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Entlastungsprogramm bei Demenz

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Ein Beispiel aus der Anfangszeit der Beratungen und der Fallbesprechungen<br />

macht die Parallele deutlich: Eine Gesundheitsberaterin schilderte engagiert<br />

einen Fall mit der offenen Frage: „Wie kann ich hier zukunftsorientiert beraten?“<br />

Daraufhin wurde sie von den Kolleginnen und Kollegen ebenso engagiert mit<br />

Vorschlägen zu Interventionen für die betreffende Familie überhäuft. Ein Vor-<br />

schlag nach dem anderen wurde von ihr aus jeweils unterschiedlichen Gründen<br />

abgelehnt, es gab keinen Vorschlag, der ihr für diese Familie passend erschien.<br />

Die Frage der Moderatorin – „Was passiert hier jetzt gerade?“ – beendete<br />

schließlich die Diskussion. Die Gesundheitsberaterinnen und -berater kamen<br />

schnell darauf, dass sie sich gerade in derselben Situation befanden wie in man-<br />

chen Beratungsgesprächen. Ihnen fiel auf, dass auch sie in manchen Fällen den<br />

Familien zu schnell zahlreiche Vorschläge zu Unterstützungsangeboten unter-<br />

breiten, die dann von ihnen abgewehrt werden bzw. Widerstand verursachen.<br />

Die Erkenntnis führte die Gesundheitsberaterinnen und -berater im nächsten<br />

Schritt zu dem Gedanken, dass sie in diesen Fällen möglicherweise das eigentli-<br />

che Anliegen oder das Beratungsziel der Familie noch nicht ausreichend erfasst<br />

und präzisiert haben.<br />

Vor dem Hintergrund der in Kapitel 5.3 beschriebenen Grundannahmen systemi-<br />

scher Beratung,<br />

ein Problem stellt immer das Ergebnis des Zusammenwirkens vieler Beteilig-<br />

ter und des Zusammentreffens verschiedener Umstände dar,<br />

die Elemente von sozialen Systemen wirken in einer Weise zusammen, dass<br />

Veränderungen ausgeglichen werden,<br />

jeder Mensch konstruiert seine eigene Wahrnehmung und Realität,<br />

sollen die methodischen Grundprinzipien der Fallbesprechungen kurz dargestellt<br />

und erläutert werden:<br />

1. Formulierung des Anliegens<br />

Die „Falleinbringerin“ oder der „Falleinbringer“ formuliert vor der Schilderung des<br />

Falls die Frage, die sie/er mit den Kolleginnen und Kollegen bezogen auf den Fall<br />

bear<strong>bei</strong>ten möchte. Insbesondere fallbesprechungsunerfahrene Beraterinnen<br />

und Berater lernen da<strong>bei</strong> aus einem oft diffusen Gefühl von „Irgendwie weiß ich<br />

hier nicht weiter“ heraus ein konkretes Anliegen zu formulieren. Daraus folgt<br />

auch meist, dass die Fallschilderung gezielter abläuft und nicht jedes haarkleine<br />

Detail berichtet wird. Die nachfolgende Bear<strong>bei</strong>tung des Falls kann sich dann an<br />

dieser Fragestellung orientieren.<br />

2. Aufstellen von Hypothesen<br />

Die Kolleginnen und Kollegen versuchen durch Hypothesen oder systemische<br />

Fragetechniken einen tieferen Einblick in den geschilderten Fall und den Bedin-<br />

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