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Entlastungsprogramm bei Demenz

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den. Diese konnte aber durch Intervention der Projektleitung dahingehend<br />

ermäßigt werden, dass nur noch monatliche Antragstellungen durchgeführt<br />

werden mussten.<br />

Die Gesundheitsberaterinnen und -berater haben die Familien angeleitet, an-<br />

hand eines ausgefüllten Musterantrags auch selbstständig tätig werden zu<br />

können.<br />

Zu einem bewährten Verfahren entwickelte sich das „Telefon-Coaching“ <strong>bei</strong><br />

der Antragstellung. 311<br />

Ebenso hat es sich bewährt, möglichst viele Familienmitglieder in die Formali-<br />

täten einzuführen, so dass sich im Bedarfsfall wenigstens eine Person in der<br />

Lage sah, selbstständig zu handeln.<br />

Bei den bürokratischen Barrieren handelt es sich um eine universelle Problema-<br />

tik. Daher macht es keinen Sinn, sie quantitativ erfassen zu wollen. Qualitativ ist<br />

diese Barriere insofern von Bedeutung, weil sie einen dauerhaften Stresspunkt<br />

für die Pflegefamilien darstellt. Bürokratische Barrieren finden sich permanent im<br />

kompletten Beratungs- und Pflegeprozess, da immer bedarfsgerecht nachbean-<br />

tragt werden muss. Eine nachhaltige Bear<strong>bei</strong>tung dieser Barriere bewirkt im<br />

schlechtesten Fall eine Bewusstseinsbildung im Sinne von „Ich weiß, wo ich an-<br />

rufen muss, wenn ich Hilfe brauche“. Im besten Falle kann nach Anleitung an-<br />

hand von einem Muster eine erneute Antragstellung relativ selbstständig abgewi-<br />

ckelt werden. Zudem kann sich <strong>bei</strong> der Barrierenbear<strong>bei</strong>tung im Einzelfall nur<br />

bedingt ein Erfolg einstellen, wenn diese Barriere nicht auf Systemebene (s. o.)<br />

optimiert wird.<br />

Normative Barrieren<br />

In den vorliegenden Dokumenten fanden sich auf den ersten Blick keine offen-<br />

sichtlichen Nennungen. Allerdings gaben elf Pflegepersonen an, die Pflegebe-<br />

dürftige oder den Pflegebedürftigen „nicht abgeben zu können“. Die Gesund-<br />

heitsberaterinnen und -berater bestätigten, dass dahinter auch ein Gewissens-<br />

konflikt stecken könnte. Vielfach war es so, dass pflegende Angehörige sich als<br />

„dauernd zuständig“ empfanden, schon ihr Bestes gaben, aber immer noch ein<br />

schlechtes Gewissen hatten.<br />

311 Vgl. Rüsing, D. (2006), 26 ff. zur Bedeutung der „Ad-hoc-Beratung“ (telefonische Kurzberatung)<br />

im Beratungskonzept <strong>bei</strong> <strong>Demenz</strong>. Vgl. Mittelmann, M. S.; Epstein, C.; Pierzchala, (2003), 99–<br />

114<br />

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