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122 SONDERGÖTTER Torellus eremit von Vallombrosa (16 märz) beschützt die frauen bei der entbindung Trophiiiius (29 dec.) heilt podagra und chiragra. Dies wenige, was ich im Diario gelegentlich bemerkt finde, reiebt wenigstens dazu vollständig aus, um den irrthum abzuwehren, als sei es nicht die kirche, sondern nur das niedere, ungebildete volk, was so heidnisch von den heiligen denke. GRIECHISCHE SONDERGÖTTER 9 Die itabsebe religion steht nicht mehr allein mit ihrer treuen bewahrung nüchtern prosaischer götterbegriffe. In dem glauben der Litauer und Letten haben wir nahezu ausschliesslich dieselbe art religiöser begriffsbildung wahrnehmen können. Auch den Griechen fehlt es keineswegs an solchen durchsichtig bezeichneten göttern, welche nur einzelne momente des lebens und handelns umfassen. Je mehr diese erseheinung dem, was wir als griechische religion zu denken uns gewöhnt haben, fremd und widersprechend zu sein scheint, um so mehr Sorgfalt und gewicht muss der nachweis beanspruchen, dass auch die letztere trotz ihrer plastischen und mythischen ausgestaltung nicht arm an völlig gleichartigen götterbegriffen ist, ja dieselben zur grundlage ihres reichen polytheismus hat. Wir wollen zunächst in den göttern des häuslichen lebens Umschau halten, die wir in den römischen indigitamenta besonders reich entwickelt finden. Soweit sie mit den sorgen der frauen verwachsen waren, konnten diese gestalten trotz allem glänze der höheren gottheiten nur schwer vergessen werden. Auch die griechische tradition erweist sich auf diesem gebiet ausgiebig. In der gebetformel, womit Aristophanes in den Thesmophoriazusen v. 295 f. die feierliche eröffnung der athenischen Volksversammlung nachahmt, werden nach Demeter, Köre und Plutos KaXXifeveia und Koupoxpöcpo? angerufen, gottheiten der gehurt und des wachsthums. In der Umarbeitung desselben Stücks hatte Aristophanes der KaXXifdveia den prolog in den mund gelegt, indem er sie als untergeordnete göttin aus dem

DER GRIECHEN kreis der Demeter, wahrscheinlich als amme derselben ^ einführte. Allgemein ionisch— nur die frauen inEretria'-' machten eine ausnähme — scheint die sitte gewesen zu sein, an den Thesmophorien diese göttin anzurufen; in Athen war der dritte tag des festes ihr geweiht und trug den namen xa KaX- XiYeveiaä. Aus dem sieilischen Akrai, einer gründnng von Syrakus, ist eine weihinschrift** erhalten, die ich nicht anders verstehen kann als dass der Stifter (Theo . . .) KaXXiTeviav und vermuthbeb Kd(Tx[opa Kai TToXubeÜKri] im tempel des Dionysos aufgestellt hat. Auf weitere Verbreitung des cultus gestattet die Verwendung als frauenname einen schluss; wir kennen den namen aus Grossphrygien, Paphlagonien und Bithynien^. Die alten grammatiker besassen sieber keinen anbaltspunkt, der dazu berechtigte Kalbgeneia als epitbeton einer höheren gottheit unterzuordnen: Apollodoros rieth auf Ge, andere auf Demeter; gewissenhaftere wiesen eine solche identificierung ab und Hessen sie amme oder priesterin oder dienerin der Demeter sein; dreister aber gewiss nicht besser unterrichtet war, wer sie als. tochter des Zeus und der Demeter ausgab''. Die göttin war eben nie mehr noch weniger als 'Kalbgeneia', und wenn 1 Photios lex. p. 127, 10 vgl. Fritzsche zu den Thesmoph. p. 584 und unten anm. 6. 2 Plutarch qu. gr. 31 p. 298. 3 Alkiphron 3, 39 i^ vOv ^oxiliaa ffenvoxdtxri x'üiv 0e(j|aoq)op(ujv ^opxii • i'i ixiv oxiv avoboc; Kaxä xfiv irpdixriv yijovev ^yiipav, fi vr)axeia bi xö XT^iaepov elvai irap' 'AGnvaioK; fopxdZ£xai, xö KaWiT^vem bi de, xrjv eiTioOoav eiiouotv. 4 CIG 5432, genauer Kaibel IGSI 205. Die erste zeile bezeichnet durch den genetiv Aiovuoou Koi ^[yuxeipac;] die eigenthümer der weihung, wie öfter. Die vierte zeile KaWixeviav Kaox ist nachträglich mit kleinerer sehrift eingeschoben. 5 Bennisoa in Phrygien CIG 3857 u oder Lebas-Waddington 779; in Paphlagonien laut des orakels des Alexander von Abonuteichos bei Lukian Alex. 50; Myrlea-Apamea in Bithynien CIG 3716 (Lebas-Wadd. 1131). 6 schol. Ar. Thesm. 298, zu ergänzen durch Hesychios unter KaXXiT^veiotv und Photios p. 127, 9 vgl. Rhein, mus. 23, 329 anm. 32, wo ich übrigens das beiwort des Aristophanes: 6 KxufxxKÖc, voreilig angezweifelt habe: es wird verständlich, wenn man an den prolog des umgearbeiteten Stücks (anm. 1) denkt. 123

DER GRIECHEN<br />

kreis der Demeter, wahrscheinlich als amme derselben ^ einführte.<br />

Allgemein ionisch— nur die frauen inEretria'-' machten<br />

eine ausnähme — scheint die sitte gewesen zu sein, an<br />

den Thesmophorien diese göttin anzurufen; in Athen war der<br />

dritte tag des festes ihr geweiht und trug den namen xa KaX-<br />

XiYeveiaä. Aus dem sieilischen Akrai, einer gründnng von<br />

Syrakus, ist eine weihinschrift** erhalten, die ich nicht anders<br />

verstehen kann als dass der Stifter (Theo . . .) KaXXiTeviav und<br />

vermuthbeb Kd(Tx[opa Kai TToXubeÜKri] im tempel des Dionysos<br />

aufgestellt hat. Auf weitere Verbreitung des cultus gestattet<br />

die Verwendung als frauenname einen schluss; wir kennen den<br />

namen aus Grossphrygien, Paphlagonien und Bithynien^. Die<br />

alten grammatiker besassen sieber keinen anbaltspunkt, der<br />

dazu berechtigte Kalbgeneia als epitbeton einer höheren gottheit<br />

unterzuordnen: Apollodoros rieth auf Ge, andere auf Demeter;<br />

gewissenhaftere wiesen eine solche identificierung ab<br />

und Hessen sie amme oder priesterin oder dienerin der Demeter<br />

sein; dreister aber gewiss nicht besser unterrichtet war, wer<br />

sie als. tochter des Zeus und der Demeter ausgab''. Die göttin<br />

war eben nie mehr noch weniger als 'Kalbgeneia', und wenn<br />

1 Photios lex. p. 127, 10 vgl. Fritzsche zu den Thesmoph.<br />

p. 584 und unten anm. 6.<br />

2 Plutarch qu. gr. 31 p. 298.<br />

3 Alkiphron 3, 39 i^ vOv ^oxiliaa ffenvoxdtxri x'üiv 0e(j|aoq)op(ujv<br />

^opxii • i'i ixiv oxiv avoboc; Kaxä xfiv irpdixriv yijovev ^yiipav, fi vr)axeia<br />

bi xö XT^iaepov elvai irap' 'AGnvaioK; fopxdZ£xai, xö KaWiT^vem bi de,<br />

xrjv eiTioOoav eiiouotv.<br />

4 CIG 5432, genauer Kaibel IGSI 205. Die erste zeile bezeichnet<br />

durch den genetiv Aiovuoou Koi ^[yuxeipac;] die eigenthümer<br />

der weihung, wie öfter. Die vierte zeile KaWixeviav Kaox ist nachträglich<br />

mit kleinerer sehrift eingeschoben.<br />

5 Bennisoa in Phrygien CIG 3857 u oder Lebas-Waddington<br />

779; in Paphlagonien laut des orakels des Alexander von Abonuteichos<br />

bei Lukian Alex. 50; Myrlea-Apamea in Bithynien CIG 3716<br />

(Lebas-Wadd. 1131).<br />

6 schol. Ar. Thesm. 298, zu ergänzen durch Hesychios unter<br />

KaXXiT^veiotv und Photios p. 127, 9 vgl. Rhein, mus. 23, 329 anm. 32,<br />

wo ich übrigens das beiwort des Aristophanes: 6 KxufxxKÖc, voreilig<br />

angezweifelt habe: es wird verständlich, wenn man an den prolog<br />

des umgearbeiteten Stücks (anm. 1) denkt.<br />

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