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Politikwissenschaft und Politik

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Kapitel 1.<br />

<strong><strong>Politik</strong>wissenschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Politik</strong><br />

1.1. <strong><strong>Politik</strong>wissenschaft</strong> als Sozialwissenschaft<br />

POWI = sozialwissenschaftliche Teildisziplin (SOWI- empirische Wissenschaft-> an der Wirklichkeit<br />

messbar)<br />

Die gesellschaftliche Wirklichkeit soll beobachtet, beschrieben, analysiert <strong>und</strong> zu einer Theorie<br />

verarbeitet werden;<br />

POWI ist einerseits wertfrei (neutrale Beobachtung) <strong>und</strong> andererseits nicht wertfrei (welche Objekte<br />

beobachtet werden)<br />

Die Grenzen zwischen POWI <strong>und</strong> anderen SOWI sind fließend (z. Sozialpartnerschaft)<br />

1.2. Hauptrichtung der <strong><strong>Politik</strong>wissenschaft</strong><br />

3. Hauptrichtungen<br />

1. Die empirisch-analytische: Wertfreie Wiedergabe der politischen Wirklichkeit; reine<br />

neutrale Analyse; Bsp. Behaviorismus-> powi- Verhaltenslehre<br />

2. Die normativ- praktische: sinnvolle Verwertung politikwissenschaftlicher Erkenntnisse in<br />

der politischen Praxis-> POWI als Dienstleistung; Bsp. Maurice Duverger- Erkenntnisse über<br />

das Wahlsystem<br />

3. Die kritisch-dialektische: Analyse von pol. Vorgängen im Zusammenhang mit der<br />

gesellschaftlichen Entwicklung-> allgemeine umfassender <strong>Politik</strong>begriff; Bsp. Marxistische<br />

Strömungen; Frauenforschung<br />

Die Richtungen sind miteinander verwoben-> innerer Pluralismus; siehe Tabelle S. 18<br />

1.3. <strong>Politik</strong>begriffe<br />

Die versch. <strong>Politik</strong>begriffe sind als Schwerpunktsetzungen zu sehen (sie schließen sich gegenseitig<br />

nicht aus)<br />

Eine Definition ist für die POWI zu unscharf, zu viele zu allgemein-> Spannungsfeld zwischen<br />

diversen Begriffen am besten;<br />

Wichtig:<br />

„Enger“ (Ausgrenzung vieler Bereiche) <strong>und</strong> „weiter“ (Alle Sektoren der Gesellschaft potenziell<br />

politisch) <strong>Politik</strong>begriff<br />

siehe Tab.2. S.19<br />

Enge <strong>Politik</strong>begriff eher defensiv, traditionell;<br />

Weite <strong>Politik</strong>begriff eher offensiv, hebt die Veränderbarkeit der bestehenden Verhältnisse hervor;<br />

1


In englischer Sprache erfolgt eine andere Einteilung<br />

⇒ „polity“ – formale Organisation von <strong>Politik</strong> (Verfassung, Normen, Gesetze)-> sprich die<br />

Ordnung ist die Hauptaufgabe der <strong>Politik</strong><br />

⇒ „policy“ – Inhalte politischer Entscheidungen-> sprich die Gestaltung als Aufgabe der <strong>Politik</strong><br />

⇒ „politics“ – politische Prozesse, Interessen (pro-kontra)-> hebt die Durchsetzung von<br />

Interessen hervor<br />

1.4. Merkmale <strong>und</strong> Grenzen des Politischen<br />

Knappheit-> Konflikt-> Macht<br />

Gewisse „wertvolle“ Güter sind knapp-> Konflikte um die Verteilung-> Entscheidung um die<br />

Verteilung der Güter ist die Aufgabe der Politk-> Macht<br />

Max Weber: Macht, ist die Fähigkeit, seine eigenen Willen auch gegen Widerstrebende<br />

durchzusetzen, gleichgültig worauf diese Fähigkeit gründet (Gewalt, Gesetz, Überzeugung)<br />

Dennoch gibt es Grenzen des pol. Machbaren:<br />

⇒ Begrenzung durch die Menschenrechte: Errungenschaft der <strong>Politik</strong>; <strong>Politik</strong>verbot sie zu<br />

verletzen;<br />

⇒ Grenzen der politischen Machbarkeit: z.B. wirtschaftlich, technisch Machbaren; Grenze:<br />

Raum <strong>und</strong> Zeit;<br />

⇒ Grenzen der Partizipationsbereitschaft- Möglichkeit: Mehrheit interessiert sich für <strong>Politik</strong>,<br />

aber nur in Grenzen; nur kurze Zeit eine Intensivierung möglich (Revolution)<br />

Lipset: stabile Systeme- Interesse der Menschen gering; u.U.<br />

„Bio- <strong>Politik</strong>“ (natürliche Grenzen) zeigt auch die Grenzen des Politischen auf; (Alte Menschen<br />

fassen <strong>Politik</strong> anders auf als Junge, Behinderte, Frauen)<br />

1.5. <strong>Politik</strong> <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

Die <strong>Politik</strong> will die Wissenschaft als Instrument nützen;<br />

Die Wissenschaft will die <strong>Politik</strong> als Finanzierung nützen<br />

Drei Formen der Beziehung:<br />

1. Das dezisionistische Modell: Trennung von <strong>Politik</strong> <strong>und</strong> Wissenschaft; Letzterer soll<br />

Entscheidungshilfen leisten <strong>und</strong> beraten;<br />

2. Das technokratische Modell: Die Wissenschaft lenkt durch ihre Vielfalt die <strong>Politik</strong>;<br />

3. Das diskursive Modell: Beiderseitige Öffnung-> keine Trennung möglich (Jürgen<br />

Habermas)-> Demokratieoffen<br />

Bsp. Derzeit Frage der Gentechnik: Wie weit darf die Wissenschaft vordringen, <strong>und</strong> wie weit darf die<br />

<strong>Politik</strong> das unterstützen, kontrollieren, verbieten?<br />

2


Elektorale <strong>und</strong> liberale Demokratien:<br />

2. Kapitel<br />

Demokratie als Herrschaftsform<br />

• Elektorale Demokratien<br />

• * regelmässig wiederkehrende kompetitive Wahlen<br />

• Liberale Demokratien – zusätzlich:<br />

• * Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Menschenrechte<br />

• * Gleichheit vor dem Gesetz<br />

• * Unabhängigkeit der Justiz<br />

• * Meinungsfreiheit <strong>und</strong> Meinungspluralismus<br />

• * Demokratische Kontrolle der Streitkräfte<br />

2.1. Direkte <strong>und</strong> Indirekte Demokratie<br />

Demokratien müssen direkte (plebiszitäre) uns indirekte (repräsentative) Elemente beinhalten.<br />

Direkte: Das Volk herrscht direkt also ohne Zwischeninstanz (Volksvertreter)-> utopischer Kern von<br />

Demokratie;<br />

Wichtige Elemente:<br />

Plebiszit: (Volksabstimmung): Bürger entscheiden ohne eine Zwischeninstanz über Gesetze etc.<br />

Volksinitiative: Die Bürger machen einen Vorschlag, über den die Volksvertretung abstimmt;<br />

Wahlen: Wahl der Vertretung (Parlament) erfolgt direkt;<br />

Demoskopie: (Meinungsforschung) Beeinflussung der <strong>Politik</strong> durch die erhobenen Meinungen <strong>und</strong><br />

Strömungen<br />

Indirekte: da das Volk nicht über alle Probleme selbst entscheiden kann wählen sie Volksvertreter-<br />

realistischer Kern<br />

Wichtige Elemente:<br />

Parlamentarismus: Versammlung der Volksvertreter, Verfassungsorgane (Regierung, Verwaltung)<br />

Parteien: Teile der Volksvertretung (wahlwerbende Gruppen)<br />

Verbände: Organisation gemeinsamer Interessen zur Druckausübung auf die Volksvertreter<br />

Neokorporatismus: (Sozialpartnerschaft): Zusammenspiel von Verbänden <strong>und</strong> wirtschatl.<br />

Interessensgruppen mit Verfassungsorganen-> Ergänzung des Parlamentarismus;<br />

Früher war die Demokratie aufgr<strong>und</strong> der technischen Entwicklungsstufe nur in kleinen Gebieten<br />

möglich-> durch die technische Weiterentwicklung eröffnen sich auch für große Staaten die<br />

Möglichkeit mehr plebiszitäre Elemente einfließen zu lassen;<br />

2.2. Konkurrenz <strong>und</strong> Konkordanz<br />

Neben repräsentativen <strong>und</strong> plebiszitären Elementen braucht es auch ein Gleichgewicht aus Konflikt<br />

<strong>und</strong> Konsens-> Demokratie ist der Konflikt um Macht;<br />

3


Damit Demokratie funktioniert brauch es ein formalen (Anerkennung der Spielregeln)<strong>und</strong> inhaltlichen<br />

(Gr<strong>und</strong>-Menschenrechte) Konsens;<br />

Das Konkurrenzmodell hat primär den Konflikt um die Zustimmung im Volk als Schwerpunkt; Die<br />

Parteien stehen in einem ständigen Kampf um Wählerstimmen (GB, USA)<br />

Das Konkordanzmodell ist durch die Fragmentierung (tiefe Brüche in einer Gesellschaft) geprägt;<br />

Wenn keine klare Normalbverteilung der Parteien besteht (rechts- links) dann muss es zwischen<br />

Parteien einen Konsens geben;<br />

Vergleich des politischen Systems der I. mit der II. Republik II<br />

1. „zentrifugale“ Demokratie - „zentripetale“ Demokratie<br />

2. Konfliktorientierung - Konsensorientierung<br />

3. Soziale Instabilität - soziale Stabilität<br />

4. Dissens über Normen - Konsens über Normen<br />

5. Kein gefestigtes - gereiftes <strong>und</strong> gefestigtes<br />

Nationalbewusstsein Nationalbewusstsein<br />

6. Weltanschauungs-, Klassen- - moderne lagerübergreifende Massenparteien<br />

<strong>und</strong> Lagerparteien<br />

7. Von den Parteien dominierte - autonome Verbände<br />

Verbändestruktur (Sozialpartnerschaft)<br />

8. Fragmentierte Politisierung - lagerübergreifende Politisierung<br />

9. Fragmentierte, polarisierte, - homogene, mobile,<br />

ständische „Klassengesellschaft“ qualifizierte Industrie- <strong>und</strong> Dienstleistungs-<br />

gesellschaft<br />

10. Mangel an demokratischer - gereiftes Demokratiebewusstsein, hohe<br />

Tradition <strong>und</strong> Erfahrung, Legitimität der demokratischen Ordnung,<br />

antidemokratische <strong>und</strong> Akzeptanz der Demokratie<br />

antiparlamentarische<br />

Tendenzen<br />

2.3. Wahl <strong>und</strong> Parlamentarismus<br />

Die Wahl <strong>und</strong> der Parlamentarismus bilden das Bindeglied zwischen direkter <strong>und</strong> indirekter Demo.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich muss ein formaler <strong>und</strong> inhaltlicher Konsens über die Durchführung von Wahlen<br />

herrschen:<br />

⇒ Wahl muss unmittelbar <strong>und</strong> direkt erfolgen<br />

⇒ Frei <strong>und</strong> geheim<br />

⇒ Allgemein <strong>und</strong> gleich<br />

4


Von einem politischen Parlamentarismus kann gesprochen werden wenn:<br />

⇒ Eine direkte Wahl durch das Volk erfolgte (zumindest einer Kammer)<br />

⇒ Die Gesetzgebung dem Parlament vorbehalten ist<br />

⇒ Das Parlament die Kontrolle über die Regierung hat;<br />

⇒ Die Tätigkeit des Parlaments öffentlich zugänglich ist<br />

⇒ Die Abgeordneten ein „freies Mandat“ besitzen-> sprich nicht geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> nicht absetzbar<br />

Die Praxis zeigt eine Relativierung der Gr<strong>und</strong>sätze<br />

⇒ Direkte Bestellung gilt nur für die Parteien, nicht für die einzelnen Personen;<br />

⇒ Das Parlament ist oft nur die formale Beschlussfassungsinstanz (vorher schon geheime<br />

Gespräche)<br />

⇒ Die Kontrolle der Regierung ist Aufgabe der Opposition;<br />

⇒ Die Öffentlichkeit ist Großteil von Verhandlungen im vorparlamentarischen Raum<br />

ausgeschlossen;<br />

⇒ Die Abhängigkeit einzelner Abgeordneter an die Partei ist aus Eigeninteresse der Wiederwahl<br />

enorm;<br />

Das Verhältnis von Parlament <strong>und</strong> Regierung ist durch die „Verantwortung“ geprägt.<br />

Rechtliche Verantwortung: Regierung muss sich nur rechtlich, nicht aber politisch verantworten <strong>und</strong><br />

hat daher mehr Handlungsspielraum<br />

Politische Verantwortung: durch ein Misstrauensvotum (einfache Mehrheit) kann die Regierung<br />

gestürzt werden<br />

Parlamentarischer Gesetzgebungsprozess in Österreich<br />

A. Vorparlamentarischer Bereich<br />

1 Interessen<br />

2 Parteien, Verbände oder Bürokratie artikulieren Interessen<br />

3 Regierung gibt Auftrag an Bürokratie für einen Gesetzentwurf<br />

4 Entwurf wird ausgearbeitet<br />

5 Begutachtungsverfahren – Interessen nehmen Einfluss<br />

6 Ministerrat beschließt den Entwurf als Regierungsvorlage<br />

B. Parlamentarischer Bereich<br />

1 Nationalrat: Fraktionen <strong>und</strong> Ausschüsse<br />

2 Nationalrat: Plenum, Gesetz wird beschlossen<br />

3 B<strong>und</strong>esrat stimmt zu oder suspensives Veto<br />

4 B<strong>und</strong>espräsident <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esregierung erfüllen die übrigen formalen Voraussetzungen<br />

2.4 Parlamentarischer Entscheidungsprozess <strong>und</strong> Opposition<br />

Trennung zwischen vor- (Gesetzgebung) <strong>und</strong> parlamentarischer Bereich; siehe Tab.4.S.40<br />

Der moderne Parlamentarismus lebt vom Konflikt zwischen Regierung <strong>und</strong> Opposition;<br />

Die Opposition kann Öffentlichkeit herstellen, kann die Regierung kontrollieren <strong>und</strong> Demokratie<br />

rechtfertigen;<br />

Verschiedene Erscheinungsformen der Opposition:<br />

5


F<strong>und</strong>amentalopposition: Die Opposition lehnt die regierende Mehrheit <strong>und</strong> das politische System<br />

ab-> wenig Konsens<br />

Alternativopposition: die Opposition versteht sich als potentielle Regierung, <strong>und</strong> hat<br />

daher das Hauptziel- die nächsten Wahlen zu gewinnen-> Konkurrenz <strong>und</strong> Konsens<br />

Scheinopposition: zwischen Op. <strong>und</strong> Regierung gibt es keine inhaltlichen Unterschiede-> nur<br />

Konsens<br />

Bereichsopposition: in einer Koalitionsregierung kontrolliert der eine Koalitionspartner im Parlament<br />

den anderen <strong>und</strong> umgekehrt; Gemeinsam wird ein Konsens gef<strong>und</strong>en-><br />

Das politische System entscheidet mit darüber welche Rolle der Opposition zukommt; Im<br />

präsidentiellen System, kann die Op. die Parlamentsmehrheit besitzen <strong>und</strong> daher anders agieren als im<br />

parlamentarischen System.<br />

2.5. Verfassung <strong>und</strong> Gewaltenteilung<br />

Verfassung: Summe der Spielregeln, die zur Ordnung der Macht dienen-> Hauptaufgabe ist die<br />

Begrenzung der Macht<br />

Karl Loewensteins Verfassungsformen:<br />

Normative Verfassung: Verfassungstheorie <strong>und</strong> Verfassungswirklichkeit stimmen völlig überein<br />

(Idealzustand; utopisch)<br />

Nominale Verfassung: Zwischen Verfassungstheorie <strong>und</strong> Wirklichkeit gibt es teilweise<br />

Übereinstimmung (Realzustand)<br />

Semantische Verfassung: Theorie <strong>und</strong> Realität berühren einander kaum (reale Bedrohung für die<br />

Demokratie-> Diktatur)<br />

Die Gewaltenteilung ist das Herzstück der Verfassung; Durch die Aufteilung der Gewalten auf<br />

mehrere Institutionen erfolgt auch eine Machtverteilung<br />

Historische Gewaltenteilung nach der „Glorreichen Revolution“ in England 1688 zwischen Monarch<br />

<strong>und</strong> Parlament;<br />

Drei Formen der modernen Gewaltenteilung<br />

Institutionelle Gewaltenteilung: zwischen Legislative, Exekutive <strong>und</strong> Judikative ist eine<br />

gleichgewichtige Trennung (USA)<br />

Zeitliche Gewaltenteilung: Verbindung von Parlamentsmehrheit <strong>und</strong> Regierung hebt die Trennung<br />

zwischen Exekutive <strong>und</strong> Legislative auf-> Trennung zwischen Reg. <strong>und</strong> Op. -> aber alles nur zeitlich<br />

begrenzt!<br />

Föderative (vertikale) Gewaltentrennung: politische Macht wird auf mehrere Ebenen aufgeteilt;<br />

Der Föderalismus ist mit beiden anderen Formen vereinbar;<br />

Wichtig bei allen Formen ist die Trennung der Judikative von den anderen-> Erfüllung der Kontrolle<br />

von Macht<br />

6


3.1. Typologie politischer Systeme<br />

Kapitel 3<br />

Mehrparteiensysteme<br />

Politische Systeme, also die systematische Ordnung dauernder Macht können nach mehreren Kriterien<br />

eingeteilt werden:<br />

⇒ Sozioökonomische Infrastruktur: Industrialisierten Gesellschaft <strong>und</strong> in der nicht<br />

industrialisierten Gesellschaft liegen gr<strong>und</strong>legend verschiedene Voraussetzungen vor-><br />

politischen Systeme nach diesem Kriterium unterteilt werden müssen. In den industrialisierten<br />

muss zwischen „kapitalistisch“ <strong>und</strong> „sozialistisch“ unterschieden werden;<br />

⇒ Soziopolitiscche Infrastruktur: Parteipluralismus vs. Parteienmonismus<br />

⇒ Verfassungsstruktur: präsidentiellen Systeme (institutionelle Gewaltenteilung) vs.<br />

Parlamentarische, System (zeitliche GT)<br />

3 Systemtypen der industrialisierten Welt:<br />

Liberale Systeme: Parteienpluralismus <strong>und</strong> kapitalistische Wirtschaftsform; (demokratisch)<br />

Kommunistische Systeme: Parteienmonismus <strong>und</strong> sozialistische Wirtschaftsform (demokratisch)<br />

Faschistische Systeme: Parteienmonismus <strong>und</strong> kapitalistische Wirtschaftsform (nicht- demokratisch)<br />

Alle Systeme leben von einem Spannungsverhältnis zwischen Legitimität <strong>und</strong> Effektivität;<br />

Spannungsverhältnis nach Lipset: siehe Tab.5. S. 47<br />

3.2. Parlamentarische Systeme<br />

Sind das Ergebnis aus der Verflechtung zwischen Parlament <strong>und</strong> Regierung; Parlament beschränkt<br />

sich nicht auf die Gesetzesgebung, sondern nimmt Einfluss auf die Zusammensetzung der Regierung-<br />

> führt zu einer Abwertung des Parlaments-> die Regierung beherrscht das Parlament;<br />

Merkmale:<br />

⇒ Regierung <strong>und</strong> Opposition sind klar unterscheidbar;<br />

⇒ Politische Verknüpfung von Parlament <strong>und</strong> Regierung durch die Einrichtung des<br />

Misstrauensvotums<br />

⇒ Politische Verknüpfung von Parlament <strong>und</strong> Regierung furch das Auflösungsrecht als<br />

Gegenstück zum Misstrauensvotum;<br />

⇒ Doppelmitgliedschaft in Parlament <strong>und</strong> Regierung ist rechtlich zulässig<br />

⇒ Führungspositionen werden in Personalunion wahrgenommen-> Fraktionsdisziplin <strong>und</strong><br />

Personalunion entwerten Misstrauensvotum-> stabile Mehrheit<br />

⇒ Reduzierte Stellung des Staatsoberhauptes<br />

⇒ Reduzierte Stellung der zweiten Kammer des Parlaments- Regierung <strong>und</strong> Chef sind mit der<br />

ersten, direkt gewählten verflochten-> zweite nur Nebensache (Ausnahme Italien)<br />

7


Misstrauensvotum: Berücksichtigung der Mehrheitsverhältnisse-> <strong>und</strong> Beibehaltung der politischen<br />

Identität;<br />

In Deutschland „konstruktives Misstrauensvotum“: B<strong>und</strong>eskanzler kann nur entmachtet werden, wenn<br />

eine Mehrheit gegen ihn ist, es muss eine Mehrheit für einen neuen Kandidaten sein;<br />

Vorrangigkeit des Regierungschefs gegenüber dem Staatsoberhaupt:<br />

⇒ Beschränkung bei der Bestellung des Regierungschefs auf die formale Bestätigung<br />

parlamentarischer Mehrheitsbildung;<br />

⇒ Beschränkung der traditionellen Notstandsmaßnahmen-> Staatsoberhaupt darf auch im<br />

Krisenfall keine Entscheidungen treffen;<br />

Die zwei Kammern dürfen nie die gleiche Macht besitzen, da es sonst zum Konflikt um die<br />

Besetzung der Regierung kommen könnte;<br />

GB:<br />

In GB wie in anderen Demokratien wird nur eine Kammer (britisches unterhaus) direkt gewählt;<br />

Das parlamentarische System in GB wird auch „Kabinettsregierung“ genannt;<br />

Kabinettsmitglieder<br />

⇒ Regierungschef: hat alle Macht inne- kann über die Zusammensetzung des Kabinetts<br />

entscheiden<br />

⇒ Das innere Kabinett- einige Minister die zur persönlichen Beratung herangezogen werden;<br />

⇒ Das Kabinett- alle<br />

⇒ Die Minister ohne Kabinettsrang- parlamentarischen Staatssekretär gleich;<br />

Parlament in GB: 2 Parteien sitzen einander gegenüber<br />

Politisches System von GB<br />

Ver-<br />

Premierminister<br />

waltung Kabinett<br />

Krone<br />

House of Commons<br />

Wahlberechtigte<br />

8<br />

House<br />

of Lords<br />

Judikaktive


3.3. Präsidentielle Systeme<br />

Merkmale:<br />

► Trennung von Regierung <strong>und</strong> Parlament durch das Fehlen einer politischen<br />

Verantwortlichkeit der Regierung gegenüber dem Parlament- kein Misstrauensvotum<br />

► Trennung von Regierung <strong>und</strong> Parlament durch das Fehlen des Auflösungsrechts- Regierung kann<br />

den Termin der Wahl nicht fixieren<br />

► Doppelmitgliedschaft in Regierung <strong>und</strong> Parlament ist ausgeschlossen-> jedes Regierungsmitglied<br />

scheidet aus dem Parlament aus<br />

► Relative Eigenständigkeit des Parlaments gegenüber der Regierung<br />

► Die Opposition kann über die Mehrheit im Parlament verfügen<br />

► Das Staatsoberhaupt ist gleichzeitig Regierungschef<br />

► echtes Zweikammernsystem-> zwei gleich starke Häuser<br />

Prototyp USA<br />

Parlament<br />

Wähler<br />

wählen<br />

• Präsident hat gegenüber Kongress ein Vetorecht<br />

• Senat hat gegenüber Präsidenten eine Art Veto – Verweigerung Beamten- <strong>und</strong><br />

Richterbestellung<br />

• Senat <strong>und</strong> Präsident bei Führung der Außenpolitik aneinander geb<strong>und</strong>en (VR Verträge<br />

Präsident - 2/3 Senat)<br />

• Trennung Macht zwischen Präsident <strong>und</strong> Kongress<br />

• Gewichte <strong>und</strong> Gegengewichte<br />

• Problem der gleichen Mehrheiten:<br />

Abwesenheit von starken Ideologien<br />

Schwache <strong>und</strong> <strong>und</strong>isziplinierte Parteien<br />

Transversale Mehrheiten<br />

Verfassungssystem:<br />

• Regierungschef<br />

• Oberbefehlshaber der Streitkräfte<br />

Präsidentielles System<br />

9<br />

Präsident<br />

Regierung<br />

Ministerien<br />

ernennt


• Internationale Verträge (Zustimmung von 2/3 des Senats)<br />

• Gesetzesvorschläge<br />

• Vetorecht<br />

• Ernennt Botschafter (Zustimmung von 2/3 des Senats)<br />

US- Gerichtshof<br />

• Ernennung durch Präsident auf Lebenszeit<br />

• Bestätigung durch Senat<br />

• Anpassung der Verfassung in erster Linie durch Rechtssprechung des Obersten Gerichtshofes<br />

Zustimmung<br />

Senat (100)<br />

6 Jahre<br />

direkt Volkswahl (indirekt) direkt<br />

Gesetze<br />

Supreme Court<br />

Präsident<br />

(4 Jahre)<br />

10<br />

Ernennungs-<br />

vorschläge<br />

Repräsentanten-<br />

haus (435) 2 Jahre<br />

Gesetze


Gewaltenverschränkung<br />

in den USA<br />

11


Gewaltenteilung vs. Gewaltenverschränkung<br />

Judikative Exekutive<br />

Exekutive Legislative Legislative<br />

Wahlberechtigte Wahlberechtigte<br />

Gewaltenteilung<br />

Regierung<br />

12<br />

Judikative<br />

Gewaltenverschränkung<br />

Präsidentielles vs. parlamentarisches System<br />

Mehrheit Minderheit<br />

Parlament<br />

Wähler Wähler<br />

Parlamentarisches System:<br />

Einpoligkeit <strong>und</strong> Gewalten-<br />

fusion<br />

Parla-<br />

ment<br />

Re-<br />

gierung,<br />

Prä-<br />

sident<br />

Präsidentielles System:<br />

Bipolarität <strong>und</strong> Gewalten-<br />

seperation


3.4. Gemischte Systeme<br />

Mischung aus parlamentarischen <strong>und</strong> präsidentiellen Systemen (F, Fin, Por)<br />

Fusion von Exekutive <strong>und</strong> Legislative:<br />

⇒ Bipolarität des Wahlvorgangs: Die Wähler wählen, voneinander unabhängig, wie in<br />

präsidentiellen Systemen ein Parlament <strong>und</strong> einen Präsidenten;<br />

⇒ Fusion von Exekutive <strong>und</strong> Legislative: Die von Präsidenten zu ernennende Regierung ist<br />

sowohl vom Präsidenten als auch von der Parlamentsmehrheit abhängig-> Misstrauensvotum<br />

<strong>und</strong> Auflösungsrecht sind gr<strong>und</strong>sätzlich gegeben;<br />

Bei Konfliktfall Parlament- Präsident kann es zu einer Pattstellung kommen;<br />

In Frankreich ist dies durch die „cohabitation“ geregelt;<br />

Die Rolle des Regierungschef zeigt an in welche Richtung sich ein gemischtes System entwickelt -><br />

Ist der Regierungschef der verlängerte Arm des Präsidenten dann dominieren die präsidentiellen<br />

Elemente (Parlament ist dann entweder in sich zerfallen oder in seiner Mehrheit eng mit dem<br />

Präsidenten verb<strong>und</strong>en);<br />

Verselbständigt sich der Regierungschef gegenüber dem Präsidenten-> so herrscht eine Dominanz<br />

parlamentarischer Elemente;<br />

Beispiele:<br />

• Frankreich (seit 1958)<br />

• Weimarer Republik (1919-1933)<br />

• Österreich (seit 1929)<br />

• Finnland (seit 1919)<br />

• Portugal (seit 1976)<br />

• Russland (seit 1991)<br />

• Bipolarität des Wahlvorgangs<br />

• Fusion Exekutive/Legislative<br />

13


Präsident<br />

der Republik<br />

Staatsoberhaupt<br />

Bestimmt Richtlinien<br />

der <strong>Politik</strong><br />

Direktwahl<br />

für 5 Jahre<br />

Frankreichs System:<br />

• Dominanter Präsident<br />

• Notstandsmaßnahmen<br />

• Referendum<br />

• Direkte Wahl des Präsidenten<br />

• Art der Wahl des Präsidenten<br />

• Regierungsbildung<br />

• Dauer des Mandats<br />

• Auflösung des Parlaments<br />

• Starkes/schwaches Parlament<br />

• Cohabitation<br />

• 1986-1988, 1993-1995, 1997-2002<br />

Vier unterschiedliche Mehrheiten<br />

1. Präsident – Chef der parlamentarischen Mehrheit<br />

2. Präsident – Nicht Chef der Partei mit relativer Mehrheit der Regierungskoalition<br />

3. Präsident – Chef einer Oppositionspartei im Parlament<br />

4. Präsident – Chef einer Minderheitenpartei einer Minderheitenkoalition<br />

Alle Systeme Tab.6. S.57<br />

Frankreichs Regierungssystem I<br />

Premierminister<br />

Regierung<br />

Ernennt <strong>und</strong> entlässt<br />

Premierminister<br />

Wähler<br />

14<br />

Parlament<br />

Beschließt Gesetze<br />

Senat<br />

(regionale Vertreter)<br />

Kann die<br />

Regierung<br />

stürzen<br />

Direktwahl<br />

für 5 Jahre


Die Präsidenten<br />

Wahl des<br />

Präsidenten<br />

Einfluss in der<br />

Gesetzgebung<br />

Regierungs-<br />

Funktionen<br />

Ernennung des<br />

Regierungs-<br />

chefs<br />

Auflösungsrecht<br />

Absetzung des<br />

Präsidenten (bei<br />

Verfassungs-<br />

bruch)<br />

Berechtigung<br />

Referenden<br />

anzusetzen<br />

Politisches System der Schweiz:<br />

USA Russland Frankreich<br />

Indirekte Wahl,<br />

Alle 4 Jahre, nur 2<br />

Amtsperioden<br />

Indirekt, Veto<br />

Chef der Exekutive<br />

Präsident ist Chef<br />

der Exekutive<br />

Parlamentarische Elemente:<br />

• Regierung (B<strong>und</strong>esrat) legitimiert sich aus dem Parlament heraus<br />

• Staatsoberhaupt (B<strong>und</strong>espräs.) spielt keine effektive Rolle/repräs. Rolle<br />

Präsidentielle Elemente:<br />

* Parlamentarisches Amt <strong>und</strong> Regierungsamt ist unvereinbar<br />

* Regierung ist dem Parlament politisch nicht verantwortlich, kein Misstrauensvotum, kein<br />

Auflösungsrecht<br />

* Echtes Zweikammersystem, weil beide Kammern (direkt gewählte Nationalrat/indirekt über<br />

Kantone bestimmte Ständerat) wählen gemeinsam den B<strong>und</strong>esrat<br />

15<br />

Direkte Volkswahl, alle<br />

4 Jahre, nur 2<br />

Amtsperioden<br />

Dekrete, suspensives<br />

Veto<br />

Berechtigt, den Vorsitz<br />

zu übernehmen<br />

Ernennt<br />

Regierungschef <strong>und</strong><br />

kann ihn entlassen<br />

Direkte Volkswahl,<br />

alle 5 Jahre, nur 2<br />

Amtsperioden<br />

Kann Beratung<br />

verlangen<br />

Vorsitz im<br />

Ministerrat<br />

USA Russland Frankreich<br />

Keines<br />

Impeachment<br />

nein<br />

Kann Duma<br />

immer auflösen<br />

Föderationsrat<br />

ja<br />

Ernennt<br />

Regierungschef,<br />

berücksichtigt<br />

Parlament<br />

Kann Parlament<br />

auflösen<br />

Beide Kammern des<br />

Parlaments<br />

Ja, auf Vorschlag der<br />

Regierung


Direkte Demokratie in der Schweiz<br />

1. Verfassungsinitiative<br />

100.000 Stimmbürger Vorschlag – Regierung Gegenentwurf – Volksabstimmung<br />

2. Obligatorisches Referendum jede Verfassungsreform benötigt Volks- <strong>und</strong> Ständemehrheit<br />

3. Fakultatives Referendum 50.000 Stimmbürger oder 8 Kantone können Volksabstimmung über<br />

B<strong>und</strong>esgesetz erzwingen<br />

4. In deutschsprachigen Kantonen Finanzreferendum bzw. Volkswahl wichtiger<br />

Beamtenpositionen<br />

Kollegialitätsprinzip:<br />

Repräsentative Demokratie<br />

in der Schweiz<br />

„Zauber- B<strong>und</strong>esrat (7 Mitglieder)<br />

Formel“<br />

Nationalrat Ständestaat<br />

Propor-<br />

tional-<br />

wahl<br />

B<strong>und</strong>esversammlung<br />

• Kollegialitätsprinzip auf Regierungsebene<br />

• 7 Regierungsmitglieder untereinander gleich<br />

• Gibt keinen Regierungschef<br />

• B<strong>und</strong>espräsident aus den Reihen des B<strong>und</strong>esrates gewählt besitzt nur Ehrenvorrang für ein<br />

Jahr<br />

16<br />

B<strong>und</strong>es-<br />

rat<br />

Balance (Navette-System)<br />

Mehrheitswahl


Kapitel 4<br />

Einparteiensystem <strong>und</strong> Parteiensysteme in der 3. Welt<br />

4.1. Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede<br />

Einparteiensystem gehen davon aus dass das Allgemeinwohl von vornherein feststeht;<br />

Merkmale:<br />

► keine legale Ablösung der Einheitspartei<br />

► keine oder wenig Kontrolle der Regierenden, da es keinen Wettbewerb gibt<br />

► Neigung zum politischen Terror- da jede offenen Opposition illegal ist<br />

Nach dem Tod des Diktators neigen diese Systeme oft dazu, die Nachfolge in einem gewaltsamen<br />

Machtkampf auszutragen.<br />

Im 20 Jahrh<strong>und</strong>ert haben sich 2 Haupttypen herausgebildet- faschistische <strong>und</strong> kommunistische<br />

Einparteiensystem<br />

Es gibt verschiedene Vergleichsansätze von Politologen;<br />

z.B. Reinhardt Kühnl- betont den unterschied der beiden Systeme;<br />

Hannah Arendt- Gemeinsamkeiten zwischen den Formen (Totalitarismustheorie)<br />

● Intensität wichtiger Unterscheidungsfaktor:<br />

Entweder autoritär: engen politischen Bereich keinen Freiraum, aber die Gesellschaft hat sonst viel<br />

Freiraum (Freizeit, religion, Wirtschaft)<br />

Typen:<br />

1. Bürokratisch-militärischer Typus<br />

2. Autoritärer Korporativismus (zwangsinstitutionalisierte Konfliktschlichtungsmuster,<br />

„organische“ Demokratie, „Ständestaat“)<br />

3. Mobilisierende autoritäre Regime in post-demokratischen Gesellschaften (Versuch<br />

emotionaler Legitimation, kontrollierte plebiszitäre Beteiligungsformen)<br />

4. Nachkoloniale mobilisierende Regime<br />

5. Rassen- <strong>und</strong> ethnische „Demokratien“ (z.B. Südafrika bis 1993)<br />

6. Unvollständig totalitäre oder prätotalitäre Regime<br />

7. Posttotalitäre autoritäre Regime (z.B. Warschauer-Pakt-Länder vor 1989)<br />

Oder totalitär: alle Bereiche sind von der <strong>Politik</strong> betroffen <strong>und</strong> somit eingeschränkt;<br />

Zentrale Dimensionen:<br />

1. Ideologisierung aller Lebensbereiche (z.B.: „Völkische Gemeinschaftsideologie“)<br />

2. Permanente Mobilisierung (Bedeutung der „Propaganda“, Durchorganisierung der<br />

Gesellschaft, Versuch der „Gleichschaltung“)<br />

3. Hierarchisch aufgebauter Staats- <strong>und</strong> Parteiapperat, unumschränktes „Führerprinzip“<br />

4. Terrorsystem (gegen „feindliche“ Klassen/Rassen bzw. potentielle „Staatsfeinde“)<br />

5. Militarisierung der Gesellschaft, eingebaute „Expansionslogik“<br />

Siehe Tab. 7 S. 63<br />

17


4.2.Kommunistische Einparteiensysteme:<br />

Kommunistische Einparteiensysteme beanspruchen Demokratie für sich-> eine höhere Form der<br />

Demokratie<br />

Merkmale:<br />

⇒ Egalitärer Gr<strong>und</strong>satz: radikale Gleichheitsvorstellung des Marxismus ließ eine prinzipiell<br />

unterschiedliche Behandlung von Menschen nach rassischen <strong>und</strong> nationalen Merkmalen nicht<br />

zu-> Bekämpfung von Rassismus durch die theoretische Gr<strong>und</strong>lage<br />

⇒ Demokratischer Gr<strong>und</strong>zug: Aufbau von unten nach oben-> Unterdrückung Oligarchische<br />

Erscheinungen;<br />

Kommunistische Einparteiensysteme entweder offene (durch Verfassung verankert, UdSSR) oder<br />

versteckte (legale Opposition, aber ohne Wettbewerb, Polen, DDR) Einparteiensysteme;<br />

Nebeneinander <strong>und</strong> Verflechtung von Staats- <strong>und</strong> Parteiorganisation;<br />

Staatliche Org.: orientiert sich an einer sehr demokratisch formulierten Verfassung<br />

In der UdSSR waren, nach der Verfassung von 1988, die wichtigsten Stufen dieser beiden<br />

Organisationen noch immer erkennbar. Bis dahin war das System wie folgt charakterisiert;<br />

⇒ Staat <strong>und</strong> Partei parallel aufgebaut: Oberster Sowjet- oberste Instanz;<br />

⇒ Aufhebung der Gr<strong>und</strong>rechte durch den Zentralismus (semantische Verfassung)<br />

Ab 1985 löste sich die Synchronisation von Staat <strong>und</strong> Partei;<br />

Der Übergang zu liberalen Systemen in der UdSSR war auch eine Folge der Aufhebung nationaler<br />

Konflikte:<br />

⇒ Offene Unabhängigkeitsbestrebungen der Teilrepubliken (Baltikum, Moldawien)<br />

⇒ Innerhalb dieser Republiken vor <strong>und</strong> nach dem Ende der 1991 erreichten Unabhängigkeit<br />

heftige, bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen<br />

Volksgruppen<br />

⇒ Der gescheiterte Putsch von 1991 bedeutete das Ende aller Umgestaltungspläne der UdSSR-><br />

Auflösung der Sowjetunion;<br />

⇒ Zusammenschluss der ehemaligen Regionen zum Staatenb<strong>und</strong> GUS (Gemeinschaft<br />

Unabhängiger Staaten)-> Dominanz Russlands;<br />

⇒ Baltikum-> Nato <strong>und</strong> Eu Beitritt 2004<br />

4.3. Faschistische Einparteiensysteme<br />

Verzicht auf demokratische Rechtfertigung; antiegalitärer Affekt: die Abstiegsangst des<br />

Kleinbürgertums-> Gegenbewegung zur Proletarisierung<br />

Merkmale:<br />

Gemeinschaft: Konzentration auf Rassenfrage, Nationenfrage; Konkretisierung einer<br />

Volksgemeinschaft-> jede Opposition ist gegen die Nation<br />

Führerprinzip: faschistische Parteien sind von „oben“ nach „unten“ strukturiert-> innerparteiliche<br />

Demokratie gibt es im theoretischen Selbstverständnis nicht; in alle Bereiche Führerprinzip<br />

Ambivalenz zwischen antikapitalistischer Ideologie <strong>und</strong> Aufrechterhaltung kapitalistischer<br />

Strukturen<br />

18


Nationalismus- Imperialismus: außenpolitische Aggression durch ungebremster ökonomischer<br />

Expansion<br />

Sündenbock: Ablenkung von Konflikten, Problemen-> Xenophobie;<br />

4.4. Parteiensysteme in der „dritten Welt“<br />

Gänzlich anderer Rahmenbedingungen:<br />

⇒ Geringe Lebenserwartung<br />

⇒ Geringes Einkommen<br />

⇒ Analphabetismus<br />

⇒ Hohe Agrarquote<br />

⇒ Hohes Bevölkerungswachstum<br />

In den politischen Systemen der 3. Welt gibt es keine Parteisysteme-> Nullparteisystem (traditionelle<br />

Formen der politischen Organisation herrschen)<br />

8 Typen politischer Systeme:<br />

1. Feudale Systeme: Saudi, Marokko; alte aristokratische Strukturen<br />

2. Pseudorepublikanische Systeme: Tunesien, Singapur; Mehrparteiensysteme mit<br />

demokratischen Anspruch> reduzierter Wettbewerb;<br />

3. Konservative Militärdiktaturen: Chile bis 89; Dominanz des Militärs: Ziel:<br />

Aufrechterhaltung bestehender Wirtschaftsverhältnisse<br />

4. Radikale Militärdiktatur: Algerien bis 90, Äthiopien bis 91; gr<strong>und</strong>legende Veränderung<br />

ökonomischer Machtverhältnisse (dann sozialistische Gesellschaftsordnung;<br />

5. Mehrparteiensysteme: (Indien, Costa Rica) Liberales System-> Demokratien<br />

6. Kommunistische Einparteiensysteme: Kuba; wie in den Industriestaaten<br />

7. Eigenständige Einparteiensysteme: Uganda, Syrien; traditionelle offene<br />

Einparteienansprüche vermischen sich mit Modernisierungsansprüche<br />

8. F<strong>und</strong>amentalistische Systeme: (Iran, Sudan); konfessionelle Regeln sind das Gesetz<br />

Erziehungsdiktatur: Jedes Einparteiensystem ist nur als Übergangslösung zu bewältigender Konflikte<br />

zu betrachten; Spannungsfeld zwischen Effektivität <strong>und</strong> Legitimität; siehe Tab.8. S.73<br />

19


Kapitel 5<br />

Wahlen <strong>und</strong> öffentliche Meinung<br />

Funktionen von Wahlen<br />

1. Artikulationsfunktion<br />

(politische Präferenzen, Erwartungen <strong>und</strong> Forderungen)<br />

2. Integrationsfunktion<br />

3. Legitimationsfunktion<br />

4. Machtzuweisung- bzw. Machtkontrollfunktion<br />

5. Innovationsfunktion („eingebauter“ Innovationsbonus demokratischer Systeme)<br />

Weitere Funktionen:<br />

1. Legitimierung des politischen Systems <strong>und</strong> der Regierung einer Partei oder Parteikoalition<br />

2. Übertragung von Vertrauen an Personen <strong>und</strong> Parteien<br />

3. Rekrutierung der politischen Eliten<br />

4. Repräsentation von Meinungen <strong>und</strong> Interessen der Wahlbevölkerung<br />

5. Verbindung der politischen Institutionen mit den Präferenzen der Wählerschaft<br />

6. Mobilisierung der Wählerschaft für gesellschaftliche Werte, politische Ziele <strong>und</strong><br />

Programme, parteipolitische Interessen<br />

7. Hebung des politischen Bewusstseins der Bevölkerung durch Verdeutlichung der politischen<br />

Probleme <strong>und</strong> Alternativen<br />

8. Kanalisierung politischer Konflikte in Verfahren zu ihrer friedlichen Beilegung<br />

9. Integration des gesellschaftlichen Pluralismus <strong>und</strong> Bildung eines politisch aktionsfähigen<br />

Gemeinwillens<br />

10. Herbeiführung eines Konkurrenzkampfes um politische Macht auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

alternativer Sachprogramme<br />

11. Herbeiführung einer Entscheidung über die Regierungsführung in Form der Bildung<br />

parlamentarischer Mehrheiten<br />

12. Einsetzung einer kontrollfähigen Opposition<br />

13. Bereithaltung des Machtwechsels<br />

5.1. Wahlsysteme<br />

Die Verhältniswahl: genaue, spiegelbildliche Umrechnung des Stimmenanteils -> Stimmenprozent<br />

<strong>und</strong> Mandatsprozent stimmen überein<br />

Vorraussetzung von Parteien; Parteienpluralismus; Listenwahl<br />

Theoretische Vorzüge der Verhältniswahl:<br />

• Proportionale Repräsentation gesellschaftlicher Interessen<br />

20


• Verhinderung einer synthetischen (nur wahlarithmetisch begründeten) politischen Dominanz<br />

(manufactured majorities)<br />

• Förderung vereinbarter Mehrheiten (Koalitionsbildung durch Aushandeln <strong>und</strong> Kompromisse)<br />

• Verhinderung „extremer“ Pendelschwünge<br />

• Berücksichtigung der Repräsentation neuer gesellschafts-politischer Interessen<br />

• Verhinderung eines „dominanten“ Parteienkartells, das einen demokratischen Wechsel<br />

erschwert<br />

Die Mehrheitswahl: Jeder der kleinen, möglichst gleich großen Wahlkreise, in die das gesamte<br />

Wahlgebiet unterteilt ist, einen Vertreter ins Parlament entsendet; „the winner takes it all“;<br />

Persönlichkeitswahl<br />

Vorraussetzung von Wahlkreisen; Parteiendualismus;<br />

Relative Mehrheitswahl: GB, USA-> stimmenstärkster Kandidat;<br />

„absolute“ Mehrheitswahl: über 50% der Stimmen;<br />

Mehrheitswahl begünstigt eine Bildung der Regierung-> dieser Umstand kann in beide Richtungen<br />

gedeutet werden;<br />

⇒ Die Mehrheitswahl ist ein brutaler Ausschlussmechanismus-> nur 1. Siegreiche Partei; oder:<br />

Fairstes Mittel die Regierungsbildung and die Wahlentscheidung der Wähler zu knüpfen<br />

⇒ Verhältniswahl ist lähmend <strong>und</strong> verzerrend, weil Verschleierung von Wahlentscheidung<br />

<strong>und</strong> Regierungsbildung; oder: Wertvoller Garant für die Unterbindung einer Alleinregierung-<br />

> repräsentativer<br />

Neben diesen 2 Formen, Frage ob Listen der Persönlichkeitswahl; Verbindung wie in Deutschland<br />

möglich: personalisierte Verhältniswahl: im kleinen Wahlkreis Persönlichkeitswahl für einen<br />

Abgeordneten <strong>und</strong> dann noch die Listenwahl;<br />

Siehe Tab.9. S. 80<br />

Theoretische Vorzüge der Mehrheitswahl:<br />

• Verhütung der Parteienzersplitterung<br />

• Förderung der Parteienkonzentration<br />

• Förderung stabiler Regierungen<br />

• Förderung der politischen Mäßigung<br />

• Förderung des Regierungswechsels<br />

• Direkte Entscheidung über Regierung<br />

21


Tendentielle Auswirkungen<br />

Mehrheitswahl<br />

Verhältniswahl<br />

Zweiparteiensystem ja nein<br />

Parteiliche Mehrheitsbildung ja nein<br />

Stabile Regierungen ja nein<br />

Koalitionsregierungen nein ja<br />

Eindeutige Zurechnungs-<br />

fähigkeit der politischen<br />

Verantwortung ja nein<br />

Gerechte Repräsentation nein ja<br />

Chancen für neue politische<br />

Strömungen nein ja<br />

5.2. Inhalte der Wahlforschung<br />

Wahlforschung untersucht die Zusammenhänge <strong>und</strong> Gründe für Wahlergebnisse;<br />

Verschiedene Bestimmungsfaktoren /Determinanten:<br />

⇒ Sozioökonomische Determinanten: Lebensumstände-> wirtschaftliche Bedingungen<br />

⇒ Sozialpsychologische Determinanten: konfessionelle Faktoren, Familientradition, Identität<br />

⇒ Institutionelle Determinanten: Wahlsystem selbst beeinflusst die Stimmenabgabe; z.B.<br />

Mehrheitswahl lässt kleine Parteien nur bedingt zu;<br />

Bei eindeutigen Determinanten ist die Stimmenabgabe eher voraussehbar als bei Personen die<br />

Mehrfachbindungen (cross- pressure) aufweisen:<br />

Cross-pressure bedeutet die Wahrscheinlichkeit:<br />

⇒ Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wähler überhaupt zur Wahl geht sinkt<br />

⇒ Meinungsänderung steigt<br />

⇒ Wechselwähler steigt<br />

⇒ Entscheidungsaugenblick erst spät<br />

Je mehr cross pressure, desto ungenauer die Wahlprognosen-> Wahlkampf enorm wichtig;<br />

Die Nichtwähler: steigende Mobilität <strong>und</strong> die mangelnde Bindung an Parteien sind Hauptursache<br />

Wählertypen:<br />

Stamm <strong>und</strong> Wechselwähler: Konzentration der Parteien auf die Wechselwähler;<br />

Meinungsführer-träger <strong>und</strong> übernehmer: Parteien konzentrieren sich darauf, einflussreiche<br />

Personen zu erreichen;<br />

5.3. Methoden der Wahlforschung<br />

Diverse Methoden zur Datengewinnung:<br />

⇒ Umfrageforschung : =Verhaltensforschung, kleine Wählerschaft lässt Rückschlüsse über das<br />

Wahlverhalten zu<br />

22


⇒ Erhebung bei „Focus-Gruppen“: angewandt von wahlkämpfenden Parteien<br />

⇒ Wahlökologie: integrative Form der Wahlforschung -> alle Umweltfaktoren werden auf ihren<br />

Erklärungswert für das Wahlverhalten überprüft.<br />

⇒ Wahlkampfmonographie: Darstellung einer kurzen Zeitspanne unmittelbar vor dem<br />

Wahlakt;<br />

⇒ Wahlstatistik: Je mehr Daten über die Bevölkerung vorliegen, desto gezielter können<br />

Parteien um Wähler werben;<br />

⇒ Demoskopie: Instrument des Wahlkampfes: Bewusstes Einsetzen der Demoskopie durch<br />

Parteien; Bewusstes Einsetzen durch Medien;<br />

5.4. Probleme der Umfragforschung<br />

Parteien versuchen die Ergebnisse der Wahlforschung zum Instrument ihres Wahlkampfes zu machen;<br />

Vorzeitige Veröffentlichungen von Meinungsumfragen können verschiedene Effekte auslösen:<br />

⇒ Der Mitläufereffekt (bandwagon): Sogwirkung durch gute Umfrage<br />

⇒ Der Mitleidseffekt: (<strong>und</strong>erdog)<br />

Umfragen:<br />

„sample“ – nicht mehr als 1000 Wähler- grobe Fehlerquellen<br />

Die „exit polls“: Stichprobe der Wähler am Wahltag: sehr genaue Hinweise auf das Ergebnis; rasch<br />

Analysen möglich- Wählerstromanalyse<br />

5.5. Medien (Exkurs)<br />

Medien erfüllen eine Informationsfunktion eine Artikulationsfunktion <strong>und</strong> eine Kontrollfunktion<br />

Man unterscheidet zwischen Privatmedien <strong>und</strong> staalichen Medien: in beiden Fällen ist eine<br />

Einflussnahme möglich <strong>und</strong> wahrscheinlich<br />

Rest im Buch Seite 90 bis 92<br />

23


Kapitel 6<br />

Parteien <strong>und</strong> Parteiensysteme<br />

6.1. Funktion <strong>und</strong> Typologie politischer Parteien<br />

Politische Parteien erfüllen folgende Aufgaben:<br />

⇒ Integration: Parteien machen aus einer unüberschaubaren Zahl von Interessen <strong>und</strong><br />

Wertvorstellungen eine überschaubare Größe<br />

⇒ Rekrutierung: Parteien wählen Personen aus, die in Parlamenten, Regierungen <strong>und</strong><br />

Ausschüssen Entscheidungen treffen;<br />

⇒ Legitimation: Parteien sorgen dafür, dass bloße Machtanwendung allgemein akzeptiert, also<br />

zur legitimen Herrschaft wird<br />

In der Demokratie wollen Parteien eine möglichst breite Masse ansprechen- daher müssen sie sich den<br />

Wählern anpassen; Der Wahlerfolg ist das Ziel einer Partei <strong>und</strong> somit das Existenzkriterium;<br />

Die Geschichte der modernen Parteien geht auf die Tories <strong>und</strong> die Whigs im 17 Jhdt. Zurück-> beides<br />

Wahlvereine (nur bestimmte Wählerschaft)<br />

Massenparteien sind ein Phänomen des 20 Jhdt.-> Finanzierung durch Mitgliedsbeiträge;<br />

Mitgliedspartei: Der Anteil der Mitglieder an der Zahl der Wähler ist relativ groß<br />

Wählerpartei: Der Anteil der Mitglieder an der Zahl der Wähler der Partei ist relativ klein;<br />

Kaderpartei: speziell in Russland unter Lenin, Die Mitgliedschaft war von Vorleistungen <strong>und</strong><br />

Qualifikationen abhängig;<br />

In stabilen Mehrpartiensystemen neigen Großparteien sich zum Volksparteicharakter zu wandeln;<br />

Die Entwicklung von Volksparteien ist unter 2 Vorraussetzungen zu beobachten:<br />

Mehrheitswahl; Homogenität (Fehlen tiefer Gesellschaftlicher Brüche)<br />

6.2. Innerparteiliche Demokratie<br />

Es gibt kein allgemein akzeptiertes Modell innerparteilicher Demokratie; Organisation entweder als<br />

wählerorientierte oder als mitgliederorientierte;<br />

Mitgliederorientiert:<br />

Prozess: Mitglieder senden Vertreter zu Parteitag-> Bestellung der Parteiexekutive;<br />

Parteitag ähnlich, aber weniger professionell wie Parlament;<br />

Schwäche: zentrale Interesse der Gesamten Partei wird nicht berücksichtigt-> primär Wahlerfolg;<br />

Wählerorientiert:<br />

Konkretisierung in Vorwahlen (USA);<br />

Demokratische Qualität ist der Öffentliche innerparteiliche Konflikt;<br />

Demokratisches Defizit: finanzieller Aufwand<br />

<strong>Politik</strong> der Anreize:<br />

1. Kollektive Anreize<br />

Vorteile oder Versprechen von Vorteilen, die die Organisation allen im gleichen Ausmaß<br />

verteilen muss.<br />

individuelle Interessen:<br />

• Identität<br />

• Solidarität<br />

• Ideologie<br />

24


2. Selektive Anreize<br />

Vorteile, die die Organisation nur einigen im ungleichen Ausmaß verteilt.<br />

Organisatorische Loyalitäten<br />

– Macht<br />

– Status<br />

– Materielle Vorteile<br />

6.3. Parteiprogramme <strong>und</strong> Personalisierung<br />

Programme bieten einen überschaubaren Einblick in die Vorhaben <strong>und</strong> Ziele von Parteien;<br />

Gr<strong>und</strong>satzprogramme: Sie sind langfristig orientiert, die Innenfunktion <strong>und</strong> Ideologie steht im<br />

Mittelpunkt<br />

Aktionsprogramme: Sie sind kurzfristig orientiert, die Außenfunktion dominiert<br />

Die Außenfunktion: Stimmengewinnung<br />

Die Innenfunktion: Integration der verschiedenen Gruppierungen <strong>und</strong> Strömungen innerhalb einer<br />

Partei<br />

Programme dienen zur Wählerwerbung <strong>und</strong> nicht zur Verwirklichung ihrer Gr<strong>und</strong>sätze;<br />

Oft werden Parteiprogramme durch die Personalisierung ersetzt (Sie werden selbst zum Programm)<br />

6.4. Parteienfinanzierung<br />

Eigenfinanzierung<br />

⇒ Mitgliedsbeiträge<br />

⇒ Parteisteuern (Funktionäre müssen Teil ihres Gehaltes abgeben)<br />

⇒ Parteibetriebe<br />

Fremdfinanzierung<br />

⇒ Spenden (individuell durch Personen, oder kollektiv durch Verbände)<br />

⇒ Staatliche Finanzierung (direkte [Geld] oder indirekte[Zeitungen, Veranstaltungen])<br />

Die Parteienfinanzierung muss öffentlich kontrollierbar sein-> Beschränkungen der Einahmen <strong>und</strong><br />

Ausgaben;<br />

6.5. Parteisysteme<br />

Zweiparteiensysteme: Kopf an Kopf Wettbewerb zweier großer Parteien-> kleine Parteien chancenlos<br />

Zweieinhalb-Parteiensysteme: Kopf an Kopf Wettbewerb zweier großer Parteien-> dritte Partei spielt<br />

aber eine essentielle Rolle<br />

Vielparteiensysteme mit dominanter Partei: mehr als drei Parteien-> Eine traditionelle führende<br />

Partei;<br />

Vielparteiensysteme ohne dominante Partei: mehr als drei Parteien-> keine Führungsrolle<br />

25


Kapitel 7<br />

Verbände <strong>und</strong> Bürokratie<br />

7.1. Funktion <strong>und</strong> Typologie der Verbände siehe Tab.13. S. 111<br />

Parteien <strong>und</strong> Verbände wichtige Meinungs- Interessensvertretung;<br />

Verbände haben wie Parteien eine Integrations-, Rekrutierungs-, <strong>und</strong> Legitimationsfunktion zu<br />

erfüllen;<br />

Unterscheidungsmerkmal:<br />

◘ Verbände nehmen an keinen Wahlen teil<br />

◘ Klare Trennlinie zwischen Interessen <strong>und</strong> Werten<br />

Wirtschaftlicher Verband: Primärer Zweck- Die Vertretung wirtschaftlicher Interessen gr<strong>und</strong>legende<br />

Verbände= Arbeitnehmer oder Arbeitgeber;<br />

nicht gr<strong>und</strong>legende Verbände= Arbeitgeber vs. Arbeitnehmer<br />

Ideeller Verband:<br />

⇒ Konfessionelle Verbände: Religionsgemeinschaften<br />

⇒ Einzweckverbände: Bürgerinitiativen (nur ein Ziel)<br />

⇒ Sonstige Verbände: humanitäre sportliche<br />

Verbände sind als Druckgruppen für die <strong>Politik</strong> zu betrachten-> Gleichgewichtsfunktion<br />

In einigen politischen Systemen ist zwischen<br />

Freien Verbände: Freiwillige Mitgliedschaft <strong>und</strong> Austritt<br />

Pflichtverbänden: Mitgliedschaft erfolgt automatisch<br />

Siehe Tabelle 13 S.111<br />

7.2. Adressaten der Verbände<br />

Die Adressanten des Druckes sind die polischen Entscheidungszentralen;<br />

Verbände agieren- das politische System reagiert u.U.<br />

In den USA werden Verbände meist als Lobbies bezeichnet. Dieser Ausdruck entstand durch die<br />

Gespräche in den Vorhallen (Lobby) des Parlaments.<br />

Zusammenspiel von Lobbies <strong>und</strong> Parlament:<br />

Externer Lobbyismus: Verbände <strong>und</strong> Parlamentarier bleiben getrennt<br />

Innerer Lobbyismus: Durchlässigkeit von Verbände <strong>und</strong> Parlament<br />

In Mehrparteisystemen kann von drei Modellen der Beziehung von Verbänden <strong>und</strong> Parteien<br />

ausgegangen werden:<br />

⇒ Ein einziger Verband mit Monopolcharakter arbeitet mit einer Partei zusammen<br />

⇒ Ein dominanter Verband arbeitet mit mehreren Parteien zusammen;<br />

⇒ Mehrere Verbände mit allen Parteien;<br />

Verbände versuchen durch Geld <strong>und</strong> die Wählerschaft druck auf Entscheidungsträger auszuüben.<br />

26


7.3. Neokorporatismus <strong>und</strong> Mitbestimmung<br />

Durch Zusammenarbeit ist es den Verbänden auch möglich ihre Interessen durchzusetzen;<br />

Von korporatistischer Interessenvermittlung spricht man dann, wenn zwischen gesellschaftlichen<br />

Großverbänden (insbesondere Gewerkschaften <strong>und</strong> Unternehmerverbänden) <strong>und</strong> Staat ein enges<br />

wechselseitiges Beziehungsgeflecht existiert, in dessen Rahmen Probleme durch eine mehr oder<br />

weniger institutionalisierte Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Akteuren gelöst werden kann.<br />

Der Neokorporatismus (Arbeitgeber -nehmer <strong>und</strong> der Staat) unterscheidet sich vom klassischen<br />

Korporatismus faschistischer System, dass er nicht gegen die, sondern mit den Gewerkschaften<br />

entstanden ist;<br />

Drei Akteure arbeiten im Tripartismus zusammen:<br />

◘ Staat (Regierung)<br />

◘ Arbeit (Gewerkschaften)<br />

◘ Kapital (Arbeitgeberverbände)<br />

Aufgabe: durch Abstimmung der Interessen von Arbeit <strong>und</strong> Kapital wirtschafts- <strong>und</strong><br />

sozialpolitische Entscheidungen zu treffen; -> Spannungsfeld zwischen Arbeit <strong>und</strong> Kapital mindern;<br />

(Aut, D, Den, Nor)<br />

In Österreich herrscht der stärkste Neokorporatismus vor: durch die Paritätische (gleiche Rechte für<br />

Arbeitgeber <strong>und</strong> Nehmer- durch jeweilige Verbände Vertreten)) Kommission für Lohn <strong>und</strong><br />

Preisfragen haben Arbeitgeber <strong>und</strong> Nehmer eine Einrichtung die den Tripartismus fast überwindet.<br />

Siehe Tab. 14 S.117<br />

Paritätische Kommission:<br />

• einstimmige Beschlüsse<br />

• Empfehlungen Mehrheitsbeschlüsse<br />

• Kontrolle durch Präsidentenvorbesprechung<br />

• Abkoppelung von Regierung zusätzliche Aufgaben:<br />

• Sozialversicherungsinstitute<br />

• Beiräte <strong>und</strong> Kommissionen<br />

• Mitwirkung in der Justiz<br />

• Außeruniversitäre Forschung<br />

Der Neokorporatismus ist auch eine Form der politischen Mitbestimmung:<br />

◘ Am Arbeitsplatz (Betriebsräte)<br />

◘ Auf Betriebsebene (Betriebsräte)<br />

◘ Auf Unternehmensebene (Betriebsräte <strong>und</strong> GW)<br />

◘ Überbetriebliche Mitbestimmung (GW)<br />

Heute ist Tripartismus in einigen Ländern schon wieder beim Sinken; Der Staat wird systematisch<br />

ausgeschalten-> Globalisierungseffekt;<br />

Sozialpartnerschaft:<br />

27


Bei der Sozialpartnerschaft handelt es sich um eine spezifisch österreichische Form des<br />

Neokorporatismus.<br />

Wurzeln<br />

• Theorie der katholischen Soziallehre<br />

• Praxis der Sozialdemokratie<br />

• Relative Schwäche des Kapitals (nach 1945)<br />

• Dominanz der Kultur der Konkordanzdemokratie<br />

Anfänge der Sozialpartnerschaft<br />

• 5 Lohn-Preis-Abkommen (1947-51)<br />

• 1957 Paritätische Kommission für Lohn- <strong>und</strong> Preisfragen<br />

• 1957 Preisunterausschuss für freiwillige Preiskontrolle (1992 ersetzt durch Unterausschuss für<br />

Fragen des Wettbewerbes)<br />

• 1962 Lohnunterausschuss<br />

• 1963 Beirat für Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialfragen<br />

• 1992 Unterausschuss für internationale Fragen<br />

7.4. Bürokratie<br />

Die Bürokratie ist im traditionellen Verfassungsdenken ein wertfreier <strong>und</strong> objektiver<br />

Gesetzesvollstrecker-> die Realität zeigt, dass die vollständige Neutralität des Beamtentums nicht<br />

möglich ist;<br />

Bürokratie ist als Mitspieler der Entscheidungsträger zu sehen; Die Verwaltung hat eine eigene<br />

politische Rolle zu erfüllen-> dennoch direkte Unterordnung der Regierung<br />

Politische Aufgabe der Verwaltung:<br />

1. Primäraufgaben<br />

• Dienstleistungen für Bevölkerung<br />

• Zuarbeit für Entscheidungsgremien<br />

2. Sek<strong>und</strong>äraufgaben<br />

• Einfügung<br />

• Neuschaffung<br />

• Abschaffung<br />

3. Tertiäraufgaben<br />

• Vernetzung von Verwaltungsstellen<br />

• Technisch-wissenschaftlicher Stand<br />

Lösungsansätze:<br />

Politisches Beamtentum: es ist nicht möglich, dass die Verwaltung unpolitisch handelt, daher kann<br />

der Präsident die Verwaltungspositionen nach seinem Willen besetzen (USA)<br />

Unpolitische Beamtentum: gewisse parteipolitische Funktionen <strong>und</strong> Beamtenpositionen sind<br />

unvereinbar-> Berufsbeamtentum (GB)<br />

Durch e-government kommt eine neue Herausforderung auf die Verwaltung zu: Die Öffentlichkeit<br />

fordert die Nutzung des Internets um effektiver <strong>und</strong> kostengünstiger zu arbeiten-> dadurch wird der<br />

Dienstleistungscharakter der Verwaltung betont<br />

28


Kapitel 8<br />

Die zentralen Konfliktlinien Internationaler <strong>Politik</strong><br />

8.1. Internationale Beziehungen allgemein<br />

IP sind alle Handlungen zwischen politischen Systeme;<br />

Die Geopolitik (Lage), das Gleichgewicht der Mächte, das Nationale Interesse (Rechtfertigung für<br />

expansive aggressive Außenpolitik), Integration (Versuch der Zusammenführung verschiedner<br />

nationaler Interessen) sind die wichtigsten Faktoren;<br />

Internationale Beziehungen umfassen alle Formen der<br />

Kooperation <strong>und</strong> der Konfrontation<br />

zwischen politischen Systemen<br />

• zwischenstaatliche (intergouvernementale) Beziehungen<br />

• nicht-staatliche (transgouvernementale) Beziehungen<br />

• Bilateralität vs. Multilateralität<br />

• Bilateralität<br />

zB. Staaten<br />

• Multilateralität<br />

zwischen mehreren Akteuren zB. Staaten, Intern. Organisationen<br />

(Warschauer Pakt, Nato, UNO, EU usw)<br />

IB<br />

1. beziehen sich auf Aktivitäten, die die Grenzen eines Staates an einem Punkt überschreiten<br />

2. beziehen sich auf Akteure (Staaten oder soziale Gruppen), die bestimmte Ziele zu<br />

verwirklichen suchen<br />

3. beziehen sich auf einen als Einheit aufzufassenden Prozess von Aktion <strong>und</strong> Reaktion, auf ein<br />

wechselseitiges Bezugsgeflecht grenzüberschreitende Handlungen<br />

Erklärungsansätze zur Analyse von AP<br />

1. Machtpolitischer Ansatz (Morgenthau)<br />

Neuordnung Europas nach dem II. WK<br />

AP auf Erhalt, Ausbau, Absicherung von Machtpositionen, hängt von wirtsch., milit. Macht der<br />

einzelnen Staaten ab<br />

(souveräne Staaten, Bündnisse, Blöcke)<br />

2. Aktions-Reaktions-Ansatz (Deutsch)<br />

AP als Reaktion auf Ereignisse, die Nationalstaat wahrnimmt. Löst bei anderen Staaten<br />

Gegenreaktionen aus (außenpol. Verhaltensweisen)<br />

3. Ziel-Mittel-Ansatz<br />

welche Mittel für welche Ziele eingesetzt werden, außerhalb <strong>und</strong> innerhalb der Staaten<br />

4. Bedingungsstrukturansatz<br />

AP als Ergebnis struktureller Bedingungen, die langfristig Richtung, Inhalt- <strong>und</strong><br />

Handlungsspielraum bestimmen (geograph. Lage, Wirtschaftsstruktur, Bündnissysteme usw)<br />

29


Ziele <strong>und</strong> Typen von AP:<br />

• Ziel: Sicherheit <strong>und</strong> Wohlfahrt<br />

• Typus:<br />

– Außenpolitik, die nationale Interessensmaximierung unabhängig von anderen<br />

Staaten, gegen <strong>und</strong> auf Kosten des oder der anderen Staaten durchsetzt <strong>und</strong> sich dabei<br />

der Androhung <strong>und</strong> Anwendung von militärischer, wirtschaftlicher <strong>und</strong> politischer<br />

Gewalt bedient<br />

– Optimierung der nationalen Interessen gemeinschaftlich mit denen anderer Staaten.<br />

Interessenausgleich <strong>und</strong> Kompromiss anstelle gewaltsamer Dominierung<br />

8.2. Der Ost- West Konflikt<br />

International- beherrschender Konflikt zwischen 1945 bis 1990;<br />

Konfliktebenen:<br />

⇒ Nato vs. Warschauer Pakt<br />

⇒ Politisch- strukturell: liberale Systeme vs. kommunistische Systeme<br />

⇒ Ideologisch: Freie Welt vs. Weltrevolution<br />

⇒ Ökonomisch: EG vs. Comecon<br />

3. Phasen des Kalten Krieges:<br />

1947-53: Berlinblockade- Höhepunkt:48/49; <strong>und</strong> Koreakrieg<br />

53: Tod Stalins<br />

56: Einmarsch in Ungarn; Ultimatum für Berlin;<br />

62: Kubakrise (Rande eines Atomkrieges<br />

68: Salt I<br />

79: Salt II<br />

KSZE: Konferenz für Sicherheit <strong>und</strong> Zusammenarbeit in Europa (1975)<br />

Wichtig für Europa- Entwicklung eines Konfliktlösungsverfahren;<br />

Heute OSZE<br />

Siehe Tab. 15 S.131<br />

8.3. Der Nord- Süd Konflikt <strong>und</strong> die Globalisierung<br />

Hauptsächlich wirtschaftlicher Konflikt;<br />

„terms of trade“- Internationalen Handelsbeziehungen verschlechtern die Lage in der dritten Welt;<br />

WTO- 1995 aus dem GATT (Allgemeines Handels <strong>und</strong> Zollabkommen) entstanden;<br />

Ziel: Weltweiter freier Handel<br />

2 politische Strategien, um die Abhängigkeit des Südens zu überwinden;<br />

⇒ Ankoppelung: intensive Verflechtung zwischen Entwicklungsländer <strong>und</strong> industrialisierten<br />

Staaten durch Entwicklungshilfe<br />

⇒ Abkoppelung: Gegenteil<br />

Globalisierung: umfassende wirtschaftliche, kulturelle <strong>und</strong> politische Entwicklung die dem Staat die<br />

Fähigkeit entzieht, die Gesellschaft zu gestalten; Aufhebung wirtschaftlicher <strong>und</strong> kultureller Grenzen-<br />

> sprich Staatsgrenzen;<br />

Wichtige Einrichtungen der internationalen Finanzinstitutionen: IWF (Internationaler<br />

Wirtschaftsfonds) <strong>und</strong> die Weltbank<br />

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IWF: zuständig für die Vergabe von Stützungsmaßnahmen; überprüft Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftspolitik<br />

der Mitgliedsstaaten/Gewährung- Verweigerung von Krediten für in Finanzkrisen geratene Staaten<br />

mit Auflagen<br />

Weltbank: finanziert Infrastrukturprojekte<br />

8.4. Neutralität <strong>und</strong> Blockfreiheit<br />

Neutralität: Konzept europäischer, liberaler Systeme<br />

Blockfreiheit: Länder der dritten Welt- verschiedene politische Systeme<br />

Unter Neutralität wird eine ständige oder vorübergehende Selbstverpflichtung eines Staates<br />

verstanden, sich an Kriegen anderer Staaten weder direkt noch indirekt zu beteiligen, um dafür vom<br />

Kriegsgeschehen verschont zu bleiben.<br />

Typen von Neutralität:<br />

1. freiwillig<br />

2. internationale Vereinbarung (Österreich)<br />

3. zwangsweise (Neutralisierung von Gebieten)<br />

4. verfassungsmäßig festgeschrieben (Österreich, Mexiko)<br />

5. von außen kontrolliert (Vorschläge Neutralisierung BRD nach 1945)<br />

6. militärisch beschränkt<br />

7. wirtschaftliche Verflechtung (Mexiko)<br />

8. unbewaffnet (Costa Rica)<br />

9. Garantie durch andere Staaten, int. Organisationen<br />

Schweiz <strong>und</strong> Österreich gründen Neutralität auf das Völkerrecht;<br />

Schweden Finnland nur auf eine entsprechende Praxis<br />

Konferenz der Blockfreien (fast 100 Staaten) ist eine Bewegung der Entwicklungsländer; (Gründung<br />

1961 in Belgrad)-> Ziel: „Neue Wirtschaftsordnung“<br />

31


9.1. Frieden, Krieg <strong>und</strong> Gewalt<br />

Kapitel 9<br />

Friedens- <strong>und</strong> Konfliktforschung<br />

Traditioneller völkerrechtlicher Kriegsbegriff: Krieg herrscht, wenn ein es eine entsprechende<br />

Erklärung gab oder feindliche Handlungen ausbrachen;<br />

Nach 1945: Kriege haben Elemente von Bürgerkriege, Stellvertreterkriege <strong>und</strong> Befreiungskriege;<br />

Kriegsursachen<br />

– Ökonomischer Niedergang, knappe Ressourcen<br />

– Kultureller Druck<br />

– Ethnische Probleme<br />

– Territoriales Expansionsstreben<br />

– Regionales Hegemonialstreben<br />

– Erosion der regionalen „Ordnungsmacht“ (Sezessionskriege)<br />

– Ablenkung von inneren Spannungen<br />

– Großmachtinteressen („Stellvertreterkriege“)<br />

Seit 2001: Krieg gegen den Terror neue Form des Krieges;<br />

Formen der Gewalt nach Johan Galtung:<br />

Personelle Gewalt: Mensch gegen Mensch<br />

Strukturelle Gewalt: gesellschaftliche Zustände gegen Menschen; Strukturelle Gewalt ist<br />

gesellschaftliche Ungleichheit, die Lebenschancen <strong>und</strong> Lebensdauer verkürzt.<br />

Negativer Friede: Die Gesellschaft ist frei von personeller Gewalt, nicht aber von struktureller;<br />

Positiver Friede: Die Gesellschaft ist frei von struktureller Gewalt<br />

Friedens-Konfliktforschung beschäftigt sich mit den Zusammenhängen zwischen positiv <strong>und</strong> negativ;<br />

2 Denkschulen:<br />

Die realistische Friedensforschung: konzentriert sich auf den negativen Frieden <strong>und</strong> auf<br />

zwischenstaatliche Beziehungen;<br />

Die kritische Friedensforschung: Beschäftigung mit dem positiven Frieden <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Konflikte analysiert<br />

9.2. Konflikte <strong>und</strong> Konfliktursachen<br />

Hinter Krieg <strong>und</strong> Gewalt stehen Konflikte- verschiedene Wertvorstellungen <strong>und</strong> Interessen;<br />

Antagonistische Konflikte: zwei Parteien stehen sich unversöhnlich gegenüber-> vollständige<br />

Niederlage einer Partei; Bsp. Marxismus<br />

Nicht antagonistisch: alle anderen Konflikte, die durch Kompromisse lösbar sind;<br />

Symmetrische Konflikte: zwei annähernd gleich starke Parteien – kalte Krieg<br />

Asymmetrische Konflikte: Ein Hegemon- Vietnam<br />

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Die derzeitige Internationale <strong>Politik</strong> ist von der USA bestimmt; Ursache für die Hegemonie ist aber<br />

nicht die Ideologie der USA, sondern die Unfähigkeit Europas, Russlands <strong>und</strong> Chinas die Asymmetrie<br />

auszugleichen;<br />

Die Lösung von Konflikten kann verschieden erfolgen<br />

Dissoziative Konfliktlösung: Herstellung des negativen Friedens (Trennung der Konfliktpartner);<br />

Technik: Gleichgewicht der Mächte; Garantie von Einflusssphären<br />

Assoziative Konfliktlösung: Herstellung des positiven Friedens (Aufhebung des Konflikts-<br />

Integration)<br />

Die Lösung internationaler Konflikte geht gr<strong>und</strong>sätzlich auf zwei Ursachen zurück:<br />

Endogene Ursachen: Bereich des politischen Systems (Innenpolitik); politische Instabilität,<br />

wirtschaftliche Misserfolge, Wettbewerbsdruck etc.<br />

Exogene Ursachen: betreffen die Außenbeziehungen des politischen Systems, also internationale<br />

Faktoren;<br />

Tab. 17 erweiterte Begriffe von Gewalt<br />

9.3. Entstehung von Kriegen<br />

Kriegstheorien:<br />

♦ Hegemonialstreben: Ursache von Kriegen ist Machtstreben durch Asymmetrie (I,II<br />

Weltkrieg, Dreißigjähriger Krieg)<br />

♦ Anarchie: das Fehlen zentraler Instanzen- Autoritäten<br />

♦ Nützlichkeit: Krieg als rationale Kosten—Nutzen Analyse;<br />

♦ Innenpolitik: Kriege sind die Konsequenz innenpolitischer Instabilität;<br />

♦ Fehlkalkulation: Kriege können auf Fehleinschätzungen zurückgeführt werden-><br />

(Handlungsbereitschaft potenzieller Gegner)<br />

♦ Krise: Zuspitzung von Krisen führen zu Kriegen-> eher ungewollt <strong>und</strong> unvorhersehbar<br />

Die Theorien schließen einander nicht aus… sie ergänzen sich;<br />

Das Ende des Kalten Krieges ist eine Chance <strong>und</strong> Gefahr-> Chance- für die friedliche Schaffung von<br />

Institutionen (EU); Gefahr- militärische Abschreckung nicht mehr wirksam<br />

9.4. Alternativen zum Krieg<br />

3 Alternativen zum Krieg (eher am negativen Frieden orientiert):<br />

♦ Abschreckung (Überzeugung des Gegners dass ein Angriff fatale Folgen hätte;<br />

Vorraussetzung ist eine militärische Drohkapazität))<br />

♦ Abrüstung ( Konsequenzen der Abschreckung)- Abrüstungsverträge Salt I/II; ABM, NPT)<br />

2 Formen von Abrüstung möglich<br />

♦ Gradualismus: beidseitige stufenweise Abrüstung<br />

♦ Unilateralismus: einseitige Abrüstung (1. Abrüstungsschritt ohne Rücksicht auf Asymmetrie)<br />

♦ Soziale Verteidigung: gewaltfreie Form als Antwort auf Aggression; Ablehnung jeder<br />

personellen Gewalt; Aggressor durch Kosten-Nutzen Analyse abgehalten werden; z.B.<br />

Unabhängigkeitskampf von Gandhi<br />

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Kapitel 10<br />

Internationale Organisationen <strong>und</strong> Außenpolitik<br />

10.1. Internationale Organisationen allgemein<br />

Unterscheidung IO`s nach folgenden Gesichtspunkten:<br />

♦ Staatliche oder Nichtstaatliche Org.<br />

♦ Globale oder regionale Organisation<br />

♦ Supranational oder intergouvernemental: entweder Elemente von B<strong>und</strong>esstaaten oder<br />

Staatenb<strong>und</strong><br />

Supranationale Org. sind eine Übergangsform zwischen traditionellen Staatenb<strong>und</strong> <strong>und</strong> übernationalen<br />

Föderalismus; (bsp. USA)<br />

Für Staatliche Org. sind vor allem nichtstaatliche Zusammenschlüsse von Parteien <strong>und</strong><br />

Gewerkschaften wichtig-> siehe EU<br />

10.2. Die UNO<br />

Hauptaufgabe ist die Sicherstellung des negativen Friedens;<br />

2 Prinzipien<br />

realistisches Prinzip: Großmächte haben mehr Rechte <strong>und</strong> Einfluss auf Entscheidungen<br />

egalitäres Prinzip: Generalversammlung wird unter dem Gleichheitsprinzip durchgeführt;<br />

3. Hauptorgane der UN:<br />

♦ Generalversammlung: Diskussionsorgan<br />

♦ Sicherheitsrat: 5 ständige (F,GB, USA, China, Russland)- Vetorecht; 5 weitere für zwei Jahre<br />

von der Generalversammlung gewählt- insgesamt 10; SR ist Exekutivorgan;<br />

♦ Generalsekretär: für 5 Jahre von der Generalversammlung nach Vorschlag des SR gewählt;<br />

GS- leitet die Verwaltung der UN; oberster Repräsentant- <strong>und</strong> Umsetzung der SR- Beschlüsse;<br />

Die UN hat viele Spezialorganisationen (Unesco, WHO,)- für die Länder der 3. Welt;<br />

10.3. Die EU siehe Eu-Integration<br />

Der Europarat: 1949 gegründet; Mitglieder Staaten mit liberalem politischen System: Integration in<br />

Bereich der Rechts <strong>und</strong> Sozialpolitik;<br />

Wichtigstes Organ die parlamentarische Versammlung, der Ministerrat <strong>und</strong> der Generalsekretär<br />

1950 Verabschiedung der Menschenrechtskonvention<br />

1961 Verabschiedung der Sozialcharta<br />

EUGH ist eine Einrichtung des Europarats<br />

10.4. Außenpolitik 4<br />

spezifische Merkmale:<br />

♦ Exekutive hat Vorrang gegenüber der Legislative<br />

♦ Diplomatie- Verselbstständigung <strong>und</strong> Eigendynamik<br />

♦ Beachtung des Völkerrechts<br />

♦ Keine zentrale Autorität<br />

♦ Konsenspolitik- Opposition <strong>und</strong> Regierung weniger kontrovers<br />

♦ Defizit an Öffentlichkeit- geheim<br />

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Kapitel 11<br />

Politische Ideengeschichte- von der Antike bis zur Neuzeit<br />

11.1 Politische Ideen <strong>und</strong> Ideologien<br />

Politische Ideengeschichte spiegelt die realen Veränderungen gesellschaftlicher Entwicklung.<br />

Die Ideengeschichte konzentriert sich auf die Macht: jede Macht benötigt eine Rechtfertigung, ein<br />

Gedankengebäude-> eine Ideologie<br />

2 Formen der Ideologie:<br />

Der negativ gewertete Ideologiebegriff: Sie dient der Verschleierung von Macht; Ideologie ist der<br />

„überbau“ der gegenüber dem „unterbau“ eine dienende Funktion ausübt. Politische Aufklärung<br />

richtet sich gegen Ideologien-> politische Theorien müssen immer ideologie-kritisch sein<br />

Der wertfreie Ideologiebegriff: Ideologie ist in allen politischen Feldern; Ideologie ist die Summe<br />

von Zielvorstellungen; politische Theorien sind bemüht den Zusammenhang zwischen den<br />

verschiedenen politischen Interessen <strong>und</strong> der jeweiligen Ideologie herzustellen.<br />

Politische Theorie ist von der Ideologie zu trennen. Politische Theorie ist an die Wirklichkeit<br />

geknüpft- Sie muss anhand der Realität prüfbar sein-> Verschiedene Methoden zur Theoriebildung<br />

(analytisch- empirisch; normativ-praktisch; kritisch- dialektisch)<br />

11.2. Antike: Polis, Reaktion <strong>und</strong> Christentum<br />

Ideengeschichte beginnt in der Antike-> Bildung politischer Konzepte;<br />

Die attische Polis beanspruchte als erste die Demokratie für sich (Vollbürger durften bei der<br />

Volksversammlung Entscheidungen treffen)<br />

Überwiegen von plebiszitären Komponente-> Entscheid ohne Volkvertretung<br />

Extreme Einengung der Aktivbürgerschaft: nur eine Minderheit der männlichen Bevölkerung<br />

der Polis waren wahlberechtigt (15%)<br />

Als Reaktion auf diese erste Form von Demokratie beschäftigte man sich mit dem wesen der <strong>Politik</strong>;<br />

Wichtigsten Vertreter waren Platon (427-348) <strong>und</strong> Aristoteles (384-322);<br />

Platon: systematische Kritik an der attischen Demokratie; Sein Idealstaat beruht auf ein<br />

aristokratisches Dreiständesystem: Spitzte die Philosophen, dann das Militär <strong>und</strong> Ordnungshüter, <strong>und</strong><br />

zuletzt der Stand der Erwerbstätigen-> Stände flexibel, je nach Begabung; Platon versucht einen<br />

normativen (Idealzustand) der <strong>Politik</strong> zu erreichen;<br />

Aristoteles: relativiert diese These: er spricht sich für eine Mischform der Verfassung aus: eine Form<br />

alleine (Monarchie, Aristokratie, Bürgerbeteiligung) führt zur Entartung- Tyrannis, Oligarchie <strong>und</strong><br />

Demokratie;<br />

Aristoteles repräsentiert eine empirische <strong>Politik</strong>betrachtung- am sein der <strong>Politik</strong> orientiert.<br />

Die Entwicklung Roms vom Stadtstaat zum Weltreich war ein wichtiger Entwicklungsschritt:<br />

Stadtstaat hatte einen Senat (soziale Elite)- also eine modifizierte Form einer aristokratisch-<br />

republikanische Verfassung;<br />

Im Stadtstaat gab es verschiedene Gruppierungen, die sozioökonomische Schichten vertraten<br />

(Patrizier <strong>und</strong> Plebejer)<br />

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Republikanische Verfassung 100 v. Chr. von absoluten Monarchie abgelöst-> semantische<br />

Verfassung;<br />

Militär zur entscheidenden Quelle politischer Herrschaft<br />

In der Spätantike wurden die politischen Ideen durch den Einfluss des Christentums herausgefordert;<br />

Spannungsfeld von Individualethik <strong>und</strong> Sozialethik; <strong>und</strong> Integralismus (politische Ableitung von<br />

christlicher Botschaft) <strong>und</strong> Dualismus (Trennung von christl. Heilsbotschaft <strong>und</strong> politischen Konzept)<br />

11.3. Mittelalter <strong>und</strong> Renaissance: Naturrecht <strong>und</strong> Empirie:<br />

Feudalismus war das herrschende Prinzip des Mittelalters: geschlossene politische Gesellschaft-><br />

dieses System fand im scholastischen Naturrecht seinen Ausdruck:<br />

Spiegelung der göttlichen durch die politische Ordnung: unveränderbarer Charakter dieser Ordnung;<br />

Thomas von Aquin- alle politische Autorität aus Gott-> politisches System göttlicher Wille;<br />

Die Renaissance war der Bruch mit der Geschlossenheit: Reformation setzte der rel. Geschlossenheit<br />

ein Ende, ständische Bürgertum bedeutete ein Ende der sozialen Geschlossenheit, neue Entdeckungen<br />

<strong>und</strong> Erfindungen eröffneten neue Chancen;<br />

In der politischen Ideengeschichte entstand durch die Öffnung eine Pluralität politischer Aussagen-><br />

Die Kirche galt nicht mehr als politische Autorität<br />

Niccolo Machiavelli formulierte ein neues säkularisiertes Verständnis von <strong>Politik</strong>. Macht muss nicht<br />

gerechtfertigt werden; er geht von einem pessimistischen Menschenbild aus-> <strong>Politik</strong> ist ein<br />

permanentes Konfliktfeld um Macht;<br />

11.4. Beginn der Neuzeit: Utopie <strong>und</strong> Säkularisierung<br />

Die Utopie entstand am der Beginn der Neuzeit, als eine methodische Tradition politischer<br />

Ideengeschichte; Thomas Morus prägte den Begriff durch sein Buch „Utopia “-> Verbindung von<br />

demokratischen <strong>und</strong> sozialen Gr<strong>und</strong>zügen; dieser Idealzustand kann real oder irreal sein; Seitdem ist<br />

Utopie ein literarischer Kunstbegriff;<br />

Utopie war methodisches Hilfsmittel für Thomas Hobbes (1588-1679) <strong>und</strong> Jean-Jaque Rousseau<br />

(1712-1788); Beide formten eine politische Theorie in einer vergangen Zeit, ohne rel. Autorität; Das<br />

Wesen des Menschen war ihre Hauptunterschied;<br />

Hobbes:<br />

In „Leviathan“ formuliert Hobbes eine Rechtfertigung für die absolute Monarchie; Wesen des<br />

Menschen ist Leidenschaftlich <strong>und</strong> egoistisch-> ohne zentrale Macht würde es einen gnadenlosen<br />

Konkurrenzkampf geben;<br />

Die Denkfigur eines Gesellschaftsvertrages (freiwillige Vereinbarung zwischen Individuen <strong>und</strong><br />

Herrscher) regelt die zentrale Ordnungsgewalt -> bemächtigt den Monarchen zur Herrschaft<br />

Der Herrscher ist an das Interesse der Beherrschten durch den fiktiven Vertrag geb<strong>und</strong>en;<br />

Ökonomisches Eigeninteresse des Menschen-> Privateigentum <strong>und</strong> eine auf Marktmechanismus<br />

ruhende Gesellschaftsordnung;<br />

Rousseau:<br />

Er schließt an der antiken Polis an: „Contract sozial“ greift er auf einen Naturzustand zurück; Das<br />

Wesen des Menschen ist sozial, frei <strong>und</strong> optimistisch-> Demokratie (direkte) ist die Legitimation von<br />

Macht; Demokratie in kleinen überschaubaren Einheiten (Stadtstaaten)-> politische Arbeitsteilung<br />

notwendig;<br />

Siehe Tabelle 22. S.188<br />

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