20110804_Bewertung Personalbemessung - GKV-Spitzenverband
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Zugleich wiesen die Experten an mehreren Punkten auf offene Fragen und mögliche Umsetzungsprobleme<br />
allgemeiner Art hin. Dazu gehöre zunächst einmal das Beharrungsvermögen<br />
der gegenwärtigen Strukturen des Vergütungssystems, das auf der Pflegestufensystematik<br />
aufbaut. In vielen Bundesländern hätten sich die Vertragspartner in zum Teil mühsamen Prozessen<br />
auf Lösungen von Detailfragen der Bemessung von Personalbedarf und Pflegesätzen<br />
verständigt, die zwar nicht immer der Interessenlage aller Beteiligten entsprechen, aber<br />
Praktikabilität garantieren. Diese Lösungen fallen in den Bundesländern zum Teil sehr unterschiedlich<br />
aus. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise habe man ein Berechnungsverfahren<br />
entwickelt, dass eine Berücksichtigung (und damit auch Transparenz) der individuellen Kostenstrukturen<br />
einer Einrichtung ermöglicht, sich in der Praxis gut bewährt habe und daher<br />
einen insgesamt großen Zuspruch unter den Vertragsparteien genießt. Ein <strong>Personalbemessung</strong>ssystem,<br />
das dieses Verfahren umgeht, werde so die befragten Experten vermutlich<br />
wenig Akzeptanz finden.<br />
Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Zunahme des Wettbewerbs zwischen den Einrichtungen.<br />
Der verschärfte Wettbewerb habe zur Folge, dass viele Einrichtungen sich bei der Festlegung<br />
der Pflegesätze weniger an Bedarfsüberlegungen als an den Preisen der Einrichtungen<br />
in ihrer Umgebung orientieren. Auf welches Interesse ein neues Konzept der <strong>Personalbemessung</strong><br />
vor diesem Hintergrund stoßen wird, sei schwer abschätzbar.<br />
Eine völlig neue Situation entstünde allerdings mit einer Reform des SGB XI, mit der ein<br />
neues sozialrechtliches Verständnis von Pflegebedürftigkeit festgeschrieben und entsprechende<br />
leistungsrechtliche Veränderungen umgesetzt würden. Damit entfiele die heutige<br />
Basis der <strong>Personalbemessung</strong> bzw. der Festlegung von Vergütungen, wodurch mehr oder<br />
weniger schlagartig das Erfordernis der Entwicklung einer neuen Grundlage entstünde. Somit<br />
wurde die Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs als wichtigste Triebkraft, ja<br />
sogar als zwingender Grund für einen flächendeckenden Übergang zu einem neuen und<br />
dann hoffentlich rationalen System der Bedarfsklassifikation und <strong>Personalbemessung</strong> gesehen.<br />
4.2 Allgemeine Anforderungen und Komponenten eines <strong>Personalbemessung</strong>ssystems<br />
Unter Einbeziehung nicht aller, aber doch vieler Einschätzungen und Empfehlungen der befragten<br />
Experten sollen im Folgenden die wichtigsten Anforderungen an eine Bedarfsklassifikation<br />
und ein darauf aufbauendes <strong>Personalbemessung</strong>ssystem aufgezeigt werden. Um sie<br />
zu identifizieren, erfolgte neben der Expertenbefragung eine Literatur- und Internetrecherche,<br />
mit der bereits existierende Ansätze der <strong>Personalbemessung</strong> geprüft wurden. Hierbei ging es<br />
weniger um die grundlegende Methodik solcher Ansätze als vielmehr um Detailfragen, insbesondere<br />
darum, welche Variablen neben dem Bedarf der Bewohner in die Ermittlung des<br />
Personalbedarfs eingehen sollen. Im Ergebnis standen die folgenden Überlegungen, die<br />
dann in die konkrete Ausgestaltung der Bausteine eines <strong>Personalbemessung</strong>ssystems eingeflossen<br />
sind.<br />
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