22.05.2012 Aufrufe

= q Z K m r r ? ? ? ? ? ? +=+ 1)1(

= q Z K m r r ? ? ? ? ? ? +=+ 1)1(

= q Z K m r r ? ? ? ? ? ? +=+ 1)1(

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

(A) Zum Gegenstand der Finanzierungslehre | S. 1-24<br />

• Fisher-Modell: Es existiert ein Kapitalmarkt, der es möglich macht, Geld verzinslich<br />

anzulegen und Kredite aufzunehmen. Man geht von einem vollkommenen Kapitalmarkt<br />

aus, d.h. es gibt nur einen Zinssatz r, zu dem Geld angelegt und aufgenommen<br />

werden kann. Unter der Existenz eines Kapitalmarkts wurde die Bewertung eines Einkommensstroms<br />

abgekoppelt von den individuellen Präferenzen. Damit wurde die<br />

Entscheidung nach dem optimalen Investitionsplan von der Entscheidung über den<br />

optimalen Konsumplan abgekoppelt ( Separationstheorem).<br />

(B) Der Zahlungsstrom | S. 25-172<br />

• Unsicherheit: Zahlungen, die in der Zukunft anfallen, sind regelmäßig mit Risiken<br />

behaftet. Wir können (1) die Unsicherheit schlicht negieren, (2) mit vorsichtig geschätzten<br />

Zahlungen operieren, (3) die Szenario-Technik anwenden oder (4) mit zustandsabhängigen<br />

Ansprüchen (contingent claims) rechnen.<br />

• Finanzierungen: Zahlungsströme, die mit einer Einzahlung beginnen.<br />

• Investitionen: Zahlungsströme, die mit einer Auszahlung beginnen.<br />

• Zahlungen und andere betriebliche Rechnungsgrößen<br />

Finanz-/Investitionsrechnung<br />

(Liquide Mittel)<br />

Finanz-/Investitionsplanung<br />

(Finanzvermögen)<br />

Buchhaltung, Bilanzierung<br />

(Gesamtvermögen)<br />

Kostenrechnung, Kalkulation<br />

(Betriebliches Vermögen)<br />

Bewertung von Zahlungsströmen unter Sicherheit<br />

K<br />

• Kapitalwert: 0 ∑ =<br />

• Barwert einer endlichen Rente:<br />

• Barwert einer unendlichen Rente:<br />

=<br />

n<br />

t<br />

0<br />

Z<br />

q<br />

t<br />

t<br />

- Auszahlungen: Abfluss liquider Mittel<br />

- Einzahlungen: Zufluss liquider Mittel<br />

- Ausgaben: Auszahlungen +/- Abnahme/ Zunahme<br />

von Verbindlichkeiten<br />

- Einnahmen: Einzahlungen +/- Zunahme/ Abnahme<br />

von Forderungen<br />

- Aufwendungen: Periodisierte Ausgaben nach<br />

Maßgabe gesetzlicher Vorschriften<br />

- Erträge: Periodisierte Einnahmen nach Maßgabe<br />

gesetzlicher Vorschriften<br />

- Kosten: Bewerteter, leistungsbezogener Güterverkehr<br />

- Leistungen: Ergebnis der betrieblichen Leistungserstellung<br />

n<br />

q −1<br />

q<br />

Z<br />

K 0 =<br />

r<br />

⋅ ( q −1)<br />

K 0 = Z ⋅ n<br />

• Kapitalwertfunktion: Je höher der Zinssatz ist, mit dem die Abzinsung erfolgt, umso<br />

niedriger ist ceteris paribus der Kapitalwert eines Investitionsprojekts bzw. umso<br />

höher ist der Kapitalwert einer Finanzierung. Einfache Zahlungsströme sind im Bereich<br />

positiver Zinsen monoton fallend (Investitionen) oder monoton steigend (Finanzierungen).<br />

• Zinsen und Zeit: Wer einen Kredit aufnimmt, zahlt mit den Zinsen für verschiedene<br />

Dinge: (1) price of time, (2) price of risk und (3) price of service.<br />

• Äquivalenter vorschüssiger Zins:<br />

• Konformer Zins:<br />

(<br />

1<br />

m<br />

⎛ rm<br />

⎞<br />

r) = ⎜ + ⎟<br />

⎝ m ⎠<br />

+ 1<br />

r v<br />

r<br />

=<br />

1+<br />

r<br />

www.gaechter.cc Martin Gächter | 1


SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

• Zinsstruktur: Zinsen variieren mit den Fristigkeiten, was seinen Ausdruck in der<br />

Zinskurve bzw. Zinsstruktur findet. Man spricht von einer (1) steigenden oder normalen<br />

Zinsstruktur, wenn die Zinsen umso höher sind, je langfristiger die Mittel gebunden<br />

sind, von einer (2) flachen Zinsstruktur, wenn die Zinsen für alle Fristigkeiten<br />

gleich sind, und von einer (3) fallenden oder inversen Zinsstruktur, wenn die Zinsen<br />

für kurze Fristen höher sind als für lange Fristen.<br />

• Spot rates und forward rates: Wenn wir es mit einem vollkommenen Kapitalmarkt<br />

zu tun haben, in dem Soll- und Habenzinsen gleich sind, ergeben sich die forwardrates<br />

aufgrund der Arbitragefreiheitsbedingungen zwingend aus den spot-rates:<br />

N<br />

X<br />

N − X<br />

( 1+<br />

r0<br />

N ) = ( 1+<br />

r0<br />

X ) ⋅ ( 1+<br />

rXN<br />

)<br />

• Endwertmethode: Um das Problem der Wiederanlage- und Ergänzungsinvestitionen<br />

zu umgehen (einheitlicher Soll- und Habenzins), wurden verschiedene Verfahren entwickelt.<br />

Bei der Zukunftswertmethode werden alle Zahlungen (evtl. mit unterschiedlichen<br />

Zinssätzen) auf das Ende der Planungsperiode aufgezinst. Mit dem Wegfallen<br />

des vollkommenen Kapitalmarkts gilt auch die Fisher-Separation nicht mehr.<br />

• Kapitalwert und Steuern: Berücksichtigt man beim Kapitalwertkriterium einer Investition<br />

die Steuern, so treten zwei Effekte auf: (1) Zum einen wird der Zahlungsstrom,<br />

der abgezinst werden muss, kleiner (Volumeneffekt), die Kapitalwertfunktion<br />

nach Steuern verläuft daher tiefer als die vor Steuern. (2) Zum anderen bewegt man<br />

sich auf dieser niedrigeren Kurve aufgrund des Zinseffekts nach oben: Je geringer der<br />

Kalkulationszins, umso größer ist der Kapitalwert eines Investitionsprojekts.<br />

• Optimale Nutzungsdauer und Ersatzzeitpunkt:<br />

- Optimale Nutzungsdauer:<br />

- Optimaler Ersatzzeitpunkt:<br />

x CFt<br />

RESTWERT<br />

K 0 = ∑ +<br />

t=0<br />

t<br />

x<br />

q q<br />

K<br />

x<br />

0 / Zwei Pr ojekte = ∑ t=<br />

0<br />

www.gaechter.cc Martin Gächter | 2<br />

CF<br />

q<br />

t<br />

t<br />

x<br />

RESTWERT<br />

+<br />

x<br />

q<br />

x<br />

K<br />

+<br />

0 / Fo lg eprojekt<br />

- Die Tatsache, dass der optimale Ersatzzeitpunkt früher liegt, erklärt sich daraus,<br />

dass der im Ersatzzeitpunkt zufließende Kapitalwert des Folgeprojekts in t0 natürlich<br />

umso höher bewertet wird, je früher die Ersetzung erfolgt. Je mehr Investitionen<br />

in Folge geplant sind, umso früher werden tendenziell die Ersatzzeitpunkte<br />

sein. Spätere Anlagen werden ceteris paribus länger genutzt.<br />

• Annuität: Verteilung des Zahlungsstroms in gleichen Periodenzahlungen auf die gesamte<br />

Laufzeit. Die Verteilung des Kapitalwerts (NPV) wird als Gewinnannuität, die<br />

Verteilung des Ertragswerts (PV) als Bruttoannuität bezeichnet.<br />

n<br />

q ⋅ r<br />

Ann = K 0 ⋅ n<br />

q −1<br />

• Der interne Zinsfuß (Die Rendite): Die Kapitalwertrechnung wird umgedreht. Grafisch<br />

ist der interne Zins der Schnittpunkt der Kapitalwertfunktion mit der Abszisse.<br />

n<br />

∑ t=<br />

0<br />

Z<br />

t<br />

( 1+<br />

IRR)<br />

t<br />

= 0<br />

Auflösen nach IRR<br />

Eine Normalinvestition ist dann als vorteilhaft anzusehen, wenn der interne Zinssatz<br />

höher ist als der Kalkulationszinssatz. Eine Finanzierung hingegen ist dann als vorteilhaft<br />

anzusehen, wenn ihr interner Zins geringer ist als der Kalkulationszinsfuß.<br />

Das zentrale Problem der Methode des internen Zinssatzes ist die implizite Annahme,<br />

Ergänzungs- und Wiederanlageinvestitionen seien zum internen Zinssatz selbst möglich.<br />

Daher kann es bei Zahlungsströmen, die mehr als ein Vorzeichenwechsel aufweisen,<br />

mehrere Lösungen geben.<br />

• Der qualifizierte interne Zinsfuß: Hier wird zunächst ein Endwert berechnet und<br />

dann die Verzinsung ermittelt, die genau diesen Endwert ergibt. Da diese Methode<br />

den Umweg über den Endwert der Investition nimmt, gelten alle Einwände, die gegen<br />

die Endwertmethode vorgebracht werden (unbestimmte Dauer der Investitionsprojekte,<br />

Unsicherheit über die zukünftigen Zinssätze).<br />

q<br />

x


SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

Standardisierte Zahlungsströme (Wertpapiere)<br />

1. Aktien<br />

Eine Aktie verkörpert einen Anteil an einer Aktiengesellschaft, womit folgende Rechte<br />

verbunden sind:<br />

• Anspruch auf anteiligen Gewinn (Dividende)<br />

• Recht auf Teilnahme an der Hauptversammlung der AG<br />

• Stimmrecht in der Hauptversammlung<br />

• Antrags-, Auskunfts- und Anfechtungsrechte<br />

• Recht auf anteiligen Erlös bei einer allfälligen Liquidation der AG<br />

• Anspruch auf Bezugsrecht bei der Ausgabe neuer Aktien<br />

Man unterscheidet zwischen:<br />

• Inhaberaktien und Namensaktien: Bei Inhaberaktien ist dem Unternehmen die<br />

Identität ihrer Aktionäre nicht bekannt. Bei den Namensaktien muss eine Eintragung<br />

in das Aktienbuch erfolgen (traditionell in den USA). Bei vinkulierten Namensaktien<br />

ist die Veräußerung der Aktie an die Zustimmung der Gesellschaft gebunden.<br />

• Stammaktien und Vorzugsaktien: Vorzugsaktien verfügen über kein Stimmrecht,<br />

werden dafür aber idR bei der Gewinnverteilung gegenüber den Stammaktien bevorzugt.<br />

• Nennwertaktien und Stückaktien: Bei der Nennwertaktie lautet jede Aktie auf einen<br />

Nennwert und die Summe der Nennwerte aller ausgegebenen Aktien ergibt das in<br />

der Bilanz ausgewiesene Grundkapital der Gesellschaft. Bei der Stückaktie ergibt sich<br />

der Anteil aus der Zahl der ausgegebenen Aktien.<br />

Kurswert und Kursnotierung<br />

Der Nennwert bringt nicht einmal den Buchwert der Aktie zum Ausdruck, da das Grundkapital<br />

nur einen unter mehreren Positionen des bilanziellen Eigenkapitals darstellt. Der<br />

Bilanzkurs gibt an, wie hoch der Wert der Aktie sein müsste, wenn sämtliche Vermögenswerte<br />

und Schulden des Unternehmens zu ihrem korrekten Marktwert in der Bilanz<br />

ausgewiesen wären. Aufgrund bindender handelsrechtlicher Normen ist es allerdings so<br />

gut wie ausgeschlossen, dass die Bilanz eines Unternehmens diese Bedingung erfüllt.<br />

⋅ Eigenkapital<br />

Bilanzkurs =<br />

Grundkapital<br />

100<br />

(Eigenkapital = Grundkapital+Rücklagen+Gewinn)<br />

Entscheidend für die Beurteilung der Aktie ist natürlich der Preis, zu dem die Aktie an der<br />

Börse notiert. International haben sich zwei wesentliche Techniken zur Kursermittlung<br />

herausgebildet:<br />

• Auktionsverfahren (double auction): Der Kurs ergibt sich nach dem Meistausführungsprinzip<br />

als derjenige Preis, bei dem ein Maximum an Wertpapieren umgesetzt<br />

werden kann. Wenn zum umsatzmaximalen Preis nicht gleich viele Kauf- und Verkaufsorders<br />

vorliegen, so übernehmen entweder die Börse bzw. Spitzenbanken den<br />

Spitzenausgleich, oder es erfolgt eine Repartierung (Anträge werden nur begrenzt<br />

zugeteilt).<br />

• Market-maker-Verfahren: Hier verpflichten sich bestimmte Marktteilnehmer, jederzeit<br />

verbindliche An- und Verkaufspreise (Geld- und Briefkurse) zu stellen, um die<br />

jederzeitige Marktliquidität zu sichern. Die Vergütung der Marktleistung des Marketmakers<br />

besteht im sog. spread, der Differenz zwischen Brief- und Geldkurs, der Handel<br />

einer Aktie gilt also umso liquider, je niedriger deren spread ist.<br />

Grundüberlegungen zur Bewertung von Aktien: Da die Zahlungen, die einem Aktionär<br />

aus einer Aktie zufließen, im Wesentlichen die Dividenden sind, wird grundsätzlich<br />

der innere Wert als ein Ertragswert verstanden, der sich als Gegenwartswert sämtlicher<br />

in der Zukunft zu erwartender Dividendenzahlungen errechnet. Niemand kann jedoch mit<br />

annähernder Sicherheit zukünftige Dividenden abschätzen.<br />

www.gaechter.cc Martin Gächter | 3


SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

Da es sich bei Aktien um risikobehaftete Wertpapiere handelt, setzt sich der Zinssatz r<br />

aus (1) der risikofreien Zinsrate (price of time) und (2) einer für die Aktie i spezifischen<br />

Risikoprämie RP (price of risk) zusammen. Die Kapitalmarkttheorie postuliert, dass sich<br />

die in einem effizient bewerteten Markt einer Aktie zugeschriebene Risikoprämie als Produkt<br />

aus der Risikoprämie des Marktes und einem aktienindividuellen Risikofaktor β ergibt,<br />

sodass für Aktie i gilt: ri = rF<br />

+ RPM<br />

⋅ βi<br />

Dabei kann es zu vielfältigen Fehleinschätzungen kommen: (1) bei der Bestimmung des<br />

künftigen langfristigen risikolosen Zinssatzes, (2) bei der Bestimmung der Risikoprämie<br />

RPM und schließlich (3) bei dem der zu bewertenden Aktie zuzuschreibenden Risiko βi.<br />

Unterstellt man, dass auf jeden Fall der Zinssatz größer sein muss als die Wachstumsrate<br />

der Dividende, so erhalten wir die Gordon’sche Formel zur Aktienbewertung bei konstantem<br />

Dividendenwachstum:<br />

S<br />

D1<br />

=<br />

r − g<br />

D<br />

S<br />

1<br />

0 oder r = + g<br />

0<br />

Die Rendite besteht also einerseits aus der Dividendenrendite und der erwarteten Kursdifferenz.<br />

Aktien, deren Renditenerwartung sich großteils auf die erwartete Dividende<br />

stützt, werden als Renditenaktien bezeichnet, Aktien, bei denen es primär um die erwateten<br />

Kursgewinne geht (hohe Thesaruierungsquote), gelten als Wachstumsaktien.<br />

Kapitalerhöhungen<br />

Aktientransaktionen am Sekundärmarkt berühren das emittierende Unternehmen nur<br />

mittelbar. Auf dem Primärmarkt hingegen, der meist außerbörslich stattfindet, werden<br />

Aktien einer Gesellschaft erstmals platziert: Das vom Käufer gezahlte Entgelt fließt dabei<br />

dem emittierenden Unternehmen direkt zu.<br />

Bei einer ordentlichen Kapitalerhöhung beschließt die Hauptversammlung, das Grundkapital<br />

der Gesellschaft durch Ausgabe neuer Aktien zu erhöhen; dabei sind insbesondere<br />

der Zeitpunkt, der Kurs, zu dem die neuen Aktien ausgegeben werden sollen (Bezugskurs)<br />

und das Ausmaß der Kapitalerhöhung (Bezugsverhältnis) festzulegen. Das Aktienrecht<br />

sieht vor, dass die Altaktionäre durch Bezugsrechte vor einer Beeinträchtigung ihrer<br />

aktuellen Position zu schützen sind. Diese Bezugsrechte können bis zum Abschluss der<br />

Kapitalmaßnahme an der Börse gehandelt werden. Das Bezugsrecht errechnet sich:<br />

Aktienkurs − Bezugskurs<br />

BR =<br />

Bezugsverhältnis<br />

+ 1<br />

Andere Formen der Kapitalerhöhung sind:<br />

• Bedingte Kapitalerhöhung: Durchführung wird vom Eintreten eines zunächst noch<br />

unsicheren Ereignisses abhängig gemacht.<br />

• Einrichtung eines genehmigten Kapitals: Hauptversammlung ermächtigt den<br />

Vorstand, zu einem von ihm gewählten Zeitpunkt das Kapital um einen im Rahmen<br />

der Genehmigung liegenden Betrag zu erhöhen.<br />

• Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln: Dies ist verwandt mit dem so genannten<br />

stock split: Es wird lediglich die Zahl der ausgegebenen Aktien erhöht, indem<br />

Rücklagen der Gesellschaft in Grundkapital umgewandelt wird. Dadurch werden die<br />

einzelnen Aktien „leichter“ und damit auch marktgängiger.<br />

Unter Initial Public Offerings versteht man den erstmaligen Börsengang einer Aktiengesellschaft.<br />

Bei der Durchführung und Vorbereitung sind einige Punkte zu beachten:<br />

• Die Börsenreife des Unternehmens muss gegeben sein bzw. geschaffen werden.<br />

• Entscheidend ist auch die Wahl der die Emission begleitenden Investmentbank.<br />

• Emmissionsverfahren: (1) Kommissionsverfahren (open pricing), bei dem das Risiko<br />

beim Emittenten liegt, das (2) Übernahmeverfahren (fixed pricing), wo das Risiko<br />

bei der Emissionsbank liegt, und das (3) Bookbuildingverfahren (Teilung des Risikos).<br />

• Greenshoe-Option: beugt einer Überhitzung im Falle einer starken Überzeichnung<br />

nach erfolgter Emission vor: Weitere Aktien zum Emissionspreis können bezogen<br />

werden. Für den Erfolg eines Börsengags ist eine gute, vertrauenswürdige Information<br />

nötig.<br />

www.gaechter.cc Martin Gächter | 4


SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

Die entscheidende Frage ist die Festlegung des Emissionspreises (Pricing). Die Emittenten<br />

(Altaktionäre) wollen einen möglichst hohen Erlös erzielen. Auch die Emissionsbanken<br />

sind normalerweise prozentual beteiligt, wollen allerdings ihren Ruf als solides Emissionshaus<br />

nicht aufs Spiel setzen. Die Investoren sind vor allem an einer guten Rendite interessiert,<br />

allerdings haben sie gegenüber den Erstgenannten einen Informationsnachteil.<br />

In den vergangenen Jahren gab es Phasen, in denen die Neuemissionen systematisch zu<br />

niedrig (Underpricing), aber auch z.T. zu hoch angesetzt wurden (Overpricing).<br />

2. Anleihen<br />

Als Anleihen werden Wertpapiere bezeichnet, die ihrem Inhaber einen vertraglich zugesicherten<br />

Zahlungsstrom versprechen und dabei keinerlei unmittelbaren Eigentumsrechte<br />

am Emittenten begründen, wie das bei Aktien der Fall ist.<br />

Bewertung von Anleihen<br />

Die beiden elementaren Formen von Anleihen, aus denen sich die meisten Sonderformen<br />

ableiten lassen, sind die reine Diskontanleihe (Zero-Bond) und die reine Marktzinsanleihe<br />

(Par-Bond). Bei einem Zero-Bond erfolgt lediglich eine einzige Zahlung am Ende der<br />

Laufzeit. Daher gilt:<br />

N<br />

B 0 / Zero−<br />

Bond = n<br />

q<br />

Ebenso einfach ist die Bewertung eines reinen Marktzinspapiers, für das definitionsgemäß<br />

die Bedingung Kupon=Marktzins gilt. Ein solcher Titel muss selbstverständlich zum<br />

Nennwert notieren. Die meisten im Umlauf befindlichen Standardanleihen weisen allerdings<br />

einen Nominalzins auf, der nicht gleich dem Marktzins ist. Daher ergibt dies eine<br />

Kombination aus einem Marktzinspapier mit einem hypothetischen Nennwert von<br />

NMP=K/r und einem Zero-Bond mit einem hypothetischen Nennwert von NZB=100-K/r.<br />

Der Wert einer Standard-Anleihe ergibt sich daher als:<br />

B<br />

0<br />

=<br />

K<br />

r<br />

K<br />

100 −<br />

+<br />

r<br />

n<br />

q<br />

Da Anleihen stets ex Kupon notiert werden, ist der Wert des Marktzinsanteils unabhängig<br />

davon, ob die Bewertung unmittelbar zu einem Zinsstichtag erfolgt oder nicht. Weil die<br />

Anleihe aber stets ex Kupon notiert, muss der Käufer dem Verkäufer zusätzlich die diesem<br />

zustehenden Zinsanteile bezahlen (Stückzinsen).<br />

Erfolgt die Kuponzahlung nicht jährlich, sondern halb- oder vierteljährlich, so sind entweder<br />

die Zinsperioden als Rechnungsperioden zu sehen und der Marktzins ist entsprechend<br />

anzupassen, oder es ist der äquivalente Jahreskupon zu berechnen.<br />

Errechnet man von einem Halbjahreskupon auf den äquivalenten Jahreskupon, so gilt:<br />

0,<br />

5<br />

⋅ ( 1+<br />

r)<br />

+ K = K<br />

(Bsp. S. 104)<br />

K halbjährlich<br />

halbjährlich<br />

jährlich / äquivalent<br />

Rechnet man den Zinssatz auf einen äquivalenten Halbjahreszins um, so gilt:<br />

0,<br />

5<br />

( 1+<br />

r ) −1<br />

= Halbjahreszins<br />

äquivalent<br />

Stückzinsen (Marchzinsen)<br />

Eine Anleihe notiert ex-Kupon, d.h. der Kurs ist um die seit dem letzten Zinstermin angefallenen<br />

Zinsanteile bereinigt. Wird die Anleihe zwischen zwei Kuponterminen verkauft,<br />

so werden die seit dem letzten Zinsabschlag aufgelaufenen Zinsen dem Käufer vom Verkäufer<br />

in Form sogenannter „Stückzinsen“ in Rechnung gestellt. Dabei wird der Erwerber<br />

benachteiligt: Er muss die Zinsen dem Veräußerer bereits heute zinslos vorfinanzieren.<br />

Vergangene _ Tage<br />

Stückzinsen Kupon ⋅<br />

360<br />

K<br />

t<br />

nkorrekt<br />

= ⋅ [ ( 1+<br />

r)<br />

−1]<br />

r<br />

= (Berechnung in der Praxis - Bsp. S. 106)<br />

Stückzinse (finanzwirtschaftlich korrekte Stückzinsen)<br />

www.gaechter.cc Martin Gächter | 5


SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

• Die Effektivverzinsung: Dies entspricht finanzmathematisch dem internen Zinsfuß<br />

der Zahlungsreihe. Dieses Renditemaß wird als Yield to Maturity bezeichnet. Demgegenüber<br />

misst die „laufende Rendite“ (Current Yield) lediglich die im Kupon enthaltene<br />

Verzinsung des eingesetzten Kapitals und vernachlässigt den Renditeanteil<br />

der sich in der Kursdifferenz verbirgt. Ein Zero-Bond weist daher stets eine laufende<br />

Rendite von 0 auf.<br />

• Bewertung bei nicht flacher Zinsstruktur: Jede einzelne Zahlung muss mit dem<br />

für die jeweilige Laufzeit gültigen Zinssatz abgezinst werden, die Anleihe wird also als<br />

eine Abfolge von Zero-Bonds betrachtet.<br />

Es stellt sich die Frage, wie sich der rechnerische Kurs einer Anleihe im Zeitablauf<br />

verändert, wenn sich die Zinskurve in ihrer Höhe und ihrer Gestalt nicht ändert (Annahme<br />

einer stationären Zinsstruktur). Abbildungen S. 110.<br />

- Flache Zinskurve: Marktzinsanteil bleibt unverändert bei K/r. Vor Fälligkeit gilt<br />

o dass der Wert der Anleihe stets bei pari liegt, wenn K/100=r.<br />

o dass der Wert der Anleihe stets über pari liegt, wenn K/100>r.<br />

o dass der Wert der Anleihe stets unter pari liegt, wenn K/100


SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

3. Kündigungsrisiko: Risiko, dass der Schuldner von einem etwaigen Recht auf vorzeitige<br />

Rückzahlung Gebrauch macht („callable bonds“).<br />

4. Inflationsrisiko: Risiko, dass Kupon- und Tilgungszuflüsse real einen anderen Wert<br />

aufweisen können als bei ihrem Erwerb erwartet wurde. Nach dem internationalen Fisher-Effekt<br />

müssten auf den internationalen Geld- und Kapitalmärkten Nominalzinsen,<br />

erwartete Inflationsraten und Währungsparitäten sich derart im Gleichgewicht<br />

befinden, dass die realen Zinsen überall gleich sein: in Ländern mit einer hohen erwarteten<br />

Inflation wären auch die Nominalzinsen hoch.<br />

5. Währungsrisiko<br />

6. Auslosungsrisiko: Häufig erfolgt die Tilgung einer Anleihe nicht auf einmal, sondern<br />

in Serien, die nach dem Zufall ausgewählt werden.<br />

7. Transferrisiken: insbesondere in Nicht-OECD-Staaten, z.B. wegen Devisenverkehrsbeschränkungen<br />

oder Streiks.<br />

8. Liquiditätsrisiken: Anleihe kann v.a. bei kleineren Emittenten nicht ohne Kursabschläge<br />

zum gewünschten Zeitpunkt verkauft werden. Ein wichtiger Indikator ist hier<br />

der bid-ask-spread.<br />

9. Steuerrisiko: z.B. Einführung einer Quellensteuer<br />

10. Abschreibungsrisiko: Wenn die Marktzinsen ansteigen, kann dies aufgrund des<br />

Niederstwertprinzips zu unangenehmen Konsequenzen im Gewinnausweis führen.<br />

Dies kann man dadurch umgehen, indem man die Anleihen im Anlagevermögen hält,<br />

wo das gemilderte Niederstwertprinzip gilt.<br />

3. Termin- und Optionsgeschäfte<br />

Auf Terminmärkten werden heute die Bedingungen fixiert, zu denen in der Zukunft Geschäfte<br />

abgeschlossen werden sollen. Es gibt zwei Hauptgruppen: (1) Kontrakte, bei denen<br />

eine bindende Verpflichtung für die Zukunft eingegangen wird (unbedingte Termingeschäfte,<br />

Festgeschäfte) oder (2) ob lediglich die Möglichkeit eines Geschäftsabschlusses<br />

vereinbart werden soll (bedingte Termingeschäfte, Optionen).<br />

Zur Gruppe der Festgeschäfte gehören die Forwards (zwischen einander bekannten<br />

Handelspartnern) und die Futures (an der Börse gehandelte Kontraktformen). Die wichtigsten<br />

Financial Futures sind die Währungsfutures, Indexfutures und Zinsfutures. Ein<br />

Termingeschäft ist durch folgende Elemente definiert: (1) Exakt definiertes Basisobjekt,<br />

(2) Mengenangabe des Kontraktes, (3) Terminpreis und (4) Erfüllungszeitpunkt oder -<br />

zeitraum. Derjenige Marktteilnehmer, der sich verpflichtet, in der Zukunft die dem Kontrakt<br />

zugrunde liegende Ware (Basisobjekt, Underlying) zu kaufen, geht eine Long-<br />

Position ein, der andere, der sich verpflichtet, am Ausübungstag die Ware zu liefern, übernimmt<br />

eine Short-Position. Der Terminpreis ist jener Preis, wo sich Angebot und<br />

Nachfrage genau ausgleichen, der aktuelle Wert des Terminkontraktes zum Zeitpunkt des<br />

Geschäftsabschlusses ist somit 0.<br />

Eine Option vermittelt dem Erwerber (Long-Position) das Recht, eine Sache zu (oder bis<br />

zu) einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft zu einem im Vorhinein festgelegten Preis<br />

(Basispreis) kaufen (Call) oder verkaufen (Put) zu dürfen. Da hier die Rollen ungleich<br />

verteilt sind und die Long-Position im Vorteil ist, hat die Option einen Wert und damit<br />

auch einen Preis. Die wichtigsten Finanzoptionen sind (1) Optionen auf einzelne marktgängige<br />

Aktien, (2) Optionen auf Aktienindices, (3) Optionen auf Anleihen und (4) Optionen<br />

auf Währungen. Eine Option (Call oder Put) ist definiert über die Elemente: (1) Fristenlauf,<br />

(2) exakte Definition des Underlying, (3) genaue Mengenangabe, (4) Basispreis<br />

(Strike), (5) Angabe des Verfallstags und (6) Optionspreis, den Long an Short zahlt.<br />

Damit wurden 6 finanzwirtschaftliche Grundelemente beschrieben, die sich an sog. Erfolgsprofilen<br />

veranschaulichen lassen. Dabei wird auf der Abszisse der Kurs des Underlying<br />

abgetragen und auf der Ordinate der mit dem Instrument per Fälligkeit erzielte Gewinn<br />

bzw. Verlust. Abb. S. 124.<br />

www.gaechter.cc Martin Gächter | 7


SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

Hedging und Financial Engineering<br />

Die primären Funktionen von Termingeschäften sind die Absicherung von Risiken (Hedging)<br />

und zum anderen die Schaffung komplexer oder strukturierter Finanzprodukte (Financial<br />

Engineering). In allen Fällen der Risikoabsicherung geht es darum, ein Finanzprodukt<br />

zu finden, das genau das entgegengesetzte Risiko aufweist und auf diese Weise das<br />

bestehende Risiko neutralisiert. Nicht immer lässt sich zu dem bestehenden Risiko genau<br />

ein Gegenrisiko finden; hier muss dann mithilfe ähnlicher Risikoprofile versucht werden,<br />

eine möglichst gute Risikoeingrenzung (optimale Hedge-Ratio) herbeizuführen. Komplexere<br />

Finanzprodukte sind größtenteils Kombinationen und z.T. Verfeinerungen der sechs<br />

Grundelemente. Wo komplexere Produkte in einfache zerlegt werden, spricht man von<br />

stripping oder unbundling, wo bestehende Instrumente zu komplexeren verbunden werden,<br />

spricht man von bundling oder „strukturierten Produkten“. Oft geht es auch um eine<br />

Duplikation, also um die synthetische Erzeugung bekannter Positionen um Kosten zu sparen<br />

oder Gesetze zu umgehen. Bereits die sechs Grundpositionen wären alle durch Kombination<br />

von anderen erzeugbar (Abb. S. 129). Deshalb müssen die Preise auf dem Markt<br />

„stimmig“ sein, da sonst Arbitrage durch Duplikation möglich wäre. Diese Möglichkeit<br />

stellt auch staatliche Regulierungsmaßnahmen wie z.B. das Verbot von Leerverkäufen in<br />

Frage. Natürlich können auch neue strukturierte Produkte geschaffen werden (S. 131):<br />

(1) Call long + Put long = Straddle long<br />

(2) Call short + Put short = Straddle short<br />

(3) Call long + Call short = Bull-Spread<br />

(4) Put long + Put short = Bull-Spread<br />

(5) Call short + Call long = Bear-Spread<br />

(6) Call short + 2 Calls long + Call short = Butterfly<br />

Etc.<br />

Bewertung von Termin-Festgeschäften (Forwards, Futures)<br />

Forwards Futures<br />

Vertrag mit Handelspartner Vertrag mit Wertpapierbörse<br />

Risiken der Nicht- oder Mindererfüllung Sicherheit durch Clearinghaus<br />

Suchkosten nach Kontraktpartner Jederzeitige Abschlussmöglichkeit<br />

Alle denkbaren Basisobjekte Beschränkung auf Angebot der Börsen<br />

Laufzeit und Kontraktsumme vereinbar Standardisierte Laufzeit und Kontraktsumme<br />

Kontraktpreis bleibt über die Laufzeit fix; Wert<br />

des Forward-Kontrakts ändert sich im Zeitablauf.<br />

Sicherheitsleistung abhängig von individueller<br />

Bonitätseinschätzung der Partner<br />

Auflösung des Kontraktes nur bei Einwilligung<br />

des Vertragspartners möglich<br />

Erfüllung erfolgt idR durch physische Andienung<br />

bzw. Abnahme<br />

Kontraktpreis wird stets angepasst und dem<br />

Kunden belastet bzw. gutgeschrieben, Wert des<br />

Kontraktes ist stets Null (marking to market)<br />

Clearinghaus verlangt eine für jeden gleiche<br />

und verbindliche Margin<br />

Jederzeitige Glattstellungsmöglichkeit durch<br />

Abschluss eines Gegengeschäftes<br />

Statt Erfüllung erfolgt überwiegend ein Ausgleich<br />

der Preisdifferenz (Glattstellung)<br />

Erfüllung erfolgt zum Terminpreis Erfüllung erfolgt zum Kassapreis<br />

Grundsätzlich wird der Terminpreis bei beiden Formen von Termin-Festgeschäften so<br />

festgesetzt, dass der Wert des Kontrakts Null ist: Es erfolgen beim Vertragsabschluss<br />

keine Zahlungen zwischen der Long- und Short-Position. Bei Futures müssen die Handelspartner<br />

einen Betrag als Sicherheit einzahlen (margin). Bei Forwards passiert bis<br />

zur Fälligkeit nichts, am Fälligkeitstag wird das Geschäft zu Ft vollzogen. Bei den Futures<br />

hingegen wird täglich an der Börse nach Angebot und Nachfrage ein neuer Terminpreis Ft<br />

für den vereinbarten Fälligkeitstermin bestimmt, die Differenz zum Vortrag wird dann den<br />

an der Börse geführten Konten gutgeschrieben bzw. belastet. Damit wird täglich der Wert<br />

wieder auf Null gestellt, die Erfüllung des Kontrakts findet zum Terminpreis statt, der am<br />

Fälligkeitstag gleich dem Kassapreis ist.<br />

t<br />

Terminpreis: F = B0<br />

⋅ q („Cash-and-Carry-Bewertung“) Bsp. S. 138/139<br />

t<br />

www.gaechter.cc Martin Gächter | 8


SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

Bewertung von Optionsgeschäften<br />

Wer einen europäischen Call kauft, erwirbt das Recht, am Verfallstag das Basisobjekt zu<br />

einem vorher festgelegten Preis, dem Basispreis X, zu erwerben. Selbstverständlich kann<br />

C0, der Wert des Calls,<br />

• nie negativ werden, da man jederzeit die Option verfallen lassen kann.<br />

• niemals höher sein als der derzeitige Preis der Aktie selbst (S0).<br />

• niemals niedriger sein als die Differenz zwischen dem Aktienkurs S0 und dem Barwert<br />

des Ausübungspreises X/q t .<br />

Ein Portefeuille, bestehend aus x Stück der Aktie und einem Kredit in Höhe von M, führt<br />

zum gleichen Ergebnis wie der Call:<br />

C<br />

x = +<br />

r S<br />

C<br />

0<br />

+<br />

= xS<br />

0<br />

0<br />

−<br />

− C<br />

−<br />

− r S<br />

+ M<br />

0<br />

+<br />

( 1+<br />

r)<br />

⋅C<br />

− ( 1+<br />

r)<br />

⋅ C<br />

M = −<br />

+ −<br />

( 1+<br />

r ) ⋅ ( r − r )<br />

r<br />

q =<br />

r<br />

F<br />

+<br />

− r<br />

− r<br />

−<br />

−<br />

F<br />

−<br />

⋅ q + C ⋅ ( 1−<br />

q)<br />

1+<br />

r<br />

Dieses „einperiodische Binomialmodell“ lässt bereits eine Reihe von Eigenschaften erkennen:<br />

Der Preis eines Call hängt nur ab vom aktuellen Kurs der Aktie S0, von den in der<br />

Zukunft möglichen Kursen S1 + und S1 - , vom Basispreis X und vom risikolosen Zinssatz rF.<br />

Der Optionspreis hängt nicht ab von der Risikoneigung der Investoren und den Einschätzungen<br />

der Eintrittswahrscheinlichkeiten q und 1-q der künftigen Aktienkurse. Eine rationale<br />

Preisbestimmung der Option ist nur möglich, wenn auch die zugrunde liegende Aktie<br />

korrekt bewertet ist.<br />

Der Preis einer Option setzt sich zusammen aus seinem inneren Wert S-X und der Prämie<br />

(Aufgeld), die dafür bezahlt wird, dass die Option (noch weiter) ins Geld läuft. Dieses<br />

Aufgeld ist am höchsten, wenn die Option am Geld liegt.<br />

Jemand, der die Aktie besitzt, befindet sich in derselben Situation wie derjenige, der<br />

• eine Long-Position in einem Call (+C) innehat und zugleich<br />

• eine Short-Position in einem Put (-P) mit demselben Basispreis hat<br />

• und über den Betrag (X/q t ) verfügt, der bis zum Ausübungszeitpunkt auf den Basispreis<br />

angewachsen ist.<br />

Es gilt:<br />

X<br />

S = C − P0<br />

+<br />

q<br />

X<br />

P C S t<br />

q<br />

− +<br />

0 0<br />

oder<br />

t<br />

0 0<br />

0<br />

www.gaechter.cc Martin Gächter | 9<br />

−<br />

C<br />

0<br />

C<br />

=<br />

= … Put-Call-Parität<br />

Eine Aktie wird umso niedriger bewertet, je höher ihr Risiko ist (Risikoprämie). Optionen<br />

sind asymmetrische Finanzinstrumente, für die genau das Gegenteil zutrifft: Da das<br />

downside-risk ausgeschaltet ist, interessiert nur das upside-Potential: Je höher die Volatilität<br />

des Basisobjekts ist, umso wertvoller wird die Option sein.<br />

Die Annahme einer korrekten Bewertung des Underlying schlägt sich bei der Optionspreisformel<br />

in der Unterstellung nieder, der Aktienkurs folge einem Zufallspfad, einem<br />

lognormalverteilten Random-Walk. Die häufig in der Praxis zu findende unkritische Verwendung<br />

der Black/Scholes-Formel und ihrer Weiterentwicklungen bei gleichzeitiger Ablehnung<br />

der Random-Walk-Hypothese ist somit ein Widerspruch.<br />

Die Unternehmung als Zahlungsstrom: Der Shareholder-Value-Ansatz<br />

Buch S. 151-172<br />

+<br />

F


SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

(D II) Fundamentalanalyse | S. 298-375<br />

Annahmen:<br />

(1) Aktienkurse und innere Werte stimmen regelmäßig nicht überein.<br />

(2) Aktienkurse tendieren immer wieder zu den inneren Werten hin.<br />

(3) Es ist möglich, die inneren Werte hinreichend genau zu schätzen.<br />

Das CAPM-Modell postuliert den Zusammenhang: i = rF<br />

+ RPM<br />

⋅ i .<br />

Mögliche Fehleinschätzungen können daher bei der Abschätzung (1) des langfristigen<br />

risikolosen Zinses, (2) der Risikoprämie RPM und (3) dem Risiko βi auftreten.<br />

Gordon’sche Formel zur Aktienbewertung:<br />

S<br />

0<br />

D1<br />

=<br />

r − g<br />

1. Fundamentale Gesamtmarktanalyse<br />

r β<br />

(1) Makroresearch: konjunkturelle Situation, Kapitalmarktzinsen<br />

(2) Konjunkturanalyse durch Frühindikatoren, wie z.B. Auftragseingänge der Industrie,<br />

erteilte Baugenehmigungen, Zulassungsstatistik für PKW, Konjunkturbarometer (Diffusionsindex)<br />

oder IFO-Geschäftsklimaindex (subjektive Meinungen). Hier tritt ein typischer<br />

„Lead-Effekt“ des Aktienmarktes auf: Wirtschaftliche Entwicklungen werden<br />

auf den Aktienmärkten schon vorher antizipiert.<br />

(3) Monetäre Analyse konzentriert sich auf die Zinsen, Geldmenge und Geldwertstabilität.<br />

Die Zentralbanken können dies durch Diskont-, Lombard- und Offenmarktpolitik<br />

stark beeinflussen.<br />

2. Fundamentale Unternehmensanalyse<br />

Die Dividende hängt ab von… (Abb. S. 313)<br />

(a) Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROI)<br />

(b) Betriebsergebnis (Bilanzpolitik Stille Reserven)<br />

(c) Verschuldungspolitik (Jahresabschluss vor Steuern FK-Zinsen)<br />

(d) Steuerpolitik (Jahresabschluss nach Steuern Steuern)<br />

(e) Dividendenpolitik ( offene Reserven)<br />

(a) Unternehmensanalyse im engeren Sinn<br />

An dieser Stelle sind sämtliche Informationen, die über das Unternehmen beschafft werden<br />

können, relevant. Es geht um eine möglichst wirklichkeitsgetreue Ermittlung des ROI<br />

auf das gesamte investierte Kapital.<br />

(b) Jahresabschlussanalyse<br />

Probleme:<br />

• Vergangenheitsrechnung<br />

• Mehrzweckrechnung (Gläubiger, Aktionäre etc.)<br />

• Gläubigerschutz Vorsichtsprinzip<br />

• Schätzungen (z.B. Abschreibungen ) Unschärfe<br />

• Bilanzpolitik durch Ermessensspielräume<br />

FK<br />

FK<br />

Kapitalstr uktur = Verschuldungsgrad<br />

=<br />

Eigenkapitalquote<br />

=<br />

EK<br />

GK<br />

Jahresüberschuss<br />

EKrentabilität<br />

=<br />

EK<br />

Jahresüberschuss<br />

+ FKzinsen<br />

ROI =<br />

GK<br />

www.gaechter.cc Martin Gächter | 10<br />

EK<br />

GK


SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

Börsenkurs _ pro _ Aktie<br />

KGV ( PER)<br />

=<br />

Ergebnis _ pro _ Aktie<br />

Je geringer das KGV, umso „billiger“ ist die Aktie. Der Grund für den billigen Preis können<br />

natürlich vielschichtig sein: (1) negative Gewinnerwartungen, (2) hohes systematisches<br />

Risiko oder (3) ein zu hoch ausgewiesener Gewinn wegen der Bilanzpolitik. Daher muss<br />

eine Bewertung, die sich nur am KGV orientiert, mit Vorsicht genossen werden.<br />

Das Ergebnis pro Aktie muss erst errechnet werden, da hier der Jahresgewinn nur auf<br />

das Grundkapital bezogen wird. In Österreich errechnet der ÖVFA (Österr. Verband für<br />

Finanzanalyse und Anlageberatung) nach einem bestimmten Schema einen Jahresüberschuss,<br />

der auch international vergleichbar ist, da in Österreich das Vorsichtsprinzip eine<br />

sehr große Rolle spielt. Als Alternative zum KGV findet zunehmend das Kurs-Cash Flow-<br />

Verhältnis Anwendung, da dies weniger manipulierbar ist.<br />

(c) Kapitalstruktur<br />

Zwei Seiten der Verschuldung: Leverage<br />

• Ein Unternehmen nimmt idR einen Kredit auf, wenn es eine höhere Rendite als die<br />

FK-Zinsen erwartet. Da diese Differenz den Eigenkapitalgebern zu Gute kommt, ist<br />

eine Verschuldung in diesem Falle vorteilhaft.<br />

• Werden die Erwartungen allerdings enttäuscht und die Rendite liegt unter den FK-<br />

Zinsen, so geht dies zu Lasten der EK-Rendite.<br />

Kapitalstruktur:<br />

Verschuldungsgrad:<br />

FK<br />

L =<br />

EK<br />

FK<br />

Λ =<br />

GK<br />

Entscheidend ist auch, ob diese Werte aus Markt- oder Buchwerten ermittelt werden.<br />

L Markt<br />

EK Markt<br />

Rückstellungen<br />

+ Verbindlichkeiten<br />

Grundkapital<br />

⋅ Börsenkurs<br />

= Bsp. S. 338<br />

=<br />

Grundkapital<br />

⋅ Börsenkurs<br />

Leverage-Effekt: Bei steigender Verschuldung und gleichzeitig…<br />

• Guten Ergebnissen (ROI>r) EK-Rendite steigt<br />

• Schlechten Ergebnissen (ROI


SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

Gesamtwert Unternehmen:<br />

V<br />

=<br />

ROI<br />

Durchschnittliche<br />

_<br />

Irrelevanz der Kapitalstruktur: Modigliani/Miller<br />

Kapitalkosten<br />

Die Gesamtwerte zweier Unternehmen mit gleichem Roi und gleicher Risikoklasse müssen<br />

gleich sein (law of one price). Der Leverage-Effekt kann auch mittels „home-madeleverage“<br />

nachgebildet werden, indem ein Kredit aufgenommen wird, um Aktien zu kaufen.<br />

Wenn es möglich ist, die durch Unternehmenspolitik herbeigeführte Hebelwirkung im<br />

privaten Portfolio auch herbeizuführen, kann die Kapitalstruktur keinen Nutzenbeitrag für<br />

die Aktionäre liefern. Der Verschuldungsgrad ist also irrelevant. Durch die Arbitragefreiheit<br />

des Marktes sind die EK-Kosten eine steigende Funktion der Kapitalstruktur:<br />

µ<br />

ev<br />

= µ + ( µ − r)<br />

⋅ L<br />

µ ... EK − Kosten<br />

ev<br />

g<br />

g<br />

GK FK<br />

µ ev = µ g ⋅ − r ⋅<br />

EK EK<br />

µ ... GK − Kosten<br />

g<br />

Die Annahmen der traditionellen These sind in einem arbitragefreien Markt nicht gültig.<br />

Positiver und negativer Leverage-Effekt gleichen sich aus.<br />

Da mit steigender Verschuldung die erwartete EK-Rendite (und der Abzinsungssatz) genauso<br />

stark wächst wie die erwarteten Gewinne, bleibt der Wert des Unternehmens und<br />

damit der Kurs der Aktien konstant. Abb. S. 356. Der Gesamtwert hängt natürlich<br />

nicht davon ab, wie er sich auf die verschiedenen Kapitalparten aufteilt.<br />

Modigliani/Miller-Modell als Spezialfall der Wertadditivität<br />

Im vollkommenen Markt entspricht der Wert eines Zahlungsstroms, der sich aus mehreren<br />

Teil-Zahlungsströmen zusammensetzt, der Summe der Werte der Teil-<br />

Zahlungsströme. Dieses Wertadditivitäts-Theorem muss im Markt gelten, sonst wird Arbitrage<br />

möglich. Dies gilt auch in Bezug auf das Risiko: Man kann keine Risikoprämie<br />

erwarten, wenn es möglich ist, dieses Risiko kostenfrei wegzudiversifizieren.<br />

Durch Änderung der Kapitalstruktur wird lediglich der ROI in einer anderen Weise auf die<br />

Kapitalgeber verteilt. Nach der Wertadditivität geht es aber um die Summe, nicht um die<br />

Aufteilung der Zahlungsströme.<br />

(d) Steuerpolitik<br />

Der Wert einer Aktie hängt auch von der steuerlichen Belastung ab. Diese ist aber beeinflussbar<br />

durch (1) die Steuerbilanzpolitik, (2) die Verlagerung von Steuern in die Zukunft<br />

und (3) steuerschonende Tatbestandsgestaltung und Verträge.<br />

(e) Dividendenpolitik<br />

Eine Aktiengesellschaft darf aufgrund aktienrechtlicher Vorschriften nicht den gesamten<br />

erwirtschafteten Jahresüberschuss an die Aktionäre ausschütten ( Rücklagen). Meist<br />

haben auch die Unternehmensleitungen ein Interesse an der Thesaurierung von Gewinnen.<br />

Kleinaktionäre fordern meist eine hohe Ausschüttung. Für beide Standpunkte gibt es<br />

plausible Argumente: (1) Für die Thesaurierung spricht die Stärkung der EK-Basis für<br />

Investitionen, da dies aufgrund der geringen Transaktionskosten eine kostengünstige<br />

Finanzierungsart ist. (2) Für die Ausschüttung spricht das Argument, dass die Aktie eine<br />

Kapitalanlage ist, für die Aktionäre ist die Dividende risikolos.<br />

Modigliani/Miller: Irrelevanz der Dividendenpolitik<br />

Ein Investor kann sich selbst „home-made-dividends“ erzeugen, indem er Aktien verkauft.<br />

Ein Arbitragegewinn wird nur dann verhindert, wenn die Aktionäre bei der Bewertung<br />

der Aktien die Ausschüttungsquote unberücksichtigt lassen und einen einheitlichen<br />

Kapitalkostensatz anwenden.<br />

www.gaechter.cc Martin Gächter | 12


SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

Wertadditivität: Der Gewinn wird nur anders aufgeteilt in (1) die Dividende und (2) die<br />

Rücklagendotierung, die steigende Gewinne und damit steigende Kurse bringt. Die Ausschüttungspolitik<br />

kann vom Aktionär auch „privat“ herbeigeführt werden. Die wirklichen<br />

Alternativen sind daher (1) Ausschüttung vs. „home-made-dividends“, wenn der Aktionär<br />

Geldmittel benötigt, oder (2) Thesaurierung vs. Reinvestition von den Dividendenerträgen,<br />

wenn der Aktionär die Geldmittel im Moment nicht braucht.<br />

Diese Irrelevanz der Dividendenpolitik hat auch in der Kennzahl KGV ihren Niederschlag<br />

gefunden, indem unterstellt wird, dass alles ausgeschüttet wird.<br />

Wichtige Annahmen zur Irrelevanz der Dividendenpolitik:<br />

(1) Unendliche Teilbarkeit der Titel<br />

(2) Transaktionskostenfreiheit: Eine „Schütt-aus-hol-zurück-Politik“ ist in der realen<br />

Welt nicht verständlich.<br />

(3) Machtposition im Unternehmen bleibt unberücksichtigt (Familienunternehmen etc.).<br />

(4) Keine Besteuerung: In einem Land mit Doppelbesteuerung (Körperschaftssteuer<br />

und auf Dividenden) ist eine Ausschüttung nicht verständlich.<br />

Trotzdem kommt einer Dividendenänderung finanzwirtschaftlich eine wichtige Signalfunktion<br />

zu, wie die Zukunftsaussichten des Unternehmens zu bewerten sind. „information<br />

matters, not dividends“.<br />

3. Fundamentalanalyse und Markt<br />

Die dritte Annahme der Fundamentalanalyse unterstellt, dass es jedem, der Fundamentalanalyse<br />

betreibt, gelingt, etwas zu tun, was den anderen offenbar nicht gelingt. Beide<br />

Beteiligten (Käufer und Verkäufer) sind der Überzeugung, dass sie das richtige tun.<br />

(D III) Marktbezogene Wertpapieranalyse | S. 375-404<br />

Der Wert der Unternehmung ist das Ergebnis einer Wertzumessung durch die Marktteilnehmer.<br />

(1) Technische Wertpapieranalyse<br />

Die technische Wertpapieranalyse beruht auf Erfahrungswissen, es werden Wenn-Dann-<br />

Zusammenhänge und Black-Box-Aussagen postuliert, für die keine Erklärung notwendig<br />

ist. Diese Aussagen können nur in der Praxis bestätigt werden. Grundlagen dieser Theorie<br />

sind Annahmen wie das Herdenverhalten der Anleger, „self-fulfilling-prophecies“ und<br />

asymmetrische Informationsverteilung, wo Informationen erst langsam durchsickern und<br />

so bereits früh so genannte Trends erkennbar sind.<br />

(a) Charts und Chart-Formationen<br />

Primäres Handwerkszeug sind hier die grafisch aufbereiteten Kursinformationen, die<br />

Charts, wo auf der horizontalen Achse die Zeit, auf der vertikalen Achse die Kurse abgetragen<br />

werden. Dabei gibt es verschiedene Arten:<br />

• Liniencharts, bei denen nur die Schlusskurse des jeweiligen Titels abgetragen und<br />

miteinander verbunden werden.<br />

• Balkencharts, bei denen für die jeweilige Periode eine senkrechte Linie (Balken) gezeichnet<br />

wird, die vom niedrigsten bis zum höchsten Kurs reicht, wodurch das Ausmaß<br />

der Schwankungen sichtbar wird.<br />

• Point-and-Figure-Charts, bei denen die Einheiten auf der horizontalen Achse nicht<br />

fixe Perioden, sondern die Zeitspannen darstellen, während derer der Kurs seine<br />

Richtung (aufwärts oder abwärts) nicht geändert hat.<br />

Daneben finden sich meist auch die entsprechenden Umsatzzahlen sowie Gleitende<br />

Durchschnittslinien als das arithmetische Mittel der letzten 30, 60, 90 oder 200 Börsentage,<br />

die die längerfristigen Bewegungen verdeutlichen und auch als Handelsregel<br />

dienen. Ihnen wird die Fähigkeit zugewiesen, Trendänderungen anzuzeigen.<br />

www.gaechter.cc Martin Gächter | 13


SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

Ein wesentlicher Kern der technischen Analyse ist die Erfassung und Interpretation sog.<br />

technischer Formationen, um zu erkennen, ob ein bestehender Trend fortbestehen wird,<br />

oder ob er sich umkehrt. Damit ist der Trend oder der Trendkanal das elementarste<br />

aller Kursverlaufsbilder.<br />

Typische trendbestätigende Formationen sind (1) der Trendkanal, (2) das auf- bwz.<br />

absteigende Dreieck, (3) der Wimpel, (4) das Rechteck, (5) der Keil und (6)die Flagge.<br />

Trendumkehrformationen sind demnach (1) die V-Formation und die umgekehrte V-<br />

Formation, (2) die W-Formation, (3) die M-Formation, (4) die Untertasse, (5) die Muschel<br />

(Folge von Untertassen) oder auch die (6) Kopf-Schulter-Formation. Abb. S. 385 f.<br />

Eine Unterstützungslinie ergibt sich, wenn der Kurs mehrfach hintereinander ein bestimmtes<br />

Niveau nicht unterschritten hat. Nähert sich der Kurs wieder diesem Niveau, so<br />

rechnet der Techniker damit, dass er wiederum an der unteren Kursgrenze abprallen<br />

wird. Entsprechend spricht man von einer Widerstandslinie, wenn der Kurs mehrfach<br />

ein bestimmtes Kursniveau nicht überschritten hat (Abb. S. 387). Erfolgt trotz mehrfachen<br />

Abprallens in der Vergangenheit dennoch ein Durchbrechen der Unterstützungslinie<br />

nach unten, so wird dies als klares Verkaufssignal interpretiert, ein Durchbrechen der<br />

Widerstandlinie hingegen als Kaufsignal.<br />

Bei den Vertretern des Elliot-Wellen-Konzepts erfolgen die Prognosen nicht im Sinne<br />

von Trends, sondern im Sinne von wiederkehrenden, psychologisch bestimmten zyklischen<br />

Bewegungen verschiedner Wellen.<br />

In der praktischen Anwendung mahnen auch Vertreter der technischen Aktienanalyse bei<br />

der Verwendung der Kursbilder zu äußerster Vorsicht. Wichtiger Grundsatz ist vor allem<br />

die Suche nach Formationen ohne Vorurteil: Aus einem Chart kann fast alles herausgelesen<br />

werden.<br />

(b) Technische Indikatoren<br />

Einer der bekanntesten Indikatoren ist die Relative Stärke, mit der das Kursverhalten<br />

eines einzelnen Wertpapiers gegenüber dem des Gesamtmarktes gemessen wird:<br />

relative _ Stärke =<br />

prozentuale<br />

prozentuale<br />

_ Kursveränderung<br />

_ der _ Aktie _ i<br />

_ Kursveränderung<br />

_ des _ Index<br />

Eine hohe relative Stärke wird als positives, eine schwache relative Stärke als negatives<br />

Signal gesehen. Die relative Stärke ist mit dem aus dem CAPM bekannten Beta vergleichbar.<br />

Beim Momentum wird die absolute oder relative Differenz des Kurses in t zum Kurs in tx<br />

berechnet. Ein positives Momentum ergibt sich bei einem Steigen, ein negatives bei<br />

einem Fallen des Kurses.<br />

Momentum (absolut) = Kurs in t – Kurs in t-x<br />

Momentum (relativ) = (Kurs in t)/(Kurs in t-x) – 1<br />

Mit Filterregeln wird ein Kaufsignal (Verkaufsignal) dann ausgelöst, wenn der Kurs eines<br />

Papiers gegenüber dem letzten Tiefstkurs (Höchstkurs) um einen bestimmten Prozentsatz,<br />

den „Filter“, steigt (fällt).<br />

Der Advance-Decline-Indikator gibt die Differenz zwischen der Zahl der im Kurs gestiegenen<br />

und der Zahl der im Kurs gefallenen Aktien eines Marktes an. Es wird angenommen,<br />

dass eine Divergenz zwischen dem Verlauf des Index und dem Verlauf der Advance-Decline-Linie<br />

auf einen Trendwechsel im Gesamtmarkt hindeutet. Mit dem Overbought-Oversold-Indikator<br />

sollen Situationen erfasst werden, in den der Markt „überkauft“<br />

oder „überverkauft“ ist. Auch bedienen sich viele der Put-Call-Ratio, dem Quotienten<br />

von abgeschlossenen Verkaufsoptionen (Puts) und Kaufoptionen (Calls). Liegt die<br />

Put-Call-Ratio, über eins (mehr Puts als Calls), so deutet dies darauf hin, dass der<br />

www.gaechter.cc Martin Gächter | 14


SBWL GK Finanzwirtschaft Schredelseker | Grundlagen der Finanzwirtschaft<br />

Markt mit einem Rückgang der Kurse rechnet. Die Vorstellung, dass das, was die Mehrheit<br />

der Investoren denke, falsch sei, kommt mit dem Odd-Lot-Index zum Ausdruck:<br />

Odd Lots sind ungerade Schlusseinheiten, die typischerweise von Kleinanlegern gehandelt<br />

werden, die sich den Erwerb von jeweils 100 Stück einer Aktie nicht leisten können.<br />

Eine neue Form ist die Verwendung Neuronaler Netze, Systeme künstlicher Intelligenz,<br />

wo Computer die Hypothesen selbst generieren, testen und letztendlich in unmittelbare<br />

Handelsregeln umsetzen.<br />

(c) Würdigung der technischen Aktienanalyse<br />

Die Gründe, warum die technische Analyse auf so wenig Gegenliebe bei den akademischen<br />

Finanzwirtschaftlern stößt, sind vielfältig. Der technischen Analyse liegt keine Theorie<br />

zugrunde. Zudem zeigen empirische Untersuchungen, dass die technische Analyse<br />

nicht das leistet, was sie zu leisten vorgibt. Außerdem wäre die technische Analyse, wenn<br />

sie von einer Mehrzahl von Investoren praktiziert würde, nicht nur self-fulfilling, sondern<br />

auch selbst zerstörend. Die Handelsregeln sind auch meist sehr unscharf formuliert. Somit<br />

kann man immer erst im Nachhinein feststellen, was ein Trend war.<br />

2. Markt-Meinungs-Analyse<br />

Auf Märkten, auf denen es um Zukunftserwartungen geht, finden Entwicklungen häufig<br />

nur deswegen statt, weil die Marktteilnehmer sie erwartet haben (Self-fulfillingprophecies).<br />

Erwarten die Unternehmer z.B. eine gute Konjunktur, so investieren sie,<br />

schaffen Arbeitsplätze und schaffen damit die erwartet gute Konjunktur.<br />

Auch bei Aktienmärkten liegt es nahe, dass Investoren primär darüber nachdenken, wohin<br />

die Meinung des Marktes gehen wird. Dies hat Keynes mit dem beauty contest beschrieben:<br />

„Wir haben den dritten Grad erreicht, wo wir unsere Intelligenz der Vorwegnahme<br />

dessen widmen, was die durchschnittliche Meinung als das Ergebnis der durchschnittlichen<br />

Meinung erwartet. Und ich glaube, dass es sogar einige gibt, welche den<br />

vierten, fünften und noch höhere Grade ausüben.“<br />

Ein Analyst, der in diesem „Wettkampf der Gerissenheit“ gerissener sein will als die anderen,<br />

wird stets versuchen, Veränderungen in den Stimmungen, Meinungen und Erwartungen<br />

des relevanten Anlegerpublikums schneller als die anderen zu erkennen. Die Tatsache,<br />

dass einer auf die Erwartungen anderer gerichteten Analyse in den Lehrbüchern<br />

so wenig Raum geschenkt wird, liegt nicht darin begründet, dass sie wenig verbreitet ist,<br />

sondern daran, dass man nur wenig harte Fakten zu den anzuwendenden Methoden zu<br />

Papier bringen kann. Der Wert einer Aktie ist letztlich nur das, wovon Menschen meinen,<br />

andere hielten dies für den Wert, weil diese wiederum davon überzeugt sein könnten,<br />

wieder andere würden dies für den Wert halten können. Es fehlt völlig ein Bezugspunkt,<br />

ein Anker, an dem man sich festhalten könnte.<br />

Natürlich ist es korrekt zu sagen, dass Preise und Preisveränderungen das Ergebnis sich<br />

verändernder Angebots- und Nachfragekonstellationen sind, die ihrerseits auf sich verändernde<br />

Erwartungen des Anlegerpublikums zurückgehen. Es sind aber Zweifel daran erlaubt,<br />

ob es systematisch gelingen kann, diese Erwartungen zu antizipieren.<br />

www.gaechter.cc Martin Gächter | 15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!