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Entlastungsprogramm bei Demenz

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eratern auch familiäre Problematiken eröffnet, die durch die Pflegeprobleme<br />

zwar verstärkt und sichtbar wurden, die aber ihren Ursprung an anderen Stellen<br />

hatten. Die Gesundheitsberaterinnen und -berater haben sich hier nicht als Fami-<br />

lientherapeuten gesehen und sie waren sich ihrer in diesem Bereich begrenzten<br />

Kompetenzen bewusst. Dennoch haben das Zuhören, das Nachfragen, das Ein-<br />

bringen von anderen Sichtweisen und das Bemühen um Neutralität in einigen<br />

Fällen dazu geführt, dass ein Lösungsweg innerhalb der Familien angestoßen<br />

wurde. Für die pflegenden Angehörigen führte das nach Einschätzung der Ge-<br />

sundheitsberaterinnen und -berater in der Gesprächssituation bereits zu einer<br />

kurzfristigen Entlastung, weil „endlich einmal Raum dafür war“ und Dinge ausge-<br />

sprochen werden konnten, die zuvor verschwiegen wurden.<br />

Den Beobachtungen der Gesundheitsberaterinnen und -berater zufolge haben<br />

diese Gespräche insgesamt situativ zu einer spürbaren Erleichterung und emo-<br />

tionalen Entlastung der Angehörigen geführt: „Es wurde ein Abfluss geschaffen,<br />

der verhindert hat, dass das Fass überläuft.“ Das erzählen zu dürfen, was sonst<br />

niemand hören möchte, haben die pflegenden Angehörigen auch genießen kön-<br />

nen und sich auf die Beratungsbesuche gefreut. „Entlastung, Zufriedenheit und<br />

wieder lächeln können nach dem Gespräch“ haben die Gesundheitsberaterinnen<br />

und -berater als Wirkungen der Gespräche geschildert. Über den Beratungspro-<br />

zess hinweg hat das in einigen Fällen sichtbar dazu geführt, dass sich auch lang-<br />

fristig die Reaktionen der pflegenden Angehörigen auf das Verhalten der De-<br />

menzerkrankten verändert und sie eine andere Grundeinstellung zum Umgang<br />

mit den Alltagssituationen entwickelt haben.<br />

Analyse der Beratungsdokumentation<br />

Hinweise auf die entlastende Wirkung der Gespräche selbst ergeben sich auch<br />

aus der weiteren Analyse der Beratungsdokumentationen. Die Gesundheitsbera-<br />

terinnen und -berater waren aufgefordert, nach jedem Beratungsgespräch ihre<br />

Einschätzung der Gesprächsatmosphäre und der Befindlichkeit der pflegenden<br />

Angehörigen zu dokumentieren. Die Auswertung einer Stichprobe von 50 Bera-<br />

tungsprozessdokumentationen ergab viele eindeutige Hinweise auf eine situative<br />

Erleichterung und insbesondere das Gefühl von Dankbarkeit der Angehörigen:<br />

„pA 180 freut sich, alles erzählen zu können, ist dankbar über die Anwesen-<br />

heit des Gesundheitsberaters.“<br />

„Es ist erleichternd für pA über seine demenzerkrankte Ehefrau sprechen zu<br />

können.“<br />

„pA ist dankbar für die Gespräche.“<br />

180 Abkürzung für „pflegende/r Angehörige/r“<br />

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