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116 SONDERGÖTTER 8 Es ist wichtig festzustellen, dass diese ursprüngliche form religiöser begriffsbildung auch im Christenthum von neuem durchbricht. Wir können uns die Wahrheit nicht klar genug machen, dass das heidentbum für die massen, die sieb zum glauben an den gekreuzigten bekannten, nur in der form, nicht im wesen sich änderte; dass die antriebe des religiösen bedürfnisses auch unter veränderten Verhältnissen die gleichen bleiben und sich entsprechenden ausdruck schaffen mussten. Die langen listen der heiligen, die in den btaneien der katholischen kirche angerufen werden, konnten nicht blosse namen bleiben. Gerade so wie ehemals in den gebetformularen der pontiflces die ganze reibe der göttlichen einzelbegriffe, in welche sich die dem göttlichen schütz empfohlene handlung zerlegen liess, vor den betenden vorüberzog, so suchte man nun in jenen heiligen die Vertreter aller der einzelbedüifnisse, welche den gläubigen zum gebete trieben. Die gegebenen heiligennamen ersparten die neubildung begrifflicher ausdrücke, man brauchte nur die fortlebenden begriffe, sei es nach dem wink, den sagen und bilder der kirche gaben, sei es willkürlich auf die einzelnen heiligen zu übertragen. In der that ist ein grosser theil der christlichen heibgen in die stelle alter indigitamentengötter eingetreten; sie haben wie diese meist ihr eng abgegrenztes wirkungsgebiet. Und in erster linie sind es immer die in den btaneien der römischen kirche namentlich aufgeführten heibgen, von denen wir eine solche umwerthung im glauben des volks erwarten dürfen. Ich wib dieselben zu bequemerer übersieht in alphabetischer liste zusamenstellen: s. Agatha s. Bernardus s. Agnes s. Caeciha s. Ambrosius | s. Catharina s. Anastasia i m. Cosmas et Damianus ap. Andreas i s. Dominions s. Antonius m. Fabianus s. Augustinus s. Franciscus ap. Barnabas arch. Gabriel ap. Bartholomaeus m. Gervasius et Protasius s. Benedictus s. Gregorius
CHRISTLICHE HEILIGE s. Hieronymus ap. Matthias die beiden ap. Jacobus arch. Michael mm. Innocentes s. Nicolaus lohannes Baptista ap. Paulus ap. lohannes — Petrus s. lohannes et Paulus — Philippus s. loseph I arch. Raphael m. Laurentius m. Sebastianus ev. Lucas s. Silvester s. Lucia ap. Simon ev. Marcus m. Stephanus s. IMaria Magdalena ap. Thaddaeus s. Martinus ap. Thomas ap. Matthaeus m. Vincentius Mit dieser liste war dem bedürfniss des volks noch keineswegs genüge gethan. Es traten dazu die zahlreichen, einzelnen landschaften oder orten eigenthümbchen heiligen, die natürlich in ihrem besonderen bezirke auch besondere Wichtigkeit haben mussten. Gar nicht selten hat auch das volk ohne gewissensskrupel sieh selbst beilige nach seinem herzen geschaffen. In den Vogesen' hat man dem h. Vitus (*-. Vit) einen Languit und ALort zur seite gestellt. In der Normandie^ hat man den h. Firminus in mehrere functionen gespalten: s. Fremi le piqua7it, le mordant, l'engele, le fremillant oder fretillant und s. Accroupi (er heilt die haemorroiden); auch den dortigen s. Päti, der rheumatismus heilt, vermag ich nicht auf einen heiligen des Martyrologium Romanum zurückzuführen. In rein katholischen landschaften, wo das landvolk bis in unsere tage bei der alten einfalt erbalten blieb, wird es noch heute einem mit dem volk vertrauten nicht schwer fallen die alten Überlieferungen von den heibgen zu sammeln. Das wäre eine sehr lohnende aufgäbe, die wenige sich gestellt haben. Die zeit drängt. Die letzten Jahrzehnte haben überaU grossen Umschwung herbeigeführt und vieles alte ganz zurücktreten lassen; schon heute wird man sieh an alte mütterchen 1 LFSauve, Le folk-lore des Hautes-Vosges (Les Ktteratures populaires t. xxix) Par. 1889 p. 102 f. 227. 2 ALBoue (de Villiers), La Normandie superstitieiise. Paris- Rouen (1869 oder 70?) p. 41 f. 117
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CHRISTLICHE HEILIGE<br />
s. Hieronymus ap. Matthias<br />
die beiden ap. Jacobus arch. Michael<br />
mm. Innocentes s. Nicolaus<br />
lohannes Baptista ap. Paulus<br />
ap. lohannes — Petrus<br />
s. lohannes et Paulus — Philippus<br />
s. loseph I arch. Raphael<br />
m. Laurentius m. Sebastianus<br />
ev. Lucas s. Silvester<br />
s. Lucia ap. Simon<br />
ev. Marcus m. Stephanus<br />
s. IMaria Magdalena ap. Thaddaeus<br />
s. Martinus ap. Thomas<br />
ap. Matthaeus m. Vincentius<br />
Mit dieser liste war dem bedürfniss des volks noch keineswegs<br />
genüge gethan. Es traten dazu die zahlreichen, einzelnen<br />
landschaften oder orten eigenthümbchen heiligen, die natürlich<br />
in ihrem besonderen bezirke auch besondere Wichtigkeit haben<br />
mussten. Gar nicht selten hat auch das volk ohne gewissensskrupel<br />
sieh selbst beilige nach seinem herzen geschaffen. In<br />
den Vogesen' hat man dem h. Vitus (*-. Vit) einen Languit<br />
und ALort zur seite gestellt. In der Normandie^ hat man den<br />
h. Firminus in mehrere functionen gespalten: s. Fremi le piqua7it,<br />
le mordant, l'engele, le fremillant oder fretillant und<br />
s. Accroupi (er heilt die haemorroiden); auch den dortigen<br />
s. Päti, der rheumatismus heilt, vermag ich nicht auf einen<br />
heiligen des Martyrologium Romanum zurückzuführen.<br />
In rein katholischen landschaften, wo das landvolk bis<br />
in unsere tage bei der alten einfalt erbalten blieb, wird es<br />
noch heute einem mit dem volk vertrauten nicht schwer fallen<br />
die alten Überlieferungen von den heibgen zu sammeln. Das<br />
wäre eine sehr lohnende aufgäbe, die wenige sich gestellt<br />
haben. Die zeit drängt. Die letzten Jahrzehnte haben überaU<br />
grossen Umschwung herbeigeführt und vieles alte ganz zurücktreten<br />
lassen; schon heute wird man sieh an alte mütterchen<br />
1 LFSauve, Le folk-lore des Hautes-Vosges (Les Ktteratures<br />
populaires t. xxix) Par. 1889 p. 102 f. 227.<br />
2 ALBoue (de Villiers), La Normandie superstitieiise. Paris-<br />
Rouen (1869 oder 70?) p. 41 f.<br />
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