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Dreidimensionale Formkörper beliebiger Form<br />

Dr. Michael Hajduk, Abt. 1.24<br />

Dieser Beitrag soll einerseits auf eine für den Formenbau in der Gießereikunde bedeutende technische<br />

Entwicklung hinweisen und andererseits am Beispiel ganz persönlicher Erlebnisse einen Eindruck von<br />

der interessanten Tätigkeit eines Prüfers im Deutschen Patent- und Markenamt vermitteln.<br />

1. Eine neue Idee<br />

„Dreidimensionale Formkörper beliebiger Form und<br />

Verfahren zur Herstellung derselben“ so lautete die<br />

Bezeichnung der Anmeldung, die ich auf den Tisch bekam.<br />

Dazu sollten pulverförmige Materialien auf einen<br />

Fotohalbleiter aufgebracht und schichtweise gesintert<br />

werden.<br />

Figur 1: aus DE 41 22 326 C1.<br />

Welchen Sinn und Zweck dies haben sollte und wie die als<br />

Skizze (Figur 1) dargestellte Vorrichtung funktionieren<br />

sollte begriff ich Anfang 1992 noch nicht; ich wunderte<br />

mich nur, welche eigenartigen Ideen Privatanmelder<br />

manchmal haben. Da als Formkörper u. a. auch<br />

Gussmodelle erwähnt wurden, war die Anmeldung in die<br />

Gruppe „Gießereimodelle“ der Internationalen<br />

Patentklassifikation (IPC) eingeordnet worden, was ich<br />

allerdings für eine Fehlauszeichnung hielt. Doch den<br />

zuständigen Prüfer, der solche Verfahren und Formkörper<br />

üblicherweise prüft, fand auch ich nicht. So lud ich<br />

schließlich Herrn Jethon, den Anmelder und gleichzeitigen<br />

Erfinder, zu einer Anhörung ein. „Mein Arbeitgeber konnte<br />

damit auch nichts anfangen und hat mir die Anmeldung<br />

freigegeben“, lachte er nur. „Was da skizziert ist, soll einen<br />

Laserdrucker darstellen.“ Kein Wunder, dass ich als<br />

Gießereifachmann dies nicht erkannt hatte. „Bei alten<br />

Kopien konnte man manchmal die Buchstaben erspüren,<br />

weil die Kohlenstoffschicht so dick auf dem Papier<br />

aufgetragen war“, fuhr er weiter fort. „Nun stellen Sie sich<br />

vor, der Drucker macht auf demselben Blatt Papier nicht<br />

nur eine, sondern hunderte von Kopien immer auf der<br />

gleichen Stelle. So ein Buchstabe wird dann immer dicker<br />

und bekommt eine dreidimensionale Form.“ Den Sinn<br />

eines so langsamen und umständlichen Verfahrens<br />

verstand ich immer noch nicht, bis mir erklärt wurde, dass<br />

der Laserstrahl, der die feinen Kohlenstoffpartikel an der<br />

richtigen Stelle versintert von einem Rechner aufgrund von<br />

mathematischen Funktionen gelenkt wird, die mit einem<br />

CAD-Programm entwickelt worden sind. Der nur im<br />

Rechner vorhandene, anhand von Vorgaben entwickelte<br />

Entwurf in Form von mathematischen Funktionen konnte<br />

so als reales Modell in die Wirklichkeit umgesetzt werden,<br />

ohne dass ein Mensch eingreifen musste. Manche<br />

Schwächen eines am Computer entworfenen Teils, die<br />

über den Bildschirm nur schwer zu entdecken waren,<br />

ließen sich an dem realen Modell im wörtlichen Sinne<br />

begreifen. Ich hielt die Idee für revolutionierend und ich<br />

war begeistert. „Der Grundgedanke stammt nicht von mir“,<br />

gab Herr Jethon zu. Er erzählte mir die Geschichte, dass<br />

etwa 10 Jahre zuvor (also Anfang 1980) ein Japaner die<br />

Idee gehabt haben soll, flüssigen Kunststoff an<br />

bestimmten Stellen mit durch einen Rechner gelenkten<br />

Laserstrahlen auszuhärten und so mathematische<br />

Funktionen in einen dreidimensionale Körper umzusetzen.<br />

Der Japaner soll versucht haben, sein Patent zu<br />

verkaufen, doch ohne Erfolg. Schließlich wurden ihm die<br />

jährlich zu zahlenden Gebühren zu hoch und er verzichtete<br />

auf das Patent. Die Firma 3D Systems soll die Idee dann<br />

aufgegriffen, verbessert und unter dem Begriff<br />

„Stereolithographie“ vermarktet haben. Diese anrührende<br />

50 Erfinderaktivitäten 2005/2006

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