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23.04.2013 Aufrufe

114 SONDERGÖTTER eben, Pizius von den burschen angerufen, bei der entbindung Ldima oder Laimele. Dem tode gilt Giltine, den todten TVlonis der gott der seelen, Zemeluks und Ezagulys, und noch in christlicher zeit ist dazu ein Kriksztas, die personification des grabkreuzes, getreten. Jedem menschen steht ein 'helfender gott' Gelbys divas als schutzgeist zur seite; trotzdem ruft der Schiffer und fischer den Gardoytis sowie den windberrn Wejopatis an, der kaufmann den Pardütojis, der hirte den Szerinczius, der lettische Jäger die Mefcha mäte, der litauische vermuthlich den Medeinis. In der gefahr der krankheit beschirmt den menschen der heilgott Ausschauts, die feuersbrunst löscht Tartojis kibirkszczü. Die scheu, die grenzen des heimatsgebiets zu überschreiten, spricht sich in der Schöpfung besonderer wegegötter aus, des Kelukis und Keliü devas nebst dem aus dem slavischen entlehnten Czuze; zu gemeinsamer reise verbindet Bindis (überl. Bentis). Im krieg wird Zallus angerufen. Sittbche und geistige begriffe stehen noch in den ersten anfangen. Für den hilfesuchenden ist Ubianicza (?) geschaffen wie Zeus IKECTIO?; die hoch in ehren gehaltenen pflichten der gastfreundEchaft zu erfüllen, den gast so herzlieh und bierebrlich zu bewirthen, dass gast und wirth unter den tisch sinken, dazu hilft Ceroklis. Recht und eintracht stellt Lyginczus der 'gleichmacher' her, den frieden Derfintos {?). Als geistige begriffe werden allein Prigir,stis gehör und Tawals gott der begabung und fähigkeiten genannt. Man darf annehmen, dass uns kaum eine wesentliche erseheinung der litauischen mythologie vorenthalten ist. Lehrreich ist auch die sprachliche prägung dieser götternamen. Bei den Litauern überwiegen weit an zahl die bezcichnungen eines handelnden wesens (nomina agentis) mit kühner und lebendiger anwendung, wie der 'flimmerer' Blizgülis für den schneegott, der 'brüller' Baubis für den gott des rindviehs, der 'summer' Birbulis und Birbius bei den bienen, Birbiks bei den fliegen, der 'drescher' Drebkulys um den Urheber des erdbebens, der 'wellenbläscr' Bangputys um den erreger des sturms zu bezeichnen, der'gleiehmacher'Z^(/mcet

BILDUXG LIT.VUISOHBH UNI) LETTISCHER GÖTTERNAMEN 115 Laakosdrgas Lytuvonis l'avdufojis Perejas Tai'tojis Tiklys Zedeklide Zelus Zemberys ua., oder adjectivische bildungen zur bezeichnung theils der Zugehörigkeit wie Eratinis Ezeri7iis Girystis Javine Medeinis Valgina usw., theils der herkunft wie Karvaitis und Puszditis. Beliebt sind auch deminutiva: Jevidis (s. Lwullis) Kelukis L^aiinele Saulele Warpulis Zemehiks Zcaigzdiikas. Daneben macht sich eine schiebt erheblich jüngerer bildungen bemerkbar. Dimstipatis und L^aükpatis mag man noch als verhältnissmässig ursprüngliche ansehn; aber von Zi'/nepatis neben Zemyna wird man nicht so urtheilen, und noch weniger von Wejopatis oder gar Raugupafis. Hier zeigt sich eine erschlaffung der Vorstellungskraft, welche nicht mehr frisch ein neues gebilde zu erzeugen vermag um dem gottesbpgriff einen sinnlich fassbaren ausdruck zu geben, sondern in bequemer trägheit es vorzieht ein gegebenes wort durch Verbindung mit patis zu einem gottesnamen zu machen. Das griechische hat noch becr-nöxrii;, aber iröxvia SripuJv für Artemis in der Ilias 4> 470 steht ganz vereinzelt; denn dichterische Verwendungen, | wie bei Pindar (Pyth. 4, 213) TTÖxvia ö2uxdxujv ßeXeujv oder bei Euripides (fr. 781, 16) xdv epinxinv iröxviav für Aphrodite, oder Umschreibungen mit ävaE, beweisen nichts für den Sprachgebrauch des volks und des cultus. Im sanskrit sind Prajäpati Brahmanaspati ua. als jüngere erzeugnisse der reflexion anerkannt^". Und noch eine stufe tiefer führen uns die Verbindungen von di^vas mit dem genetiv der vergöttlichten sache, wie ganyklos d., keliü d. ua., bangü dHvditis und audros mit ausgelassenem divas, oder mit einem adjectivischen worte wie Gelbys devas. Aber es ist festzuhalten, dass dies in der litauischen Überlieferung doch nur vereinzelte fälle sind. Bei den Letten hat die entsprechende bezeichnungsweise durch Verbindung eines appellativum mit indfe mutter die älteren bildungen so gut wie verdrängt. Es liegt nahe diese jüngeren bildungen der zeit zuzuschreiben, wo das Christenthum die heidnische denkweise zwar nicht unterdrückt und verdrängt, aber gebengt und ihrer ehemaligen beweglichkeit beraubt hatte. 26 s. RRoth Ztschr. d.d. morgenh ges. 1, 66 Muir Orig. sanscr. texts 5, 272 f.

114 SONDERGÖTTER<br />

eben, Pizius von den burschen angerufen, bei der entbindung<br />

Ldima oder Laimele. Dem tode gilt Giltine, den todten TVlonis<br />

der gott der seelen, Zemeluks und Ezagulys, und noch<br />

in christlicher zeit ist dazu ein Kriksztas, die personification<br />

des grabkreuzes, getreten. Jedem menschen steht ein 'helfender<br />

gott' Gelbys divas als schutzgeist zur seite; trotzdem ruft<br />

der Schiffer und fischer den Gardoytis sowie den windberrn<br />

Wejopatis an, der kaufmann den Pardütojis, der hirte den<br />

Szerinczius, der lettische Jäger die Mefcha mäte, der litauische<br />

vermuthlich den Medeinis. In der gefahr der krankheit<br />

beschirmt den menschen der heilgott Ausschauts, die feuersbrunst<br />

löscht Tartojis kibirkszczü. Die scheu, die grenzen des<br />

heimatsgebiets zu überschreiten, spricht sich in der Schöpfung<br />

besonderer wegegötter aus, des Kelukis und Keliü devas nebst<br />

dem aus dem slavischen entlehnten Czuze; zu gemeinsamer<br />

reise verbindet Bindis (überl. Bentis). Im krieg wird Zallus<br />

angerufen.<br />

Sittbche und geistige begriffe stehen noch in den ersten<br />

anfangen. Für den hilfesuchenden ist Ubianicza (?) geschaffen<br />

wie Zeus IKECTIO?; die hoch in ehren gehaltenen pflichten der<br />

gastfreundEchaft zu erfüllen, den gast so herzlieh und bierebrlich<br />

zu bewirthen, dass gast und wirth unter den tisch sinken,<br />

dazu hilft Ceroklis. Recht und eintracht stellt Lyginczus der<br />

'gleichmacher' her, den frieden Derfintos {?). Als geistige<br />

begriffe werden allein Prigir,stis gehör und Tawals gott der<br />

begabung und fähigkeiten genannt. Man darf annehmen, dass<br />

uns kaum eine wesentliche erseheinung der litauischen mythologie<br />

vorenthalten ist.<br />

Lehrreich ist auch die sprachliche prägung dieser götternamen.<br />

Bei den Litauern überwiegen weit an zahl die bezcichnungen<br />

eines handelnden wesens (nomina agentis) mit kühner<br />

und lebendiger anwendung, wie der 'flimmerer' Blizgülis für<br />

den schneegott, der 'brüller' Baubis für den gott des rindviehs,<br />

der 'summer' Birbulis und Birbius bei den bienen,<br />

Birbiks bei den fliegen, der 'drescher' Drebkulys um den Urheber<br />

des erdbebens, der 'wellenbläscr' Bangputys um den<br />

erreger des sturms zu bezeichnen, der'gleiehmacher'Z^(/mcet

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