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Entlastungsprogramm bei Demenz

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Erkennen der eigenen Grenzen der Beratung und Zusammenar<strong>bei</strong>t mit anderen<br />

Berufsgruppen 92<br />

Die Problemlagen, die sich den Beratenden während der Beratungsbesuche zei-<br />

gen, können sehr komplex sein. Insbesondere wenn die Beratenden noch über<br />

wenig Beratungserfahrung verfügen, werden sie auch mit Themen konfrontiert,<br />

denen sie fachlich (noch) nicht gewachsen sind. In vielen Fällen liegen hinter der<br />

Problematik der Pflegesituation auch familiäre Konflikte, die jahrelang in der Fa-<br />

milie verschwiegen wurden und nun in der Beratung offenkundig werden. Inter-<br />

psychische Problemlagen des pflegenden Angehörigen sind unter Umständen für<br />

die Beratenden deutlicher sichtbar und mit den eigenen beraterischen Kompe-<br />

tenzen nicht zu bear<strong>bei</strong>ten. Derartige Einflüsse sind nicht vollständig vom<br />

Gegenstand der Beratung, der Bewältigung der Pflegesituation, zu trennen. Eine<br />

deutliche Auftrags- und Zielklärung ist hier nicht nur für die zu Beratenden, son-<br />

dern auch für die Beratenden ein elementarer Bestandteil im Beratungsprozess,<br />

um die Komplexität der Situation und des Prozesses zu reduzieren. Die Beraten-<br />

den müssen ihre eigenen Grenzen kennen und anerkennen und entscheiden<br />

können, wann es notwendig ist, die Familien an andere Stellen oder Berufsgrup-<br />

pen weiterzuleiten. Es ist damit auch Aufgabe der Beratenden, ein Zusammen-<br />

wirken mit anderen Berufsgruppen und eine Vernetzung der Angebote im Sinne<br />

der Angehörigen und der Pflegebedürftigen zu initiieren.<br />

5.3.4 Die Herausforderung des Systemischen in der Beratung<br />

Entsprechend einer der Grundannahmen systemischen Denkens stellt ein Pro-<br />

blem immer das Ergebnis des Zusammenwirkens vieler Beteiligter und des Zu-<br />

sammentreffens verschiedener Umstände dar, auch wenn nur einzelne Personen<br />

als Problemträger und das ihnen zugeschriebene Problem in Erscheinung tre-<br />

ten. 93 Will man die Handlungsweise einer Person verstehen, so ist das nicht mög-<br />

lich, wenn man den Blick lediglich auf diese Person richtet. In einer systemischen<br />

Beratung ist es daher von Bedeutung, möglichst alle für ein Problem relevanten<br />

Faktoren zu berücksichtigen und möglichst alle Personen, die davon betroffen<br />

sind, in den Beratungsprozess mit einzubeziehen. Es gilt, alle Beiträge der Be-<br />

troffenen zu identifizieren und in ihrer systemischen Gesamtwirkung so gut wie<br />

möglich sichtbar und verstehbar zu machen.<br />

Einer weiteren systemischen Grundannahme entsprechend wirken die verschie-<br />

denen Elemente von (sozialen) Systemen in der Weise zusammen, dass Verän-<br />

derungen aufgefangen und ausgeglichen werden. 94 So werden <strong>bei</strong>spielsweise<br />

92 Dieses Kriterium stammt nicht aus dem handlungsorientierten Professionsansatz von Oevermann,<br />

sondern wurde als Bestandteil professioneller Beratung im Projektverlauf hinzugefügt.<br />

93 Bamberger, G. (2005), 10 f.<br />

94 Bamberger, G. (2005), 9<br />

82

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