatzes und des formenreichthums an. Mit der Üppigkeit, mit welcher auf fettem boden aus einem Samenkorn ein unkraut sich rasch ausbreitet, lässt die spräche aus einem wortstamm eine fülle verschieden gebildeter worte von oft gleichem werthe hervorspriessen. Nicht als ob die mittel dieser Vervielfältigung, die sufifixe nicht ursprünglich ihre besondere bedeutung gehabt hätten und als ob sie nicht in der vollendeten spräche meist eine ganz bestimmte begriffliche funetion nach dem gesetz der analogie ausübten. Aber es gibt eine zeit in der sprächentwicklung, wo diese ursprünglich begrifiSieben demente zu blossen formelementen erstarrt scheinen, und die spräche nun, gleichsam in der freude über das neue mittel, nicht müde wird, dieselben zu immer neuen Schöpfungen zu combinieren. Die dichtung benutzt diese Variationen gern zu bequemerer bandhabung des verses, aber auch wo sie frei weiter bildet, muss doch die lebendige spräche in gleicher richtimg vorangegangen sein. Eine lediglich formale analogie macht sieh in diesem üppigen wuchern paralleler wortbildimgen geltend. Erst wenn die spräche sieh mehr vergeistigt hat und abstracter wird, dringt die begritifliche analogie durcli, welche den suffixen mit grösserer strenge ihre bestimmte funetion vorschreibt. Belege bietet jeder einfache wortstamm; es mag hier ein beliebig herausgegriffenes beispiel genügen, die bildung der adjectiva und adverbien von der wurzel Kpuß Kpuqp. V^on dem primären nonien Kpucpoi;, das in abstracter bedeutung nocli von Pindar (Ol. 2, KIT) gebraucht wird und als adjectivum nur in composition (wie dirÖKpucpoq) fortlebt, ist mit adverbialer fimction üblich geblieben das ncutrum Kpucpa und der locativ Kpucpfj; weitere sprossen sind Kpuqpr|J)6v (Odyssee) und die entlegneren Kpucpavböv und Kpucpdbig. Daneben stehen
FOR.M.iLE Wl'CHEUUNO 7 vom verbalstamm abgeleitet die adverbia Kpüßbr|v Kpüßba. Zu adjeetiven ist das alte nomen fortgebildet in KpOqpio? Kpucpimoi;, Kpüq)i|ioq KpucpinaToi;, KpußriXö?, hellenistisch Kpuqpioeibr|i; xpu- (piiübriq; durch erneutes zurückgehn auf die verbale wurzel entstanden KpuTTxöq KpuTTTdbioq; von seeundärer verbalform KpußacTTÖq. Noch näher liegt uns der häufige Wechsel der suffixform bei den nomina agenfh: -x^c, xrip xujp werden gleichmassig benutzt, so ist zu dppöZeiv dp|uocrTr|(; die übliche form, dp,uo0Trip hat Xenophon Hell. IV 8, 39 und vereinzelt Aischylos Eum. 459 dvbptuv vaußaTiiJv dpiaöffropa. In einzelnen fällen ist eine noch grössere zahl von nebenformen entwickelt, so von i^TUTn? Aisch. Hiket. 239 nTIfilP dor. cfflTrip Pindar, tragg. usw., fem. i^yrireipa Alexandriner i'lTnTiup oft bei Homer, fem. 'H^riTopia nymphe bei Diodor 5, 57 TiTeTr|(; dor. dfexai; Alexandriner, aber comp. XaTexa
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FORMALE WUCHERUNG<br />
2 Wie in der natur, so offenbart sich in der spräche der<br />
gebeimnissvolle trieb der fortpflanzung, Verjüngung und erneuerung.<br />
In den spracbgebilden wie in den organischen<br />
wesen beginnt dieser trieb mit einem gewissen alter zu ersterben.<br />
Es sind die früheren epochen der Sprachgeschichte,<br />
in denen diese zengungskraft umfassenderwirkt; ihnen gehört<br />
die ausbilduug des Wortschatzes und des formenreichthums an.<br />
Mit der Üppigkeit, mit welcher auf fettem boden aus einem<br />
Samenkorn ein unkraut sich rasch ausbreitet, lässt die spräche<br />
aus einem wortstamm eine fülle verschieden gebildeter worte<br />
von oft gleichem werthe hervorspriessen. Nicht als ob die<br />
mittel dieser Vervielfältigung, die sufifixe nicht ursprünglich<br />
ihre besondere bedeutung gehabt hätten und als ob sie nicht<br />
in der vollendeten spräche meist eine ganz bestimmte begriffliche<br />
funetion nach dem gesetz der analogie ausübten. Aber<br />
es gibt eine zeit in der sprächentwicklung, wo diese ursprünglich<br />
begrifiSieben demente zu blossen formelementen erstarrt<br />
scheinen, und die spräche nun, gleichsam in der freude über<br />
das neue mittel, nicht müde wird, dieselben zu immer neuen<br />
Schöpfungen zu combinieren. Die dichtung benutzt diese Variationen<br />
gern zu bequemerer bandhabung des verses, aber auch<br />
wo sie frei weiter bildet, muss doch die lebendige spräche in<br />
gleicher richtimg vorangegangen sein. Eine lediglich formale<br />
analogie macht sieh in diesem üppigen wuchern paralleler<br />
wortbildimgen geltend. Erst wenn die spräche sieh mehr vergeistigt<br />
hat und abstracter wird, dringt die begritifliche analogie<br />
durcli, welche den suffixen mit grösserer strenge ihre bestimmte<br />
funetion vorschreibt. Belege bietet jeder einfache wortstamm;<br />
es mag hier ein beliebig herausgegriffenes beispiel genügen,<br />
die bildung der adjectiva und adverbien von der wurzel Kpuß<br />
Kpuqp. V^on dem primären nonien Kpucpoi;, das in abstracter<br />
bedeutung nocli von Pindar (Ol. 2, KIT) gebraucht wird und<br />
als adjectivum nur in composition (wie dirÖKpucpoq) fortlebt,<br />
ist mit adverbialer fimction üblich geblieben das ncutrum Kpucpa<br />
und der locativ Kpucpfj; weitere sprossen sind Kpuqpr|J)6v (Odyssee)<br />
und die entlegneren Kpucpavböv und Kpucpdbig. Daneben stehen