20110804_Bewertung Personalbemessung - GKV-Spitzenverband

Damit soll u.a. vermieden werden, dass Menschen als nicht pflegebedürftig bezeichnet
werden, obwohl sie auf pflegerische Hilfe angewiesen sind.
Das NBA beinhaltet auch Verfahren zur Dokumentation von Informationen und Einschätzungen
zur Ermittlung eines etwaigen Bedarfs an medizinischer Rehabilitation. In den Modulen
1. Mobilität , 2. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten , 4. Selbstversorgung und 5.
Umgang mit krankheits-/therapiebedingten Anforderungen wird jeweils die Entwicklungstendenz
der Selbständigkeit bzw. Fähigkeiten eingeschätzt. Zu beantworten ist für jeden dieser
Bereiche auch die Frage, ob und auf welchem konkreten Weg ggf. Verbesserungen erreicht
werden können, z.B. durch die Optimierung therapeutischer Maßnahmen, die Optimierung
der räumlichen Umgebung, durch Hilfsmitteleinsatz bzw. dessen Optimierung oder
durch andere Maßnahmen. Diese Informationen sind nicht nur für die Frage der Rehabilitationsbedürftigkeit
relevant. Sie eröffnen auch unabhängig davon die Möglichkeit, Pflegebedürftige
bzw. Bewohner zu identifizieren, bei denen Chancen auf eine Verbesserung der
Selbständigkeit bestehen.
Der Prototyp des neuen Begutachtungsverfahrens ist bei den Spitzenverbänden der Pflegekassen
und im Beirat des Bundesgesundheitsministeriums, aber auch darüber hinaus auf
eine sehr positive Resonanz gestoßen. Zwar wurde deutlich, dass eine Erweiterung des
Pflegebedürftigkeitsbegriffs mehrere noch zu klärende Fragen aufwirft, insbesondere im Hinblick
auf die Abgrenzung der Verantwortungsbereiche der verschiedenen Kostenträger. Dessen
ungeachtet hat der BMG-Beirat in seinem Bericht im Januar 2009 eine einstimmige
Empfehlung ausgesprochen, das Verfahren und das ihm hintergelegte Verständnis von Pflegebedürftigkeit
durch eine entsprechende Gesetzesreform umzusetzen. Ein zweiter Bericht
des Beirates, der sich mit Fragen der Umsetzung beschäftigt, folgte wenige Monate später.
Mit einem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff und dem NBA ergäben sich, dass zeigen die
Erfahrungen mit dem Instrument und auch die Beratungsergebnisse des BMG-Beirats, für
alle Bereiche der pflegerischen Versorgung weitreichende Konsequenzen. Für den vorliegenden
Zusammenhang sind vor allem drei Aspekte wichtig:
Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff geht zwangsläufig mit einer neuen Stufensystematik
einher. Das NBA unterscheidet fünf statt wie heute drei Grade der Pflegebedürftigkeit, die
aufgrund einer Entschließung des BMG-Beirats als Bedarfsgrade bezeichnet werden 2 .
Diese Bedarfsgrade entsprechen weder inhaltlich noch in ihrer Abstufung dem heutigen
Pflegestufensystem. Das bedeutet, dass die heutigen Richtwerte für den Personalbedarf
nach der Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs nicht mehr verwendbar wären
und durch andere Orientierungswerte oder eben ein Verfahren zur Personalbemessung
ersetzt werden müssten.
2 Diese Bezeichnung war von den Entwicklern des NBA nicht vorgesehen und könnte Anlass zu Missverständnissen
bieten. Denn das NBA nimmt eine Graduierung der Selbständigkeit, nicht des Unterstützungsbedarfs
vor. Wenngleich zwischen beiden ein enger Zusammenhang existiert, ist aus wissenschaftlicher
Sicht zwischen Pflegebedürftigkeit und Leistungsbedarf strikt zu unterscheiden. Das
Anliegen des BMG-Beirats, durch einen anderen Begriff eine Verwechslung mit den heutigen Pflegestufen
auszuschließen, ist allerdings nachvollziehbar.
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