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Entlastungsprogramm bei Demenz

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In den Fallbesprechungen wurden in der Regel Fälle vorgetragen, in denen die<br />

Gesundheitsberaterinnen und -berater in der Beratung an eine Grenze stießen.<br />

Die Frage „Wie komme ich hier weiter?“ war eine typische Ausgangsfrage. In fast<br />

allen Fällen lag die Lösung darin, einen Schritt zurückzugehen und ein Ziel zu<br />

finden bzw. zu verständigen, was den Vorstellungen der/des pflegenden Angehö-<br />

rigen entsprach. Die Fallkonferenzen waren hier ein wichtiges Forum, in dem die<br />

Gesundheitsberaterinnen und -berater lernen konnten, die Autonomie der Le-<br />

benspraxis der Angehörigen und Familien zentral in den Beratungsprozess und<br />

in Überlegungen zu Interventionsmöglichkeiten einzubeziehen (Kap. 5.3).<br />

Ein Beispiel soll dies verdeutlichen:<br />

Fall<strong>bei</strong>spiel 5<br />

Die 78-jährige pflegende Ehefrau hatte nach dem Assessmentbesuch Terminvereinbarungen<br />

mit dem Gesundheitsberater* immer wieder verschoben. Auch in der Vergangenheit<br />

hatte sie alle Unterstützungsangebote abgelehnt. Schließlich konnte ein<br />

Beratungstermin vereinbart werden, <strong>bei</strong> dem auch die Tochter anwesend war. Da die<br />

Ehefrau hohe Belastungswerte in den Dimensionen „Objektive Betreuungsaufgaben“<br />

und „Verhaltensänderungen“ hatte, der demenzerkrankte Ehemann auf den Gesundheitsberater<br />

einen „verzweifelten Eindruck machte“ und Tochter und Gesundheitsberater<br />

eine Entlastung für notwendig hielten, wurde im Beratungsgespräch die Inanspruchnahme<br />

einer Tagespflegeeinrichtung vereinbart. Der Gesundheitsberater<br />

brachte den Fall in die Fallbesprechung ein, weil er das Gefühl hatte, dass die Ehefrau<br />

die Vereinbarung nicht einhalten würde und er selbst unzufrieden mit der eigenen<br />

Beratungsleistung war.<br />

In der Beratung mit den Kolleginnen und Kollegen wurde schnell deutlich, dass im<br />

Beratungsgespräch zu keinem Zeitpunkt danach gefragt worden war, was die pflegende<br />

Ehefrau tatsächlich will. Das führte zu der Einsicht, dass mit der Anmeldung in<br />

der Tagespflegeeinrichtung wohl eher die Ziele der Tochter und des Gesundheitsberaters<br />

selbst verfolgt worden waren.<br />

In der nächsten Fallkonferenz berichtete der Gesundheitsberater, dass die Ehefrau<br />

tatsächlich die Tagespflege abgesagt hatte. Beim darauf folgenden Beratungsbesuch<br />

thematisierte der Gesundheitsberater deren Wünsche bezüglich einer Entlastung.<br />

Da<strong>bei</strong> stellte sich heraus, dass früher der Ehemann immer „den Ton angegeben“ und<br />

entschieden hat, was man gemeinsam tut. Die pflegende Ehefrau fühlte sich zwar<br />

körperlich und psychisch überlastet, wusste aber tatsächlich mit freier Zeit allein<br />

nichts anzufangen und hatte Angst davor. Die Zielvereinbarung lautete nun zunächst:<br />

Die pflegende Ehefrau macht sich bis zum nächsten Beratungstermin darüber Gedanken,<br />

was ihr Spaß machen und guttun könnte. Im weiteren Verlauf, nachdem sie<br />

eine Beschäftigung gefunden hatte, konnte auch der demenzerkrankte Ehemann<br />

zweimal wöchentlich eine Tagespflegeeinrichtung besuchen.<br />

Ressourcenorientierung<br />

Ressourcen stellen Lösungspotentiale dar und bieten für die Klienten Optionen,<br />

definierte Ziele zu realisieren. Aus diesem Grund ist es eine der wichtigsten Auf-<br />

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