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Entlastungsprogramm bei Demenz

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dem nötigen zeitlichen Pflegeaufwand bekanntermaßen ansteigt, freie Zeiten also<br />

umso bedeutsamer werden. 230<br />

Für diese Maßnahmen zur zeitlichen Entlastung wurde von Uwe Raven (WIAD)<br />

in der Auswertung der Modellprojekte im Förderprogramm Altenhilfestrukturen<br />

der Zukunft 231 der Begriff Pflegemoratorien geprägt. 232 Die Konzeptanalyse für<br />

das Aktionsfeld „Entlastung pflegender Angehöriger“ hatte ergeben, dass eine<br />

niederschwellig angelegte Unterstützung der häuslichen Betreuung und Pflege –<br />

speziell von demenzkranken alten Menschen – sechs Kernelemente oder auch<br />

Protektivfaktoren umfassen muss. An erster Stelle nennt Raven da<strong>bei</strong> die „Schaf-<br />

fung von Pflegemoratorien“ 233 .<br />

Bei den Pflegemoratorien wurden in Teilprojekten des Förderprogramms Altenhil-<br />

festrukturen der Zukunft zwei Varianten erfolgreich umgesetzt: die stundenweise<br />

Betreuung demenziell erkrankter Menschen als Einzelbetreuung zu Hause und<br />

als Gruppenbetreuung in einer wohnortnahen Einrichtung. Da<strong>bei</strong> hatte die zeitli-<br />

che Entlastung zum einen den Zweck, dass pflegende Angehörige etwas für sich<br />

selbst tun konnten, zum anderen diente sie dem Zweck, Freiräume für eine Kurs-<br />

teilnahme zu schaffen. In <strong>bei</strong>den Fällen erfolgte die Betreuung durch intensiv<br />

qualifizierte und begleitete ehrenamtlich tätige Personen. Diese mehrstündigen,<br />

in der Regel wöchentlich stattfindenden Betreuungsleistungen stießen <strong>bei</strong> den<br />

pflegenden Angehörigen, aber auch <strong>bei</strong> den betroffenen alten Menschen auf<br />

positive Resonanz. Von den Angehörigen wurden diese Leistungen als dringend<br />

notwendige Erholungsphasen zur Aufrechterhaltung ihres eigenen Wohlbefin-<br />

dens und damit ihrer Pflegefähigkeit empfunden und zumeist gerne angenom-<br />

men.<br />

In der Auswertung bilanzierte Raven, dass die Schaffung von Pflegemoratorien,<br />

neben den weiteren entlastenden Kernelementen, in vielen Fällen die häusliche<br />

Betreuungs- und Pflegekompetenz so weit zu stabilisieren vermochte, dass eine<br />

Heimunterbringung vermieden bzw. zeitlich deutlich aufgeschoben werden konn-<br />

te. Voraussetzungen für diese Erfolge waren offensichtlich zudem die aufeinan-<br />

230 Adler, C. u. a. (1996), 147. Vgl. auch Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

(Hg.) (2002), 204: „Gewünscht wird vor allem eine zeitliche Entlastung, eine Lösung aus<br />

dem ,Angebundensein’.“<br />

231 Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.) (2004a)<br />

232 Andere Begriffe dafür sind: „Ablösung <strong>bei</strong> der Betreuung“ (Wettstein, A. u. a. [2005], 70) oder<br />

„Entlastungspflege/respite care“ (Poll, E.; Gauggel, S. [2009], 35). „Gelegenheit/ Möglichkeit<br />

zum Ausspannen, sowohl für kurze Zeit (einen Nachmittag) als auch für längere (eine Woche<br />

oder mehr), um zu verschnaufen, zu entspannen und zu sich selbst zu finden“ (Buijssen, H.<br />

[1997], 33); „pflegefreie Zeit“ (European association working for carers [2007]). Ein Teilnehmer<br />

sprach sehr treffend von einer „Schonzeit, in der er nicht verantwortlich ist“.<br />

233 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.) (2004b), 183. Zudem nennt<br />

er die Förderung sozialer Reintegration, Verbesserung von Selbstwertgefühl und Wohlbefinden,<br />

Vermittlung von theoretischer Kompetenz, Vermittlung von praktischer Kompetenz, Wiederherstellung<br />

und Erhaltung der psychosozialen Balance des Familiensystems.<br />

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