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6. Philharmonisches Konzert - Die Duisburger Philharmoniker

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Programm<br />

<strong>6.</strong><br />

<strong>Philharmonisches</strong> <strong>Konzert</strong><br />

Mi 2. / Do 3. Februar 2011, 20.00 Uhr<br />

Axel Kober Dirigent<br />

Julian Bliss Klarinette<br />

Ottorino Respighi<br />

<strong>Die</strong> Pinien von Rom<br />

Magnus Lindberg<br />

<strong>Konzert</strong> für Klarinette und Orchester<br />

Johannes Brahms<br />

Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73<br />

Generalmusikdirektor Jonathan Darlington


<strong>6.</strong> <strong>Philharmonisches</strong> <strong>Konzert</strong><br />

Mittwoch, 2. Februar 2011, 20.00 Uhr<br />

Donnerstag, 3. Februar 2011, 20.00 Uhr<br />

Philharmonie Mercatorhalle Duisburg<br />

Julian Bliss Klarinette<br />

<strong>Duisburger</strong> <strong>Philharmoniker</strong><br />

Axel Kober<br />

Leitung<br />

Programm<br />

Ottorino Respighi (1879-1936)<br />

<strong>Die</strong> Pinien von Rom (1924)<br />

I. <strong>Die</strong> Pinien der Villa Borghese. Allegretto vivace<br />

II. Pinien bei einer Katakombe. Lento<br />

III. <strong>Die</strong> Pinien auf dem Janiculum. Lento<br />

IV. <strong>Die</strong> Pinien der Via Appia. Tempo di Marcia<br />

Magnus Lindberg (geb. 1958)<br />

<strong>Konzert</strong> für Klarinette und Orchester (2001/02)<br />

Pause<br />

Johannes Brahms (1833-1897)<br />

Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 (1877)<br />

I. Allegro non troppo<br />

II. Adagio non troppo<br />

III. Allegretto grazioso (Quasi Andantino)<br />

– Presto ma non assai<br />

IV. Allegro con spirito<br />

„<strong>Konzert</strong>führer live“ mit Astrid Kordak um 19.15 Uhr<br />

im „Tagungsraum 4+5“ des Kongresszentrums im CityPalais<br />

Das <strong>Konzert</strong> endet um ca. 22.00 Uhr.<br />

3


Sinfonische Dichtung, <strong>Konzert</strong><br />

und Sinfonie<br />

Ottorino Respighis Sinfonische Dichtung „<strong>Die</strong> Pinien von Rom“,<br />

das <strong>Konzert</strong> für Klarinette und Orchester von Magnus Lindberg<br />

und die Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 von Johannes Brahms stehen<br />

auf dem Programm des sechsten Philharmonischen <strong>Konzert</strong>s. Es<br />

ist ein wahrhaft kosmopolitisches Programm mit Werken eines<br />

Italieners, eines Finnen und eines deutschen Komponisten, der<br />

seinen Wohnsitz von Hamburg nach Wien verlegte. Doch das Programm<br />

durchmisst nicht nur das Gebiet von Nord- bis Südeuropa<br />

bzw. von Skandinavien bis zur Apenninenhalbinsel, denn auch die<br />

verschiedenen Entstehungszeiten bringen unverwechselbare Eigenheiten<br />

mit sich.<br />

Als akustisches Monumentalfresko beeindruckt die Sinfonische<br />

Dichtung „<strong>Die</strong> Pinien von Rom“ von Ottorino Respighi. Tatsächlich<br />

überwältigt die Orchestrierungskunst des italienischen Komponisten,<br />

doch bezaubern die stilleren Impressionen nicht weniger.<br />

Überhaupt ging Respighi als Komponist von Sinfonischen Dichtungen<br />

einen Sonderweg: Statt ein Thema aus der Weltliteratur zu<br />

wählen, legte er seinem vierteiligen Orchesterstück meisterhaft<br />

eingefangene Impressionen aus einer Weltmetropole zugrunde.<br />

Und die perfekte Dramaturgie der Komposition ließ ihn mit Leichtigkeit<br />

auf motivische Verklammerungen verzichten. <strong>Die</strong>se finden<br />

sich reichlich in der zweiten Sinfonie von Johannes Brahms. In der<br />

Nachfolge Ludwig van Beethovens sah Brahms sich zu besonders<br />

gewissenhafter Verarbeitung gezwungen. Doch obwohl das<br />

pathetische Ringen der ersten Sinfonie überwunden ist, hier sogar<br />

eine pastorale Heiterkeit und Gelassenheit hervortritt, wollen<br />

die gelegentlichen Schatten der zweiten Sinfonie nicht überhört<br />

werden. Eine überzeugende Dramaturgie weist schließlich auch<br />

das Klarinettenkonzert von Magnus Lindberg auf. Feiert der finnische<br />

Gegenwartskomponist vor allem mit kraftvoll-energischen<br />

Orchesterstücken Erfolge, so beweist er mit seinem Klarinettenkonzert,<br />

wie effektvoll er für Soloinstrument und Orchester zu<br />

schreiben versteht. Mit äußerst anspruchsvollem Klarinettenpart<br />

und vielfältig schillernden Orchesterfarben finden Aufführungen<br />

dieser Komposition begeisterte Resonanz. Mit Nachdruck setzen<br />

sich nun auch die <strong>Duisburger</strong> <strong>Philharmoniker</strong>, der Dirigent Axel<br />

Kober und der junge Klarinettenvirtuose Julian Bliss für diese<br />

effektvoll-dankbare Gegenwartskomposition ein.<br />

4


Ottorino Respighi<br />

<strong>Die</strong> Pinien von Rom<br />

Der Komponist Ottorino Respighi<br />

<strong>Die</strong> italienische Musik des 19. Jahrhunderts stand fast ausschließlich<br />

im Zeichen der Oper, die Instrumentalmusik spielte nur eine<br />

untergeordnete Rolle. An der Wende zum 20. Jahrhundert, als<br />

Giuseppe Verdi seine späten Meisterwerke vorlegte und Giacomo<br />

Puccini mit Nachdruck auf sich aufmerksam zu machen begann,<br />

scheute die veristische Oper selbst vor grellen realistischen Effekten<br />

nicht zurück. Erst die Generation der um 1880 geborenen<br />

italienischen Komponisten begann ihre Position grundsätzlich<br />

neu zu überdenken. Zu ihnen gehörte neben Ildebrando Pizzetti,<br />

Gian Francesco Malipiero und Alfredo Casella auch Ottorino<br />

Respighi. Seine große Leistung bestand darin, das musikalische<br />

Erbe der italienischen Vergangenheit aufgearbeitet und hieraus<br />

einen eigenen Stil zu entwickelt zu haben. <strong>Die</strong>se Aufarbeitung berücksichtigte<br />

die italienische Musik der verschiedensten Epochen.<br />

Einige Werke lassen dies deutlich erkennen. In seinem Ballett „La<br />

Boutique fantastique“ beschäftigte sich Ottorino Respighi mit der<br />

Musik Gioacchino Rossinis. Besonders beliebt wurden die drei<br />

Folgen der „Antiche danze ed arie per liuto“ auf der Grundlage<br />

von Lautenstücken des 1<strong>6.</strong> und des 17. Jahrhunderts. Respighi<br />

bearbeitete auch Werke Claudio Monteverdis und machte etwa<br />

das „Lamento d’Arianna“ und die Oper „L’Orfeo“ wieder zugänglich.<br />

Aber Werke wie das „Concerto gregoriano“ für Violine und<br />

Orchester zeigen, dass seine Beschäftigung mit der Musik der<br />

Vergangenheit viel weiter zurückführte als bei den Zeitgenossen.<br />

Seinen Nachruhm begründete Ottorino Respighi vor allem mit<br />

seinem „Römischen Trittico“. Das sind drei glänzend instrumentierte<br />

Orchesterstücke. „Man könnte diese Werke mit einem<br />

vielflächig strahlenden Brillanten<br />

vergleichen: Respighi hat<br />

die tausendfältige Seele Roms,<br />

so wie er sie empfand, in den<br />

tönenden Kosmos von zwölf Visionen<br />

eingefangen, die sich zu<br />

drei Tondichtungen zusammenfügen“,<br />

schrieb Elsa Respighi<br />

als Ehefrau des Komponisten<br />

in ihren Erinnerungen. <strong>Die</strong> drei<br />

Sinfonischen Dichtungen wer-<br />

Ottorino Respighi<br />

den meist als Einheit betrachtet<br />

5


oder doch zumindest in einem Atemzug genannt, aber sie wurden<br />

keineswegs zusammengehörend entworfen. Als erstes wurden<br />

die „Römischen Brunnen“ („Fontane di Roma“) komponiert und<br />

im März 1917 uraufgeführt. Es folgten 1924 die sich seit jeher<br />

besonderer Popularität erfreuenden „Pinien von Rom“ („Pini di<br />

Roma“). Der Dirigent Arturo Toscanini, der bereits zu den ersten<br />

Interpreten der älteren Stücke gehört hatte, brachte schließlich<br />

am 21. Februar 1929 in der New Yorker Carnegie Hall die „Römischen<br />

Feste“ („Feste Romane“) heraus. Es versteht sich beinahe<br />

von selbst, dass diese mit größter Brillanz orchestrierten Werke<br />

schließlich keine Steigerung mehr zuließen, der Komponist fortan<br />

nach anderen Ausdrucksmöglichkeiten suchen musste und sich<br />

erst einmal wieder kleiner besetzten Werken zuwandte. Vielleicht<br />

mag es auch überraschen, dass Ottorino Respighi keineswegs ein<br />

gebürtiger Römer war, sondern erst mit 34 Jahren seinen Hauptwohnsitz<br />

in der italienischen Hauptstadt nahm.<br />

Zweifellos war der am 9. Juli 1879<br />

in Bologna geborene Ottorino<br />

Respighi ein überaus reich begabter<br />

Künstler. Als Geiger, Bratscher<br />

und Pianist brachte er es zur<br />

Meisterschaft, er wurde als Dirigent<br />

umjubelt, und seine umfassenden<br />

Sprachkenntnisse weckten<br />

Bewunderung. Im Jahr 1900<br />

vertauschte Respighi den <strong>Die</strong>nst<br />

im Orchester der Stadt Bologna<br />

für eine Saison zugunsten einer<br />

Orchestertätigkeit im kaiserlichen<br />

Ottorino Respighis Lehrer<br />

Nikolai Rimsky-Korsakow<br />

6<br />

Theater von St. Petersburg. Bei<br />

dieser Gelegenheit ergab sich<br />

der Kontakt zu Nikolai Rimsky-<br />

Korsakow. Zwar erhielt Respighi<br />

nicht sehr viel Unterricht in Petersburg, doch sprach er auch später<br />

noch mit Hochachtung von den prägenden Eindrücken, die<br />

er bei dem angesehenen russischen Komponisten erhielt. Das<br />

verwundert nicht, mochten doch Respighi und Rimsky-Korsakow<br />

als wesensverwandte Instrumentationskünstler gelten. Das unter<br />

Rimsky-Korsakows Augen entstandene dreiteilige Orchesterwerk<br />

„Preludio, Corale e Fuga“ legte Respighi 1901 in Bologna als Prüfungsarbeit<br />

vor, und hierfür erhielt er sein Kompositionsdiplom.<br />

Ottorino Respighi darf als Kosmopolit gelten. In den Jahren<br />

1908/09 hielt er sich in Berlin auf, wo er sich als Klavierbegleiter<br />

in einer Gesangsklasse betätigte. Allerdings machte der Unterricht,<br />

den er zu dieser Zeit bei Max Bruch erhielt, keinen größeren<br />

Eindruck auf ihn. 1913 verlegte Respighi seinen Wohnsitz nach<br />

Rom. Er wurde Lehrer für Komposition am Liceo musicale Santa


Cecilia. 1924 wurde er sogar zum Direktor dieses Instituts ernannt,<br />

doch wurde dieses Amt schließlich wieder aufgegeben, um<br />

ausgedehnte <strong>Konzert</strong>reisen unternehmen zu können. Gemeinsam<br />

mit seiner Frau Elsa unternahm Ottorino Respighi mehrere <strong>Konzert</strong>reisen<br />

nach Nord- und Südamerika, in den Niederlanden traf<br />

er mit Igor Strawinsky zusammen, in Finnland begegnete er Jean<br />

Sibelius. Der Komponist erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen.<br />

Ottorino Respighi wurde Mitglied der Akademie der schönen<br />

Künste in Berlin und Honorarprofessor an der Musikakademie<br />

„Franz Liszt“ in Budapest. Am 18. April 1936 starb er in Rom an<br />

einer Herzinnenhautentzündung.<br />

<strong>Die</strong> Sinfonische Dichtung „<strong>Die</strong> Pinien von Rom“<br />

Wie schon die acht Jahre zuvor entstandene Sinfonische Dichtung<br />

„Römische Brunnen“ bestehen auch Ottorino Respighis „Pinien<br />

von Rom“ aus dem Jahr 1924 aus vier pausenlos miteinander verbundenen<br />

Sätzen. Der Partitur hat der Komponist Anmerkungen<br />

zum Programm vorangestellt:<br />

I. <strong>Die</strong> Pinien der Villa Borghese<br />

Zwischen den Pinien der Villa Borghese spielen die<br />

Kinder. Sie tanzen Ringelreihen, führen Militärmärsche<br />

und Schlachten auf und berauschen sich an ihrem eigenen<br />

Geschrei wie Schwalben am Abend; dann laufen<br />

sie davon. Unvermutet wechselt die Szene...<br />

II. Pinien bei einer Katakombe<br />

... im Schatten der Pinien rings um den Eingang einer<br />

Katakombe, aus deren Tiefe ein wehmütiger Gesang<br />

zu uns dringt. Er erhebt sich zu feierlicher Hymne und<br />

verklingt dann wieder.<br />

III. <strong>Die</strong> Pinien auf dem Janiculum<br />

Ein Zittern geht durch die Luft: in klarer Vollmondnacht<br />

wiegen sanft ihre Wipfel die Pinien des Janiculums. In<br />

den Zweigen singt eine Nachtigall.<br />

IV. <strong>Die</strong> Pinien der Via Appia<br />

Morgennebel über der Via Appia: einsame Pinien stehen<br />

Wacht in der tragischen Landschaft der römischen<br />

Campagna. Undeutlich, aber immer wieder, glaubt<br />

man den Rhythmus zahlloser Schritte zu hören. Der<br />

Dichter sieht im Geist uralten Ruhm wieder aufleben:<br />

unter dem Geschmetter der Buccinen naht ein Konsul<br />

mit seinem Heer, um im Glanze der neuen Sonne zur<br />

Via Sacra und zum Triumph aufs Kapitol zu ziehen.<br />

7


Der Minervatempel der<br />

Villa Borghese, Schauplatz der<br />

„Pinien von Rom“<br />

8<br />

Musikalisch weisen die vier Teile<br />

bemerkenswerte Eigenarten auf.<br />

Im ersten Teil, „<strong>Die</strong> Pinien der Villa<br />

Borghese“, ist das ausgelassene<br />

Spiel der Kinder sehr realistisch<br />

und anschaulich nachgezeichnet,<br />

und das Durcheinander wird durch<br />

stärkere klangliche Reibungen eingefangen.<br />

Überraschend kommt<br />

der unmittelbare Szenenwechsel,<br />

der zur Szene bei einer Katakombe<br />

führt. <strong>Die</strong>ser Satz beginnt mit<br />

den gedämpften Klängen der<br />

Bratschen, der Violoncelli und der<br />

Kontrabässe. Weitere Instrumente<br />

treten hinzu, und aus der Ferne erklingt<br />

die Melodie einer Trompete.<br />

Zweifellos gehört dies zu Respighis gelungensten lyrischen Eingebungen.<br />

<strong>Die</strong> Fortsetzung des Satzes wird bestimmt von einem<br />

religiösen Gesang, der nach murmelnden Andeutungen gewaltige<br />

Steigerungen erfährt. Der dritte Satz, eine poetische Nachtszene,<br />

beginnt mit zarten Arpeggien des Klaviers. Nach kurzer Zeit tritt<br />

ein sanft intoniertes Thema der Klarinette hinzu. Aus den Andeutungen<br />

des Vogelgesangs wird schließlich Gewissheit, denn von<br />

einem Tonband wird der Gesang einer Nachtigall hineingespielt.<br />

Das Finale beginnt mit undeutlichen Anspielungen und steigert<br />

sich zu einer geballten Marschvision, in der Buccinen als alte römische<br />

Blasinstrumente hineinklingen. Aber auch das Klavier, die<br />

Orgel und die Schlaginstrumente haben wesentlichen Anteil an<br />

der Wirkung dieses Satzes.<br />

Analog zur Sinfonie bestehen die drei Teile von Ottorino Respighis<br />

„Römischem Trittico“ aus jeweils vier Sätzen, jedoch verzichtet<br />

der Komponist auf motivische Verklammerungen. Dennoch weist<br />

ein Werk wie „<strong>Die</strong> Pinien von Rom“ eine grandiose dramaturgische<br />

Geschlossenheit auf. Der Kopfsatz hat noch keine dominierende<br />

Hauptsatzfunktion, besitzt aber klangliche Schärfungen,<br />

wie man sie aus den Balletten Igor Strawinskys kennt. Der unvermittelte<br />

Übergang zum zweiten Satz macht einen geradezu<br />

beklemmenden Eindruck. Sehr schön korrespondieren die melodischen<br />

Themen der beiden aufeinanderfolgenden langsamen<br />

Sätze miteinander, und auch die Steigerungen des zweiten und<br />

des abschließenden vierten Satzes ergänzen sich vortrefflich, führen<br />

sogar einen Schluss herbei, der an Grandiosität nicht mehr zu<br />

übertreffen scheint.<br />

Zwei Vorwürfe wurden Ottorino Respighi für seine „Pinien von<br />

Rom“ gemacht: <strong>Die</strong> Hineinnahme einer Tonbandaufzeichnung mit<br />

der Stimme einer Nachtigall wurde gelegentlich als geschmack-


lose Entgleisung getadelt, und Alfeo Toni glaubte erstmals aus<br />

dem Marsch des antiken römischen Heeres den Zug der italienischen<br />

Faschisten um Benito Mussolini herauszuhören. Jedoch<br />

waren sowohl realistische klangliche Annäherungen (Nachtigall!)<br />

nicht überall verpönt, etwa in der „Musique concrète“, und zum<br />

Faschismus-Vorwurf ist andererseits zu sagen, dass Respighi trotz<br />

Sympathien für Mussolini als unpolitischer Künstler zu gelten hat,<br />

der im Finale der „Pinien von Rom“ wohl tatsächlich nur die Vision<br />

der Vergangenheit heraufbeschwören wollte.<br />

Über die ersten Aufführungen<br />

der Sinfonischen Dichtung „<strong>Die</strong><br />

Pinien von Rom“ sind wird durch<br />

die Frau des Komponisten bestens<br />

informiert. Elsa Respighi<br />

hielt in ihren Erinnerungen an<br />

ihren Mann fest: „Am 14. De-<br />

Elsa und Ottorino Respighi<br />

zember 1924 leitete Bernardino<br />

Molinari in einer vorbildlichen<br />

Interpretation im Augusteo in<br />

Rom die Erstaufführung der ‚Pini’ (Pinien). Das Publikum applaudierte<br />

stürmisch. <strong>Die</strong> Atmosphäre war mit Spannung geladen.<br />

Nach dem Schluß des ersten Satzes setzte Pfeifen und Gezische<br />

ein. <strong>Die</strong> Zuhörerschaft war begeistert vom II. und III. Satz. <strong>Die</strong> letzten<br />

Takte der Komposition wurden von enthusiastischen Beifallsbezeugungen<br />

verschlungen, wie man sie in einer derartigen Stärke<br />

im Augusteo noch nie vernommen hatte. Am Tag vorher, nach<br />

der Generalprobe, Vertraute mir Respighi an, das Crescendo im<br />

letzten Satz habe einen so starken Eindruck auf ihn ausgeübt,<br />

daß ‚es ihm durch Kopf und Magen’ gegangen sei. <strong>Die</strong> Komposition<br />

betrachte er als gut gelungen, so wie er es erwartet habe.<br />

(...) <strong>Die</strong> zweite Aufführung am 28.12. war eine Enttäuschung. Am<br />

Schluß des ersten Satzes wurde stärker gepfiffen. Der Ruf: ‚Aufhören,<br />

aufhören!’ war unüberhörbar. Offensichtlich wußten die<br />

Widersacher, daß Respighi bei den folgenden Sätzen zu seinem<br />

Recht kommen werde. Der Erfolg der ‚Pini’ fand in der ganzen<br />

Welt sofort Widerhall. Ich glaube allerdings, daß die ‚Pini’ zu jenen<br />

Werken gehören, die Ottorino die größte Aufregung gebracht haben.<br />

Während der letzten zehn Jahre seines Lebens hatte Respighi<br />

oft Gelegenheit, in allen Erdteilen diese Tondichtung im<br />

Rahmen von <strong>Konzert</strong>en, die seinen eigenen Werken gewidmet<br />

waren, zu dirigieren. Dabei war es für mich sehr interessant zu<br />

beobachten, wie das verschiedene Publikum aller Breitengrade<br />

stets mit gleichem Enthusiasmus reagierte.“<br />

Am 14. Januar 1926 stellte Arturo Toscanini die „Pinien von<br />

Rom“ in Amerika vor. <strong>Die</strong> Aufführung in der New Yorker Carnegie<br />

Hall war ein enormer Erfolg und ging nur um wenige Tage einem<br />

<strong>Konzert</strong> Ottorino Respighis mit dem Philadelphia Orchestra<br />

9


voran. Elsa Respighi erinnerte<br />

sich: „<strong>Die</strong> Zusammenarbeit Respighis<br />

mit dem Orchester Stokowskis,<br />

das damals auf dem<br />

Gipfel seines Ruhms stand, war<br />

für Respighi nicht einfach. Das<br />

Mißtrauen einiger Musiker versetzte<br />

die Italiener, die im Orchester<br />

mitspielten, anfangs in<br />

Arturo Toscanini<br />

Unruhe. Mit ‚olympischer’ Ruhe<br />

wandte sich Respighi während<br />

der Proben mit seinen Anregungen an jeden einzelnen Musiker<br />

in dessen Muttersprache, und bald waren alle von seiner Persönlichkeit<br />

eingenommen. <strong>Die</strong> verschiedensten Nationalitäten waren<br />

im Orchester vertreten: Russen, Deutsche, Franzosen, Italiener<br />

etc. Das Philadelphia Orchestra war fast vollzählig nach New York<br />

gekommen , um die ‚Pini’ von Toscanini dirigiert zu hören. Alle<br />

diese Musiker waren begeistert. Sie beschlossen jedoch, wenn<br />

möglich eine noch bessere Aufführung zu bieten. Das erste <strong>Konzert</strong><br />

Respighis mit dem Philadelphia-Orchester fand am 19. Januar<br />

statt. Mit demselben Orchester und dem gleichen Programm<br />

folgten noch <strong>Konzert</strong>e in Washington, Cleveland und Baltimore,<br />

die von Publikum und Presse als großer Erfolg begeistert aufgenommen<br />

wurden (...) Vom 20. bis 30. Januar dirigierte Respighi<br />

das Chicago-Orchester, das damals zu den besten Orchestern<br />

gerechnet wurde. Am <strong>6.</strong> Februar dirigierte Respighi in Cincinnati.“<br />

Danach ging es weiter nach Norddeutschland und in die Niederlande,<br />

wo es in Amsterdam zu einer kurzen Begegnung mit Igor<br />

Strawinsky kam.<br />

<strong>Duisburger</strong> <strong>Philharmoniker</strong><br />

Neckarstr. 1<br />

47051 Duisburg<br />

Tel. 0203 | 3009 - 0<br />

philharmoniker@stadt-duisburg.de<br />

www.duisburger-philharmoniker.de<br />

Abonnements und Einzelkarten<br />

Servicebüro im Theater Duisburg<br />

Neckarstr. 1, 47051 Duisburg<br />

Tel. 0203 | 3009 - 100<br />

Fax 0203 | 3009 - 210<br />

servicebuero@theater-duisburg.de<br />

Mo - Fr. 10:00 - 18:30<br />

Sa 10:00 - 13:00<br />

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Düsseldorfer Straße 5 - 7 · 47051 Duisburg<br />

Tel. 0203 - 57 06 - 850 · Fax 0203 - 5706 - 851<br />

shop-duisburg@operamrhein.de<br />

Mo - Fr 10:00 - 19:00 Uhr · Sa 10:00 - 18:00 Uhr<br />

10


Magnus Lindberg<br />

<strong>Konzert</strong> für Klarinette und Orchester<br />

Magnus Lindberg, ein führender Vertreter<br />

der finnischen Avantgarde<br />

Selbst ein Magazin wie die „Financial<br />

Times“ kam 1997 nicht umhin,<br />

Magnus Lindberg als einen der<br />

„aufregendsten Komponisten seiner<br />

Generation“ zu feiern: Mit Orchesterwerken<br />

in großer Besetzung kann<br />

der Finne internationale Erfolge<br />

vorweisen, denn mit der Dramatik<br />

seiner Kompositionen fasziniert er<br />

die <strong>Konzert</strong>besucher vieler Länder.<br />

Lindberg und seine Kollegen be-<br />

Magnus Lindberg als Dirigent<br />

stätigen, dass sich in dem dünn besiedelten<br />

Finnland musikalisch eine<br />

Menge tut: Avantgarde-Komponisten machen an breiter Front auf<br />

sich aufmerksam, und es ist wohl der mit Lindberg gleichaltrige<br />

als Komponist und Dirigent tätige Esa-Pekka Salonen, der augenblicklich<br />

die größte Popularität genießt.<br />

Magnus Lindberg, der am 27. Juni 1958 in Helsinki geboren wurde,<br />

wuchs in einem Klima der Offenheit auf. Seine Studien bei<br />

Einojuhani Rautavaara, Paavo Heininen und Osmo Lindeman an<br />

der Sibelius Akademie in Helsinki ergänzte er durch Mitarbeit am<br />

Studio für elektronische Musik in Stockholm. Das Studium an der<br />

Sibelius Akademie in Helsinki schloss der ausgebildete Pianist<br />

und Komponist 1981 mit dem Diplom ab. Da war er 23 Jahre<br />

alt, und schon vorher hatte er Kurse bei Brian Ferneyhough in<br />

Darmstadt besucht. Ferner lernte er in Siena, Rom und Berlin,<br />

doch sein längster Auslandsaufenthalt führte ihn nach Paris, wo er<br />

bei Vinko Globokar und Gérard Grisey Unterricht nahm. Anfangs<br />

war Lindberg vor allem von Stockhausen und dem Serialismus<br />

beeinflusst, doch allmählich bezog er auch Anregungen aus der<br />

Musik von Luciano Berio, Bernd Alois Zimmermann und Edgar<br />

Varèse. Er beschäftigte sich mit älteren Komponisten wie Igor<br />

Strawinsky, natürlich mit Jean Sibelius und sogar mit dem englischen<br />

Barockmeister Henry Purcell, und heute macht er ganz<br />

selbstverständlich Anleihen beim Minimalismus und im Free Jazz,<br />

in der Rockmusik und in der traditionellen Musik Ostasiens: Magnus<br />

Lindberg ist ein Komponist mit weitem Horizont.<br />

Der Durchbruch gelang 1985 mit dem Orchesterstück „Kraft“, in<br />

dem er ungeheure Klangmassen entfaltete. Ab den späten 80er<br />

11


Jahren erschloss er sich allmählich eine subtilere Klangsprache,<br />

doch stehen die Orchesterkompositionen weiterhin an bevorzugter<br />

Stelle in seinem Gesamtwerk. Magnus Lindberg vermag<br />

für das traditionelle Instrumentarium zu schreiben, doch ist er<br />

auch der Verwendung von Computer und Live-Elektronik nicht<br />

abgeneigt. Für „Kraft“ hat er außerdem ein gewaltiges Arsenal<br />

an Schlaginstrumenten auf den Schrottplätzen der finnischen<br />

Hauptstadt zusammengetragen. Er beweist ein außerordentliches<br />

Gespür, wenn es um neuartige Formen der Klangerzeugung geht,<br />

doch bald darauf legt der streng rational operierende Musiker seinen<br />

Stücken wieder mathematische Strukturen zugrunde.<br />

„In seinen neuesten Werken, insbesondere den <strong>Konzert</strong>en für<br />

Klarinette (2002) und Violine (2006), ist ein klares melodisches<br />

Element erkennbar, wie es in Lindbergs früheren Werken eher<br />

im Hintergrund stand“, umreißt Risto Nieminen die jüngsten Tendenzen<br />

im Schaffen von Magnus Lindberg. <strong>Die</strong> Kompositionen<br />

von Magnus Lindberg finden internationale Anerkennung, seine<br />

Komposition „Kinetics“ wurde im Februar 2002 auch in den Philharmonischen<br />

<strong>Konzert</strong>en der Stadt Duisburg aufgeführt. 2003<br />

wurde Magnus Lindberg mit dem hochdotierten Sibelius-Preis der<br />

renommierten Wihuri-Stiftung ausgezeichnet.<br />

12<br />

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wer spielt...<br />

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Das Klarinettenkonzert von Magnus Lindberg<br />

Kari Kriikku, Uraufführungsinterpret<br />

des Klarinettenkonzerts von<br />

Magnus Lindberg<br />

Das im Jahr 2002 vollendete<br />

Klarinettenkonzert ist das<br />

bisher letzte Werk, das der<br />

Komponist Magnus Lindberg<br />

für den finnischen Klarinettisten<br />

Kari Kriikku schrieb. <strong>Die</strong><br />

Zusammenarbeit mit diesem<br />

neuen Spieltechniken aufgeschlossenenInstrumentalisten<br />

begann 1979 mit einem<br />

Klarinettenquintett und setzte<br />

sich fort über Werke mit Titeln<br />

wie „Linea d’ombra“ (1981),<br />

„Ablauf“ (1983/88), „Ur“ (1986), „Steamboat Bill Jr.“ (1990), einem<br />

„Duo concertante“ (1990/92) und dem Minikonzert „Away“<br />

(1994). <strong>Die</strong>se wiederholte Zusammenarbeit führte bereits zu<br />

Vergleichen mit Komponisten und Interpreten im 18. und 19.<br />

Jahrhundert. Außerdem kam es in verschiedenen Ensembles für<br />

moderne Musik bereits zur Zusammenarbeit von Lindberg und<br />

Kriikku. Auch das Klarinettenkonzert entstand in einem engen<br />

Austausch. Es wird berichtet, wie instrumentale Probleme telefonisch<br />

besprochen wurden, auch wurde dem Instrumentalisten<br />

neues Notenmaterial gelegentlich mit dem Ruderboot zugestellt.<br />

Das Klarinettenkonzert von Magnus Lindberg entstand als Auftragswerks<br />

des Finnischen Rundfunks anlässlich des 75-jährigen<br />

Bestehens. <strong>Die</strong> Uraufführung fand am 14. September 2002 in<br />

der Finlandia Hall in Helsinki statt. Bei dieser Gelegenheit leitete<br />

Jukka-Pekka Saraste das Finnische Radio-Sinfonieorchester.<br />

Kari Kriikku spielte den Solopart, und er hat das <strong>Konzert</strong> seitdem<br />

noch über sechzig Mal vorgetragen.<br />

Magnus Lindberg schrieb bereits mehrere <strong>Konzert</strong>e für Soloinstrument<br />

und Orchester. Dem Klavierkonzert von 1990/94 folgte<br />

das Violoncellokonzert von 1997/99, und dem Klarinettenkonzert<br />

von 2002 ist 2006 inzwischen ein Violinkonzert gefolgt. Es<br />

scheint, als habe sich Magnus Lindberg mit dem Schreiben von<br />

<strong>Konzert</strong>en anfangs schwer getan, doch scheint er eigentlich besonders<br />

prädestiniert zu dieser Art des Komponierens. Immerhin<br />

zeichnen sich viele seiner Kompositionen durch eine starke Dramatik<br />

aus, er versteht es, das konzertante Element bis zum Theatralischen<br />

zu steigern, und außerdem liegen Lindbergs <strong>Konzert</strong>en<br />

bemerkenswerte originelle Formmodelle zugrunde.<br />

Das gilt auch für das 2002 vollende Klarinettenkonzert, das zunächst<br />

von dem Solisten unbegleitet eröffnet wird. Sofort treten<br />

die melodischen Elemente von Lindbergs gewandelter neuer<br />

Schreibart hervor, das Klarinettenkonzert fasziniert in der Vielfalt<br />

13


der Anlage und verschreckt nicht. Der Solopart kennt die strömende<br />

melodische Kantilene ebenso wie den Effekt moderner<br />

Spieltechniken. Indem ein regelrechter Kosmos durchmessen<br />

wird, stellen sich höchst vielfältige Anforderungen an den Solisten.<br />

Irgendwie findet sich in dem <strong>Konzert</strong> etwas stark Gestisches,<br />

wobei die Orchesterbegleitung sich teils dezent unterordnet, andererseits<br />

aber auch ungeahnte grandiose Steigerungen herbeiführt.<br />

Der einheitliche Ton vieler Solokonzerte der Vergangenheit<br />

wird damit aufgegeben.<br />

Das Klarinettenkonzert von Magnus Lindberg ist einsätzig durchkomponiert,<br />

doch lässt sich eine Gliederung in fünf Abschnitte<br />

erkennen. Dennoch wird die Einheit der Komposition nicht aufgegeben,<br />

wenn etwa eine fallende Tonfolge ständig wiederkehrt,<br />

dabei jedoch zahlreiche Ausdrucks- und Stimmungsnuancen<br />

durchmisst. Antti Häyrynen schreibt im CD-Booklet zu Kari<br />

Kriikkus Einspielung des Klarinettenkonzerts von Magnus Lindberg:<br />

„Der erste Abschnitt ist einführend und stellt Farbpalette<br />

und Typen der Texturen vor, acht Kerncharaktere, die sich im<br />

Verlauf der Komposition entsprechend zur dramaturgischen Situation<br />

verhalten. Als Charaktere erinnern sie mehr an Personen<br />

denn an Themen. Oder man betrachtet sie als unterschiedliche<br />

Masken oder Rollen einer Figur. Ausgangspunkt ist der Klarinettenklang,<br />

gespiegelt vom Orchester mit kammermusikalisch noblen<br />

oder massiv üppigen Texturen.<br />

<strong>Die</strong> schwebende Stimmung am Beginn mag auf Debussys Klarinettenrhapsodie<br />

verweisen, aber Lindbergs Komposition zielt<br />

auf eine dynamische Entwicklung, eine unablässige Bewegung,<br />

mittels der die Intensität gleichmäßig gesteigert wird. Auch die<br />

im Grundtempo langsameren zweiten und dritten Abschnitte<br />

werden von einem aktiven Flimmern dominiert, das eine musikalische<br />

Dramatik provoziert, Kollisionen zwischen weichen und<br />

eckigen Klangwelten. <strong>Die</strong> Metamorphose des gemeinsamen<br />

Materials und der Charaktere deckt in der Musik ständig neue,<br />

überraschende Dimensionen auf.<br />

Der vierte Satz kulminiert in einer Kadenz der Klarinette, wobei<br />

sich idyllische und dramatische sowie humoristische und aggressive<br />

Elemente begegnen. Hieran anschließend öffnet sich<br />

die Zielgerade mit einem gewaltigen ‚drive’, dessen Pulsation im<br />

Geist des Jazz durch die unbefangenen Glissandi der Klarinette<br />

und die leidenschaftliche Wiederholung des Eröffnungsthemas<br />

hervorgehoben wird. Das Werk glättet sich auf den letzten Takten,<br />

wobei sich Musiker wie Publikum auf einer neuen Ebene<br />

wiederfinden.“<br />

14<br />

<strong>Die</strong> Programmhefte der Philharmonischen <strong>Konzert</strong>e<br />

finden Sie bereits fünf Tage vor dem <strong>Konzert</strong> unter<br />

www.duisburger-philharmoniker.de im Internet


Johannes Brahms<br />

Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73<br />

Das Erscheinungsbild des Komponisten Johannes Brahms<br />

Wer sich mit dem Bild des Komponisten<br />

Johannes Brahms beschäftigt,<br />

hat es scheinbar mit zwei verschiedenen<br />

Gesichtern zu tun. Da ist einmal<br />

ein jungenhaft mildes Aussehen,<br />

da ist andererseits der strenge Kopf<br />

mit dem üppigen Vollbart. Lange Zeit<br />

hat Johannes Brahms sein jugendliches<br />

Aussehen behalten. Annähernd<br />

siebzig Werke wurden vorgelegt, bis<br />

er sich die mächtige Barttracht zu-<br />

Johannes Brahms, 1874<br />

legte. Das wäre zwar an sich nicht<br />

weiter bemerkenswert, doch erfolgte<br />

die Veränderung des optischen Erscheinungsbildes gerade im<br />

Zuge mit der Präsentation der zweiten Sinfonie. Hieran lassen<br />

sich nun doch einige Überlegungen anknüpfen. Nach der Wiener<br />

Uraufführung im Dezember 1877 präsentierte Johannes Brahms<br />

dieses Orchesterwerk sogleich auch in Leipzig, Amsterdam und<br />

Den Haag. Am 28. September dirigierte er seine „Zweite“ im<br />

Rahmen 50. Stiftungsfestes der Philharmonischen Gesellschaft<br />

in Hamburg. Bekannte aus früheren Tagen glaubten Brahms nun<br />

nicht mehr wiederzuerkennen! „Mit rasiertem Kinn wird man entweder<br />

für einen Schauspieler oder für einen Pfaffen gehalten“,<br />

hatte Brahms einmal gesagt, und nun trat er selbstbewusst und<br />

vollbärtig in seiner Geburtsstadt auf, die er eigentlich gar nicht<br />

mehr betreten wollte. Er war nun ein selbstbewusster Künstler<br />

geworden, den man nicht mehr übergehen durfte. Er wurde als<br />

führender Musiker seiner Zeit gefeiert, man ehrte ihn mit Kränzen<br />

und unternahm ihm zu Ehren eine Bootsfahrt auf der Elbe, die<br />

Universität Breslau verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. Brahms<br />

hatte es nun nicht mehr nötig, auf ein Stellenangebot zu warten,<br />

denn er hat sich längst in Wien als Künstler etablieren können. Johannes<br />

Brahms überrascht nun mit gesteigertem Selbstbewusstsein.<br />

Um seine erste Sinfonie hat er noch mindestens anderthalb<br />

Jahrzehnte ringen müssen, doch die zweite Sinfonie lag in kürzester<br />

Zeit vollendet vor. Man hat sie als heiteres Gegenstück zum<br />

dramatischen Erstling sehen wollen und nannte sie zumindest<br />

seine „Pastorale“. Aber auch das ist nicht wirklich angemessen,<br />

handelt es sich doch um ein wirklich eigenständiges Werk, über<br />

dessen freundliche Oberfläche sich manche Schatten legen.<br />

15


<strong>Die</strong> zweite Sinfonie<br />

Johannes Brahms in den 1880er<br />

Jahren<br />

16<br />

Zweifellos ist die zweite Sinfonie<br />

D-Dur op. 73 von Johannes<br />

Brahms Gegenstück und<br />

Gegenentwurf zum Vorgängerwerk.<br />

Beinahe fünfzehn Jahre,<br />

von 1862 bis 1876 hatte der<br />

Komponist um seinen sinfonischen<br />

Erstling gerungen, und<br />

dieses Ringen, bisweilen ins<br />

Titanische gesteigert, hört man<br />

dem Werk auch an. <strong>Die</strong> Zweite<br />

entstand dagegen allein im<br />

Sommer des darauffolgenden Jahres während des Urlaubs in<br />

Pörtschach am Wörthersee. „Wörther See ist ein jungfräulicher<br />

Boden, da fliegen die Melodien, daß man sich hüten muß, keine<br />

zu treten“, teilte Brahms dem Kritiker Eduard Hanslick mit,<br />

und mit seinem Verleger Fritz Simrock sprach er über sein „liebliches<br />

Ungeheuer.“ Man hat die zweite Sinfonie von Johannes<br />

Brahms seine „Pastorale“ genannt. Wie aus den Schriften Clara<br />

Schumanns hervorgeht, komponierte Brahms zunächst den ersten<br />

Satz, anschließend das Finale und zuletzt die beiden Mittelsätze.<br />

Der Schaffensprozess wurde für die Verhältnisse dieses<br />

Komponisten unvergleichlich schnell abgeschlossen. Dass die<br />

Uraufführung schließlich um zwei Wochen auf den 30. Dezember<br />

1877 verschoben werden musste, hatte nichts mit der Fertigstellung<br />

zu tun. Das Orchester war einfach zu beschäftigt mit<br />

Adalbert von Goldschmidts Oratorium „<strong>Die</strong> sieben Todsünden“<br />

und mit Richard Wagners „Rheingold“. <strong>Die</strong> Uraufführung leitete<br />

schließlich Hans Richter im Wiener Musikvereinssaal. Hans Richter<br />

(1843-1916) hat sich sowohl um die Verbreitung der Werke von<br />

Johannes Brahms und Richard Wagner verdient gemacht, später<br />

übernahm er die Leitung des Hallé-<br />

Orchesters in Manchester. <strong>Die</strong> Uraufführung<br />

der zweiten Sinfonie von<br />

Johannes Brahms war ein großer<br />

Erfolg, und auch der Komponist äußerte<br />

sich zufrieden: „Das Orchester<br />

hier hat mit einer Wollust geübt und<br />

gespielt und mich gelobt, wie es mir<br />

noch nicht passiert ist.“ Weitere Aufführungen<br />

der Komposition schlossen<br />

sich sogleich an, wobei neben<br />

Brahms auch Hans von Bülow, Franz<br />

Wüllner und Joseph Joachim die<br />

musikalische Leitung übernahmen.<br />

Der Dirigent Hans Richter


Mit Trauerrand?<br />

Brahms liebte es, mit seinen Äußerungen seine Freunde hinters<br />

Licht zu führen, und im Zusammenhang mit der zweiten Sinfonie<br />

gibt es besonders zahlreiche irreführende Kommentare. Noch am<br />

Tage vor der Uraufführung schrieb er Elisabet von Herzogenberg<br />

(1847-1892), die neben Clara Schumann eine seiner wichtigen<br />

Ratgeberinnen war: „Hier spielen die Musiker meine Neue mit<br />

Flor um den Arm, weil’s gar so lamentabel klingt; sie wird auch<br />

mit Trauerrand gedruckt.“ Ganz ähnlich heißt es in einem zeitgleich<br />

geschriebenen Brief an den Verleger Simrock: „Das Orchester<br />

hier hat mit einer Wollust geübt und gespielt und mich<br />

gelobt, wie es mir noch nicht passiert ist! Aber sie müssen an die<br />

Partitur einen Trauerrand wenden, daß sich auch äußerlich ihre<br />

Melancholie zeigt.“ Aber während Brahms noch an der Sinfonie<br />

arbeitete, informierte Clara Schumann schon den Dirigenten Hermann<br />

Levi: „Brahms ist in guter Stimmung, sehr entzückt von<br />

seinem Sommeraufenthalt, und hat, im Kopf wenigstens, eine<br />

neue Symphonie in D-Dur fertig – den ersten Satz hat er aufgeschrieben<br />

– ganz elegischen Charakters.“ So ernst kann und<br />

will man die zweite Sinfonie von Johannes Brahms natürlich nicht<br />

wahrnehmen, aber wer hier nur Klarheit und Schönheit erwartet,<br />

wird der Komposition nicht gerecht. In einen Wink in diese Richtung<br />

gibt folgender Hinweis, den Johannes Brahms am 9. Dezember<br />

1877 seinem Verleger Fritz Simrock gab: „Sie wird jedenfalls<br />

gehörig durchfallen, und die Leute werden meinen, diesmal hätte<br />

ich mir’s leicht gemacht. Aber Ihnen rate ich, vorsichtig zu sein.“<br />

Das weist eher in die richtige Richtung, denn die vorherrschend<br />

heitere Stimmung soll nicht den Blick auf die Feinheiten der Partitur<br />

verstellen. Mit der Äußerung „Wie wär’s, wenn Sie vom Wiegenlied<br />

auch Ausgaben in Moll machten, für artige oder kränkliche<br />

Kinder?“ spielte Brahms wahrscheinlich auf das kantable<br />

Seitenthema im ersten Satz der Sinfonie an. Vincenz Lachner<br />

wiederum, der die Sinfonie 1879 in Mannheim dirigierte, fragte:<br />

„Warum werfen Sie in die idyllische heitere Stimmung, mit der<br />

sich der 1. Satz einführt, die grollende Pauke, die düstern lugubren<br />

Töne der Posaunen und Tuba?“ Tatsächlich ist die heiter-pastorale<br />

Stimmung der zweiten Sinfonie an vielen Stellen getrübt.<br />

Selbst bei einem unerhörten Melodiereichtum – mindestens fünf<br />

thematische Gebilde werden im Kopfsatz exponiert – flogen<br />

Brahms die Themen nicht einfach zu. Keimzelle ist ein unscheinbares<br />

Kernmotiv, ein simples Wechselnotenmotiv d-cis-d, das<br />

zunächst in den Bässen erscheint und sich in ständigen Umbildungen<br />

und Umrhythmisierungen durch alle thematischen Gebilde<br />

zieht. Der tatsächlich zu bemerkende pastorale Charakter<br />

des Hauptthemas – er tritt auch am Beginn des Violinkonzerts<br />

hervor – bleibt deshalb nicht durchweg erhalten. <strong>Die</strong> Mittelsätze<br />

17


haben bei Johannes Brahms gewöhnlich Intermezzocharakter.<br />

Sie sind nicht nur kürzer als die Ecksätze, sondern reduzieren<br />

auch die Bläserbesetzung. Allerdings gewinnt das „Adagio non<br />

troppo“ durch die Sonatenform besonderes Gewicht, und hier<br />

kann von vorherrschender Heiterkeit keine Rede sein, denn es<br />

legen sich melancholische Schatten über den Satz, dem eine<br />

Vielzahl thematischer Einfälle zugrunde gelegt sind. Der dritte<br />

Satz mit dem Wechsel von gemächlichen und schnellen Teilen<br />

ist formal einzigartig im Gesamtwerk von Johannes Brahms. <strong>Die</strong><br />

„Allegretto grazioso“-Abschnitte lassen sehr schön die Holzbläser<br />

hervortreten, während der Scherzo-Charakter sich vor allem in<br />

den Presto-Abschnitten bemerkbar macht. <strong>Die</strong> motivische Zelle<br />

des Anfangs strahlt schließlich bis in das Finale aus und führt<br />

zu ungeahnten Ausdrucksqualitäten. Allerdings wird die kunstvolle<br />

Verarbeitung nicht zum Selbstzweck. Alles erscheint so unaufdringlich<br />

in den Gesamtzusammenhang integriert, dass der<br />

Brahms-Freund Theodor Billroth sagen konnte: „Ich wüßte nicht<br />

zu sagen, welcher Satz mir der liebste ist, ich finde jeden in seiner<br />

Art herrlich. Eine glückliche wonnige Stimmung geht durch das<br />

Ganze, und alles trägt so den Stempel der Vollendung und des<br />

mühelosen Ausströmens.“<br />

Michael Tegethoff<br />

18


Axel Kober dirigiert<br />

PETER GRiMES<br />

__<br />

Mit seiner ersten Oper „Peter Grimes“ schaffte<br />

Benjamin Britten 1945 einen Sensationserfolg.<br />

Schauplatz ist der kleine englische Küstenort<br />

Borough. Hier gerät der raubeinige Fischer<br />

Grimes unter Verdacht, seinen Lehrjungen<br />

fahrlässig getötet zu haben. Vergebens kämpft<br />

er gegen das Misstrauen der Kleinstädter an,<br />

die ihn zum Außenseiter stempeln und mit<br />

Hass verfolgen. Am Ende wird der alte Kapitän<br />

Balstrode ihm raten, sich selbst zu richten, um<br />

der drohenden Lynchjustiz zu entgehen.<br />

<strong>Die</strong> musikalische Leitung des Abends, dessen<br />

Bühnenbild für den deutschen Theaterpreis<br />

DER FAUST 2010 nominiert war, liegt bei<br />

Generalmusikdirektor Axel Kober.<br />

Peter Grimes<br />

Benjamin Britten<br />

Inszenierung: Immo Karaman<br />

THEATER DUiSBURG<br />

Mi 09.02. | So 13.02. | Do 17.02. | So 20.02.2011<br />

Karten erhältlich im Opernshop:<br />

Düsseldorfer Str. 5–7, 47051 Duisburg<br />

Tel. 0203.940 77 77 | www.operamrhein.de<br />

Foto: Hans Jörg Michel


<strong>Die</strong> Mitwirkenden des <strong>Konzert</strong>s<br />

Julian Bliss (Klarinette) hat sich bereits fest in der internationalen<br />

<strong>Konzert</strong>szene etabliert. Als Solist musizierte er mit zahlreichen<br />

bedeutenden Orchestern wie dem London Philharmonic Orchestra,<br />

dem BBC Symphony Orchestra, dem Royal Philharmonic Orchestra,<br />

dem Orchestre National de France, dem City of Birmingham<br />

Symphony Orchestra, dem Seattle Symphony Orchestra,<br />

dem BBC Philharmonic Orchestra, dem BBC National Orchestra<br />

of Wales, dem NHK Symphony Orchestra Tokyo, dem Münchner<br />

Kammerorchester, Gulbenkian-Orchester Lissabon, dem Philharmonischen<br />

Orchester von Malaysia, dem Schwedischen Radio-<br />

Sinfonieorchester und dem Philharmonischen Orchester Bergen.<br />

Soloabende führten den Klarinettisten Julian Bliss zu so angesehenen<br />

Veranstaltungsorten wie der Londoner Wigmore Hall und<br />

in die neue Londoner Cadogan Hall, in den Pariser Louvre, zum<br />

20<br />

Foto: Thomas Rabsch


Montpellier Festival, zum Jerusalem Music Festival, zum Festival<br />

Kissinger Sommer, zum Rheingau Musik Festival und zu den<br />

Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, wo er nach dem Gewinn<br />

des Publikumspreises nun regelmäßig zu Gast ist. Vor kurzem<br />

debütierte er sehr erfolgreich im New Yorker Lincoln Center. Als<br />

engagierter Kammermusiker arbeitete Julian Bliss mit Künstlern<br />

wie den Geigern Joshua Bell und Julian Rachlin, den Cellisten Steven<br />

Isserlis und Misha Maisky sowie den Pianisten Stephen Kovacevich,<br />

Elena Bashkirova, Simon Trpceski und Helen Grimaud<br />

zusammen.<br />

<strong>Die</strong> Aufnahmen, die Julian Bliss für das Label EMI machte, fanden<br />

den Beifall der Kritik, und über die jüngste Aufnahme, die<br />

der Klarinettist mit der Aufnahmepartnerin Sabine Meyer vorlegte,<br />

schrieb das CD-Magazin „Gramophone“: „Spohrs zweites<br />

Klarinettenkonzert c-Moll, hier farbenreich gespielt von Julian<br />

Bliss, ist voller instrumentaler Fantasie, verlangt der Klarinette einige<br />

äußerst originelle Effekte ab und beansprucht so viel Sorgfalt<br />

bei der Balance und der Fingerfertigkeit.“<br />

Bei zahlreichen Gelegenheiten war Julian Bliss im britischen Fernsehen<br />

zu sehen. Anlässlich des achtzigsten Geburtstags der englischen<br />

Königin spielte er im Rahmen der BBC Proms, wobei das<br />

von einem großen Publikum verfolgte <strong>Konzert</strong> vom Fernsehen in<br />

vierzig Länder um die ganze Welt übertragen wurde. Unter dem<br />

Titel „Gifted“ („Hochbegabt“) wurde der Klarinettist im Fernsehen<br />

in einer dreiteiligen Dokumentation vorgestellt, und er gehörte zu<br />

den ausgezeichneten Künstlern, die am 1. Juni 2002 anlässlich<br />

des fünfzigjährigen Thronjubiläums der Queen im Buckingham<br />

Palace spielten.<br />

Im Jahr 2007 wurde Julian Bliss von dem Instrumentenbauer<br />

Conn Selmer eingeladen, eine Auswahl von erschwinglichen Klarinetten<br />

zu planen, die seinen Namen tragen sollten. <strong>Die</strong> BLISS-<br />

Klarinetten wurden kürzlich auf den Markt gebracht und haben<br />

viel Lob erhalten.<br />

Uhr Uhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhr 17 11111111111111111111111111111111111117<br />

Sonntag, 20.2.2011<br />

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSoooooooooooooooooooooooooooooooooooonnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnttttttttttttttttttttttttttttttttaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaag<br />

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Georg Ge G or o g Fr Frie Friedrich ie iedr dr d ic i h<br />

Händel<br />

Feuerwerksmusik<br />

Krönungsmusiken<br />

~ Four Coronation Anthems Fe Feue ue u rw r er erks ks k mu m si sik<br />

Kr K rön ön önun un u gs g mu m si sike ke k n<br />

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Four ou o Four ou Cor Co Cor Coronat onat onat onat onat onat onat nat at onat onat nat on ion io ion o ion Anth Ant Anth nth Anth Anthems ems ems ems<br />

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St. Ludger<br />

Duisburg-Neudorf<br />

Mitglieder der<br />

<strong>Duisburger</strong> <strong>Philharmoniker</strong><br />

Infos unter:<br />

www.philchor-du.de<br />

21


Axel Kober (Dirigent) ist seit der Spielzeit 2009/2010 Generalmusikdirektor<br />

der Deutschen Oper am Rhein. An dem Doppelinstitut<br />

in den Städten Düsseldorf und Duisburg startete er<br />

mit Benjamin Brittens Oper „Peter Grimes“ und widmete sich in<br />

seiner ersten Spielzeit vor allem den Neuproduktionen von Franz<br />

Lehárs „Lustiger Witwe“, von Gustave Charpentiers „Louise“, Richard<br />

Wagners „Tristan und Isolde“ sowie Jörg Widmanns Oper<br />

„Das Gesicht im Spiegel“.<br />

Der aus Kronach stammende Axel Kober absolvierte sein Dirigierstudium<br />

bei Professor Peter Falk und Professor Günther Wich an<br />

der Hochschule für Musik in Würzburg. Außerdem nahm er an<br />

einer zweijährigen Meisterklasse für Liedbegleitung bei Irvin Gage<br />

an der Züricher Musikhochschule teil. Nach dem Studium kam<br />

der Dirigent 1994 an das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin.<br />

Von 1998 bis 2003 arbeitete er am Theater Dortmund, zuletzt<br />

als Erster Kapellmeister und Stellvertreter des Generalmusikdirektors.<br />

2003 wechselte er an das Nationaltheater Mannheim, wo<br />

er in der Spielzeit 2005/2006 zum stellvertretenden Generalmusikdirektor<br />

und ein Jahr später zum kommissarischen Generalmusikdirektor<br />

ernannt wurde. In dieser Zeit erarbeitete er sich ein<br />

22<br />

Foto: Hans Jörg Michel


i, Wojciech Kilar und anderen.<br />

kau geborene Antoni Wit studierte Dirigieren bei<br />

yz . , Komposition bei Krzysztof Penderecki und<br />

r Krakauer Jagiellonen-Universität. Seine musisbildung<br />

schloss er bei Nadia Boulanger in Paris<br />

kten Anschluss an sein Studium war er bis 1969<br />

Assistent von Witold Rowicki an der Warschauer<br />

nie tätig.<br />

zweiten Preis des Internationalen Herbert-vonrigierwettbewerbs<br />

in Berlin begann 1971 Antoni<br />

ationale Karriere. Der Dirigent leitetet führende<br />

wie die Berliner <strong>Philharmoniker</strong>, die Staatskaden,<br />

das Tonhalle Orchester Zürich, das Royal<br />

nic Orchestra, das Philharmonia Orchestra, das<br />

hony Orchestra London, das Montreal Symphony<br />

nd das NHK Symphony Orchestra Tokyo. Der Di-<br />

<strong>Konzert</strong>e in den großen Musikzentren Europas, in<br />

nd in Südamerika, im Nahen und Fernen Osten.<br />

gierte er unter anderem das Orchestre Philharmotrasbourg,<br />

das Orchestre de la Suisse Romande,<br />

apelle Weimar und das Japan Philharmonic Oryo.<br />

einer mehr als einhundert Aufnahmen bei Labels<br />

MV, CBS, Naxos, NVS Arts, Pony Canyon, Polskie<br />

rhielt der Dirigent Preise. Seine Interpretation von<br />

skis Stabat Mater (EMI) wurde von englischen<br />

einer der besten Einspielungen des Jahres 1985<br />

oni Wits gemeinsam mit Kun Woo Paik vorgelegte<br />

g aller Klavierkonzerte von Sergej Prokofjew ge-<br />

3 den „Diapason d’Or“ und den „Grand Prix du<br />

breites Opernrepertoire, das Werke von Wolfgang Amadeus Mozart,<br />

Richard Wagner, Giuseppe Verdi und Richard Strauss ebenso<br />

enthielt wie Alban Bergs „Wozzeck“. 2007 kam Axel Kober als<br />

Musikdirektor nach Leipzig und übernahm an der Seite von Riccardo<br />

Chailly die musikalische Leitung des dortigen Opernhauses.<br />

In Leipzig debütierte er mit Carl Maria von Webers „Freischütz“<br />

und dirigierte anschließend in zahlreichen Aufführungen Premieren<br />

und Wiederaufnahmen von Giacomo Puccinis „La Bohème“,<br />

von Giuseppe Verdis „Aida“, Georges Bizets „Carmen“, „Tannhäuser“,<br />

„Rienzi“, „Lohengrin“, „Tristan und Isolde“ und „Parsifal“ von<br />

Richard Wagner, „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss sowie<br />

Leos Janáceks „Jenufa“ und eine Schönberg-Trilogie. Im Januar<br />

2007 debütierte er beim Großen <strong>Konzert</strong> des Gewandhausorchesters.<br />

<strong>Die</strong>s führte zu jährlichen Folgeeinladungen.<br />

Auch zu den Opernhäusern, an denen er bereits früher gewirkt<br />

hatte, hält der Dirigent Kontakt. So leitete er im September 2010<br />

in Leipzig „<strong>Die</strong> Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner.<br />

Außerdem erhielt er eine Einladung, „Tristan und Isolde“ zu dirigieren.<br />

Hiermit wird die Leipziger Oper beim Hongkong Arts Festival<br />

gastieren. Gastspiele führten Axel Kober auch an die Königliche<br />

Oper Kopenhagen und an die Wiener Volksoper. Dort leitete er zunächst<br />

„Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss, und „Der König<br />

Kandaules“ von Alexander Zemlinsky wird ab Mai 2011 folgen. In<br />

Hamburg gastierte er beim NDR Sinfonieorchester, ferner wurde<br />

er wiederholt an die Hamburgische Staatsoper eingeladen. 2009<br />

debütierte er mit „<strong>Die</strong> Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss<br />

an der Deutschen Oper Berlin. <strong>Die</strong>se Strauss-Oper leitet er auch<br />

an der Deutschen Oper am Rhein. An der Rheinoper steht er<br />

in der Spielzeit 2010/2011 bei den Neuproduktionen von „Dialogues<br />

des Carmélites“ von Francis Poulenc, von Wolfgang Amadeus<br />

Mozarts „Così fan tutte“ und bei den Wiederaufnahmen von<br />

Benjamin Brittens „Peter Grimes“, von Richard Wagners „Parsifal“<br />

und Giuseppe Verdis „Falstaff“ am Pult. Auch die Zusammenarbeit<br />

mit Martin Schläpfer und dem Ballett am Rhein findet seine<br />

Fortsetzung. So dirigiert er bei „b.09“ „Ein deutsches Requiem“<br />

von Johannes Brahms. <strong>Konzert</strong>verpflichtungen führen den Dirigenten<br />

nicht nur zu den <strong>Duisburger</strong> <strong>Philharmoniker</strong>n, sondern<br />

auch zu den Düsseldorfer Symphonikern.<br />

n von: Herausgegeben von:<br />

Stadt Duisburg · Der Oberbürgermeister Adolf Sauerland<br />

g · Der Oberbürgermeister Adolf Sauerland<br />

Dezernat für Familie, Bildung und Kultur ·<br />

amilie, Dezernent Bildung der und Stadt Kultur Duisburg · Karl Janssen<br />

Stadt Duisburg Karl Janssen<br />

<strong>Duisburger</strong> <strong>Philharmoniker</strong> · Intendant Dr. Alfred Wendel<br />

Neckarstraße 1 · 47051 Duisburg<br />

ilharmoniker philharmoniker@stadt-duisburg.de · Intendant Dr. Alfred · www.duisburger-philharmoniker.de<br />

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47051 Druck: Duisburg Basis-Druck GmbH · www.basis-druck.de<br />

r@stadt-duisburg.de · www.duisburger-philharmoniker.de<br />

e Druck + Verlag GmbH & Co. KG<br />

23


24<br />

<strong>Die</strong> nächsten <strong>Konzert</strong>e<br />

Mittwoch, 23. Februar 2011, 20.00 Uhr<br />

Donnerstag, 24. Februar 2011, 20.00 Uhr<br />

Philharmonie Mercatorhalle Duisburg<br />

7. <strong>Philharmonisches</strong> <strong>Konzert</strong><br />

2010/2011<br />

Simon Gaudenz Dirigent<br />

Iveta Apkalna Orgel<br />

Béla Bartók<br />

Tanzsuite Sz 77<br />

Joseph Jongen<br />

Symphonie Concertante für Orgel und Orchester op. 81<br />

Ludwig van Beethoven<br />

Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67<br />

„<strong>Konzert</strong>führer live“ mit Astrid Kordak um 19.15 Uhr<br />

im „Tagungsraum 4 + 5“ des Kongresszentrums im CityPalais<br />

Sonntag, 27. Februar 2011, 19.00 Uhr<br />

Philharmonie Mercatorhalle Duisburg<br />

<strong>6.</strong> Kammerkonzert 2010/2011<br />

Quatuor Ebène:<br />

Pierre Colomet Violine<br />

Gabriel Le Magadure Violine<br />

Mathieu Herzog Viola<br />

Raphael Merlin Violoncello<br />

Wolfgang Amadeus Mozart<br />

Streichquartett d-Moll KV 421<br />

Alexander Borodin<br />

Streichquartett Nr. 2 D-Dur<br />

Ludwig van Beethoven<br />

Streichquartett cis-Moll op. 131<br />

„<strong>Konzert</strong>führer live“ mit Sebastian Rakow um 18.15 Uhr<br />

im „Tagungsraum 4 + 5“ des Kongresszentrums im CityPalais


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Bei Veranstaltungen Open End<br />

Telefon: 0203/39377950<br />

E-Mail: j.zyta@city-vinum24.de


26<br />

Freitag, 4. Februar 2011, 20.30 Uhr<br />

Kulturzentrale HundertMeister<br />

PlayList 4.3<br />

unruhig<br />

Martinu, Mahler, Tango<br />

Albhia Quartett:<br />

Susanne Schael Geige<br />

Meike Beyer Geige<br />

Tom Verbeke Cello<br />

Desar Sulejmani Klavier<br />

Das Albhia Klavierquartett ist eigentlich ein ganz normales<br />

Klavierquartett. Neben Mahler und Martinu spielen sie an<br />

diesem Abend das Klavierquartett von Joaquín Turina. Aber<br />

da ist noch etwas, das sie interessiert: die Tangos von Piazzolla<br />

und einige Klavierstücke des spanischen Komponisten<br />

Albéniz. <strong>Die</strong>se gewitzten Stücke haben sie extra für diesen<br />

Abend bearbeitet, um ihnen den Klavierquartettsound mitzugeben.<br />

Das klingt unüblich? Einfach vorbeikommen und<br />

selber entdecken.<br />

Samstag, 19. Februar 2011, 1<strong>6.</strong>00 Uhr<br />

Philharmonie Mercatorhalle<br />

Toccata 3<br />

(Änderung! Neues Programm und neuer Interpret)<br />

Colin Walsh (Orgel)<br />

(Organist Laureate)<br />

Lincoln Cathedral (UK)<br />

Werke von Charles Villiers Stanford, Dr. George Bennett,<br />

Johann Sebastian Bach, Norman Cocker,<br />

Charles Marie Widor, Herbert Howells und<br />

Gaston Litaize<br />

Colin Walsh gehört zu den gefragtesten Organisten seiner<br />

Generation in England. Im Jahr 2006 wurde er zu dem Organisten<br />

des international hoch geschätzten Organist’s Congress<br />

gewählt. Er gab <strong>Konzert</strong>e in Neuseeland, im Moskauer<br />

Svetlanov-Saal, im Kölner Dom sowie in den Pariser Kirchen<br />

Notre Dame und Saint Sulpice.


Freitag, 22. April 2011, 19.00 Uhr<br />

Philharmonie Mercatorhalle<br />

Matthäus-Passion<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Matthäus-Passion BWV 244<br />

in der Fassung von Felix Mendelssohn Bartholdy<br />

Solisten<br />

Chorus Musicus Köln<br />

Das Neue Orchester<br />

Christoph Spering Dirigent<br />

Fast ein Jahrhundert lang hatte Bachs Matthäus-Passion im Archiv<br />

geschlummert, als der junge Felix Mendelssohn Bartholdy<br />

das Werk im Jahre 1829 in Berlin einer staunenden Öffentlichkeit<br />

präsentierte. Nicht in der Originalgestalt freilich: deren<br />

Länge glaubte er seinem Publikum nicht zumuten zu können;<br />

und auch Bachs originale Instrumentierung passte Mendelssohn<br />

behutsam dem Klangideal seiner Zeit an. Lange Zeit galt<br />

diese Fassung als anmaßende Verfälschung eines alle Epochen<br />

überstrahlenden Meisterwerks. In den letzten Jahren wurde ihre<br />

Bedeutung neu definiert: als faszinierendes historisches Dokument,<br />

in dem die Perspektive einer musikalischen Epoche auf<br />

eine andere greifbar wird.<br />

(<strong>Konzert</strong>einführung durch Dr. Norbert Bolin um 18.00 Uhr)<br />

Einzelkarten 9,00 / 15,00 / 19,00 / 25,00 /30,00 / 36,00 €<br />

ermäßigt 5,00 / 8,00 / 10,00 / 13,00 / 15,50 / 18,50 €<br />

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