23.04.2013 Aufrufe

Entlastungsprogramm bei Demenz

Entlastungsprogramm bei Demenz

Entlastungsprogramm bei Demenz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

258<br />

Durch die eigene Pflegeerfahrung der Gesundheitsberaterinnen und -berater<br />

waren sie in der Lage, im Perspektivenwechsel zu berichten, wie es ist, wenn<br />

man als Pflegekraft in einen fremden Haushalt kommt, und wie sie dann da-<br />

mit umgegangen sind. Es ist ja tatsächlich so, dass zuerst <strong>bei</strong>de Seiten ei-<br />

nander fremd sind.<br />

Pflegeberaterischer Umgang mit der Barriere „Nichts allein unternehmen wollen“<br />

In diesem Fall muss unterschieden werden zwischen dem Umfang des Ab-<br />

gebens einer Person bzw. der Pflegeverpflichtung. Während mit einer stun-<br />

denweisen oder eintägigen Entlastungslösung wenige Pflegepersonen Pro-<br />

bleme hatten, wurde es in vielen Fällen dann schwierig, wenn mehrere Tage<br />

lang die Tagespflege genutzt wurde oder werden sollte und insbesondere äl-<br />

tere pflegende Ehepartner nichts mit sich anzufangen wussten.<br />

Erfahrungsgemäß erwies sich insbesondere der Probetag und damit die erste<br />

eigene freie Zeit als problematisch. Hier ist es hilfreich, wenn der abgeben-<br />

den Pflegeperson von vornherein prophezeit wird: „Es wird ein Loch da sein<br />

und Ihnen kann durchaus die Decke auf den Kopf fallen.“ Auch haben die<br />

Gesundheitsberaterinnen und -berater wieder auf ihren eigenen Erfahrungs-<br />

schatz zurückgegriffen und <strong>bei</strong>spielsweise angeführt, wie es war, als sie ihr<br />

Kind das erste Mal in den Kindergarten gebracht haben.<br />

Wenn die Gesundheitsberaterinnen und -berater mit den Pflegepersonen die<br />

Möglichkeiten zur Nutzung zeitlicher Freiräume durchgesprochen haben, ha-<br />

ben sie bisweilen auch parallel die Bereitschaft wecken müssen, wieder ler-<br />

nen zu wollen eigenen Interessen nachzugehen, da<strong>bei</strong> auf alte Vorlieben zu-<br />

rückzugreifen und sich auch daran zu gewöhnen, nicht dauernd zuständig<br />

sein zu müssen.<br />

Pflegeberaterischer Umgang mit der Barriere „Sorge vor zusätzlicher Belastung“<br />

Diese Barriere wurde in den Beratungsdokumentationen 19-mal genannt. In die-<br />

sem Kontext trafen die Gesundheitsberaterinnen und -berater auf eine eher resi-<br />

gnative Haltung der Pflegepersonen. Die Pflegepersonen konnten sich nichts an-<br />

deres vorstellen, als einfach nur noch so weiterzumachen, wie sie es gewöhnt<br />

waren. Eine Kraftinvestition in Veränderung schien unmöglich zu sein. Zitat: „Bei<br />

all dem Stress soll ich sie auch noch zur Tagespflege fertig machen, das ist zu<br />

viel.“<br />

Wenn die Gesundheitsberaterinnen und -berater in einer frühen Phase des<br />

Beratungsprozesses auf dieses Phänomen gestoßen sind, haben sie mög-<br />

lichst sachlich die Entlastungsmöglichkeiten beschrieben und dann auch den<br />

Entscheidungsprozess selbst thematisiert. Zitat: „Sie müssen sich nicht jetzt<br />

entscheiden – überlegen Sie in Ruhe, was für Sie leistbar ist.“ Es hat keinen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!