20110804_Bewertung Personalbemessung - GKV-Spitzenverband

Wegstrecken außerhalb des Wohn-/Pflegebereiches nicht mit/für Bewohnerin/Bewohner
Hol- und Bringedienst (z. B. Transport von Wäsche-, Essens-/ Wärmewagen, Getränkekisten
u. anderen Materialien)
Verteilen von Inkontinenzmaterial
verschiedene Gänge in der Einrichtung (z. B. Botengänge, Protokoll in Verwaltung bringen)
Wegstrecken außerhalb der Einrichtung (z. B. Dienstgang außer Haus, Begleitung der
Bewohner zur Bank/zum Friedhof) (BMFSFJ 2006: 134).
Bei der KDA-Fallstudie wurden für diese Tätigkeiten eher geringe Zeiten ermittelt, sie lagen
in einer Größenordnung von ungefähr einer Minute je Bewohner und Tag (ebd.: 70). Mehrere
dieser Tätigkeiten sind bei der Leistungserfassung der NRW-Studie (und auch im Rahmen
der Leistungsbeschreibungen des Projekts Referenzmodelle) in unterschiedlicher Weise
berücksichtigt, etwa als Aufräum- und Reinigungsarbeiten, als direkte pflegerische Maßnahmen
(Unterstützung bei der Mobilität) oder als Tätigkeiten im Rahmen der Mahlzeitenversorgung.
Die danach verbleibende Restgröße bewegt sich in einer Marge, die schon bei geringer
Messungenauigkeit überschritten wird. Es ist daher zweifelhaft, Wegezeiten, die auf diese
Art und Weise definiert wurden, als besondere Kategorie zu berücksichtigen.
Ein Argument hierfür liegt auch darin, dass der durchschnittliche Zeitaufwand in den oben
aufgeführten Tätigkeitsbereichen in hohem Maße von räumlichen und organisatorischen
Merkmalen abhängt, insbesondere von der Frage, welche Mitarbeiter für bestimmte bewohnerferne
Tätigkeiten eingesetzt werden. Botengänge und Hol-/Bringdienste im Rahmen der
Wäscheversorgung gehören nicht in den Verantwortungsbereich der Mitarbeiter, die für die
Versorgung auf den Wohnbereichen zuständig sind. Etwas überspitzt formuliert: Umfangreiche
Wegezeiten im Rahmen der Pflege oder sozialen Betreuung können Ausdruck für ungelöste
Organisationsprobleme sein, die als Faktor bei der Personalbemessung nicht zu berücksichtigen
sind.
Aufgrund der geringen Bedeutung von Wegezeiten, die außerhalb von unmittelbar oder mittelbar
bewohnerbezogenen Tätigkeiten anfallen, werden sie in der vorliegenden Arbeit nicht
als standardisierter Baustein der Personalbemessung berücksichtigt. Es gibt Einrichtungen
mit baulichen Charakteristika, die zu Wegzeiten führen, welche im Vergleich zu anderen Einrichtungen
überdurchschnittlich hoch sind. Es handelt sich aber, so die Einschätzung der
befragten Experten, doch wohl um Ausnahmesituationen, für die eher die Einzelfalllösung als
Mittel der Wahl bei der Festlegung des Personalbedarfs in Betracht zu ziehen ist. Es gibt
zwar bauliche Strukturen wie z.B. Pavillon-Systeme in großen Einrichtungen, doch müssen
die Wegezeiten der Mitarbeiter hier nicht zwangsläufig größer sein als in anderen Einrichtungen,
nämlich dann nicht, wenn die einzelnen Versorgungseinheiten so organisiert sind, dass
Wege in andere Teile der Einrichtung nicht oder nur selten erforderlich sind. Bauliche Strukturen
können also nicht losgelöst von organisatorischen Aspekten betrachtet werden, weshalb
es nicht zielführend wäre, Standardisierungen etwa anhand baulicher Merkmale vorzunehmen.
Abgesehen von der Frage nach der Relevanz fehlen auch schlicht Kriterien, mit
denen eine Verknüpfung von Zeitwerten und Einrichtungsmerkmalen erfolgen könnte.
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