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140 GRIECHISCHE SONDERGÖTTER folge war, dass Erechtheus mit Poseidon verschmolzen, sein name ein beiname des Poseidon wurde: eine weihung an Poseidon Erechtheus kommt schon im fünften jahrh. vor"'. Aber officiell ist diese Unterordnung nicht gewesen: noch in der kaiserzeit ist auf einem sitze des Dionysostheaters vermerkt worden, dass er 'dem priester des Poseidon Gaieochos und des Erechtheus'gehöre, und selbst Pausanias, oliwobl er die Sachlage auf den köpf stellt, erkennt diese Scheidung an, wenn er sagt (l 26, 5), dass 'Po.seidon einen altar im tempel der Athena Pobas (dh. dem Erechtheion) gehabt habe, an dem man auch dein Erechtheus opfere gemäss einer Weisung des Orakels'. Die nicht zweifelhafte etymologie des Moites wird uns davor behüten von der naebträglichen gestaltung aus das verständniss der ursprunglichen zu suchen. Der stamm des nomen agentis ist epeK-brechen, zertheilcn: so in der wendung des Tbeopbrast*' epeHapevoiv xac; Kpi9äi;, und in epexöeiv zerreissen, zermalmen; daneben epiK- in epeiKeiv. Erechtheus ist somit der schollen-'brecher', ein griechiseher Yeruactor. Verschiedene bildung, nicht bedeutung hat Erichthonios. Die alten erklärten das wort aus der sage, indem sie den ersten bestandtheil theils auf 'Ipxc, theils auf epiov, womit Athena den von Hephaistos vergossenen samen abgewischt haben sollte, zurückführten; neuere haben eine Zusammensetzung des adverbiums epi- mit xö^jfjv angenommen, also 'gutlandig'. Es ist dasselbe verbum darin enthalten wie in Erechtheus: epiK-xOov-io mit erleichterung der dreifachen consonanz; das i der zweiten silbe kann sehr wohl erst unter dem einfluss der folgenden schweren 46 TTooeibOüvi '6pex6eT CIA i .•!87, die Zeugnisse aus der litteratur bei WVischer kl. sehr. 2, 355. sesselinschr. CIA in 276 iep^uj^ TTooeibüivoi; fairiöxou Kai 'GpexÖ^iu^ von Dittenberger p.84a nicht richtig beurtheilt; in der zeit Neros ebd. 805 ö iepeui; TTooei6u)v[o(;] '€p6xö^o

ERECHTHEUS, EIJICHTHOXKIS U.\. 141 consonantenverbindung aus e entwickelt sein. Das wort bedeutet also den 'erdaufreisser'. Dass der schollenbreeher und der erdaufreisser als begrifflieb identisch durcheinander liefen, war unvermeidlich; aber es ist zu beachten, dass nur Erechtheus dem cultus, Erichthonios der sage angehört, und dass nicht Erichthonios sondern Erechtheus zu Poseidon wurde. Der "brecher' kann so gut den erdschollen wie den meereswellen gelten, arare und epecTöeiv sind stammverwandt'^; das vedisehe gegenstück zu gr. apoxpov lat. aratrum ist aritra, bedeutet aber schiff und rüder; pflüg und rüder oder schiff sind im cultus synonyme Symbole. Sollten nicht ep-ex- (epecrcreiv, epexpöv) und das oben betrachtete ep-eK- parallele fortbildungen derselben wurzel sein? Die form des wortes Erechtheus war unvorgreiflich und erleichterte die engere Verknüpfung mit Poseidon, während bei Erichthonios stets der zweite bestandtheil an den erdboden erinnerte; nun ist zwar Poseidon ein segensgott des pflanzenwuchscs, ein OuxctXpioq, aber zum 'landbauer' reaipYO?*^ ist er doch wohl erst in späterer zeit geworden, wie denn auch ein Zeus feiupYÖc; erst in dem späten attischen sacralkalender CLA ni n. 77, 12 vorkommt. Mit Erichthonios muss eng verwandt sein die namentlich aus der dorischen Triopassage bekannte gestalt des Erysichthon^". Er ist längst als der 'erdaufreisser' erkannt worden, wenn auch zu beweisen blieb, wie eine bildung von epueiv ziehen, zerren zu dieser bedeutung kommen konnte. Ich hoffe, dass es der bnguistik möglich sein wird die ableitung aus einem der bedeutung näher begenden verbalstamm zu begründen. Allgemein einig ist man darüber, dass Triptolemos, nicht nur ein heros der attischen Demetersage, sondern auch ein gott, wie tempel und priesterthum beweist, der gott der dreifachen oder der dritten pflügung war ^i. Einig sollte man endlieh sein über den schon durch seine tochter fest an diesen 48 vgl. AKuhn in Webers Ind. Studien 1, 353 f 49 Poseidon reuupYÖi; bei Philostr. imag. ii 17,3 vgl. dazu Welcker p. 490. 50 eingehend bandelt davon OCrusius in Roschers lex. 1, 1373ff. 51 s. Preller-Robert 1, 769 ff. priester noch in der späteren kaiserzeit bezeugt durch CIA in 704.

ERECHTHEUS, EIJICHTHOXKIS U.\. 141<br />

consonantenverbindung aus e entwickelt sein. Das wort bedeutet<br />

also den 'erdaufreisser'. Dass der schollenbreeher und<br />

der erdaufreisser als begrifflieb identisch durcheinander liefen,<br />

war unvermeidlich; aber es ist zu beachten, dass nur Erechtheus<br />

dem cultus, Erichthonios der sage angehört, und dass<br />

nicht Erichthonios sondern Erechtheus zu Poseidon wurde. Der<br />

"brecher' kann so gut den erdschollen wie den meereswellen<br />

gelten, arare und epecTöeiv sind stammverwandt'^; das vedisehe<br />

gegenstück zu gr. apoxpov lat. aratrum ist aritra, bedeutet aber<br />

schiff und rüder; pflüg und rüder oder schiff sind im cultus<br />

synonyme Symbole. Sollten nicht ep-ex- (epecrcreiv, epexpöv)<br />

und das oben betrachtete ep-eK- parallele fortbildungen derselben<br />

wurzel sein? Die form des wortes Erechtheus war unvorgreiflich<br />

und erleichterte die engere Verknüpfung mit Poseidon,<br />

während bei Erichthonios stets der zweite bestandtheil an<br />

den erdboden erinnerte; nun ist zwar Poseidon ein segensgott des<br />

pflanzenwuchscs, ein OuxctXpioq, aber zum 'landbauer' reaipYO?*^<br />

ist er doch wohl erst in späterer zeit geworden, wie denn auch<br />

ein Zeus feiupYÖc; erst in dem späten attischen sacralkalender<br />

CLA ni n. 77, 12 vorkommt.<br />

Mit Erichthonios muss eng verwandt sein die namentlich<br />

aus der dorischen Triopassage bekannte gestalt des Erysichthon^".<br />

Er ist längst als der 'erdaufreisser' erkannt worden,<br />

wenn auch zu beweisen blieb, wie eine bildung von epueiv ziehen,<br />

zerren zu dieser bedeutung kommen konnte. Ich hoffe, dass<br />

es der bnguistik möglich sein wird die ableitung aus einem<br />

der bedeutung näher begenden verbalstamm zu begründen.<br />

Allgemein einig ist man darüber, dass Triptolemos, nicht<br />

nur ein heros der attischen Demetersage, sondern auch ein<br />

gott, wie tempel und priesterthum beweist, der gott der dreifachen<br />

oder der dritten pflügung war ^i. Einig sollte man endlieh<br />

sein über den schon durch seine tochter fest an diesen<br />

48 vgl. AKuhn in Webers Ind. Studien 1, 353 f<br />

49 Poseidon reuupYÖi; bei Philostr. imag. ii 17,3 vgl. dazu Welcker<br />

p. 490.<br />

50 eingehend bandelt davon OCrusius in Roschers lex. 1, 1373ff.<br />

51 s. Preller-Robert 1, 769 ff. priester noch in der späteren<br />

kaiserzeit bezeugt durch CIA in 704.

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