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IATROS. PAIEON 153<br />

musste längst verehrt und eingewurzelt sein, wenn er neben<br />

Asklepios sich noch über zwei Jahrhunderte lang behaupten<br />

sollte, und der name des oligareben latrokles (s. 151) ist dafür<br />

ein urkundlieber beweis. Ist er aber einfach als latros angerufen<br />

worden, so konnte er nur als gott gedacht und verehrt<br />

werden. Eine göttliche kraft mag auf göttersöhne übergehen;<br />

aber wenn sie für sich, gewissermaassen abstraet genommen<br />

wird, so wird eben dies göttliche schlechthin gedacht und nur<br />

ein gott, dessen wesen in ihr beschlossen ist, kann ihr träger<br />

sein. latros, der arzt schlechtweg, ist also für Attika und<br />

lonien ein gott gewesen; erst vor Asklepios hat er sich in<br />

Attika gebeugt und ist zum rang eines heros herabgestiegen.<br />

leb musste breiter sein als mir lieb war, um all die üblichen<br />

ausfluchte süsser gewohnheit abzusehneiden. Wir können<br />

nun leichteren Schrittes vorangehn. latros war die ionische<br />

erneuerung eines älteren, allen Griechen gemeinsamen gottes,<br />

des Paian (episch TTairiujv), dessen name mit innerer Wahrscheinlichkeit<br />

auf die wurzel pu, also auf eine grundform pavjavan<br />

zurückgeführt worden ist'5. Der 'reiniger' hatte sich<br />

frühe zu dem allgemeineren begriff des übelabwehrers entwickelt,<br />

und unter den übeln, die er vertrieb, standen die<br />

krankheiten und leibesscbäden obenan. Er hat weder Persönlichkeit<br />

noch sage, als rechter sondergott ist er nichts anderes<br />

als woran das wort den Griechen unmittelbar erinnerte, übelabwehrer<br />

und arzt. Aber er ist älter als Apollon. Der kehrvers,<br />

mit dem zu allen zeiten die gebete und gottesdienstbchen<br />

gesänge um übelabwebr die gottheit anriefen, if) üaifiov oder<br />

ir|ie TTaidv, ist auf Apollon, auch auf Asklepios übertragen<br />

worden; das Apollinische cultusbed ist danach paian'", das<br />

rythmengesehleebt, in welchem auf Kreta diese lieder gehalten<br />

waren, paeone genannt worden. Schon in der Ilias (A 472)<br />

singen die Achaier einen 'schönen paieon' um den grollenden<br />

Apollon zur milde zu stimmen. Es konnte nicht ausbleiben,<br />

dass der alte gott gegenüber den lebensfrischen Olympiern<br />

15 Pictet in Kuhns zeitsehr. 5, 40; über die wurzel s. Potts<br />

wurzelwörterb. l 2 s. 1101 ff.<br />

16 vgl. Schwalbe, über die bedeutung des paean als gesang<br />

im Apollinischen kultus. progr. von Magdeburg 1847.

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