100 Jahre Autobus AG Liestal – Ein Unternehmen geht mit der Zeit
100 Jahre Autobus AG Liestal – Ein Unternehmen geht mit der Zeit
100 Jahre Autobus AG Liestal – Ein Unternehmen geht mit der Zeit
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autobus.ag..liestal... <strong>Ein</strong> <strong>Unternehmen</strong> <strong>geht</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />
René Salathé<br />
<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>Ein</strong> <strong>Unternehmen</strong> <strong>geht</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />
Bil<strong>der</strong> und Geschichten<br />
aus Vergangenheit und Gegenwart<br />
1905<strong>–</strong>2005
Grusswort von Bundesrat Moritz Leuenberger 5<br />
Dank für <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> «Gute Fahrt» 6<br />
Öffentlicher Verkehr erhöht die Standortattraktivität 7<br />
<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> <strong>–</strong> das Interview 8<br />
Das Reigoldswiler Loch o<strong>der</strong> die Sackgasse 12<br />
Der Befreiungsschlag o<strong>der</strong> die Gründung <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> 15<br />
Das Klang- und Erscheinungsbild des Fünflibertals zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts 20<br />
Die Anfänge <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>–</strong> eine «Automobilkrankengeschichte» 24<br />
Immer weiter ins Land hinaus und immer höher den Berg hinauf … 31<br />
Von Haltestelle zu Haltestelle: unterwegs <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Stammlinie 70 von Basel nach Reigoldswil 36<br />
Im Gegenwind weltgeschichtlicher Ereignisse und gesellschaftlicher Herausfor<strong>der</strong>ungen 48<br />
<strong>Autobus</strong>-Persönlichkeiten <strong>–</strong> <strong>Autobus</strong>-Personal <strong>–</strong> <strong>Autobus</strong>-Passagiere 54<br />
Das Who is who <strong>der</strong> Haltestellen 60<br />
Das Wetter und die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> 62<br />
Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>, ein Mädchen für alles 66<br />
Krisen 76<br />
Von Fahrplänen, Tarifen und Billetten 77<br />
Die Fahrzeugparade 82<br />
Vom Dorf-zu-Dorfbus zum Stadtbus 88<br />
Das ungebremste Wachstum 90<br />
«… eine Buslänge voraus.» 96<br />
Das Schlusswort <strong>der</strong> Jubilarin <strong>–</strong> ihr Dankeschön <strong>geht</strong> an … <strong>100</strong><br />
Anmerkungen 103<br />
3
Grusswort zum <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>-Jubiläum<br />
<strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong><br />
Jede Schweizerin und je<strong>der</strong><br />
Schweizer ist dieses Jahr be -<br />
reits einmal <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Au tobus<br />
<strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> unterwegs gewesen<br />
<strong>–</strong> rechnerisch ge sehen je -<br />
denfalls: Das Lies taler Unter -<br />
nehmen hat im Jahr 2004 sieben<br />
Millionen Fahrgäste beför<strong>der</strong>t.<br />
Selten schafft es ein Hun<strong>der</strong>tjähriger, noch so<br />
viel in Bewegung zu setzen, es sei denn, er<br />
stamme aus <strong>der</strong> Familie des öffentlichen Verkehrs.<br />
Deren zahlreiche grössere und kleinere<br />
Transportunternehmen sind fast alle um die<br />
Jahrhun<strong>der</strong>twende geboren worden. Ihr Ziel<br />
war es, allen <strong>–</strong> vom Grossstädter bis zum Berg -<br />
bewohner <strong>–</strong> eine umweltverträgliche Mo bi lität<br />
zwischen Arbeitsplatz, Wohnort, <strong>Ein</strong> kaufen<br />
und Freizeit zu ermöglichen. Dieses Ziel verfolgt<br />
<strong>der</strong> öffentliche Verkehr auch nach hun<strong>der</strong>t<br />
<strong>Jahre</strong>n, und er tut das <strong>mit</strong> Erfolg.<br />
Man stelle sich nur einmal vor, wie verstopft<br />
unsere Strassen wären, gäbe es den öffentlichen<br />
Verkehr nicht! Stickoxid und Ozon nähmen<br />
massiv zu, Dörfer und Agglomerationen<br />
würden vom Verkehr überrollt, die Auto bah -<br />
nen müssten ausgebaut werden, trotzdem hätten<br />
wir kilometerlange Staus.<br />
Was im Grossen gilt, gilt im Kleinen. Gäbe es<br />
den öffentlichen Verkehr nicht, wäre das<br />
Basel biet im Stau statt in Bewegung.<br />
Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> ist ein Rad in <strong>der</strong> gesamten<br />
schweizerischen Mobilität, einer Mobilität, die<br />
auf Umwelt und Menschen achtet, einer nachhaltigen<br />
Mobilität. Dafür gebührt ihr Dank,<br />
nach haltiger Dank.<br />
Bundesrat Moritz Leuenberger<br />
5
6<br />
Dank für <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> «Gute Fahrt»<br />
Was hat sich in den hun<strong>der</strong>t<br />
<strong>Jahre</strong>n von 1905 bis 2005 nicht<br />
alles ereignet <strong>–</strong> weltweit und<br />
im engeren Umfeld unserer<br />
hei matlichen Um ge bung? Mit<br />
diesem, von Dr. René Salathé<br />
ver fassten Jubiläumsbuch unse -<br />
rer <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> greifen wir aus <strong>der</strong> Fülle des<br />
Geschehens ein kleines Teilstück heraus. Wir<br />
bieten da<strong>mit</strong> ei nen bescheidenen Er in ne -<br />
rungsbaustein für das Verständnis eines Basel -<br />
bieter Unter neh mens, das sich in diesen hun<strong>der</strong>t<br />
<strong>Jahre</strong>n nach einer bewegten Jugend zu<br />
einer gefes tigten und nicht mehr wegzudenkenden<br />
Institution entwickelt hat. Dieses Jubi -<br />
läumsbuch stellt bewusst nicht ei ne Auflistung<br />
aller technischen Details <strong>der</strong> in den letzten <strong>100</strong><br />
<strong>Jahre</strong>n eingesetzten Linien busse dar. Auch die<br />
grossen Verdienste vieler Persönlichkeiten,<br />
die zur Entwicklung des Un ter nehmens beigetragen<br />
haben, werden nicht speziell hervorgehoben.<br />
Mit Stolz und Dankbarkeit denken wir jedoch<br />
an all jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
die sich in diesen hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong>n für unser<br />
Un ternehmen und seine Zielsetzung eingesetzt<br />
und <strong>mit</strong>geholfen haben, es zur verdienten<br />
Anerkennung und Wertschätzung zu bringen.<br />
Nicht nur den <strong>Autobus</strong>-Beschäftigten gilt un ser<br />
Dank, er <strong>geht</strong> auch an die vielen, vielen Pas sa -<br />
giere, die <strong>mit</strong> ihrer Treue <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> seit<br />
ihren bescheidenen Anfängen während Jahr -<br />
zehnten den Rücken gestärkt und da<strong>mit</strong> recht<br />
eigentlich den Grundstein für den wirtschaftlichen<br />
Erfolg des ältesten konzessionierten Auto -<br />
mobilunternehmens <strong>der</strong> Schweiz ge legt haben.<br />
Der Dank <strong>geht</strong> ganz beson<strong>der</strong>s auch an die<br />
Auf traggeber von Bund, Kantonen und Ge -<br />
meinden, die <strong>–</strong> seit dem Anfang des öffentlichen<br />
Verkehrs <strong>mit</strong> Linienbussen <strong>–</strong>, <strong>der</strong> Auto -<br />
bus <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> als privatwirtschaftlich ge führ -<br />
tem <strong>Unternehmen</strong>, immer wie<strong>der</strong> die Kon zes -<br />
sionen übertragen und Personen-Trans port auf -<br />
träge erteilt haben.<br />
Mobilität ist eines <strong>der</strong> Schlüsselworte für das<br />
Verständnis unserer <strong>Zeit</strong>. Auch die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
ist in diese Mobilität eingebunden, doch strahlt<br />
sie im nie abbrechenden Verkehrsfluss nicht<br />
ufer lose Hektik, son<strong>der</strong>n Ruhe, Komfort und<br />
Zuverlässigkeit aus. So soll dieser Marsch halt<br />
für uns alle von <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> Ansporn sein,<br />
diese Qualitäten auch in den nächsten hun<strong>der</strong>t<br />
<strong>Jahre</strong>n zu pflegen und weiterzuentwickeln.<br />
Unser Jubiläum <strong>–</strong> es steht unter dem Motto<br />
«<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong>, ein Unter neh -<br />
men <strong>geht</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>» <strong>–</strong> hat uns die Mög lich -<br />
keit gegeben, für ein paar Feier stunden aus<br />
dem Alltag, dem Alltäglichen und <strong>der</strong> Anony -<br />
<strong>mit</strong>ät herauszutreten und uns zu besinnen <strong>–</strong> im<br />
Blick auf die Vergangenheit, im Erleben <strong>der</strong><br />
Gegenwart und in <strong>der</strong> Aussicht auf eine gesicherte<br />
Zukunft.<br />
Freuen wir uns <strong>–</strong><br />
die Zukunft hat schon begonnen!<br />
Ernst Thöni<br />
Verwaltungsratspräsident
Öffentlicher Verkehr erhöht<br />
Standortattraktivität<br />
Für die wirtschaftliche Ent -<br />
wicklung einer Regi on ist eine<br />
gute Ver kehrs erschliessung ein<br />
zentraler Standortvorteil. Der<br />
öffentliche Verkehr leistet ei nen<br />
wesentlichen Beitrag dazu. Vor<br />
<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n gab es noch keinen<br />
Wirt schafts för<strong>der</strong>er, <strong>der</strong> diesen Satz geschrieben<br />
hat. Weitsichtige Persönlichkeiten gründeten<br />
je doch am 19. Januar 1905 die Auto mo -<br />
bil ge sell schaft <strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Reigoldswil <strong>AG</strong>, um <strong>der</strong><br />
Tal schaft und später <strong>der</strong> weiteren Region den<br />
An schluss an die grossen Verkehrswege und<br />
da <strong>mit</strong> die Wirtschaftsentwicklung zu ermöglichen.<br />
Seit <strong>der</strong> Gründung wird die heutige<br />
<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> als privatwirtschaftliches<br />
Unter neh men geführt. Die rund 25% Kapital -<br />
anteil <strong>der</strong> öffentlichen Hand halten <strong>der</strong> Kanton<br />
Basel-Landschaft und mehrere Gemeinden.<br />
Durch den Verzicht auf den ersten Jura durch -<br />
stich für die Bahn zwischen Reigoldswil und<br />
Mümliswil ins Mittelland suchte man die da -<br />
mals pionierhafte Lösung <strong>mit</strong> den soeben aufkommenden<br />
Omnibussen. Heute, rund <strong>100</strong> Jah -<br />
re später, stellt man sich die wichtige Fra ge,<br />
von wo bis wo <strong>der</strong> zweite Jura durch stich bzw.<br />
Wisenbergtunnel verlaufen soll, erneut.<br />
Das vor allem in den letzten <strong>Jahre</strong>n gesteigerte<br />
Angebot und die Qualität des öffentlichen<br />
Verkehrs brachte dem <strong>mit</strong>tleren Baselbiet eine<br />
erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung. Freu -<br />
te sich in <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit die Bevöl ke rung<br />
über eine Frequenz von 3 bis 4 Ankünf ten bzw.<br />
Abfahrten pro Tag, so wird seit <strong>der</strong> Inbe trieb -<br />
nahme von Bahn und Bus 2000 am 12.12.2004<br />
in den Agglomerationen das gleiche Angebot<br />
pro Stunde gefahren.<br />
Bei den damaligen Tarifen und Verdienst mög -<br />
lichkeiten war eine Busfahrt zur Arbeit o<strong>der</strong><br />
zum Vergnügen ein kostspieliges und spezielles<br />
Ereignis, das sich nicht alle leisten konnten.<br />
Auf den historischen Bil<strong>der</strong>n in diesem<br />
Buch sind zwischen den Ortschaften oft noch<br />
Fussgänger zu sehen. Die heutige Mobilität<br />
wurde zur Selbstverständlichkeit und die Ge -<br />
samtkosten sind den Fahrgästen, oft nicht<br />
bekannt.<br />
Mit dem Fahrplan 2005 kann die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
<strong>Liestal</strong> in gewissen Agglomerationen <strong>mit</strong> dem<br />
15-Minuten-Takt in Spitzenzeiten das An gebot<br />
erneut ausbauen. Da<strong>mit</strong> wird die Stand ort at -<br />
trak tivität <strong>der</strong> Region <strong>Liestal</strong>-Pratteln-Rhein -<br />
felden massiv erhöht. Die bisherigen Fahr gäs -<br />
te haben einen noch besseren Service und es<br />
besteht ein grösserer Anreiz zum Um stei gen<br />
auf das öffentliche Verkehrs<strong>mit</strong>tel. Testen Sie<br />
uns!<br />
Bis bald im Bus<br />
Hansruedi Bieri<br />
Direktor<br />
7
<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> <strong>–</strong><br />
das Interview<br />
Nur selten bietet sich die Gelegenheit, eine<br />
hun<strong>der</strong>tjährige Jubilarin zu interviewen. Umso<br />
dankbarer darf man sein, wenn sich ausnahmsweise<br />
diese Möglichkeit einmal gibt.<br />
Der Geburtstag <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong>, die<br />
vor hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong>n am 1. Juni 1905 die Stamm -<br />
linie Reigoldswil<strong>–</strong><strong>Liestal</strong> er öffnet hat, ist eine<br />
solche Gelegenheit.<br />
Wie fühlen Sie sich an Ihrem Ehrentag?<br />
Die Jubilarin: So fit wie eh und je. Ich glaube<br />
nicht unbescheiden zu sein, aber von Alters -<br />
gebrechen fühle ich mich weitgehend frei.<br />
Natürlich weiss ich, das Sie sich an Ihren<br />
Geburtstag nicht selbst erinnern können, aber<br />
vielleicht haben Sie im Laufe Ihres langen Lebens<br />
doch dies o<strong>der</strong> das über jene ferne <strong>Zeit</strong> erfahren.<br />
1905, das war doch das Jahr des zu Ende ge -<br />
henden russisch-japanischen Kriegs und <strong>der</strong><br />
ersten russischen Revolution <strong>–</strong> Stichwort: Pan -<br />
zerkreuzer Potemkin. In Europa war es eine<br />
8<br />
<strong>Zeit</strong> des wirtschaftlichen Wohl er gehens, des<br />
Auf schwungs, und niemand dachte an eine<br />
Krise. Fortschritt war das Lösungs wort, und<br />
fortschrittlich war es ja auch, dass damals <strong>mit</strong><br />
einem dieser Oldtimer <strong>–</strong> so würde man heute<br />
sagen <strong>–</strong> eine sage und schreibe 13,1 km lange<br />
<strong>Autobus</strong>linie eröffnet wurde, nota bene über<br />
noch ungeteerte, holprige Strassen!<br />
<strong>Ein</strong>e Frage, die mich immer be wegt hat: Man hat<br />
Sie doch im jugendlichen und sensiblen Alter von<br />
25 <strong>Jahre</strong>n umgetauft. Hatten Sie 1905 Automo bil -<br />
gesellschaft <strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Rei goldswil <strong>AG</strong> geheissen,<br />
so tragen Sie seit 1930 den kürzeren Familien na -<br />
men <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong>. Haben Sie je unter diesem<br />
Namenswechsel gelitten?<br />
Nicht dass ich wüsste. Im Gegen teil, mir gefällt<br />
dieser prägnante neue Namen, und wenn Sie<br />
nicht in typisch journalistischer Manier klares<br />
Wasser aufwirbeln liessen, so dass es trübe<br />
wird, würde sich heute schon gar niemand<br />
mehr an den alten Namen erinnern. Es wäre<br />
mir recht, wenn Sie <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Vergan genheit<br />
etwas vorsichtiger umgehen würden.<br />
Arisdorf Augst Arboldswil Birsfelden Bubendorf
Also denn! Sie haben den Krieg von 1914 unbeschädigt<br />
überlebt, und wie wars im Zweiten Welt -<br />
krieg?<br />
Ja, das war eine bewegte und schwierige <strong>Zeit</strong>.<br />
Nicht nur meine Chauffeure und Billetteure<br />
waren damals uniformiert, auch die Passagiere<br />
trugen Uniform. Das ging so weit, dass in einzelnen<br />
Kursen die holde Weiblichkeit überhaupt<br />
nicht mehr vertreten war. Sehr gemütlich<br />
war das ja nicht, denn diese Männer wa -<br />
ren <strong>mit</strong> ihren schweren Schuhen alles an <strong>der</strong>e<br />
als schonungsvoll.<br />
Reden wir nicht nur von den beiden Grenz be -<br />
setzungen. Wer auf hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong> zu rück blicken<br />
kann, hat sicher vieles zu erzählen; er kann von<br />
Er folgen und Misserfolgen berichten, von Aner -<br />
kennung und Feindschaft, von Freude und Trauer.<br />
Natürlich, aber Sie werden sicher begreifen,<br />
dass ich in diesem Gespräch vor allem an die<br />
guten Seiten erinnern möchte und es daher<br />
meinem Biografen überlasse, die negativen Er -<br />
fahrungen zu schil<strong>der</strong>n. Nur so viel: Wäh rend<br />
des Zweiten Weltkriegs, als die Zahl <strong>der</strong> Kurse<br />
aus Spargründen reduziert werden muss te,<br />
kam es nicht selten vor, dass in einem dreissigplätzigen<br />
Wagen bis fünfzig Fahr gäste beför<strong>der</strong>t<br />
werden mussten! Auch wenn die meisten<br />
Fahrgäste diese kriegswirtschaftlich bedingten<br />
<strong>Ein</strong>schränkungen <strong>mit</strong> Humor aufnahmen,<br />
war es doch physisch und atmosphärisch richtig<br />
unangenehm und belastend. Nicht auszudenken,<br />
wir hätten <strong>mit</strong> einem solch beladenen<br />
Bus einen Unfall ge habt. Doch Gott sei Dank<br />
fuhren wir ja damals weit weniger schnell als<br />
heute, und zudem war <strong>der</strong> Verkehr längst<br />
nicht so intensiv.<br />
Also denn, was war <strong>–</strong> abgesehen von Ihrer Jung -<br />
fern fahrt <strong>–</strong> Ihr grösstes Erlebnis?<br />
Da brauche ich gar nicht lange zu überlegen:<br />
Es war am 1. Dezember 1955 die Eröffnung <strong>der</strong><br />
Gondelbahn Reigoldswil<strong>–</strong>Was serfallen. Ich<br />
hät te schon lange gerne einmal meinem Haus -<br />
berg, dem Passwang, über die Schulter ge -<br />
guckt. Mit <strong>der</strong> Gondelbahn, die einen schwerelos<br />
von 539 m auf die stolze Höhe von 923 m<br />
hinaufhisst, liess sich das jetzt viel leichter rea-<br />
Frenkendorf Füllinsdorf Giebenach Hersberg Kaiseraugst<br />
9
lisieren. Sie können sich nicht vorstellen, wie<br />
befreiend es ist, vom Wasser fallenhof aus <strong>mit</strong><br />
einem grossen Rundblick gewissermassen die<br />
Welt zu Füssen zu haben <strong>–</strong> das Tal <strong>der</strong> Hinte -<br />
ren Frenke, die Hochebe nen des Tafeljuras<br />
und des Gempens, die Sil houette <strong>der</strong> Stadt Ba -<br />
sel, die blauen Ketten des Schwarzwaldes und<br />
<strong>der</strong> Vogesen.<br />
Ja, diese Er öffnungsfahrt war <strong>mit</strong> ten am Tag<br />
eine eigentliche Stern stunde <strong>–</strong> ich werde sie nie<br />
vergessen: Auto busfahren ist ja schön und<br />
recht, aber doch erdgebunden; Gondelfahren<br />
dagegen erinnert schon ein wenig an den<br />
Vogelflug.<br />
Können Sie mir verraten, welche Tätigkeit Sie in<br />
Ihrem Beruf am liebsten ausgeübt haben?<br />
Da muss ich weiss Gott nicht lange studieren:<br />
Am liebsten waren mir die so genannten Ge -<br />
sell schaftsfahrten. Das waren eigentlich im mer<br />
sehr fröhliche Anlässe. Da wurde gesungen,<br />
da wurden Witze erzählt, und die Leute waren<br />
richtig zufrieden. Beson <strong>der</strong>s gut sind mir die<br />
Ausfahrten <strong>mit</strong> Hoch zeits gesell schaf ten in Er -<br />
10<br />
innerung. Mehr als ein mal ist es dabei vorgekommen,<br />
dass das Hochzeitspaar mir schon<br />
lange vorher bekannt gewesen ist, schliess lich<br />
waren Braut und Bräu tigam ja schon viel früher<br />
meine Passa giere gewesen. Denn oft hatten<br />
sie sich im <strong>Autobus</strong> kennen gelernt, verliebt<br />
und auf die hintersten Plätze «verdrückt».<br />
Worauf sind Sie beson<strong>der</strong>s stolz?<br />
Natür lich auf meine Familie. Sie können es<br />
nicht wissen, aber unsere Anfänge waren sehr<br />
be schei den, und es gab unendliche Schwierig -<br />
Lausen <strong>Liestal</strong> Muttenz Pratteln Reigoldswil
kei ten. Heute aber sieht alles so selbst ver -<br />
ständ lich aus.<br />
Ja wirklich, ich bin stolz auf meine vielen<br />
Enkel, die Linien- und Stadt busse, die bald<br />
übe rall in <strong>der</strong> nähe ren Um gebung auftauchen<br />
und beim Pu bli kum sehr beliebt sind <strong>–</strong> in Aris -<br />
dorf, Augst, Ar bolds wil, Birsfelden, Bubendorf,<br />
Fren ken dorf, Fül lins dorf, Giebe n ach, Hers berg,<br />
Kai ser augst, Lau sen, <strong>Liestal</strong>, Muttenz, Prat teln,<br />
Rei golds wil, Rheinfelden, Titterten, Ziefen, ja<br />
selbst in Basel.<br />
<strong>Ein</strong>e letzte Frage. Was würden Sie, wenn Sie noch -<br />
mals von vorne beginnen könnten, an<strong>der</strong>s machen?<br />
Das ist rasch gesagt; ich halte es <strong>mit</strong> <strong>der</strong> be -<br />
rühm ten französischen Sängerin Edith Piaf und<br />
ihrem bekanntesten Chanson: Je ne regrette rien!<br />
Übrigens: Sollte ich von <strong>der</strong> Regierung, wie<br />
das früher üblich gewesen ist, zu meinem Jahr -<br />
hun<strong>der</strong>t-Jubiläum einen Ehren-Lehnstuhl er -<br />
halten, ich würde ihn sicher herzlich verdanken,<br />
ihn aber nur sehr selten auch wirklich<br />
benutzen. Sie kennen doch das Sprichwort:<br />
Rheinfelden Titterten<br />
Ziefen<br />
Basel<br />
Wer rastet, <strong>der</strong> rostet! Da fällt mir noch etwas<br />
ein, das ich unbedingt los werden möchte.<br />
Haben Sie schon einmal den heute verwendeten<br />
Briefkopf <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>mit</strong> dem Signet<br />
verglichen, wie es in den Fünfzigerjahren, als<br />
ich in den besten <strong>Jahre</strong>n war, benutzt worden<br />
ist? Wie Tag und Nacht! Ja, damals war alles<br />
noch etwas beschwingter, und man gab sich<br />
ein Firmensignet, das ebensogut von einer<br />
Flug gesellschaft hätte benutzt werden können.<br />
Das sind Erinnerungen einer Hun <strong>der</strong>t jäh ri gen;<br />
ein bisschen Nostalgie ist doch wohl er laubt?<br />
11
Das Reigoldswiler Loch<br />
o<strong>der</strong> die Sackgasse<br />
Es gibt nicht nur Löcher im Schweizer Käse, es<br />
gibt auch Landschaftslöcher. <strong>Ein</strong>es <strong>der</strong> be -<br />
rühm testen ist vielleicht das Emser Loch im<br />
Kanton Glarus, das sich zweimal jährlich <strong>mit</strong><br />
<strong>der</strong> Sonne füllt; weniger bekannt ist dagegen<br />
das Rei goldswiler Loch, das un<strong>mit</strong>telbar hinter<br />
<strong>der</strong> Talstation <strong>der</strong> Gondelbahn Reigoldswil<strong>–</strong><br />
Was serfallen zu entdecken ist. Was hat es <strong>mit</strong><br />
diesem Loch für eine Bewandtnis?<br />
«Südlich von Reigoldswil, im hinteren Fren -<br />
ken tal, erhebt sich, weithin sichtbar, <strong>der</strong> breite<br />
Bergrücken des Passwangs. Beson<strong>der</strong>s augenfällig<br />
wirkt diese Jurakette in ihrer östlichen<br />
Fortsetzung. Sie sinkt nämlich beinahe <strong>100</strong> Me -<br />
ter ab und bildet eine deutliche <strong>Ein</strong>satte lung,<br />
die durch eine Waldschneise noch ausgeprägter<br />
erscheint. Dieser Bergsattel führt den Na -<br />
men Wasserfallen und war in früheren Jahr -<br />
hun <strong>der</strong>ten ein nicht unbedeuten<strong>der</strong> Pass über -<br />
gang.» (1)<br />
Das Projekt <strong>der</strong> Wasserfallenbahn<br />
<strong>Ein</strong> Blick auf die topografische Karte zeigt,<br />
dass hier die Voraussetzung für eine Jura pas -<br />
sage nicht allein durch den Sattel gegeben ist,<br />
denn in <strong>der</strong> Flucht <strong>der</strong> Passlücke liegen beidseits<br />
verkehrsgünstige Täler. Im Norden ist es<br />
die Hintere Frenke, die sich in die Flanke des<br />
Berges eingefressen hat, im Süden <strong>der</strong> Lim -<br />
mernbach. Wer zuhinterst im Frenkental wohnt,<br />
in Ziefen o<strong>der</strong> Reigoldswil, <strong>der</strong> fragt sich vor<br />
<strong>der</strong> hoch und eindrucksvoll in den Him mel ra -<br />
genden Kulisse des Passwangs un willkürlich:<br />
Wie könnte aus <strong>der</strong> Enge des Tales ein südwärts<br />
gerichteter Ausgang geschaffen werden?<br />
Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t, dem Beginn des «Eisen -<br />
bahnzeitalters», weitete sich diese Fra ge ganz<br />
selbstverständlich zur Überlegung aus, ob sich<br />
nicht das Bergmassiv <strong>mit</strong> einer Bahn untertunneln<br />
liesse. Im Jahr 1850 tauchte entsprechend<br />
12<br />
das Projekt einer Passwanglinie auf, sie sollte<br />
eine direkte Ver bindung von Basel nach Bern<br />
schaffen. Eng lische Ingenieure hatten ein Gut -<br />
achten ausgearbeitet, das neben dem Hauen -<br />
stein-Durch stich auch eine Variante Reigolds -<br />
wil<strong>–</strong>Wasser fallen<strong>–</strong>Mümliswil vorsah. Doch die<br />
Hauen steinlinie trug den Sieg davon. Die Rei -<br />
golds wiler liessen sich nicht entmutigen; sie<br />
hoff ten, <strong>mit</strong> einer von ihrem Dorf ausgehenden<br />
Nord-Süd-Verbindung eine Belebung <strong>der</strong> verkehrstechnisch<br />
ungenügend erschlossenen<br />
Talschaft zu erreichen. Als die Hauen steinlinie<br />
wegen <strong>der</strong> einsetzenden Hochkon junktur leis -<br />
tungsmässig in Bedrängnis geriet, begründeten<br />
sie darum <strong>mit</strong> Vertretern <strong>der</strong> Tal gemein -<br />
den und <strong>der</strong> solothurnischen Gemein den südlich<br />
<strong>der</strong> Wasserfallen ein von <strong>der</strong> Be völkerung<br />
warm unterstütztes Bahnko<strong>mit</strong>ee. «Ende 1873<br />
lagen die Pläne vor, und durch eine Volks ab -<br />
stimmung erhielt die schon bestehende Cen -<br />
tral bahn eine Konzession für die Wasser fal len -<br />
bahn. Bei <strong>der</strong> Vergebung <strong>der</strong> Ar beiten berücksichtigte<br />
die Centralbahn nicht eine erfahrene<br />
Dorfplatz <strong>mit</strong> Wacht-<br />
und Waschhäuslein in<br />
Reigoldswil, davor die<br />
Pferdepost, um 1900
Das Reigoldswiler Loch.<br />
Noch heute sichtbarer<br />
Stollen des Vortunnels<br />
des 1874 angefangenen<br />
Wasserfallentunnels<br />
englische Firma, son<strong>der</strong>n die mindestfor<strong>der</strong>nde<br />
deutsche Baugesell schaft Schnei <strong>der</strong>, Münch<br />
und Jerschke. 1874 begannen die Bauarbeiten<br />
für den Wasser fallen tunnel zugleich in Rei -<br />
golds wil und in Müm liswil. Aber schon 1875<br />
gingen Klagen über unregelmässige Zahl un -<br />
gen an die Arbei ter und Lieferanten ein, und<br />
es stellte sich heraus, dass die Baufirma technisch<br />
und finanziell nicht auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> von<br />
ihr übernommenen Aufgabe stand. Nachdem<br />
die Centralbahn an fänglich geholfen hatte, die<br />
Schwierigkeiten zu meistern, kam es zum Kon -<br />
kurs, und die Arbei ten wurden im September<br />
1875 eingestellt. <strong>Ein</strong> Stollen vor dem Chilchli<br />
und die künstliche Aufschüttung davor, Planie<br />
genannt, erinnern heute noch an den angefangenen<br />
Tunnelbau. <strong>Ein</strong> neuer Anlauf für den<br />
Bahn bau erfolgte 1900, nachdem 1898 die Ver -<br />
staatlichung <strong>der</strong> schweizerischen Haupt -<br />
bahnen beschlossen worden war. Doch vergeblich<br />
wartete man in Reigoldswil auf die<br />
eidgenössische Konzes sion. Inzwischen planten<br />
nämlich die Schwei zerischen Bun des -<br />
bahnen eine Verstärkung <strong>der</strong> Gott hard linie<br />
durch einen Hauensteinbasis tunnel. Der Bau<br />
des Tunnels Tecknau<strong>–</strong>OIten wurde dann 1910<br />
von <strong>der</strong> Bundesversamm lung beschlossen. Da -<br />
<strong>mit</strong> war das Wasserfal lenprojekt zum zweiten<br />
Mal in <strong>der</strong> Versenkung verschwunden.» (2)<br />
Vom Botenwagen und von <strong>der</strong> Pferdepost<br />
Auch ohne Bahnanschluss war selbstverständlich<br />
das Fünflibertal nicht einfach isoliert,<br />
denn da gabs doch von alters her die Boten -<br />
wagen und die Pferdepost. In Ziefen ging beispielsweise<br />
<strong>der</strong> Botenwagen zur Blütezeit <strong>der</strong><br />
Posamenterei zweimal wöchentlich nach Basel<br />
ab. Er brachte den Fabrikanten, den so ge -<br />
nannten Seidenherren, die fertigen Bändel.<br />
Auf dem Rückweg von Basel nach Ziefen war<br />
er <strong>mit</strong> dem neu zu verarbeitenden Material<br />
beladen. Der Bote, <strong>der</strong> den Posamentern je -<br />
weils auch den Lohn aushändigte <strong>–</strong> es waren<br />
Fünfliber, und sie haben dem Tal den Namen<br />
gegeben <strong>–</strong> war ein von <strong>der</strong> Gemeindever samm -<br />
lung gewählter Vertrauensmann. Neben den<br />
Seidenwaren beför<strong>der</strong>te er auch tägliche Ge -<br />
brauchs güter. Während im Sommer <strong>mit</strong> zwei<br />
13
Pferden gefahren wurde, fuhr man im Winter<br />
o<strong>der</strong> bei schlechtem Wetter drei- o<strong>der</strong> vierspännig.<br />
Zum Erscheinungsbild des Fünflibertals ge hör -<br />
te bis zur Eröffnung <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong>verbin dung<br />
auch die altvertraute Pferdepost. Der Post wa -<br />
gen kurs <strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Reigoldswil<strong>–</strong><strong>Liestal</strong> war 1855<br />
von <strong>der</strong> Kreispostdirektion Basel eingeführt wor -<br />
den; er diente sowohl dem Per sonenverkehr<br />
wie auch <strong>der</strong> eigentlichen Post zustellung.<br />
Der meist zweispännige Postwagen bot Platz<br />
für sechs Reisende. Sie hatten für die Fahrt<br />
von <strong>Liestal</strong> nach Reigoldswil Fr. 1.25 zu ent -<br />
rich ten. Der Fahrplan sah zwei Kurse vor:<br />
Reigoldswil ab 5.45 Uhr Basel Posthof ab 16.30 Uhr<br />
<strong>Liestal</strong> an 7.00 Uhr <strong>Liestal</strong> ab 17.45 Uhr<br />
Basel Posthof an 8.00 Uhr Reigoldswil an 19.15 Uhr<br />
Am 31. Mai 1905 schlug <strong>der</strong> Pferdepost ihr<br />
letz tes Stündlein <strong>–</strong> sie musste zugunsten des<br />
Au tomobils das Feld räumen, das motorisierte<br />
<strong>Zeit</strong>alter hatte begonnen. Auf ihrer letzten<br />
Fahrt hatte neben dem Postillon noch ein Post -<br />
trompeter Platz genommen, <strong>der</strong> von Dorf zu<br />
Dorf die schönsten Melodien erklingen liess.<br />
Mit Wehmut nahm die Bevölkerung vom<br />
Postillon, von seinen Pferden und dem gelben<br />
Wa gen Abschied.<br />
14<br />
PS: Die Auseinan<strong>der</strong>setzung um die Wasser -<br />
fallenbahn hat eine aktuelle Parallele, gemeint<br />
ist das Hin und Her um den Wisenbergtunnel.<br />
Damals wie heute ging und <strong>geht</strong> es um die<br />
Optimierung <strong>der</strong> für eine Region entscheidend<br />
wichtigen Verkehrsverhältnisse: Fanden da -<br />
mals die Bemühungen um die Wasserfallen -<br />
bahn ihr Ende in einem Loch, so werden heute<br />
die Planungsarbeiten für die zweite Etappe<br />
<strong>der</strong> Bahn 2000 <strong>–</strong> eines ihrer Herzstücke ist <strong>der</strong><br />
Wisen bergtunnel <strong>–</strong> auf planerisches Eis gelegt.<br />
Hoffentlich kommt über kurz o<strong>der</strong> lang die altbewährte<br />
Redensart «Aufgeschoben ist nicht<br />
aufgehoben» zu ihrem Recht!<br />
Der letzte<br />
Ziefener Botenfuhrmann
Der Befreiungsschlag o<strong>der</strong><br />
die Gründung <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
«Der regelmässige Verkehr <strong>mit</strong>tels Automobil<br />
ist gestern eröffnet worden. Da an diesem Tag<br />
ein Sängertag abgehalten wurde, hatten die<br />
neu en Vehikel, 2 Automobilwagen und 1 als<br />
Om n i bus eingesetzter Lastwagen, den ganzen<br />
Tag vollauf zu tun, um die zahlreichen Reisen -<br />
den zu beför<strong>der</strong>n, was auch ohne irgendwelche<br />
Störung vor sich ging. Das neue Verkehrs<strong>mit</strong> -<br />
tel wird sich bald als unentbehrlich erweisen.<br />
Glückauf zum <strong>Unternehmen</strong>.» Das war in we -<br />
ni gen Zeilen die Geburtsanzeige <strong>der</strong> Auto bus<br />
<strong>AG</strong>, welche die Basellandschaftliche <strong>Zeit</strong>ung<br />
ihren Lesern am 2. Juni 1905 vorsetzte, wohlwollend,<br />
abwartend. Kein Wort von all den An -<br />
laufschwierigkeiten, die <strong>der</strong> Jungfern fahrt vor -<br />
ausgegangen waren. Kein Wort von den Grün -<br />
<strong>der</strong>n. Kein Wort vom finanziellen Hintergrund.<br />
Doch bevor wir dies alles ausleuchten, braucht<br />
es vielleicht ein Wort <strong>der</strong> Erklärung. Was ist<br />
ein Omnibus, woher stammt das Wort? Der Aus -<br />
druck ist dem Lateinischen entlehnt omnes =<br />
alle <strong>–</strong> und bedeutet so viel wie «Fahr zeug für<br />
alle». Er qualifiziert da<strong>mit</strong> den Omnibus als<br />
15
Die erste Fahrzeugparade <strong>mit</strong> Wyss- und Martini-Wagen, um 1907<br />
16
ein urdemokratisches Beförde rungs<strong>mit</strong>tel, das<br />
allen sozialen Schichten des Volkes den Ge -<br />
nuss <strong>der</strong> Vorteile <strong>der</strong> Motori sierung bringt.<br />
Aufschlussreicher und ehrlicher als die Basel -<br />
landschaftliche <strong>Zeit</strong>ung berichtete die Nati o -<br />
nal zeitung vom 17. April 1931 rückblickend<br />
über die An fangszeit des Reigoldswilers: «Am<br />
1. Juni 1905 fand die Eröffnung statt. Schon vor<br />
Rei golds wil ist die Kutsche stecken geblieben.<br />
Die Begrüssungsmusik hatte gute Weile, bis<br />
end lich nach Behebung <strong>der</strong> Störung <strong>der</strong> Auto -<br />
bus in Reigoldswil einfuhr. Auf <strong>der</strong> Rück fahrt<br />
versagten die Motoren abermals, und die<br />
ganze Reisegesellschaft musste von Ziefen<br />
nach Lies tal im Fuhrwerk zurückkutschieren.<br />
Das war ein übles Vorzeichen.»<br />
Das erste Projekt für eine Automobilverbin -<br />
dung zwischen <strong>Liestal</strong> und Reigoldswil stammte<br />
aus dem Jahr 1903, und Folgendes war sei -<br />
ne Be gründung: «<strong>Ein</strong> langsamer, teurer Postund<br />
Botendienst ist das (einzige) Ver kehrs -<br />
binde glied zwischen Stadt und Hinter land.<br />
Schon seit Jahrzehnten ruft die Talschaft nach<br />
Ab hilfe, denn ein besseres Verkehrs<strong>mit</strong>tel ist<br />
für viele in den letzten <strong>Jahre</strong>n eine Lebens -<br />
frage geworden. Zahlreich sind auch die<br />
Fremden, welche täglich unsere aussichtsreichen<br />
Jura höhen besuchen, Während aber in<br />
früheren <strong>Jahre</strong>n ihr Abstieg meistens durch<br />
die Tal schaft erfolgte, lenken sie jetzt ihre<br />
Schritte <strong>der</strong> bequemen Eisenbahnstation zu»,<br />
wo<strong>mit</strong> natürlich Waldenburg gemeint war, das<br />
<strong>mit</strong> seinem Waldenburgerli dem Fünflibertal<br />
seit 1880 den Rang abgelaufen hatte. (3)<br />
Eigentlich dachte man bei <strong>der</strong> Gründung des<br />
<strong>Unternehmen</strong>s nur an ein Provisorium. Man<br />
glaubte, <strong>der</strong> Verkehr im Reigoldswilertal wer -<br />
de sich von Jahr zu Jahr <strong>der</strong>art steigern, dass<br />
18<br />
er über kurz o<strong>der</strong> lang <strong>mit</strong> dem <strong>Autobus</strong> nicht<br />
mehr zu bewältigen sei und daher die <strong>Ein</strong> -<br />
richtung einer Bahnlinie ins Auge gefasst werden<br />
müsse. Dem <strong>Autobus</strong>betrieb <strong>–</strong> er war ein<br />
verwegenes, spekulatives Experimentieren <strong>mit</strong><br />
einer noch keineswegs abgeklärten technischen<br />
Errungenschaft <strong>–</strong> war so<strong>mit</strong> nur eine vor -<br />
übergehende Rolle zugedacht.<br />
Das mutige Projekt, das also gewissermassen<br />
aus <strong>der</strong> Enttäuschung über die nicht realisierte<br />
Wasserfallenbahn geboren wurde, sah 7 Per -<br />
sonen- und 1 bis 2 Güterkurse vor. Man hoffte<br />
auch, die Beför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Post zu übernehmen,<br />
um so das Anlagekapital von <strong>100</strong> 000<br />
Fran ken verzinsen zu können. Nach <strong>Ein</strong>holen<br />
<strong>der</strong> Konzession beim Eidgenössischen Postund<br />
Eisenbahndepartement liess das Initiativ -<br />
ko<strong>mit</strong>ee bereits zwischen dem 31. Juli und<br />
dem 10. August 1904 viermal täglich einen Bus<br />
probeweise in beiden Richtungen fahren. Der<br />
Omnibus <strong>der</strong> Marke «Orion» hatte 9 Pferde -<br />
stärken und legte bei <strong>mit</strong>tlerer Geschwin dig -<br />
keit 15 km in <strong>der</strong> Stunde zurück, sein Motor<br />
be fand sich unter dem Führersitz. Das Fahr -<br />
zeug bot Raum für 12 Sitz- und 4 Stehplätze.<br />
Das Ergebnis <strong>der</strong> Probefahrten fiel befriedigend<br />
aus und führte am 19. Januar 1905 im<br />
Gasthaus «Engel» in <strong>Liestal</strong> zur Grün dungs ver -<br />
sammlung. Der Zweck <strong>der</strong> Gesell schaft wurde<br />
folgen<strong>der</strong>massen definiert: «eine Auto mo bil ver -<br />
bindung für Personen-, Gepäck- und so weit<br />
tunlich Güterverkehr zwischen <strong>Liestal</strong> und<br />
Reigoldswil einzurichten und zu betreiben». (4)<br />
An <strong>der</strong> Aktiengesellschaft beteiligten sich <strong>der</strong><br />
Kanton Basel-Landschaft, die Basellandschaft -<br />
liche Kantonalbank sowie die interessierten<br />
Gemeinden <strong>mit</strong> 400 Stammaktien zu Fr. <strong>100</strong>.<strong>–</strong><br />
im Betrag von Fr. 40 000.<strong>–</strong>, 69 Privatpersonen<br />
zeichneten überdies für Fr. <strong>100</strong>.<strong>–</strong> Prioritäts -
Das erste<br />
Wagendepot beim<br />
Gestadeckplatz,<br />
Ecke Büchelistrasse/<br />
Rosenstrasse<br />
in <strong>Liestal</strong><br />
aktien im Gesamtwert von Fr. 30 000.<strong>–</strong>. Man<br />
hoffte auf eine vierprozentige Verzinsung des<br />
Aktienkapitals. <strong>Ein</strong> sechsköpfiger Verwal -<br />
tungs rat, dem auch ein Regierungsrat als Ver -<br />
treter des Kantons angehörte, stand an <strong>der</strong><br />
Spit ze des <strong>Unternehmen</strong>s. Ihm oblag die An -<br />
stellung und die Entlassung <strong>der</strong> «Beamten,<br />
An ge stellten und Bediensteten» sowie die<br />
Fest legung <strong>der</strong> Tarife und Fahrpläne. In erster<br />
Pri o rität hatte <strong>der</strong> Verwaltungsrat, <strong>der</strong> aus seiner<br />
Mitte eine Betriebskommission bestimmte,<br />
die Aufgabe, die nötigen Fahrzeuge für den<br />
Per sonen- und einen Lastwagen für den Güter -<br />
ver kehr zu bestellen. Am 4. Februar 1905 über -<br />
trug er die Lieferung <strong>der</strong> Personen- und des<br />
Last wagens <strong>der</strong> Automobilfabrik J. Wyss in<br />
Olten. «Die Omnibusse werden hochelegant<br />
ausgestattet», wusste die Basellandschaftliche<br />
<strong>Zeit</strong>ung tags darauf zu berichten. «Sie erhal-<br />
ten 16 gepolsterte Sitzplätze im Inneren des<br />
Wa gens, Acetylenbeleuchtung aussen und<br />
innen und als Reserve Petrollaternen aussen<br />
und Kerzenlampen innen, <strong>der</strong> Wagenführer<br />
hat sein eigenes, vollständig abgeschlossenes<br />
Coupé.» Für die Bevorzugung gegenüber dem<br />
Orion-Wagen gab Folgendes den Ausschlag:<br />
Der 2-Zylin<strong>der</strong>-Motor war stärker, stehend und<br />
nicht unter dem Wagen eingebaut, statt Ketten<br />
wiesen die Wyss-Wagen Kardanantrieb auf.<br />
Doch <strong>der</strong> Anfang des <strong>Unternehmen</strong>s war entgegen<br />
<strong>der</strong> optimistischen Hoffnung alles an -<br />
<strong>der</strong>e als rosig, er trug <strong>der</strong> Automobilgesell -<br />
schaft nach dem ersten Betriebshalbjahr sogar<br />
ein Defizit ein, doch konnte die amtliche Li -<br />
quidation glücklich abgewendet werden. Der<br />
<strong>Jahre</strong>sbericht von 1907 bilanzierte bereits, <strong>der</strong><br />
Geschäftsgang habe im Allgemeinen einen<br />
befriedigenden Abschluss gefunden.<br />
19
Das Klang- und Erscheinungsbild<br />
des Fünflibertals<br />
zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
Räume erleben wir primär über visuelle Merk -<br />
male und Gegebenheiten, die klanglichen und<br />
akustischen Hörbil<strong>der</strong> prägen wir uns dagegen<br />
weit weniger ein, es sei denn, sie stören<br />
und beeinträchtigen unser Befinden. So ist uns<br />
denn die Tatsache, dass je<strong>der</strong> Ort für eine spezifische<br />
«akustische Landschaft» steht, nicht<br />
immer bewusst. Mit <strong>der</strong> zuneh men den Ver -<br />
nichtung von natürlichen Lebens räumen durch<br />
die mo<strong>der</strong>ne Zivilisation und <strong>der</strong> gleichzeitigen<br />
Verdichtung des Wohnens ist das Be dürf -<br />
nis nach Erhaltung natürlicher<br />
«Klang land schaf ten» und nach Stille gewachsen.<br />
<strong>Ein</strong>e 1998 durchgeführte Umfrage ergab,<br />
dass 64 Prozent <strong>der</strong> Bewohnerinnen und<br />
Bewohner <strong>der</strong> Schweiz sich durch Lärm <strong>–</strong> vor<br />
allem <strong>der</strong> Strassenverkehr wird als Lärmquelle<br />
wahrgenommen <strong>–</strong> gestört fühlen. Und so ist<br />
Laut stärke <strong>–</strong> sie wird gemäss <strong>der</strong> Lärmschutz -<br />
verordnung in Empfindlichkeitsstufen gemessen<br />
<strong>–</strong> längst zu einem Raumpla nungs element<br />
geworden.<br />
Wir fragen uns: Wie war es um die Akustik des<br />
Fünflibertales um 1905 bestellt, dem Grün dungs -<br />
jahr <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>? Schallplatten, CDs, Vi -<br />
deos o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Tondokumente aus jener<br />
<strong>Zeit</strong> existieren ja nicht, also sind wir entwe<strong>der</strong><br />
auf zeitgenössische Beschreibungen angewie-<br />
20<br />
sen o<strong>der</strong> wir versuchen, nachträglich auf<br />
Grund statistischer Daten ein akustisches<br />
Hörbild zu rekonstruieren.<br />
Der Motorenlärm<br />
An erster Stelle befragen wir die Verkehrs sta -<br />
tistik. 1901 betrug die Zahl <strong>der</strong> Motorfahr zeu -<br />
ge im Kanton 2 Motorwagen, 1904 waren es 4<br />
Motorwagen und 13 Motorrä<strong>der</strong>, zehn Jah re<br />
später zählte man 66 leichte Motor wagen, 31<br />
Lastwagen und Cars sowie 52 Motor rä<strong>der</strong>. Im<br />
Jahr 2002 betrug dagegen <strong>der</strong> Bestand an Per -<br />
sonenwagen im Kanton 130 321, wobei die drei<br />
Dörfer des Fünflibertals folgende Zahlen aufwiesen:<br />
Bubendorf 2084, Rei goldswil 638 und<br />
Ziefen 644! Während also Autos für uns Men -<br />
schen des beginnenden dritten Jahr tau sends<br />
schon längst zur Normali tät des Alltags gehören,<br />
müssen sie zu Beginn des 20. Jahr hun -<br />
<strong>der</strong>ts als eigentliche Sensation empfunden<br />
wor den sein, wenn nicht von den Er wach se -<br />
nen, so ganz sicher von den Kin<strong>der</strong>n.<br />
Da er zählt ein heute 85-Jähriger, wie aufregend<br />
für ihn und seine Geschwister noch in<br />
den Zwan zigerjahren eine Omnibus-<strong>Ein</strong>kaufs -<br />
fahrt seiner Mutter von Reigoldswil nach<br />
<strong>Liestal</strong> ge wesen sei.(5) Die Kin<strong>der</strong> hätten die<br />
Rückkehr <strong>der</strong> Mutter kaum erwarten können<br />
und sich daher auf die Strasse gelegt, das Ohr<br />
ganz na he am Boden, um ja die Vibrationen<br />
des her an na henden Fahrzeugs rechtzeitig zu<br />
spüren. Man stelle sich das bei <strong>der</strong> heutigen<br />
Ver kehrs frequenz vor. Fazit: Motorenlärm<br />
dürfte in den Zehner- und Zanzigerjahren des<br />
20. Jahr hun <strong>der</strong>ts kaum als störend empfunden<br />
worden sein <strong>–</strong> so meinen wir jedenfalls heute.<br />
Ganz an <strong>der</strong>s sah es das Primarschul-Lesebuch<br />
für das vierte Schuljahr, Jahrgang 1913. Unter<br />
dem Titel «Das Auto kommt» beschreibt es<br />
den Wechsel vom Postwagen zum <strong>Autobus</strong> -<br />
Der Reigoldswiler.<br />
Fe<strong>der</strong>zeichnung aus dem<br />
Primarschul-Lesebuch<br />
von 1913
etrieb: «Der kräftige Peitschenknall und die<br />
Töne des Posthorns kündigten den Bewohnern<br />
<strong>der</strong> Dörfer das Nahen <strong>der</strong> Post an. Heute ist es<br />
an <strong>der</strong>s geworden im Reigoldswilertal. Statt<br />
<strong>der</strong> Peitsche hörst du das Knattern und Pusten<br />
<strong>der</strong> Ma schine und an Stelle <strong>der</strong> Klänge des<br />
Post horns vernimmst du den durchdringenden<br />
Ton des Automobilhornes. Das liebliche<br />
Klingeln <strong>der</strong> Glöcklein am Pferdegeschirr ist<br />
ver schwun den; keine Rösslein ziehen den<br />
Wagen. Der Omni bus bewegt sich selbst, <strong>mit</strong><br />
eigener Kraft. Wie freuen sich insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Kin<strong>der</strong>, wenn sie in diesem merkwürdigen<br />
Gefährt nach Lies tal fahren dürfen! Mit<br />
Aufmerk sam keit be trach ten sie die einzelnen<br />
Dinge, das Steu er rad, die vielen Hebel, die<br />
mächtige Kette unter dem Wagen und nicht<br />
zuletzt die dicken Gum mi reifen an den<br />
Rä<strong>der</strong>n! Da muss es weich zu fahren sein! Die<br />
Freude an diesem neuen Fuhr werk ist so<br />
gross, dass die Reisen den, alte wie junge,<br />
manch Unangenehmes gerne <strong>mit</strong> in Kauf nehmen,<br />
selbst den ohrenbetäubenden Lärm und<br />
den üblen Geruch! «Zur Seite, Kin<strong>der</strong>, passt<br />
auf, das Auto kommt!»<br />
Das Klappern <strong>der</strong> Webstühle<br />
Die zweite Befragung gilt <strong>der</strong> Posamenterei,<br />
jenem Industriezweig also, <strong>der</strong> dem Tal <strong>der</strong><br />
Hin teren Frenke nicht gerade Reichtum, aber<br />
doch Wohlstand und da<strong>mit</strong> auch den Über na -<br />
men Fünflibertal eingebracht hat. In Rei golds -<br />
wil zählte man 1923 nicht weniger als 341 Web -<br />
stühle, in Ziefen waren es 217 und in Buben -<br />
dorf 242. Zu Beginn des dritten Jahr tausends<br />
ist die Heimweberei nur noch ferne Erinne -<br />
rung. Als nach dem Ersten Weltkrieg eine<br />
nüchterne Klei<strong>der</strong>mode die flatternden Bän<strong>der</strong><br />
verpönte und <strong>der</strong> «Bubikopf» aufkam, setzte<br />
das «Bändelsterben» ein, und <strong>mit</strong> dem Zopf<br />
fiel auch das Haarband. So wurde das rhythmisch-heimelige<br />
Klappern <strong>der</strong> Webstüh le im -<br />
mer seltener. Nach dem Zweiten Welt krieg fiel<br />
es bald beinahe ganz weg; umso schwerer fällt<br />
es heute jungen Leuten, sich vorzustellen,<br />
dass es lange Jahrzehnte die Klangszene <strong>der</strong><br />
Dörfer des Fünflibertales beherrscht hat. Die<br />
Webstühle waren damals lauter als die Autos,<br />
und auch die Landwirt schaft setzte <strong>mit</strong> den<br />
zahlreichen, die Dorf strasse belebenden Pferde -<br />
fuhrwerken und den zur Tränke geführten<br />
Kühen unmissverständliche akustische Zeichen.<br />
Noch traf das Baselbieter Lied von Wilhelm<br />
Senn den Nagel auf den Kopf, wenn es von<br />
den «Baselbieter Lütli» sagte: «Si schaffe und<br />
si wärche, sovill e jede maag: Die einte mache<br />
Bändel, die an<strong>der</strong>e schaffe s Fäld.»<br />
Was war in den drei Dörfern des Fünflibertals<br />
1905 noch ganz an<strong>der</strong>s als hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong> später?<br />
Natürlich können wir an dieser Stelle<br />
nicht alle Unterschiede zwischen gestern und<br />
21
heute ausmachen, wir begnügen uns <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
Aufschlüsselung <strong>der</strong> Stichworte Elektrizität<br />
und Strassenverhältnisse, immer vor dem<br />
Hintergrund <strong>der</strong> Bevölkerungsstatistik.<br />
Bevölkerung Jahr 1900 Jahr 2003<br />
Reigoldswil 1298 1517<br />
Ziefen 918 1427<br />
Bubendorf 1376 4423<br />
Die <strong>Ein</strong>führung <strong>der</strong> Elektrizität<br />
Zweifellos fällt uns allen die Vorstellung, ohne<br />
elektrischen Strom leben zu müssen, schwer.<br />
Allzu schnell haben wir vergessen, dass seit<br />
<strong>der</strong> <strong>Ein</strong>führung <strong>der</strong> Elektrizität als Kraft- und<br />
Lichtquelle im Baselbiet nur etwas mehr als<br />
hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong> vergangen sind. In Bubendorf,<br />
22<br />
Ziefen und Reigoldswil beispielsweise kam es<br />
erst 1902 zur Bildung <strong>der</strong> dörflichen, den Strom<br />
als Kollektiv<strong>mit</strong>glied von <strong>der</strong> Elektra Basel -<br />
land o<strong>der</strong> Wynau beziehenden Elektro-Genos -<br />
senschaften. Was hiess das? Es bedeutete zu -<br />
nächst, dass <strong>der</strong> Strom, bevor er in den einzelnen<br />
Haushaltungen für Licht- und Krafter zeu -<br />
gung genutzt werden konnte, in den da mals<br />
erbauten genossenschaftseigenen dörflichen<br />
Transformatorenhäuschen auf 120 o<strong>der</strong> 220 Volt<br />
Wechselstrom umgeformt werden muss te. Erst<br />
dann konnte das neuzeitliche Wun<strong>der</strong> geschehen,<br />
das den Alltag <strong>der</strong> Men schen in grundlegen<strong>der</strong><br />
Weise umgestalten sollte: Die Elektri -<br />
fizierung. Sie brachte zunächst anstelle <strong>der</strong><br />
Petro le um lampe das elektrische Licht <strong>–</strong> allerdings<br />
längst nicht in alle Häuser, denn wer<br />
Elek tri zität be ziehen wollte, musste Mitglied<br />
Rush Hour anno dazumal
<strong>der</strong> Genossen schaft werden, und das war na -<br />
türlich nicht gratis. Doch nicht nur die neue<br />
Helligkeit war ein Wun<strong>der</strong>, auch die Elek -<br />
trifizierung des Bügelns, des Kochens und des<br />
Waschens brachte fühlbare Erleich te run gen.<br />
Kurzum: Elektrizität <strong>–</strong> das war echter und<br />
gros ser Fortschritt, wie es <strong>der</strong> folgende Bericht<br />
vom 21. Oktober 1902 aus Bubendorf festhält:<br />
«Nachdem letzten Samstagabend zum ersten<br />
Mal im Unterdorf die elektrischen Lampen er -<br />
leuchtet und probeweise zwei Posamentstühle<br />
in Betrieb gesetzt worden waren, konnte <strong>mit</strong><br />
dem gestrigen Tag die elektrische Energie tatsächlich<br />
in Funktion treten. Die Proben gelangen<br />
ausgezeichnet. Fallen im gleichen Ver -<br />
hält nis die ganze Anlage und die Inbe trieb -<br />
nahme so günstig aus, dann darf sich die <strong>Ein</strong> -<br />
woh nerschaft nur gratulieren. Die Nach schritt -<br />
ler, welche sich <strong>mit</strong> dieser Neuerung nicht<br />
befreunden und versöhnen können, darüber<br />
auch gelegentlich lamentieren, mögen sich<br />
nun an Tatsachen halten ...» (6)<br />
Und noch ein letzter Hinweis auf die revolutionierende<br />
Kraft <strong>der</strong> Elektrizität: Sie brachte ihr<br />
Licht <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> auch in die Dorfstrassen, was<br />
für den öffentlichen Verkehr <strong>–</strong> sprich Automo -<br />
bilgesellschaft <strong>Liestal</strong> <strong>–</strong> nicht ganz unwichtig<br />
gewesen sein mag.<br />
Die Strassenverhältnisse<br />
Über Stock und Stein, bei Regenwetter<br />
schlam mig, bei Trockenheit staubig <strong>–</strong> so etwa<br />
könnte man die Strassenverhältnisse in den<br />
Dörfern zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts cha -<br />
rakte ri sie ren und qualifizieren. A propos Staub -<br />
plage: Da gibt es in <strong>der</strong> Basellandschaft lichen<br />
<strong>Zeit</strong>ung vom 17. April 1906 einen Au gen zeu -<br />
gen be richt, <strong>der</strong> an Deutlichkeit nichts zu wünschen<br />
übrig lässt und auch zeigt, wie skeptisch<br />
die Be völ kerung <strong>der</strong> neuen Ver kehrsen twick -<br />
lung ge gen überstand: «Wer am letzten Kar -<br />
freitag auf unseren von Basel nach <strong>Liestal</strong> führenden<br />
Stras sen die Aufwirbelung des Staubes<br />
<strong>mit</strong> an sah, welche durch das be ständige Hinund<br />
Her fahren <strong>der</strong> Automobile und Velos verursacht<br />
wurde, wer beobachtete, wie die vielen<br />
Hun<strong>der</strong>te von Baslern, die den schönen<br />
Tag zu einer Fusstour nach Muttenz und<br />
Pratteln benutzten, ihren Weg beständig durch<br />
aufwirbelnde Staubwolken zu nehmen hatten,<br />
und sah, wie sich Frauenzimmer 30 bis 50<br />
Schritte weit in die anliegenden Äcker und<br />
Matten hinein flüchteten, um ihre Klei<strong>der</strong><br />
durch Ver staubung nicht ganz zu Grunde richten<br />
zu lassen, <strong>der</strong> musste sich überzeugen, dass<br />
bezüglich einer <strong>der</strong>artigen Benutzung unserer<br />
Stras sen Wandel geschafft werden muss. Da<br />
unsererseits von einer wirksamen Bespritzung<br />
herwärtiger Strassen <strong>der</strong> Kosten wegen nicht<br />
die Rede sein kann, so bleibt uns nur übrig, die<br />
Benutzung unserer Strassen für den Auto -<br />
mobilverkehr zu <strong>Zeit</strong>en, da dieselben infolge<br />
trockenen Wetters <strong>mit</strong> höherem Staub bedeckt<br />
sind, zu verbieten.»<br />
Nun, das gefor<strong>der</strong>te Verbot und <strong>der</strong> erhoffte<br />
Wan del liessen auf sich warten, resigniert<br />
hiess es 1912: «Dieses mo<strong>der</strong>ne Verkehrs<strong>mit</strong>tel<br />
kann nicht mehr unterdrückt werden.» (7)<br />
Nach dem sich das Abspritzen <strong>der</strong> Strassen als<br />
untaugliches Mittel erwiesen hatte, konnte<br />
Staub-Entwarnung allerdings erst sehr viel<br />
spä ter gegeben werden, als die Strassenteerung<br />
einsetzte. Für die Talstrasse Beuggen<strong>–</strong><br />
Zie fen geschah dies beispielsweise 1926; ein<br />
Vierteljahrhun<strong>der</strong>t später wurde dann in Zie -<br />
fen auch die erste Gemeindestrasse geteert <strong>–</strong><br />
die Anwohner und die Automobilfahrer werden<br />
sich bedankt haben!<br />
23
Die Anfänge <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>–</strong><br />
eine «Automobilkrankengeschichte»<br />
Das Herzstück je<strong>der</strong> <strong>Autobus</strong>unternehmung<br />
sind natürlich ihre Fahrzeuge, doch um sie zu<br />
qualifizieren, gibt es ganz unterschiedliche<br />
Kriterien. Der Chauffeur sieht es an<strong>der</strong>s als<br />
<strong>der</strong> Passagier, und dieser wie<strong>der</strong>um hat einen<br />
an<strong>der</strong>en Beurteilungsmassstab als <strong>der</strong> Ge -<br />
schäfts führer, <strong>der</strong> als <strong>Ein</strong>käufer darüber zu<br />
wachen hat, dass beim Ankauf möglichst viele<br />
24<br />
positive Elemente ihre Berücksichtigung finden.<br />
Die Anschaffungspolitik <strong>der</strong><br />
<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong><br />
Hat die Automobilgesellschaft <strong>Liestal</strong>-Rei -<br />
golds wil <strong>AG</strong> beziehungsweise die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
Lies tal <strong>mit</strong> ihren Anschaffungen immer ins<br />
<strong>Ein</strong> Orion-Wagen im<br />
Gebiet Altmarkt/Stadion<br />
Gitterli in <strong>Liestal</strong>,<br />
um 1905
Der alte<br />
Bahn hofplatz in<br />
<strong>Liestal</strong> <strong>–</strong> dominiert<br />
von <strong>der</strong> Automobilgesell<br />
schaft<br />
<strong>Liestal</strong>-Reigoldswil,<br />
um 1910<br />
Schwar ze getroffen? Wer nur den ersten<br />
<strong>Jahre</strong>sbericht konsultiert, könnte da eher zu<br />
einem durchzogenen Ergebnis kommen,<br />
wurde doch die feierlich gedachte Eröffnung<br />
schon auf <strong>der</strong> Fahrt von <strong>Liestal</strong> nach Rei -<br />
goldswil und zurück von Motorpannen überschattet,<br />
die dafür sorgten, dass «die Wagen ...<br />
zu hinken» anfingen. Welches waren die<br />
Gründe? Zum einen mögen sicher die noch<br />
nicht geteerten und wenig ausgebauten Stras -<br />
sen zum beschwerlichen Anfang beige tragen<br />
haben, zum an<strong>der</strong>en zeigte aber damals auch<br />
die Geschäftsleitung bezüglich Anschaffung<br />
eines geeigneten Wagenparks noch wenig<br />
Erfahrung. Angesichts <strong>der</strong> Tat sache, dass ja<br />
das «Automobilwesen» in diesen <strong>Jahre</strong>n erst<br />
25
in den Anfängen steckte und die<br />
Automobilgesellschaft <strong>Liestal</strong>-Reigoldswil <strong>AG</strong><br />
überdies das erstkonzessionierte Unter neh -<br />
men dieser Art in <strong>der</strong> Schweiz war, dürfen wir<br />
uns über Pannen nicht wun<strong>der</strong>n. «So wurde<br />
denn von Anfang an <strong>der</strong> Auto bus ver kehr<br />
immer wie<strong>der</strong> durch schwere Be triebs -<br />
störungen beeinträchtigt; denn die gelieferten<br />
26<br />
Wagen (<strong>der</strong> Firma Berna in Olten, von J. Wyss<br />
konstruiert) waren ‘Kolosse’ <strong>mit</strong> einem Ge -<br />
wicht von 75 statt 55 bis 60 Zentnern, wie <strong>der</strong><br />
Fabrikant den Bestellern wenigstens mündlich<br />
versprochen hatte, sodass sie sich auf den<br />
noch wenig ausgebauten Strassen nur schwerfällig<br />
bewegten. Die Zweizylin<strong>der</strong> mo toren<br />
aber waren für die schweren Wagen viel zu<br />
Martini-Wagen in<br />
Reigoldswil, um 1905
Bahnhofplatz <strong>Liestal</strong><br />
<strong>mit</strong> zwei FBW-Dreiachsern,<br />
um 1928<br />
schwach. Zudem war erst noch schlechtes Ma -<br />
terial verwendet worden und die Konstruk tion<br />
<strong>der</strong> Wagen sehr mangelhaft.» (8) Auch stellte<br />
sich heraus, dass <strong>der</strong> Erbauer «in dieser Spe -<br />
zies noch Neuling» war. Schon nach 14 Tagen<br />
muss ten verschiedene Bestandteile ersetzt und<br />
schliesslich die beiden Omnibusse nacheinan<strong>der</strong><br />
in die Werkstätte nach Olten zur Reparatur<br />
geschafft werden. Aber auch dies half wenig.<br />
Im Oktober brachen sogar einzelne Rä<strong>der</strong> zu -<br />
sammen, so dass die Wagen auf Veran las sung<br />
des Eidgenössischen Post- und Eisen bahn -<br />
departementes ausser Betrieb ge setzt wer den<br />
mussten. Der erste Rechen schafts be richt des<br />
Verwaltungsrates bezeichnete deshalb nicht<br />
zu Unrecht die Schil<strong>der</strong>ung über den Betrieb<br />
27
vom 1. Juni bis Ende Oktober als «Auto mo -<br />
bilkrankengeschichte». Es war für den Ver -<br />
wal tungsrat ein schwacher Trost, dass die Au -<br />
to mobilgesell schaft Rapperswil<strong>–</strong>St. Gallenkap<br />
pel, die am 1. August 1905 ihren Betrieb<br />
ebenfalls <strong>mit</strong> Wyss-Wagen eröffnet hatte, die<br />
gleichen unliebsamen Erfahrungen machte.<br />
«Der noch wenig erprobte <strong>Autobus</strong> betrieb hat -<br />
te eben damals noch allerlei Kin <strong>der</strong> krank -<br />
heiten zu bestehen, bevor er sich ebenso leistungsfähig<br />
wie an<strong>der</strong>e Verkehrs <strong>mit</strong>tel erweisen<br />
konnte.» Zur Illustrierung <strong>der</strong> Auto mobil -<br />
krankengeschichte möge auch folgende kleine<br />
Geschichte dienen: Als einmal, gemütlich, wie<br />
es damals noch üblich war, <strong>der</strong> Chauffeur ei -<br />
nes Wyss-Omnibusses einen Fuss gänger un -<br />
ter wegs zum Mitfahren einlud, be dauerte dieser,<br />
dankend ablehnen zu müssen, «da er<br />
pressant sei».<br />
Das Lehrgeld, das die neue Automobilge sell -<br />
schaft zu zahlen hatte, war hoch genug: Ange -<br />
sichts des Berner Verbotes, die Wyss-Wagen<br />
weiterhin zu benützen, mussten ab Oktober<br />
für einige Wochen fremde «Fuhrwerke» zugemietet<br />
werden, und so gelang es den von <strong>der</strong><br />
Gesellschaft beschäftigten drei Chauffeuren<br />
und den zwei Billetteuren, trotz ungünstiger<br />
28<br />
Witterungsverhältnisse im schneereichen Win -<br />
ter 1905/1906 einen geordneten Betrieb auf -<br />
recht zuerhalten <strong>–</strong> zur Freude <strong>der</strong> Aktionär ver -<br />
sammlung, die sich sogar darüber aufhalten<br />
konnte, «dass im Durchschnitt zu schnell ge -<br />
fahren werde». An<strong>der</strong>erseits hatten es die Ak -<br />
tio näre zu büssen, dass eine so schlechte Wa -<br />
gen wahl getroffen worden war; ihre Aktien<br />
blieben 1907 ohne Dividende. Als «Entgelt für<br />
erlittene Verdauungsschmerzen» erhielten sie<br />
aber immerhin pro Aktie eine Freikarte.<br />
Und dann kam es besser und besser, sodass<br />
sich auch die Lebensdauer <strong>der</strong> eingesetzten<br />
Wagen von Jahr zu Jahr erhöhte. Von einem<br />
FBW-Sechszylin<strong>der</strong>-Dreiachser, <strong>der</strong> seit 1927<br />
un unterbrochen im <strong>Ein</strong>satz gewesen war und<br />
auf über eine Million gefahrene Kilometer zu -<br />
rück blicken konnte, lesen wir beispielsweise<br />
im <strong>Jahre</strong>sbericht 1959 folgenden traurig stimmenden<br />
und etwas unbeholfen klingenden<br />
Aus musterungsbericht: «Der Veteran stand mo -<br />
natelang ausserhalb <strong>der</strong> Wagenhalle, er sollte<br />
dem Meistbietenden verkauft werden, als sich<br />
aber dieser nicht fand, blieb nur noch <strong>der</strong> Auto -<br />
friedhof übrig.»<br />
Das Aussehen <strong>der</strong> ersten Omnibusse<br />
Wie sahen denn diese ersten Omnibusse aus?<br />
Wie eben die ersten Motorfahrzeuge aus heutiger<br />
Sicht aussehen: abenteuerlich, vorsintflutlich!<br />
Abenteuerlich und unheimlich er -<br />
schie nen sie aber auch den damaligen <strong>Zeit</strong>ge -<br />
nossen, so berichtete jedenfalls die Baselland -<br />
schaftliche <strong>Zeit</strong>ung am 22. August 1904: «<strong>Ein</strong>e<br />
böse Rolle spielt die Sommerdürre dem Auto -<br />
mobil o<strong>der</strong> Strassendampfwagen. Hoher Staub<br />
liegt auf den Strassen. Kommt dann so ein<br />
Sturmkasten wie ein Pfeil dahergeflogen, so<br />
wirbelt er <strong>mit</strong> seinem Luftdruck schon drei<br />
Meter vor sich hin den Staub auf, und in dieser<br />
links:<br />
ein Martini-Wagen vor<br />
dem Rössli in Ziefen,<br />
um 1910<br />
rechts:<br />
Martini-Wagen vor<br />
<strong>der</strong> Post in Bubendorf,<br />
um 1907<br />
unten:<br />
Berna-Wagen auf<br />
<strong>der</strong> Frenkenbrücke in<br />
Reigoldswil,<br />
um 1918
olympischen Wolke entschwindet er schon<br />
wie<strong>der</strong> wie ein Zauber in weiter Ferne. Er rast<br />
hin wie ein Orkan, und wer auf <strong>der</strong> Strasse ist,<br />
lebt und leben will, <strong>der</strong> flüchtet sich, den Hut<br />
in <strong>der</strong> Hand, in den Dornenhag und sieht dann<br />
nachher <strong>mit</strong> Verwun<strong>der</strong>ung, dass keine Men -<br />
schen- o<strong>der</strong> Tierleichen als Reliquien <strong>der</strong> Ka -<br />
ta strophe auf <strong>der</strong> Strasse liegen.»<br />
Schauen wir uns beispielsweise den von <strong>der</strong><br />
Automobilgesellschaft <strong>Liestal</strong>-Reigoldswil <strong>AG</strong><br />
in <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> vom 31. Juli bis 10. August 1904 für<br />
die ersten Probefahrten in den Dienst genommenen<br />
«Orion» an. Er war, was damals selbstverständlich<br />
war, vollgummibereift <strong>–</strong> auch wenn<br />
seine Stundengeschwindigkeit noch «zurückhaltend»<br />
gewesen sein mag, so ist doch anzunehmen,<br />
dass auch eine gute Fe<strong>der</strong>ung nicht<br />
alle Unebenheiten <strong>der</strong> damals noch hol prigen<br />
und ungeteerten Strassen aufgefangen haben<br />
dürfte. Immerhin gewährte <strong>der</strong> freie, lediglich<br />
überdachte Führerstand dem Fahrer eine <strong>der</strong>art<br />
gute Rund- und Aussicht, dass sich grössere<br />
Hin<strong>der</strong>nisse <strong>–</strong> etwa Steine auf <strong>der</strong> Strasse<br />
o<strong>der</strong> Schlaglöcher <strong>–</strong> rechtzeitig erkennen und<br />
bequem umfahren liessen. Die Passa giere sassen<br />
wohl geborgen und staubsicher im leicht<br />
erhöhten Fahr gastraum, ihr Gepäck konnten<br />
sie entwe<strong>der</strong> auf dem Dach unterbringen o<strong>der</strong><br />
auf <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>stiegsplattform.<br />
<strong>Ein</strong> stolzes Omnibus-Gruppenbild aus dem<br />
Jahr 1907 (Bild Seite 16) zeigt eindrucksvoll<br />
den damaligen Wagenpark. Wie Schlachtrosse<br />
stehen sie da, die fünf «Fuhrwerke», flankiert<br />
von ihren stolzen und uniformierten Chauf feu -<br />
ren. Zur Lin ken die beiden dunkeln Wyss-Wa -<br />
gen, die fahr tüchtig gemacht worden wa ren,<br />
zur Rech ten die optimistisch hellen Mar tini-<br />
Wagen. Der letzte war am 3. April 1907 von<br />
<strong>der</strong> liquidierten Gesellschaft Yver don<strong>–</strong>Mou don<br />
hinzugekauft worden. Der Ver waltungsrat hat -<br />
te den Ankauf <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Be mer kung begründet,<br />
Mar tini-Automobile sei en «von stärkster Bau -<br />
art» und <strong>der</strong> Preis von 12 000 Franken er schei -<br />
ne für eine einjährige Occasion «an nehm bar».<br />
Tatsächlich, vom 1. Juni an traten keine Stö run -<br />
gen mehr ein, die dem Eidge nössischen Postund<br />
Eisenbahndepartement irgendwie zu Re -<br />
kla mationen Anlass gegeben hätten. «Dieses<br />
Faktum steht wohl einzig da in <strong>der</strong> Geschichte<br />
des öffentlichen Automobil ver kehrs <strong>mit</strong> Post -<br />
29
eför<strong>der</strong>ung, und so sind wir auf einem Punkt<br />
angelangt, bei dem alle Schwie rigkeiten be ho -<br />
ben zu sein scheinen», konnte entsprechend<br />
<strong>der</strong> Geschäftsbericht stolz bilanzieren.<br />
1920 standen dem <strong>Unternehmen</strong> 5 Personen -<br />
transporter zur Verfügung, nämlich je 2 <strong>der</strong><br />
Marke Martini und Saurer sowie 1 Berna, ein<br />
Jahr darauf gesellte sich ein «komfortabel ka -<br />
ros sierter» FBW-Dreiachser dazu. Gegen über<br />
dem Martini-Wagen hatten all diese Neu an -<br />
schaffungen den Vorteil, dass die Reisenden<br />
vorn und nicht hinten einsteigen mussten, so -<br />
dass <strong>der</strong> Chauffeur auch die Aufgabe des Kon -<br />
dukteurs übernehmen konnte. Der letzte Mar -<br />
ti ni-Wagen wurde 1925 aus dem Verkehr ge -<br />
zogen. <strong>Ein</strong>en wichtigen Ausbauschritt markiert<br />
das Jahr 1927; es brachte die Umstellung<br />
des Wagenparks auf Luftbereifung und elektrisches<br />
Licht und ermöglichte da<strong>mit</strong> sowohl<br />
eine Erhöhung <strong>der</strong> Fahrgeschwindigkeit wie<br />
auch eine Verkürzung <strong>der</strong> Fahrzeiten. <strong>Ein</strong> epochaler<br />
Schritt erfolgte schliesslich 1929: Um<br />
das Platz angebot in Stosszeiten zu erhöhen,<br />
wurde ein Anhängerwagen <strong>mit</strong> 34 Sitz- und 15<br />
Steh plätzen angeschafft. Es war <strong>der</strong> erste Auto -<br />
mo bil -Anhängerzug <strong>der</strong> Schweiz!<br />
Die ersten Schritte<br />
<strong>der</strong> Verkehrs gesetzgebung<br />
In <strong>der</strong> Anfangszeit des Automobilverkehrs lässt<br />
sich rückblickend auch von Jahr zu Jahr nachvollziehen,<br />
wie <strong>der</strong> Gesetzgeber <strong>der</strong> neuen<br />
30<br />
Ent wicklung begegnete. Bereits 1904 hatten<br />
zahlreiche Kantone <strong>–</strong> selbstverständlich auch<br />
<strong>der</strong> Kanton Basel-Landschaft <strong>–</strong> ein Konkordat<br />
über eine einheitlichhe Verordnung betreffend<br />
den Motorwagenverkehr erlassen. (9) In Arti -<br />
kel 6 wurde festgehalten: «Je<strong>der</strong> Fahrer soll<br />
seinen Wagen <strong>mit</strong> einer Warn vorrichtung versehen,<br />
diese hat aus einem tiefen Ton zu be -<br />
stehen, <strong>mit</strong> Ausschluss jeden an<strong>der</strong>en Signals.»<br />
Artikel 8 legte fest: «Von Beginn <strong>der</strong> Däm me -<br />
rung an soll während <strong>der</strong> Nachtzeit je<strong>der</strong> Mo -<br />
tor wagen vorn <strong>mit</strong> zwei Laternen versehen<br />
sein; die eine <strong>mit</strong> grünem, die an<strong>der</strong>e <strong>mit</strong> weis -<br />
sem Licht, die Erstere links, die an<strong>der</strong>e rechts<br />
angebracht. Die Laterne <strong>mit</strong> grünem Licht darf<br />
auch einen weissen Streifen in <strong>der</strong> Mitte<br />
haben o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Mitte weiss sein.» Und<br />
Artikel 9 regelte das Tempo: «Niemals darf die<br />
Ge schwin digkeit, selbst in flachem Lande,<br />
dreis sig Kilometer in <strong>der</strong> Stunde überschreiten.»<br />
Bei Brücken und in engen Strassen sei<br />
sie hingegen auf «diejenige eines Pferdes im<br />
Schritt, d.h. auf 6 Kilometer» herabzusetzen.<br />
Das Jahr 1911 brachte eine erste Revision, sie<br />
legte neu fest: «Die zulässige Geschwindigkeit<br />
für Motorwagen ist in Ortschaften von 10 auf<br />
18 Kilo meter und in flachem Lande von 30 auf<br />
40 Kilometer erhöht. Es ist dies eine Ge schwin -<br />
digkeit, die, wenn sie wirklich eingehalten<br />
wird, im Allgemeinen Anlass zu Klagen über<br />
Belästigung des Pu bli kums kaum mehr geben<br />
wird.»<br />
So war es eben in <strong>der</strong> guten alten <strong>Zeit</strong>!<br />
Der erste<br />
Automobil-Anhängerzug<br />
<strong>der</strong> Schweiz <strong>–</strong> ein<br />
technisches Wun<strong>der</strong>werk,<br />
um 1930
Immer weiter ins Land hinaus<br />
und immer höher den Berg hinauf <strong>–</strong><br />
die ersten Expansions-Jahrringe<br />
Die ehemalige<br />
Basler Billettausgabestelle<br />
am Aeschenplatz<br />
Die Automobilgesellschaft plante schon immer<br />
über den Tag hinaus. So gaben die Initianten<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s die Hoffnung auf Reali -<br />
sierung einer Bahnlinie durch das Fünflibertal<br />
nie auf. Sie erwarteten diese Kehrtwendung<br />
zu Gunsten ihres ehrgeizigen Projektes für die<br />
<strong>Zeit</strong>, da <strong>der</strong> Verkehr «<strong>mit</strong> Automobilwagen<br />
nicht mehr bewältigt werden» könnte. Wie wir<br />
wissen, ging aber ihre Rechnung nicht auf,<br />
dafür erfüllten sich an<strong>der</strong>e Wünsche.<br />
1928: die Verlängerung<br />
<strong>der</strong> Stammlinie nach Basel<br />
Schon am 28. Juni 1928 reichte die Ge sell schaft<br />
<strong>mit</strong> Unterstützung <strong>der</strong> Kantons re gie rung und<br />
<strong>der</strong> beteiligten Gemeinden beim Eid genös -<br />
sischen Post- und Eisen bahn depar te ment das<br />
Gesuch um Verlängerung <strong>der</strong> Kurs strecke Rei -<br />
goldswil<strong>–</strong><strong>Liestal</strong> über den Kantons hauptort<br />
hin aus nach Basel ein. Ihre Begrün dung: «Je<br />
länger, je mehr macht sich das Bedürfnis geltend,<br />
von hier aus eine direkte Fahr ge le -<br />
genheit <strong>mit</strong> den nicht an <strong>der</strong> Linie <strong>der</strong> SBB liegenden<br />
Ortschaften Augst und Schwei zerhalle<br />
herzustellen.» Nach den Herbstferien konnte<br />
am 28. Oktober <strong>der</strong> Be trieb auf <strong>der</strong> neuen Li -<br />
nie aufgenommen werden. Für die Schul kin -<br />
<strong>der</strong> von Augst und Schwei zerhalle <strong>–</strong> Letzteres<br />
besass damals noch eine selbstständige Pri -<br />
mar-Gesamtschule <strong>–</strong> gab es zur Feier des Tages<br />
eine Gratisfahrt nach Basel.<br />
«Heute», so bilanzierte <strong>der</strong> Rückblick auf 25<br />
<strong>Jahre</strong> Auto bus be trieb 1930, «ist die neue Linie<br />
<strong>der</strong> alten ebenbürtig und vermag sie durch<br />
Zuleitung des Touristenverkehrs aus Basel so -<br />
gar erfolgreich zu befruchten. <strong>Ein</strong> über aus er -<br />
freuliches Er gebnis zugunsten des durch den<br />
Bahn ver kehr abgeschnittenen Hinter lan des,<br />
das den geldbringenden Ver kehr so nötig<br />
hat.»<br />
31
1930: <strong>der</strong> Kauf des Hofgutes<br />
Wasserfallen<br />
Nach dem mühsamen Start war die Automo -<br />
bilgesellschaft jetzt endlich auf Erfolgskurs,<br />
und dieser Erfolg sollte sie noch weiter beflügeln<br />
und in die stolze Höhe des Hofgutes Was -<br />
ser fallen tragen. An <strong>der</strong> Generalversammlung<br />
vom 30. November 1930 beschlossen nämlich<br />
die Aktionäre <strong>der</strong> neu auf den prägnanten Na -<br />
men <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> umgetauften Ge sell -<br />
schaft den Kauf dieses hoch über Reigoldswil<br />
gelegenen aussichtsreichen und 3642 Aren<br />
gros sen Hofgutes; sie entsprachen da<strong>mit</strong> dem<br />
neu definierten Gesellschaftszweck, <strong>der</strong> unter<br />
an<strong>der</strong>em auch den Erwerb von Liegenschaften<br />
vorsah, die <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung des Touris ten ver -<br />
kehrs dienen konnten. Mit einem Umbau sollten<br />
bessere Unterkunfts- und Verpfle gungs -<br />
32<br />
mög lichkeiten geschaffen werden, doch scheiterte<br />
<strong>der</strong> Plan, die Zufahrt <strong>mit</strong> Autos zum Was -<br />
serfallenhof auszubauen <strong>–</strong> aus heutiger um -<br />
welt politischer Sicht sicher kein Unglück.<br />
<strong>Ein</strong>es aber gilt es an dieser Stelle anzumerken:<br />
Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> hat es viele, viele Jah -<br />
re vor Inkrafttreten des Baselbieter Touris mus -<br />
gesetzes verstanden, aktive Tourismus po li tik<br />
zu betreiben. Das schlug sich bereits 25 <strong>Jahre</strong><br />
nach <strong>der</strong> Grün dung des <strong>Unternehmen</strong>s auch<br />
sehr deutlich in <strong>der</strong> <strong>Jahre</strong>sbilanz des Jubi lä -<br />
ums jahres 1930 nie <strong>der</strong>. Es brachte eine Stei -<br />
gerung <strong>der</strong> Gesamt frequenz um 73 351 auf<br />
220 110 Fran ken. Auf <strong>der</strong> Kursstrecke waren<br />
112 094, auf Arbeiter kur sen und Fernfahrten<br />
32 089 Wa gen kil o meter zurückgelegt worden,<br />
wobei die durchschnittliche Tagesleistung 395<br />
Wagen kilometer be trug.<br />
Verlauf <strong>der</strong> Stammlinie<br />
Pferde im <strong>Ein</strong>satz beim<br />
Bau <strong>der</strong> Luftseilbahn<br />
Wasserfallenhof vor<br />
dem Brand am<br />
23. 3.1958 darauf folgte<br />
<strong>der</strong><br />
Neubau Hotel<br />
Wasserfallenhof
1949: die <strong>Ein</strong>richtung <strong>der</strong> Berglinie<br />
nach Arboldswil und Titterten<br />
Am 20. Juli 1905 berichtete die Baselland schaft -<br />
liche <strong>Zeit</strong>ung Folgendes: «Arboldswil. Ges tern<br />
kam ein Automobil <strong>der</strong> Herren Bolliger und Cie.<br />
von Basel hierher, das den Weg in 55 Minuten<br />
zurückgelegt hat. Man rechnet immer 5 Stun -<br />
den Marsches von hier nach Basel <strong>–</strong> Time is<br />
Money, sagt <strong>der</strong> Englän<strong>der</strong>, <strong>Zeit</strong> ist Geld. Das<br />
heisst man ein Stück neue Welt und Fort -<br />
schritt. Bravo!»<br />
Doch eigentlich begann <strong>der</strong> wirkliche Fort -<br />
schritt in den beiden Berg dör fern Arboldswil<br />
und Titterten erst am 15. Mai 1949, denn jetzt<br />
erhielten sie Anschluss an den öffentlichen<br />
Ver kehr, und dies natürlich, so ist man fast<br />
ver sucht zu sagen, dank <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> Lies -<br />
tal. Bis zu diesem <strong>Zeit</strong>punkt hatten die Bewoh -<br />
ner <strong>der</strong> beiden Gemeinden, wenn sie ein<br />
öffent liches Verkehrs<strong>mit</strong>tel benutzen wollten,<br />
entwe<strong>der</strong> in Waldenburg in die Bahn o<strong>der</strong> in<br />
Reigoldswil in den Bus zuzusteigen. «Gross<br />
war die Begeisterung <strong>der</strong> ganzen Bevölkerung<br />
bei <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>weihung <strong>der</strong> neuen, 19 km langen<br />
Linie. Die Häuser waren beflaggt, die Brunnen<br />
<strong>mit</strong> Girlanden geschmückt, die Festreden<br />
schön anzuhören. Und die hübschen Frauen<br />
von Titterten und Arboldswil kredenzten den<br />
edlen Wein <strong>mit</strong> feinen Schenkeli.» (10)<br />
Auf vielen Gebieten des täglichen Lebens er -<br />
öff nete die Buslinie, <strong>der</strong>en Eröffnung <strong>der</strong><br />
Ausbau <strong>der</strong> Strassen <strong>mit</strong> Ausweichstellen<br />
voraus gangen war, neue Möglichkeiten: Jun -<br />
gen Leu ten erleichterte sie die Annahme einer<br />
Lehr stelle im Unterland, älteren Be wohner in -<br />
nen und Bewohnern bot sie Gelegenheit, ohne<br />
allzu viele Umtriebe in grösseren Ortschaf ten<br />
sowie in <strong>Liestal</strong> o<strong>der</strong> Basel <strong>Ein</strong>käufe zu tätigen<br />
und Arztbesuche zu machen, den Tou risten<br />
aber bot die Linie 71, die die «schönste, heimeligste,<br />
romantischste des ganzen A<strong>AG</strong>L-<br />
Netzes sein soll», neue Wan<strong>der</strong>möglichkeiten.<br />
<strong>Ein</strong>e vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht<br />
wich tige Abrundung des Anschlusses an den<br />
öffentlichen Verkehr brachte schliesslich 1954<br />
die <strong>Ein</strong>richtung eines Camionagedienstes von<br />
Reigoldswil nach den beiden Bergdörfern Ar -<br />
bolds wil und Titterten. Sprichwörtlich ist da bei<br />
<strong>der</strong> so genannte «Milcher» geworden, es war<br />
ein Büssing-Lastwagen, <strong>der</strong> <strong>mit</strong> seiner acht -<br />
plätzigen Kabine auch Schulkin<strong>der</strong> beför<strong>der</strong>n<br />
konnte.<br />
1953 <strong>–</strong>1956: die Planung und <strong>der</strong><br />
Bau <strong>der</strong> Gondelbahn und des Skilifts<br />
Vogelberg<br />
1953 beschloss die Generalversammlung <strong>der</strong><br />
Auto bus <strong>AG</strong> einen überraschend kühnen Aus -<br />
bauschritt: Sie stimmte dem Bau einer Gon -<br />
33
delbahn Reigoldswil<strong>–</strong>Wasserfallenhof zu und<br />
nahm da<strong>mit</strong> ein Projekt auf, das bereits 1931<br />
diskutiert worden war. Ausschlagge bend für<br />
diese positive Entscheidung waren die erfolgreiche<br />
Eröffnung eines Skiliftes in Langen -<br />
bruck wie auch die Tatsache <strong>der</strong> grossen An -<br />
zie hungskraft solcher <strong>Ein</strong>richtungen im be -<br />
nach barten Ausland.<br />
<strong>Ein</strong> beinahe gleichzeitig von Waldenburg aus<br />
vorgetriebenes Projekt einer Verbindungs -<br />
bahn von Waldenburg nach <strong>der</strong> Waldweide un -<br />
terlag, da <strong>–</strong> so die Begrün dung <strong>der</strong> Eidg. Kom -<br />
mission für Bergbahnen <strong>–</strong> die Wasserfallen, ver -<br />
glichen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Wald weide, erheblich näher<br />
beim Passwang liege und auch <strong>der</strong> Aus -<br />
sichtspunkt des Chelle chöpfli leicht erreichbar<br />
sei. Wenn im Übrigen <strong>der</strong> von den Initianten<br />
vorgesehene Skilift nach dem Vogelberg realisiert<br />
sei, komme je <strong>der</strong> Skifahrer auf die<br />
Rechnung, denn die in die sem Gebiet sich<br />
anbietenden Abfahrten wür den bezüglich<br />
Länge, Abwechslung und landschaftlicher<br />
Schönheit die Standard stre cke von Walden -<br />
burg übertreffen. <strong>Ein</strong> Re kurs des Walden bur -<br />
ger Initiativko<strong>mit</strong>ees prallte ab; <strong>der</strong> Bun<strong>der</strong>at<br />
liess sich nicht erweichen. In seinen Erwä -<br />
gungen machte er unter an<strong>der</strong>em gel tend:<br />
«Bestimmt ziehen viele Ski fahrer den <strong>Autobus</strong><br />
(gegenüber <strong>der</strong> Waldenburgerbahn) vor, <strong>der</strong><br />
jedes Umsteigen überflüssig macht und bei<br />
dem in den beson<strong>der</strong>en Skibehältern speziell<br />
nasse Skier mindestens so gut versorgt werden<br />
können wie in Eisenbahnwagen.» (11)<br />
Die Eröffnung <strong>der</strong> beiden Transportanlagen<br />
war auf den 1. Dezember des Jubiläumsjahres<br />
1955 vorgesehen, doch es kam an<strong>der</strong>s, wie die<br />
Basellandschaftliche <strong>Zeit</strong>ung am 3. März 1956<br />
zu berichten wusste: «Als wir vor 14 Tagen<br />
durch die prächtigste Winterlandschaft nach<br />
34<br />
Reigoldswil fuhren, um ein Bild <strong>der</strong> Gondel -<br />
bahn aufzunehmen, da glaubten wir, dass <strong>der</strong><br />
Betrieb noch vor <strong>der</strong> Fasnacht eröffnet werde.<br />
Als wir aber bei <strong>der</strong> Talstation, ganz hinten<br />
beim so genannten Chilchli, ankamen, da vernahmen<br />
wir, dass zwar die Brems- und Belas -<br />
tungsproben ausgezeichnet ausgefallen wären,<br />
dass aber im Getriebe ein Defekt aufgetreten<br />
sei, <strong>der</strong> die sofortige Inbetriebnahme verhin<strong>der</strong>e.<br />
Nun, unter etwas erschwerten Umstän -<br />
den knipsten wir unser Bild doch noch. Dann<br />
ging es aber lei<strong>der</strong> ziemlich lange, bis wir wie<strong>der</strong><br />
etwas hörten. Und nun, da das Tauwetter<br />
so richtig eingesetzt hat, wäre es so weit. Die<br />
Bahn läuft einwandfrei, indessen diesen Win -<br />
ter doch nicht mehr für die Skifahrer. Trösten<br />
wir uns: Im Passwanggebiet ist es auch im
Früh ling und im Sommer schön, beson<strong>der</strong>s<br />
wenn <strong>der</strong> Ausgangspunkt <strong>–</strong> die Wasserfallen <strong>–</strong><br />
so ohne Anstrengung erreicht werden kann.<br />
37 geschlossene Gondeln, in denen bequem<br />
vier Personen Platz finden, schweben in 14mi<br />
nütiger Fahrt bei einer Fahrtgeschwin dig -<br />
keit von 2,3 m in <strong>der</strong> Sekunde auf die Vor<strong>der</strong>e<br />
Wasserfallen in 923 m Höhe. In dieser <strong>Zeit</strong><br />
wird <strong>mit</strong> einer Seillänge von 1030 m ein<br />
Höhen un terschied von 384 Metern und eine<br />
Stei gung von 72% (über 13 Zwischenstützen)<br />
über wun den. Bei Schnee wechselt dann <strong>der</strong><br />
Ski fahrer auf den Skilift, <strong>der</strong> ihn <strong>mit</strong> einer Seil -<br />
länge von 850 m und einer Höhendifferenz<br />
von 244 m auf den 1144 Meter hohen<br />
Vogelberg bringt, von wo drei ausgesteckte<br />
Abfahrten nach Rei golds wil zurückführen.»<br />
PS: Im September 1994 fand die weisse Herr -<br />
lichkeit <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> ihr Ende. <strong>Ein</strong>e<br />
ausserordentliche Generalversammlung stimmte<br />
<strong>der</strong> Schenkung <strong>der</strong> Luftseilbahn an eine<br />
Stif tung zu, die dafür sorgen soll, dass die<br />
sanierungsbedürftige Gondelbahn auch in Zu -<br />
kunft weitergeführt werden kann. Der Kanton<br />
sicherte in dieser Absicht einen Beitrag von<br />
500 000 Franken aus dem Lotteriefonds zu,<br />
ebenfalls halfen zahlreiche Gemeinden, Un -<br />
ter nehmungen und Private <strong>mit</strong>, die Gel<strong>der</strong> für<br />
die Sanierung <strong>–</strong> rund 2,2 Mio. Fr. <strong>–</strong> zusammenzutragen.<br />
Schliesslich garantiert auch die im<br />
Frühling 1996 erfolgte Konzessionserneu e -<br />
rung die Existenz <strong>der</strong> Bahn bis Ende Mai 2007.<br />
Wie soll es dann aber weitergehen?<br />
To be or not to be, that is the question = Sein<br />
o<strong>der</strong> Nicht sein, das ist hier die Frage! Nun, <strong>der</strong><br />
Stif tungsrat Luftseilbahn Reigoldswil<strong>–</strong>Was ser -<br />
fallen (LRW) hat im Mai 2004 beschlossen, die<br />
alt und sanierungsbedürftig gewordene Bahn,<br />
<strong>der</strong> im Rahmen von Baselland Tourismus eine<br />
ausserordentlich hohe Bedeutung zu kommt,<br />
nicht etwa abzureissen und auch nicht zu sa -<br />
nieren, son<strong>der</strong>n schlicht und einfach neu zu<br />
bau en. Gleichzeitig soll sie auf dem Trassee<br />
des inzwischen schon abgerissenen Skilifts bis<br />
auf den Vogelberg verlängert werden, von wo<br />
aus man bekanntlich eine imposante Rund -<br />
sicht bis hin zu den Alpen geniesst. Wenn die<br />
budgetierten 12 Millionen Franken für diese<br />
touristische Erschliessung des Basler Hinter -<br />
landes zusammenkommen, dann wird es dank<br />
<strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> möglich sein, <strong>mit</strong> ei -<br />
nem 30-Minuten-Takt und einer neuen «Ticket -<br />
generation» in Basel direkt ein Billett auf den<br />
Vogelberg zu lösen und da<strong>mit</strong> in knapp einer<br />
Stunde vom städtischen Zentrum auf stolze<br />
1144 Meter über Meer zu «gondeln» <strong>–</strong> und<br />
dies alles nota bene unter Schonung <strong>der</strong><br />
Umwelt nur <strong>mit</strong> öffentlichen Verkehrs<strong>mit</strong>teln!<br />
35
Von Haltestelle zu Haltestelle:<br />
unterwegs <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Stammlinie 70<br />
von Basel nach Reigoldswil<br />
Und das sind die Haltestellen des so genannten Reigoldswilers (Linie 70): Basel Aeschenplatz<strong>–</strong><br />
Breite<strong>–</strong>Birsfelden Kirchmatt<strong>–</strong>Friedhof<strong>–</strong>Stausee<strong>–</strong>Sternenfeldstrasse<strong>–</strong>Waldhaus<strong>–</strong>Auhafen<strong>–</strong>Schwei -<br />
zer halle<strong>–</strong>Saline<strong>–</strong>Hardwasser<strong>–</strong>Augst<strong>–</strong>Hülften<strong>–</strong>Kittler<strong>–</strong>Schönthal<strong>–</strong>Radacker<strong>–</strong>Kantonsspital<strong>–</strong>Lies -<br />
tal Bahnhof<strong>–</strong>Kaserne<strong>–</strong>Wasserturmplatz<strong>–</strong>Stadion<strong>–</strong>Altmarkt<strong>–</strong>Bad Bubendorf<strong>–</strong>Unterdorf<strong>–</strong>Bu ben dorf<br />
Zentrum<strong>–</strong>Steingasse<strong>–</strong>Industrie Süd<strong>–</strong>Diegmatt<strong>–</strong>Ziefen Post<strong>–</strong>Mühlegasse<strong>–</strong>Hofmatt<strong>–</strong>Fraumatt <strong>–</strong>Büt -<br />
schen<strong>–</strong>Linde<strong>–</strong>Gemeindezentrum<strong>–</strong>Reigoldswil.<br />
Hammering Man<br />
Da steht er an <strong>der</strong> Hal testelle Aeschen platz<br />
und wartet auf seine Kundschaft <strong>–</strong> <strong>der</strong> Rei golds -<br />
wiler. Nur ein paar Meter weiter waltet <strong>der</strong><br />
über lebens grosse, vom ame ri kanischen Küns t -<br />
ler Jonathan Borofsky geschaffene und 13 Meter<br />
hohe Hammering Man seines Amtes <strong>–</strong> uner -<br />
müd lich bearbeitet er ein Stück Eisen. Er ist<br />
das Symbol des Arbeiters, <strong>der</strong> in uns allen<br />
steckt. Arbeitet er gerne <strong>–</strong> ist er <strong>mit</strong> seiner Ar -<br />
beit zufrieden? Die Fragen bleiben unbe ant -<br />
wor tet <strong>–</strong> weit ausholend hebt und senkt sich<br />
sein Arm <strong>–</strong> unermüdlich, Tag und Nacht. Und<br />
Tag und Nacht ist seit 1928 auch <strong>der</strong> Rei golds -<br />
wiler, ebenfalls ein Arbeiter, unter wegs <strong>–</strong> zwischen<br />
Basel und Reigoldswil, un er müd lich.<br />
36<br />
Über die Kantonsgrenze<br />
Vom Aeschenplatz aus <strong>geht</strong> es vorbei am Al -<br />
ban tor zur Linken und an <strong>der</strong> Haltestelle<br />
Breite zur Rechten hinunter zur Birsbrücke, wo<br />
die Kantonsgrenze Basel-Land schaft/ Ba sel-<br />
Stadt verläuft. Seit 1994 gehört das Lau fental<br />
zum Kanton Baselland, und so hat sich die 29,4<br />
km lange Ergolz, <strong>der</strong> «Natio nal fluss» des<br />
Baselbiets, <strong>mit</strong> dem zweiten Platz zu be -<br />
gnügen; die Birs hat ihr <strong>mit</strong> ihrer Ge samt länge<br />
von rund 74 Kilometern und einem Baselbieter<br />
Anteil von 36,340 km den Rang abgelaufen.<br />
Jenseits <strong>der</strong> Birs durchfährt <strong>der</strong> Reigoldswiler<br />
das jüngste Baselbieter Dorf, das erst seit 1875<br />
selbstständige Birsfelden, das <strong>mit</strong> seiner
Schleu se, dem Kraftwerk und dem Stausee im -<br />
mer wie<strong>der</strong> viel Publikum an den Rhein lockt.<br />
Dann fahren wir durch den für die Grund -<br />
wasserversorgung Basels wichtigen Hardwald<br />
nach Schweizerhalle. Beim Ver lassen <strong>der</strong> Hard<br />
erhaschen wir zur Linken auf <strong>der</strong> Höhe des<br />
Kreisels ganz kurz einen Blick auf den Rhein<br />
<strong>mit</strong> den imposanten Kran an lagen des<br />
Birsfel<strong>der</strong> Hafens.<br />
Chemie und nochmals Chemie<br />
Bald nachdem wir <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Haltestelle Wald -<br />
haus/ Rheinhafen das Grün <strong>der</strong> Hard hinter<br />
uns gelassen haben, durchfahren wir eine <strong>der</strong><br />
eindrucksvollsten Industrielandschaf ten <strong>der</strong><br />
Nord<br />
west schweiz, das Chemiegelände <strong>der</strong><br />
Schwei zer halle, wo sich am 1. November 1986<br />
<strong>der</strong> noch immer nachhaltig wirkende Chemie -<br />
gross brand ereignet hat. Hier geben sich die<br />
be deu tendsten Chemiegiganten <strong>der</strong> Schweiz<br />
ein Stell dichein: Ciba Spezialitätenchemie<br />
<strong>AG</strong>, Finck Sieb druck farben, Novartis Schwei -<br />
zer hal le <strong>AG</strong> und Schweizerhall Chemie <strong>AG</strong>.<br />
Rechts und links <strong>der</strong> Strasse säumen hohe<br />
Industriebauten die Strasse: <strong>Ein</strong> für den Laien<br />
kaum erklärbares Gewirr von Rohren, Leit un -<br />
gen, Kaminen, grösseren und kleineren Ge fäs -<br />
sen und Tanks bestimmt das Bild, das ab und<br />
zu auch von einer Rauchfahne belebt wird.<br />
Grossflächige Autoparkplätze dienen den hier<br />
beschäftigten Heerscharen von Angestellten<br />
und Arbeitern.<br />
Im Herzen von Schweizerhalle beruhigt sich<br />
das Bild; an die Stelle <strong>der</strong> Chemielaboran la -<br />
g en und <strong>der</strong> Fabrikationsgebäude treten zur<br />
Rechten sozusagen normal dimensionierte Ge -<br />
bäude. Es sind die alten und neuen Fab ri ka -<br />
tionsgebäude <strong>der</strong> Rheinsaline; eine Aus nahme<br />
bildet lediglich <strong>der</strong> <strong>mit</strong> 55 m Höhe die ganze<br />
Siedlung überragende Backstein kamin. Ihm<br />
ge gen über erblicken wir zur linken Seite <strong>der</strong><br />
Landstrasse in einer parkartigen grünen Land -<br />
schaft die schöne Villa des Salinen be grün<strong>der</strong>s<br />
Carl Christian Glenck (1779<strong>–</strong>1845).<br />
Das Ge län de führt sanft abfallend zum Rhein<br />
hinunter, <strong>der</strong> hier die Landesgrenze bildet. In<br />
<strong>der</strong> Villa Glenck ist heute das sehenswerte<br />
Sali nen museum untergebracht.<br />
37
Die Salinen-Bohrtürme<br />
Wir lassen Schweizerhalle hinter uns und er -<br />
bli cken zu unserer Rechten die zwei noch üb -<br />
rig gebliebenen alten und holzverschalten<br />
Bohr türme <strong>der</strong> Saline. Ihre braunschwarze und<br />
eigenartige Holzarchitektur ist landschaftsbestimmend.<br />
Sie ruft in Erinnerung, dass die<br />
Saline im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t für den noch jungen<br />
Kanton Basel-Landschaft zu gleich Glücks fall<br />
und Goldgrube war. Am 30. Mai 1830 war <strong>der</strong><br />
deutsche Salinen fachmann Christian Glenck<br />
bei einer Bohrung westlich des Roten Hauses<br />
im Muttenzer Bann <strong>–</strong> das Haus hat schon<br />
längst Chemiebauten weichen müssen <strong>–</strong> in<br />
einer Tiefe von 130 m fündig ge wor den. Die<br />
Ausbeutung des grossen Salz lagers begann<br />
1837, und es war nicht über trieben, wenn <strong>der</strong><br />
Regierungsrat 1871 er klärte: «Ja, die Saline ist<br />
<strong>der</strong> Stolz jedes Land schäft lers, wie ein rechter<br />
Bauer auf seine Milch kühe im Stall stolz ist.<br />
Diese Saline konzentriert sich auf das<br />
Interesse des ganzen Kan tons, und von ihrem<br />
Blühen und Gedeihen hängt <strong>der</strong> mehr o<strong>der</strong><br />
weniger gesunde Stand unserer jährlichen<br />
Staatsrechnung ab.» (12) Tat sächlich ersparte<br />
38<br />
die Saline den Basel bietern bis 1892 die<br />
Staatssteuer, und damals wie heute deckt sie<br />
zusammen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Saline Riburg/Möhlin<br />
nahezu den gesamten Salz bedarf <strong>der</strong> Schweiz.<br />
Seit ihrer Eröffnung vom 7. Juni 1837 hat die<br />
Saline Schweizerhalle bis Ende 2003 aus 30<br />
bis 40 Bohrlöchern rund 7,8 Millionen Tonnen<br />
Salz produziert.<br />
Von Schweizerhalle aus fahren wir dem Rhein<br />
entlang zur Haltestelle Augst. Wer etwa hier<br />
einen Blick auf die Römerstadt Augusta Rauri -<br />
ca erhaschen möchte, sieht sich ge täuscht,<br />
denn das Ruinengelände liegt etwa fünfhun<strong>der</strong>t<br />
Meter östlich <strong>der</strong> Haltestelle. In etwa<br />
einer Viertelstunde ist es jedoch bequem zu<br />
Fuss erreichbar.<br />
«Wo Berge sich erheben»<br />
Von Augst aus fährt <strong>der</strong> Bus südwärts Rich -<br />
tung Hülften; es <strong>geht</strong> über die Autobahn zur<br />
Kantonsstrasse Basel<strong>–</strong><strong>Liestal</strong>. Doch bevor wir<br />
in diese Landstrasse einmünden, nehmen uns<br />
zur Rechten ganz unerwartet hohe, ockerfarbige<br />
und vegetationslose Hügel gefangen. Es
sind offensichtlich keine natürlich gewachsenen<br />
Erhebungen, auf <strong>der</strong> Landeskarte sind sie<br />
jedenfalls nicht eingetragen. Waren es vor Jah -<br />
ren die Kiesberge einer bekannten Stras sen -<br />
baufirma, so sind es seit dem 1. Juni 2002 die<br />
Granulatberge einer früher in Lausen an säs sig<br />
gewesenen Recyclingfirma, die <strong>mit</strong> mächtigen<br />
und starken Maschinen Bauschutt <strong>–</strong> pro Jahr<br />
bis zu 80 000 Tonnen <strong>–</strong> zerkleinert, siebt und<br />
zu 25 m hohen, 25 000 bis 30 000 m 3 starken<br />
Hügeln auftürmt. Das so entstandene Granulat<br />
findet im Strassenbau Verwendung, beim Au -<br />
to buspassagier rufen die sich im Aussehen von<br />
Woche zu Woche verän<strong>der</strong>nden Berge viel -<br />
leicht Erinnerungen an Sahara-Land schaf ten<br />
wach.<br />
Die Hochspannungsleitung<br />
Kurz nach Passieren dieser speziellen Land -<br />
schaft «unterquert» <strong>der</strong> Reigoldswiler ganz<br />
selbst verständlich eine <strong>der</strong> vielen Hoch span -<br />
nungsleitungen, die unsere technisierte Land -<br />
schaft durchziehen. Sie sind uns längst selbstverständlich<br />
geworden, und wer erinnert sich<br />
daher noch <strong>der</strong> Tatsache, dass sie in den<br />
<strong>Jahre</strong>n 1923 bis 1925 bekämpft wurden. Den<br />
Grund- und Hauseigentümern ging es um die<br />
Wertvermin<strong>der</strong>ung ihres Besitzes, während<br />
Land- und Forstwirte befürchteten, dass die<br />
Bewirtschaftung <strong>der</strong> betroffenen Grundstücke<br />
erschwert und <strong>der</strong> Ertrag reduziert würde. Der<br />
Heimatschutz schliesslich wollte verhin<strong>der</strong>rn,<br />
dass die Landschaft durch weitere Hochspan -<br />
nungsleitungen durchschnitten würde. Dazu<br />
kamen wirtschaftliche Motive: Man befürchtete<br />
die Konkurrenzierung <strong>der</strong> einheimischen<br />
Industrie durch elsässische Betriebe, die über<br />
eine neue Hochspannungsleitung <strong>mit</strong> schweizerischem<br />
Strom versorgt würden. Doch <strong>der</strong><br />
Wi<strong>der</strong>stand, <strong>der</strong> in einer kantonalen Initiative<br />
gipfelte, fruchtete nicht; <strong>der</strong> Bundesrat entschied<br />
gegen den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Baselbieter<br />
Leitungsgegner.<br />
Das vergessene Denkmal<br />
Aus <strong>der</strong> Hülftensenke fährt nun <strong>der</strong> Reigolds -<br />
wiler die Strassenrampe hinauf zur Landstras -<br />
se. Rechts beeindrucken ein smarter Glasturm<br />
sowie eine Container-Wagenburg. Das Tal wan -<br />
delt sich jetzt bis <strong>Liestal</strong> zu einem gewerbe-<br />
39
und industriebesetzten Siedlungsschlauch,<br />
und <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong>passagier vermisst die Weite<br />
<strong>der</strong> eben durchfahrenen Rheinebene; sein<br />
Blick bleibt dafür am Strassenrand hängen<br />
und wird plötzlich zur Rechten durch einen<br />
klei nen kupfernen, denkmalartigen und schlan -<br />
ken Obelisk gefangen genommen. Er steht in<br />
einem Glasgehäuse und erinnert an die krie -<br />
ge rische Auseinan<strong>der</strong>setzung an <strong>der</strong> Hülften -<br />
schanze von 1833, welche die Kantons tren -<br />
nung besiegelte. Das Original dieses Denk -<br />
mals, das hier in einer Nachbildung eines<br />
Spenglers in Erscheinung tritt, fristet unweit<br />
<strong>der</strong> Rheinstrasse in einem Waldstück ein kaum<br />
bemerktes Dasein.<br />
Dampfwalzenromantik<br />
Die Rheinstrasse ist <strong>–</strong> abgesehen von <strong>der</strong> Au -<br />
to bahn <strong>–</strong> die meistbefahrene Strasse des Kan -<br />
tons und weist eine Tagesfrequenz von über<br />
44 000 Fahrzeugen auf. Da sind die Wagen -<br />
führer <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> <strong>mit</strong> ihren grossen<br />
Fahrzeugen gefor<strong>der</strong>t! An die <strong>Zeit</strong> des<br />
noch gemütlicheren Strassenverkehrs erinnert<br />
an <strong>der</strong> Rheinstrasse noch ein zweites, eher<br />
40<br />
ungewöhnliches Denkmal: Es steht am <strong>Ein</strong> -<br />
gang des Areals <strong>der</strong> Strassenbaufirma Ziegler<br />
und weckt in seiner gläsernen Vitrine Dampf -<br />
walzenerinnerungen. Die Dampfwalzen <strong>–</strong> wa -<br />
ren sie nicht massgebend daran beteiligt, dass<br />
unsere Strassen zu Beginn des 20. Jahr hun -<br />
<strong>der</strong>ts dank Beteerung zusehends entstaubt<br />
und verkehrsfreundlicher wurden, was sich ja<br />
auch für den Reigoldswiler positiv auswirkte?<br />
Wie ein Maispracher Bub in den Zwanzigerjahren<br />
<strong>der</strong> Dampfwalzenfaszination erlag, hält<br />
<strong>der</strong> folgende Bericht fest:<br />
«<strong>Ein</strong> mächtiges Vehikel <strong>mit</strong> Wohn- und Mate -<br />
rialwagen kam da eines Nach<strong>mit</strong>tags ange -<br />
pus tet <strong>mit</strong> Rasseln, Rätzen und <strong>mit</strong> einer<br />
Rauch fahne. Vorn eine breite bedrohliche<br />
Wal ze, hinten beidseits übermannshohe Wal -<br />
zenrä<strong>der</strong>, die alle <strong>mit</strong> Wasser gefüllt waren. Die<br />
Aufbauten, <strong>der</strong> überdachte Füh rerstand <strong>mit</strong><br />
dem Handrad für die Steuerung <strong>mit</strong> dem Pfeif -<br />
signal, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Ofentüre zur Brenn kammer des<br />
Kolosses samt dem hohen Kamin <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
Deckenklappe, alles imponierte mir mächtig.<br />
So konnte ich lange verträumt davorstehen
und staunen. Keine <strong>Ein</strong>zelheit entging meiner<br />
Aufmerksamkeit: die schwarzen Ketten, welche<br />
die Mechanik <strong>der</strong> Steue rung bewegten.<br />
Und dann <strong>der</strong> liegende Heiz zylin<strong>der</strong>, grün <strong>mit</strong><br />
goldglänzenden Trossen an Trägern festgeschraubt,<br />
vorn <strong>mit</strong> einem Ventil für Dampfab -<br />
lass. Natürlich entging mir auch <strong>der</strong> mächtige<br />
Wassertank nicht, <strong>der</strong> täglich <strong>mit</strong> dem<br />
Schlauch bis zum Überlaufen gefüllt sein<br />
musste. Irgendwo stand <strong>mit</strong> unübersehbaren<br />
eingegossenen Lettern MAFFAY, die Firma in<br />
Deutschland, die solch mächtige Unge tüme<br />
her stellte.» (13)<br />
Nach diesem Dampfwalzenexkurs bleibt nur<br />
noch anzumerken, dass die Strassenbaufirma<br />
Ziegler Sitz des Schweizerischen Dampfwal -<br />
zen vereins ist, <strong>der</strong> sich für Rettung und Pflege<br />
dieser alten und so faszinierenden Strassenun -<br />
getüme einsetzt.<br />
<strong>Liestal</strong>, die Kantonshauptstadt<br />
Und nun nähert sich <strong>der</strong> Reigoldswiler Lies tal.<br />
Von weitem grüsst <strong>der</strong> schlanke und auffallende<br />
Kirchturm <strong>der</strong> Stadtkirche. Kurz nach dem<br />
<strong>der</strong> Bus die Haltestelle Radacker hinter sich<br />
gelassen hat, fährt er am Verwal tungs zentrum<br />
des Kantons vorbei. Rechts und links säumen<br />
grosse Gebäude die Strasse. Sie sind Sitz von<br />
Ämtern, dominant ist das Kantons spital zur<br />
Linken. An <strong>der</strong> Kantonalbank vorbei <strong>geht</strong> es<br />
zum Bahnhofplatz. Hier geben sich zahlreiche<br />
<strong>Autobus</strong>linien ein Stelldichein. Kein an<strong>der</strong>er<br />
Platz des Städtchens ist so belebt wie gerade<br />
<strong>der</strong> Bahnhofplatz.<br />
Der Landgasthof Bad Bubendorf<br />
Und dann fahren wir durchs Städtlein, am traditionsreichen<br />
Hotel Engel und an <strong>der</strong> Kaserne<br />
vorbei zur Haltestelle Altmarkt. Hier biegt <strong>der</strong><br />
Reigoldswiler endlich wie<strong>der</strong> in eine nicht von<br />
Häusern und Industrieanlagen dominierte grü -<br />
ne Landschaft ein. Es <strong>geht</strong> den Geleisen des<br />
Wal denburgerli entlang, das <strong>mit</strong> seiner Spur -<br />
weite von 75 cm noch immer einen europäischen<br />
Rekord hält, zum imposanten klassizistischen<br />
Landgasthof Bad Bubendorf. Sein Bade -<br />
betrieb gehört längst <strong>der</strong> Vergangenheit an;<br />
wurde in <strong>der</strong> ersten Hälfte des 19. Jahr hun -<br />
<strong>der</strong>ts die örtliche Quelle <strong>mit</strong> alkalisch-erdigem<br />
41
Wasser benützt, so war es später die aus <strong>der</strong><br />
Saline Schweizerhalle zugeführte Sole. Zur<br />
<strong>Zeit</strong> <strong>der</strong> Französischen Revolution und vor den<br />
Dreissigerwirren im 19. Jahrhun <strong>der</strong>t war das<br />
Bad Bubendorf oft Treffpunkt <strong>der</strong> «Patrioten»<br />
<strong>der</strong> Landschaft Basel, weshalb es in jener <strong>Zeit</strong><br />
von den <strong>Zeit</strong>genossen den Ehren titel «Rütli<br />
von Baselland» erhielt. Hören wir, wie sich die<br />
renommierte Gastwirtschaft 1804 in einer An -<br />
zeige dem «geehrten Publikum» empfohlen hat:<br />
Mit em erschte Septembertag<br />
wird im Bubendörfer Baad<br />
alles in Bereitschaft schto;<br />
wär nur will, cha weidly cho,<br />
Baad und Better sy scho gmacht;<br />
z Mittagässe o<strong>der</strong> z Nacht<br />
chame gring und chöschtli ha,<br />
wies <strong>der</strong> Seckel lide mag.<br />
S isch gar luschtig um und um,<br />
d Schpazierwäg sy schön, grad und chrumm.<br />
Schese, Wägeli und au Pfärd<br />
cha me ha, wenn mes begährt.<br />
Me wird dienschtbar und billig sy,<br />
braf und fründlig obe dry. (14)<br />
42<br />
Wer wollte da nicht einkehren? Die freundliche<br />
und einladende Visitenkarte von Bad Bu -<br />
ben dorf <strong>–</strong> das eigenwillige Bahnhöfli <strong>–</strong> tut ein<br />
Übriges, um die Besucher anzulocken.<br />
Das Afghanistanmuseum in Bubendorf<br />
Kurz nach Bad Bubendorf biegt <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong><br />
ins Tal <strong>der</strong> Hinteren Frenke ein. In Bubendorf<br />
befindet sich ein ganz beson<strong>der</strong>es, ein geradezu<br />
einmaliges Museum. Die Rede ist vom Af -<br />
gha nistanmuseum, dessen in den National far -<br />
ben gehaltenes Hinweisschild dem auf merk -<br />
samen Buspassagier bald nach <strong>der</strong> <strong>Ein</strong> fahrt ins<br />
Dorf zur Rechten auffällt. Wer würde schon ein<br />
solches Museum hier auf dem Land <strong>–</strong> we<strong>der</strong> in<br />
Basel noch in Zürich <strong>–</strong> vermuten? Doch seit<br />
Oktober 2000 ist es Tatsache: Über Bubendorf<br />
weht ein Hauch von Afghani stan. Wie kam es<br />
dazu? Das Museum ist gewissermassen das<br />
Lebenswerk eines Afghanistan-begeisterten<br />
Basel bieter Ehepaars, das dieses orientalische<br />
Land seit 1971 immer wie<strong>der</strong> be reist hat und<br />
ihm und seinen Bewohnern tief verbunden ist.<br />
Als die Museumsgrün<strong>der</strong> feststellen mussten,<br />
dass als Folge internationaler Verflechtungen
und Kriege <strong>der</strong> Zerfall <strong>der</strong> af gha nischen Kul -<br />
tur und <strong>der</strong> Ausverkauf wertvoller Kultur güter<br />
immer bedrohlicher wurde, beschlossen sie,<br />
Gegensteuer zu geben. Sie legten 1975 ein<br />
Afghanistan-Archiv an und fan den dabei in<br />
<strong>der</strong> UNESCO wertvolle Unter stützung, und so<br />
vereinigt das Museum heute zahlreiche wertvolle<br />
Exponate. Das Museum ist indessen nicht<br />
Selbstzweck; es ist vielmehr ein Museum auf<br />
<strong>Zeit</strong>. Wunsch und Hoffnung <strong>der</strong> Stif tung ist es,<br />
das reiche Ausstellungsgut dann wie<strong>der</strong> an<br />
Afghanistan zurückgeben zu können, wenn in<br />
diesem von inneren und äusseren Auseinan -<br />
<strong>der</strong> setzungen zerklüfteten Land endlich <strong>der</strong><br />
Friede einkehrt.<br />
So international sich das Afghanistan museum<br />
auch gibt, Bubendorf ist ein währschaftes Ba -<br />
sel bieter Dorf. Das bezeugen zahlreiche schöne<br />
Bauernhäuser, welche die <strong>der</strong> Hinteren<br />
Fren ke folgende Hauptstrasse säumen. <strong>Ein</strong><br />
Haus allerdings fällt in diesem bäuerlichen<br />
Rahmen beson<strong>der</strong>s auf, es ist das Haus Nr. 52,<br />
<strong>der</strong> ehemalige Dinghof. Es ist ein stattliches<br />
Wohnhaus <strong>mit</strong> gotischen Dreierfenstern. Er -<br />
baut wurde es um 1600; es diente damals dem<br />
Meier, <strong>der</strong> dem Dorfgericht vorstand, als Woh -<br />
nung. Auffallend ist das schöne, das Öko no -<br />
miegebäude überragende Satteldach <strong>mit</strong> den<br />
markant ausgebildeten Giebel trep pen. Dass<br />
aber auch in diesem ehemaligen Bauerndorf<br />
<strong>der</strong> wirtschaftliche Aufschwung schon längst<br />
eingesetzt hat, bezeugt eine Anhäufung von<br />
mo<strong>der</strong>nen Gewerbe- und Industriebauten am<br />
südlichen Dorfende.<br />
Ziefen und die Geschichte des Waschens<br />
im 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
Auch Ziefen ist ein langgestrecktes Bach -<br />
zeilendorf <strong>mit</strong> vielen schönen Bauernhäusern.<br />
Was aber im Ortsbild vor allem auffällt, das<br />
sind zwei alte Waschhäuschen, an denen <strong>der</strong><br />
<strong>Autobus</strong> vorbeifährt. Sie stammen als so ge -<br />
nan nte «Buuchhüsli» aus <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>, als die Wä -<br />
sche noch in einer Lauge aus Buchenasche<br />
eingeweicht wurde; «Buuchen» war auch <strong>der</strong><br />
damalige Ausdruck für Waschen.<br />
«In Ziefen gab es vier solche Waschhäuschen;<br />
das erste Mal sind sie auf einer Karte von 1679<br />
eingezeichnet. Die Ziefener Buuchhüsli waren<br />
43
genossenschaftlich organisiert. <strong>Ein</strong>ige benachbarte<br />
Familien schlossen sich jeweils zusammen,<br />
um die Kosten für den Unterhalt eines<br />
Waschhäuschens zu teilen. So konnten die<br />
Frau en schliesslich gegen einen geringen Be -<br />
trag in den Buuchhüsli waschen. Jedes <strong>der</strong><br />
vier Häuschen hatte eine Verwalterin o<strong>der</strong><br />
einen Verwalter, die den Schlüssel aufbewahrten<br />
und sich um die Waschbücher kümmerten,<br />
in die sich eine Frau nach Absprache für eine<br />
«grosse Wäsche» eintragen musste.» (15) In<br />
den dampfenden Häuschen leisteten die Frau -<br />
en Schwerstarbeit; um 1900 gab es für die meis -<br />
ten Familien nur ein- bis zweimal im Jahr einen<br />
Waschtag. Mit dem <strong>Ein</strong>zug <strong>der</strong> Elektri zität ver -<br />
än<strong>der</strong>te sich dann allmählich die Szene, und<br />
als in den Fünfzigerjahren des 20. Jahr hun <strong>der</strong>ts<br />
immer mehr Familien eigene Wasch auto maten<br />
anschafften, kam es schliesslich 1966 zur<br />
Schlies sung des letzten Buuch hüsli.<br />
Reigoldswil <strong>–</strong> Ausgangs- und Endpunkt<br />
<strong>der</strong> Stammlinie<br />
Von Ziefen aus durchfährt <strong>der</strong> Bus bis Rei golds -<br />
wil wie<strong>der</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger unberühr te<br />
44<br />
Land schaft. Da lassen sich bequem vom Bus<br />
aus Fischreiherbeobachtungen anstellen, und<br />
auch die das Tal kreuzenden Wildschwei ne<br />
kön nen schon mal die Fahrbahn unsicher<br />
machen.<br />
Reigoldswil, dessen räumliche Abgeschlos sen -<br />
heit heute dank <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> längst<br />
überwunden ist, hatte schon immer einen ausgesprochenen<br />
Charme. 1805 wird er folgen<strong>der</strong> -<br />
massen besungen: «Die romantische Lage dieses<br />
Dorfs, wo Lieblichkeit und Erhabenheit <strong>der</strong><br />
feyerlich schönen Umgebung desselben wun<strong>der</strong>bar<br />
<strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> verbunden sind, ladet zu<br />
hohem Genusse ein, denn alle einzelnen Par -<br />
thien des Thals von Rygoldswyl, seine Felsen -<br />
wände, seine Hügel und Berge, seine Wald-<br />
Scenen, Wasserfälle und Häusergruppen würden<br />
eine herrliche Wirkung machen, wenn sie<br />
durch einen geschickten Pinsel irgend eines<br />
Künstlers <strong>der</strong> Landschafts-Mahlerey in einem<br />
grossen umfassenden Gemälde dargestellt<br />
würden.» (16) Der 1805er-Wunsch hat sich<br />
längst erfüllt; zahlreiche Radierungen, Zeich -<br />
nun gen und Gemälde beweisen es:
Emanuel Büchel:<br />
<strong>der</strong> Wasserfall<br />
im Schelmenloch,<br />
Kupferstich,<br />
um 1790<br />
Das Ziel: <strong>der</strong> Passwang<br />
Von allem Anfang an hat die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> Lies -<br />
tal ihr Wirken zwei Zielen untergeordnet: Ei ner -<br />
seits sollte <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Verkehrserschliessung des<br />
Fünflibertals eine För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wirt schaft<br />
erreicht werden, an<strong>der</strong>seits sollte das Nah er -<br />
holungsgebiet Wasserfallen<strong>–</strong>Chelle chöpf li<strong>–</strong><br />
Passwang touristisch besser erschlossen werden.<br />
Augenfälligster und nachhaltigster Beweis<br />
dieser touristischen Ausrichtung sind Bau und<br />
Betrieb <strong>der</strong> Wasserfallen-Gondelbahn sowie<br />
des Skilifts.<br />
Das Beson<strong>der</strong>e des Passwangs<br />
Was macht den Reiz des Passwangs, dieses<br />
Basler Hausberges, aus? Ganz einfach, er bie -<br />
tet unzählige Wan<strong>der</strong>- und Erlebnis mög lich -<br />
keiten, ganz im Sinne von Carl Spittelers Aus -<br />
sage: «Der Jura ist mein Olymp, er ist ein Para -<br />
dies landschaftlicher Schönheiten.»<br />
Natür lich kann sich <strong>der</strong> Jura nicht <strong>mit</strong> den Al -<br />
pen messen und natürlich hat er deshalb auch<br />
nie ihren grossen Bekanntheitsgrad er langt.<br />
Doch gerade dieser Umstand «hat ihm be -<br />
stimmt manches erspart, was uns an<strong>der</strong>swo<br />
ne gativ ins Auge sticht. Was heute den Wert<br />
des Juras <strong>–</strong> und ge rade auch des Gebiets von<br />
Wasser fallen und Passwang <strong>–</strong> ausmacht, ist<br />
das Fehlen von pompösen und störenden touristischen<br />
<strong>Ein</strong> rich tun gen. Was aber da ist <strong>–</strong> und<br />
wir nehmen es dank bar als Erschliessung<br />
wahr und nutzen es <strong>–</strong>, wurde <strong>mit</strong> Augenmass<br />
erstellt. Wir dürfen uns also in einer Land -<br />
schaft bewegen und aufhalten, wo die Natur<br />
noch nah ist und die Zivi lisation keinen<br />
Störfaktor bildet.» (17)<br />
Es ist daher kein Zufall, dass das Wasserfallen-<br />
Passwanggebiet (zusammen <strong>mit</strong> dem Belchen -<br />
gebiet) 1969 Aufnahme ins Inventar <strong>der</strong> zu er -<br />
haltenden Landschaften und Naturdenk mä ler<br />
von nationaler Bedeutung gefunden hat. Hier<br />
oben ist glücklicherweise ne ben <strong>der</strong> Land -<br />
wirtschaft noch genügend Le bens raum für<br />
eine artenreiche Fauna und Flora verblieben.<br />
45
Die Aussicht vom Passwang<br />
Doch es gibt noch einen an<strong>der</strong>en Grund, wa -<br />
rum <strong>der</strong> Passwang für Basler und Basel bieter<br />
vielbesuchtes und berühmtes Wan<strong>der</strong> ziel ist <strong>–</strong><br />
seine Aussicht über das Mittelland zu den<br />
Alpen. Und davon legen mehrere so ge nannte<br />
Panoramen Zeugnis ab. Ihren Schöp fern hat<br />
<strong>der</strong> Passwang nicht als Kulisse, son<strong>der</strong>n als<br />
Aus gangspunkt künstlerischer und pano ra -<br />
mischer Darstellungen <strong>der</strong> näheren und weiteren<br />
Umgebung gedient. Den Anfang dieser<br />
<strong>mit</strong> Stift und Aquarellfarben nachempfundenen<br />
Aussichtsbegeisterung machte Peter Bir -<br />
mann (1758<strong>–</strong>1844) <strong>mit</strong> seinem im Juli 1813 bei<br />
«später Morgenbeleuchtung» gezeichneten<br />
«Pa sch wang-Panorama». (18) Es hält die Weite<br />
<strong>der</strong> Juralandschaft von Zwingen über die Vo -<br />
ge sen und den Schwarzwald bis zum Wi sen -<br />
Panorama Fritz Dürrenberger, 1906<br />
berg in einer Abwicklung von 169 x 21 cm fest.<br />
Ganz in birmannscher Tradi tion er schien kurz<br />
nach 1860 das als Litho grafie gedruckte und<br />
früher auch im Buch han del erhältliche Pass -<br />
wang-Panorama von Anton Winterlin (1805<strong>–</strong><br />
1894). Es bietet eine vollständige Rund sicht und<br />
zeichnet sich durch frische Farb ton ge bung<br />
aus. Das wohl bekannteste, 1906 als ko lo rierte<br />
Lithografie im Buch handel er schie ne ne Pass -<br />
wang-Panorama stammt von Fritz Dürren ber ger-<br />
Senn (1869<strong>–</strong>1945). Seine Arbeit zeichnet sich<br />
durch grosse Genauigkeit und Zuverlässigkeit<br />
<strong>der</strong> reichhaltigen topografischen Angaben (über<br />
600 Orts- und Berg namen!) aus. Durch verschiedene<br />
Farbstufen werden die in <strong>der</strong> Fern -<br />
sicht stark verkürzten natürlichen Land -<br />
schaften Jura, Mittelland, nördliche Vor- und<br />
Zentralalpen, ja sogar die einzelnen Gebirgs -<br />
ketten voneinan<strong>der</strong> unterschieden. Dürren -<br />
bergers Panorama, das 1972 eine Schwarz -<br />
weiss-Neuauflage erfuhr, wirkt aus einem<br />
Guss, und niemand würde wohl vermuten,<br />
dass <strong>der</strong> Zeichner sich während zwei <strong>Jahre</strong>n<br />
etwa 20 Mal auf den Passwang begeben hat,<br />
Getreidepuppen<br />
von anno dazumal vor<br />
dem Hintergrund <strong>der</strong><br />
Bretz wiler Höhe
Blick auf die nebelfreie<br />
Passwangkette<br />
um alle <strong>Ein</strong>zelheiten festzuhalten. Dabei übernachtete<br />
er <strong>mit</strong>unter in <strong>der</strong> Umgebung des<br />
Berges, um günstige Sonnenuntergänge nutzen<br />
zu können. «Der allerschönste, kristallklare,<br />
auf dem Passwang verlebte Tag war <strong>der</strong><br />
26. November 1905 (kurz nach <strong>der</strong> Eröffnung<br />
<strong>der</strong> <strong>Autobus</strong>linie durch das Tal <strong>der</strong> Hinteren<br />
Frenke!). Es bleibt mir unvergesslich, wie da -<br />
mals die Abendsonne einen unvergleichlichen<br />
Farbenglanz auf Berge und Täler legte.» (19)
Im Gegenwind welt geschichtlicher<br />
Ereignisse und gesellschaftlicher<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
So überraschend es vielleicht klingen mag,<br />
aber selbst in <strong>der</strong> kleinen Geschichte <strong>der</strong> Au -<br />
to bus <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> spiegelt sich das grosse Welt -<br />
geschehen <strong>–</strong> und zwar auf Schritt und Tritt.<br />
Wir folgen seinen Spuren.<br />
1914 <strong>–</strong>1918: <strong>der</strong> Erste Weltkrieg<br />
Können Sie sich vorstellen, dass nach Aus -<br />
bruch des Ersten Weltkrieges, als die Eid ge -<br />
nossenschaft die Benzinvorräte requirierte,<br />
von <strong>der</strong> Betriebsleitung von einem Tag auf den<br />
an<strong>der</strong>en keine Retourbillette mehr abgegeben<br />
wurden? Die Begründung: Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
Lies tal konnte <strong>mit</strong> dem besten Willen keine<br />
Ga rantie mehr für eine ordnungsgemässe<br />
Rück fahrt geben. Können Sie sich auch vorstellen,<br />
dass das Benzin damals durch Beigabe<br />
von einem Drittel Petrol gestreckt wurde?<br />
Trotz all dieser haushälterischen und vorsichtigen<br />
Massnahmen fiel es im Januar und Fe -<br />
bruar 1915 ausserordentlich schwer, die vier<br />
Autokurse fahren zu lassen. Erst als es im<br />
März gelang, einen günstigen Benzinkauf zu<br />
tätigen, verbesserte sich die Lage, sodass ab<br />
1. April wie<strong>der</strong> ein Nach<strong>mit</strong>tagskurs in jede<br />
Rich tung gefahren werden konnte. «Im Jahr<br />
1916 war <strong>der</strong> Betrieb, abgesehen von <strong>der</strong><br />
redu zierten Zahl <strong>der</strong> Kurse (im Sommer an<br />
Werktagen 3, am Sonntag 4 in jede Richtung,<br />
im Winter 3 Talfahrten und 5 Bergfahrten),<br />
normal. An Stelle des Benzins trat im Monat<br />
Mai das Benzolan. Seine Beschaffung stiess<br />
auf keine Schwierigkeiten. Hingegen musste<br />
beim <strong>Ein</strong>tritt <strong>der</strong> kalten Witterung wegen des<br />
niedrigen Gefrierpunktes des Benzols so ge -<br />
nanntes Winterbenzol gekauft werden. Schwer<br />
erhältlich waren Gummi, Öl und mechanische<br />
Ersatzteile. Nur dadurch, dass die Wagen<br />
immer wie<strong>der</strong> revidiert wurden, konnte man<br />
sie trotz ihres Alters betriebsbereit hal-<br />
48<br />
ten.» (20) 1917 verstärkte sich die Krise <strong>der</strong>art,<br />
dass vielfach Passagiere nicht beför<strong>der</strong>t werden<br />
konnten. Um einen etwas geregelteren Ab -<br />
lauf zu realisieren, griff die Be triebs leitung da -<br />
her zu einer ausserordentlichen Mass nah me:<br />
Leu te, die den <strong>Autobus</strong> benutzen wollten, hatten<br />
sich in Reigoldswil, Ziefen o<strong>der</strong> <strong>Liestal</strong> einzuschreiben!,<br />
und wenn die Plätze nicht für al le<br />
<strong>Ein</strong>ge schriebe nen ausreichten, so mussten die<br />
Fahr gäste aus dem näher gelegenen Zie fen<br />
zu guns ten <strong>der</strong> Reigoldswiler zurückstehen.<br />
Auch im letzten Kriegsjahr hielten die Schwie -<br />
rigkeiten an: Preissteigerungen <strong>der</strong> Be triebs -<br />
materialien und Benzinknappheit führten nicht<br />
nur zu Kurseinschränkungen, son<strong>der</strong>n zu fünf<br />
sich ablösenden Fahrplänen. Entsprech end<br />
nahm die Zahl <strong>der</strong> gefahrenen Kilometer ab:<br />
Wa ren es 1918 im ersten Vierteljahr mo nat lich<br />
im Durchschnitt 2470 km, so später nur noch<br />
1590 km. In gleichem Masse schwankten auch<br />
die Tageseinnahmen, sie betrugen maximal<br />
Fr. 160.10, minimal Fr. 19.25.
Die 20er- und 30er-<strong>Jahre</strong>:<br />
die Wirtschaftskrise<br />
Die Wirtschaftskrise äusserte sich einerseits in<br />
einem starken Rückgang <strong>der</strong> Posamenterei,<br />
an<strong>der</strong>seits in einer steigenden Arbeitslosigkeit<br />
und <strong>der</strong> entsprechenden Reduktion <strong>der</strong> Fahr -<br />
leistungen. Um diese Not zu lin<strong>der</strong>n, übernahm<br />
die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> von Herbst 1924 bis De -<br />
zember 1925 einen regelmässigen Ar bei ter -<br />
transport von Büren SO nach Nie<strong>der</strong> schön thal<br />
in die Florettspinnerei Ringwald <strong>AG</strong>. Auch in<br />
Lupsingen (ab Dezember 1925) und in Rei -<br />
golds wil (ab August 1926) bot sie für arbeitslose<br />
Posamenter ausserordentlich billige Son <strong>der</strong> -<br />
kurse nach Nie<strong>der</strong>schönthal an. In Rei goldswil<br />
benutzten 21 Posamenter diese Ge legenheit;<br />
50<br />
sie zahlten für die Hin- und Rück fahrt lediglich<br />
einen Franken. Die vom Staat <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong><br />
<strong>AG</strong> angebotene Tages entschädigung von Fr. 25.<strong>–</strong><br />
reichte bald nicht mehr aus, sodass die Ge sell -<br />
schaft den Ausfall selbst zu tragen hatte. «Mer<br />
wai luege», sagten die Aktionäre und brachten<br />
ihre Opfer.<br />
«Der starke Rückgang <strong>der</strong> Seidenbandwebe rei<br />
zwang die Leute des Reigoldswilertals, mehr<br />
als früher auswärts zu arbeiten. Die Folge war,<br />
dass vor 7 Uhr durchschnittlich 180 Personen<br />
talwärts fuhren und in <strong>der</strong> umgekehrten Rich -<br />
tung zwischen 17 und 19 Uhr ein ähnlicher<br />
Spit zen verkehr bewältigt werden musste. Die<br />
Wagen <strong>der</strong> Morgen- und Abendkurse waren<br />
deshalb während <strong>der</strong> Wintermonate und bei
Zweiter Weltkrieg:<br />
von <strong>der</strong> Armee eingezogene<br />
Automobile <strong>mit</strong> Armee fahr -<br />
zeugschil<strong>der</strong>n. Man beachte<br />
die aus Spar gründen abgefahrenen<br />
Pneus.<br />
schlechtem Wetter überfüllt. Das immer wie<strong>der</strong><br />
gestellte Begehren, die Fahrt für die Leute,<br />
die früh zur Arbeit fahren mussten, zu verbilligen<br />
und eine weitere Preis er mäs sigung für die<br />
Frühabonnenten eintreten zu lassen, war aber<br />
für den Betrieb nur tragbar, wenn dieser wirtschaftlicher<br />
gestaltet werden konnte. Die<br />
Verwaltung erwog deshalb bereits damals die<br />
Anschaffung von Anhängewagen, nachdem<br />
Abklärungen gezeigt hatten, dass ihre Ver -<br />
wendung keine grösseren Gefahren <strong>mit</strong> sich<br />
brachten.» (21) Ihr <strong>Ein</strong>satz gab dem Linien ver -<br />
kehr eine grössere Elastizität und vor allem die<br />
Möglichkeit, sich dem Spitzen ver kehr anzupassen.<br />
So stellte sich die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> in ge -<br />
schickter Anpassung den volkswirtschaftlichen<br />
Bedürfnissen <strong>der</strong> ausserordentlichen <strong>Zeit</strong>; sie<br />
verteilte ihre Dienste angemessen auf rentable<br />
und gemeinnützige Leistungen und trug durch<br />
die billigen Arbeiterkurse und die För <strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Freizügigkeit viel zur Linde rung <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Schwierig keiten des Fünfliber ta -<br />
les bei.<br />
Erst die vom Bundesrat verfügte Abwertung<br />
des Schweizer Frankens sollte neuen Auftrieb<br />
bringen; er kam in <strong>der</strong> Talschaft insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Uhrenindustrie zugute und führte zu er -<br />
höhten Passagierzahlen.<br />
Der Nationalsozialismus<br />
und seine Folgen<br />
Wir wissen es: Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> hat sich<br />
nicht nur den Arbeitenden, son<strong>der</strong>n auch den<br />
Wan<strong>der</strong>ern verschrieben, jenen Leuten also,<br />
die als Stadtflüchter den Weg in die grüne Na -<br />
tur suchen. Beson<strong>der</strong>s augenfällig wurde dies<br />
nach <strong>der</strong> nationalsozialistischen Macht ergrei -<br />
fung, als die Basler das badische Um land und<br />
51
den Schwarzwald zu meiden begannen. 1934<br />
und in den Folgejahren profitierte dafür die<br />
<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> <strong>mit</strong> einer namhaften<br />
Steigerung des Ausflugverkehrs.<br />
1939 <strong>–</strong>1945: <strong>der</strong> Zweite Weltkrieg<br />
Turbulente <strong>Zeit</strong>en brachen für die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Generalmobilmachung vom 2. Septem -<br />
ber 1939 an: Vier eingezogene Motorwagen<br />
be dingten die vorübergehende Stilllegung des<br />
Liniendienstes <strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Basel. Sonntagsfahr -<br />
ver bot sowie Benzinrationierung taten ein<br />
Übri ges, um den Betriebsabschluss zu schmälern.<br />
1941 verfügte schliesslich <strong>der</strong> Bundesrat<br />
die <strong>Ein</strong>stellung des fahrplanmässigen Betriebs<br />
auf Strassen, die parallel zu einer Eisenbahno<strong>der</strong><br />
Tramlinie verliefen, und so blieb die Teil -<br />
strecke <strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Augst<strong>–</strong>Basel während viereinhalb<br />
<strong>Jahre</strong>n <strong>–</strong> vom 1. Juni 1941 bis zum 1. De -<br />
zember 1945 <strong>–</strong> autobusfrei. Auf den verbleibenden<br />
Linien musste <strong>der</strong> Fahrplan eingeschränkt<br />
werden.<br />
Es sollte noch schlimmer kommen: Die anhaltende<br />
Verknappung in <strong>der</strong> Landesver sorgung<br />
<strong>mit</strong> Gummireifen und Luftschläuchen zwang<br />
zur Beschränkung <strong>der</strong> Fahrgeschwindigkeit,<br />
und um dem immer deutlicher werdenden<br />
Engpass in <strong>der</strong> Ölversorgung zu begegnen,<br />
schaffte die Geschäftsleitung einen Ölfilter an,<br />
<strong>der</strong> es ermöglichte, gebrauchtes Motorenöl<br />
von Schmutz und Alterungsstoffen zu reinigen<br />
und wie<strong>der</strong> einzusetzen. 1944 wurde ein allgemeines<br />
Sonntagsfahrverbot für Strassenfahr -<br />
zeuge erlassen und die Fahrgeschwindigkeit<br />
auf 30 Stundenkilometer herabgesetzt, <strong>der</strong><br />
Aus flugs verkehr verschwand aus dem Ange -<br />
bot. Die Fahrdienstbeschränkungen hatten die<br />
Fahrleistungen von 499 Tageskilometern vor<br />
dem Krieg auf 121 km bis zum Kriegsende sinken<br />
lassen.<br />
52<br />
1956: die Suez-Krise<br />
«Als Folge <strong>der</strong> Suez-Krise, welche schliesslich<br />
zu einer Unsicherheit in <strong>der</strong> allgemeinen Ver -<br />
sorgungslage führte, steigen innert 4 Wochen<br />
die Preise für Benzin von 49 auf 58 Rappen<br />
und für Dieselöl von 47 auf 52 Rappen je Liter.
Aus dem Tagebuch eines<br />
elfjährigen Baselbieter<br />
Schülers<br />
Behördlich verfügte Sparmassnahmen zwingen<br />
zur Beschränkung <strong>der</strong> Beiwagenfahrten<br />
auf äusserst dringende Fälle, das Fassungs ver -<br />
mögen <strong>der</strong> Arbeiterkurse ist ohne Rücksicht<br />
auf Sitzgelegenheit also voll auszunützen.»<br />
(22)<br />
1973: die Ölkrise<br />
«Die im Herbst 1973 weltweit ausgebrochene<br />
Ölkrise und die daraus entstandene Ver knap -<br />
pung in <strong>der</strong> Treibstoffversorgung bringen<br />
erneut eine massive Steigerung <strong>der</strong> Fahr gast -<br />
ziffern auf insgesamt 719 165 Perso nen (Vor -<br />
jahr 615 025).» (23)<br />
Die Mobilität des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
Mobilität ist sicher eines <strong>der</strong> Schlüsselworte<br />
für das Verständnis des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Er -<br />
innern wir uns an die Anfänge des «Auto mo -<br />
bilwesens» im Fünflibertal. 1905 gab es in den<br />
Dörfern Bubendorf, Reigoldswil und Ziefen<br />
noch kein einziges Auto. Erst 1926 sollte Zie -<br />
fen zu einem Auto kommen <strong>–</strong> es war das Fahr -<br />
zeug des Dorfarztes. Und heute sind es bei<br />
einer Gesamtbevölkerung <strong>der</strong> Talschaft von<br />
7131 <strong>Ein</strong>wohnerinnen und <strong>Ein</strong>wohnern nicht<br />
weniger als 3426 Fahrzeuge. Und ein Ende<br />
dieser Entwicklung ist nicht abzu sehen, denn<br />
gemäss verschiedenen Verkehrsprog nosen<br />
wird das Verkehrsaufkommen in Euro pa weiter<br />
steil ansteigen, sodass <strong>der</strong> Bevölke rungs -<br />
anteil ohne Zugang zum Individualverkehr<br />
im mer mehr zurück<strong>geht</strong>. Mehr denn je ist<br />
darum <strong>der</strong> öffentliche Verkehr gefor<strong>der</strong>t: Er<br />
kann nicht stehen bleiben, er muss sich ständig<br />
erneuern und hat dabei vor allem im Auge<br />
zu behalten, dass trotz immer härter werden<strong>der</strong><br />
Konkurrenz die Sorge um die Umwelt<br />
nicht vergessen wird. Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong><br />
machts vor, man lese nur das Kapitel « ... eine<br />
Buslänge voraus.».<br />
53
<strong>Autobus</strong>-Persönlichkeiten <strong>–</strong><br />
<strong>Autobus</strong>-Personal <strong>–</strong> <strong>Autobus</strong>-Passagiere<br />
An <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> steht <strong>der</strong> Be -<br />
triebsleiter. Sekundiert wurden und werden<br />
diese <strong>Autobus</strong>manager <strong>–</strong> es waren bisher einschliesslich<br />
des gegenwärtig amtierenden<br />
zehn <strong>–</strong> von einem bis zu siebenköpfigen Ver -<br />
wal tungsrat, <strong>der</strong> für die Kontinuität des Unter -<br />
nehmens besorgt ist, Zukunftsvisionen ent wi -<br />
c kelt und strategische Entscheide fällt. Mit<br />
brei tem Rücken, <strong>mit</strong> Engagement, Umsicht,<br />
Sach kenntnis, Liebe und Verantwortung ha -<br />
ben all diese Persönlichkeiten da<strong>mit</strong> zum Er -<br />
folg <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> beigetragen. Ih -<br />
nen gebührt ein grosses Dankeschön!<br />
Die Betriebsleiter<br />
<strong>Ein</strong>er <strong>der</strong> zehn Betriebsleiter ist beinahe zur<br />
Legende geworden. Wer wars?<br />
Baselland hatte einen Bundesrat <strong>–</strong> gemeint ist<br />
Emil Frey; Baselland hatte einen General <strong>–</strong> ge -<br />
meint ist August Sutter; Baselland hatte aber<br />
auch einen Landvogt. Wer wars? Land vögte <strong>–</strong><br />
so lernten wir es in <strong>der</strong> Schule <strong>–</strong> haben doch zu<br />
Gesslers <strong>Zeit</strong>en, damals, als die Eid ge nossen -<br />
schaft gegründet worden ist, gelebt und<br />
gewirkt. Der «Baselbieter Landvogt» macht da<br />
eine löbliche Ausnahme, denn er lebte noch<br />
vor weniger als fünfzig <strong>Jahre</strong>n unter uns. Was<br />
hat ihm wohl seinen Übernamen eingetragen?<br />
Landvögte sind willensstarke, machtorientierte,<br />
streitbare und wendige Persönlichkeiten, die<br />
sich durchzusetzen wissen.<br />
54
Walter Zeller, Verwal -<br />
tungsratspräsident. Er<br />
prägte die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
fast 40 <strong>Jahre</strong> lang.<br />
Genauso einer war <strong>der</strong> Ziefener Walter Zeller<br />
(1880<strong>–</strong>1965). Es wür de den Rahmen dieser<br />
Jubiläumsschrift sprengen, wollte man all<br />
seine Aktivitäten auflisten. Andeutungsweise<br />
nur so viel: Er war Basel bie ter Polizeichef, er<br />
war Landrat und vor allem lang jähriger<br />
Betriebsleiter <strong>der</strong> Auto mobil ge sellschaft<br />
<strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Reigoldswil (später Auto bus <strong>AG</strong><br />
<strong>Liestal</strong>) sowie Initiant <strong>der</strong> Gondel bahn.<br />
<strong>Ein</strong> Ausschnitt aus seinem in <strong>der</strong> Basel land -<br />
schaftlichen <strong>Zeit</strong>ung erschienenen Nach ruf<br />
mö ge an dieser Stelle ein Bild dieser aussergewöhnlichen<br />
Persönlichkeit geben:<br />
«Walter Zeller quittierte den Staatsdienst 1919,<br />
worauf er zum Betriebschef <strong>der</strong> damaligen<br />
Auto mobilgesellschaft <strong>Liestal</strong> <strong>–</strong>Reigoldswil ge -<br />
wählt wurde. Dieses Verkehrsunternehmen,<br />
das seit seiner Gründung <strong>mit</strong> vielen Schwie -<br />
rig keiten zu kämpfen hatte, erfuhr unter seiner<br />
initiativen und umsichtigen Leitung eine<br />
andauernd aufsteigende Entwicklung. Dem<br />
später in <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> abgeän<strong>der</strong>ten<br />
<strong>Unternehmen</strong> drückte Walter Zeller in all den<br />
vielen <strong>Jahre</strong>n seines Wirkens den Stempel seiner<br />
Persönlichkeit auf. Er war Initiant <strong>der</strong> Luft -<br />
seilbahn und des Skilifts Reigoldswil<strong>–</strong>Was ser -<br />
fallen<strong>–</strong>Vogelberg, nachdem bereits 1930 <strong>der</strong><br />
Kauf des Wasserfallenhofs getätigt worden<br />
war. Da<strong>mit</strong> erfuhr <strong>der</strong> Touristenverkehr im<br />
Baselbiet einen wertvollen Beitrag. Ebenfalls<br />
ein grosses Verdienst erwarb sich Walter<br />
Zeller <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Schaffung <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong>linie<br />
nach Titterten und Arboldswil, <strong>der</strong> Linie 71.<br />
Mit Walter Zeller ist ein Mitbürger von uns<br />
gegangen, dessen Persönlichkeit geistige Reg -<br />
samkeit, Initiative und einen ausgesprochenen<br />
Sinn für das Rechtsempfinden in sich vereinigte.<br />
Es kam daher nicht von ungefähr, wenn in<br />
weiten Kreisen sein teilweise forsches Drauf -<br />
gängertum und seine Eigenwilligkeit nicht<br />
verstanden wurden. Diejenigen aber, die<br />
Walter Zeller näher kannten, schätzten seine<br />
Gradelinigkeit und seine kompromisslose Art,<br />
ein Ziel zu erreichen, wenn er sich im Recht<br />
fühlte ...» (24)<br />
Und wie erlebten die zwei Töchter von Willy<br />
Senn ihren Grossvater, diese weithin bekannte<br />
Respektsperson? Nun, er verstand es ausgezeichnet,<br />
auch die Grosskin<strong>der</strong> von klein an in<br />
den Betrieb zu integrieren. Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
war daher für sie so etwas wie ein Fami lien -<br />
unternehmen, dem sie ihre ganze Freizeit widmeten.<br />
Das begann in <strong>der</strong> Primarschulzeit <strong>mit</strong><br />
dem Aussortieren des von den Chauffeuren<br />
eingenommenen Münzes und an<strong>der</strong>en kleinen<br />
Handreichungen, später war <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>satz beim<br />
Anbügeln in <strong>der</strong> Gondelbahn gefragt o<strong>der</strong> an<br />
den so genannten «verrückten Sonntagen» in<br />
den Fünfzigerjahren <strong>der</strong> Anhängerdienst,<br />
wenn wegen schönen Herbst- o<strong>der</strong> Skiwetters<br />
oft zwei o<strong>der</strong> drei direkte Kurse von Basel<br />
nach Reigoldswil geführt wurden.<br />
Unent behrlich waren die beiden Töchter<br />
schliesslich, wenn es <strong>–</strong> vor Eröffnung des<br />
Wasser fal len restau rants <strong>–</strong> um das Wirten ging;<br />
Gross mutter Zeller offerierte dann während<br />
<strong>Jahre</strong>n Wurst <strong>mit</strong> Brot und ihren selbstgeba -<br />
ckenen Wasserfallen kuchen.<br />
Zweifellos <strong>–</strong> Walter Zeller ist bezüglich <strong>der</strong> an<br />
leiten<strong>der</strong> Stelle verbrachten <strong>Autobus</strong>-Dienst -<br />
jahre Rekordhalter, doch gibt es noch zwei<br />
wei te re langjährige Betriebsleiter, die einen<br />
Ehrenplatz verdienen: Willy Senn-Zeller <strong>mit</strong><br />
zehn und Urs Haener-Gasser <strong>mit</strong> nicht weniger<br />
als zwanzig Dienstjahren. Sie haben beide<br />
das <strong>Unternehmen</strong> nachhaltig geprägt und we -<br />
sentlich zu seiner Entwicklung beigetragen.<br />
55
Das Personal<br />
<strong>Ein</strong> <strong>Unternehmen</strong> gleicht einem Theater, das<br />
sich in eine vor<strong>der</strong>gründige Bühne, die Räume<br />
hinter den Kulissen sowie einen Zuschau er -<br />
raum glie<strong>der</strong>t. Vorne agieren die Schauspieler,<br />
hinten die Bühnenarbeiter und die Leute <strong>der</strong><br />
Verwaltung, des operativen und kaufmännischen<br />
Managements. Auf das Theater <strong>der</strong><br />
Auto bus <strong>AG</strong> gemünzt, heisst das: Auf <strong>der</strong> pub -<br />
li kumsorientierten und -wirksamen Bühne des<br />
Geschehens, den Landstrassen des <strong>mit</strong>tleren<br />
Baselbiets und des aargauischen Bezirks Rhein -<br />
felden, verkehren die Fahrzeuge <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong><br />
<strong>AG</strong> <strong>mit</strong> ihren Chauffeusen und Chauf feuren,<br />
hinter den Kulissen aber <strong>–</strong> weit weg von <strong>der</strong><br />
Bühne <strong>–</strong> wirken im Geschäfts domizil an <strong>der</strong> In -<br />
dustriestrasse 11 in <strong>Liestal</strong> die Leute des Hin -<br />
56<br />
tergrunds. Es braucht sie beide <strong>–</strong> die Wagen -<br />
führer und die Verwalter, und nur wenn beide<br />
gut zusammenarbeiten, ist Ge währ für Erfolg<br />
gegeben. In diesem Sinn haben beide Kate -<br />
gorien von <strong>Autobus</strong>-Persön lichkeiten ein herzliches<br />
Jubiläums-Danke schön verdient. Ganz<br />
speziell möchten wir diesen Dank auch an die<br />
Adresse <strong>der</strong> Frauen richten; viele sind es zwar<br />
nicht, die in den <strong>Jahre</strong>sberichten namentlich<br />
in Erscheinung treten, aber wir wissen doch<br />
längst, dass immer dann, wenn sich Männer<br />
erfolgreich im Vor<strong>der</strong>grund bewegen, Frauen<br />
in aller Anony <strong>mit</strong>ät für <strong>der</strong>en reibungsloses<br />
Auftreten besorgt sind.<br />
Wir haben nicht erhoben, wie viele Chauf f eure<br />
seit 1905 am Steuer eines <strong>Autobus</strong>ses <strong>der</strong><br />
Familienbild <strong>der</strong><br />
<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> (ca. 1956)<br />
im alten Depot. Die<br />
Uniformen waren damals<br />
obligatorisch.
Auto bus <strong>AG</strong> gewirkt haben. Es dürften <strong>–</strong> eingerechnet<br />
die Aushilfschauffeure <strong>–</strong> mehr als<br />
hun<strong>der</strong>t gewesen sein, sie waren und sind das<br />
Rückgrat eines Automobilunternehmens. Ihr<br />
Können, ihre Zuverlässigkeit, ihre Pünktlich -<br />
keit geben den Gradmesser ab für die Qualität<br />
des Betriebs. Und so wandelten sich einfache<br />
Chauffeure auch immer wie<strong>der</strong> zu angesehenen<br />
Respektspersonen.<br />
Das konnte beispielsweise <strong>mit</strong> <strong>der</strong> ernstzunehmenden<br />
Aufforde rung an Jungpassagiere verbunden<br />
sein, doch älteren Mitreisenden den<br />
Sitzplatz abzutreten. Das zeigte sich aber vor<br />
allem auch in <strong>der</strong> Beherr schung des Fahr -<br />
zeuges bei heiklen Verkehrsverhält nis sen, bei<br />
Eisglätte o<strong>der</strong> an läss lich einer Pneuwechsel-<br />
Panne. Früher war es üblich, die Dankbarkeit<br />
gegenüber den Wa genführern nicht nur in<br />
schöne Worte zu kleiden, son<strong>der</strong>n sie bei Ge -<br />
legenheit <strong>–</strong> beispielsweise am <strong>Jahre</strong>swechsel <strong>–</strong><br />
<strong>mit</strong> einem kleineren o<strong>der</strong> grösseren Trinkgeld<br />
zu überraschen. Auf <strong>der</strong> Bergtour <strong>–</strong> gemeint ist<br />
die Linie Arboldswil <strong>–</strong>Titterten <strong>–</strong> reichte es hin<br />
und wie<strong>der</strong> im Res t au rant Rudin in Arboldswil<br />
sogar zu einer Metzgeten-<strong>Ein</strong>ladung.<br />
Auffallend ist, dass es unter den vielen Chauf -<br />
feuren, die von <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> im Laufe <strong>der</strong><br />
Jahrzehnte beschäftigt worden sind, nur wenige<br />
Chauffeusen gegeben hat. Männerarro ganz,<br />
Männerdominanz? Was sind die Gründe? Sehr<br />
einfach: Um die schweren Gefährte zu steuern,<br />
brauchte es beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Anfangszeit,<br />
als es noch keine Steuerungshilfe gab, nicht<br />
nur fahrtechnisches Können, son<strong>der</strong>n auch die<br />
Muskelkraft <strong>der</strong> Oberarme, und die ist eben<br />
nicht gleichmässig verteilt.<br />
Und das sind die Leute hinter <strong>der</strong> Bühne:<br />
Es sind die Mechaniker, die für den<br />
Unterhalt des Wagenparks und für Weiterent<br />
wick lungen besorgt sind,<br />
und es sind die «Büroleute», welche<br />
die kaufmännischen und buchhalterischen<br />
Abwicklungen vornehmen, die es eben<br />
braucht, um ein <strong>Unternehmen</strong> <strong>mit</strong> einem<br />
Bestand von rund 80 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern und einem <strong>Jahre</strong>saufwand<br />
von 16 722 907 Franken (Rechnungsjahr<br />
2003) in Schwung zu halten.<br />
Die Passagiere<br />
Wir haben von Betriebsleitern, Verwal tungs -<br />
räten, Büropersonal und Chauffeuren geredet,<br />
doch eine Kategorie von <strong>Autobus</strong>-Persönlich -<br />
keiten ist bisher unerwähnt geblieben, ohne<br />
die es eigentlich gar keine <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong><br />
gäbe, ja ohne die <strong>der</strong> Betrieb geradezu sinnlos<br />
wäre: Es sind die Passagiere, es ist das Publi -<br />
kum. Was wissen wir von ihm? Herzlich wenig<br />
<strong>–</strong> Passagiere bleiben weitgehend anonym und<br />
tauchen in den <strong>Jahre</strong>sberichten höchstens als<br />
Frequenzzahl auf. Versuchen wir trotzdem, sie<br />
einigermassen zu identifizieren.<br />
<strong>Ein</strong>es dürfte gewiss sein <strong>–</strong> es gab und gibt auf<br />
allen von <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> betriebenen<br />
Linien Passagiere, die gewissermassen zum<br />
In ventar gehören: Ihre Existenz wird dem Per -<br />
sonal und den Mitfahrern vor allem dann<br />
bewusst, wenn sie aus welchen Gründen auch<br />
immer <strong>–</strong> Ferien, Krankheit, <strong>Ein</strong>tritt ins Pen -<br />
sions alter <strong>–</strong> gar nicht mehr als Busbenützer in<br />
Erscheinung treten, wenn sie durch ihr Fehlen<br />
57
auffallen. Im normalen Alltag gehören sie<br />
selbst redend einfach dazu: Sie warten immer<br />
an <strong>der</strong> gleichen Haltestelle und steigen auch<br />
immer zur gleichen <strong>Zeit</strong> ein. Mag sein, dass<br />
sich aus solcher <strong>Ein</strong>steige-, Fahrt- und Aus -<br />
steige routine <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> auch ein fa mi liärer<br />
Umgang von Passagier zu Wagen füh rer und<br />
umgekehrt entwickelt. Man kennt sich, man<br />
ist voneinan<strong>der</strong> abhängig und re spek tiert sich:<br />
Die Rede ist von den Schülern, Schülerinnen<br />
und Lehrlingen, die vielleicht ihre morgend -<br />
liche Fahrt dazu verwenden, um rasch noch<br />
einige Hausaufgaben zu erledigen o<strong>der</strong> <strong>–</strong> nach<br />
getaner Arbeit <strong>–</strong> einen Schieber hinzulegen.<br />
Die Rede ist von den Arbeitern und Ange -<br />
stellten, die frühmorgens zugestiegen sind<br />
und sich vielleicht hinter einer <strong>Zeit</strong>ung verschanzen<br />
o<strong>der</strong> aber versuchen, ihren jäh<br />
unterbrochenen Morgenschlaf noch etwas<br />
zu verlängern.<br />
Die Rede ist von den Sportlern und<br />
Naturbegeisterten, die im Jura Erholung<br />
und Entspannung suchen.<br />
Die Rede ist von den Frauen und Männern,<br />
die auf <strong>Ein</strong>kaufstour sind o<strong>der</strong> einen Arztbesuch<br />
vorhaben.<br />
Die Rede ist aber auch von allen Übrigen, die<br />
regelmässig unsere Busse benützen.<br />
«Die Zusammensetzung <strong>der</strong> Fahrgäste variiert<br />
nach Tageszeit und Wochentag. Auf dem Stre -<br />
ckenteil <strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Reigoldswil machen montags<br />
bis freitags die Pendler am frühen Mor gen den<br />
Auftakt. Wenn dann ab sieben Uhr auch die<br />
Schüler, die die höheren Schulen in <strong>Liestal</strong><br />
besuchen, den Bus zu füllen beginnen, kann<br />
es ab Bubendorf recht eng werden. ... In <strong>Liestal</strong><br />
folgt das grosse Umsteigen auf die Bahn, im<br />
58<br />
70er-Bus hingegen gibt es wie<strong>der</strong> etwas Platz,<br />
<strong>der</strong> aber auf <strong>der</strong> Weiterfahrt nach Basel infolge<br />
zusteigen<strong>der</strong> Pendler zunehmend enger wird.<br />
Nur etwa eine Stunde später ist von <strong>der</strong><br />
Stosszeit kaum noch etwas zu bemerken, und<br />
<strong>der</strong> Bus gehört für die nächs ten Stunden vor<br />
allem Müttern <strong>mit</strong> kleinen Kin<strong>der</strong>n und älteren<br />
Menschen, die zum <strong>Ein</strong> kaufen nach Lies tal<br />
o<strong>der</strong> Basel fahren. Ab späterem Nach <strong>mit</strong>tag<br />
wie<strong>der</strong>holt sich das morgendliche Sze nario <strong>–</strong><br />
einfach in umgekehrter Richtung. Ganz an<strong>der</strong>s<br />
sehen die Wochen en den aus. Während an<br />
schönen Sonntagen die Ausflüg ler den 70er-<br />
Bus dominieren, gehören die späteren<br />
Nachtkurse vom Freitag auf den Sams tag und<br />
vom Samstag auf den Sonntag einem ganz<br />
an<strong>der</strong>en, nicht min<strong>der</strong> bunten Völ kchen. Es<br />
sind Nachtschwärmer, die von Festen, Kon -<br />
zerten, Discos und an<strong>der</strong>em heimkehren, und<br />
oft sind die Busse ab <strong>Liestal</strong> talaufwärts voll<br />
wie Sardinenbüchsen. Doch die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
<strong>Liestal</strong> scheint ein offenes Ohr für jugendliche<br />
Wünsche zu haben, bietet sie doch seit Juni<br />
2001 unter dem Na men ‘Nachtchutz’ zusätzliche<br />
Spät kur se ab Lies tal in die Frenkentäler<br />
und ab Thea ter Basel <strong>mit</strong> dem ‘Nachtfalter’<br />
seit Mai 2000 ins Fricktal an.» (25)<br />
Auch wenn all diese Passagiere natürlich nicht<br />
aus reiner Liebe zur <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> zugestiegen<br />
sind, son<strong>der</strong>n aus Gründen <strong>der</strong> Gewohnheit,<br />
<strong>der</strong> persönlichen Bequemlichkeit o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wirt -<br />
schaft lichkeit, ihre Anony<strong>mit</strong>ät verbindet sie <strong>–</strong><br />
sie bilden zusammen <strong>mit</strong> den Wagenfüh rern<br />
eine kleine Schicksalsgemeinschaft, denn sie<br />
haben alle aufeinan<strong>der</strong> Rücksicht zu nehmen<br />
und sind aufeinan<strong>der</strong> angewiesen.<br />
Unser <strong>Autobus</strong>-Persönlichkeiten-Aufmarsch<br />
wäre unvollständig, würden wir nicht auch an<br />
eine ganz beson<strong>der</strong>e Kategorie des <strong>Autobus</strong>-<br />
Publikums erinnern: Gemeint sind die Auto -
us-Fans. So wie es Eisenbahn- und Tram fans<br />
gibt <strong>–</strong> sie sind oft in Vereinen organisiert <strong>–</strong>, so<br />
gibt es auch <strong>Autobus</strong>liebhaber, die im Rahmen<br />
eines Vereins o<strong>der</strong> auf eigene Faust <strong>der</strong> Ge -<br />
schichte <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong>betriebe nachgehen und<br />
in Publikationen <strong>mit</strong> Liebe und Sachkenntnis<br />
darüber berichten. Im Umfeld <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
ist in dieser Hinsicht beson<strong>der</strong>s an Frau Susi<br />
Fehr-Stohler aus Arboldswil zu erinnern. Für<br />
sie ist «<strong>der</strong> Bus ein Stück Heimat und so etwas<br />
wie <strong>der</strong> Puls schlag des Dorfes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nabel<br />
zur Welt». Abgesehen davon, dass sie sich<br />
ganz ihrer Familie und dem Beruf einer Bäu -<br />
erin verschrieben hat, schlägt ihr Herz seit<br />
ihrer Kindheit für den «Dorfbus». In zahlrei-<br />
chen Ordnern und Fotoalben hat die leidenschaftliche<br />
Sammlerin und Fotografin unzählige<br />
Erinnerungsstücke aus <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />
<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> zusammengetragen und daraus<br />
kurz nach dem fünfzigjährigen Bestehen <strong>der</strong><br />
Arboldswiler Bergstrecke einen originellen und<br />
einmaligen «Bus-Kalen<strong>der</strong>» <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong>-Linien<br />
70 und 71 gestaltet. Ihre Idee war es schliesslich,<br />
anlässlich <strong>der</strong> erwähnten Jubel feier allen<br />
Chauffeusen und Chauffeuren als Zeichen<br />
ihrer Dankbarkeit zwei <strong>mit</strong> einem Auto bus-<br />
Model «gestanzte» Änisbrötli zu schen ken.<br />
Auch für diese Publikation ist die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
<strong>Liestal</strong> Frau Susi Fehr-Stohler für das<br />
Überlassen einiger Bilddokumente sehr dankbar.<br />
59
1<br />
3<br />
4<br />
60<br />
2<br />
Who is who?<br />
Fahrzeuge sind flüchtige Strassenerscheinungen <strong>–</strong> sie<br />
kommen, sie gehen, sie kommen, sie gehen, Hal te stellen<br />
dagegen bleiben, sie prägen das Strassen bild und haben<br />
den Passagieren zu dienen <strong>–</strong> bei stechen<strong>der</strong> Sonne o<strong>der</strong><br />
bei eisigem Wind. Das ist ihre stets gleich bleibende<br />
Aufgabe. In Form und Aus sehen sind sie indessen variabel;<br />
einmal treten sie in hölzernem, ein an<strong>der</strong>mal in eisernem<br />
o<strong>der</strong> gläsernem Outfit in Erschei nung, nicht zu vergessen<br />
<strong>der</strong> hochmo<strong>der</strong>ne Kunststoff. Wie viele sind es auf<br />
dem Stre ckennetz <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>? Unzählige, wir greifen<br />
einige heraus und überlassen es <strong>der</strong> Leserschaft, ih -<br />
5
6<br />
9<br />
ren Standort genau zu identifizieren; wer sich aber dieser<br />
detektivischen Arbeit nicht unterziehen möchte, dem<br />
diene die Aufschlüsselung auf Seite 103.<br />
Buswartehäuschen dienten und dienen nicht nur dem<br />
Aus- und <strong>Ein</strong>steigen, sie sind auch Orte <strong>der</strong> Begegnung<br />
und <strong>der</strong> zwischenmenschlichen Kommunikation. Auf die -<br />
se Qualität wollte <strong>der</strong> Basler Künstler Yvo Hartmann im<br />
Sommer 1997 im Rahmen einer Freilicht-Ausstellung aufmerksam<br />
ma chen. Er verän<strong>der</strong>te das Dach durch eine<br />
transparente rote Abdeckung, die dem Buswarte häus -<br />
chen am Wasserturmplatz eine frohe und warme Atmos -<br />
phäre verlieh. 2002 wurde das Häuschen abgebrochen<br />
und durch ein Werbe häuschen ersetzt.<br />
7<br />
8<br />
10<br />
61
Das Wetter und die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
«Nicht die Tarife, son<strong>der</strong>n die Leistung (Ange -<br />
bot) bzw. die Attraktivität machen die Qualität<br />
des öffentlichen Verkehrs aus», heisst es im<br />
Geschäftsbericht <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> 1981. Für<br />
den Normalkunden ist diese Leistung in <strong>der</strong><br />
Regel reine Selbstverständlichkeit; sie wird<br />
ihm höchstens dann bewusst, wenn sie wegen<br />
aussergewöhnlicher Umstände nur reduziert<br />
angeboten werden kann o<strong>der</strong> überhaupt wegfällt.<br />
Unerwartete Witterungsverhältnisse sorgen<br />
in diesem Zusammenhang immer wie<strong>der</strong><br />
für Über raschungen, sie beeinträchtigen den<br />
Verkehr.<br />
<strong>Ein</strong> Gewährsmann weiss von einer hübschen<br />
Geschichte zu berichten, die sich in den Dreis -<br />
62<br />
sigerjahren zugetragen hat. Widrige Wetter -<br />
verhältnisse verbündeten sich da <strong>mit</strong> technischem<br />
Ungenügen und sorgten für eine aussergewöhnliche<br />
Panne. <strong>Ein</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>mit</strong> offenem<br />
Schiebedach war unterwegs nach Lies tal,<br />
ein Gewitter setzte ein. Da versagte lei<strong>der</strong> das<br />
Schiebedach seinen Dienst, es legte sich allen<br />
Bemühungen des Wagenführers zum Trotz<br />
quer und liess sich keinen Zenti meter bewegen.<br />
Doch die Passagiere wussten sich zu helfen:<br />
Sie spannten im prasselnden Regen ihre<br />
Schirme auf und straften die Tech nik Lügen.<br />
<strong>Ein</strong> merkwürdiges Gefährt muss das gewesen<br />
sein! (24) Von ganz beson<strong>der</strong>er Qualität war in<br />
jenen fernen <strong>Jahre</strong>n auch das Wärmeangebot.<br />
Wäh rend heute <strong>der</strong> Wagenführer <strong>mit</strong> einem
<strong>Jahre</strong>szeitliche<br />
Stimmungen auf <strong>der</strong><br />
Bergstrecke<br />
Knopf druck für angenehme Temperatur ver -<br />
hältnisse sorgen kann, mussten in den Ju -<br />
gend jahren <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> Petrolöfen in Be -<br />
trieb gesetzt werden. Beson<strong>der</strong>s im Anhänger,<br />
wo auch geraucht werden durfte, mag damals<br />
ein ei gen artiges Luftgemisch entstanden sein.<br />
Solange die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> Betreiberin <strong>der</strong> Gon -<br />
delbahn und des Skilifts Vogelberg war, ge -<br />
hör ten Wetterüberlegungen und -sorgen vor<br />
allem im Winter zum Alltag <strong>der</strong> Betriebs füh -<br />
rung. Die Wirtschaftlichkeit dieser kostspieligen<br />
Anlagen mass sich an <strong>der</strong> Schnee höhe,<br />
und so folgten sich entsprechend <strong>der</strong> Wit -<br />
terung Höhen und Tiefen. Der Geschäfts be -<br />
richt 1980 brachte es auf den Punkt: «<strong>Ein</strong>mal<br />
mehr hat sich die Tatsache bewiesen, dass nur<br />
die Wintermonate <strong>mit</strong> guten Schnee ver hält -<br />
nissen (mindestens einen Monat ununterbrochener<br />
Schnee) die stets wachsenden Kosten<br />
ausgleichen können.» Diese Aussage un ter -<br />
stri chen auch die Geschäftsberichte.<br />
1987: «Schlech te Wetterverhältnisse vor den<br />
Sportferien, die spannenden Skiwelt meis ter -<br />
schaf ten, die verregneten Sommer- und Herbst -<br />
wochenenden beeinflussten das Resul tat ne -<br />
ga tiv.» (Defizit Fr. 98 515.<strong>–</strong>) 1988: «Der Winter -<br />
betrieb war infolge Schnee mangels wie<strong>der</strong>um<br />
sehr unbefriedigend. Schnee fiel zwar in grossen<br />
Mengen, aber lei<strong>der</strong> auf einen ungefrorenen<br />
Boden. Es war des halb nicht möglich, eine<br />
den Anfor de run gen des Ski fahrers gerechte<br />
63
Skipiste zu präparieren. <strong>Ein</strong> grosser Werbe -<br />
aufwand und das schöne Wetter beeinflussten<br />
das Sommer geschäft sehr positiv.» (Defizit<br />
Fr. 41 384.<strong>–</strong>) Das Jahr 1990 gab da gegen zu<br />
gedämpftem Optimismus Anlass: «Schnee im<br />
Dezember und das relativ gute Wochen end -<br />
wetter während des ganzen <strong>Jahre</strong>s führten<br />
zum neuen Rekordjahr <strong>der</strong> Sport bah nen Was -<br />
serfallen.» (Überschuss Fr. 36 535.<strong>–</strong>). Und<br />
schliesslich <strong>der</strong> Geschäfts be richt 1994: «Die<br />
wie<strong>der</strong>um angestrebte Frequenz von 80 000<br />
Personen konnte infolge <strong>der</strong> ungünstigen<br />
Wetterverhältnisse nicht erreicht werden. Viel<br />
Regen im Frühjahr, die grosse Hitze im<br />
Sommer, viel Nässe im Herbst und <strong>der</strong> fehlende<br />
Schnee sind die Gründe für die schlechte<br />
Frequenz. (Defizit Fr. 66 426.<strong>–</strong>)»<br />
Am 20. September 1994 beschloss die ausserordentliche<br />
Generalversammlung <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong><br />
<strong>AG</strong>, die Luftseilbahn <strong>der</strong> neu zu gründenden<br />
Stiftung LRW (Luftseilbahn Reigoldswil<strong>–</strong>Was ser -<br />
fallen) zu schenken. Die bewegte Ge schich te<br />
<strong>der</strong> Luftseilbahn nahm einen neuen Anfang.<br />
Natürlich beeinflussten die Wetterverhältnisse<br />
auch den Gang des Automobilalltags <strong>–</strong> einmal<br />
positiv, einmal negativ, aber nie <strong>der</strong>art einschneidend,<br />
dass die Abwicklung des Fahr -<br />
plans in Frage gestellt worden wäre. 1980 ho -<br />
ben im November und Dezember tiefe Tem pe -<br />
raturen selbst hartgesottene Velo- und Mo fa -<br />
fah rer »aus dem Sattel». 1985 galt es, im Janu -<br />
ar Eistage <strong>mit</strong> oft mehr als <strong>–</strong>20°C zu be wäl tigen.<br />
1986 musste angesichts eines grossen Schnee -<br />
falls in <strong>der</strong> Nacht vom 23. auf den 24. Fe bruar<br />
für die Beseitigung <strong>der</strong> weissen Pracht eine<br />
Schneefräse eingesetzt werden usw. usw.<br />
<strong>Ein</strong>mal mehr muss an dieser Stelle den Wa -<br />
genführern gedankt werden, die es verstanden,<br />
ihre Passagiere auch bei misslichen Wet -<br />
terverhältnissen unfallfrei, bequem und ohne<br />
allzu einschneidende Verspätungen zu ihrem<br />
Ziel zu fahren.<br />
64<br />
Dreissigerjahre:<br />
Reigoldswil im Schnee
Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>, ein Mädchen für alles<br />
Von allem Anfang an hat sich die Auto mobil -<br />
gesellschaft <strong>Liestal</strong>-Reigoldswil <strong>AG</strong> in bemerkenswerter<br />
Weise als unternehmerisch vielseitig<br />
ausgerichteter Betrieb ein gebracht. Wäh -<br />
rend an<strong>der</strong>e Transportbetriebe sich ausschliess -<br />
lich für den Personenverkehr ver pflich teten,<br />
definierte sich die Automobil gesellschaft 1905<br />
als ein <strong>Unternehmen</strong>, das sich zum Ziel setzte,<br />
«eine Automobil ver bin dung für Personen-,<br />
Gepäck- und soweit tunlich Güterverkehr zwischen<br />
<strong>Liestal</strong> und Rei goldswil einzurichten<br />
und zu betreiben». Und dieser Zielsetzung<br />
blieb die heutige <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> treu, ja,<br />
sie sorgte sogar für seine Erweiterung, indem<br />
die Gene ral versammlung 1930 festlegte, zu -<br />
sätz lich zur Eröffnung und zum Betrieb von<br />
Auto linien könne das Unter nehmen Son<strong>der</strong> -<br />
fahrten und Auto repa raturen ausführen, eingeschlossen<br />
sei ferner <strong>der</strong> Han del <strong>mit</strong> Benzin,<br />
Öl etc., ein Handels ge schäft, das 1940 auf Fett,<br />
Gummi und alle Autoteile erweitert wurde.<br />
Grund sätzlich, so hielten die Geschäfts sta tu ten<br />
un missver ständlich fest, könnten aber auch an -<br />
<strong>der</strong>e dem Zweck <strong>der</strong> Gesellschaft (Förde rung<br />
<strong>der</strong> Verkehrs ent wicklung) dienliche Ge schäf te<br />
getätigt werden, beispielsweise <strong>der</strong> Er werb von<br />
Liegen schaften. In diesem Sinn sah die Gene -<br />
ral versammlung von 1953 eine Neu fassung des<br />
Zweckparagrafen vor, indem sie nun auch den<br />
Betrieb von Luftseilbahnen, die Aus dehnung<br />
66<br />
<strong>der</strong> Güter- und Gesell schafts fahr ten auf das<br />
Ausland sowie den Handel <strong>mit</strong> Au to mobilen in<br />
den Aufgabenbereich einbezog.<br />
Dass die Omnibusse <strong>der</strong> Anfangszeit und ihre<br />
Nachfolger für den Güterverkehr eingesetzt<br />
wurden, verdeutlicht, wie sehr sich die Auto -<br />
mobilgesellschaft gewisser massen als Nach -<br />
fol gerin <strong>der</strong> alten Bottenwagen sah, die für die<br />
Posamenter von Reigoldswil, Ziefen und Bu -<br />
bendorf jeweils den Handelsverkehr zwischen<br />
Basel und dem Fünflibertal besorgt hatten. In<br />
diesem Sinn wurde <strong>der</strong> Auto mobil gesell schaft<br />
auch <strong>der</strong> Postdienst übertragen, was zur Folge<br />
hatte, dass <strong>der</strong> Wagen park einen Post wagen<br />
einschloss und 1942 in einen <strong>der</strong> Per so nenan -<br />
hänger wagen ein Gepäck raum eingebaut<br />
wer den musste.<br />
Das Tätigkeitsfeld <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
war und ist weit gesteckt<br />
1925 Übernahme <strong>der</strong> Kursstrecke<br />
<strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Büren auf Rechnung <strong>der</strong><br />
Postverwaltung<br />
1949 Übernahme <strong>der</strong> Postkonzession und<br />
des Milchtransportes <strong>der</strong> Gemeinden<br />
Arboldswil und Titterten nach dem<br />
Bahn hof <strong>Liestal</strong><br />
1952 Im Auftrag von Sandoz <strong>AG</strong> Übernahme<br />
eines Arbeiterkurses zwischen Basel<br />
und Schweizerhalle (bis 15. Juni 1953)<br />
1954 Übernahme des Milchtransportes<br />
<strong>der</strong> Milchgenossenschaften von<br />
Reigoldswil und Lauwil nach <strong>Liestal</strong><br />
1954 Übernahme des Camiondienstes<br />
zwischen <strong>Liestal</strong> und den Gemeinden<br />
Reigoldswil, Titterten, Arboldswil,<br />
Lauwil und Nuglar<br />
1954 Postkonzession für die Strecke<br />
<strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Nuglar. Sie wurde 1965 wegen<br />
Perso nalmangel nicht mehr eingelöst
<strong>Ein</strong>e Gesellschaftsfahrt<br />
vor dem<br />
Zweiten Weltkrieg<br />
in <strong>der</strong> Tremola<br />
67
1954 <strong>Ein</strong>richtung des Kurses Nr. 20 ausserhalb<br />
des Fahrplanes ab <strong>Liestal</strong> bis<br />
Titterten für die in <strong>der</strong> Berufsaus bil -<br />
dung stehenden Jugendlichen (auf<br />
Ver langen <strong>der</strong> Gemeinden). Ende 1962<br />
wurde dieser Kurs mangels genügen<strong>der</strong><br />
Frequenz wie<strong>der</strong> aufgegeben<br />
1961 Ab 1. Mai tägliche Sammelladung <strong>der</strong><br />
Milchlieferungen aus den Gemeinden<br />
Arboldswil, Titterten, Reigoldswil,<br />
Lauwil, Ziefen, Bubendorf, <strong>Liestal</strong>,<br />
Lupsingen, Büren, Frenkendorf und<br />
Füllinsdorf nach Basel<br />
1964 Erneuerung <strong>der</strong> Konzession für die<br />
Strecke Basel<strong>–</strong>Reigoldswil<strong>–</strong>Titterten <strong>–</strong><br />
Arboldswil<br />
1970 Am 1. Januar Übernahme <strong>der</strong><br />
offiziellen Bahncamionnage des SBB-<br />
Bahn hofs <strong>Liestal</strong><br />
1971 Auf Wunsch <strong>der</strong> Gemeinde Pratteln<br />
verkehrstechnische Erschliessung<br />
des neuen, an <strong>der</strong> Dorfgrenze von<br />
Augst gelegenen Wohnquartiers<br />
Längi in Querverbindung zum Bahnhof<br />
und zur Tramstation Pratteln<br />
1980 Son<strong>der</strong>einsatz <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> während<br />
<strong>der</strong> «Grün 80»<br />
2002 Son<strong>der</strong>einsatz während des Eidgenös-<br />
sisches Turnfestes. Zitat aus dem<br />
Geschäftsbericht: «Die zeitweise gegen<br />
hun<strong>der</strong>t Busse im <strong>Ein</strong>satz liessen fast<br />
filmreife Vorführungen zu, wie z.B.<br />
Gelenkbusballett auf dem Ziegler-<br />
Areal. In Partnerschaft <strong>mit</strong> den SBB,<br />
<strong>der</strong> Walden burgerbahn und den Busunter<br />
neh men aus <strong>der</strong> näheren und<br />
weiteren Umgebung konnten wir eine<br />
Megaleis tung erbringen.»<br />
2003 Ergänzung <strong>der</strong> Fahrzeugflotte <strong>mit</strong><br />
Kleinbussen<br />
Apropos Gesellschaftsfahrten, von zwei ganz<br />
beson<strong>der</strong>en soll hier die Rede sein:<br />
1948 überraschte eine <strong>Ein</strong>ladung <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong><br />
<strong>AG</strong> zu einer Rundfahrt <strong>der</strong> 30 ältesten <strong>Ein</strong> woh -<br />
nerinnen und <strong>Ein</strong>wohner <strong>der</strong> Talort schaf ten<br />
Bubendorf, Ziefen und Reigoldswil im blumenbekränzten<br />
Bus.<br />
Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> war weitgehend männerdominiert,<br />
und man kann sich fragen: Wo<br />
blei ben da die Frauen? Die folgende Ge -<br />
schich te zeigt wi<strong>der</strong> Erwarten, dass das Herz<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s auch für die Frauen<br />
schlägt. Da war wie<strong>der</strong> einmal eine Männer -<br />
ge sellschaft zu einer gemütlichen Ausfahrt<br />
geladen, nota bene <strong>–</strong> wie in <strong>der</strong> Schweiz lange<br />
üblich <strong>–</strong> ohne Ehefrauen, die sich scheinbar ins<br />
Unvermeidliche schickten und brav von ihren<br />
Ehemännern Abschied nahmen. Nur scheinbar,<br />
denn kaum war das letzte Hosen bein verschwunden,<br />
nahmen die tüchtigen und emanzipierten<br />
Ehefrauen in einem um die Ecke in<br />
einer Seitenstrasse bereitgestellten An hänger<br />
Platz. Der ins Geheimnis eingeweihte<br />
Chauffeur wusste, was zu tun war: Er schaltete<br />
zum grossen Erstaunen <strong>der</strong> Männer den<br />
Rückwärtsgang ein, koppelte den Anhän ger<br />
an und rettete da<strong>mit</strong> die eheliche, aber doch<br />
um eine Anhängerlänge getrennte Zwei -<br />
samkeit <strong>–</strong> es lebe <strong>der</strong> Anhängerbetrieb!<br />
69
1<br />
2<br />
1 | Auf dem Klausenpass <strong>mit</strong> einem FBW 6-Zylin<strong>der</strong>, 1926 2 | FWB-Anhängerzug 3 | die «persönliche Handschrift» <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
70<br />
3
4<br />
5<br />
4 | Am Vierwaldstättersee, um 1926 5 | Reisen im Cabriolet anno dazumal 6 | Hochzeitspaar, 1935<br />
6<br />
71
1<br />
2<br />
1 | Schöne Aussichten 2 | Eröffnungssfeier <strong>der</strong> Linie 71 in Arboldswil, 1949 3 | Unterwegs, 1953<br />
72<br />
3
4<br />
5<br />
4 | Arboldswil 1949 5 | Umfahrung nach einem Felssturz 6 | FBW 6-Zylin<strong>der</strong> am Bernardino<br />
6<br />
73
1<br />
2<br />
1 | Wagen Nr. 24 vor dem Depot in Reigoldwil 2 | Chauffeur vor einem FWB-Wagen 3 | Innenansicht eines FWB-Kurswagen<br />
74<br />
3
4<br />
5<br />
4 | <strong>Ein</strong>e Familie gondelt auf die Wasserfalle 5 | Brauner FWB -Kurswagen am Aeschenplatz 6 | Armaturen im FWB<br />
6<br />
75
Krisen<br />
Krisen <strong>–</strong> wer behaupten wollte, es habe sie in<br />
<strong>der</strong> hun<strong>der</strong>tjährigen Geschichte <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong><br />
<strong>AG</strong> nie gegeben, <strong>der</strong> würde in Schönfärberei<br />
machen. Denn in Tat und Wahrheit erschütterten<br />
kleinere und grössere Krisen das Unter -<br />
nehmen von allem Anfang an. Wir erinnern<br />
uns dabei an die «Automobil kranken geschich -<br />
te» von 1907, die ja glücklicherweise ein gutes<br />
Ende fand und den Berichterstatter 1908 zu<br />
folgendem Schlussstrich veranlasste: «... und<br />
so sind wir denn auf einem Punkt angelangt,<br />
bei dem alle Schwierigkeiten behoben zu sein<br />
scheinen.»<br />
Die Sache auf den Punkt bringen, die Krise<br />
bewältigen <strong>–</strong> das war auch angesagt, als<br />
1983/1984 die so genannte Watragkrise die<br />
Au tobus <strong>AG</strong> erschütterte; es war <strong>mit</strong> Sicherheit<br />
die grösste Krise, <strong>der</strong> sich das <strong>Unternehmen</strong> je<br />
gegenübersah, ging es doch damals, und diese<br />
Charak terisierung ist nicht übertrieben, tatsächlich<br />
um Sein o<strong>der</strong> Nichtsein <strong>der</strong> selbstständigen<br />
<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong>. Zwei Philosophien<br />
standen sich gegenüber: Während die eine Sei -<br />
te die altbewährte unternehmerische Selbst -<br />
stän dig keit ins Zentrum <strong>der</strong> Überlegungen<br />
stellte, for<strong>der</strong>te die an<strong>der</strong>e Seite eine Inte gra -<br />
tion <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Baselland Transport <strong>AG</strong> und da<strong>mit</strong><br />
eine Aktienmehrheit des Kantons. Die Aus ein -<br />
an <strong>der</strong> setzung gipfelte in zahlreichen Landrats -<br />
debatten, doch schliesslich trug die Idee <strong>der</strong><br />
76<br />
Selbstständigkeit den Sieg davon <strong>–</strong> wie richtig<br />
diese Weichenstellung war, das beweist die<br />
Ge schichte <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> in den letzten<br />
zwan zig <strong>Jahre</strong>n.<br />
Die letzte grössere Krise <strong>–</strong> es war eine Ausein -<br />
an <strong>der</strong>setzung des Fahrpersonals <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Un ter -<br />
nehmensleitung <strong>–</strong> brach 2001 über die <strong>Autobus</strong><br />
<strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> herein. Sie führte zu Streik dro hun -<br />
gen und endete schliesslich <strong>mit</strong> dem Aus schei -<br />
den des langjährigen und verdienten Di rek tors;<br />
er trat freiwillig zurück, weil er weiteren Scha -<br />
den von <strong>der</strong> Firma abwenden wollte.<br />
Krisen <strong>–</strong> wann entstehen sie, warum entstehen<br />
sie? Sind sie selbstverschuldet o<strong>der</strong> fremdbestimmt?<br />
Hätten sie verhin<strong>der</strong>t werden können?<br />
Fragen über Fragen <strong>–</strong> wir wagen es nicht, sie<br />
zu beantworten. Doch eines dürfte klar sein<br />
und allgemeine Zustimmung erhalten: Krisen -<br />
verhin<strong>der</strong>ung und Krisenbewältigung können<br />
nur dann wirksam funktionieren, wenn <strong>der</strong><br />
Ver trauensbildung <strong>–</strong> gegen innen und gegen<br />
aussen, im kleinen Alltag wie auch im grossen<br />
Geschäft <strong>–</strong> höchste Priorität zuerkannt wird. In<br />
diesem Sinn hat denn auch <strong>der</strong> Geschäfts -<br />
bericht des <strong>Jahre</strong>s 2002 die <strong>Unternehmen</strong>s füh -<br />
rung <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> unter die Devise gestellt<br />
«Vertrauensbildung als Grundlage für einen<br />
erfolgreichen Weiterausbau».
Von Fahrplänen, Tarifen und Billetten<br />
Fahrpläne sind für das Gedeihen eines öffentlichen<br />
Verkehrs<strong>mit</strong>tels von ausschlaggeben<strong>der</strong><br />
Bedeutung. Wie viele gabs in <strong>der</strong> hun<strong>der</strong>tjährigen<br />
Geschichte <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>? Wenn man<br />
nach dem Muster einer einfachen Milch -<br />
mannrechnung verfährt <strong>–</strong> jährlich je ein Som -<br />
mer- und ein Winterfahrplan <strong>–</strong>, dann könnten<br />
es 200 gewesen sein, doch die Wirklichkeit ist<br />
bunter und vielfältiger und lässt diese Zahl<br />
weit hinter sich. Beson<strong>der</strong>s in den Grün<strong>der</strong>und<br />
Weltkriegsjahren hatten sich die Auto -<br />
busbenützer des Reigoldswilers und seiner<br />
Ne benlinien immer neuen Fahrplänen anzupassen;<br />
sie wurden nötig, weil in diesen Jah -<br />
ren weniger das Transportbedürfnis den Fahr-<br />
rhythmus bestimmte als vielmehr das Vor han -<br />
densein von genügend Benzin. Den Fahrplanrekord,<br />
wenn man diesen Ausdruck gebrauchen<br />
darf, schlug das Jahr 1917 <strong>mit</strong> nicht we -<br />
niger als fünf Fahrplänen.<br />
Die Fahrpläne<br />
Wo orientierte sich <strong>der</strong> Busbenützer über die<br />
Fahrzeiten? Sicher wurden die Fahrpläne je -<br />
wei len in den Tageszeitungen publiziert, doch<br />
ohne Zweifel bewährte sich auch die Mund-<br />
In for mation, denn noch mussten in den ersten<br />
zwölf Betriebsjahren die Haltestellen <strong>der</strong><br />
durchfahrenen Dörfer ohne Fahrplanhinweise<br />
auskommen. Was für uns mo<strong>der</strong>ne Busbe nüt -<br />
77
zer längst selbstverständlich ist <strong>–</strong> das Ablesen<br />
eines an den Halte stellen angebrachten Fahr -<br />
planes <strong>–</strong> das wurde <strong>mit</strong>tels aufgestellter Tafeln<br />
erst 1927 realisiert und fand natürlich den entsprechenden<br />
Beifall des reisenden Publikums.<br />
Die Tarifgestaltung<br />
Die Beliebtheit jedes öffentlichen Verkehrs -<br />
<strong>mit</strong>tels hängt neben Betriebssicherheit und<br />
Pünkt lichkeit nicht zuletzt von <strong>der</strong> Tarif gestal -<br />
tung ab, und sie wie<strong>der</strong>um wird von <strong>der</strong> Art<br />
<strong>der</strong> Billettausgabe beeinflusst. So gewährt beispielsweise<br />
ein Retourbillett dem Kunden<br />
einen Rabatt; während aber eine solche Preis -<br />
78<br />
gestaltung für uns ganz selbstverständlich ist,<br />
wurde sie von <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> erst am 1. Ok -<br />
to ber 1907 eingeführt, als sich die Betriebs -<br />
rechnung zusehends konsolidierte. Und<br />
Ähnliches lässt sich bezüglich des<br />
Abonnements-an gebotes sagen. 1911 brachte<br />
eine Kin<strong>der</strong> gärtnerin die Sache ins Rollen. Sie<br />
fragte nämlich an, wie hoch sich ein<br />
Abonnement für ein ganzes Jahr belaufen<br />
würde, wenn sie jeden Tag von <strong>Liestal</strong> nach<br />
Bubendorf und zurück fahre. Die<br />
Betriebsleitung zeigte ein <strong>Ein</strong>sehen und setzte<br />
für diesen Son<strong>der</strong>fall einen Abon ne mentspreis<br />
von Fr. <strong>100</strong>.<strong>–</strong> fest <strong>–</strong> für damalige Verhältnisse<br />
ein stolzer Preis!
Insgesamt kann <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> als einem<br />
«ge meinnützig wirkenden <strong>Unternehmen</strong>» at -<br />
tes tiert werden, dass ihre Tarifpolitik von Anf -<br />
ang an sehr mo<strong>der</strong>at war. Dem Jah res bericht<br />
von 1921 ist sogar zu entnehmen, dass das<br />
<strong>Unternehmen</strong> in diesem von <strong>der</strong> Krise gekennzeichneten<br />
Jahr <strong>–</strong> die «herrschende Verdienst -<br />
losigkeit in <strong>der</strong> Seidenbandweberei» machte<br />
sich bemerkbar und drückte auf die Passa gier -<br />
frequenz <strong>–</strong> zu Gunsten <strong>der</strong> Bevöl kerung auf<br />
eine Erhöhung <strong>der</strong> Fahrtaxen verzichtete.<br />
Dies, obwohl ihre Taxen im Rahmen sämtlicher<br />
konzessionierter Automobil unter neh mun gen<br />
<strong>der</strong> Schweiz die niedrigsten waren und sie,<br />
80<br />
wie <strong>der</strong> <strong>Jahre</strong>sbericht <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> von<br />
1956 stolz festhält, «über haupt noch nie Sub -<br />
ven tionen in An spruch nehmen musste». Auch<br />
1933 bekräftigte das <strong>Unternehmen</strong>, seine Tax -<br />
politik habe sich «im Interesse <strong>der</strong> Gegend den<br />
wirtschaftlichen Ver hältnissen <strong>der</strong> arbeitenden<br />
Klasse angepasst. <strong>Ein</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Arbeiterund<br />
Schüler abon nemente würde diesen Volks -<br />
schichten die täglichen Fahrten zur Arbeit und<br />
zur Schule verunmöglichen.» Tatsächlich standen<br />
die Ta xen <strong>der</strong> Arbeiter- und Schüler abon -<br />
nemente unter jenen <strong>der</strong> PTT-Tarife.<br />
1956 wurde die Fahrtax-Altersgrenze für Kin -<br />
<strong>der</strong> heraufgesetzt. Seither fahren Kin<strong>der</strong> bis<br />
zum 6. Altersjahr in Begleitung Erwachsener<br />
taxfrei, Jugendliche <strong>der</strong> Altersstufe 6 bis 16<br />
zur halben Taxe. Seit 1960 werden schliesslich<br />
in Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den SBB Rundreiseund<br />
Familienbillette abgegeben.<br />
Ende 1975 wurde ein neues Tarifsystem eingeführt<br />
Es beruht auf einem Flächenzonentarif<br />
und löste das alte Tarifkilometer-System ab.<br />
1976 trat die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> BLT Basel -<br />
land Transport <strong>AG</strong> in ein betriebliches Ver -<br />
tragsverhältnis ein. Am 1. Juni 1987 wurde in<br />
<strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> erste integrale Tarifverbund <strong>der</strong><br />
Schweiz Wirklichkeit. Zum Preis von 40 Fran -<br />
ken monatlich konnten da<strong>mit</strong> rund 600’000<br />
<strong>Ein</strong>wohner aus über 150 Gemeinden in sechs<br />
Kantonen <strong>der</strong> Nordwestschweiz ein Verbund -<br />
netz von mehr als 750 km benützen. Die einheitliche<br />
Tarifgestaltung hatte zur Folge, dass<br />
die früher von Unternehmung zu Unter neh -<br />
mung verschiedenen Tarife nur noch Erinne -<br />
rung an eine weniger grosszügige Vergan gen -<br />
heit sind.
Elegante Billetteur-Tasche<br />
81
1<br />
3<br />
5<br />
1 | Orion-Wagen, 1905 2 | Berna-Wagen, 1918 3 | FWB-Dreiachser, um 1930 4 | Martini-Wagen, 1905 5 | 6 | FWB-Dreiachser, 1926<br />
82<br />
2<br />
4<br />
6
7<br />
10<br />
Die Fahrzeugparade<br />
Selbstverständlich än<strong>der</strong>te die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> in den<br />
<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n ihrer Geschichte <strong>mit</strong> dem Aussehen und dem<br />
Anstrich <strong>der</strong> Linienbusse immer wie<strong>der</strong> ihr Outfit. Hier<br />
eine kleine Fahrzeugparade. Sie beginnt <strong>mit</strong> den pionierhaften<br />
Orion- und Martiniwagen um 1905 und dem ersten<br />
am Ende des Ersten Weltkriegs 1918 erworbenen Berna-<br />
Wagen; er erinnert an die Anfangszeiten <strong>der</strong> Unter neh -<br />
mung und wurde von seiner Form her als «gefällig» eingestuft.<br />
7 | FBW-<strong>Autobus</strong>zug, 1930 8 | 9 | Reisebus <strong>mit</strong> und ohne Verdeck 10 | Innenraum eines FWB 11 | FBW-Zugwagen <strong>mit</strong> An<strong>der</strong>sen-Anhänger, 1930 in Ziefen<br />
8<br />
9<br />
11<br />
83
1<br />
3<br />
4<br />
84<br />
2<br />
Darüber hinaus entsprach er in ganz beson<strong>der</strong>er Art und<br />
Weise den <strong>Zeit</strong>bedürfnissen, denn er bot, abgesehen von<br />
seiner Bequemlichkeit, «infolge des grösseren Luf t rau mes<br />
und <strong>der</strong> rationellen Ventilation speziell während <strong>der</strong> Grip -<br />
pe epi demie eine schätzenswerte Annehm lich keit». 1974<br />
brachte ein soeben aus <strong>der</strong> Revision gekommener FBW-<br />
Wagen als erster das frische Gelb <strong>der</strong> neuen <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
auf die Strasse, und 1979 wurden drei neue Gelenk busse<br />
im Zeichen des 75-jährigen Bestehens auf die Dörfer Rei -<br />
golds wil, <strong>Liestal</strong> und Birs felden getauft.<br />
1 | Saurer CT 2 DL, 1950/51 2 | Saurer <strong>mit</strong> offenem Verdeck 3 | «Der Milcher», Büssing, 6 Zylin<strong>der</strong>, 1954 4 | Saurer, 6 Zylin<strong>der</strong>, 1954 5 | FWB-Linienbus, 1948<br />
5
6<br />
8<br />
10<br />
6 | 7 | Saurer-Reisewagen, 1950 8 | Hochzeit 9 | FWB-Linienbus 10 | FWB <strong>mit</strong> Moser-Anhänger 11 | Büssing-Reisewagen, Frontlenker, 1955<br />
7<br />
9<br />
11<br />
85
1<br />
3<br />
5<br />
1 | 3 | Eidg. Turnfest 2002 im Baselbiet, im <strong>Ein</strong>satz rund <strong>100</strong> Gelenkbusse 2 | FCB-Fans in Liverpool 4 | Drögmöller, 1998 | 5 Südwärts 6 | In Holland <strong>mit</strong> A<strong>AG</strong>L<br />
86<br />
2<br />
4<br />
6
7<br />
9<br />
11<br />
7 | Ikarus, 1975 8 | Magirus Deutz, Stadtbus Rheinfelden, 1975 9 | Hochzeitsfahrt 10 | Erster Gelenkbus, 1979 11 | Car in den Siebzigerjahren 12 | Säulibus, 1990<br />
8<br />
10<br />
12<br />
87
Vom Dorf-zu-Dorfbus zum Stadtbus<br />
Das Jahr 1975 brachte <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> eine<br />
nachhaltige, in den Kanton Aargau führende<br />
Neuorientierung: Der bewährte Von Dorf-zu-<br />
Dorf- o<strong>der</strong> Überlandbus mauserte sich damals<br />
zum Innerorts- o<strong>der</strong> Stadtbus. Die Rede ist von<br />
<strong>der</strong> Eröffnung des «Stadtbusses Rhein felden»<br />
(Linie 85/86), <strong>der</strong> am 28. September zum ers -<br />
ten Mal seine 10,7 km lange Strecke abfuhr.<br />
Was das Tram für Basel bedeutet, brachte <strong>der</strong><br />
Stadt Rheinfelden <strong>–</strong> <strong>der</strong> Motropole des Frick -<br />
tals <strong>–</strong> eine verkehrsmässig engere Anbin dung<br />
<strong>der</strong> Aussenquartiere an das Zen trum. Zwei Li -<br />
nien waren entstanden; die eine bediente ab<br />
Bahnhof das westliche Augarten-Wohn quar -<br />
tier, ein zweiter Kurs erschloss die östlichen<br />
Siedlungsgebiete, insbeson<strong>der</strong>e auch die Heilund<br />
Pflegeanstalten, das Kurzentrum und die<br />
Solbadklinik.<br />
Zweifellos <strong>–</strong> die Schaffung des Stadtbusses<br />
Rhein felden hat ganz wesentlich dazu beigetragen,<br />
dass sich die Bewohner <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
zwei ten Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts weit über<br />
die Grenzen <strong>der</strong> Stadtmauer hinausgewachsenenen<br />
Stadt wirklich als Rheinfel<strong>der</strong> verstehen<br />
können, dass sie Identität gewonnen haben.<br />
Der Stadtbus trug und trägt indessen nicht nur<br />
zu einem gestärkten gesellschaftlichen und<br />
politischen Wir-Bewusstsein bei, er ist auch in<br />
wirtschaftlicher Hinsicht von einigem Ge -<br />
wicht, bringt er doch eine merkliche Be le bung<br />
<strong>der</strong> Innerstadt <strong>mit</strong> ihrem reichen <strong>Ein</strong> kaufs an -<br />
gebot.<br />
88<br />
Oben:<br />
BBR Busbetrieb<br />
Rheinfelden<br />
Unten:<br />
Törli <strong>Liestal</strong><br />
Rechts:<br />
Früher: <strong>Ein</strong>fahrt in die<br />
Altstadt Rheinfelden
Wer als Ortskundiger heute auf <strong>der</strong> Rhein -<br />
stras se nach <strong>Liestal</strong> fährt, wird beim besten<br />
Willen nicht ausmachen können, wo <strong>der</strong> Fren -<br />
kendörfer Bann aufhört und <strong>Liestal</strong> beginnt <strong>–</strong><br />
längst sind die zwei Siedlungen zu einer ge -<br />
schlossenen Agglomeration zusammenge wach -<br />
sen. Umso dringen<strong>der</strong> stellte sich darum auch<br />
in <strong>Liestal</strong> und seiner Umgebung die Frage<br />
nach <strong>der</strong> Erschliessung <strong>der</strong> verschiedenen neu<br />
entstandenen Quartiere durch ein öffent liches<br />
Verkehrs<strong>mit</strong>tel. Und so wurde nach dem Motto<br />
«Was dem einen recht ist, ist dem an<strong>der</strong>en billig»<br />
in Befolgung des Rheinfel<strong>der</strong> Rezeptes am<br />
1. April 1976 im Rah men eines kleinen Volks -<br />
fes tes <strong>der</strong> «Regio nal bus <strong>Liestal</strong>» (Linie 75/78)<br />
er öffnet; er brachte <strong>mit</strong> einer Länge von 19,9 km<br />
die verkehrsmässige Verknüpfung von Fren -<br />
ken dorf, Füllins dorf, <strong>Liestal</strong> und Lausen und<br />
zeichnete sich von allem Anfang an durch eine<br />
über Er war ten gute Frequenz aus. Und so er -<br />
füllte sich problemlos, was kurz nach <strong>der</strong> Er -<br />
öffnung des Ge meinschaftswerkes <strong>der</strong> Ge -<br />
mein den Frenken dorf, Füllinsdorf, <strong>Liestal</strong> und<br />
Lausen prophezeit wurde: «Es dürfte wohl<br />
heute schon ausser Zweifel stehen, dass dieser<br />
Regionalbus <strong>Liestal</strong> nach Ablauf <strong>der</strong> vorerst<br />
auf zwei <strong>Jahre</strong> begrenzten Probezeit nicht mehr<br />
zu vermissen sein wird.» Seit 1. Juni 1978 ist er<br />
definitiv einer <strong>der</strong> Eckpfeiler des Angebots <strong>der</strong><br />
<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong>.<br />
89
Das ungebremste Wachstum<br />
Klein und bescheiden <strong>–</strong> so etwa könnte man<br />
die Anfänge <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> umschreiben.<br />
Statistiken<br />
Zur Erinnerung: 1906 verkehrt <strong>der</strong> Omnibus<br />
<strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> zwischen <strong>Liestal</strong> und Reigolds -<br />
wil täglich viermal in beiden Richtungen <strong>–</strong> die<br />
Linie zählt 13,1 km <strong>–</strong> 3 Chauffeure und 2 Bil let -<br />
teure bewältigen die Arbeit, und in den beiden<br />
Kopfstationen stehen je eine Werkstätte und<br />
eine Wagenhalle zur Verfügung.<br />
Zur Erinnerung: 1910 wurde <strong>der</strong> <strong>Jahre</strong>sbericht<br />
erstmals gedruckt. Es geschah dies vor allem,<br />
«um die Creditschwierigkeiten zu beseitigen».<br />
Nicht nur sollte je<strong>der</strong> Aktionär bedient werden;<br />
man wollte auch «eine Anzahl in Reserve<br />
halten zur Vorweisung und Abgabe an Ge -<br />
schäftsfirmen, <strong>mit</strong> denen man in Verkehr zu<br />
treten wünschte». So bescheiden war man vor<br />
rund hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong>n!<br />
Und dann wächst und wächst das Unter neh -<br />
men. Im Jubiläumsjahr 1955 zählt sein Linien -<br />
netz 58,2 km, wozu noch eine Luft seilbahn und<br />
ein Skilift kommen <strong>–</strong> in Rei goldswil steht zu -<br />
sätzlich zur Wagenhalle ein Warteraum <strong>mit</strong><br />
Bil lettausgabe zur Ver fügung, in <strong>Liestal</strong> ein<br />
Ver waltungsgebäude <strong>mit</strong> Dienst wohnung, Wa -<br />
gen halle und Service station <strong>–</strong> <strong>der</strong> Personal -<br />
bestand zählt jetzt 17 Mitar bei te rinnen und<br />
Mitarbeiter (neben dem Ge schäfts führer eine<br />
Prokuristin, zwei Büro angestellte, ein Garage -<br />
chef, ein Bahnmeister <strong>der</strong> Luft seilbahn, zwei<br />
Au to mechaniker, fünf Wagen führer, ein Aus -<br />
hilfswagenführer, drei Billet teure und ein Au -<br />
to mechanikerlehrling) <strong>–</strong> und <strong>der</strong> Wagenpark<br />
ist auf 18 <strong>Ein</strong>heiten angewachsen, nämlich 3<br />
Personenanhängerwagen, 1 Personen-Kleinwa -<br />
gen, 2 Lastwagen, 2 Post- und 1 Skianhänger.<br />
Heute vor dem Hun<strong>der</strong>t-<strong>Jahre</strong>-Jubiläum sieht<br />
die Bilanz folgen<strong>der</strong>massen aus:<br />
90<br />
Liniennetz<br />
Gesamtlänge <strong>der</strong> Linien 111,2 km<br />
Wagenbestand<br />
2-Achsen-<strong>Autobus</strong>se 25<br />
Gelenkbusse 10<br />
Reisebusse 3<br />
Kleinbusse 5<br />
Servicewagen 1<br />
Anhänger 3<br />
Total 47<br />
Da<strong>mit</strong> stehen den Reisenden 2003 nicht weniger<br />
als 3557 Plätze (1451 Sitz- und 2105 Steh -<br />
plätze) zur Verfügung.<br />
Anzahl Mitarbeitende<br />
<strong>Unternehmen</strong>sleitung, Verwaltung 5<br />
Fahrdienst 72<br />
Werkstatt, Reinigung 5<br />
Total 82<br />
Geschäftsergebnis 2003<br />
Gesamtertrag 16 722 908<br />
Gesamtaufwand 16 621 173<br />
<strong>Jahre</strong>sgewinn 101 735<br />
Was aus <strong>der</strong> zeitlichen Distanz so selbstverständlich<br />
erfolgreich erscheint, entpuppt sich,<br />
wenn man <strong>Jahre</strong>sbericht um <strong>Jahre</strong>sbericht<br />
durch<strong>geht</strong>, als eine oft mühsame Bergundtal -<br />
fahrt. Erst ab 1960 beginnt sich eine Periode<br />
<strong>der</strong> Beruhigung und <strong>der</strong> Stabilisierung abzuzeichnen,<br />
die aber bald wie<strong>der</strong> einem ungestümen<br />
Wachstum Platz macht. Wie lässt sich<br />
diese Entwicklung erklären?
Neue Buslinien<br />
In den Sechziger- und Siebzigerjahren des letz -<br />
ten Jahrhun<strong>der</strong>ts befand sich <strong>der</strong> Kanton Ba -<br />
sel-Landschaft in einer eigentlichen Auf bruch -<br />
situation. 1950 zählte er 107 649 <strong>Ein</strong> woh ne rin -<br />
nen und <strong>Ein</strong>wohner, nur dreissig <strong>Jahre</strong> später<br />
hatte sich die Bevölkerung <strong>mit</strong> 221 266 Be woh -<br />
nern mehr als verdoppelt.<br />
Auch die drei Dörfer des Fünflibertals waren<br />
von dieser Ent wick lung nicht unberührt ge -<br />
blie ben, sie wa<br />
ren von 3429 auf 4601 <strong>Ein</strong> woh -<br />
ner angewachsen. <strong>Ein</strong>e ge waltige, die Land -<br />
schaft verän<strong>der</strong> nde Bau eu pho rie war die<br />
Folge dieser auch gesamtschweizerisch einzigartigen<br />
Ent wick lung. Das Baselbiet stand<br />
im Zeichen des Aufbruchs in eine neue <strong>Zeit</strong><br />
und sein Leit motiv hiess: Aus bau und Wachs -<br />
tums bewäl tigung. Es mussten Spitäler, Schu -<br />
len, Schnell strassen und <strong>Ein</strong> kaufs zentren ge -<br />
schaf fen werden, und es galt auch den öffentlichen<br />
Ver kehr zu för<strong>der</strong>n. Die Auto bus <strong>AG</strong><br />
<strong>Liestal</strong> stand <strong>mit</strong>ten drin in diesem Strudel<br />
neuer Anfor <strong>der</strong>ungen; folgerichtig baute sie<br />
ihr Liniennetz aus.<br />
Entwicklung Liniennetz<br />
1905, bzw. 1928:<br />
Linie 70 Reigoldswil<strong>–</strong><strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Basel 29.7 km<br />
1949<br />
Linie 71 Reigoldswil<strong>–</strong>Titterten<strong>–</strong><br />
Arboldswil<strong>–</strong>Bubendorf 11,2 km<br />
1975<br />
Linie 85/86: Stadtbus Rheinfelden 10,7 km<br />
1976<br />
Linien 75<strong>–</strong>78: Regionalbus <strong>Liestal</strong>,<br />
Lausen, Frenkendorf und<br />
Füllinsdorf 18,8 km<br />
1976<br />
Linie 84<br />
Pratteln SBB<strong>–</strong>Kaiseraugst/<br />
Liebrüti<strong>–</strong>Rheinfelden SBB 9,8 km<br />
1981<br />
Linie 83<br />
Pratteln<strong>–</strong>Augst<strong>–</strong>Arisdorf 14,9 km<br />
2001<br />
Linie 80<br />
<strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Pratteln<strong>–</strong>Basel 16,6 km<br />
Total 111,2 km<br />
Was so einfach aussieht, ist das Resultat langfristiger<br />
Planungsarbeit. Die <strong>Jahre</strong>sberichte ver -<br />
raten es: Neue Linien konnten nicht einfach<br />
hingezaubert werden. Sie waren auf wirtschaftliche<br />
Tauglichkeit und auf optimale Strecken -<br />
führung zu prüfen und erlitten darum immer<br />
wie<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen.<br />
91
Beför<strong>der</strong>te Fahrgäste im Linienverkehr pro Jahr<br />
7 400 000<br />
7 300 000<br />
7 200 000<br />
7 <strong>100</strong> 000<br />
7 000 000<br />
6 900 000<br />
6 800 000<br />
6 700 000<br />
6 600 000<br />
6 500 000<br />
Wie sehr dem Liniennetz differenzierte<br />
Überlegungen zu Grunde liegen, verrät beispielsweise<br />
die 2001 eingeführte Buslinie 80<br />
Basel<strong>–</strong>Schweizerhalle<strong>–</strong>Pratteln<strong>–</strong><strong>Liestal</strong>, die so<br />
ge nann te Shoppinglinie. Wer auf einer Karte<br />
das Li nien netz <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> studiert, wird<br />
bald einmal feststellen, dass diese Linie zwischen<br />
<strong>Liestal</strong> und <strong>der</strong> Hülftenschanze sowie<br />
zwischen <strong>der</strong> Saline und Basel parallel zur altbewährten<br />
Stammlinie 70 geführt wird. Pla ne -<br />
rische Fehlleistung o<strong>der</strong> planerische Absicht <strong>–</strong><br />
92<br />
98 99 00 01 02 03 04<br />
Beför<strong>der</strong>te Fahrgäste pro Linie in Prozent<br />
im Jahr 2004<br />
83<br />
80<br />
84<br />
85/86<br />
75<strong>–</strong>78<br />
70/71<br />
das ist die Frage. Die Begründung <strong>der</strong> Auto bus<br />
<strong>AG</strong> schafft Klarheit. Die Linie 80 wurde zur<br />
Verbesserung <strong>der</strong> noch bescheidenen<br />
Marktausschöpfung des öffentlichen Verkehrs<br />
im unteren Ergolztal sowie zur besseren Er -<br />
schliessung <strong>der</strong> sich stark entwickelnden und<br />
verkehrsintensiven Gewerbe- und Dienst leis -<br />
tungsgebiete in Pratteln eingeführt. Dank <strong>der</strong><br />
teilweisen Parallelität <strong>der</strong> Linien 70 und 80,<br />
die beide im Halbstundentakt verkehren, re -<br />
sul tierte überdies eine markante Angebots ver -
esserung, indem nun auf den gemeinsamen<br />
Abschnitten den Passagieren ein attraktiver<br />
Viertelstundentakt angeboten werden kann.<br />
Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> sorgt also insgesamt für ein<br />
engeres Zusammenrücken <strong>der</strong> Region. Wenn<br />
auch <strong>Liestal</strong> Sitz des <strong>Unternehmen</strong>s ist, Kan -<br />
tons grenzen vermögen ihre Verkehrszu stän -<br />
dig keit nicht zu behin<strong>der</strong>n, was u.a. auch die<br />
Linie 84 belegt, die das untere Fricktal <strong>mit</strong><br />
Pratteln und Basel verbindet.<br />
Rekordzahlen: von Fahrtkilometern<br />
und Passagierfrequenzen<br />
Zum Wachstum gehören fast selbstverständlich<br />
auch Rekordzahlen; sie betreffen zum ei nen<br />
die Fahrtkilometer, zum an<strong>der</strong>en die Passa -<br />
gierfrequenz. Wir vergleichen die An zahl <strong>der</strong><br />
ge fahrenen Kilometer: 1910 waren es 51 700 km.<br />
Im Jahr 2003 betrug die Fahr leistung für Li nien -<br />
fahrten 2 107 046 km, für Extra fahrten 145 143<br />
<strong>–</strong> eine erstaunliche Stei gerung, die nicht nur<br />
<strong>mit</strong> dem von Jahrzehnt zu Jahrzehnt erweiterten<br />
Netz <strong>der</strong> Betriebs linien zu erklären ist,<br />
son <strong>der</strong>n vor allem auch auf die Vermehrung<br />
<strong>der</strong> gefahrenen Kurse zurück zuführen ist.<br />
Waren es beispielsweise im Oktober 1906 bis<br />
30. April 1907 werktags von <strong>Liestal</strong> nach Rei -<br />
Gefahrene Kilometer pro Jahr<br />
2 300 000<br />
2 250 000<br />
2 200 000<br />
2 150 000<br />
2 <strong>100</strong> 000<br />
2 050 000<br />
2 000 000<br />
1 950 000<br />
1 900 000<br />
1 850 000<br />
1 800 000<br />
1 750 000<br />
98 99 00 01 02 03 04<br />
golds wil und umgekehrt je vier Kurse, so sind<br />
es unterdessen insgesamt 65 geworden. Wür -<br />
den wir alle seit Eröffnung im <strong>Jahre</strong> 1905 bis<br />
Ende 2003 gefahrenen Kilo meter addieren, wir<br />
kämen auf mehrere Er d um drehungen.<br />
Vom Wachstum <strong>der</strong> Werkstätten<br />
<strong>Ein</strong> Automobilunternehmen ist ohne betriebseigene<br />
Werkstätte nicht denkbar; auch braucht<br />
es Räumlichkeiten, um nachts die ru hen den<br />
Fahrzeuge unterzubringen. Vermoch ten an -<br />
fäng lich bescheidene Lokalitäten in Rei golds -<br />
wil und am Gestadeckplatz in <strong>Liestal</strong> diese Be -<br />
dürfnisse schlecht und recht abzude cken, so<br />
drohte <strong>der</strong> Betrieb bereits in den Achtziger -<br />
jahren angesichts <strong>der</strong> vervielfachten Dienst -<br />
leistungen und eines vergrösserten Per sonal -<br />
bestandes allmählich aus den Nähten zu platzen.<br />
<strong>Ein</strong>e umfassende Sanierung drängte sich<br />
auf. Sie wurde 1981 an <strong>der</strong> Industrie strasse 11<br />
in <strong>Liestal</strong> <strong>mit</strong> einer grosszügigen Anlage realisiert,<br />
die Büroräume, Werkstätten und Wagen -<br />
hallen vereinigt. Der Neubau garantierte eine<br />
ökologisch und wirtschaftlich vertretbare Ge -<br />
schäfts führung, musste aber bereits 2004 optimiert<br />
und ausgebaut werden <strong>–</strong> sowohl bezüglich<br />
<strong>der</strong> <strong>Ein</strong>stellplätze für die Fahrzeuge wie<br />
auch hinsichtlich <strong>der</strong> übrigen Infrastruktur.<br />
93
Liniennetz ab 12.12.2004<br />
Inbetriebnahme Bahn und Bus 2000<br />
70 Reigoldswil<strong>–</strong><strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Basel Aeschenplatz 29,2 km<br />
71 Reigoldswil<strong>–</strong>Titterten<strong>–</strong>Arboldswil<strong>–</strong>Bubendorf 11,2 km<br />
76 <strong>–</strong>78 Regionalbus <strong>Liestal</strong> und Umgebung 18,8 km<br />
80 <strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Pratteln<strong>–</strong>Basel Aeschenplatz 16,6 km<br />
83 Pratteln<strong>–</strong>Augst<strong>–</strong>Arisdorf (<strong>Liestal</strong>) 14,9 km<br />
84 Rheinfelden<strong>–</strong>Kaiseraugst<strong>–</strong>Augst<strong>–</strong>Auhafen 11,3 km<br />
85/86 Stadtbus Rheinfelden 10,7 km<br />
Total 112,7 km<br />
94<br />
www.bvb-basel.ch<br />
Linie 60<br />
Biel-Benken<br />
www.blt.ch<br />
80<br />
Aeschenplatz<br />
70<br />
Basel<br />
Reigoldswil Ziefen<br />
71<br />
Breite<br />
70<br />
Kirchmatt<br />
Hoggen<br />
Titterten<br />
Friedhof<br />
Birsfelden<br />
Stausee<br />
March Titterten<br />
Sternenfeldstrasse<br />
Gemeindezentrum<br />
Linde<br />
Waldhaus<br />
autobus.ag..liestal...<br />
Linie 91<br />
Bretzwil<br />
Waldenburg<br />
www.blt.ch<br />
Luftseilbahn<br />
Reigoldswil<br />
Wasserfallen<br />
www.wasserfallenbahn.ch<br />
Reigoldswil<br />
Auhafen<br />
84<br />
Bütschen<br />
Muttenz<br />
Schweizerhalle<br />
Saline<br />
Pratteln<br />
Arboldswil<br />
Arboldswil<br />
Grüssen/<strong>Ein</strong>kaufszentr<br />
Pratteln Bahnhof<br />
Renggelts<br />
78<br />
Münc<br />
Pratteln Tram<br />
Schloss<br />
Lindli<br />
Gehrenacker<br />
Sch<br />
Mühletal<br />
Mü<br />
Industrie<br />
In<br />
Fraumatt<br />
Hofmatt<br />
Mühlegasse<br />
Ziefen Post<br />
Diegmatt<br />
M<br />
Grossta<br />
Bub<br />
w
Hardwasser<br />
um<br />
hacker<br />
Krummeneich<br />
ule Egg<br />
Gemeindehaus<br />
hlacker<br />
strasse<br />
unzach<br />
dustrie Süd<br />
nnen<br />
Steingasse<br />
endorf<br />
Längi<br />
83<br />
Frenkendorf<br />
Frenkendorf Bahnhof<br />
Zentralwäscherei<br />
Wasserturmplatz<br />
<strong>Liestal</strong><br />
Bubendorf Zentrum<br />
Unterdorf<br />
ww.waldenburgerbahn.ch<br />
Rankacker<br />
Kaiseraugst<br />
80<br />
<strong>Liestal</strong> Bahnhof<br />
71 83<br />
Bad<br />
Bubendorf<br />
76<br />
Furlen<br />
Augst<br />
Hülften<br />
Kittler<br />
Schönthal<br />
Radacker<br />
Augst<br />
Füllinsdorf<br />
76<br />
Rössliplatz<br />
78<br />
Liebrüti<br />
Kaiseraugst Bahnhof<br />
Nie<strong>der</strong>schönthal<br />
Kantonsspital<br />
Stadion<br />
Altmarkt<br />
Schwarzacker<br />
Kaserne<br />
Ronda<br />
Bettleten<br />
Furlenboden<br />
Mühlematt<br />
Fraumatt<br />
Kessel<br />
Elektra<br />
Roche<br />
Gestadeck<br />
Hallenbad<br />
Heidenloch<br />
Rainweg<br />
Altersheim<br />
Augarten<br />
Strandbad<br />
Kloos<br />
Cardinal<br />
85 85 86<br />
Im Rank<br />
Leisenberg<br />
Giebenach<br />
Äussere Arisdörferstrasse<br />
Kirchstrasse<br />
Gemeindeverwaltung<br />
Lausen Bahnhof<br />
Stutz<br />
Friedhofweg<br />
Giebenacherstrasse<br />
Obere<br />
Hofackerstrasse<br />
Windenthal<br />
Abzweigung<br />
Hersberg<br />
Hersberg<br />
Lausen<br />
84<br />
Lindenplatz<br />
Hersberg<br />
Dorf<br />
Schützen<br />
Rheinfelden<br />
Post<br />
Flossländeweg<br />
Stadtpark<br />
Rheinfelden Bahnhof<br />
Altersheim<br />
Olsbergerstrasse<br />
Schulhaus<br />
Hofacker<br />
Kreuz<br />
Weieren<br />
Arisdorf<br />
F. J. Dietschy-<br />
Weg<br />
Kurzentrum<br />
Alte Saline<br />
86<br />
Dianapark<br />
Rehaklinik<br />
Spitaltreppe<br />
Spitalhalde<br />
Kohlplatz<br />
Spitalstrasse<br />
95
«... eine Buslänge voraus.»<br />
Mit diesen Worten umschrieb die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />
in ihrem Geschäftsbericht 1999 kurz und träf<br />
ihre Unternehmungsstrategie und -philosophie.<br />
Sie tat es vor dem Hintergrund des im gleichen<br />
Jahr erworbenen SQS-Zertifikats, einer Beschei -<br />
nigung, dass das <strong>Unternehmen</strong> gemäss den<br />
inter nationalen Normen für Qualität, Manage -<br />
ment, Qualitätssicherung und Umweltmanage -<br />
ment geführt wird.<br />
Eigentlich hätte ja die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> diese Auszei<br />
chnung schon 1905 verdient, erlangte sie<br />
doch damals als erstes <strong>Autobus</strong>-Dienstleis -<br />
tungs unternehmen die eidgenössische Kon zes -<br />
sion. Schon damals war sie so<strong>mit</strong> allen an de ren<br />
<strong>Unternehmen</strong> nicht nur um eine Nasen-, son<strong>der</strong>n<br />
um eine ganze Buslänge voraus. Greifen<br />
wir <strong>–</strong> gewissermassen als Illustration des ISO-<br />
Zertifikates <strong>–</strong> aus dem bunten Strauss <strong>der</strong> Be -<br />
urteilungskriterien zwei typische Merkmale <strong>der</strong><br />
<strong>Autobus</strong>-<strong>AG</strong>-Geschichte heraus:<br />
Der innovative Betrieb<br />
Schon längst haben wir uns an die 18 m langen<br />
Gelenkbusse gewöhnt, sie sind zur Normalität<br />
geworden. Doch wem ist dabei schon bewusst,<br />
dass es die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> war, die 1929 als erstes<br />
<strong>Unternehmen</strong> in <strong>der</strong> Schweiz eine Art Vorgänger<br />
des Gelenkbusses, nämlich einen Auto mo -<br />
bil-Anhängerzug, eingeführt hat? Der damals<br />
in den Fahrdienst genommene FBW-Anhängerwagen<br />
<strong>–</strong> er wartete <strong>mit</strong> 34 Sitz- und 15 Stehplätzen<br />
auf <strong>–</strong> durfte auf seiner Jungfernfahrt<br />
nicht nur den Verwaltungsrat und die Presse<br />
begrüssen, auch <strong>der</strong> Regierungsrat war anwesend.<br />
«Die Betriebssicherheit des Anhängers<br />
war durch ein Fahrgestellt <strong>mit</strong> 4 lenkbaren<br />
Rä<strong>der</strong>n, die <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> diagonal verbunden<br />
waren, ge währleistet, sodass <strong>der</strong> angehängte<br />
Wagen selbst in engen Kurven <strong>der</strong> Radspur<br />
des Vor <strong>der</strong>wagens folgte. Er war zudem <strong>mit</strong><br />
96<br />
einer selbst tätigen Vierradbremse und einer<br />
Not bremse ausgerüstet.»<br />
1989 ging als erster Linienbus ein Wagen <strong>der</strong><br />
<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>mit</strong> Vollreklame auf frohe Dienstfahrt.<br />
Er soll «unzähligen Fahrgästen viel Spass<br />
und Freude bereitet haben und hat viele<br />
Nach ahmer gefunden».<br />
Der <strong>Ein</strong>satz einer handbedienten Rollstuhlrampe<br />
gehört ebenfalls zur Erfolgsbilanz <strong>der</strong><br />
<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>. 1998 vermeldete <strong>der</strong> Geschäftsbericht<br />
stolz, die Rollstuhlrampe <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong><br />
<strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> mache Schule, mehrere Rollstuhl -<br />
fahrer/-innen und Verkehrsbetriebe hätten die<br />
auf Sicherheit, Schnelligkeit und Wirtschaft -<br />
lichkeit angelegte <strong>Ein</strong>richtung besichtigt.<br />
Heute sind praktisch alle Nie<strong>der</strong>flurbusse <strong>mit</strong><br />
einer Rollstuhlklappe ausgerüstet.<br />
Der haushälterische und<br />
ökologische Betrieb<br />
Durch all die <strong>Jahre</strong> lässt sich immer wie<strong>der</strong><br />
beobachten, wie sorgfältig und haushälterisch<br />
die Verwaltung <strong>mit</strong> dem ihr anvertrauten<br />
Kapital umgegangen ist. Als beispielsweise<br />
1907 die Rechnung sehr schlecht ausfiel, weil<br />
die Reparaturen in einer fremden Werkstatt<br />
vorgenommen werden mussten, entschloss<br />
sich <strong>der</strong> Verwaltungsrat, eine eigene Werkstätte<br />
einzurichten. Sie versetzte den Betrieb<br />
fortan in die Lage, nicht nur die eigenen Ar -<br />
beiten, son<strong>der</strong>n «soweit tunlich, auch Privat -<br />
aufträge auszuführen».<br />
Vorrang hatten natürlich immer die eigenen<br />
Wagen. So transformierte die Werkstatt, als<br />
1961 ein seit 1932 im <strong>Ein</strong>satz stehen<strong>der</strong> An -<br />
hänger als Personentransporter ausgedient hat -<br />
te, sein Chassis zu einem Lastwagen anhänger<br />
für Milchtrans porte, nur die Ka ros serie wurde<br />
verschrottet. Im Übrigen wurden Wagen, die
ausgedient hat ten, aber nicht mehr instand<br />
gestellt werden konnten, auseinan<strong>der</strong> genommen;<br />
dank Verkauf überlebten auf diese Weise<br />
einzelne ihrer Bestandteile <strong>–</strong> Rä<strong>der</strong>, Achsen<br />
usw. <strong>–</strong> als Transplantat in an<strong>der</strong>en Autos. Was<br />
heute zu den Grundtugenden eines zugleich<br />
ökologisch und ökonomisch geführten Un ter -<br />
nehmens gehört <strong>–</strong> <strong>der</strong> Recyc ling ansatz<strong>–</strong>, war<br />
also für die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> von Anfang an<br />
reine Selbstverständ lichkeit. Als erster Ver -<br />
kehrs betrieb in <strong>der</strong> Schweiz rüs te te die Auto -<br />
bus <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> 1996 einen Bus <strong>mit</strong> dem Ab gas -<br />
reinigungssystem CRT (kontinuierliche Rege -<br />
ne ration) aus. Dieses System vermin<strong>der</strong>t den<br />
Ausstoss von Russpartikeln, Koh lenmonoxid<br />
und Kohlenwasserstoffe um 90%. Weil sich das<br />
CRT-System sehr gut be währte, machte das<br />
Beispiel <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> Schule. Das<br />
Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft<br />
charakterisierte das CRT als «verheissungsvolle»<br />
Variante eines Partikelfilters; da<strong>mit</strong> das<br />
System funktioniert, braucht es praktisch<br />
schwe felfreien Diesel. So konnte die <strong>Autobus</strong><br />
<strong>AG</strong> im Jahr 2000 <strong>mit</strong> dem Hinweis auf rund 21<br />
Millionen Ökokilometer <strong>–</strong> sie waren <strong>mit</strong> Par -<br />
tikelfiltern o<strong>der</strong> Oxikat und schwefelfreiem<br />
Diesel gefahren worden <strong>–</strong> «eine schöne Bilanz<br />
im Dienste des Umweltschutzes» ziehen. Und<br />
wer es nicht schon gewusst hat, <strong>der</strong> dürfte es<br />
beim Lesen dieser Zeilen verstanden haben:<br />
Ökologisches Verhalten und Umweltschutz ist<br />
gerade für ein <strong>Autobus</strong>unternehmen alles an -<br />
<strong>der</strong>e als einfache Tagesroutine. Um über das<br />
Lippenbekenntnis hinaus zu nachhaltigen Er -<br />
gebnissen zu kommen, braucht es aber die Aus -<br />
dauer und das Fachwissen einer ganzen Crew.<br />
PS: Dass die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> zukunftsorientiert<br />
denkt und plant, wurde auch an <strong>der</strong><br />
Generalversammlung im Mai 2004 deutlich.<br />
Da wurde nämlich eine Statutenän<strong>der</strong>ung be -<br />
schlossen, die es <strong>der</strong> Geschäftsleitung zur<br />
Siche rung des <strong>Unternehmen</strong>s im Zeichen des<br />
immer stärker werdenden Wettbewerbs ermöglichen<br />
soll, in Zukunft auch Kooperationen<br />
o<strong>der</strong> Partnerschaften <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en Betrieben im<br />
In- wie auch im nahen Ausland einzugehen.<br />
97
1<br />
3<br />
5<br />
1 | 3 | 5 Das erste Depot am Gestadeckplatz von <strong>der</strong> Gründung bis 1981 2 | Depot Busbetriebe Rheinfelden, 1998 4 | 6 | Depot Reigoldswil, 1953 und 1979<br />
98<br />
2<br />
4<br />
6
7<br />
8<br />
7 | Industriestrasse 11, nach <strong>der</strong> Erweiterung im Dezember 2004 8 | Industriestrasse 11, ab Oktober 1981 9 | Neue Mercedes Citaro-Busse 2004<br />
9<br />
99
Das Schlusswort <strong>der</strong> Jubilarin <strong>–</strong><br />
ihr Dankeschön <strong>geht</strong> an ...<br />
… die Auskunftspersonen<br />
Der Reporter: Es freut mich, dass es uns gelungen<br />
ist, rechtzeitig auf Ihr grosses Jubiläums fest<br />
Ihr <strong>Autobus</strong>-Er innerungsbuch zusammenzutragen<br />
und herauszugeben. Leicht war es ja nicht, all<br />
das, was sich in Ihrem langen Leben ereignet hat,<br />
auf wenige Sei ten zusammenzudrängen. Wir hoffen<br />
aber, dass Sie sich in diesem Lebens bericht<br />
wie<strong>der</strong>erkennen und dass es uns gelungen ist,<br />
die richtige Auswahl zu treffen.<br />
Die Jubilarin: Gewiss, Sie haben es sich nicht<br />
leicht ge macht, und ich finde es auch schön,<br />
dass Sie mich noch einmal zu Worte kommen<br />
lassen und Sie ganz entgegen den Gepflogen -<br />
heiten <strong>der</strong> Journalisten auf das letzte Wort verzichten.<br />
Ob Sie die richtige Auswahl getroffen<br />
habe, fragen Sie. Das kann ich nicht beantworten,<br />
wahrscheinlich wird es erst zu klären sein,<br />
wenn wir alle noch mehr zeitliche Dis tanz zum<br />
<strong>Autobus</strong>geschehen <strong>der</strong> letzten hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong><br />
haben werden. Aber eines halte ich Ihnen<br />
zugute: Sie haben sich glücklicherweise nicht<br />
nur <strong>mit</strong> vergilbten Archivakten herum ge -<br />
schlagen, son<strong>der</strong>n immer wie<strong>der</strong> das Ge spräch<br />
<strong>mit</strong> <strong>Zeit</strong>genossen <strong>–</strong> ehemaligen Ange stell ten<br />
o<strong>der</strong> auch Passagieren <strong>–</strong> gesucht. Es hat mich<br />
gefreut, all diesen Leuten, die ich natürlich gut<br />
Änisbrötli-Vorlage.<br />
Die Änisbrötli wurden<br />
den Chauffeuren an läss -<br />
lich des 50-jährigen<br />
Bestehens <strong>der</strong> Berglinie<br />
abgegeben.<br />
<strong>100</strong><br />
kannte, zwischen den Zeilen in dieser Schrift<br />
wie<strong>der</strong> zu begegnen. Ihnen ge bührt ein herzliches<br />
Dankeschön: Hans Brei tenstein, Reinach;<br />
Frau Susi Fehr-Stohler, Ar bolds wil; Frau<br />
Yvonne Fenn-Senn, <strong>Liestal</strong>; Fritz Epple, <strong>Liestal</strong>;<br />
Walter Frey, Reigoldswil; Marcel Guthauser,<br />
Zeiningen; Frau Ruth Meyer, Fren kendorf;<br />
Alfred Oberer, <strong>Liestal</strong>; Emil Probst, Fren ken -<br />
dorf; Max Schnei<strong>der</strong>, <strong>Liestal</strong>; Franz Stohler,<br />
Ziefen; Kurt Tanner, Reigoldswil; Willi Wenk,<br />
Hölstein.<br />
In diesen Dank sind auch einzuschliessen Otto<br />
Rebmann, Verfasser <strong>der</strong> 50-Jah re-Jubiläums -<br />
schrift und Walter Kohler, Ver fasser <strong>der</strong> 75-<br />
<strong>Jahre</strong>-Jubiläumsschrift.<br />
Ich habe die Auskunftspersonen erwähnt, die<br />
<strong>mit</strong> ihrem Wissen diese Jubiläumsschrift angereichert<br />
haben, ich meine aber, dass selbstverständlich<br />
auch all die vielen Betriebsleiter,<br />
Verwaltungsräte, Verwaltungsratspräsidenten<br />
und Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kontrollstelle, die während<br />
<strong>der</strong> vergangenen hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong> für das<br />
Gedeihen <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> gesorgt haben,<br />
eine Erwähnung verdienen. Sorgen Sie doch<br />
bitte dafür, dass dies geschieht. Danke! Mein<br />
Schlusswort? Ich freue mich auf die nächsten<br />
hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong> <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>!
… die Behörden und<br />
die Leitung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
Verwaltungsratspräsidenten<br />
Cäsar Erb, <strong>Liestal</strong> 1905<br />
Reinhard Plattner, Reigoldswil 1905<strong>–</strong>1906<br />
W. Nägelin-Rudin, <strong>Liestal</strong> 1906<strong>–</strong>1908<br />
Albert Handschin, <strong>Liestal</strong> 1908<strong>–</strong>1921<br />
Dr. Albert Wirth, <strong>Liestal</strong> 1921<strong>–</strong>1925<br />
Gustav Schnei<strong>der</strong>, Reigoldswil 1925<strong>–</strong>1926<br />
Walter Zeller-Koller, <strong>Liestal</strong> 1926<strong>–</strong>1965<br />
Dr. Hans Eckert, Reinach 1965<strong>–</strong>1972<br />
Willy Senn-Zeller, <strong>Liestal</strong> 1973<strong>–</strong>1978<br />
Dr. Paul Rosemund, <strong>Liestal</strong> 1979<strong>–</strong>1982<br />
Karl Flubacher, Läufelfingen 1982<strong>–</strong>1983<br />
Hans Berger-Camenisch, Augst 1984<br />
Rolf Eberenz-Lienhard, Reinach 1985<strong>–</strong>1992<br />
Hans Sutter-Tschopp, Arboldswil 1993<strong>–</strong>2002<br />
Ernst Thöni-Martin, Pratteln 1999<strong>–</strong>0000<br />
Betriebsleitung<br />
A. Buser-Sauer, <strong>Liestal</strong> 1906<strong>–</strong>1912<br />
H. Strübin-Köchlin, <strong>Liestal</strong> 1912<strong>–</strong>1919<br />
Walter Zeller-Koller, <strong>Liestal</strong> 1919<strong>–</strong>1965<br />
Rösli Dehning, <strong>Liestal</strong> 1921<strong>–</strong>1966<br />
W.A. Miescher, Basel 1966<strong>–</strong>1971<br />
Willy Senn-Zeller, <strong>Liestal</strong> 1966<strong>–</strong>1973<br />
Felix Hämmerle, Pratteln 1974<strong>–</strong>1979<br />
Willy Senn-Zeller, <strong>Liestal</strong> 1979<strong>–</strong>1982<br />
Urs Haener-Gasser, Lausen 1982<strong>–</strong>2001<br />
Hansruedi Bieri-Otz, Itingen 2002<strong>–</strong>0000<br />
Verwaltungsräte<br />
Cäsar Erb, <strong>Liestal</strong> 1905<br />
L. Roth-Tüller, <strong>Liestal</strong> 1905<br />
August Holinger, <strong>Liestal</strong> 1905<br />
Th. Preiswerk, Reigoldswil 1908<strong>–</strong>1921<br />
Hermann Probst, Reigoldswil 1905<strong>–</strong>1920<br />
August Matt, Ziefen 1905<strong>–</strong>1922<br />
Adolf Brodbeck, <strong>Liestal</strong> 1905<strong>–</strong>1922<br />
A. Buser-Sauer, <strong>Liestal</strong> 1905<strong>–</strong>1913<br />
Reinhard Plattner, Reigoldswil 1905<strong>–</strong>1920<br />
W. Nägelin-Rudin, <strong>Liestal</strong> 1905<strong>–</strong>1908<br />
Albert Handschin, <strong>Liestal</strong> 1908<strong>–</strong>1921<br />
Gustav Schnei<strong>der</strong>, Reigoldswil 1909<strong>–</strong>1925<br />
Hans Strübin-Köchlin, <strong>Liestal</strong> 1912<strong>–</strong>1920<br />
Walter Zeller-Koller, <strong>Liestal</strong> 1920<strong>–</strong>1965<br />
Dr. Leo Zehntner, Reigoldswil 1920<strong>–</strong>1929<br />
Dr. Albert Wirth, <strong>Liestal</strong> 1920<strong>–</strong>1929<br />
Emil Weber-Schnei<strong>der</strong>, Reigoldswil 1921<strong>–</strong>1938<br />
Carl Spinnler, <strong>Liestal</strong> 1922<strong>–</strong>1925<br />
Emil Rudin-Tschopp, Ziefen 1924<strong>–</strong>1932<br />
J. Mosimann, Birsfelden 1925<strong>–</strong>1934<br />
Paul Brodbeck-Broggi, <strong>Liestal</strong> 1926<strong>–</strong>1932<br />
Carl Suter-Glinz, Schweizerhalle 1932<strong>–</strong>1941<br />
Karl Lüdin-Jenny, <strong>Liestal</strong> 1932<strong>–</strong>1947<br />
Jean Eschbach-Weisskopf, <strong>Liestal</strong> 1932<strong>–</strong>1959<br />
Emil Zeller-Bannier, Ruchfeld 1932<strong>–</strong>1957<br />
Max Jundt, Bubendorf 1934<strong>–</strong>1943<br />
1954<strong>–</strong>1955<br />
Jakob Schwan<strong>der</strong>, Reigoldswil 1942<strong>–</strong>1946<br />
Ernst Wahl, Bubendorf 1944<strong>–</strong>1947<br />
1947<strong>–</strong>1954<br />
Heinrich Abegg, Allschwil 1947<strong>–</strong>1962<br />
Erwin Miesch, Titterten 1952<strong>–</strong>1972<br />
Walter Straumann 1955<strong>–</strong>1962<br />
Rösli Dehning, <strong>Liestal</strong> 1958<strong>–</strong>1967<br />
Ernst Mangold, <strong>Liestal</strong> 1960<strong>–</strong>1972<br />
Willy Senn-Zeller, <strong>Liestal</strong> 1963<strong>–</strong>1981<br />
Ernst Loeliger, Binningen 1963<strong>–</strong>1972<br />
Dr. Hans Eckert, Reinach 1965<strong>–</strong>1972<br />
Paul Vogt, <strong>Liestal</strong> 1965<strong>–</strong>1972<br />
1982<strong>–</strong>1983<br />
Bruno Thommen, Bubendorf 1968<strong>–</strong>1971<br />
Hans Berger-Camenisch, Augst 1969<strong>–</strong>1972<br />
Ernst Schnei<strong>der</strong>-Sobol, Richterswil 1969<strong>–</strong>1978<br />
Dr. Hans Tanner, Reigoldswil 1969<strong>–</strong>1972<br />
Franz Tschopp-Pini, <strong>Liestal</strong> 1969<strong>–</strong>1972<br />
René Meyer-Lackner, Bubendorf 1972<br />
Dr. Ralph Cramer-Weidmann, Therwil 1973<strong>–</strong>1978<br />
101
Fritz Epple, <strong>Liestal</strong> 1979<strong>–</strong>1983<br />
Walter Kohler, Pratteln 1979<strong>–</strong>1982<br />
Dr. Paul Rosenmund, <strong>Liestal</strong> 1982<strong>–</strong>1983<br />
Grety Senn-Zeller, <strong>Liestal</strong> 1979<strong>–</strong>1982<br />
Paul Nyffeler, Seltisberg 1982<strong>–</strong>1984<br />
Markus van Baerle, Reinach 1983<br />
Fritz Buser, <strong>Liestal</strong> 1984<br />
Dr. Leo Frommer, Binningen 1984<br />
Robert A. Jeker, Bottmingen 1984<br />
Dr. M.H. Rapp, Muttenz 1984<br />
Werner Spitteler, Bennwil 1984<br />
Dr. Rudolf Andretta, Allschwil 1985<br />
Theo Huber, <strong>Liestal</strong> 1985<strong>–</strong>1992<br />
Dr. Hans Jundt, <strong>Liestal</strong> 1985<strong>–</strong>1992<br />
Kurt Frey, <strong>Liestal</strong> 1986<strong>–</strong>1989<br />
Hans Sutter, Arboldswil 1986<strong>–</strong>1992<br />
Hansruedi Bieri-Otz, Itingen 1990<strong>–</strong>1999<br />
Rolf Heitz, <strong>Liestal</strong> 1990<strong>–</strong>1999<br />
Karl Steiner, Bubendorf 1990<strong>–</strong>1999<br />
Rolf Rück, Lausen 1993<strong>–</strong>2002<br />
Gilbert Hammel, Sissach 1999<strong>–</strong>2002<br />
Ernst Thöni, Pratteln 1999<strong>–</strong>2002<br />
Thomas de Courten, Rünenberg 2000<strong>–</strong>2002<br />
Uwe Klein, Pratteln 2002<strong>–</strong>2002<br />
Dr. Dieter Völlmin, Lausen 2002<strong>–</strong>2002<br />
102<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kotrollstelle<br />
Emil Marti, <strong>Liestal</strong> 1905<strong>–</strong>1908<br />
A. Rudin, Ziefen 1905<strong>–</strong>1908<br />
Herr Ronus, Basel 1908<strong>–</strong>1910<br />
Karl Nörbel, <strong>Liestal</strong> 1908<strong>–</strong>1912<br />
L. Rth-Täller, <strong>Liestal</strong> 1910<strong>–</strong>1912<br />
Karl Lüdin, <strong>Liestal</strong> 1912<strong>–</strong>1913<br />
H.A. Ritter, <strong>Liestal</strong> 1912<strong>–</strong>1915<br />
Karl Gerster-Rosenmund, <strong>Liestal</strong> 1913<strong>–</strong>1918<br />
Karl Schulz-Rosenmund, <strong>Liestal</strong> 1915<strong>–</strong>1929<br />
Karl Gerster-Bi<strong>der</strong>, <strong>Liestal</strong> 1918<strong>–</strong>1930<br />
Walter Meyer-Plattner, Reigoldswil 1929<strong>–</strong>1958<br />
Jakob Honegger, <strong>Liestal</strong> 1931<strong>–</strong>1935<br />
Hans Wagner, <strong>Liestal</strong> 1935<strong>–</strong>1957<br />
Georg Recher-Tschopp, Ziefen 1946<strong>–</strong>1970<br />
Hans Schäfer, Seltisberg 1958<strong>–</strong>1971<br />
Ernst Plattner-Sasse, Bretzwil 1959<strong>–</strong>1967<br />
Ernst Riesen-Buser, <strong>Liestal</strong> 1968<strong>–</strong>1971<br />
Bruno Recher-Waiblinger, Ziefen 1971<strong>–</strong>1972<br />
Walter Buess-Wirz, Sissach 1972<br />
Jacques Stocker-Orthen, Sissach 1972<br />
Leo Schweizer, <strong>Liestal</strong> 1973<strong>–</strong>1975<br />
Walter Nebiker, Arlesheim 1975<strong>–</strong>1980<br />
Treuhand <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> 1976<strong>–</strong>2002<br />
Peter Tschopp, <strong>Liestal</strong> 1979<strong>–</strong>1980<br />
Peter Recher, <strong>Liestal</strong> 1979<strong>–</strong>1982
Anmerkungen<br />
Auflösung Seiten 60 und 61<br />
1 Hülften<br />
2 Bubendorf<br />
3 Reigoldswil Endstation<br />
4 Hofmatt/Ziefen<br />
5 Reigoldswil Endstation<br />
(Ausschnitt Probstdenkmal)<br />
6 Wetterfahne/Bad Bubendorf<br />
7 Wasserturmplatz/<strong>Liestal</strong><br />
8 Waldhaus<br />
9 Gutsmatte/<strong>Liestal</strong><br />
10 Bad Bubendorf<br />
Anmerkungen<br />
1. Suter Paul: Der Wasserfallenweg,<br />
ein vergessener Juraübergang,<br />
in: Basler Jahrbuch 1932, S. 99.<br />
2. Suter Paul: Der Verkehr, in:<br />
Heimatkunde Reigoldswil, <strong>Liestal</strong><br />
1987, S. 193.<br />
3. Rebmann Otto: 50 <strong>Jahre</strong><br />
<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>, <strong>Liestal</strong> 1955, S. 4.<br />
4. Rebmann, S. 6.<br />
5. Gewährsmann Max Schnei<strong>der</strong>,<br />
<strong>Liestal</strong>.<br />
6. 750 <strong>Jahre</strong> Bubendorf<br />
1239<strong>–</strong>1989. Bubendorf 1989,<br />
S. 62 f.<br />
7. Klaus Fritz: Basel-Landschaft<br />
in historischen Dokumenten,<br />
<strong>Liestal</strong> 1985. Band 3, S. 66.<br />
8. Rebmann, S. 7.<br />
9. Klaus Fritz: Basel-Landschaft<br />
in historischen Dokumenten,<br />
<strong>Liestal</strong> 1985. Band 3, S. 61f.<br />
10. Gysin-Zehntner Friedrich: 1949,<br />
Titterten erhält Anschluss<br />
an den öffentlichen Verkehr,<br />
in: Heimatkunde Titterten, <strong>Liestal</strong><br />
2002, S. 97.<br />
11. Rebmann, S. 60.<br />
12. Klaus Fritz: Basel-Landschaft in<br />
historischen Dokumenten, Band<br />
1. <strong>Liestal</strong> 1982, S. 221.<br />
13. Rudin Wilhelm: Maisprach:<br />
Damals in den <strong>Jahre</strong>n<br />
1930<strong>–</strong>1950, Muttenz 1999, S. 24f.<br />
14. 750 <strong>Jahre</strong> Bubendorf<br />
1239<strong>–</strong>1989,<br />
Bubendorf 1989, S. 40.<br />
15. Eggenschwiler Diana: in: «Auf<br />
den Spuren von unbelehrbaren<br />
Hebammen, streitsüchtigen<br />
Hausiererinnen und nachlässigen<br />
Hausfrauen ...,<br />
Quer gängerin III, Basel, S. 51.<br />
Dazu auch: Franz Stohler und<br />
Hermann Senn: Die genossenschaftlich<br />
betriebenen Buchhüsli<br />
von Ziefen, Jurablätter,<br />
August 1980, S. 117 ff.<br />
16. Meier Eugen A.: Rund um den<br />
Baselstab, Basel 1976, S. 249.<br />
17. Wun<strong>der</strong>lin Dominik:<br />
Wasserfallen-Passwang <strong>–</strong><br />
ein Reise(ver)führer, Reigoldswil<br />
1998, S. 5f.<br />
18. Salathé René: Der Passwang<br />
in <strong>der</strong> Kunst, in: Wasserfallen-<br />
Passwang <strong>–</strong> ein Reise(ver)führer,<br />
Reigoldswil 1998, S. 35ff.<br />
19. ebd. S. 39.<br />
20. Rebmann, S. 17.<br />
21. Rebmann, S. 26.<br />
22. Kohler Walter; 75 <strong>Jahre</strong><br />
<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> 1905<strong>–</strong>1890,<br />
S. 49f.<br />
23. ebd. S. 89.<br />
24. Basellandschaftliche <strong>Zeit</strong>ung<br />
vom 28.4.1973.<br />
23. ebd. 18.6.2001.<br />
24. Gewährsmann Max Schnei<strong>der</strong>,<br />
<strong>Liestal</strong>.<br />
Impressum<br />
<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>Ein</strong> <strong>Unternehmen</strong> <strong>geht</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />
Bil<strong>der</strong> und Geschichten aus<br />
Vergangenheit und Gegenwart<br />
1905<strong>–</strong>2005<br />
Herausgeberin<br />
<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong><br />
Industriestrasse 11<br />
4110 <strong>Liestal</strong><br />
Text<br />
René Salathé, Dr. phil. Historiker,<br />
Reinach<br />
Fotos<br />
<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>, <strong>Liestal</strong><br />
Hansruedi Bieri, Itingen<br />
Beat Eggenschwiler, Waldenburg<br />
Susi Fehr, Arboldswil<br />
Cyrill Jucker, Basel<br />
Hermann Senn, Ziefen<br />
Yvonne Fenn-Senn, <strong>Liestal</strong><br />
Emil Wahl, Bubendorf<br />
Ernst Wolleb, <strong>Liestal</strong><br />
Robert Wun<strong>der</strong>le, Möhlin<br />
Gestaltung<br />
art-verwandt, Basel<br />
Lithos<br />
McHighEnd, Allschwil<br />
Druck<br />
Lüdin Druck <strong>AG</strong>, <strong>Liestal</strong><br />
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