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Entlastungsprogramm bei Demenz

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Die Intervention im „Entlastungsgespräch“ bestand im aktiven Zuhören der Ge-<br />

sundheitsberaterin/des Gesundheitsberaters, in der Anteilnahme und aufrichtigen<br />

Wertschätzung der Leistung der pflegenden Angehörigen. Diese Gesprächsan-<br />

teile hatten in den Beratungen immer Priorität und eine situativ erleichternde und<br />

emotional entlastende Wirkung. Sie waren fester Bestandteil und untrennbar mit<br />

den Beratungsanteilen verbunden, in fast allen Fällen die unabdingbare Voraus-<br />

setzung für eine vertrauensvolle Zusammenar<strong>bei</strong>t und eine erfolgreiche Bera-<br />

tung. Erst danach konnte die geplante Beratung im Hinblick auf weitere Interven-<br />

tionen und unter Anwendung systemischer Beratungselemente stattfinden. Ganz<br />

offensichtlich haben diese Gespräche zur Affektsteuerung <strong>bei</strong>getragen und „sich<br />

entlasten“ schaffte erst die Grundlage für Veränderungen. Der große Umfang,<br />

den diese Gesprächsanteile hatten, zeigt die Bedeutsamkeit der Emotion und der<br />

Befindlichkeit als Zugang für Wissen, Verhalten und weitere verändernde Kom-<br />

petenzen.<br />

6.1.5 Stabilisierung der häuslichen Lebens- und Pflegesituation<br />

Die dauerhafte Be- und Überlastung pflegender Angehöriger beeinträchtigt deren<br />

Wohlbefinden und kann zu psychischen und körperlichen Erkrankungen führen.<br />

Eine mögliche Folge davon ist, dass die häusliche Pflegesituation nicht mehr auf-<br />

rechtzuerhalten ist und der Einzug der/des <strong>Demenz</strong>erkrankten in ein Pflegeheim<br />

ansteht. Gemäß dem Grundsatz „ambulant vor stationär“ ist eine Stabilisierung<br />

der häuslichen Lebens- und Pflegesituation im Hinblick auf ein Verhindern oder<br />

Verzögern eines Heimeinzugs das übergeordnete Ziel von entlastenden Maß-<br />

nahmen. Es gibt bisher wenige Studien, die nachweisbare Effekte von Interven-<br />

tionen auf den Zeitpunkt des Heimeinzugs liefern. Gezeigt werden konnte dies<br />

z. B. für Beratungsinterventionen mit anschließendem Besuch einer Selbsthilfegruppe.<br />

182<br />

Eine Stabilisierung der häuslichen Pflegesituation muss aber auch die Perspekti-<br />

ve der demenzerkrankten Menschen einbeziehen. Eine Überlastung oder zu we-<br />

nig Wissen der Angehörigen über Hintergründe demenzspezifischer Pflegepro-<br />

bleme haben nicht selten negative Folgen für die Erkrankten. Dazu gehören Vernachlässigung,<br />

Gewaltanwendung oder die Einschränkung des freien Willens. 183<br />

Damit bedeutet „Stabilisierung“ auch die Sicherung oder Verbesserung der Pfle-<br />

ge und Versorgung der <strong>Demenz</strong>erkrankten. Letztendlich sollen auch die Bera-<br />

tungsbesuche nach § 37 Abs. 3 SGB XI, auf deren Grundlage die Beratungen im<br />

Projekt stattfanden, der Stabilisierung der häuslichen Pflegesituation dienen.<br />

182 Mittelmann, M. (1996)<br />

183 Wagner, K. (2002), 89<br />

157

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