20110804_Bewertung Personalbemessung - GKV-Spitzenverband
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Welche bzw. wie viele Bewohner benötigen oder wünschen ein regelmäßiges Angebot<br />
an Gruppenaktivitäten nach dem Abendessen?<br />
Wie groß ist die Anzahl der Bewohner mit kognitiven Einbußen bzw. psychischen Problemlagen,<br />
die regelmäßig Einschlafschwierigkeiten, Ängstlichkeit, eine Wanderungstendenz<br />
oder andere Formen gesteigerter Aktivität aufweisen?<br />
Wie groß ist die Anzahl der Bewohner mit Durchschlafschwierigkeiten, die in der Zeit<br />
nach Mitternacht und deutlich vor Beginn des Frühdienstes aufwachen und Ängstlichkeit,<br />
eine Wanderungstendenz oder andere Formen gesteigerter Aktivität aufweisen?<br />
Das Ergebnis der Bedarfsermittlung sollte als zusammenfassende Einschätzung des abendlichen<br />
und nächtlichen Versorgungsbedarfs der Bewohner dokumentiert werden. Zeigt sich<br />
eine Diskrepanz zwischen Bedarf und aktuellem Versorgungsangebot, so soll eine entsprechende<br />
Anpassung der Versorgung angestrebt werden. Kann diese Anpassung nicht durch<br />
eine Veränderung der Dienstplanung bzw. durch die Umschichtung von Personalressourcen<br />
umgesetzt werden (was in geeigneter Form nachzuweisen wäre), so ist von einem nicht gedeckten<br />
Personalbedarf auszugehen. Art und Umfang dieses Bedarfs wären dann in einem<br />
weiteren Schritt durch eine entsprechende Konzeptbeschreibung zu konkretisieren.<br />
Dieser Weg der einrichtungsindividuellen Bedarfsermittlung bietet größere Chancen auf die<br />
Ermittlung passgenauer Bedarfsgrößen als allgemeine Kennzahlen, die beispielsweise eine<br />
bestimmte Betreuungsrelation für den Nachtdienst festlegen. Solche starren Kennzahlen<br />
stehen nicht immer im Einklang mit dem Ziel, so weit wie möglich Normalisierung zu den<br />
späten Zeiten des Tages im Alltagsleben zu erreichen. Das beschriebene Vorgehen stellt<br />
allerdings an die Einrichtungen erhöhte Anforderungen (Bedarfsanalyse und nachvollziehbare,<br />
fachlich begründete Konzeptanpassung).<br />
Entsprechend der Ausrichtung des Referenzkonzepts wird also empfohlen, den Personalbedarf<br />
im Zusammenhang mit der abendlichen und nächtlichen Versorgung einrichtungsindividuell,<br />
d.h. gestützt auf eine Bedarfseinschätzung und ein Versorgungskonzept, vorzunehmen.<br />
Abschließend sei darauf hingewiesen, dass es noch andere Konzepte oder konzeptionelle<br />
Neuerungen gibt (und immer wieder geben wird), die sich einer pauschalen <strong>Personalbemessung</strong><br />
entziehen. Dazu gehört u.a. die so genannte Pflegeoase, die eine Mischung aus besonderer<br />
Wohnform und besonderem Betreuungskonzept darstellt. Der Personalbedarf lässt<br />
sich auch hier nur in Form einer Einzelfallbetrachtung ermitteln, denn Konzepte für Pflegeoasen<br />
können sehr unterschiedliche Schwerpunkte aufweisen. Manche von ihnen gleichen<br />
eher einem besonderen Konzept der Tagesbetreuung für Demenzkranke mit erheblichen<br />
Mobilitätseinbußen, andere setzen einen palliativpflegerischen Schwerpunkt (Rutenkröger/Kuhn<br />
2008) jeweils mit anderen Konsequenzen für den Personalbedarf.<br />
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