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AGB-News - Deutsch-Japanischer-Wirtschaftskreis

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<strong>Deutsch</strong>-<strong>Japanischer</strong> <strong>Wirtschaftskreis</strong> (DJW)<br />

Arbeitsgruppe Bayern (<strong>AGB</strong>)<br />

<strong>AGB</strong>-<strong>News</strong><br />

Nr. IV/2007<br />

Internationale Wettbewerbsfähigkeit japanischer<br />

Unternehmen<br />

***<br />

Forschungsaktivitäten ausländischer Unternehmen<br />

in Japan<br />

Außerdem:<br />

• JETRO- und <strong>AGB</strong>-Japansymposium in München<br />

• Japan-Veranstaltungen des DJW<br />

• JETRO-Webseite: Aktualisierung und Erweiterung der Informationen<br />

über Investitionen in den japanischen Regionen<br />

• Japanisch-Intensivkurs an der LMU in München<br />

Verantwortlich für den Inhalt:<br />

Sekretariat der <strong>AGB</strong> des DJW bei JETRO München, Promenadeplatz 12, 80333 München<br />

Nachdruck und Vervielfältigung nach Rücksprache<br />

http://www.jetro.de, http://www.jetro.go.jp<br />

http://www.investjapan.org/de


Der erste Artikel der <strong>AGB</strong>-<strong>News</strong> stellt zusammenfassend die Ergebnisse einer in diesem Jahr<br />

von der JETRO durchgeführten Studie zum Thema „Selbsteinschätzung der internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit japanischer Unternehmen“ vor.<br />

Darüber hinaus gibt diese Ausgabe einen Überblick über die Forschungsaktivitäten<br />

ausländischer Unternehmen im japanischen Markt. Dem Artikel liegt ebenfalls eine Studie der<br />

JETRO vom März 2007 zugrunde.<br />

Im Anschluss an die beiden Artikel finden Sie Ankündigungen zu folgenden Veranstaltungen<br />

sowie weitere Hinweise:<br />

JETRO- und <strong>AGB</strong>-Japansymposium am 26.02.2008 in München;<br />

Japan-Veranstaltungen des DJW;<br />

Hinweise zur Erweiterung der Informationen zu japanischen Regionen auf der JETRO-<br />

Webseite;<br />

Vom 3.–15. März 2008 bietet die LMU in München wieder ihren erfolgreichen<br />

Japanisch-Intensivkurs an.<br />

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern ein frohes Weihnachtsfest<br />

und<br />

ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2008!<br />

2


Internationale Wettbewerbsfähigkeit japanischer Unternehmen<br />

Von Manuela Wolf, JETRO München<br />

Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Ergebnisse einer Studie, die von März bis Mai<br />

2007 von der JETRO durchgeführt wurde. Zur Erstellung dieser „Studie zur internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit und Geschäftsentwicklung japanischer Unternehmen“ wurden<br />

Fragebögen an 1.605 japanische Hersteller in verschiedenen Branchen geschickt. Mit 467<br />

verwertbaren Antwortbögen betrug die Rücklaufquote 29,1 %. Tabelle 1 zeigt eine<br />

Zusammensetzung der befragten Firmen nach Branchen. Darunter befanden sich 189<br />

Großunternehmen (40,5 %) und 278 kleine und mittlere Unternehmen (59,5 %).<br />

Tabelle 1: Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, nach Branchen<br />

Total 467<br />

Food and beverages 45<br />

Textile, woven fabric, apparel 19<br />

Lumber, wood products, furniture/building materials, paper/pulp 10<br />

Chemicals 41<br />

Medical and cosmetic products 16<br />

Coal and petroleum products/plastics/rubber products 29<br />

Ceramics and cement 15<br />

Iron and steel/non-ferrous metals/metal products 39<br />

General machinery 56<br />

Electric equipment 42<br />

IT equipment/electronic parts and devices 30<br />

Cars, car parts, other transportation machinery 45<br />

Precision equipment 29<br />

Other manufacturing 51<br />

Quelle: JETRO „Survey of Japanese Firms’ International Competitiveness and Business Development“<br />

Ziel dieser Studie war es, die Einschätzung der japanischen Firmen bezüglich ihrer eigenen<br />

internationalen Wettbewerbsfähigkeit zu evaluieren und zu analysieren. Darüber hinaus<br />

wurde nach Problemen gefragt, auf die japanische Firmen im Globalisierungsprozess treffen,<br />

der durch den Aufstieg von Firmen aus neu-industrialisierten Volkswirtschaften (NIEs)<br />

zunehmend wettbewerbsintensiver wird.<br />

Fähigkeit zur Schaffung von Technologie<br />

Auf die Frage nach der momentanen Innovationsfähigkeit japanischer Unternehmen im<br />

internationalen Vergleich gaben 61,9 % der befragten Unternehmen an, dass sie zwar „bei<br />

technologischen Innovationen eine gewisse Überlegenheit besitzen, sich jedoch nicht durch<br />

die Schaffung international gewinnbringender Geschäftsmodelle auszeichnen“. Da sich<br />

22,3 % der Unternehmen als „hervorragend sowohl in der Schaffung von Technologie als<br />

3


auch von Geschäftsmodellen“ betrachten, kann der Schluss gezogen werden, dass sich<br />

insgesamt 84,2 % der befragten Unternehmen als Firmen einschätzen, die „die Fähigkeit<br />

besitzen, innovative Technologien zu schaffen“. Im Gegensatz dazu antworteten 8,1% der<br />

befragten Unternehmen, dass sie „keine ausreichenden Fähigkeiten zur Schaffung von<br />

Technologien und Geschäftsmodellen“ hätten. Werden dazu die oben genannten 61,9 % der<br />

Unternehmen addiert, die nach eigenen Angaben über keine international gewinnbringenden<br />

Geschäftsmodelle verfügen, so scheinen 70 % der befragten Unternehmen ihre internationalen<br />

Geschäftsmodelle als wenig attraktiv oder überzeugend einzuschätzen.<br />

Auf die Frage nach dem Ursprung ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit führte der<br />

Großteil der befragten Unternehmen (47,8 %) die „Spezialisierung in den stärksten<br />

Bereichen“ an. Diese Antwort wurde gefolgt von Gründen wie der „Fähigkeit, Produkte zu<br />

entwickeln, die den von den Kunden geforderten Spezifikationen entsprechen“, „einer starken<br />

Basis-Technologie“ und „einer aggressiven Auslandsexpansion“. Die folgende Grafik gibt<br />

einen Überblick über die Antwortkategorien auf die Frage nach den Gründen der<br />

internationalen Wettbewerbsfähigkeit japanischer Unternehmen.<br />

Grafik 1: Gründe für die internationale Wettbewerbsfähigkeit japanischer Unternehmen<br />

Ability to develop products meeting customers' required specifications<br />

Ability to develop products using all-purpose parts<br />

Note:N=467, mu ltip le an s wers p o s s ib le.<br />

Source:Same as Table 1<br />

Specialization in s trong es t field s<br />

Strong basic technology<br />

Aggressive overseas expansion<br />

Advanced production technology<br />

Brand power<br />

Swift decision-making<br />

Advanced applied technology<br />

R&D ab ility in n ew field s<br />

Ability to balance development and production<br />

International nature of employees<br />

Advanced management capabilities<br />

Utilization of overseas outsourcing<br />

A bility to b uild internation al alliances<br />

Utilization o f multin atio nal hu man res ources<br />

Overseas marketing skills<br />

Capital strength<br />

Other<br />

Quelle: JETRO „Survey of Japanese Firms’ International Competitiveness and Business Development“<br />

1.9<br />

4.7<br />

4.3<br />

3.6<br />

6.2<br />

5.8<br />

5.4<br />

5.1<br />

7.1<br />

15.4<br />

14.3<br />

18.4<br />

20.1<br />

22.1<br />

27.0<br />

25.9<br />

29.3<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

(%)<br />

37.0<br />

47.8<br />

4


Was als “Grund für internationale Wettbewerbsfähigkeit” angesehen wird, unterscheidet sich<br />

von Branche zu Branche. Unternehmen aus der Textil- und Bekleidungsindustrie führten<br />

beispielsweise am häufigsten die „Nutzung von multinationalem Humankapital“ an (31,6 %),<br />

während Firmen aus der Chemiebranche zu 46,3 % „fortschrittliche, angewandte<br />

Technologie“ als Grundlage ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit nannten.<br />

Unternehmen aus dem Bereich Präzisionswerkzeuge führten ihre internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit mit 44,8 % auf ihre „Markenstärke“ zurück.<br />

Outsourcing ins Ausland<br />

Im Hinblick auf die Einstellung der befragten japanischen Unternehmen zur<br />

Aufrechterhaltung bzw. zur Ausweitung ihrer eigenen internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

gab die Mehrheit von 55,7 % der Firmen an, dass sie „eine vertikale Integration der<br />

Aktivitäten im eigenen Unternehmen planen, von der Entwicklung bis zur Herstellung und<br />

zwar für Produkte mit Kerntechnologie“. Auf Platz 2 rangiert die Haltung, die „firmeneigene<br />

Produktion zu reduzieren und Modulprodukte mit geringem Mehrwert auszugliedern“. Was<br />

das Outsourcing ins Ausland angeht, waren 219 Firmen (46,9 %) der Meinung, dass es<br />

„effektiv ist“. Unter diesen 219 Unternehmen sahen 42 Firmen das Outsourcing ins Ausland<br />

als „ziemlich effektiv“ an, während 177 Unternehmen antworteten, dass es „trotz einiger<br />

Probleme effektiv ist“. Grafik 2 bietet eine Übersicht über die Einstellungen der befragten<br />

japanischen Unternehmen zur Aufrechterhaltung bzw. zur Ausweitung ihrer internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Grafik 2: Einstellungen der befragten japanischen Unternehmen zur Aufrechterhaltung bzw.<br />

zur Ausweitung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

For core technology products, do all stages, development<br />

through manufacturing, in-house<br />

Utilization of outsourced production for module products<br />

with low added value<br />

For core technology products, do in-house development<br />

and outsource production<br />

Maintenance of confidentiality by making core technology<br />

a black box<br />

Reduction of production of module products with low<br />

added value<br />

Note, Source: Same as Figure 1<br />

Promotion of alliances with other companies<br />

No response<br />

Quelle: JETRO „Survey of Japanese Firms’ International Competitiveness and Business Development“<br />

3.6<br />

6.0<br />

20.1<br />

23.8<br />

30.2<br />

28.1<br />

55.7<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

(%)<br />

5


Betrachtet man die Ergebnisse nach Branchen, so halten 43,3 % der Unternehmen in der ITund<br />

Elektronikteile-Industrie und 41,4 % in der Präzisionswerkzeugsbranche Outsourcing ins<br />

Ausland für „nicht sehr effektiv“. Als Gründe werden u. a. die „Angst vor dem Abfluss von<br />

Technologie“ (69,2 %) angegeben, gefolgt von „Problemen hinsichtlich Qualität und<br />

Lieferzeiten“ (61,5 %) sowie einer „Minderung des Mehrwertes“ (30,8 %).<br />

Zusätzlich wurden die 219 Unternehmen, die eine Ausgliederung an ausländische Firmen als<br />

„ziemlich effektiv“ bzw. „trotz einiger Probleme effektiv“ bezeichneten, nach den Zielländern<br />

und –regionen gefragt, in die sie sich eine Ausgliederung vorstellen könnten. Im Bereich der<br />

„Herstellung von Mittelklasse- und Billigsegment-Produkten (mid-/low-end)“ gab die<br />

überwältigende Mehrheit der Firmen (61,6 %) an, dass sie gerne nach China outsourcen<br />

würden, gefolgt von den ASEAN-Staaten mit 34,7 %.<br />

Im Hinblick auf ein Outsourcing der Vertriebsaktivitäten würden 32,9 % der Firmen ihre<br />

Aktivitäten gerne nach China ausgliedern, 24,2 % in die USA und 22,4 % nach Westeuropa.<br />

Dabei scheinen die Unternehmen das Ziel zu verfolgen, durch die Verlagerung der<br />

Vertriebsaktivitäten Märkte in China, Europa und den USA zu erschließen. Darüber hinaus<br />

spiegeln die Ergebnisse der Studie wider, dass die Überlegungen für eine Ausgliederung von<br />

Aktivitäten an die Stärken des jeweiligen Landes bzw. der jeweiligen Region geknüpft sind.<br />

Als Beispiele lassen sich „Softwareentwicklung und – pflege“ in Indien (9,1 %) oder<br />

„Planung ausländischer Marketingstrategien“ in den USA (11,4 %) anführen.<br />

Tabelle 2: Länder/Regionen, die für Outsourcing in Betracht gezogen werden<br />

China India South Korea Taiwan ASEAN US<br />

Western<br />

Europe<br />

Central /<br />

Eastern<br />

Quelle: JETRO „Survey of Japanese Firms’ International Competitiveness and Business Development“<br />

Europe<br />

Others<br />

6<br />

No<br />

Response<br />

R&D/planning & design 11.0 5.5 2.7 3.7 5.5 6.8 8.7 1.8 - 72.1<br />

Production of mid to low-end products 61.6 16.0 11.4 13.2 34.7 4.6 3.2 7.8 2.7 17.8<br />

Production of high added value products 8.7 1.4 5.0 5.0 7.3 7.3 5.5 1.8 1.8 74.9<br />

Software development and maintenance 6.4 9.1 0.5 0.9 1.8 1.8 0.9 - 0.5 84.5<br />

Sales 32.9 11.9 14.6 15.1 19.2 24.2 22.4 12.8 3.7 53.4<br />

Back office (personnel, accounting, etc.) 2.7 0.5 - 0.9 1.8 1.8 3.7 - - 93.6<br />

Call center 3.7 1.4 - 1.4 0.9 2.3 3.2 - - 91.8<br />

Planning of overseas marketing strategies 8.2 0.9 - 1.4 3.2 11.4 9.6 1.4 - 79.9<br />

Note: N=219,multiple answers possible.<br />

bl<br />

(%)


Auslandsmarketing<br />

Die Mehrheit der befragten japanischen Unternehmen dieser Studie (63,6 %) sehen<br />

„ausländische PR-Aktivitäten, die den Wert der fortschrittlichen Leistung sowie den hohen<br />

Mehrwert der Produkte unseres Unternehmens bewerben“ als den bedeutenden Faktor für<br />

künftiges Marketing im Ausland an. Gefolgt wird diese Ansicht von Vorhaben wie „der<br />

aktiven Rekrutierung lokaler Humanressourcen zur Erschließung eines neuen Markts“ sowie<br />

der „Förderung der Produktentwicklung für Nischenmärkte, da es viele Wettbewerber im<br />

Massenmarkt gibt“ (vgl. hierzu Grafik 3).<br />

Grafik 3: Künftige Ausrichtung des Auslandsmarketings<br />

Overseas PR activities to advertise value of company<br />

products<br />

Active hiring of local human resources to conduct market<br />

development<br />

Product development for niche markets<br />

Product development in keeping with the special market<br />

qualities of each country and region<br />

Joint marketing through international alliances<br />

Note, Source: Same as Figure 1<br />

Other<br />

No response<br />

2.8<br />

2.6<br />

Quelle: JETRO „Survey of Japanese Firms’ International Competitiveness and Business Development“<br />

Obwohl alle Branchen häufig PR-Aktivitäten im Ausland betreiben und lokales Personal<br />

einstellen, zeigte sich bei Unternehmen der Medizin- und Kosmetikbranche ein höherer Anteil<br />

als bei anderen Branchen im Hinblick auf die „Förderung von Produktentwicklungen für den<br />

Massenmarkt unter Berücksichtigung der speziellen Anforderungen der Märkte eines jeden<br />

Landes bzw. einer jeden Region“ (43,8 %). Im Gegensatz dazu ergab sich bei Herstellern von<br />

elektronischen Komponenten eine hohe Zustimmung für die „Förderung von<br />

Produktentwicklungen für Nischenmärkte aufgrund der großen Konkurrenz im<br />

Massenmarkt“ (54,8 %).<br />

19.1<br />

25.5<br />

31.7<br />

44.1<br />

63.6<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

(%)<br />

7


Die Studie zeigt die Selbsteinschätzung japanischer Unternehmen verschiedener Branchen zu<br />

ihrer Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Umfeld. Dabei wird unter anderem deutlich,<br />

wie wichtig es für japanische Unternehmen ist, über die eigenen Landesgrenzen hinaus auf<br />

den internationalen Markt zu blicken, sich auf interessanten Auslandsmärkten entsprechend<br />

zu präsentieren und zu positionieren und auch die Stärken anderer Länder durch<br />

Ausgliederung bestimmter Geschäftsaktivitäten gewinnbringend für sich zu nutzen.<br />

Quellen:<br />

JETRO Sensor [ジェトロセンサー], Kazufumi TANAKA: “Nihon kigyo wa jisha no<br />

kokusai kyosoryoku o do hyoka shite iru ka” 日本企業は自社の国際競争力をどう評価し<br />

て い る か [Wie beurteilen japanische Unternehmen ihre internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit?”], November 2007, S. 60-61.<br />

JETRO Research Paper Vol. 02: “How Do Japanese Firms Evaluate Their Own Firm’s<br />

International Competitiveness”, Kazufumi TANAKA, Economic Information Division,<br />

Overseas Research Department (JETRO), November 1, 2007.<br />

8


Forschungsaktivitäten ausländischer Unternehmen in Japan<br />

Von Andrea Uttich, JETRO München<br />

Forschung ist ein wichtiges Thema im Hochtechnologie-Land Japan: Im Jahr 2006 flossen<br />

17,8 Billionen Yen oder 3,5% des japanischen Bruttosozialprodukts in Forschung und<br />

Entwicklung. Über 80% dieser Ausgaben wurden von der Industrie getätigt. Japan liegt damit<br />

bei den Ausgaben für F&E im internationalen Spitzenfeld.<br />

Multinationale Unternehmen weiten zunehmend ihre F&E Aktivitäten weltweit aus, um<br />

internationale Ressourcen zu nutzen. Bis jetzt wird Japan jedoch als Standort für<br />

internationale F&E Aktivitäten selten bis gar nicht genutzt, obwohl es international einen<br />

guten Ruf für Spitzenforschung in der Biotechnologie und bei der Bildung von Clustern<br />

genießt.<br />

Die JETRO hat im März 2007 eine Studie vorgelegt, in der die gegenwärtige Situation von<br />

F&E Aktivitäten ausländischer Unternehmen in Japan und deren Beweggründe für die Wahl<br />

Japans als Forschungsstandort beschrieben werden. Ausgehend davon untersucht der Bericht,<br />

welche Auswirkungen diese F&E Aktivitäten auf die japanische Wirtschaft und Industrie<br />

haben und welche künftigen Anstrengungen unternommen werden könnten, um weitere<br />

ausländische F&E Aktivitäten für Japan zu gewinnen und das Land zu einem internationalen<br />

Innovationszentrum zu machen.<br />

Um einen Eindruck von der gegenwärtigen Forschungssituation ausländischer Unternehmen<br />

in Japan zu erlangen, stützte sich der Bericht auf drei Vorgehensweisen: Zunächst wurde mit<br />

Hilfe der „Gaishi-kei Kigyou So-ran“ (Comprehensive List of Foreign Companies, Toyo<br />

Keizai Verlag 2006) eine Liste der ausländischen Unternehmen in Japan erstellt. Von diesen<br />

rund 3.200 Unternehmen unterhalten laut Angaben des Verzeichnisses 287 F&E Aktivitäten,<br />

also etwa 10 %.<br />

Die folgende Tabelle gibt näheren Aufschluss über die Art und Dauer der ausgeübten F&E<br />

Aktivitäten:<br />

9


Tabelle 1: Profil typischer F&E Aktivitäten ausländischer Unternehmen in Japan<br />

Basierend auf einer Umfrage unter den 287 identifizierten Unternehmen, von denen 64<br />

antworteten (Rücklaufquote von 22,3%), ergab sich die folgende Aufteilung der Art der in<br />

Japan durchgeführten F&E Aktivitäten:<br />

Tabelle 2: Zweck der F&E Aktivitäten in Japan<br />

10


Auffallend ist, dass etwa 90% der befragten Unternehmen „Produktentwicklung“ als den<br />

Hauptgrund für ihre Forschungsaktivitäten angaben. Bei näherer Betrachtung der einzelnen<br />

Antworten äußerten 75% der befragten Unternehmen, dass „die Entwicklung von Produkten<br />

für den japanischen Markt“ im Vordergrund standen. Andere starke Antwortkategorien waren<br />

„F&E Aktivitäten zur Nutzung hoch qualifizierter japanischer Produktionstechniken“ mit<br />

41,3% der Antworten sowie „Stärkung und Weiterentwicklung existierender<br />

Geschäftspartner- oder Kundenbindungen in Japan“ (37,5%).<br />

Bei der Grundlagenforschung kooperieren 60% der antwortenden Unternehmen mit<br />

Universitäten und 30% mit öffentlichen Forschungseinrichtungen. Auch arbeiten etwa 50%<br />

der Unternehmen bei der Produktentwicklung mit Universitäten und knapp 30% mit<br />

öffentlichen Forschungseinrichtungen zusammen.<br />

Konkrete Beispiele unterschiedlicher Formen von Forschungskooperationen<br />

Nicht nur bei Forschungsaktivitäten in Japan, sondern generell hat sich bei vielen<br />

Unternehmen das Konzept der Forschungskooperationen im Unterschied zur früher<br />

vorherrschenden Einzelforschung durchgesetzt. So gibt es vielfältige Möglichkeiten der<br />

Kooperationen, angefangen mit der Zusammenarbeit Universität-Universität, über<br />

Universität-Wirtschaft, Wirtschaft-Regierung, Unternehmen-Unternehmen bis hin zu<br />

Regierung-Regierung (wie bei internationalen Raumfahrtprojekten) und natürlich dem<br />

erwähnten alleinigen Forschungsprozess einer Institution oder eines Unternehmens.<br />

<strong>Deutsch</strong>e Forschungsaktivitäten in Japan<br />

Zwischen ausländischen und japanischen Unternehmen oder Forschungseinrichtungen gibt es<br />

eine Vielzahl von Kooperationen.<br />

Bei den deutschen Unternehmen betreibt die Düsseldorfer Henkel KGaA eine sehr aktive<br />

F&E Politik in Japan. Sie unterhält vor Ort zwei Forschungseinrichtungen: eine Kooperation<br />

mit der Kinki Universität, die Henkel Kindai Laboratories (HKL), sowie ein<br />

kundenorientiertes Forschungszentrum in Yokohama, das Henkel Technology Center. Hier<br />

werden Entwicklungen nicht nur für Henkels japanische Kunden getätigt, sondern die<br />

Einrichtung gilt auch als wichtige Schnittstelle für den Kontakt zu den weltweiten Kunden.<br />

Das im Jahr 2001 auf dem Campus der Kinki Universität in Fukuoka gegründete HKL<br />

widmet sich der Erforschung neuer Technologien und deren Entwicklung zu marktfähigen<br />

neuen Produkten.<br />

11


Aber auch deutsche Auftragsforschung wird in Japan betrieben. In Tokyo unterhält die<br />

Fraunhofer-Gesellschaft ein Repräsentanzbüro, von dem aus verschiedene Projekte betreut<br />

und Aufträge akquiriert werden. Es gibt eine große Bandbreite von Projekten mit japanischen<br />

Unternehmen, beispielsweise im Bereich der Entwicklung von optischen Materialien,<br />

Packaging, in der Stahlindustrie, Chemieindustrie und Displaytechnologie.<br />

Neue Kontakte werden beispielsweise durch die Beteiligung an wichtigen Messen oder durch<br />

selbst durchgeführte Seminare gewonnen. Für das wichtige Follow-up ist die Repräsentanz in<br />

Tokyo von entscheidender Bedeutung.<br />

Wahl der Forschungsstandorte<br />

Bei der Wahl der Forschungsstandorte gaben die in der JETRO-Untersuchung befragten<br />

Unternehmen als Hauptgrund die „bereits vorhandene Niederlassung“(47,5%) an. Wichtig bei<br />

der Ortswahl erscheinen ebenfalls die „leichte Erreichbarkeit von der Niederlassung<br />

aus“ (27,5%) und ein günstiges F&E-Umfeld mit ggf. niedrigen Unterhaltskosten.<br />

Schwierigkeiten sahen die meisten Unternehmen bei der Rekrutierung von geeignetem, hoch<br />

qualifiziertem Forschungspersonal (45,3%), dicht gefolgt von „schwieriger Kommunikation<br />

mit dem Herkunftsland und weltweiten Partnern“ (43,8%).<br />

Was kann Japan zu einem attraktiveren Forschungsstandort machen?<br />

In ihrer Untersuchung identifiziert die JETRO verschiedene Bereiche, durch deren<br />

Verbesserung bzw. durch deren Ausbau vermehrt F&E Aktivitäten ausländischer<br />

Unternehmen in Japan angesiedelt werden können.<br />

Ein erster Bereich ist der Ausbau der Zusammenarbeit von Unternehmen und Wissenschaft<br />

sowie die Etablierung eines Systems für die Zusammenarbeit und den Austausch mit<br />

ausländischen Unternehmen.<br />

Ein wichtiger Punkt ist ebenfalls die Bereitstellung von Informationen für ausländische<br />

Unternehmen bei der Wahl des Standortes für F&E Aktivitäten. Die Befragung der<br />

Unternehmen hat gezeigt, dass der Standort der japanischen Niederlassung bzw. die<br />

Erreichbarkeit von der Niederlassung aus als entscheidender Faktor für die Standortwahl der<br />

F&E Einrichtung gesehen wird. Nichtsdestotrotz muss sich das geeignete Grundlagenwissen<br />

nicht zwingend in den Ballungszentren oder den großen Präfekturen konzentrieren. Das<br />

Wissen über interessante Universitätsstandorte oder Informationen über Industriecluster mit<br />

einer Akkumulation von Spezialwissen kann für forschende ausländische Unternehmen zu<br />

einem entscheidenden Faktor werden.<br />

12


Hier identifiziert die Untersuchung einen großen Nachholbedarf nicht nur seitens der<br />

Zentralregierung, sondern auch seitens der lokalen Verwaltungen, die eigenen Stärken zu<br />

analysieren und sie in geeigneter Form an ausländische Unternehmen zu kommunizieren, um<br />

Japan als attraktiven F&E Standort bekannter zu machen.<br />

Quellen:<br />

Locking in on Secure Market through Research Endeavors, Invest Japan Online Magazine,<br />

Spring 2007<br />

http://www.jetro.go.jp/en/invest/newsroom/newsletter/pdf/sp_03_3.pdf<br />

Survey on R&D of Foreign-affiliated Companies in Japan, JETRO March 2007<br />

Eine Zusammenfassung des Berichtes findet sich unter<br />

http://www.jetro.go.jp/en/stats/survey/pdf/2007_03_fdi.pdf<br />

<strong>Deutsch</strong>e Auftragsforschung für japanische Unternehmen, Japan Markt September 2007,<br />

S. 28-29<br />

13


Veranstaltungen und weitere Hinweise<br />

JETRO- und <strong>AGB</strong>-Jahresveranstaltung am 26. Februar 2008 in München<br />

Auch im Jahr 2008 veranstalten JETRO und der <strong>Deutsch</strong>-Japanische <strong>Wirtschaftskreis</strong> DJW<br />

(Arbeitsgruppe Bayern) gemeinsam ein Japansymposium in München.<br />

Erfolgreich in Europa: Warum nicht in Japan?<br />

Ort: IHK für München und Oberbayern, München<br />

Termin: Dienstag, 26. Februar 2008, 14:00 – 17:30 Uhr<br />

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.<br />

Bitte merken Sie sich diesen Termin vor. Die Einladung sowie das Programm werden wir<br />

Ihnen in den nächsten Wochen zukommen lassen.<br />

Erweiterung der JETRO-Webseite: Informationen zu japanischen Regionen<br />

Auf der JETRO-Webseite http://www.jetro.go.jp finden Unternehmen, die sich für eine<br />

Investition in Japan interessieren, aktualisierte und erweiterte Informationen über die<br />

verschiedenen japanischen Regionen.<br />

Das erneuerte Material erleichtert es ausländischen Geschäftsleuten, mit lokalen<br />

Ansprechpartnern für Investitionen Kontakt aufzunehmen sowie potentielle Geschäftspartner<br />

zu finden. Außerdem werden auf der Webseite die neuesten Informationen über das<br />

Geschäftsklima und das Investitionsumfeld sowie über die Möglichkeiten der Förderung<br />

ausländischer Unternehmen in den einzelnen Regionen zur Verfügung gestellt.<br />

Im Einzelnen finden Sie auf der Webseite Folgendes:<br />

“Your Regional Guide“: http://www.jetro.go.jp/en/invest/region/guide/<br />

- Hinweise zu in den jeweiligen Regionen vorherrschenden Branchen sowie allgemeine<br />

Geschäftsinformationen; Möglichkeit, Anfragen direkt an die Ansprechpartner für<br />

Investitionsförderung bei den Regionalregierungen zu stellen.<br />

“Promising Local Companies”: http://www.jetro.go.jp/en/invest/region/company/<br />

- Links zu Datenbanken japanischer Unternehmen in den jeweiligen Regionen, die sich für<br />

internationale Geschäftstätigkeiten interessieren.<br />

“FAQs for Each Region”: http://www.jetro.go.jp/en/invest/region/faq/<br />

- Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Investitionen in den jeweiligen Regionen.<br />

14


Japan Jobforen – Tübingen und Düsseldorf<br />

Tübingen, Universität<br />

29.01.2008, 12.30-16.00 Uhr<br />

und<br />

Düsseldorf, VHS<br />

12.03.2008, 16.00-20.00 Uhr<br />

Kontakt: DJW, Tel.: 0211-99 45 91 91; info@djw.de<br />

Weitere Informationen: http://www.djw.de/veranstaltung/veranstaltung.html<br />

Informationsveranstaltung für Stellensuchende, die Tätigkeiten mit Japanbezug suchen, und<br />

Stellenanbieter. Allgemeine Informationen für Stellensuchende: Wie bewirbt man sich,<br />

welche Institutionen/Unternehmen sind sinnvoll, wer kann helfen. Für Unternehmen: Wie<br />

finde ich geeignete Kandidaten. Verhalten deutscher und japanischer Mitarbeiter im<br />

Vergleich. Erwartungen japanischer Unternehmen an deutsche Mitarbeiter; Erfahrungen als<br />

Japaner bzw. <strong>Deutsch</strong>er mit deutschen bzw. japanischen Mitarbeitern/Kollegen. Außerdem<br />

werden einzelne Firmen sich und ihre aktuellen Stellenangebote vorstellen. Sämtliche<br />

Angebote der DJW-Jobbörse sowie anonymisierte Kandidatenprofile können eingesehen<br />

werden.<br />

Markteintritt – Erste Schritte Richtung Japan<br />

Köln, TÜV Rheinland Group<br />

14.02.2008, 15.00-19.00 Uhr<br />

Kontakt: DJW, Tel.: 0211-99 45 91 91; info@djw.de<br />

Weitere Informationen: http://www.djw.de/veranstaltung/veranstaltung.html<br />

Inhalt: Informationen über Vorschriften, Normen, Besonderheiten beim Eintritt in den<br />

japanischen Markt, Hinweise auf Unterstützung bei Unternehmensgründung,<br />

Visumsbeschaffung oder Standortwahl. Veranstaltung in Kooperation mit der TÜV Rheinland<br />

Product Safety GmbH und DJW, die sich insbesondere an kleine und mittelständische<br />

Unternehmen im Konsumgüter-, Elektro-, Maschinenbau- und medizinischem Bereich<br />

wendet, die Interesse an einem Engagement in Japan haben.<br />

DJW-Unternehmerreise nach Japan<br />

16.-25.05.2008<br />

Kontakt: DJW, Tel.: 0211-99 45 91 91; info@djw.de<br />

Weitere Informationen: http://www.djw.de/veranstaltung/veranstaltung.html<br />

Inhalt: Nicht branchenspezifische Reise, organisiert von DJW, Nichidoku Reisen und Dr.<br />

Blassen Japanberatung. Auf der Reise erhalten die Teilnehmer tiefe Einblicke in die<br />

japanische Wirtschaft, um darauf aufbauend oder ergänzend den Eintritt in den japanischen<br />

Markt zu prüfen bzw. durchzuführen, Geschäftsbeziehungen aufzubauen, Produkte zu<br />

vertreiben usw. Geplant sind Besuche bei verschiedenen japanischen Unternehmen, der<br />

JETRO, einer typischen japanischen Messe u.v.m. Einzelwünsche können nach Absprache<br />

berücksichtigt werden.<br />

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Japanisch-Intensivkurs an der LMU in München<br />

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