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Entlastungsprogramm bei Demenz

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„Vielleicht helfen in so einem Fall tatsächlich die Beratungsbesuche an sich,<br />

bis er Vertrauen hat und weitere Hilfen zulässt.“<br />

„Man kann die Familien nach dem Assessmentgespräch mit ihren Gefühlen<br />

nicht allein lassen. Man muss sich danach Zeit nehmen, das wieder einzu-<br />

fangen.“<br />

Der Aufbau einer warmen, empathischen Beratungsbeziehung birgt jedoch<br />

gleichzeitig die Gefahr, dass die Beraterin/der Berater sich in dem Familiensys-<br />

tem verstrickt, die notwendige Distanz nicht halten kann und selbst subjektiv be-<br />

troffen ist (Kap. 5.3). Eine strategische Prozesssteuerung ist dann kaum noch<br />

möglich. Die Gesundheitsberaterinnen und -berater beschreiben die Schwierig-<br />

keiten, sich vor allem dort abzugrenzen, wo eine emotionale Bindung zur Familie<br />

besteht:<br />

„Das mit der beruflichen Distanz ist immer ein Balanceakt. Es gibt immer<br />

wieder Familien, die einem stärker am Herzen liegen und wo einen die Ge-<br />

schichte tiefer berührt. Da ist man innerlich mehr betroffen. Mit anderen Fa-<br />

milien wiederum hat man klare Abgrenzungen.“<br />

Die Folge davon ist, dass die Gesundheitsberaterinnen und -berater über Lösun-<br />

gen für die Familien nachdenken und nicht der Familie die Verantwortung für die<br />

Lösungssuche überlassen:<br />

„Die GB sah mit den Augen der Angehörigen und war genauso ratlos wie die<br />

Angehörige. Sie hat der Angehörigen die Verantwortung abgenommen.“ 212<br />

Außerdem erleben die Gesundheitsberaterinnen und -berater die Intensität der<br />

Beratungsbeziehung und die damit verbundene Nähe als hohe Belastung:<br />

„Je intensiver der Kontakt wird und desto besser ich die Familien und die<br />

Familienverhältnisse kenne, desto belastender wird es.“ 213<br />

Die hohe Belastung, die in den Beratungsbeziehungen für die Gesundheitsbera-<br />

terinnen und -berater entstand, war ausschlaggebend für die Einführung von<br />

Gruppensupervisionen auf deren ausdrücklichen Wunsch. Über die Supervisio-<br />

nen wird in Kapitel 6.2.6 ausführlich berichtet.<br />

Aus der Perspektive der pflegenden Angehörigen war die Beziehungsgestaltung<br />

zur Gesundheitsberaterin/zum Gesundheitsberater im Zusammenhang mit der<br />

zugehenden Form der Beratungen gelungen. In Kapitel 6.1.4 wurde bereits be-<br />

schrieben, dass in den Telefoninterviews <strong>bei</strong> der Beantwortung der Frage „Was<br />

212 Protokoll einer Fallkonferenz<br />

213 Haas-Unmüßig, P. (2008), unveröffentlichte Masterar<strong>bei</strong>t

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