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100 Jahre Autobus AG Liestal – Ein Unternehmen geht mit der Zeit

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autobus.ag..liestal... <strong>Ein</strong> <strong>Unternehmen</strong> <strong>geht</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />

René Salathé<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Ein</strong> <strong>Unternehmen</strong> <strong>geht</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />

Bil<strong>der</strong> und Geschichten<br />

aus Vergangenheit und Gegenwart<br />

1905<strong>–</strong>2005


Grusswort von Bundesrat Moritz Leuenberger 5<br />

Dank für <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> «Gute Fahrt» 6<br />

Öffentlicher Verkehr erhöht die Standortattraktivität 7<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> <strong>–</strong> das Interview 8<br />

Das Reigoldswiler Loch o<strong>der</strong> die Sackgasse 12<br />

Der Befreiungsschlag o<strong>der</strong> die Gründung <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> 15<br />

Das Klang- und Erscheinungsbild des Fünflibertals zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts 20<br />

Die Anfänge <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>–</strong> eine «Automobilkrankengeschichte» 24<br />

Immer weiter ins Land hinaus und immer höher den Berg hinauf … 31<br />

Von Haltestelle zu Haltestelle: unterwegs <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Stammlinie 70 von Basel nach Reigoldswil 36<br />

Im Gegenwind weltgeschichtlicher Ereignisse und gesellschaftlicher Herausfor<strong>der</strong>ungen 48<br />

<strong>Autobus</strong>-Persönlichkeiten <strong>–</strong> <strong>Autobus</strong>-Personal <strong>–</strong> <strong>Autobus</strong>-Passagiere 54<br />

Das Who is who <strong>der</strong> Haltestellen 60<br />

Das Wetter und die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> 62<br />

Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>, ein Mädchen für alles 66<br />

Krisen 76<br />

Von Fahrplänen, Tarifen und Billetten 77<br />

Die Fahrzeugparade 82<br />

Vom Dorf-zu-Dorfbus zum Stadtbus 88<br />

Das ungebremste Wachstum 90<br />

«… eine Buslänge voraus.» 96<br />

Das Schlusswort <strong>der</strong> Jubilarin <strong>–</strong> ihr Dankeschön <strong>geht</strong> an … <strong>100</strong><br />

Anmerkungen 103<br />

3


Grusswort zum <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>-Jubiläum<br />

<strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong><br />

Jede Schweizerin und je<strong>der</strong><br />

Schweizer ist dieses Jahr be -<br />

reits einmal <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Au tobus<br />

<strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> unterwegs gewesen<br />

<strong>–</strong> rechnerisch ge sehen je -<br />

denfalls: Das Lies taler Unter -<br />

nehmen hat im Jahr 2004 sieben<br />

Millionen Fahrgäste beför<strong>der</strong>t.<br />

Selten schafft es ein Hun<strong>der</strong>tjähriger, noch so<br />

viel in Bewegung zu setzen, es sei denn, er<br />

stamme aus <strong>der</strong> Familie des öffentlichen Verkehrs.<br />

Deren zahlreiche grössere und kleinere<br />

Transportunternehmen sind fast alle um die<br />

Jahrhun<strong>der</strong>twende geboren worden. Ihr Ziel<br />

war es, allen <strong>–</strong> vom Grossstädter bis zum Berg -<br />

bewohner <strong>–</strong> eine umweltverträgliche Mo bi lität<br />

zwischen Arbeitsplatz, Wohnort, <strong>Ein</strong> kaufen<br />

und Freizeit zu ermöglichen. Dieses Ziel verfolgt<br />

<strong>der</strong> öffentliche Verkehr auch nach hun<strong>der</strong>t<br />

<strong>Jahre</strong>n, und er tut das <strong>mit</strong> Erfolg.<br />

Man stelle sich nur einmal vor, wie verstopft<br />

unsere Strassen wären, gäbe es den öffentlichen<br />

Verkehr nicht! Stickoxid und Ozon nähmen<br />

massiv zu, Dörfer und Agglomerationen<br />

würden vom Verkehr überrollt, die Auto bah -<br />

nen müssten ausgebaut werden, trotzdem hätten<br />

wir kilometerlange Staus.<br />

Was im Grossen gilt, gilt im Kleinen. Gäbe es<br />

den öffentlichen Verkehr nicht, wäre das<br />

Basel biet im Stau statt in Bewegung.<br />

Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> ist ein Rad in <strong>der</strong> gesamten<br />

schweizerischen Mobilität, einer Mobilität, die<br />

auf Umwelt und Menschen achtet, einer nachhaltigen<br />

Mobilität. Dafür gebührt ihr Dank,<br />

nach haltiger Dank.<br />

Bundesrat Moritz Leuenberger<br />

5


6<br />

Dank für <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> «Gute Fahrt»<br />

Was hat sich in den hun<strong>der</strong>t<br />

<strong>Jahre</strong>n von 1905 bis 2005 nicht<br />

alles ereignet <strong>–</strong> weltweit und<br />

im engeren Umfeld unserer<br />

hei matlichen Um ge bung? Mit<br />

diesem, von Dr. René Salathé<br />

ver fassten Jubiläumsbuch unse -<br />

rer <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> greifen wir aus <strong>der</strong> Fülle des<br />

Geschehens ein kleines Teilstück heraus. Wir<br />

bieten da<strong>mit</strong> ei nen bescheidenen Er in ne -<br />

rungsbaustein für das Verständnis eines Basel -<br />

bieter Unter neh mens, das sich in diesen hun<strong>der</strong>t<br />

<strong>Jahre</strong>n nach einer bewegten Jugend zu<br />

einer gefes tigten und nicht mehr wegzudenkenden<br />

Institution entwickelt hat. Dieses Jubi -<br />

läumsbuch stellt bewusst nicht ei ne Auflistung<br />

aller technischen Details <strong>der</strong> in den letzten <strong>100</strong><br />

<strong>Jahre</strong>n eingesetzten Linien busse dar. Auch die<br />

grossen Verdienste vieler Persönlichkeiten,<br />

die zur Entwicklung des Un ter nehmens beigetragen<br />

haben, werden nicht speziell hervorgehoben.<br />

Mit Stolz und Dankbarkeit denken wir jedoch<br />

an all jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

die sich in diesen hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong>n für unser<br />

Un ternehmen und seine Zielsetzung eingesetzt<br />

und <strong>mit</strong>geholfen haben, es zur verdienten<br />

Anerkennung und Wertschätzung zu bringen.<br />

Nicht nur den <strong>Autobus</strong>-Beschäftigten gilt un ser<br />

Dank, er <strong>geht</strong> auch an die vielen, vielen Pas sa -<br />

giere, die <strong>mit</strong> ihrer Treue <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> seit<br />

ihren bescheidenen Anfängen während Jahr -<br />

zehnten den Rücken gestärkt und da<strong>mit</strong> recht<br />

eigentlich den Grundstein für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg des ältesten konzessionierten Auto -<br />

mobilunternehmens <strong>der</strong> Schweiz ge legt haben.<br />

Der Dank <strong>geht</strong> ganz beson<strong>der</strong>s auch an die<br />

Auf traggeber von Bund, Kantonen und Ge -<br />

meinden, die <strong>–</strong> seit dem Anfang des öffentlichen<br />

Verkehrs <strong>mit</strong> Linienbussen <strong>–</strong>, <strong>der</strong> Auto -<br />

bus <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> als privatwirtschaftlich ge führ -<br />

tem <strong>Unternehmen</strong>, immer wie<strong>der</strong> die Kon zes -<br />

sionen übertragen und Personen-Trans port auf -<br />

träge erteilt haben.<br />

Mobilität ist eines <strong>der</strong> Schlüsselworte für das<br />

Verständnis unserer <strong>Zeit</strong>. Auch die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

ist in diese Mobilität eingebunden, doch strahlt<br />

sie im nie abbrechenden Verkehrsfluss nicht<br />

ufer lose Hektik, son<strong>der</strong>n Ruhe, Komfort und<br />

Zuverlässigkeit aus. So soll dieser Marsch halt<br />

für uns alle von <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> Ansporn sein,<br />

diese Qualitäten auch in den nächsten hun<strong>der</strong>t<br />

<strong>Jahre</strong>n zu pflegen und weiterzuentwickeln.<br />

Unser Jubiläum <strong>–</strong> es steht unter dem Motto<br />

«<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong>, ein Unter neh -<br />

men <strong>geht</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>» <strong>–</strong> hat uns die Mög lich -<br />

keit gegeben, für ein paar Feier stunden aus<br />

dem Alltag, dem Alltäglichen und <strong>der</strong> Anony -<br />

<strong>mit</strong>ät herauszutreten und uns zu besinnen <strong>–</strong> im<br />

Blick auf die Vergangenheit, im Erleben <strong>der</strong><br />

Gegenwart und in <strong>der</strong> Aussicht auf eine gesicherte<br />

Zukunft.<br />

Freuen wir uns <strong>–</strong><br />

die Zukunft hat schon begonnen!<br />

Ernst Thöni<br />

Verwaltungsratspräsident


Öffentlicher Verkehr erhöht<br />

Standortattraktivität<br />

Für die wirtschaftliche Ent -<br />

wicklung einer Regi on ist eine<br />

gute Ver kehrs erschliessung ein<br />

zentraler Standortvorteil. Der<br />

öffentliche Verkehr leistet ei nen<br />

wesentlichen Beitrag dazu. Vor<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n gab es noch keinen<br />

Wirt schafts för<strong>der</strong>er, <strong>der</strong> diesen Satz geschrieben<br />

hat. Weitsichtige Persönlichkeiten gründeten<br />

je doch am 19. Januar 1905 die Auto mo -<br />

bil ge sell schaft <strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Reigoldswil <strong>AG</strong>, um <strong>der</strong><br />

Tal schaft und später <strong>der</strong> weiteren Region den<br />

An schluss an die grossen Verkehrswege und<br />

da <strong>mit</strong> die Wirtschaftsentwicklung zu ermöglichen.<br />

Seit <strong>der</strong> Gründung wird die heutige<br />

<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> als privatwirtschaftliches<br />

Unter neh men geführt. Die rund 25% Kapital -<br />

anteil <strong>der</strong> öffentlichen Hand halten <strong>der</strong> Kanton<br />

Basel-Landschaft und mehrere Gemeinden.<br />

Durch den Verzicht auf den ersten Jura durch -<br />

stich für die Bahn zwischen Reigoldswil und<br />

Mümliswil ins Mittelland suchte man die da -<br />

mals pionierhafte Lösung <strong>mit</strong> den soeben aufkommenden<br />

Omnibussen. Heute, rund <strong>100</strong> Jah -<br />

re später, stellt man sich die wichtige Fra ge,<br />

von wo bis wo <strong>der</strong> zweite Jura durch stich bzw.<br />

Wisenbergtunnel verlaufen soll, erneut.<br />

Das vor allem in den letzten <strong>Jahre</strong>n gesteigerte<br />

Angebot und die Qualität des öffentlichen<br />

Verkehrs brachte dem <strong>mit</strong>tleren Baselbiet eine<br />

erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung. Freu -<br />

te sich in <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit die Bevöl ke rung<br />

über eine Frequenz von 3 bis 4 Ankünf ten bzw.<br />

Abfahrten pro Tag, so wird seit <strong>der</strong> Inbe trieb -<br />

nahme von Bahn und Bus 2000 am 12.12.2004<br />

in den Agglomerationen das gleiche Angebot<br />

pro Stunde gefahren.<br />

Bei den damaligen Tarifen und Verdienst mög -<br />

lichkeiten war eine Busfahrt zur Arbeit o<strong>der</strong><br />

zum Vergnügen ein kostspieliges und spezielles<br />

Ereignis, das sich nicht alle leisten konnten.<br />

Auf den historischen Bil<strong>der</strong>n in diesem<br />

Buch sind zwischen den Ortschaften oft noch<br />

Fussgänger zu sehen. Die heutige Mobilität<br />

wurde zur Selbstverständlichkeit und die Ge -<br />

samtkosten sind den Fahrgästen, oft nicht<br />

bekannt.<br />

Mit dem Fahrplan 2005 kann die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

<strong>Liestal</strong> in gewissen Agglomerationen <strong>mit</strong> dem<br />

15-Minuten-Takt in Spitzenzeiten das An gebot<br />

erneut ausbauen. Da<strong>mit</strong> wird die Stand ort at -<br />

trak tivität <strong>der</strong> Region <strong>Liestal</strong>-Pratteln-Rhein -<br />

felden massiv erhöht. Die bisherigen Fahr gäs -<br />

te haben einen noch besseren Service und es<br />

besteht ein grösserer Anreiz zum Um stei gen<br />

auf das öffentliche Verkehrs<strong>mit</strong>tel. Testen Sie<br />

uns!<br />

Bis bald im Bus<br />

Hansruedi Bieri<br />

Direktor<br />

7


<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> <strong>–</strong><br />

das Interview<br />

Nur selten bietet sich die Gelegenheit, eine<br />

hun<strong>der</strong>tjährige Jubilarin zu interviewen. Umso<br />

dankbarer darf man sein, wenn sich ausnahmsweise<br />

diese Möglichkeit einmal gibt.<br />

Der Geburtstag <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong>, die<br />

vor hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong>n am 1. Juni 1905 die Stamm -<br />

linie Reigoldswil<strong>–</strong><strong>Liestal</strong> er öffnet hat, ist eine<br />

solche Gelegenheit.<br />

Wie fühlen Sie sich an Ihrem Ehrentag?<br />

Die Jubilarin: So fit wie eh und je. Ich glaube<br />

nicht unbescheiden zu sein, aber von Alters -<br />

gebrechen fühle ich mich weitgehend frei.<br />

Natürlich weiss ich, das Sie sich an Ihren<br />

Geburtstag nicht selbst erinnern können, aber<br />

vielleicht haben Sie im Laufe Ihres langen Lebens<br />

doch dies o<strong>der</strong> das über jene ferne <strong>Zeit</strong> erfahren.<br />

1905, das war doch das Jahr des zu Ende ge -<br />

henden russisch-japanischen Kriegs und <strong>der</strong><br />

ersten russischen Revolution <strong>–</strong> Stichwort: Pan -<br />

zerkreuzer Potemkin. In Europa war es eine<br />

8<br />

<strong>Zeit</strong> des wirtschaftlichen Wohl er gehens, des<br />

Auf schwungs, und niemand dachte an eine<br />

Krise. Fortschritt war das Lösungs wort, und<br />

fortschrittlich war es ja auch, dass damals <strong>mit</strong><br />

einem dieser Oldtimer <strong>–</strong> so würde man heute<br />

sagen <strong>–</strong> eine sage und schreibe 13,1 km lange<br />

<strong>Autobus</strong>linie eröffnet wurde, nota bene über<br />

noch ungeteerte, holprige Strassen!<br />

<strong>Ein</strong>e Frage, die mich immer be wegt hat: Man hat<br />

Sie doch im jugendlichen und sensiblen Alter von<br />

25 <strong>Jahre</strong>n umgetauft. Hatten Sie 1905 Automo bil -<br />

gesellschaft <strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Rei goldswil <strong>AG</strong> geheissen,<br />

so tragen Sie seit 1930 den kürzeren Familien na -<br />

men <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong>. Haben Sie je unter diesem<br />

Namenswechsel gelitten?<br />

Nicht dass ich wüsste. Im Gegen teil, mir gefällt<br />

dieser prägnante neue Namen, und wenn Sie<br />

nicht in typisch journalistischer Manier klares<br />

Wasser aufwirbeln liessen, so dass es trübe<br />

wird, würde sich heute schon gar niemand<br />

mehr an den alten Namen erinnern. Es wäre<br />

mir recht, wenn Sie <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Vergan genheit<br />

etwas vorsichtiger umgehen würden.<br />

Arisdorf Augst Arboldswil Birsfelden Bubendorf


Also denn! Sie haben den Krieg von 1914 unbeschädigt<br />

überlebt, und wie wars im Zweiten Welt -<br />

krieg?<br />

Ja, das war eine bewegte und schwierige <strong>Zeit</strong>.<br />

Nicht nur meine Chauffeure und Billetteure<br />

waren damals uniformiert, auch die Passagiere<br />

trugen Uniform. Das ging so weit, dass in einzelnen<br />

Kursen die holde Weiblichkeit überhaupt<br />

nicht mehr vertreten war. Sehr gemütlich<br />

war das ja nicht, denn diese Männer wa -<br />

ren <strong>mit</strong> ihren schweren Schuhen alles an <strong>der</strong>e<br />

als schonungsvoll.<br />

Reden wir nicht nur von den beiden Grenz be -<br />

setzungen. Wer auf hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong> zu rück blicken<br />

kann, hat sicher vieles zu erzählen; er kann von<br />

Er folgen und Misserfolgen berichten, von Aner -<br />

kennung und Feindschaft, von Freude und Trauer.<br />

Natürlich, aber Sie werden sicher begreifen,<br />

dass ich in diesem Gespräch vor allem an die<br />

guten Seiten erinnern möchte und es daher<br />

meinem Biografen überlasse, die negativen Er -<br />

fahrungen zu schil<strong>der</strong>n. Nur so viel: Wäh rend<br />

des Zweiten Weltkriegs, als die Zahl <strong>der</strong> Kurse<br />

aus Spargründen reduziert werden muss te,<br />

kam es nicht selten vor, dass in einem dreissigplätzigen<br />

Wagen bis fünfzig Fahr gäste beför<strong>der</strong>t<br />

werden mussten! Auch wenn die meisten<br />

Fahrgäste diese kriegswirtschaftlich bedingten<br />

<strong>Ein</strong>schränkungen <strong>mit</strong> Humor aufnahmen,<br />

war es doch physisch und atmosphärisch richtig<br />

unangenehm und belastend. Nicht auszudenken,<br />

wir hätten <strong>mit</strong> einem solch beladenen<br />

Bus einen Unfall ge habt. Doch Gott sei Dank<br />

fuhren wir ja damals weit weniger schnell als<br />

heute, und zudem war <strong>der</strong> Verkehr längst<br />

nicht so intensiv.<br />

Also denn, was war <strong>–</strong> abgesehen von Ihrer Jung -<br />

fern fahrt <strong>–</strong> Ihr grösstes Erlebnis?<br />

Da brauche ich gar nicht lange zu überlegen:<br />

Es war am 1. Dezember 1955 die Eröffnung <strong>der</strong><br />

Gondelbahn Reigoldswil<strong>–</strong>Was serfallen. Ich<br />

hät te schon lange gerne einmal meinem Haus -<br />

berg, dem Passwang, über die Schulter ge -<br />

guckt. Mit <strong>der</strong> Gondelbahn, die einen schwerelos<br />

von 539 m auf die stolze Höhe von 923 m<br />

hinaufhisst, liess sich das jetzt viel leichter rea-<br />

Frenkendorf Füllinsdorf Giebenach Hersberg Kaiseraugst<br />

9


lisieren. Sie können sich nicht vorstellen, wie<br />

befreiend es ist, vom Wasser fallenhof aus <strong>mit</strong><br />

einem grossen Rundblick gewissermassen die<br />

Welt zu Füssen zu haben <strong>–</strong> das Tal <strong>der</strong> Hinte -<br />

ren Frenke, die Hochebe nen des Tafeljuras<br />

und des Gempens, die Sil houette <strong>der</strong> Stadt Ba -<br />

sel, die blauen Ketten des Schwarzwaldes und<br />

<strong>der</strong> Vogesen.<br />

Ja, diese Er öffnungsfahrt war <strong>mit</strong> ten am Tag<br />

eine eigentliche Stern stunde <strong>–</strong> ich werde sie nie<br />

vergessen: Auto busfahren ist ja schön und<br />

recht, aber doch erdgebunden; Gondelfahren<br />

dagegen erinnert schon ein wenig an den<br />

Vogelflug.<br />

Können Sie mir verraten, welche Tätigkeit Sie in<br />

Ihrem Beruf am liebsten ausgeübt haben?<br />

Da muss ich weiss Gott nicht lange studieren:<br />

Am liebsten waren mir die so genannten Ge -<br />

sell schaftsfahrten. Das waren eigentlich im mer<br />

sehr fröhliche Anlässe. Da wurde gesungen,<br />

da wurden Witze erzählt, und die Leute waren<br />

richtig zufrieden. Beson <strong>der</strong>s gut sind mir die<br />

Ausfahrten <strong>mit</strong> Hoch zeits gesell schaf ten in Er -<br />

10<br />

innerung. Mehr als ein mal ist es dabei vorgekommen,<br />

dass das Hochzeitspaar mir schon<br />

lange vorher bekannt gewesen ist, schliess lich<br />

waren Braut und Bräu tigam ja schon viel früher<br />

meine Passa giere gewesen. Denn oft hatten<br />

sie sich im <strong>Autobus</strong> kennen gelernt, verliebt<br />

und auf die hintersten Plätze «verdrückt».<br />

Worauf sind Sie beson<strong>der</strong>s stolz?<br />

Natür lich auf meine Familie. Sie können es<br />

nicht wissen, aber unsere Anfänge waren sehr<br />

be schei den, und es gab unendliche Schwierig -<br />

Lausen <strong>Liestal</strong> Muttenz Pratteln Reigoldswil


kei ten. Heute aber sieht alles so selbst ver -<br />

ständ lich aus.<br />

Ja wirklich, ich bin stolz auf meine vielen<br />

Enkel, die Linien- und Stadt busse, die bald<br />

übe rall in <strong>der</strong> nähe ren Um gebung auftauchen<br />

und beim Pu bli kum sehr beliebt sind <strong>–</strong> in Aris -<br />

dorf, Augst, Ar bolds wil, Birsfelden, Bubendorf,<br />

Fren ken dorf, Fül lins dorf, Giebe n ach, Hers berg,<br />

Kai ser augst, Lau sen, <strong>Liestal</strong>, Muttenz, Prat teln,<br />

Rei golds wil, Rheinfelden, Titterten, Ziefen, ja<br />

selbst in Basel.<br />

<strong>Ein</strong>e letzte Frage. Was würden Sie, wenn Sie noch -<br />

mals von vorne beginnen könnten, an<strong>der</strong>s machen?<br />

Das ist rasch gesagt; ich halte es <strong>mit</strong> <strong>der</strong> be -<br />

rühm ten französischen Sängerin Edith Piaf und<br />

ihrem bekanntesten Chanson: Je ne regrette rien!<br />

Übrigens: Sollte ich von <strong>der</strong> Regierung, wie<br />

das früher üblich gewesen ist, zu meinem Jahr -<br />

hun<strong>der</strong>t-Jubiläum einen Ehren-Lehnstuhl er -<br />

halten, ich würde ihn sicher herzlich verdanken,<br />

ihn aber nur sehr selten auch wirklich<br />

benutzen. Sie kennen doch das Sprichwort:<br />

Rheinfelden Titterten<br />

Ziefen<br />

Basel<br />

Wer rastet, <strong>der</strong> rostet! Da fällt mir noch etwas<br />

ein, das ich unbedingt los werden möchte.<br />

Haben Sie schon einmal den heute verwendeten<br />

Briefkopf <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>mit</strong> dem Signet<br />

verglichen, wie es in den Fünfzigerjahren, als<br />

ich in den besten <strong>Jahre</strong>n war, benutzt worden<br />

ist? Wie Tag und Nacht! Ja, damals war alles<br />

noch etwas beschwingter, und man gab sich<br />

ein Firmensignet, das ebensogut von einer<br />

Flug gesellschaft hätte benutzt werden können.<br />

Das sind Erinnerungen einer Hun <strong>der</strong>t jäh ri gen;<br />

ein bisschen Nostalgie ist doch wohl er laubt?<br />

11


Das Reigoldswiler Loch<br />

o<strong>der</strong> die Sackgasse<br />

Es gibt nicht nur Löcher im Schweizer Käse, es<br />

gibt auch Landschaftslöcher. <strong>Ein</strong>es <strong>der</strong> be -<br />

rühm testen ist vielleicht das Emser Loch im<br />

Kanton Glarus, das sich zweimal jährlich <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Sonne füllt; weniger bekannt ist dagegen<br />

das Rei goldswiler Loch, das un<strong>mit</strong>telbar hinter<br />

<strong>der</strong> Talstation <strong>der</strong> Gondelbahn Reigoldswil<strong>–</strong><br />

Was serfallen zu entdecken ist. Was hat es <strong>mit</strong><br />

diesem Loch für eine Bewandtnis?<br />

«Südlich von Reigoldswil, im hinteren Fren -<br />

ken tal, erhebt sich, weithin sichtbar, <strong>der</strong> breite<br />

Bergrücken des Passwangs. Beson<strong>der</strong>s augenfällig<br />

wirkt diese Jurakette in ihrer östlichen<br />

Fortsetzung. Sie sinkt nämlich beinahe <strong>100</strong> Me -<br />

ter ab und bildet eine deutliche <strong>Ein</strong>satte lung,<br />

die durch eine Waldschneise noch ausgeprägter<br />

erscheint. Dieser Bergsattel führt den Na -<br />

men Wasserfallen und war in früheren Jahr -<br />

hun <strong>der</strong>ten ein nicht unbedeuten<strong>der</strong> Pass über -<br />

gang.» (1)<br />

Das Projekt <strong>der</strong> Wasserfallenbahn<br />

<strong>Ein</strong> Blick auf die topografische Karte zeigt,<br />

dass hier die Voraussetzung für eine Jura pas -<br />

sage nicht allein durch den Sattel gegeben ist,<br />

denn in <strong>der</strong> Flucht <strong>der</strong> Passlücke liegen beidseits<br />

verkehrsgünstige Täler. Im Norden ist es<br />

die Hintere Frenke, die sich in die Flanke des<br />

Berges eingefressen hat, im Süden <strong>der</strong> Lim -<br />

mernbach. Wer zuhinterst im Frenkental wohnt,<br />

in Ziefen o<strong>der</strong> Reigoldswil, <strong>der</strong> fragt sich vor<br />

<strong>der</strong> hoch und eindrucksvoll in den Him mel ra -<br />

genden Kulisse des Passwangs un willkürlich:<br />

Wie könnte aus <strong>der</strong> Enge des Tales ein südwärts<br />

gerichteter Ausgang geschaffen werden?<br />

Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t, dem Beginn des «Eisen -<br />

bahnzeitalters», weitete sich diese Fra ge ganz<br />

selbstverständlich zur Überlegung aus, ob sich<br />

nicht das Bergmassiv <strong>mit</strong> einer Bahn untertunneln<br />

liesse. Im Jahr 1850 tauchte entsprechend<br />

12<br />

das Projekt einer Passwanglinie auf, sie sollte<br />

eine direkte Ver bindung von Basel nach Bern<br />

schaffen. Eng lische Ingenieure hatten ein Gut -<br />

achten ausgearbeitet, das neben dem Hauen -<br />

stein-Durch stich auch eine Variante Reigolds -<br />

wil<strong>–</strong>Wasser fallen<strong>–</strong>Mümliswil vorsah. Doch die<br />

Hauen steinlinie trug den Sieg davon. Die Rei -<br />

golds wiler liessen sich nicht entmutigen; sie<br />

hoff ten, <strong>mit</strong> einer von ihrem Dorf ausgehenden<br />

Nord-Süd-Verbindung eine Belebung <strong>der</strong> verkehrstechnisch<br />

ungenügend erschlossenen<br />

Talschaft zu erreichen. Als die Hauen steinlinie<br />

wegen <strong>der</strong> einsetzenden Hochkon junktur leis -<br />

tungsmässig in Bedrängnis geriet, begründeten<br />

sie darum <strong>mit</strong> Vertretern <strong>der</strong> Tal gemein -<br />

den und <strong>der</strong> solothurnischen Gemein den südlich<br />

<strong>der</strong> Wasserfallen ein von <strong>der</strong> Be völkerung<br />

warm unterstütztes Bahnko<strong>mit</strong>ee. «Ende 1873<br />

lagen die Pläne vor, und durch eine Volks ab -<br />

stimmung erhielt die schon bestehende Cen -<br />

tral bahn eine Konzession für die Wasser fal len -<br />

bahn. Bei <strong>der</strong> Vergebung <strong>der</strong> Ar beiten berücksichtigte<br />

die Centralbahn nicht eine erfahrene<br />

Dorfplatz <strong>mit</strong> Wacht-<br />

und Waschhäuslein in<br />

Reigoldswil, davor die<br />

Pferdepost, um 1900


Das Reigoldswiler Loch.<br />

Noch heute sichtbarer<br />

Stollen des Vortunnels<br />

des 1874 angefangenen<br />

Wasserfallentunnels<br />

englische Firma, son<strong>der</strong>n die mindestfor<strong>der</strong>nde<br />

deutsche Baugesell schaft Schnei <strong>der</strong>, Münch<br />

und Jerschke. 1874 begannen die Bauarbeiten<br />

für den Wasser fallen tunnel zugleich in Rei -<br />

golds wil und in Müm liswil. Aber schon 1875<br />

gingen Klagen über unregelmässige Zahl un -<br />

gen an die Arbei ter und Lieferanten ein, und<br />

es stellte sich heraus, dass die Baufirma technisch<br />

und finanziell nicht auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> von<br />

ihr übernommenen Aufgabe stand. Nachdem<br />

die Centralbahn an fänglich geholfen hatte, die<br />

Schwierigkeiten zu meistern, kam es zum Kon -<br />

kurs, und die Arbei ten wurden im September<br />

1875 eingestellt. <strong>Ein</strong> Stollen vor dem Chilchli<br />

und die künstliche Aufschüttung davor, Planie<br />

genannt, erinnern heute noch an den angefangenen<br />

Tunnelbau. <strong>Ein</strong> neuer Anlauf für den<br />

Bahn bau erfolgte 1900, nachdem 1898 die Ver -<br />

staatlichung <strong>der</strong> schweizerischen Haupt -<br />

bahnen beschlossen worden war. Doch vergeblich<br />

wartete man in Reigoldswil auf die<br />

eidgenössische Konzes sion. Inzwischen planten<br />

nämlich die Schwei zerischen Bun des -<br />

bahnen eine Verstärkung <strong>der</strong> Gott hard linie<br />

durch einen Hauensteinbasis tunnel. Der Bau<br />

des Tunnels Tecknau<strong>–</strong>OIten wurde dann 1910<br />

von <strong>der</strong> Bundesversamm lung beschlossen. Da -<br />

<strong>mit</strong> war das Wasserfal lenprojekt zum zweiten<br />

Mal in <strong>der</strong> Versenkung verschwunden.» (2)<br />

Vom Botenwagen und von <strong>der</strong> Pferdepost<br />

Auch ohne Bahnanschluss war selbstverständlich<br />

das Fünflibertal nicht einfach isoliert,<br />

denn da gabs doch von alters her die Boten -<br />

wagen und die Pferdepost. In Ziefen ging beispielsweise<br />

<strong>der</strong> Botenwagen zur Blütezeit <strong>der</strong><br />

Posamenterei zweimal wöchentlich nach Basel<br />

ab. Er brachte den Fabrikanten, den so ge -<br />

nannten Seidenherren, die fertigen Bändel.<br />

Auf dem Rückweg von Basel nach Ziefen war<br />

er <strong>mit</strong> dem neu zu verarbeitenden Material<br />

beladen. Der Bote, <strong>der</strong> den Posamentern je -<br />

weils auch den Lohn aushändigte <strong>–</strong> es waren<br />

Fünfliber, und sie haben dem Tal den Namen<br />

gegeben <strong>–</strong> war ein von <strong>der</strong> Gemeindever samm -<br />

lung gewählter Vertrauensmann. Neben den<br />

Seidenwaren beför<strong>der</strong>te er auch tägliche Ge -<br />

brauchs güter. Während im Sommer <strong>mit</strong> zwei<br />

13


Pferden gefahren wurde, fuhr man im Winter<br />

o<strong>der</strong> bei schlechtem Wetter drei- o<strong>der</strong> vierspännig.<br />

Zum Erscheinungsbild des Fünflibertals ge hör -<br />

te bis zur Eröffnung <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong>verbin dung<br />

auch die altvertraute Pferdepost. Der Post wa -<br />

gen kurs <strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Reigoldswil<strong>–</strong><strong>Liestal</strong> war 1855<br />

von <strong>der</strong> Kreispostdirektion Basel eingeführt wor -<br />

den; er diente sowohl dem Per sonenverkehr<br />

wie auch <strong>der</strong> eigentlichen Post zustellung.<br />

Der meist zweispännige Postwagen bot Platz<br />

für sechs Reisende. Sie hatten für die Fahrt<br />

von <strong>Liestal</strong> nach Reigoldswil Fr. 1.25 zu ent -<br />

rich ten. Der Fahrplan sah zwei Kurse vor:<br />

Reigoldswil ab 5.45 Uhr Basel Posthof ab 16.30 Uhr<br />

<strong>Liestal</strong> an 7.00 Uhr <strong>Liestal</strong> ab 17.45 Uhr<br />

Basel Posthof an 8.00 Uhr Reigoldswil an 19.15 Uhr<br />

Am 31. Mai 1905 schlug <strong>der</strong> Pferdepost ihr<br />

letz tes Stündlein <strong>–</strong> sie musste zugunsten des<br />

Au tomobils das Feld räumen, das motorisierte<br />

<strong>Zeit</strong>alter hatte begonnen. Auf ihrer letzten<br />

Fahrt hatte neben dem Postillon noch ein Post -<br />

trompeter Platz genommen, <strong>der</strong> von Dorf zu<br />

Dorf die schönsten Melodien erklingen liess.<br />

Mit Wehmut nahm die Bevölkerung vom<br />

Postillon, von seinen Pferden und dem gelben<br />

Wa gen Abschied.<br />

14<br />

PS: Die Auseinan<strong>der</strong>setzung um die Wasser -<br />

fallenbahn hat eine aktuelle Parallele, gemeint<br />

ist das Hin und Her um den Wisenbergtunnel.<br />

Damals wie heute ging und <strong>geht</strong> es um die<br />

Optimierung <strong>der</strong> für eine Region entscheidend<br />

wichtigen Verkehrsverhältnisse: Fanden da -<br />

mals die Bemühungen um die Wasserfallen -<br />

bahn ihr Ende in einem Loch, so werden heute<br />

die Planungsarbeiten für die zweite Etappe<br />

<strong>der</strong> Bahn 2000 <strong>–</strong> eines ihrer Herzstücke ist <strong>der</strong><br />

Wisen bergtunnel <strong>–</strong> auf planerisches Eis gelegt.<br />

Hoffentlich kommt über kurz o<strong>der</strong> lang die altbewährte<br />

Redensart «Aufgeschoben ist nicht<br />

aufgehoben» zu ihrem Recht!<br />

Der letzte<br />

Ziefener Botenfuhrmann


Der Befreiungsschlag o<strong>der</strong><br />

die Gründung <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

«Der regelmässige Verkehr <strong>mit</strong>tels Automobil<br />

ist gestern eröffnet worden. Da an diesem Tag<br />

ein Sängertag abgehalten wurde, hatten die<br />

neu en Vehikel, 2 Automobilwagen und 1 als<br />

Om n i bus eingesetzter Lastwagen, den ganzen<br />

Tag vollauf zu tun, um die zahlreichen Reisen -<br />

den zu beför<strong>der</strong>n, was auch ohne irgendwelche<br />

Störung vor sich ging. Das neue Verkehrs<strong>mit</strong> -<br />

tel wird sich bald als unentbehrlich erweisen.<br />

Glückauf zum <strong>Unternehmen</strong>.» Das war in we -<br />

ni gen Zeilen die Geburtsanzeige <strong>der</strong> Auto bus<br />

<strong>AG</strong>, welche die Basellandschaftliche <strong>Zeit</strong>ung<br />

ihren Lesern am 2. Juni 1905 vorsetzte, wohlwollend,<br />

abwartend. Kein Wort von all den An -<br />

laufschwierigkeiten, die <strong>der</strong> Jungfern fahrt vor -<br />

ausgegangen waren. Kein Wort von den Grün -<br />

<strong>der</strong>n. Kein Wort vom finanziellen Hintergrund.<br />

Doch bevor wir dies alles ausleuchten, braucht<br />

es vielleicht ein Wort <strong>der</strong> Erklärung. Was ist<br />

ein Omnibus, woher stammt das Wort? Der Aus -<br />

druck ist dem Lateinischen entlehnt omnes =<br />

alle <strong>–</strong> und bedeutet so viel wie «Fahr zeug für<br />

alle». Er qualifiziert da<strong>mit</strong> den Omnibus als<br />

15


Die erste Fahrzeugparade <strong>mit</strong> Wyss- und Martini-Wagen, um 1907<br />

16


ein urdemokratisches Beförde rungs<strong>mit</strong>tel, das<br />

allen sozialen Schichten des Volkes den Ge -<br />

nuss <strong>der</strong> Vorteile <strong>der</strong> Motori sierung bringt.<br />

Aufschlussreicher und ehrlicher als die Basel -<br />

landschaftliche <strong>Zeit</strong>ung berichtete die Nati o -<br />

nal zeitung vom 17. April 1931 rückblickend<br />

über die An fangszeit des Reigoldswilers: «Am<br />

1. Juni 1905 fand die Eröffnung statt. Schon vor<br />

Rei golds wil ist die Kutsche stecken geblieben.<br />

Die Begrüssungsmusik hatte gute Weile, bis<br />

end lich nach Behebung <strong>der</strong> Störung <strong>der</strong> Auto -<br />

bus in Reigoldswil einfuhr. Auf <strong>der</strong> Rück fahrt<br />

versagten die Motoren abermals, und die<br />

ganze Reisegesellschaft musste von Ziefen<br />

nach Lies tal im Fuhrwerk zurückkutschieren.<br />

Das war ein übles Vorzeichen.»<br />

Das erste Projekt für eine Automobilverbin -<br />

dung zwischen <strong>Liestal</strong> und Reigoldswil stammte<br />

aus dem Jahr 1903, und Folgendes war sei -<br />

ne Be gründung: «<strong>Ein</strong> langsamer, teurer Postund<br />

Botendienst ist das (einzige) Ver kehrs -<br />

binde glied zwischen Stadt und Hinter land.<br />

Schon seit Jahrzehnten ruft die Talschaft nach<br />

Ab hilfe, denn ein besseres Verkehrs<strong>mit</strong>tel ist<br />

für viele in den letzten <strong>Jahre</strong>n eine Lebens -<br />

frage geworden. Zahlreich sind auch die<br />

Fremden, welche täglich unsere aussichtsreichen<br />

Jura höhen besuchen, Während aber in<br />

früheren <strong>Jahre</strong>n ihr Abstieg meistens durch<br />

die Tal schaft erfolgte, lenken sie jetzt ihre<br />

Schritte <strong>der</strong> bequemen Eisenbahnstation zu»,<br />

wo<strong>mit</strong> natürlich Waldenburg gemeint war, das<br />

<strong>mit</strong> seinem Waldenburgerli dem Fünflibertal<br />

seit 1880 den Rang abgelaufen hatte. (3)<br />

Eigentlich dachte man bei <strong>der</strong> Gründung des<br />

<strong>Unternehmen</strong>s nur an ein Provisorium. Man<br />

glaubte, <strong>der</strong> Verkehr im Reigoldswilertal wer -<br />

de sich von Jahr zu Jahr <strong>der</strong>art steigern, dass<br />

18<br />

er über kurz o<strong>der</strong> lang <strong>mit</strong> dem <strong>Autobus</strong> nicht<br />

mehr zu bewältigen sei und daher die <strong>Ein</strong> -<br />

richtung einer Bahnlinie ins Auge gefasst werden<br />

müsse. Dem <strong>Autobus</strong>betrieb <strong>–</strong> er war ein<br />

verwegenes, spekulatives Experimentieren <strong>mit</strong><br />

einer noch keineswegs abgeklärten technischen<br />

Errungenschaft <strong>–</strong> war so<strong>mit</strong> nur eine vor -<br />

übergehende Rolle zugedacht.<br />

Das mutige Projekt, das also gewissermassen<br />

aus <strong>der</strong> Enttäuschung über die nicht realisierte<br />

Wasserfallenbahn geboren wurde, sah 7 Per -<br />

sonen- und 1 bis 2 Güterkurse vor. Man hoffte<br />

auch, die Beför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Post zu übernehmen,<br />

um so das Anlagekapital von <strong>100</strong> 000<br />

Fran ken verzinsen zu können. Nach <strong>Ein</strong>holen<br />

<strong>der</strong> Konzession beim Eidgenössischen Postund<br />

Eisenbahndepartement liess das Initiativ -<br />

ko<strong>mit</strong>ee bereits zwischen dem 31. Juli und<br />

dem 10. August 1904 viermal täglich einen Bus<br />

probeweise in beiden Richtungen fahren. Der<br />

Omnibus <strong>der</strong> Marke «Orion» hatte 9 Pferde -<br />

stärken und legte bei <strong>mit</strong>tlerer Geschwin dig -<br />

keit 15 km in <strong>der</strong> Stunde zurück, sein Motor<br />

be fand sich unter dem Führersitz. Das Fahr -<br />

zeug bot Raum für 12 Sitz- und 4 Stehplätze.<br />

Das Ergebnis <strong>der</strong> Probefahrten fiel befriedigend<br />

aus und führte am 19. Januar 1905 im<br />

Gasthaus «Engel» in <strong>Liestal</strong> zur Grün dungs ver -<br />

sammlung. Der Zweck <strong>der</strong> Gesell schaft wurde<br />

folgen<strong>der</strong>massen definiert: «eine Auto mo bil ver -<br />

bindung für Personen-, Gepäck- und so weit<br />

tunlich Güterverkehr zwischen <strong>Liestal</strong> und<br />

Reigoldswil einzurichten und zu betreiben». (4)<br />

An <strong>der</strong> Aktiengesellschaft beteiligten sich <strong>der</strong><br />

Kanton Basel-Landschaft, die Basellandschaft -<br />

liche Kantonalbank sowie die interessierten<br />

Gemeinden <strong>mit</strong> 400 Stammaktien zu Fr. <strong>100</strong>.<strong>–</strong><br />

im Betrag von Fr. 40 000.<strong>–</strong>, 69 Privatpersonen<br />

zeichneten überdies für Fr. <strong>100</strong>.<strong>–</strong> Prioritäts -


Das erste<br />

Wagendepot beim<br />

Gestadeckplatz,<br />

Ecke Büchelistrasse/<br />

Rosenstrasse<br />

in <strong>Liestal</strong><br />

aktien im Gesamtwert von Fr. 30 000.<strong>–</strong>. Man<br />

hoffte auf eine vierprozentige Verzinsung des<br />

Aktienkapitals. <strong>Ein</strong> sechsköpfiger Verwal -<br />

tungs rat, dem auch ein Regierungsrat als Ver -<br />

treter des Kantons angehörte, stand an <strong>der</strong><br />

Spit ze des <strong>Unternehmen</strong>s. Ihm oblag die An -<br />

stellung und die Entlassung <strong>der</strong> «Beamten,<br />

An ge stellten und Bediensteten» sowie die<br />

Fest legung <strong>der</strong> Tarife und Fahrpläne. In erster<br />

Pri o rität hatte <strong>der</strong> Verwaltungsrat, <strong>der</strong> aus seiner<br />

Mitte eine Betriebskommission bestimmte,<br />

die Aufgabe, die nötigen Fahrzeuge für den<br />

Per sonen- und einen Lastwagen für den Güter -<br />

ver kehr zu bestellen. Am 4. Februar 1905 über -<br />

trug er die Lieferung <strong>der</strong> Personen- und des<br />

Last wagens <strong>der</strong> Automobilfabrik J. Wyss in<br />

Olten. «Die Omnibusse werden hochelegant<br />

ausgestattet», wusste die Basellandschaftliche<br />

<strong>Zeit</strong>ung tags darauf zu berichten. «Sie erhal-<br />

ten 16 gepolsterte Sitzplätze im Inneren des<br />

Wa gens, Acetylenbeleuchtung aussen und<br />

innen und als Reserve Petrollaternen aussen<br />

und Kerzenlampen innen, <strong>der</strong> Wagenführer<br />

hat sein eigenes, vollständig abgeschlossenes<br />

Coupé.» Für die Bevorzugung gegenüber dem<br />

Orion-Wagen gab Folgendes den Ausschlag:<br />

Der 2-Zylin<strong>der</strong>-Motor war stärker, stehend und<br />

nicht unter dem Wagen eingebaut, statt Ketten<br />

wiesen die Wyss-Wagen Kardanantrieb auf.<br />

Doch <strong>der</strong> Anfang des <strong>Unternehmen</strong>s war entgegen<br />

<strong>der</strong> optimistischen Hoffnung alles an -<br />

<strong>der</strong>e als rosig, er trug <strong>der</strong> Automobilgesell -<br />

schaft nach dem ersten Betriebshalbjahr sogar<br />

ein Defizit ein, doch konnte die amtliche Li -<br />

quidation glücklich abgewendet werden. Der<br />

<strong>Jahre</strong>sbericht von 1907 bilanzierte bereits, <strong>der</strong><br />

Geschäftsgang habe im Allgemeinen einen<br />

befriedigenden Abschluss gefunden.<br />

19


Das Klang- und Erscheinungsbild<br />

des Fünflibertals<br />

zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

Räume erleben wir primär über visuelle Merk -<br />

male und Gegebenheiten, die klanglichen und<br />

akustischen Hörbil<strong>der</strong> prägen wir uns dagegen<br />

weit weniger ein, es sei denn, sie stören<br />

und beeinträchtigen unser Befinden. So ist uns<br />

denn die Tatsache, dass je<strong>der</strong> Ort für eine spezifische<br />

«akustische Landschaft» steht, nicht<br />

immer bewusst. Mit <strong>der</strong> zuneh men den Ver -<br />

nichtung von natürlichen Lebens räumen durch<br />

die mo<strong>der</strong>ne Zivilisation und <strong>der</strong> gleichzeitigen<br />

Verdichtung des Wohnens ist das Be dürf -<br />

nis nach Erhaltung natürlicher<br />

«Klang land schaf ten» und nach Stille gewachsen.<br />

<strong>Ein</strong>e 1998 durchgeführte Umfrage ergab,<br />

dass 64 Prozent <strong>der</strong> Bewohnerinnen und<br />

Bewohner <strong>der</strong> Schweiz sich durch Lärm <strong>–</strong> vor<br />

allem <strong>der</strong> Strassenverkehr wird als Lärmquelle<br />

wahrgenommen <strong>–</strong> gestört fühlen. Und so ist<br />

Laut stärke <strong>–</strong> sie wird gemäss <strong>der</strong> Lärmschutz -<br />

verordnung in Empfindlichkeitsstufen gemessen<br />

<strong>–</strong> längst zu einem Raumpla nungs element<br />

geworden.<br />

Wir fragen uns: Wie war es um die Akustik des<br />

Fünflibertales um 1905 bestellt, dem Grün dungs -<br />

jahr <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>? Schallplatten, CDs, Vi -<br />

deos o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Tondokumente aus jener<br />

<strong>Zeit</strong> existieren ja nicht, also sind wir entwe<strong>der</strong><br />

auf zeitgenössische Beschreibungen angewie-<br />

20<br />

sen o<strong>der</strong> wir versuchen, nachträglich auf<br />

Grund statistischer Daten ein akustisches<br />

Hörbild zu rekonstruieren.<br />

Der Motorenlärm<br />

An erster Stelle befragen wir die Verkehrs sta -<br />

tistik. 1901 betrug die Zahl <strong>der</strong> Motorfahr zeu -<br />

ge im Kanton 2 Motorwagen, 1904 waren es 4<br />

Motorwagen und 13 Motorrä<strong>der</strong>, zehn Jah re<br />

später zählte man 66 leichte Motor wagen, 31<br />

Lastwagen und Cars sowie 52 Motor rä<strong>der</strong>. Im<br />

Jahr 2002 betrug dagegen <strong>der</strong> Bestand an Per -<br />

sonenwagen im Kanton 130 321, wobei die drei<br />

Dörfer des Fünflibertals folgende Zahlen aufwiesen:<br />

Bubendorf 2084, Rei goldswil 638 und<br />

Ziefen 644! Während also Autos für uns Men -<br />

schen des beginnenden dritten Jahr tau sends<br />

schon längst zur Normali tät des Alltags gehören,<br />

müssen sie zu Beginn des 20. Jahr hun -<br />

<strong>der</strong>ts als eigentliche Sensation empfunden<br />

wor den sein, wenn nicht von den Er wach se -<br />

nen, so ganz sicher von den Kin<strong>der</strong>n.<br />

Da er zählt ein heute 85-Jähriger, wie aufregend<br />

für ihn und seine Geschwister noch in<br />

den Zwan zigerjahren eine Omnibus-<strong>Ein</strong>kaufs -<br />

fahrt seiner Mutter von Reigoldswil nach<br />

<strong>Liestal</strong> ge wesen sei.(5) Die Kin<strong>der</strong> hätten die<br />

Rückkehr <strong>der</strong> Mutter kaum erwarten können<br />

und sich daher auf die Strasse gelegt, das Ohr<br />

ganz na he am Boden, um ja die Vibrationen<br />

des her an na henden Fahrzeugs rechtzeitig zu<br />

spüren. Man stelle sich das bei <strong>der</strong> heutigen<br />

Ver kehrs frequenz vor. Fazit: Motorenlärm<br />

dürfte in den Zehner- und Zanzigerjahren des<br />

20. Jahr hun <strong>der</strong>ts kaum als störend empfunden<br />

worden sein <strong>–</strong> so meinen wir jedenfalls heute.<br />

Ganz an <strong>der</strong>s sah es das Primarschul-Lesebuch<br />

für das vierte Schuljahr, Jahrgang 1913. Unter<br />

dem Titel «Das Auto kommt» beschreibt es<br />

den Wechsel vom Postwagen zum <strong>Autobus</strong> -<br />

Der Reigoldswiler.<br />

Fe<strong>der</strong>zeichnung aus dem<br />

Primarschul-Lesebuch<br />

von 1913


etrieb: «Der kräftige Peitschenknall und die<br />

Töne des Posthorns kündigten den Bewohnern<br />

<strong>der</strong> Dörfer das Nahen <strong>der</strong> Post an. Heute ist es<br />

an <strong>der</strong>s geworden im Reigoldswilertal. Statt<br />

<strong>der</strong> Peitsche hörst du das Knattern und Pusten<br />

<strong>der</strong> Ma schine und an Stelle <strong>der</strong> Klänge des<br />

Post horns vernimmst du den durchdringenden<br />

Ton des Automobilhornes. Das liebliche<br />

Klingeln <strong>der</strong> Glöcklein am Pferdegeschirr ist<br />

ver schwun den; keine Rösslein ziehen den<br />

Wagen. Der Omni bus bewegt sich selbst, <strong>mit</strong><br />

eigener Kraft. Wie freuen sich insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Kin<strong>der</strong>, wenn sie in diesem merkwürdigen<br />

Gefährt nach Lies tal fahren dürfen! Mit<br />

Aufmerk sam keit be trach ten sie die einzelnen<br />

Dinge, das Steu er rad, die vielen Hebel, die<br />

mächtige Kette unter dem Wagen und nicht<br />

zuletzt die dicken Gum mi reifen an den<br />

Rä<strong>der</strong>n! Da muss es weich zu fahren sein! Die<br />

Freude an diesem neuen Fuhr werk ist so<br />

gross, dass die Reisen den, alte wie junge,<br />

manch Unangenehmes gerne <strong>mit</strong> in Kauf nehmen,<br />

selbst den ohrenbetäubenden Lärm und<br />

den üblen Geruch! «Zur Seite, Kin<strong>der</strong>, passt<br />

auf, das Auto kommt!»<br />

Das Klappern <strong>der</strong> Webstühle<br />

Die zweite Befragung gilt <strong>der</strong> Posamenterei,<br />

jenem Industriezweig also, <strong>der</strong> dem Tal <strong>der</strong><br />

Hin teren Frenke nicht gerade Reichtum, aber<br />

doch Wohlstand und da<strong>mit</strong> auch den Über na -<br />

men Fünflibertal eingebracht hat. In Rei golds -<br />

wil zählte man 1923 nicht weniger als 341 Web -<br />

stühle, in Ziefen waren es 217 und in Buben -<br />

dorf 242. Zu Beginn des dritten Jahr tausends<br />

ist die Heimweberei nur noch ferne Erinne -<br />

rung. Als nach dem Ersten Weltkrieg eine<br />

nüchterne Klei<strong>der</strong>mode die flatternden Bän<strong>der</strong><br />

verpönte und <strong>der</strong> «Bubikopf» aufkam, setzte<br />

das «Bändelsterben» ein, und <strong>mit</strong> dem Zopf<br />

fiel auch das Haarband. So wurde das rhythmisch-heimelige<br />

Klappern <strong>der</strong> Webstüh le im -<br />

mer seltener. Nach dem Zweiten Welt krieg fiel<br />

es bald beinahe ganz weg; umso schwerer fällt<br />

es heute jungen Leuten, sich vorzustellen,<br />

dass es lange Jahrzehnte die Klangszene <strong>der</strong><br />

Dörfer des Fünflibertales beherrscht hat. Die<br />

Webstühle waren damals lauter als die Autos,<br />

und auch die Landwirt schaft setzte <strong>mit</strong> den<br />

zahlreichen, die Dorf strasse belebenden Pferde -<br />

fuhrwerken und den zur Tränke geführten<br />

Kühen unmissverständliche akustische Zeichen.<br />

Noch traf das Baselbieter Lied von Wilhelm<br />

Senn den Nagel auf den Kopf, wenn es von<br />

den «Baselbieter Lütli» sagte: «Si schaffe und<br />

si wärche, sovill e jede maag: Die einte mache<br />

Bändel, die an<strong>der</strong>e schaffe s Fäld.»<br />

Was war in den drei Dörfern des Fünflibertals<br />

1905 noch ganz an<strong>der</strong>s als hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong> später?<br />

Natürlich können wir an dieser Stelle<br />

nicht alle Unterschiede zwischen gestern und<br />

21


heute ausmachen, wir begnügen uns <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Aufschlüsselung <strong>der</strong> Stichworte Elektrizität<br />

und Strassenverhältnisse, immer vor dem<br />

Hintergrund <strong>der</strong> Bevölkerungsstatistik.<br />

Bevölkerung Jahr 1900 Jahr 2003<br />

Reigoldswil 1298 1517<br />

Ziefen 918 1427<br />

Bubendorf 1376 4423<br />

Die <strong>Ein</strong>führung <strong>der</strong> Elektrizität<br />

Zweifellos fällt uns allen die Vorstellung, ohne<br />

elektrischen Strom leben zu müssen, schwer.<br />

Allzu schnell haben wir vergessen, dass seit<br />

<strong>der</strong> <strong>Ein</strong>führung <strong>der</strong> Elektrizität als Kraft- und<br />

Lichtquelle im Baselbiet nur etwas mehr als<br />

hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong> vergangen sind. In Bubendorf,<br />

22<br />

Ziefen und Reigoldswil beispielsweise kam es<br />

erst 1902 zur Bildung <strong>der</strong> dörflichen, den Strom<br />

als Kollektiv<strong>mit</strong>glied von <strong>der</strong> Elektra Basel -<br />

land o<strong>der</strong> Wynau beziehenden Elektro-Genos -<br />

senschaften. Was hiess das? Es bedeutete zu -<br />

nächst, dass <strong>der</strong> Strom, bevor er in den einzelnen<br />

Haushaltungen für Licht- und Krafter zeu -<br />

gung genutzt werden konnte, in den da mals<br />

erbauten genossenschaftseigenen dörflichen<br />

Transformatorenhäuschen auf 120 o<strong>der</strong> 220 Volt<br />

Wechselstrom umgeformt werden muss te. Erst<br />

dann konnte das neuzeitliche Wun<strong>der</strong> geschehen,<br />

das den Alltag <strong>der</strong> Men schen in grundlegen<strong>der</strong><br />

Weise umgestalten sollte: Die Elektri -<br />

fizierung. Sie brachte zunächst anstelle <strong>der</strong><br />

Petro le um lampe das elektrische Licht <strong>–</strong> allerdings<br />

längst nicht in alle Häuser, denn wer<br />

Elek tri zität be ziehen wollte, musste Mitglied<br />

Rush Hour anno dazumal


<strong>der</strong> Genossen schaft werden, und das war na -<br />

türlich nicht gratis. Doch nicht nur die neue<br />

Helligkeit war ein Wun<strong>der</strong>, auch die Elek -<br />

trifizierung des Bügelns, des Kochens und des<br />

Waschens brachte fühlbare Erleich te run gen.<br />

Kurzum: Elektrizität <strong>–</strong> das war echter und<br />

gros ser Fortschritt, wie es <strong>der</strong> folgende Bericht<br />

vom 21. Oktober 1902 aus Bubendorf festhält:<br />

«Nachdem letzten Samstagabend zum ersten<br />

Mal im Unterdorf die elektrischen Lampen er -<br />

leuchtet und probeweise zwei Posamentstühle<br />

in Betrieb gesetzt worden waren, konnte <strong>mit</strong><br />

dem gestrigen Tag die elektrische Energie tatsächlich<br />

in Funktion treten. Die Proben gelangen<br />

ausgezeichnet. Fallen im gleichen Ver -<br />

hält nis die ganze Anlage und die Inbe trieb -<br />

nahme so günstig aus, dann darf sich die <strong>Ein</strong> -<br />

woh nerschaft nur gratulieren. Die Nach schritt -<br />

ler, welche sich <strong>mit</strong> dieser Neuerung nicht<br />

befreunden und versöhnen können, darüber<br />

auch gelegentlich lamentieren, mögen sich<br />

nun an Tatsachen halten ...» (6)<br />

Und noch ein letzter Hinweis auf die revolutionierende<br />

Kraft <strong>der</strong> Elektrizität: Sie brachte ihr<br />

Licht <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> auch in die Dorfstrassen, was<br />

für den öffentlichen Verkehr <strong>–</strong> sprich Automo -<br />

bilgesellschaft <strong>Liestal</strong> <strong>–</strong> nicht ganz unwichtig<br />

gewesen sein mag.<br />

Die Strassenverhältnisse<br />

Über Stock und Stein, bei Regenwetter<br />

schlam mig, bei Trockenheit staubig <strong>–</strong> so etwa<br />

könnte man die Strassenverhältnisse in den<br />

Dörfern zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts cha -<br />

rakte ri sie ren und qualifizieren. A propos Staub -<br />

plage: Da gibt es in <strong>der</strong> Basellandschaft lichen<br />

<strong>Zeit</strong>ung vom 17. April 1906 einen Au gen zeu -<br />

gen be richt, <strong>der</strong> an Deutlichkeit nichts zu wünschen<br />

übrig lässt und auch zeigt, wie skeptisch<br />

die Be völ kerung <strong>der</strong> neuen Ver kehrsen twick -<br />

lung ge gen überstand: «Wer am letzten Kar -<br />

freitag auf unseren von Basel nach <strong>Liestal</strong> führenden<br />

Stras sen die Aufwirbelung des Staubes<br />

<strong>mit</strong> an sah, welche durch das be ständige Hinund<br />

Her fahren <strong>der</strong> Automobile und Velos verursacht<br />

wurde, wer beobachtete, wie die vielen<br />

Hun<strong>der</strong>te von Baslern, die den schönen<br />

Tag zu einer Fusstour nach Muttenz und<br />

Pratteln benutzten, ihren Weg beständig durch<br />

aufwirbelnde Staubwolken zu nehmen hatten,<br />

und sah, wie sich Frauenzimmer 30 bis 50<br />

Schritte weit in die anliegenden Äcker und<br />

Matten hinein flüchteten, um ihre Klei<strong>der</strong><br />

durch Ver staubung nicht ganz zu Grunde richten<br />

zu lassen, <strong>der</strong> musste sich überzeugen, dass<br />

bezüglich einer <strong>der</strong>artigen Benutzung unserer<br />

Stras sen Wandel geschafft werden muss. Da<br />

unsererseits von einer wirksamen Bespritzung<br />

herwärtiger Strassen <strong>der</strong> Kosten wegen nicht<br />

die Rede sein kann, so bleibt uns nur übrig, die<br />

Benutzung unserer Strassen für den Auto -<br />

mobilverkehr zu <strong>Zeit</strong>en, da dieselben infolge<br />

trockenen Wetters <strong>mit</strong> höherem Staub bedeckt<br />

sind, zu verbieten.»<br />

Nun, das gefor<strong>der</strong>te Verbot und <strong>der</strong> erhoffte<br />

Wan del liessen auf sich warten, resigniert<br />

hiess es 1912: «Dieses mo<strong>der</strong>ne Verkehrs<strong>mit</strong>tel<br />

kann nicht mehr unterdrückt werden.» (7)<br />

Nach dem sich das Abspritzen <strong>der</strong> Strassen als<br />

untaugliches Mittel erwiesen hatte, konnte<br />

Staub-Entwarnung allerdings erst sehr viel<br />

spä ter gegeben werden, als die Strassenteerung<br />

einsetzte. Für die Talstrasse Beuggen<strong>–</strong><br />

Zie fen geschah dies beispielsweise 1926; ein<br />

Vierteljahrhun<strong>der</strong>t später wurde dann in Zie -<br />

fen auch die erste Gemeindestrasse geteert <strong>–</strong><br />

die Anwohner und die Automobilfahrer werden<br />

sich bedankt haben!<br />

23


Die Anfänge <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>–</strong><br />

eine «Automobilkrankengeschichte»<br />

Das Herzstück je<strong>der</strong> <strong>Autobus</strong>unternehmung<br />

sind natürlich ihre Fahrzeuge, doch um sie zu<br />

qualifizieren, gibt es ganz unterschiedliche<br />

Kriterien. Der Chauffeur sieht es an<strong>der</strong>s als<br />

<strong>der</strong> Passagier, und dieser wie<strong>der</strong>um hat einen<br />

an<strong>der</strong>en Beurteilungsmassstab als <strong>der</strong> Ge -<br />

schäfts führer, <strong>der</strong> als <strong>Ein</strong>käufer darüber zu<br />

wachen hat, dass beim Ankauf möglichst viele<br />

24<br />

positive Elemente ihre Berücksichtigung finden.<br />

Die Anschaffungspolitik <strong>der</strong><br />

<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong><br />

Hat die Automobilgesellschaft <strong>Liestal</strong>-Rei -<br />

golds wil <strong>AG</strong> beziehungsweise die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

Lies tal <strong>mit</strong> ihren Anschaffungen immer ins<br />

<strong>Ein</strong> Orion-Wagen im<br />

Gebiet Altmarkt/Stadion<br />

Gitterli in <strong>Liestal</strong>,<br />

um 1905


Der alte<br />

Bahn hofplatz in<br />

<strong>Liestal</strong> <strong>–</strong> dominiert<br />

von <strong>der</strong> Automobilgesell<br />

schaft<br />

<strong>Liestal</strong>-Reigoldswil,<br />

um 1910<br />

Schwar ze getroffen? Wer nur den ersten<br />

<strong>Jahre</strong>sbericht konsultiert, könnte da eher zu<br />

einem durchzogenen Ergebnis kommen,<br />

wurde doch die feierlich gedachte Eröffnung<br />

schon auf <strong>der</strong> Fahrt von <strong>Liestal</strong> nach Rei -<br />

goldswil und zurück von Motorpannen überschattet,<br />

die dafür sorgten, dass «die Wagen ...<br />

zu hinken» anfingen. Welches waren die<br />

Gründe? Zum einen mögen sicher die noch<br />

nicht geteerten und wenig ausgebauten Stras -<br />

sen zum beschwerlichen Anfang beige tragen<br />

haben, zum an<strong>der</strong>en zeigte aber damals auch<br />

die Geschäftsleitung bezüglich Anschaffung<br />

eines geeigneten Wagenparks noch wenig<br />

Erfahrung. Angesichts <strong>der</strong> Tat sache, dass ja<br />

das «Automobilwesen» in diesen <strong>Jahre</strong>n erst<br />

25


in den Anfängen steckte und die<br />

Automobilgesellschaft <strong>Liestal</strong>-Reigoldswil <strong>AG</strong><br />

überdies das erstkonzessionierte Unter neh -<br />

men dieser Art in <strong>der</strong> Schweiz war, dürfen wir<br />

uns über Pannen nicht wun<strong>der</strong>n. «So wurde<br />

denn von Anfang an <strong>der</strong> Auto bus ver kehr<br />

immer wie<strong>der</strong> durch schwere Be triebs -<br />

störungen beeinträchtigt; denn die gelieferten<br />

26<br />

Wagen (<strong>der</strong> Firma Berna in Olten, von J. Wyss<br />

konstruiert) waren ‘Kolosse’ <strong>mit</strong> einem Ge -<br />

wicht von 75 statt 55 bis 60 Zentnern, wie <strong>der</strong><br />

Fabrikant den Bestellern wenigstens mündlich<br />

versprochen hatte, sodass sie sich auf den<br />

noch wenig ausgebauten Strassen nur schwerfällig<br />

bewegten. Die Zweizylin<strong>der</strong> mo toren<br />

aber waren für die schweren Wagen viel zu<br />

Martini-Wagen in<br />

Reigoldswil, um 1905


Bahnhofplatz <strong>Liestal</strong><br />

<strong>mit</strong> zwei FBW-Dreiachsern,<br />

um 1928<br />

schwach. Zudem war erst noch schlechtes Ma -<br />

terial verwendet worden und die Konstruk tion<br />

<strong>der</strong> Wagen sehr mangelhaft.» (8) Auch stellte<br />

sich heraus, dass <strong>der</strong> Erbauer «in dieser Spe -<br />

zies noch Neuling» war. Schon nach 14 Tagen<br />

muss ten verschiedene Bestandteile ersetzt und<br />

schliesslich die beiden Omnibusse nacheinan<strong>der</strong><br />

in die Werkstätte nach Olten zur Reparatur<br />

geschafft werden. Aber auch dies half wenig.<br />

Im Oktober brachen sogar einzelne Rä<strong>der</strong> zu -<br />

sammen, so dass die Wagen auf Veran las sung<br />

des Eidgenössischen Post- und Eisen bahn -<br />

departementes ausser Betrieb ge setzt wer den<br />

mussten. Der erste Rechen schafts be richt des<br />

Verwaltungsrates bezeichnete deshalb nicht<br />

zu Unrecht die Schil<strong>der</strong>ung über den Betrieb<br />

27


vom 1. Juni bis Ende Oktober als «Auto mo -<br />

bilkrankengeschichte». Es war für den Ver -<br />

wal tungsrat ein schwacher Trost, dass die Au -<br />

to mobilgesell schaft Rapperswil<strong>–</strong>St. Gallenkap<br />

pel, die am 1. August 1905 ihren Betrieb<br />

ebenfalls <strong>mit</strong> Wyss-Wagen eröffnet hatte, die<br />

gleichen unliebsamen Erfahrungen machte.<br />

«Der noch wenig erprobte <strong>Autobus</strong> betrieb hat -<br />

te eben damals noch allerlei Kin <strong>der</strong> krank -<br />

heiten zu bestehen, bevor er sich ebenso leistungsfähig<br />

wie an<strong>der</strong>e Verkehrs <strong>mit</strong>tel erweisen<br />

konnte.» Zur Illustrierung <strong>der</strong> Auto mobil -<br />

krankengeschichte möge auch folgende kleine<br />

Geschichte dienen: Als einmal, gemütlich, wie<br />

es damals noch üblich war, <strong>der</strong> Chauffeur ei -<br />

nes Wyss-Omnibusses einen Fuss gänger un -<br />

ter wegs zum Mitfahren einlud, be dauerte dieser,<br />

dankend ablehnen zu müssen, «da er<br />

pressant sei».<br />

Das Lehrgeld, das die neue Automobilge sell -<br />

schaft zu zahlen hatte, war hoch genug: Ange -<br />

sichts des Berner Verbotes, die Wyss-Wagen<br />

weiterhin zu benützen, mussten ab Oktober<br />

für einige Wochen fremde «Fuhrwerke» zugemietet<br />

werden, und so gelang es den von <strong>der</strong><br />

Gesellschaft beschäftigten drei Chauffeuren<br />

und den zwei Billetteuren, trotz ungünstiger<br />

28<br />

Witterungsverhältnisse im schneereichen Win -<br />

ter 1905/1906 einen geordneten Betrieb auf -<br />

recht zuerhalten <strong>–</strong> zur Freude <strong>der</strong> Aktionär ver -<br />

sammlung, die sich sogar darüber aufhalten<br />

konnte, «dass im Durchschnitt zu schnell ge -<br />

fahren werde». An<strong>der</strong>erseits hatten es die Ak -<br />

tio näre zu büssen, dass eine so schlechte Wa -<br />

gen wahl getroffen worden war; ihre Aktien<br />

blieben 1907 ohne Dividende. Als «Entgelt für<br />

erlittene Verdauungsschmerzen» erhielten sie<br />

aber immerhin pro Aktie eine Freikarte.<br />

Und dann kam es besser und besser, sodass<br />

sich auch die Lebensdauer <strong>der</strong> eingesetzten<br />

Wagen von Jahr zu Jahr erhöhte. Von einem<br />

FBW-Sechszylin<strong>der</strong>-Dreiachser, <strong>der</strong> seit 1927<br />

un unterbrochen im <strong>Ein</strong>satz gewesen war und<br />

auf über eine Million gefahrene Kilometer zu -<br />

rück blicken konnte, lesen wir beispielsweise<br />

im <strong>Jahre</strong>sbericht 1959 folgenden traurig stimmenden<br />

und etwas unbeholfen klingenden<br />

Aus musterungsbericht: «Der Veteran stand mo -<br />

natelang ausserhalb <strong>der</strong> Wagenhalle, er sollte<br />

dem Meistbietenden verkauft werden, als sich<br />

aber dieser nicht fand, blieb nur noch <strong>der</strong> Auto -<br />

friedhof übrig.»<br />

Das Aussehen <strong>der</strong> ersten Omnibusse<br />

Wie sahen denn diese ersten Omnibusse aus?<br />

Wie eben die ersten Motorfahrzeuge aus heutiger<br />

Sicht aussehen: abenteuerlich, vorsintflutlich!<br />

Abenteuerlich und unheimlich er -<br />

schie nen sie aber auch den damaligen <strong>Zeit</strong>ge -<br />

nossen, so berichtete jedenfalls die Baselland -<br />

schaftliche <strong>Zeit</strong>ung am 22. August 1904: «<strong>Ein</strong>e<br />

böse Rolle spielt die Sommerdürre dem Auto -<br />

mobil o<strong>der</strong> Strassendampfwagen. Hoher Staub<br />

liegt auf den Strassen. Kommt dann so ein<br />

Sturmkasten wie ein Pfeil dahergeflogen, so<br />

wirbelt er <strong>mit</strong> seinem Luftdruck schon drei<br />

Meter vor sich hin den Staub auf, und in dieser<br />

links:<br />

ein Martini-Wagen vor<br />

dem Rössli in Ziefen,<br />

um 1910<br />

rechts:<br />

Martini-Wagen vor<br />

<strong>der</strong> Post in Bubendorf,<br />

um 1907<br />

unten:<br />

Berna-Wagen auf<br />

<strong>der</strong> Frenkenbrücke in<br />

Reigoldswil,<br />

um 1918


olympischen Wolke entschwindet er schon<br />

wie<strong>der</strong> wie ein Zauber in weiter Ferne. Er rast<br />

hin wie ein Orkan, und wer auf <strong>der</strong> Strasse ist,<br />

lebt und leben will, <strong>der</strong> flüchtet sich, den Hut<br />

in <strong>der</strong> Hand, in den Dornenhag und sieht dann<br />

nachher <strong>mit</strong> Verwun<strong>der</strong>ung, dass keine Men -<br />

schen- o<strong>der</strong> Tierleichen als Reliquien <strong>der</strong> Ka -<br />

ta strophe auf <strong>der</strong> Strasse liegen.»<br />

Schauen wir uns beispielsweise den von <strong>der</strong><br />

Automobilgesellschaft <strong>Liestal</strong>-Reigoldswil <strong>AG</strong><br />

in <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> vom 31. Juli bis 10. August 1904 für<br />

die ersten Probefahrten in den Dienst genommenen<br />

«Orion» an. Er war, was damals selbstverständlich<br />

war, vollgummibereift <strong>–</strong> auch wenn<br />

seine Stundengeschwindigkeit noch «zurückhaltend»<br />

gewesen sein mag, so ist doch anzunehmen,<br />

dass auch eine gute Fe<strong>der</strong>ung nicht<br />

alle Unebenheiten <strong>der</strong> damals noch hol prigen<br />

und ungeteerten Strassen aufgefangen haben<br />

dürfte. Immerhin gewährte <strong>der</strong> freie, lediglich<br />

überdachte Führerstand dem Fahrer eine <strong>der</strong>art<br />

gute Rund- und Aussicht, dass sich grössere<br />

Hin<strong>der</strong>nisse <strong>–</strong> etwa Steine auf <strong>der</strong> Strasse<br />

o<strong>der</strong> Schlaglöcher <strong>–</strong> rechtzeitig erkennen und<br />

bequem umfahren liessen. Die Passa giere sassen<br />

wohl geborgen und staubsicher im leicht<br />

erhöhten Fahr gastraum, ihr Gepäck konnten<br />

sie entwe<strong>der</strong> auf dem Dach unterbringen o<strong>der</strong><br />

auf <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>stiegsplattform.<br />

<strong>Ein</strong> stolzes Omnibus-Gruppenbild aus dem<br />

Jahr 1907 (Bild Seite 16) zeigt eindrucksvoll<br />

den damaligen Wagenpark. Wie Schlachtrosse<br />

stehen sie da, die fünf «Fuhrwerke», flankiert<br />

von ihren stolzen und uniformierten Chauf feu -<br />

ren. Zur Lin ken die beiden dunkeln Wyss-Wa -<br />

gen, die fahr tüchtig gemacht worden wa ren,<br />

zur Rech ten die optimistisch hellen Mar tini-<br />

Wagen. Der letzte war am 3. April 1907 von<br />

<strong>der</strong> liquidierten Gesellschaft Yver don<strong>–</strong>Mou don<br />

hinzugekauft worden. Der Ver waltungsrat hat -<br />

te den Ankauf <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Be mer kung begründet,<br />

Mar tini-Automobile sei en «von stärkster Bau -<br />

art» und <strong>der</strong> Preis von 12 000 Franken er schei -<br />

ne für eine einjährige Occasion «an nehm bar».<br />

Tatsächlich, vom 1. Juni an traten keine Stö run -<br />

gen mehr ein, die dem Eidge nössischen Postund<br />

Eisenbahndepartement irgendwie zu Re -<br />

kla mationen Anlass gegeben hätten. «Dieses<br />

Faktum steht wohl einzig da in <strong>der</strong> Geschichte<br />

des öffentlichen Automobil ver kehrs <strong>mit</strong> Post -<br />

29


eför<strong>der</strong>ung, und so sind wir auf einem Punkt<br />

angelangt, bei dem alle Schwie rigkeiten be ho -<br />

ben zu sein scheinen», konnte entsprechend<br />

<strong>der</strong> Geschäftsbericht stolz bilanzieren.<br />

1920 standen dem <strong>Unternehmen</strong> 5 Personen -<br />

transporter zur Verfügung, nämlich je 2 <strong>der</strong><br />

Marke Martini und Saurer sowie 1 Berna, ein<br />

Jahr darauf gesellte sich ein «komfortabel ka -<br />

ros sierter» FBW-Dreiachser dazu. Gegen über<br />

dem Martini-Wagen hatten all diese Neu an -<br />

schaffungen den Vorteil, dass die Reisenden<br />

vorn und nicht hinten einsteigen mussten, so -<br />

dass <strong>der</strong> Chauffeur auch die Aufgabe des Kon -<br />

dukteurs übernehmen konnte. Der letzte Mar -<br />

ti ni-Wagen wurde 1925 aus dem Verkehr ge -<br />

zogen. <strong>Ein</strong>en wichtigen Ausbauschritt markiert<br />

das Jahr 1927; es brachte die Umstellung<br />

des Wagenparks auf Luftbereifung und elektrisches<br />

Licht und ermöglichte da<strong>mit</strong> sowohl<br />

eine Erhöhung <strong>der</strong> Fahrgeschwindigkeit wie<br />

auch eine Verkürzung <strong>der</strong> Fahrzeiten. <strong>Ein</strong> epochaler<br />

Schritt erfolgte schliesslich 1929: Um<br />

das Platz angebot in Stosszeiten zu erhöhen,<br />

wurde ein Anhängerwagen <strong>mit</strong> 34 Sitz- und 15<br />

Steh plätzen angeschafft. Es war <strong>der</strong> erste Auto -<br />

mo bil -Anhängerzug <strong>der</strong> Schweiz!<br />

Die ersten Schritte<br />

<strong>der</strong> Verkehrs gesetzgebung<br />

In <strong>der</strong> Anfangszeit des Automobilverkehrs lässt<br />

sich rückblickend auch von Jahr zu Jahr nachvollziehen,<br />

wie <strong>der</strong> Gesetzgeber <strong>der</strong> neuen<br />

30<br />

Ent wicklung begegnete. Bereits 1904 hatten<br />

zahlreiche Kantone <strong>–</strong> selbstverständlich auch<br />

<strong>der</strong> Kanton Basel-Landschaft <strong>–</strong> ein Konkordat<br />

über eine einheitlichhe Verordnung betreffend<br />

den Motorwagenverkehr erlassen. (9) In Arti -<br />

kel 6 wurde festgehalten: «Je<strong>der</strong> Fahrer soll<br />

seinen Wagen <strong>mit</strong> einer Warn vorrichtung versehen,<br />

diese hat aus einem tiefen Ton zu be -<br />

stehen, <strong>mit</strong> Ausschluss jeden an<strong>der</strong>en Signals.»<br />

Artikel 8 legte fest: «Von Beginn <strong>der</strong> Däm me -<br />

rung an soll während <strong>der</strong> Nachtzeit je<strong>der</strong> Mo -<br />

tor wagen vorn <strong>mit</strong> zwei Laternen versehen<br />

sein; die eine <strong>mit</strong> grünem, die an<strong>der</strong>e <strong>mit</strong> weis -<br />

sem Licht, die Erstere links, die an<strong>der</strong>e rechts<br />

angebracht. Die Laterne <strong>mit</strong> grünem Licht darf<br />

auch einen weissen Streifen in <strong>der</strong> Mitte<br />

haben o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Mitte weiss sein.» Und<br />

Artikel 9 regelte das Tempo: «Niemals darf die<br />

Ge schwin digkeit, selbst in flachem Lande,<br />

dreis sig Kilometer in <strong>der</strong> Stunde überschreiten.»<br />

Bei Brücken und in engen Strassen sei<br />

sie hingegen auf «diejenige eines Pferdes im<br />

Schritt, d.h. auf 6 Kilometer» herabzusetzen.<br />

Das Jahr 1911 brachte eine erste Revision, sie<br />

legte neu fest: «Die zulässige Geschwindigkeit<br />

für Motorwagen ist in Ortschaften von 10 auf<br />

18 Kilo meter und in flachem Lande von 30 auf<br />

40 Kilometer erhöht. Es ist dies eine Ge schwin -<br />

digkeit, die, wenn sie wirklich eingehalten<br />

wird, im Allgemeinen Anlass zu Klagen über<br />

Belästigung des Pu bli kums kaum mehr geben<br />

wird.»<br />

So war es eben in <strong>der</strong> guten alten <strong>Zeit</strong>!<br />

Der erste<br />

Automobil-Anhängerzug<br />

<strong>der</strong> Schweiz <strong>–</strong> ein<br />

technisches Wun<strong>der</strong>werk,<br />

um 1930


Immer weiter ins Land hinaus<br />

und immer höher den Berg hinauf <strong>–</strong><br />

die ersten Expansions-Jahrringe<br />

Die ehemalige<br />

Basler Billettausgabestelle<br />

am Aeschenplatz<br />

Die Automobilgesellschaft plante schon immer<br />

über den Tag hinaus. So gaben die Initianten<br />

des <strong>Unternehmen</strong>s die Hoffnung auf Reali -<br />

sierung einer Bahnlinie durch das Fünflibertal<br />

nie auf. Sie erwarteten diese Kehrtwendung<br />

zu Gunsten ihres ehrgeizigen Projektes für die<br />

<strong>Zeit</strong>, da <strong>der</strong> Verkehr «<strong>mit</strong> Automobilwagen<br />

nicht mehr bewältigt werden» könnte. Wie wir<br />

wissen, ging aber ihre Rechnung nicht auf,<br />

dafür erfüllten sich an<strong>der</strong>e Wünsche.<br />

1928: die Verlängerung<br />

<strong>der</strong> Stammlinie nach Basel<br />

Schon am 28. Juni 1928 reichte die Ge sell schaft<br />

<strong>mit</strong> Unterstützung <strong>der</strong> Kantons re gie rung und<br />

<strong>der</strong> beteiligten Gemeinden beim Eid genös -<br />

sischen Post- und Eisen bahn depar te ment das<br />

Gesuch um Verlängerung <strong>der</strong> Kurs strecke Rei -<br />

goldswil<strong>–</strong><strong>Liestal</strong> über den Kantons hauptort<br />

hin aus nach Basel ein. Ihre Begrün dung: «Je<br />

länger, je mehr macht sich das Bedürfnis geltend,<br />

von hier aus eine direkte Fahr ge le -<br />

genheit <strong>mit</strong> den nicht an <strong>der</strong> Linie <strong>der</strong> SBB liegenden<br />

Ortschaften Augst und Schwei zerhalle<br />

herzustellen.» Nach den Herbstferien konnte<br />

am 28. Oktober <strong>der</strong> Be trieb auf <strong>der</strong> neuen Li -<br />

nie aufgenommen werden. Für die Schul kin -<br />

<strong>der</strong> von Augst und Schwei zerhalle <strong>–</strong> Letzteres<br />

besass damals noch eine selbstständige Pri -<br />

mar-Gesamtschule <strong>–</strong> gab es zur Feier des Tages<br />

eine Gratisfahrt nach Basel.<br />

«Heute», so bilanzierte <strong>der</strong> Rückblick auf 25<br />

<strong>Jahre</strong> Auto bus be trieb 1930, «ist die neue Linie<br />

<strong>der</strong> alten ebenbürtig und vermag sie durch<br />

Zuleitung des Touristenverkehrs aus Basel so -<br />

gar erfolgreich zu befruchten. <strong>Ein</strong> über aus er -<br />

freuliches Er gebnis zugunsten des durch den<br />

Bahn ver kehr abgeschnittenen Hinter lan des,<br />

das den geldbringenden Ver kehr so nötig<br />

hat.»<br />

31


1930: <strong>der</strong> Kauf des Hofgutes<br />

Wasserfallen<br />

Nach dem mühsamen Start war die Automo -<br />

bilgesellschaft jetzt endlich auf Erfolgskurs,<br />

und dieser Erfolg sollte sie noch weiter beflügeln<br />

und in die stolze Höhe des Hofgutes Was -<br />

ser fallen tragen. An <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

vom 30. November 1930 beschlossen nämlich<br />

die Aktionäre <strong>der</strong> neu auf den prägnanten Na -<br />

men <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> umgetauften Ge sell -<br />

schaft den Kauf dieses hoch über Reigoldswil<br />

gelegenen aussichtsreichen und 3642 Aren<br />

gros sen Hofgutes; sie entsprachen da<strong>mit</strong> dem<br />

neu definierten Gesellschaftszweck, <strong>der</strong> unter<br />

an<strong>der</strong>em auch den Erwerb von Liegenschaften<br />

vorsah, die <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung des Touris ten ver -<br />

kehrs dienen konnten. Mit einem Umbau sollten<br />

bessere Unterkunfts- und Verpfle gungs -<br />

32<br />

mög lichkeiten geschaffen werden, doch scheiterte<br />

<strong>der</strong> Plan, die Zufahrt <strong>mit</strong> Autos zum Was -<br />

serfallenhof auszubauen <strong>–</strong> aus heutiger um -<br />

welt politischer Sicht sicher kein Unglück.<br />

<strong>Ein</strong>es aber gilt es an dieser Stelle anzumerken:<br />

Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> hat es viele, viele Jah -<br />

re vor Inkrafttreten des Baselbieter Touris mus -<br />

gesetzes verstanden, aktive Tourismus po li tik<br />

zu betreiben. Das schlug sich bereits 25 <strong>Jahre</strong><br />

nach <strong>der</strong> Grün dung des <strong>Unternehmen</strong>s auch<br />

sehr deutlich in <strong>der</strong> <strong>Jahre</strong>sbilanz des Jubi lä -<br />

ums jahres 1930 nie <strong>der</strong>. Es brachte eine Stei -<br />

gerung <strong>der</strong> Gesamt frequenz um 73 351 auf<br />

220 110 Fran ken. Auf <strong>der</strong> Kursstrecke waren<br />

112 094, auf Arbeiter kur sen und Fernfahrten<br />

32 089 Wa gen kil o meter zurückgelegt worden,<br />

wobei die durchschnittliche Tagesleistung 395<br />

Wagen kilometer be trug.<br />

Verlauf <strong>der</strong> Stammlinie<br />

Pferde im <strong>Ein</strong>satz beim<br />

Bau <strong>der</strong> Luftseilbahn<br />

Wasserfallenhof vor<br />

dem Brand am<br />

23. 3.1958 darauf folgte<br />

<strong>der</strong><br />

Neubau Hotel<br />

Wasserfallenhof


1949: die <strong>Ein</strong>richtung <strong>der</strong> Berglinie<br />

nach Arboldswil und Titterten<br />

Am 20. Juli 1905 berichtete die Baselland schaft -<br />

liche <strong>Zeit</strong>ung Folgendes: «Arboldswil. Ges tern<br />

kam ein Automobil <strong>der</strong> Herren Bolliger und Cie.<br />

von Basel hierher, das den Weg in 55 Minuten<br />

zurückgelegt hat. Man rechnet immer 5 Stun -<br />

den Marsches von hier nach Basel <strong>–</strong> Time is<br />

Money, sagt <strong>der</strong> Englän<strong>der</strong>, <strong>Zeit</strong> ist Geld. Das<br />

heisst man ein Stück neue Welt und Fort -<br />

schritt. Bravo!»<br />

Doch eigentlich begann <strong>der</strong> wirkliche Fort -<br />

schritt in den beiden Berg dör fern Arboldswil<br />

und Titterten erst am 15. Mai 1949, denn jetzt<br />

erhielten sie Anschluss an den öffentlichen<br />

Ver kehr, und dies natürlich, so ist man fast<br />

ver sucht zu sagen, dank <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> Lies -<br />

tal. Bis zu diesem <strong>Zeit</strong>punkt hatten die Bewoh -<br />

ner <strong>der</strong> beiden Gemeinden, wenn sie ein<br />

öffent liches Verkehrs<strong>mit</strong>tel benutzen wollten,<br />

entwe<strong>der</strong> in Waldenburg in die Bahn o<strong>der</strong> in<br />

Reigoldswil in den Bus zuzusteigen. «Gross<br />

war die Begeisterung <strong>der</strong> ganzen Bevölkerung<br />

bei <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>weihung <strong>der</strong> neuen, 19 km langen<br />

Linie. Die Häuser waren beflaggt, die Brunnen<br />

<strong>mit</strong> Girlanden geschmückt, die Festreden<br />

schön anzuhören. Und die hübschen Frauen<br />

von Titterten und Arboldswil kredenzten den<br />

edlen Wein <strong>mit</strong> feinen Schenkeli.» (10)<br />

Auf vielen Gebieten des täglichen Lebens er -<br />

öff nete die Buslinie, <strong>der</strong>en Eröffnung <strong>der</strong><br />

Ausbau <strong>der</strong> Strassen <strong>mit</strong> Ausweichstellen<br />

voraus gangen war, neue Möglichkeiten: Jun -<br />

gen Leu ten erleichterte sie die Annahme einer<br />

Lehr stelle im Unterland, älteren Be wohner in -<br />

nen und Bewohnern bot sie Gelegenheit, ohne<br />

allzu viele Umtriebe in grösseren Ortschaf ten<br />

sowie in <strong>Liestal</strong> o<strong>der</strong> Basel <strong>Ein</strong>käufe zu tätigen<br />

und Arztbesuche zu machen, den Tou risten<br />

aber bot die Linie 71, die die «schönste, heimeligste,<br />

romantischste des ganzen A<strong>AG</strong>L-<br />

Netzes sein soll», neue Wan<strong>der</strong>möglichkeiten.<br />

<strong>Ein</strong>e vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht<br />

wich tige Abrundung des Anschlusses an den<br />

öffentlichen Verkehr brachte schliesslich 1954<br />

die <strong>Ein</strong>richtung eines Camionagedienstes von<br />

Reigoldswil nach den beiden Bergdörfern Ar -<br />

bolds wil und Titterten. Sprichwörtlich ist da bei<br />

<strong>der</strong> so genannte «Milcher» geworden, es war<br />

ein Büssing-Lastwagen, <strong>der</strong> <strong>mit</strong> seiner acht -<br />

plätzigen Kabine auch Schulkin<strong>der</strong> beför<strong>der</strong>n<br />

konnte.<br />

1953 <strong>–</strong>1956: die Planung und <strong>der</strong><br />

Bau <strong>der</strong> Gondelbahn und des Skilifts<br />

Vogelberg<br />

1953 beschloss die Generalversammlung <strong>der</strong><br />

Auto bus <strong>AG</strong> einen überraschend kühnen Aus -<br />

bauschritt: Sie stimmte dem Bau einer Gon -<br />

33


delbahn Reigoldswil<strong>–</strong>Wasserfallenhof zu und<br />

nahm da<strong>mit</strong> ein Projekt auf, das bereits 1931<br />

diskutiert worden war. Ausschlagge bend für<br />

diese positive Entscheidung waren die erfolgreiche<br />

Eröffnung eines Skiliftes in Langen -<br />

bruck wie auch die Tatsache <strong>der</strong> grossen An -<br />

zie hungskraft solcher <strong>Ein</strong>richtungen im be -<br />

nach barten Ausland.<br />

<strong>Ein</strong> beinahe gleichzeitig von Waldenburg aus<br />

vorgetriebenes Projekt einer Verbindungs -<br />

bahn von Waldenburg nach <strong>der</strong> Waldweide un -<br />

terlag, da <strong>–</strong> so die Begrün dung <strong>der</strong> Eidg. Kom -<br />

mission für Bergbahnen <strong>–</strong> die Wasserfallen, ver -<br />

glichen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Wald weide, erheblich näher<br />

beim Passwang liege und auch <strong>der</strong> Aus -<br />

sichtspunkt des Chelle chöpfli leicht erreichbar<br />

sei. Wenn im Übrigen <strong>der</strong> von den Initianten<br />

vorgesehene Skilift nach dem Vogelberg realisiert<br />

sei, komme je <strong>der</strong> Skifahrer auf die<br />

Rechnung, denn die in die sem Gebiet sich<br />

anbietenden Abfahrten wür den bezüglich<br />

Länge, Abwechslung und landschaftlicher<br />

Schönheit die Standard stre cke von Walden -<br />

burg übertreffen. <strong>Ein</strong> Re kurs des Walden bur -<br />

ger Initiativko<strong>mit</strong>ees prallte ab; <strong>der</strong> Bun<strong>der</strong>at<br />

liess sich nicht erweichen. In seinen Erwä -<br />

gungen machte er unter an<strong>der</strong>em gel tend:<br />

«Bestimmt ziehen viele Ski fahrer den <strong>Autobus</strong><br />

(gegenüber <strong>der</strong> Waldenburgerbahn) vor, <strong>der</strong><br />

jedes Umsteigen überflüssig macht und bei<br />

dem in den beson<strong>der</strong>en Skibehältern speziell<br />

nasse Skier mindestens so gut versorgt werden<br />

können wie in Eisenbahnwagen.» (11)<br />

Die Eröffnung <strong>der</strong> beiden Transportanlagen<br />

war auf den 1. Dezember des Jubiläumsjahres<br />

1955 vorgesehen, doch es kam an<strong>der</strong>s, wie die<br />

Basellandschaftliche <strong>Zeit</strong>ung am 3. März 1956<br />

zu berichten wusste: «Als wir vor 14 Tagen<br />

durch die prächtigste Winterlandschaft nach<br />

34<br />

Reigoldswil fuhren, um ein Bild <strong>der</strong> Gondel -<br />

bahn aufzunehmen, da glaubten wir, dass <strong>der</strong><br />

Betrieb noch vor <strong>der</strong> Fasnacht eröffnet werde.<br />

Als wir aber bei <strong>der</strong> Talstation, ganz hinten<br />

beim so genannten Chilchli, ankamen, da vernahmen<br />

wir, dass zwar die Brems- und Belas -<br />

tungsproben ausgezeichnet ausgefallen wären,<br />

dass aber im Getriebe ein Defekt aufgetreten<br />

sei, <strong>der</strong> die sofortige Inbetriebnahme verhin<strong>der</strong>e.<br />

Nun, unter etwas erschwerten Umstän -<br />

den knipsten wir unser Bild doch noch. Dann<br />

ging es aber lei<strong>der</strong> ziemlich lange, bis wir wie<strong>der</strong><br />

etwas hörten. Und nun, da das Tauwetter<br />

so richtig eingesetzt hat, wäre es so weit. Die<br />

Bahn läuft einwandfrei, indessen diesen Win -<br />

ter doch nicht mehr für die Skifahrer. Trösten<br />

wir uns: Im Passwanggebiet ist es auch im


Früh ling und im Sommer schön, beson<strong>der</strong>s<br />

wenn <strong>der</strong> Ausgangspunkt <strong>–</strong> die Wasserfallen <strong>–</strong><br />

so ohne Anstrengung erreicht werden kann.<br />

37 geschlossene Gondeln, in denen bequem<br />

vier Personen Platz finden, schweben in 14mi<br />

nütiger Fahrt bei einer Fahrtgeschwin dig -<br />

keit von 2,3 m in <strong>der</strong> Sekunde auf die Vor<strong>der</strong>e<br />

Wasserfallen in 923 m Höhe. In dieser <strong>Zeit</strong><br />

wird <strong>mit</strong> einer Seillänge von 1030 m ein<br />

Höhen un terschied von 384 Metern und eine<br />

Stei gung von 72% (über 13 Zwischenstützen)<br />

über wun den. Bei Schnee wechselt dann <strong>der</strong><br />

Ski fahrer auf den Skilift, <strong>der</strong> ihn <strong>mit</strong> einer Seil -<br />

länge von 850 m und einer Höhendifferenz<br />

von 244 m auf den 1144 Meter hohen<br />

Vogelberg bringt, von wo drei ausgesteckte<br />

Abfahrten nach Rei golds wil zurückführen.»<br />

PS: Im September 1994 fand die weisse Herr -<br />

lichkeit <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> ihr Ende. <strong>Ein</strong>e<br />

ausserordentliche Generalversammlung stimmte<br />

<strong>der</strong> Schenkung <strong>der</strong> Luftseilbahn an eine<br />

Stif tung zu, die dafür sorgen soll, dass die<br />

sanierungsbedürftige Gondelbahn auch in Zu -<br />

kunft weitergeführt werden kann. Der Kanton<br />

sicherte in dieser Absicht einen Beitrag von<br />

500 000 Franken aus dem Lotteriefonds zu,<br />

ebenfalls halfen zahlreiche Gemeinden, Un -<br />

ter nehmungen und Private <strong>mit</strong>, die Gel<strong>der</strong> für<br />

die Sanierung <strong>–</strong> rund 2,2 Mio. Fr. <strong>–</strong> zusammenzutragen.<br />

Schliesslich garantiert auch die im<br />

Frühling 1996 erfolgte Konzessionserneu e -<br />

rung die Existenz <strong>der</strong> Bahn bis Ende Mai 2007.<br />

Wie soll es dann aber weitergehen?<br />

To be or not to be, that is the question = Sein<br />

o<strong>der</strong> Nicht sein, das ist hier die Frage! Nun, <strong>der</strong><br />

Stif tungsrat Luftseilbahn Reigoldswil<strong>–</strong>Was ser -<br />

fallen (LRW) hat im Mai 2004 beschlossen, die<br />

alt und sanierungsbedürftig gewordene Bahn,<br />

<strong>der</strong> im Rahmen von Baselland Tourismus eine<br />

ausserordentlich hohe Bedeutung zu kommt,<br />

nicht etwa abzureissen und auch nicht zu sa -<br />

nieren, son<strong>der</strong>n schlicht und einfach neu zu<br />

bau en. Gleichzeitig soll sie auf dem Trassee<br />

des inzwischen schon abgerissenen Skilifts bis<br />

auf den Vogelberg verlängert werden, von wo<br />

aus man bekanntlich eine imposante Rund -<br />

sicht bis hin zu den Alpen geniesst. Wenn die<br />

budgetierten 12 Millionen Franken für diese<br />

touristische Erschliessung des Basler Hinter -<br />

landes zusammenkommen, dann wird es dank<br />

<strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> möglich sein, <strong>mit</strong> ei -<br />

nem 30-Minuten-Takt und einer neuen «Ticket -<br />

generation» in Basel direkt ein Billett auf den<br />

Vogelberg zu lösen und da<strong>mit</strong> in knapp einer<br />

Stunde vom städtischen Zentrum auf stolze<br />

1144 Meter über Meer zu «gondeln» <strong>–</strong> und<br />

dies alles nota bene unter Schonung <strong>der</strong><br />

Umwelt nur <strong>mit</strong> öffentlichen Verkehrs<strong>mit</strong>teln!<br />

35


Von Haltestelle zu Haltestelle:<br />

unterwegs <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Stammlinie 70<br />

von Basel nach Reigoldswil<br />

Und das sind die Haltestellen des so genannten Reigoldswilers (Linie 70): Basel Aeschenplatz<strong>–</strong><br />

Breite<strong>–</strong>Birsfelden Kirchmatt<strong>–</strong>Friedhof<strong>–</strong>Stausee<strong>–</strong>Sternenfeldstrasse<strong>–</strong>Waldhaus<strong>–</strong>Auhafen<strong>–</strong>Schwei -<br />

zer halle<strong>–</strong>Saline<strong>–</strong>Hardwasser<strong>–</strong>Augst<strong>–</strong>Hülften<strong>–</strong>Kittler<strong>–</strong>Schönthal<strong>–</strong>Radacker<strong>–</strong>Kantonsspital<strong>–</strong>Lies -<br />

tal Bahnhof<strong>–</strong>Kaserne<strong>–</strong>Wasserturmplatz<strong>–</strong>Stadion<strong>–</strong>Altmarkt<strong>–</strong>Bad Bubendorf<strong>–</strong>Unterdorf<strong>–</strong>Bu ben dorf<br />

Zentrum<strong>–</strong>Steingasse<strong>–</strong>Industrie Süd<strong>–</strong>Diegmatt<strong>–</strong>Ziefen Post<strong>–</strong>Mühlegasse<strong>–</strong>Hofmatt<strong>–</strong>Fraumatt <strong>–</strong>Büt -<br />

schen<strong>–</strong>Linde<strong>–</strong>Gemeindezentrum<strong>–</strong>Reigoldswil.<br />

Hammering Man<br />

Da steht er an <strong>der</strong> Hal testelle Aeschen platz<br />

und wartet auf seine Kundschaft <strong>–</strong> <strong>der</strong> Rei golds -<br />

wiler. Nur ein paar Meter weiter waltet <strong>der</strong><br />

über lebens grosse, vom ame ri kanischen Küns t -<br />

ler Jonathan Borofsky geschaffene und 13 Meter<br />

hohe Hammering Man seines Amtes <strong>–</strong> uner -<br />

müd lich bearbeitet er ein Stück Eisen. Er ist<br />

das Symbol des Arbeiters, <strong>der</strong> in uns allen<br />

steckt. Arbeitet er gerne <strong>–</strong> ist er <strong>mit</strong> seiner Ar -<br />

beit zufrieden? Die Fragen bleiben unbe ant -<br />

wor tet <strong>–</strong> weit ausholend hebt und senkt sich<br />

sein Arm <strong>–</strong> unermüdlich, Tag und Nacht. Und<br />

Tag und Nacht ist seit 1928 auch <strong>der</strong> Rei golds -<br />

wiler, ebenfalls ein Arbeiter, unter wegs <strong>–</strong> zwischen<br />

Basel und Reigoldswil, un er müd lich.<br />

36<br />

Über die Kantonsgrenze<br />

Vom Aeschenplatz aus <strong>geht</strong> es vorbei am Al -<br />

ban tor zur Linken und an <strong>der</strong> Haltestelle<br />

Breite zur Rechten hinunter zur Birsbrücke, wo<br />

die Kantonsgrenze Basel-Land schaft/ Ba sel-<br />

Stadt verläuft. Seit 1994 gehört das Lau fental<br />

zum Kanton Baselland, und so hat sich die 29,4<br />

km lange Ergolz, <strong>der</strong> «Natio nal fluss» des<br />

Baselbiets, <strong>mit</strong> dem zweiten Platz zu be -<br />

gnügen; die Birs hat ihr <strong>mit</strong> ihrer Ge samt länge<br />

von rund 74 Kilometern und einem Baselbieter<br />

Anteil von 36,340 km den Rang abgelaufen.<br />

Jenseits <strong>der</strong> Birs durchfährt <strong>der</strong> Reigoldswiler<br />

das jüngste Baselbieter Dorf, das erst seit 1875<br />

selbstständige Birsfelden, das <strong>mit</strong> seiner


Schleu se, dem Kraftwerk und dem Stausee im -<br />

mer wie<strong>der</strong> viel Publikum an den Rhein lockt.<br />

Dann fahren wir durch den für die Grund -<br />

wasserversorgung Basels wichtigen Hardwald<br />

nach Schweizerhalle. Beim Ver lassen <strong>der</strong> Hard<br />

erhaschen wir zur Linken auf <strong>der</strong> Höhe des<br />

Kreisels ganz kurz einen Blick auf den Rhein<br />

<strong>mit</strong> den imposanten Kran an lagen des<br />

Birsfel<strong>der</strong> Hafens.<br />

Chemie und nochmals Chemie<br />

Bald nachdem wir <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Haltestelle Wald -<br />

haus/ Rheinhafen das Grün <strong>der</strong> Hard hinter<br />

uns gelassen haben, durchfahren wir eine <strong>der</strong><br />

eindrucksvollsten Industrielandschaf ten <strong>der</strong><br />

Nord<br />

west schweiz, das Chemiegelände <strong>der</strong><br />

Schwei zer halle, wo sich am 1. November 1986<br />

<strong>der</strong> noch immer nachhaltig wirkende Chemie -<br />

gross brand ereignet hat. Hier geben sich die<br />

be deu tendsten Chemiegiganten <strong>der</strong> Schweiz<br />

ein Stell dichein: Ciba Spezialitätenchemie<br />

<strong>AG</strong>, Finck Sieb druck farben, Novartis Schwei -<br />

zer hal le <strong>AG</strong> und Schweizerhall Chemie <strong>AG</strong>.<br />

Rechts und links <strong>der</strong> Strasse säumen hohe<br />

Industriebauten die Strasse: <strong>Ein</strong> für den Laien<br />

kaum erklärbares Gewirr von Rohren, Leit un -<br />

gen, Kaminen, grösseren und kleineren Ge fäs -<br />

sen und Tanks bestimmt das Bild, das ab und<br />

zu auch von einer Rauchfahne belebt wird.<br />

Grossflächige Autoparkplätze dienen den hier<br />

beschäftigten Heerscharen von Angestellten<br />

und Arbeitern.<br />

Im Herzen von Schweizerhalle beruhigt sich<br />

das Bild; an die Stelle <strong>der</strong> Chemielaboran la -<br />

g en und <strong>der</strong> Fabrikationsgebäude treten zur<br />

Rechten sozusagen normal dimensionierte Ge -<br />

bäude. Es sind die alten und neuen Fab ri ka -<br />

tionsgebäude <strong>der</strong> Rheinsaline; eine Aus nahme<br />

bildet lediglich <strong>der</strong> <strong>mit</strong> 55 m Höhe die ganze<br />

Siedlung überragende Backstein kamin. Ihm<br />

ge gen über erblicken wir zur linken Seite <strong>der</strong><br />

Landstrasse in einer parkartigen grünen Land -<br />

schaft die schöne Villa des Salinen be grün<strong>der</strong>s<br />

Carl Christian Glenck (1779<strong>–</strong>1845).<br />

Das Ge län de führt sanft abfallend zum Rhein<br />

hinunter, <strong>der</strong> hier die Landesgrenze bildet. In<br />

<strong>der</strong> Villa Glenck ist heute das sehenswerte<br />

Sali nen museum untergebracht.<br />

37


Die Salinen-Bohrtürme<br />

Wir lassen Schweizerhalle hinter uns und er -<br />

bli cken zu unserer Rechten die zwei noch üb -<br />

rig gebliebenen alten und holzverschalten<br />

Bohr türme <strong>der</strong> Saline. Ihre braunschwarze und<br />

eigenartige Holzarchitektur ist landschaftsbestimmend.<br />

Sie ruft in Erinnerung, dass die<br />

Saline im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t für den noch jungen<br />

Kanton Basel-Landschaft zu gleich Glücks fall<br />

und Goldgrube war. Am 30. Mai 1830 war <strong>der</strong><br />

deutsche Salinen fachmann Christian Glenck<br />

bei einer Bohrung westlich des Roten Hauses<br />

im Muttenzer Bann <strong>–</strong> das Haus hat schon<br />

längst Chemiebauten weichen müssen <strong>–</strong> in<br />

einer Tiefe von 130 m fündig ge wor den. Die<br />

Ausbeutung des grossen Salz lagers begann<br />

1837, und es war nicht über trieben, wenn <strong>der</strong><br />

Regierungsrat 1871 er klärte: «Ja, die Saline ist<br />

<strong>der</strong> Stolz jedes Land schäft lers, wie ein rechter<br />

Bauer auf seine Milch kühe im Stall stolz ist.<br />

Diese Saline konzentriert sich auf das<br />

Interesse des ganzen Kan tons, und von ihrem<br />

Blühen und Gedeihen hängt <strong>der</strong> mehr o<strong>der</strong><br />

weniger gesunde Stand unserer jährlichen<br />

Staatsrechnung ab.» (12) Tat sächlich ersparte<br />

38<br />

die Saline den Basel bietern bis 1892 die<br />

Staatssteuer, und damals wie heute deckt sie<br />

zusammen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Saline Riburg/Möhlin<br />

nahezu den gesamten Salz bedarf <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Seit ihrer Eröffnung vom 7. Juni 1837 hat die<br />

Saline Schweizerhalle bis Ende 2003 aus 30<br />

bis 40 Bohrlöchern rund 7,8 Millionen Tonnen<br />

Salz produziert.<br />

Von Schweizerhalle aus fahren wir dem Rhein<br />

entlang zur Haltestelle Augst. Wer etwa hier<br />

einen Blick auf die Römerstadt Augusta Rauri -<br />

ca erhaschen möchte, sieht sich ge täuscht,<br />

denn das Ruinengelände liegt etwa fünfhun<strong>der</strong>t<br />

Meter östlich <strong>der</strong> Haltestelle. In etwa<br />

einer Viertelstunde ist es jedoch bequem zu<br />

Fuss erreichbar.<br />

«Wo Berge sich erheben»<br />

Von Augst aus fährt <strong>der</strong> Bus südwärts Rich -<br />

tung Hülften; es <strong>geht</strong> über die Autobahn zur<br />

Kantonsstrasse Basel<strong>–</strong><strong>Liestal</strong>. Doch bevor wir<br />

in diese Landstrasse einmünden, nehmen uns<br />

zur Rechten ganz unerwartet hohe, ockerfarbige<br />

und vegetationslose Hügel gefangen. Es


sind offensichtlich keine natürlich gewachsenen<br />

Erhebungen, auf <strong>der</strong> Landeskarte sind sie<br />

jedenfalls nicht eingetragen. Waren es vor Jah -<br />

ren die Kiesberge einer bekannten Stras sen -<br />

baufirma, so sind es seit dem 1. Juni 2002 die<br />

Granulatberge einer früher in Lausen an säs sig<br />

gewesenen Recyclingfirma, die <strong>mit</strong> mächtigen<br />

und starken Maschinen Bauschutt <strong>–</strong> pro Jahr<br />

bis zu 80 000 Tonnen <strong>–</strong> zerkleinert, siebt und<br />

zu 25 m hohen, 25 000 bis 30 000 m 3 starken<br />

Hügeln auftürmt. Das so entstandene Granulat<br />

findet im Strassenbau Verwendung, beim Au -<br />

to buspassagier rufen die sich im Aussehen von<br />

Woche zu Woche verän<strong>der</strong>nden Berge viel -<br />

leicht Erinnerungen an Sahara-Land schaf ten<br />

wach.<br />

Die Hochspannungsleitung<br />

Kurz nach Passieren dieser speziellen Land -<br />

schaft «unterquert» <strong>der</strong> Reigoldswiler ganz<br />

selbst verständlich eine <strong>der</strong> vielen Hoch span -<br />

nungsleitungen, die unsere technisierte Land -<br />

schaft durchziehen. Sie sind uns längst selbstverständlich<br />

geworden, und wer erinnert sich<br />

daher noch <strong>der</strong> Tatsache, dass sie in den<br />

<strong>Jahre</strong>n 1923 bis 1925 bekämpft wurden. Den<br />

Grund- und Hauseigentümern ging es um die<br />

Wertvermin<strong>der</strong>ung ihres Besitzes, während<br />

Land- und Forstwirte befürchteten, dass die<br />

Bewirtschaftung <strong>der</strong> betroffenen Grundstücke<br />

erschwert und <strong>der</strong> Ertrag reduziert würde. Der<br />

Heimatschutz schliesslich wollte verhin<strong>der</strong>rn,<br />

dass die Landschaft durch weitere Hochspan -<br />

nungsleitungen durchschnitten würde. Dazu<br />

kamen wirtschaftliche Motive: Man befürchtete<br />

die Konkurrenzierung <strong>der</strong> einheimischen<br />

Industrie durch elsässische Betriebe, die über<br />

eine neue Hochspannungsleitung <strong>mit</strong> schweizerischem<br />

Strom versorgt würden. Doch <strong>der</strong><br />

Wi<strong>der</strong>stand, <strong>der</strong> in einer kantonalen Initiative<br />

gipfelte, fruchtete nicht; <strong>der</strong> Bundesrat entschied<br />

gegen den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Baselbieter<br />

Leitungsgegner.<br />

Das vergessene Denkmal<br />

Aus <strong>der</strong> Hülftensenke fährt nun <strong>der</strong> Reigolds -<br />

wiler die Strassenrampe hinauf zur Landstras -<br />

se. Rechts beeindrucken ein smarter Glasturm<br />

sowie eine Container-Wagenburg. Das Tal wan -<br />

delt sich jetzt bis <strong>Liestal</strong> zu einem gewerbe-<br />

39


und industriebesetzten Siedlungsschlauch,<br />

und <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong>passagier vermisst die Weite<br />

<strong>der</strong> eben durchfahrenen Rheinebene; sein<br />

Blick bleibt dafür am Strassenrand hängen<br />

und wird plötzlich zur Rechten durch einen<br />

klei nen kupfernen, denkmalartigen und schlan -<br />

ken Obelisk gefangen genommen. Er steht in<br />

einem Glasgehäuse und erinnert an die krie -<br />

ge rische Auseinan<strong>der</strong>setzung an <strong>der</strong> Hülften -<br />

schanze von 1833, welche die Kantons tren -<br />

nung besiegelte. Das Original dieses Denk -<br />

mals, das hier in einer Nachbildung eines<br />

Spenglers in Erscheinung tritt, fristet unweit<br />

<strong>der</strong> Rheinstrasse in einem Waldstück ein kaum<br />

bemerktes Dasein.<br />

Dampfwalzenromantik<br />

Die Rheinstrasse ist <strong>–</strong> abgesehen von <strong>der</strong> Au -<br />

to bahn <strong>–</strong> die meistbefahrene Strasse des Kan -<br />

tons und weist eine Tagesfrequenz von über<br />

44 000 Fahrzeugen auf. Da sind die Wagen -<br />

führer <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> <strong>mit</strong> ihren grossen<br />

Fahrzeugen gefor<strong>der</strong>t! An die <strong>Zeit</strong> des<br />

noch gemütlicheren Strassenverkehrs erinnert<br />

an <strong>der</strong> Rheinstrasse noch ein zweites, eher<br />

40<br />

ungewöhnliches Denkmal: Es steht am <strong>Ein</strong> -<br />

gang des Areals <strong>der</strong> Strassenbaufirma Ziegler<br />

und weckt in seiner gläsernen Vitrine Dampf -<br />

walzenerinnerungen. Die Dampfwalzen <strong>–</strong> wa -<br />

ren sie nicht massgebend daran beteiligt, dass<br />

unsere Strassen zu Beginn des 20. Jahr hun -<br />

<strong>der</strong>ts dank Beteerung zusehends entstaubt<br />

und verkehrsfreundlicher wurden, was sich ja<br />

auch für den Reigoldswiler positiv auswirkte?<br />

Wie ein Maispracher Bub in den Zwanzigerjahren<br />

<strong>der</strong> Dampfwalzenfaszination erlag, hält<br />

<strong>der</strong> folgende Bericht fest:<br />

«<strong>Ein</strong> mächtiges Vehikel <strong>mit</strong> Wohn- und Mate -<br />

rialwagen kam da eines Nach<strong>mit</strong>tags ange -<br />

pus tet <strong>mit</strong> Rasseln, Rätzen und <strong>mit</strong> einer<br />

Rauch fahne. Vorn eine breite bedrohliche<br />

Wal ze, hinten beidseits übermannshohe Wal -<br />

zenrä<strong>der</strong>, die alle <strong>mit</strong> Wasser gefüllt waren. Die<br />

Aufbauten, <strong>der</strong> überdachte Füh rerstand <strong>mit</strong><br />

dem Handrad für die Steuerung <strong>mit</strong> dem Pfeif -<br />

signal, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Ofentüre zur Brenn kammer des<br />

Kolosses samt dem hohen Kamin <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Deckenklappe, alles imponierte mir mächtig.<br />

So konnte ich lange verträumt davorstehen


und staunen. Keine <strong>Ein</strong>zelheit entging meiner<br />

Aufmerksamkeit: die schwarzen Ketten, welche<br />

die Mechanik <strong>der</strong> Steue rung bewegten.<br />

Und dann <strong>der</strong> liegende Heiz zylin<strong>der</strong>, grün <strong>mit</strong><br />

goldglänzenden Trossen an Trägern festgeschraubt,<br />

vorn <strong>mit</strong> einem Ventil für Dampfab -<br />

lass. Natürlich entging mir auch <strong>der</strong> mächtige<br />

Wassertank nicht, <strong>der</strong> täglich <strong>mit</strong> dem<br />

Schlauch bis zum Überlaufen gefüllt sein<br />

musste. Irgendwo stand <strong>mit</strong> unübersehbaren<br />

eingegossenen Lettern MAFFAY, die Firma in<br />

Deutschland, die solch mächtige Unge tüme<br />

her stellte.» (13)<br />

Nach diesem Dampfwalzenexkurs bleibt nur<br />

noch anzumerken, dass die Strassenbaufirma<br />

Ziegler Sitz des Schweizerischen Dampfwal -<br />

zen vereins ist, <strong>der</strong> sich für Rettung und Pflege<br />

dieser alten und so faszinierenden Strassenun -<br />

getüme einsetzt.<br />

<strong>Liestal</strong>, die Kantonshauptstadt<br />

Und nun nähert sich <strong>der</strong> Reigoldswiler Lies tal.<br />

Von weitem grüsst <strong>der</strong> schlanke und auffallende<br />

Kirchturm <strong>der</strong> Stadtkirche. Kurz nach dem<br />

<strong>der</strong> Bus die Haltestelle Radacker hinter sich<br />

gelassen hat, fährt er am Verwal tungs zentrum<br />

des Kantons vorbei. Rechts und links säumen<br />

grosse Gebäude die Strasse. Sie sind Sitz von<br />

Ämtern, dominant ist das Kantons spital zur<br />

Linken. An <strong>der</strong> Kantonalbank vorbei <strong>geht</strong> es<br />

zum Bahnhofplatz. Hier geben sich zahlreiche<br />

<strong>Autobus</strong>linien ein Stelldichein. Kein an<strong>der</strong>er<br />

Platz des Städtchens ist so belebt wie gerade<br />

<strong>der</strong> Bahnhofplatz.<br />

Der Landgasthof Bad Bubendorf<br />

Und dann fahren wir durchs Städtlein, am traditionsreichen<br />

Hotel Engel und an <strong>der</strong> Kaserne<br />

vorbei zur Haltestelle Altmarkt. Hier biegt <strong>der</strong><br />

Reigoldswiler endlich wie<strong>der</strong> in eine nicht von<br />

Häusern und Industrieanlagen dominierte grü -<br />

ne Landschaft ein. Es <strong>geht</strong> den Geleisen des<br />

Wal denburgerli entlang, das <strong>mit</strong> seiner Spur -<br />

weite von 75 cm noch immer einen europäischen<br />

Rekord hält, zum imposanten klassizistischen<br />

Landgasthof Bad Bubendorf. Sein Bade -<br />

betrieb gehört längst <strong>der</strong> Vergangenheit an;<br />

wurde in <strong>der</strong> ersten Hälfte des 19. Jahr hun -<br />

<strong>der</strong>ts die örtliche Quelle <strong>mit</strong> alkalisch-erdigem<br />

41


Wasser benützt, so war es später die aus <strong>der</strong><br />

Saline Schweizerhalle zugeführte Sole. Zur<br />

<strong>Zeit</strong> <strong>der</strong> Französischen Revolution und vor den<br />

Dreissigerwirren im 19. Jahrhun <strong>der</strong>t war das<br />

Bad Bubendorf oft Treffpunkt <strong>der</strong> «Patrioten»<br />

<strong>der</strong> Landschaft Basel, weshalb es in jener <strong>Zeit</strong><br />

von den <strong>Zeit</strong>genossen den Ehren titel «Rütli<br />

von Baselland» erhielt. Hören wir, wie sich die<br />

renommierte Gastwirtschaft 1804 in einer An -<br />

zeige dem «geehrten Publikum» empfohlen hat:<br />

Mit em erschte Septembertag<br />

wird im Bubendörfer Baad<br />

alles in Bereitschaft schto;<br />

wär nur will, cha weidly cho,<br />

Baad und Better sy scho gmacht;<br />

z Mittagässe o<strong>der</strong> z Nacht<br />

chame gring und chöschtli ha,<br />

wies <strong>der</strong> Seckel lide mag.<br />

S isch gar luschtig um und um,<br />

d Schpazierwäg sy schön, grad und chrumm.<br />

Schese, Wägeli und au Pfärd<br />

cha me ha, wenn mes begährt.<br />

Me wird dienschtbar und billig sy,<br />

braf und fründlig obe dry. (14)<br />

42<br />

Wer wollte da nicht einkehren? Die freundliche<br />

und einladende Visitenkarte von Bad Bu -<br />

ben dorf <strong>–</strong> das eigenwillige Bahnhöfli <strong>–</strong> tut ein<br />

Übriges, um die Besucher anzulocken.<br />

Das Afghanistanmuseum in Bubendorf<br />

Kurz nach Bad Bubendorf biegt <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong><br />

ins Tal <strong>der</strong> Hinteren Frenke ein. In Bubendorf<br />

befindet sich ein ganz beson<strong>der</strong>es, ein geradezu<br />

einmaliges Museum. Die Rede ist vom Af -<br />

gha nistanmuseum, dessen in den National far -<br />

ben gehaltenes Hinweisschild dem auf merk -<br />

samen Buspassagier bald nach <strong>der</strong> <strong>Ein</strong> fahrt ins<br />

Dorf zur Rechten auffällt. Wer würde schon ein<br />

solches Museum hier auf dem Land <strong>–</strong> we<strong>der</strong> in<br />

Basel noch in Zürich <strong>–</strong> vermuten? Doch seit<br />

Oktober 2000 ist es Tatsache: Über Bubendorf<br />

weht ein Hauch von Afghani stan. Wie kam es<br />

dazu? Das Museum ist gewissermassen das<br />

Lebenswerk eines Afghanistan-begeisterten<br />

Basel bieter Ehepaars, das dieses orientalische<br />

Land seit 1971 immer wie<strong>der</strong> be reist hat und<br />

ihm und seinen Bewohnern tief verbunden ist.<br />

Als die Museumsgrün<strong>der</strong> feststellen mussten,<br />

dass als Folge internationaler Verflechtungen


und Kriege <strong>der</strong> Zerfall <strong>der</strong> af gha nischen Kul -<br />

tur und <strong>der</strong> Ausverkauf wertvoller Kultur güter<br />

immer bedrohlicher wurde, beschlossen sie,<br />

Gegensteuer zu geben. Sie legten 1975 ein<br />

Afghanistan-Archiv an und fan den dabei in<br />

<strong>der</strong> UNESCO wertvolle Unter stützung, und so<br />

vereinigt das Museum heute zahlreiche wertvolle<br />

Exponate. Das Museum ist indessen nicht<br />

Selbstzweck; es ist vielmehr ein Museum auf<br />

<strong>Zeit</strong>. Wunsch und Hoffnung <strong>der</strong> Stif tung ist es,<br />

das reiche Ausstellungsgut dann wie<strong>der</strong> an<br />

Afghanistan zurückgeben zu können, wenn in<br />

diesem von inneren und äusseren Auseinan -<br />

<strong>der</strong> setzungen zerklüfteten Land endlich <strong>der</strong><br />

Friede einkehrt.<br />

So international sich das Afghanistan museum<br />

auch gibt, Bubendorf ist ein währschaftes Ba -<br />

sel bieter Dorf. Das bezeugen zahlreiche schöne<br />

Bauernhäuser, welche die <strong>der</strong> Hinteren<br />

Fren ke folgende Hauptstrasse säumen. <strong>Ein</strong><br />

Haus allerdings fällt in diesem bäuerlichen<br />

Rahmen beson<strong>der</strong>s auf, es ist das Haus Nr. 52,<br />

<strong>der</strong> ehemalige Dinghof. Es ist ein stattliches<br />

Wohnhaus <strong>mit</strong> gotischen Dreierfenstern. Er -<br />

baut wurde es um 1600; es diente damals dem<br />

Meier, <strong>der</strong> dem Dorfgericht vorstand, als Woh -<br />

nung. Auffallend ist das schöne, das Öko no -<br />

miegebäude überragende Satteldach <strong>mit</strong> den<br />

markant ausgebildeten Giebel trep pen. Dass<br />

aber auch in diesem ehemaligen Bauerndorf<br />

<strong>der</strong> wirtschaftliche Aufschwung schon längst<br />

eingesetzt hat, bezeugt eine Anhäufung von<br />

mo<strong>der</strong>nen Gewerbe- und Industriebauten am<br />

südlichen Dorfende.<br />

Ziefen und die Geschichte des Waschens<br />

im 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Auch Ziefen ist ein langgestrecktes Bach -<br />

zeilendorf <strong>mit</strong> vielen schönen Bauernhäusern.<br />

Was aber im Ortsbild vor allem auffällt, das<br />

sind zwei alte Waschhäuschen, an denen <strong>der</strong><br />

<strong>Autobus</strong> vorbeifährt. Sie stammen als so ge -<br />

nan nte «Buuchhüsli» aus <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>, als die Wä -<br />

sche noch in einer Lauge aus Buchenasche<br />

eingeweicht wurde; «Buuchen» war auch <strong>der</strong><br />

damalige Ausdruck für Waschen.<br />

«In Ziefen gab es vier solche Waschhäuschen;<br />

das erste Mal sind sie auf einer Karte von 1679<br />

eingezeichnet. Die Ziefener Buuchhüsli waren<br />

43


genossenschaftlich organisiert. <strong>Ein</strong>ige benachbarte<br />

Familien schlossen sich jeweils zusammen,<br />

um die Kosten für den Unterhalt eines<br />

Waschhäuschens zu teilen. So konnten die<br />

Frau en schliesslich gegen einen geringen Be -<br />

trag in den Buuchhüsli waschen. Jedes <strong>der</strong><br />

vier Häuschen hatte eine Verwalterin o<strong>der</strong><br />

einen Verwalter, die den Schlüssel aufbewahrten<br />

und sich um die Waschbücher kümmerten,<br />

in die sich eine Frau nach Absprache für eine<br />

«grosse Wäsche» eintragen musste.» (15) In<br />

den dampfenden Häuschen leisteten die Frau -<br />

en Schwerstarbeit; um 1900 gab es für die meis -<br />

ten Familien nur ein- bis zweimal im Jahr einen<br />

Waschtag. Mit dem <strong>Ein</strong>zug <strong>der</strong> Elektri zität ver -<br />

än<strong>der</strong>te sich dann allmählich die Szene, und<br />

als in den Fünfzigerjahren des 20. Jahr hun <strong>der</strong>ts<br />

immer mehr Familien eigene Wasch auto maten<br />

anschafften, kam es schliesslich 1966 zur<br />

Schlies sung des letzten Buuch hüsli.<br />

Reigoldswil <strong>–</strong> Ausgangs- und Endpunkt<br />

<strong>der</strong> Stammlinie<br />

Von Ziefen aus durchfährt <strong>der</strong> Bus bis Rei golds -<br />

wil wie<strong>der</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger unberühr te<br />

44<br />

Land schaft. Da lassen sich bequem vom Bus<br />

aus Fischreiherbeobachtungen anstellen, und<br />

auch die das Tal kreuzenden Wildschwei ne<br />

kön nen schon mal die Fahrbahn unsicher<br />

machen.<br />

Reigoldswil, dessen räumliche Abgeschlos sen -<br />

heit heute dank <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> längst<br />

überwunden ist, hatte schon immer einen ausgesprochenen<br />

Charme. 1805 wird er folgen<strong>der</strong> -<br />

massen besungen: «Die romantische Lage dieses<br />

Dorfs, wo Lieblichkeit und Erhabenheit <strong>der</strong><br />

feyerlich schönen Umgebung desselben wun<strong>der</strong>bar<br />

<strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> verbunden sind, ladet zu<br />

hohem Genusse ein, denn alle einzelnen Par -<br />

thien des Thals von Rygoldswyl, seine Felsen -<br />

wände, seine Hügel und Berge, seine Wald-<br />

Scenen, Wasserfälle und Häusergruppen würden<br />

eine herrliche Wirkung machen, wenn sie<br />

durch einen geschickten Pinsel irgend eines<br />

Künstlers <strong>der</strong> Landschafts-Mahlerey in einem<br />

grossen umfassenden Gemälde dargestellt<br />

würden.» (16) Der 1805er-Wunsch hat sich<br />

längst erfüllt; zahlreiche Radierungen, Zeich -<br />

nun gen und Gemälde beweisen es:


Emanuel Büchel:<br />

<strong>der</strong> Wasserfall<br />

im Schelmenloch,<br />

Kupferstich,<br />

um 1790<br />

Das Ziel: <strong>der</strong> Passwang<br />

Von allem Anfang an hat die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> Lies -<br />

tal ihr Wirken zwei Zielen untergeordnet: Ei ner -<br />

seits sollte <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Verkehrserschliessung des<br />

Fünflibertals eine För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wirt schaft<br />

erreicht werden, an<strong>der</strong>seits sollte das Nah er -<br />

holungsgebiet Wasserfallen<strong>–</strong>Chelle chöpf li<strong>–</strong><br />

Passwang touristisch besser erschlossen werden.<br />

Augenfälligster und nachhaltigster Beweis<br />

dieser touristischen Ausrichtung sind Bau und<br />

Betrieb <strong>der</strong> Wasserfallen-Gondelbahn sowie<br />

des Skilifts.<br />

Das Beson<strong>der</strong>e des Passwangs<br />

Was macht den Reiz des Passwangs, dieses<br />

Basler Hausberges, aus? Ganz einfach, er bie -<br />

tet unzählige Wan<strong>der</strong>- und Erlebnis mög lich -<br />

keiten, ganz im Sinne von Carl Spittelers Aus -<br />

sage: «Der Jura ist mein Olymp, er ist ein Para -<br />

dies landschaftlicher Schönheiten.»<br />

Natür lich kann sich <strong>der</strong> Jura nicht <strong>mit</strong> den Al -<br />

pen messen und natürlich hat er deshalb auch<br />

nie ihren grossen Bekanntheitsgrad er langt.<br />

Doch gerade dieser Umstand «hat ihm be -<br />

stimmt manches erspart, was uns an<strong>der</strong>swo<br />

ne gativ ins Auge sticht. Was heute den Wert<br />

des Juras <strong>–</strong> und ge rade auch des Gebiets von<br />

Wasser fallen und Passwang <strong>–</strong> ausmacht, ist<br />

das Fehlen von pompösen und störenden touristischen<br />

<strong>Ein</strong> rich tun gen. Was aber da ist <strong>–</strong> und<br />

wir nehmen es dank bar als Erschliessung<br />

wahr und nutzen es <strong>–</strong>, wurde <strong>mit</strong> Augenmass<br />

erstellt. Wir dürfen uns also in einer Land -<br />

schaft bewegen und aufhalten, wo die Natur<br />

noch nah ist und die Zivi lisation keinen<br />

Störfaktor bildet.» (17)<br />

Es ist daher kein Zufall, dass das Wasserfallen-<br />

Passwanggebiet (zusammen <strong>mit</strong> dem Belchen -<br />

gebiet) 1969 Aufnahme ins Inventar <strong>der</strong> zu er -<br />

haltenden Landschaften und Naturdenk mä ler<br />

von nationaler Bedeutung gefunden hat. Hier<br />

oben ist glücklicherweise ne ben <strong>der</strong> Land -<br />

wirtschaft noch genügend Le bens raum für<br />

eine artenreiche Fauna und Flora verblieben.<br />

45


Die Aussicht vom Passwang<br />

Doch es gibt noch einen an<strong>der</strong>en Grund, wa -<br />

rum <strong>der</strong> Passwang für Basler und Basel bieter<br />

vielbesuchtes und berühmtes Wan<strong>der</strong> ziel ist <strong>–</strong><br />

seine Aussicht über das Mittelland zu den<br />

Alpen. Und davon legen mehrere so ge nannte<br />

Panoramen Zeugnis ab. Ihren Schöp fern hat<br />

<strong>der</strong> Passwang nicht als Kulisse, son<strong>der</strong>n als<br />

Aus gangspunkt künstlerischer und pano ra -<br />

mischer Darstellungen <strong>der</strong> näheren und weiteren<br />

Umgebung gedient. Den Anfang dieser<br />

<strong>mit</strong> Stift und Aquarellfarben nachempfundenen<br />

Aussichtsbegeisterung machte Peter Bir -<br />

mann (1758<strong>–</strong>1844) <strong>mit</strong> seinem im Juli 1813 bei<br />

«später Morgenbeleuchtung» gezeichneten<br />

«Pa sch wang-Panorama». (18) Es hält die Weite<br />

<strong>der</strong> Juralandschaft von Zwingen über die Vo -<br />

ge sen und den Schwarzwald bis zum Wi sen -<br />

Panorama Fritz Dürrenberger, 1906<br />

berg in einer Abwicklung von 169 x 21 cm fest.<br />

Ganz in birmannscher Tradi tion er schien kurz<br />

nach 1860 das als Litho grafie gedruckte und<br />

früher auch im Buch han del erhältliche Pass -<br />

wang-Panorama von Anton Winterlin (1805<strong>–</strong><br />

1894). Es bietet eine vollständige Rund sicht und<br />

zeichnet sich durch frische Farb ton ge bung<br />

aus. Das wohl bekannteste, 1906 als ko lo rierte<br />

Lithografie im Buch handel er schie ne ne Pass -<br />

wang-Panorama stammt von Fritz Dürren ber ger-<br />

Senn (1869<strong>–</strong>1945). Seine Arbeit zeichnet sich<br />

durch grosse Genauigkeit und Zuverlässigkeit<br />

<strong>der</strong> reichhaltigen topografischen Angaben (über<br />

600 Orts- und Berg namen!) aus. Durch verschiedene<br />

Farbstufen werden die in <strong>der</strong> Fern -<br />

sicht stark verkürzten natürlichen Land -<br />

schaften Jura, Mittelland, nördliche Vor- und<br />

Zentralalpen, ja sogar die einzelnen Gebirgs -<br />

ketten voneinan<strong>der</strong> unterschieden. Dürren -<br />

bergers Panorama, das 1972 eine Schwarz -<br />

weiss-Neuauflage erfuhr, wirkt aus einem<br />

Guss, und niemand würde wohl vermuten,<br />

dass <strong>der</strong> Zeichner sich während zwei <strong>Jahre</strong>n<br />

etwa 20 Mal auf den Passwang begeben hat,<br />

Getreidepuppen<br />

von anno dazumal vor<br />

dem Hintergrund <strong>der</strong><br />

Bretz wiler Höhe


Blick auf die nebelfreie<br />

Passwangkette<br />

um alle <strong>Ein</strong>zelheiten festzuhalten. Dabei übernachtete<br />

er <strong>mit</strong>unter in <strong>der</strong> Umgebung des<br />

Berges, um günstige Sonnenuntergänge nutzen<br />

zu können. «Der allerschönste, kristallklare,<br />

auf dem Passwang verlebte Tag war <strong>der</strong><br />

26. November 1905 (kurz nach <strong>der</strong> Eröffnung<br />

<strong>der</strong> <strong>Autobus</strong>linie durch das Tal <strong>der</strong> Hinteren<br />

Frenke!). Es bleibt mir unvergesslich, wie da -<br />

mals die Abendsonne einen unvergleichlichen<br />

Farbenglanz auf Berge und Täler legte.» (19)


Im Gegenwind welt geschichtlicher<br />

Ereignisse und gesellschaftlicher<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

So überraschend es vielleicht klingen mag,<br />

aber selbst in <strong>der</strong> kleinen Geschichte <strong>der</strong> Au -<br />

to bus <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> spiegelt sich das grosse Welt -<br />

geschehen <strong>–</strong> und zwar auf Schritt und Tritt.<br />

Wir folgen seinen Spuren.<br />

1914 <strong>–</strong>1918: <strong>der</strong> Erste Weltkrieg<br />

Können Sie sich vorstellen, dass nach Aus -<br />

bruch des Ersten Weltkrieges, als die Eid ge -<br />

nossenschaft die Benzinvorräte requirierte,<br />

von <strong>der</strong> Betriebsleitung von einem Tag auf den<br />

an<strong>der</strong>en keine Retourbillette mehr abgegeben<br />

wurden? Die Begründung: Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

Lies tal konnte <strong>mit</strong> dem besten Willen keine<br />

Ga rantie mehr für eine ordnungsgemässe<br />

Rück fahrt geben. Können Sie sich auch vorstellen,<br />

dass das Benzin damals durch Beigabe<br />

von einem Drittel Petrol gestreckt wurde?<br />

Trotz all dieser haushälterischen und vorsichtigen<br />

Massnahmen fiel es im Januar und Fe -<br />

bruar 1915 ausserordentlich schwer, die vier<br />

Autokurse fahren zu lassen. Erst als es im<br />

März gelang, einen günstigen Benzinkauf zu<br />

tätigen, verbesserte sich die Lage, sodass ab<br />

1. April wie<strong>der</strong> ein Nach<strong>mit</strong>tagskurs in jede<br />

Rich tung gefahren werden konnte. «Im Jahr<br />

1916 war <strong>der</strong> Betrieb, abgesehen von <strong>der</strong><br />

redu zierten Zahl <strong>der</strong> Kurse (im Sommer an<br />

Werktagen 3, am Sonntag 4 in jede Richtung,<br />

im Winter 3 Talfahrten und 5 Bergfahrten),<br />

normal. An Stelle des Benzins trat im Monat<br />

Mai das Benzolan. Seine Beschaffung stiess<br />

auf keine Schwierigkeiten. Hingegen musste<br />

beim <strong>Ein</strong>tritt <strong>der</strong> kalten Witterung wegen des<br />

niedrigen Gefrierpunktes des Benzols so ge -<br />

nanntes Winterbenzol gekauft werden. Schwer<br />

erhältlich waren Gummi, Öl und mechanische<br />

Ersatzteile. Nur dadurch, dass die Wagen<br />

immer wie<strong>der</strong> revidiert wurden, konnte man<br />

sie trotz ihres Alters betriebsbereit hal-<br />

48<br />

ten.» (20) 1917 verstärkte sich die Krise <strong>der</strong>art,<br />

dass vielfach Passagiere nicht beför<strong>der</strong>t werden<br />

konnten. Um einen etwas geregelteren Ab -<br />

lauf zu realisieren, griff die Be triebs leitung da -<br />

her zu einer ausserordentlichen Mass nah me:<br />

Leu te, die den <strong>Autobus</strong> benutzen wollten, hatten<br />

sich in Reigoldswil, Ziefen o<strong>der</strong> <strong>Liestal</strong> einzuschreiben!,<br />

und wenn die Plätze nicht für al le<br />

<strong>Ein</strong>ge schriebe nen ausreichten, so mussten die<br />

Fahr gäste aus dem näher gelegenen Zie fen<br />

zu guns ten <strong>der</strong> Reigoldswiler zurückstehen.<br />

Auch im letzten Kriegsjahr hielten die Schwie -<br />

rigkeiten an: Preissteigerungen <strong>der</strong> Be triebs -<br />

materialien und Benzinknappheit führten nicht<br />

nur zu Kurseinschränkungen, son<strong>der</strong>n zu fünf<br />

sich ablösenden Fahrplänen. Entsprech end<br />

nahm die Zahl <strong>der</strong> gefahrenen Kilometer ab:<br />

Wa ren es 1918 im ersten Vierteljahr mo nat lich<br />

im Durchschnitt 2470 km, so später nur noch<br />

1590 km. In gleichem Masse schwankten auch<br />

die Tageseinnahmen, sie betrugen maximal<br />

Fr. 160.10, minimal Fr. 19.25.


Die 20er- und 30er-<strong>Jahre</strong>:<br />

die Wirtschaftskrise<br />

Die Wirtschaftskrise äusserte sich einerseits in<br />

einem starken Rückgang <strong>der</strong> Posamenterei,<br />

an<strong>der</strong>seits in einer steigenden Arbeitslosigkeit<br />

und <strong>der</strong> entsprechenden Reduktion <strong>der</strong> Fahr -<br />

leistungen. Um diese Not zu lin<strong>der</strong>n, übernahm<br />

die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> von Herbst 1924 bis De -<br />

zember 1925 einen regelmässigen Ar bei ter -<br />

transport von Büren SO nach Nie<strong>der</strong> schön thal<br />

in die Florettspinnerei Ringwald <strong>AG</strong>. Auch in<br />

Lupsingen (ab Dezember 1925) und in Rei -<br />

golds wil (ab August 1926) bot sie für arbeitslose<br />

Posamenter ausserordentlich billige Son <strong>der</strong> -<br />

kurse nach Nie<strong>der</strong>schönthal an. In Rei goldswil<br />

benutzten 21 Posamenter diese Ge legenheit;<br />

50<br />

sie zahlten für die Hin- und Rück fahrt lediglich<br />

einen Franken. Die vom Staat <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong><br />

<strong>AG</strong> angebotene Tages entschädigung von Fr. 25.<strong>–</strong><br />

reichte bald nicht mehr aus, sodass die Ge sell -<br />

schaft den Ausfall selbst zu tragen hatte. «Mer<br />

wai luege», sagten die Aktionäre und brachten<br />

ihre Opfer.<br />

«Der starke Rückgang <strong>der</strong> Seidenbandwebe rei<br />

zwang die Leute des Reigoldswilertals, mehr<br />

als früher auswärts zu arbeiten. Die Folge war,<br />

dass vor 7 Uhr durchschnittlich 180 Personen<br />

talwärts fuhren und in <strong>der</strong> umgekehrten Rich -<br />

tung zwischen 17 und 19 Uhr ein ähnlicher<br />

Spit zen verkehr bewältigt werden musste. Die<br />

Wagen <strong>der</strong> Morgen- und Abendkurse waren<br />

deshalb während <strong>der</strong> Wintermonate und bei


Zweiter Weltkrieg:<br />

von <strong>der</strong> Armee eingezogene<br />

Automobile <strong>mit</strong> Armee fahr -<br />

zeugschil<strong>der</strong>n. Man beachte<br />

die aus Spar gründen abgefahrenen<br />

Pneus.<br />

schlechtem Wetter überfüllt. Das immer wie<strong>der</strong><br />

gestellte Begehren, die Fahrt für die Leute,<br />

die früh zur Arbeit fahren mussten, zu verbilligen<br />

und eine weitere Preis er mäs sigung für die<br />

Frühabonnenten eintreten zu lassen, war aber<br />

für den Betrieb nur tragbar, wenn dieser wirtschaftlicher<br />

gestaltet werden konnte. Die<br />

Verwaltung erwog deshalb bereits damals die<br />

Anschaffung von Anhängewagen, nachdem<br />

Abklärungen gezeigt hatten, dass ihre Ver -<br />

wendung keine grösseren Gefahren <strong>mit</strong> sich<br />

brachten.» (21) Ihr <strong>Ein</strong>satz gab dem Linien ver -<br />

kehr eine grössere Elastizität und vor allem die<br />

Möglichkeit, sich dem Spitzen ver kehr anzupassen.<br />

So stellte sich die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> in ge -<br />

schickter Anpassung den volkswirtschaftlichen<br />

Bedürfnissen <strong>der</strong> ausserordentlichen <strong>Zeit</strong>; sie<br />

verteilte ihre Dienste angemessen auf rentable<br />

und gemeinnützige Leistungen und trug durch<br />

die billigen Arbeiterkurse und die För <strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Freizügigkeit viel zur Linde rung <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Schwierig keiten des Fünfliber ta -<br />

les bei.<br />

Erst die vom Bundesrat verfügte Abwertung<br />

des Schweizer Frankens sollte neuen Auftrieb<br />

bringen; er kam in <strong>der</strong> Talschaft insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Uhrenindustrie zugute und führte zu er -<br />

höhten Passagierzahlen.<br />

Der Nationalsozialismus<br />

und seine Folgen<br />

Wir wissen es: Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> hat sich<br />

nicht nur den Arbeitenden, son<strong>der</strong>n auch den<br />

Wan<strong>der</strong>ern verschrieben, jenen Leuten also,<br />

die als Stadtflüchter den Weg in die grüne Na -<br />

tur suchen. Beson<strong>der</strong>s augenfällig wurde dies<br />

nach <strong>der</strong> nationalsozialistischen Macht ergrei -<br />

fung, als die Basler das badische Um land und<br />

51


den Schwarzwald zu meiden begannen. 1934<br />

und in den Folgejahren profitierte dafür die<br />

<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> <strong>mit</strong> einer namhaften<br />

Steigerung des Ausflugverkehrs.<br />

1939 <strong>–</strong>1945: <strong>der</strong> Zweite Weltkrieg<br />

Turbulente <strong>Zeit</strong>en brachen für die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Generalmobilmachung vom 2. Septem -<br />

ber 1939 an: Vier eingezogene Motorwagen<br />

be dingten die vorübergehende Stilllegung des<br />

Liniendienstes <strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Basel. Sonntagsfahr -<br />

ver bot sowie Benzinrationierung taten ein<br />

Übri ges, um den Betriebsabschluss zu schmälern.<br />

1941 verfügte schliesslich <strong>der</strong> Bundesrat<br />

die <strong>Ein</strong>stellung des fahrplanmässigen Betriebs<br />

auf Strassen, die parallel zu einer Eisenbahno<strong>der</strong><br />

Tramlinie verliefen, und so blieb die Teil -<br />

strecke <strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Augst<strong>–</strong>Basel während viereinhalb<br />

<strong>Jahre</strong>n <strong>–</strong> vom 1. Juni 1941 bis zum 1. De -<br />

zember 1945 <strong>–</strong> autobusfrei. Auf den verbleibenden<br />

Linien musste <strong>der</strong> Fahrplan eingeschränkt<br />

werden.<br />

Es sollte noch schlimmer kommen: Die anhaltende<br />

Verknappung in <strong>der</strong> Landesver sorgung<br />

<strong>mit</strong> Gummireifen und Luftschläuchen zwang<br />

zur Beschränkung <strong>der</strong> Fahrgeschwindigkeit,<br />

und um dem immer deutlicher werdenden<br />

Engpass in <strong>der</strong> Ölversorgung zu begegnen,<br />

schaffte die Geschäftsleitung einen Ölfilter an,<br />

<strong>der</strong> es ermöglichte, gebrauchtes Motorenöl<br />

von Schmutz und Alterungsstoffen zu reinigen<br />

und wie<strong>der</strong> einzusetzen. 1944 wurde ein allgemeines<br />

Sonntagsfahrverbot für Strassenfahr -<br />

zeuge erlassen und die Fahrgeschwindigkeit<br />

auf 30 Stundenkilometer herabgesetzt, <strong>der</strong><br />

Aus flugs verkehr verschwand aus dem Ange -<br />

bot. Die Fahrdienstbeschränkungen hatten die<br />

Fahrleistungen von 499 Tageskilometern vor<br />

dem Krieg auf 121 km bis zum Kriegsende sinken<br />

lassen.<br />

52<br />

1956: die Suez-Krise<br />

«Als Folge <strong>der</strong> Suez-Krise, welche schliesslich<br />

zu einer Unsicherheit in <strong>der</strong> allgemeinen Ver -<br />

sorgungslage führte, steigen innert 4 Wochen<br />

die Preise für Benzin von 49 auf 58 Rappen<br />

und für Dieselöl von 47 auf 52 Rappen je Liter.


Aus dem Tagebuch eines<br />

elfjährigen Baselbieter<br />

Schülers<br />

Behördlich verfügte Sparmassnahmen zwingen<br />

zur Beschränkung <strong>der</strong> Beiwagenfahrten<br />

auf äusserst dringende Fälle, das Fassungs ver -<br />

mögen <strong>der</strong> Arbeiterkurse ist ohne Rücksicht<br />

auf Sitzgelegenheit also voll auszunützen.»<br />

(22)<br />

1973: die Ölkrise<br />

«Die im Herbst 1973 weltweit ausgebrochene<br />

Ölkrise und die daraus entstandene Ver knap -<br />

pung in <strong>der</strong> Treibstoffversorgung bringen<br />

erneut eine massive Steigerung <strong>der</strong> Fahr gast -<br />

ziffern auf insgesamt 719 165 Perso nen (Vor -<br />

jahr 615 025).» (23)<br />

Die Mobilität des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

Mobilität ist sicher eines <strong>der</strong> Schlüsselworte<br />

für das Verständnis des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Er -<br />

innern wir uns an die Anfänge des «Auto mo -<br />

bilwesens» im Fünflibertal. 1905 gab es in den<br />

Dörfern Bubendorf, Reigoldswil und Ziefen<br />

noch kein einziges Auto. Erst 1926 sollte Zie -<br />

fen zu einem Auto kommen <strong>–</strong> es war das Fahr -<br />

zeug des Dorfarztes. Und heute sind es bei<br />

einer Gesamtbevölkerung <strong>der</strong> Talschaft von<br />

7131 <strong>Ein</strong>wohnerinnen und <strong>Ein</strong>wohnern nicht<br />

weniger als 3426 Fahrzeuge. Und ein Ende<br />

dieser Entwicklung ist nicht abzu sehen, denn<br />

gemäss verschiedenen Verkehrsprog nosen<br />

wird das Verkehrsaufkommen in Euro pa weiter<br />

steil ansteigen, sodass <strong>der</strong> Bevölke rungs -<br />

anteil ohne Zugang zum Individualverkehr<br />

im mer mehr zurück<strong>geht</strong>. Mehr denn je ist<br />

darum <strong>der</strong> öffentliche Verkehr gefor<strong>der</strong>t: Er<br />

kann nicht stehen bleiben, er muss sich ständig<br />

erneuern und hat dabei vor allem im Auge<br />

zu behalten, dass trotz immer härter werden<strong>der</strong><br />

Konkurrenz die Sorge um die Umwelt<br />

nicht vergessen wird. Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong><br />

machts vor, man lese nur das Kapitel « ... eine<br />

Buslänge voraus.».<br />

53


<strong>Autobus</strong>-Persönlichkeiten <strong>–</strong><br />

<strong>Autobus</strong>-Personal <strong>–</strong> <strong>Autobus</strong>-Passagiere<br />

An <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> steht <strong>der</strong> Be -<br />

triebsleiter. Sekundiert wurden und werden<br />

diese <strong>Autobus</strong>manager <strong>–</strong> es waren bisher einschliesslich<br />

des gegenwärtig amtierenden<br />

zehn <strong>–</strong> von einem bis zu siebenköpfigen Ver -<br />

wal tungsrat, <strong>der</strong> für die Kontinuität des Unter -<br />

nehmens besorgt ist, Zukunftsvisionen ent wi -<br />

c kelt und strategische Entscheide fällt. Mit<br />

brei tem Rücken, <strong>mit</strong> Engagement, Umsicht,<br />

Sach kenntnis, Liebe und Verantwortung ha -<br />

ben all diese Persönlichkeiten da<strong>mit</strong> zum Er -<br />

folg <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> beigetragen. Ih -<br />

nen gebührt ein grosses Dankeschön!<br />

Die Betriebsleiter<br />

<strong>Ein</strong>er <strong>der</strong> zehn Betriebsleiter ist beinahe zur<br />

Legende geworden. Wer wars?<br />

Baselland hatte einen Bundesrat <strong>–</strong> gemeint ist<br />

Emil Frey; Baselland hatte einen General <strong>–</strong> ge -<br />

meint ist August Sutter; Baselland hatte aber<br />

auch einen Landvogt. Wer wars? Land vögte <strong>–</strong><br />

so lernten wir es in <strong>der</strong> Schule <strong>–</strong> haben doch zu<br />

Gesslers <strong>Zeit</strong>en, damals, als die Eid ge nossen -<br />

schaft gegründet worden ist, gelebt und<br />

gewirkt. Der «Baselbieter Landvogt» macht da<br />

eine löbliche Ausnahme, denn er lebte noch<br />

vor weniger als fünfzig <strong>Jahre</strong>n unter uns. Was<br />

hat ihm wohl seinen Übernamen eingetragen?<br />

Landvögte sind willensstarke, machtorientierte,<br />

streitbare und wendige Persönlichkeiten, die<br />

sich durchzusetzen wissen.<br />

54


Walter Zeller, Verwal -<br />

tungsratspräsident. Er<br />

prägte die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

fast 40 <strong>Jahre</strong> lang.<br />

Genauso einer war <strong>der</strong> Ziefener Walter Zeller<br />

(1880<strong>–</strong>1965). Es wür de den Rahmen dieser<br />

Jubiläumsschrift sprengen, wollte man all<br />

seine Aktivitäten auflisten. Andeutungsweise<br />

nur so viel: Er war Basel bie ter Polizeichef, er<br />

war Landrat und vor allem lang jähriger<br />

Betriebsleiter <strong>der</strong> Auto mobil ge sellschaft<br />

<strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Reigoldswil (später Auto bus <strong>AG</strong><br />

<strong>Liestal</strong>) sowie Initiant <strong>der</strong> Gondel bahn.<br />

<strong>Ein</strong> Ausschnitt aus seinem in <strong>der</strong> Basel land -<br />

schaftlichen <strong>Zeit</strong>ung erschienenen Nach ruf<br />

mö ge an dieser Stelle ein Bild dieser aussergewöhnlichen<br />

Persönlichkeit geben:<br />

«Walter Zeller quittierte den Staatsdienst 1919,<br />

worauf er zum Betriebschef <strong>der</strong> damaligen<br />

Auto mobilgesellschaft <strong>Liestal</strong> <strong>–</strong>Reigoldswil ge -<br />

wählt wurde. Dieses Verkehrsunternehmen,<br />

das seit seiner Gründung <strong>mit</strong> vielen Schwie -<br />

rig keiten zu kämpfen hatte, erfuhr unter seiner<br />

initiativen und umsichtigen Leitung eine<br />

andauernd aufsteigende Entwicklung. Dem<br />

später in <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> abgeän<strong>der</strong>ten<br />

<strong>Unternehmen</strong> drückte Walter Zeller in all den<br />

vielen <strong>Jahre</strong>n seines Wirkens den Stempel seiner<br />

Persönlichkeit auf. Er war Initiant <strong>der</strong> Luft -<br />

seilbahn und des Skilifts Reigoldswil<strong>–</strong>Was ser -<br />

fallen<strong>–</strong>Vogelberg, nachdem bereits 1930 <strong>der</strong><br />

Kauf des Wasserfallenhofs getätigt worden<br />

war. Da<strong>mit</strong> erfuhr <strong>der</strong> Touristenverkehr im<br />

Baselbiet einen wertvollen Beitrag. Ebenfalls<br />

ein grosses Verdienst erwarb sich Walter<br />

Zeller <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Schaffung <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong>linie<br />

nach Titterten und Arboldswil, <strong>der</strong> Linie 71.<br />

Mit Walter Zeller ist ein Mitbürger von uns<br />

gegangen, dessen Persönlichkeit geistige Reg -<br />

samkeit, Initiative und einen ausgesprochenen<br />

Sinn für das Rechtsempfinden in sich vereinigte.<br />

Es kam daher nicht von ungefähr, wenn in<br />

weiten Kreisen sein teilweise forsches Drauf -<br />

gängertum und seine Eigenwilligkeit nicht<br />

verstanden wurden. Diejenigen aber, die<br />

Walter Zeller näher kannten, schätzten seine<br />

Gradelinigkeit und seine kompromisslose Art,<br />

ein Ziel zu erreichen, wenn er sich im Recht<br />

fühlte ...» (24)<br />

Und wie erlebten die zwei Töchter von Willy<br />

Senn ihren Grossvater, diese weithin bekannte<br />

Respektsperson? Nun, er verstand es ausgezeichnet,<br />

auch die Grosskin<strong>der</strong> von klein an in<br />

den Betrieb zu integrieren. Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

war daher für sie so etwas wie ein Fami lien -<br />

unternehmen, dem sie ihre ganze Freizeit widmeten.<br />

Das begann in <strong>der</strong> Primarschulzeit <strong>mit</strong><br />

dem Aussortieren des von den Chauffeuren<br />

eingenommenen Münzes und an<strong>der</strong>en kleinen<br />

Handreichungen, später war <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>satz beim<br />

Anbügeln in <strong>der</strong> Gondelbahn gefragt o<strong>der</strong> an<br />

den so genannten «verrückten Sonntagen» in<br />

den Fünfzigerjahren <strong>der</strong> Anhängerdienst,<br />

wenn wegen schönen Herbst- o<strong>der</strong> Skiwetters<br />

oft zwei o<strong>der</strong> drei direkte Kurse von Basel<br />

nach Reigoldswil geführt wurden.<br />

Unent behrlich waren die beiden Töchter<br />

schliesslich, wenn es <strong>–</strong> vor Eröffnung des<br />

Wasser fal len restau rants <strong>–</strong> um das Wirten ging;<br />

Gross mutter Zeller offerierte dann während<br />

<strong>Jahre</strong>n Wurst <strong>mit</strong> Brot und ihren selbstgeba -<br />

ckenen Wasserfallen kuchen.<br />

Zweifellos <strong>–</strong> Walter Zeller ist bezüglich <strong>der</strong> an<br />

leiten<strong>der</strong> Stelle verbrachten <strong>Autobus</strong>-Dienst -<br />

jahre Rekordhalter, doch gibt es noch zwei<br />

wei te re langjährige Betriebsleiter, die einen<br />

Ehrenplatz verdienen: Willy Senn-Zeller <strong>mit</strong><br />

zehn und Urs Haener-Gasser <strong>mit</strong> nicht weniger<br />

als zwanzig Dienstjahren. Sie haben beide<br />

das <strong>Unternehmen</strong> nachhaltig geprägt und we -<br />

sentlich zu seiner Entwicklung beigetragen.<br />

55


Das Personal<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Unternehmen</strong> gleicht einem Theater, das<br />

sich in eine vor<strong>der</strong>gründige Bühne, die Räume<br />

hinter den Kulissen sowie einen Zuschau er -<br />

raum glie<strong>der</strong>t. Vorne agieren die Schauspieler,<br />

hinten die Bühnenarbeiter und die Leute <strong>der</strong><br />

Verwaltung, des operativen und kaufmännischen<br />

Managements. Auf das Theater <strong>der</strong><br />

Auto bus <strong>AG</strong> gemünzt, heisst das: Auf <strong>der</strong> pub -<br />

li kumsorientierten und -wirksamen Bühne des<br />

Geschehens, den Landstrassen des <strong>mit</strong>tleren<br />

Baselbiets und des aargauischen Bezirks Rhein -<br />

felden, verkehren die Fahrzeuge <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong><br />

<strong>AG</strong> <strong>mit</strong> ihren Chauffeusen und Chauf feuren,<br />

hinter den Kulissen aber <strong>–</strong> weit weg von <strong>der</strong><br />

Bühne <strong>–</strong> wirken im Geschäfts domizil an <strong>der</strong> In -<br />

dustriestrasse 11 in <strong>Liestal</strong> die Leute des Hin -<br />

56<br />

tergrunds. Es braucht sie beide <strong>–</strong> die Wagen -<br />

führer und die Verwalter, und nur wenn beide<br />

gut zusammenarbeiten, ist Ge währ für Erfolg<br />

gegeben. In diesem Sinn haben beide Kate -<br />

gorien von <strong>Autobus</strong>-Persön lichkeiten ein herzliches<br />

Jubiläums-Danke schön verdient. Ganz<br />

speziell möchten wir diesen Dank auch an die<br />

Adresse <strong>der</strong> Frauen richten; viele sind es zwar<br />

nicht, die in den <strong>Jahre</strong>sberichten namentlich<br />

in Erscheinung treten, aber wir wissen doch<br />

längst, dass immer dann, wenn sich Männer<br />

erfolgreich im Vor<strong>der</strong>grund bewegen, Frauen<br />

in aller Anony <strong>mit</strong>ät für <strong>der</strong>en reibungsloses<br />

Auftreten besorgt sind.<br />

Wir haben nicht erhoben, wie viele Chauf f eure<br />

seit 1905 am Steuer eines <strong>Autobus</strong>ses <strong>der</strong><br />

Familienbild <strong>der</strong><br />

<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> (ca. 1956)<br />

im alten Depot. Die<br />

Uniformen waren damals<br />

obligatorisch.


Auto bus <strong>AG</strong> gewirkt haben. Es dürften <strong>–</strong> eingerechnet<br />

die Aushilfschauffeure <strong>–</strong> mehr als<br />

hun<strong>der</strong>t gewesen sein, sie waren und sind das<br />

Rückgrat eines Automobilunternehmens. Ihr<br />

Können, ihre Zuverlässigkeit, ihre Pünktlich -<br />

keit geben den Gradmesser ab für die Qualität<br />

des Betriebs. Und so wandelten sich einfache<br />

Chauffeure auch immer wie<strong>der</strong> zu angesehenen<br />

Respektspersonen.<br />

Das konnte beispielsweise <strong>mit</strong> <strong>der</strong> ernstzunehmenden<br />

Aufforde rung an Jungpassagiere verbunden<br />

sein, doch älteren Mitreisenden den<br />

Sitzplatz abzutreten. Das zeigte sich aber vor<br />

allem auch in <strong>der</strong> Beherr schung des Fahr -<br />

zeuges bei heiklen Verkehrsverhält nis sen, bei<br />

Eisglätte o<strong>der</strong> an läss lich einer Pneuwechsel-<br />

Panne. Früher war es üblich, die Dankbarkeit<br />

gegenüber den Wa genführern nicht nur in<br />

schöne Worte zu kleiden, son<strong>der</strong>n sie bei Ge -<br />

legenheit <strong>–</strong> beispielsweise am <strong>Jahre</strong>swechsel <strong>–</strong><br />

<strong>mit</strong> einem kleineren o<strong>der</strong> grösseren Trinkgeld<br />

zu überraschen. Auf <strong>der</strong> Bergtour <strong>–</strong> gemeint ist<br />

die Linie Arboldswil <strong>–</strong>Titterten <strong>–</strong> reichte es hin<br />

und wie<strong>der</strong> im Res t au rant Rudin in Arboldswil<br />

sogar zu einer Metzgeten-<strong>Ein</strong>ladung.<br />

Auffallend ist, dass es unter den vielen Chauf -<br />

feuren, die von <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> im Laufe <strong>der</strong><br />

Jahrzehnte beschäftigt worden sind, nur wenige<br />

Chauffeusen gegeben hat. Männerarro ganz,<br />

Männerdominanz? Was sind die Gründe? Sehr<br />

einfach: Um die schweren Gefährte zu steuern,<br />

brauchte es beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Anfangszeit,<br />

als es noch keine Steuerungshilfe gab, nicht<br />

nur fahrtechnisches Können, son<strong>der</strong>n auch die<br />

Muskelkraft <strong>der</strong> Oberarme, und die ist eben<br />

nicht gleichmässig verteilt.<br />

Und das sind die Leute hinter <strong>der</strong> Bühne:<br />

Es sind die Mechaniker, die für den<br />

Unterhalt des Wagenparks und für Weiterent<br />

wick lungen besorgt sind,<br />

und es sind die «Büroleute», welche<br />

die kaufmännischen und buchhalterischen<br />

Abwicklungen vornehmen, die es eben<br />

braucht, um ein <strong>Unternehmen</strong> <strong>mit</strong> einem<br />

Bestand von rund 80 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern und einem <strong>Jahre</strong>saufwand<br />

von 16 722 907 Franken (Rechnungsjahr<br />

2003) in Schwung zu halten.<br />

Die Passagiere<br />

Wir haben von Betriebsleitern, Verwal tungs -<br />

räten, Büropersonal und Chauffeuren geredet,<br />

doch eine Kategorie von <strong>Autobus</strong>-Persönlich -<br />

keiten ist bisher unerwähnt geblieben, ohne<br />

die es eigentlich gar keine <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong><br />

gäbe, ja ohne die <strong>der</strong> Betrieb geradezu sinnlos<br />

wäre: Es sind die Passagiere, es ist das Publi -<br />

kum. Was wissen wir von ihm? Herzlich wenig<br />

<strong>–</strong> Passagiere bleiben weitgehend anonym und<br />

tauchen in den <strong>Jahre</strong>sberichten höchstens als<br />

Frequenzzahl auf. Versuchen wir trotzdem, sie<br />

einigermassen zu identifizieren.<br />

<strong>Ein</strong>es dürfte gewiss sein <strong>–</strong> es gab und gibt auf<br />

allen von <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> betriebenen<br />

Linien Passagiere, die gewissermassen zum<br />

In ventar gehören: Ihre Existenz wird dem Per -<br />

sonal und den Mitfahrern vor allem dann<br />

bewusst, wenn sie aus welchen Gründen auch<br />

immer <strong>–</strong> Ferien, Krankheit, <strong>Ein</strong>tritt ins Pen -<br />

sions alter <strong>–</strong> gar nicht mehr als Busbenützer in<br />

Erscheinung treten, wenn sie durch ihr Fehlen<br />

57


auffallen. Im normalen Alltag gehören sie<br />

selbst redend einfach dazu: Sie warten immer<br />

an <strong>der</strong> gleichen Haltestelle und steigen auch<br />

immer zur gleichen <strong>Zeit</strong> ein. Mag sein, dass<br />

sich aus solcher <strong>Ein</strong>steige-, Fahrt- und Aus -<br />

steige routine <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> auch ein fa mi liärer<br />

Umgang von Passagier zu Wagen füh rer und<br />

umgekehrt entwickelt. Man kennt sich, man<br />

ist voneinan<strong>der</strong> abhängig und re spek tiert sich:<br />

Die Rede ist von den Schülern, Schülerinnen<br />

und Lehrlingen, die vielleicht ihre morgend -<br />

liche Fahrt dazu verwenden, um rasch noch<br />

einige Hausaufgaben zu erledigen o<strong>der</strong> <strong>–</strong> nach<br />

getaner Arbeit <strong>–</strong> einen Schieber hinzulegen.<br />

Die Rede ist von den Arbeitern und Ange -<br />

stellten, die frühmorgens zugestiegen sind<br />

und sich vielleicht hinter einer <strong>Zeit</strong>ung verschanzen<br />

o<strong>der</strong> aber versuchen, ihren jäh<br />

unterbrochenen Morgenschlaf noch etwas<br />

zu verlängern.<br />

Die Rede ist von den Sportlern und<br />

Naturbegeisterten, die im Jura Erholung<br />

und Entspannung suchen.<br />

Die Rede ist von den Frauen und Männern,<br />

die auf <strong>Ein</strong>kaufstour sind o<strong>der</strong> einen Arztbesuch<br />

vorhaben.<br />

Die Rede ist aber auch von allen Übrigen, die<br />

regelmässig unsere Busse benützen.<br />

«Die Zusammensetzung <strong>der</strong> Fahrgäste variiert<br />

nach Tageszeit und Wochentag. Auf dem Stre -<br />

ckenteil <strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Reigoldswil machen montags<br />

bis freitags die Pendler am frühen Mor gen den<br />

Auftakt. Wenn dann ab sieben Uhr auch die<br />

Schüler, die die höheren Schulen in <strong>Liestal</strong><br />

besuchen, den Bus zu füllen beginnen, kann<br />

es ab Bubendorf recht eng werden. ... In <strong>Liestal</strong><br />

folgt das grosse Umsteigen auf die Bahn, im<br />

58<br />

70er-Bus hingegen gibt es wie<strong>der</strong> etwas Platz,<br />

<strong>der</strong> aber auf <strong>der</strong> Weiterfahrt nach Basel infolge<br />

zusteigen<strong>der</strong> Pendler zunehmend enger wird.<br />

Nur etwa eine Stunde später ist von <strong>der</strong><br />

Stosszeit kaum noch etwas zu bemerken, und<br />

<strong>der</strong> Bus gehört für die nächs ten Stunden vor<br />

allem Müttern <strong>mit</strong> kleinen Kin<strong>der</strong>n und älteren<br />

Menschen, die zum <strong>Ein</strong> kaufen nach Lies tal<br />

o<strong>der</strong> Basel fahren. Ab späterem Nach <strong>mit</strong>tag<br />

wie<strong>der</strong>holt sich das morgendliche Sze nario <strong>–</strong><br />

einfach in umgekehrter Richtung. Ganz an<strong>der</strong>s<br />

sehen die Wochen en den aus. Während an<br />

schönen Sonntagen die Ausflüg ler den 70er-<br />

Bus dominieren, gehören die späteren<br />

Nachtkurse vom Freitag auf den Sams tag und<br />

vom Samstag auf den Sonntag einem ganz<br />

an<strong>der</strong>en, nicht min<strong>der</strong> bunten Völ kchen. Es<br />

sind Nachtschwärmer, die von Festen, Kon -<br />

zerten, Discos und an<strong>der</strong>em heimkehren, und<br />

oft sind die Busse ab <strong>Liestal</strong> talaufwärts voll<br />

wie Sardinenbüchsen. Doch die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

<strong>Liestal</strong> scheint ein offenes Ohr für jugendliche<br />

Wünsche zu haben, bietet sie doch seit Juni<br />

2001 unter dem Na men ‘Nachtchutz’ zusätzliche<br />

Spät kur se ab Lies tal in die Frenkentäler<br />

und ab Thea ter Basel <strong>mit</strong> dem ‘Nachtfalter’<br />

seit Mai 2000 ins Fricktal an.» (25)<br />

Auch wenn all diese Passagiere natürlich nicht<br />

aus reiner Liebe zur <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> zugestiegen<br />

sind, son<strong>der</strong>n aus Gründen <strong>der</strong> Gewohnheit,<br />

<strong>der</strong> persönlichen Bequemlichkeit o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wirt -<br />

schaft lichkeit, ihre Anony<strong>mit</strong>ät verbindet sie <strong>–</strong><br />

sie bilden zusammen <strong>mit</strong> den Wagenfüh rern<br />

eine kleine Schicksalsgemeinschaft, denn sie<br />

haben alle aufeinan<strong>der</strong> Rücksicht zu nehmen<br />

und sind aufeinan<strong>der</strong> angewiesen.<br />

Unser <strong>Autobus</strong>-Persönlichkeiten-Aufmarsch<br />

wäre unvollständig, würden wir nicht auch an<br />

eine ganz beson<strong>der</strong>e Kategorie des <strong>Autobus</strong>-<br />

Publikums erinnern: Gemeint sind die Auto -


us-Fans. So wie es Eisenbahn- und Tram fans<br />

gibt <strong>–</strong> sie sind oft in Vereinen organisiert <strong>–</strong>, so<br />

gibt es auch <strong>Autobus</strong>liebhaber, die im Rahmen<br />

eines Vereins o<strong>der</strong> auf eigene Faust <strong>der</strong> Ge -<br />

schichte <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong>betriebe nachgehen und<br />

in Publikationen <strong>mit</strong> Liebe und Sachkenntnis<br />

darüber berichten. Im Umfeld <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

ist in dieser Hinsicht beson<strong>der</strong>s an Frau Susi<br />

Fehr-Stohler aus Arboldswil zu erinnern. Für<br />

sie ist «<strong>der</strong> Bus ein Stück Heimat und so etwas<br />

wie <strong>der</strong> Puls schlag des Dorfes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nabel<br />

zur Welt». Abgesehen davon, dass sie sich<br />

ganz ihrer Familie und dem Beruf einer Bäu -<br />

erin verschrieben hat, schlägt ihr Herz seit<br />

ihrer Kindheit für den «Dorfbus». In zahlrei-<br />

chen Ordnern und Fotoalben hat die leidenschaftliche<br />

Sammlerin und Fotografin unzählige<br />

Erinnerungsstücke aus <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />

<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> zusammengetragen und daraus<br />

kurz nach dem fünfzigjährigen Bestehen <strong>der</strong><br />

Arboldswiler Bergstrecke einen originellen und<br />

einmaligen «Bus-Kalen<strong>der</strong>» <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong>-Linien<br />

70 und 71 gestaltet. Ihre Idee war es schliesslich,<br />

anlässlich <strong>der</strong> erwähnten Jubel feier allen<br />

Chauffeusen und Chauffeuren als Zeichen<br />

ihrer Dankbarkeit zwei <strong>mit</strong> einem Auto bus-<br />

Model «gestanzte» Änisbrötli zu schen ken.<br />

Auch für diese Publikation ist die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

<strong>Liestal</strong> Frau Susi Fehr-Stohler für das<br />

Überlassen einiger Bilddokumente sehr dankbar.<br />

59


1<br />

3<br />

4<br />

60<br />

2<br />

Who is who?<br />

Fahrzeuge sind flüchtige Strassenerscheinungen <strong>–</strong> sie<br />

kommen, sie gehen, sie kommen, sie gehen, Hal te stellen<br />

dagegen bleiben, sie prägen das Strassen bild und haben<br />

den Passagieren zu dienen <strong>–</strong> bei stechen<strong>der</strong> Sonne o<strong>der</strong><br />

bei eisigem Wind. Das ist ihre stets gleich bleibende<br />

Aufgabe. In Form und Aus sehen sind sie indessen variabel;<br />

einmal treten sie in hölzernem, ein an<strong>der</strong>mal in eisernem<br />

o<strong>der</strong> gläsernem Outfit in Erschei nung, nicht zu vergessen<br />

<strong>der</strong> hochmo<strong>der</strong>ne Kunststoff. Wie viele sind es auf<br />

dem Stre ckennetz <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>? Unzählige, wir greifen<br />

einige heraus und überlassen es <strong>der</strong> Leserschaft, ih -<br />

5


6<br />

9<br />

ren Standort genau zu identifizieren; wer sich aber dieser<br />

detektivischen Arbeit nicht unterziehen möchte, dem<br />

diene die Aufschlüsselung auf Seite 103.<br />

Buswartehäuschen dienten und dienen nicht nur dem<br />

Aus- und <strong>Ein</strong>steigen, sie sind auch Orte <strong>der</strong> Begegnung<br />

und <strong>der</strong> zwischenmenschlichen Kommunikation. Auf die -<br />

se Qualität wollte <strong>der</strong> Basler Künstler Yvo Hartmann im<br />

Sommer 1997 im Rahmen einer Freilicht-Ausstellung aufmerksam<br />

ma chen. Er verän<strong>der</strong>te das Dach durch eine<br />

transparente rote Abdeckung, die dem Buswarte häus -<br />

chen am Wasserturmplatz eine frohe und warme Atmos -<br />

phäre verlieh. 2002 wurde das Häuschen abgebrochen<br />

und durch ein Werbe häuschen ersetzt.<br />

7<br />

8<br />

10<br />

61


Das Wetter und die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

«Nicht die Tarife, son<strong>der</strong>n die Leistung (Ange -<br />

bot) bzw. die Attraktivität machen die Qualität<br />

des öffentlichen Verkehrs aus», heisst es im<br />

Geschäftsbericht <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> 1981. Für<br />

den Normalkunden ist diese Leistung in <strong>der</strong><br />

Regel reine Selbstverständlichkeit; sie wird<br />

ihm höchstens dann bewusst, wenn sie wegen<br />

aussergewöhnlicher Umstände nur reduziert<br />

angeboten werden kann o<strong>der</strong> überhaupt wegfällt.<br />

Unerwartete Witterungsverhältnisse sorgen<br />

in diesem Zusammenhang immer wie<strong>der</strong><br />

für Über raschungen, sie beeinträchtigen den<br />

Verkehr.<br />

<strong>Ein</strong> Gewährsmann weiss von einer hübschen<br />

Geschichte zu berichten, die sich in den Dreis -<br />

62<br />

sigerjahren zugetragen hat. Widrige Wetter -<br />

verhältnisse verbündeten sich da <strong>mit</strong> technischem<br />

Ungenügen und sorgten für eine aussergewöhnliche<br />

Panne. <strong>Ein</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>mit</strong> offenem<br />

Schiebedach war unterwegs nach Lies tal,<br />

ein Gewitter setzte ein. Da versagte lei<strong>der</strong> das<br />

Schiebedach seinen Dienst, es legte sich allen<br />

Bemühungen des Wagenführers zum Trotz<br />

quer und liess sich keinen Zenti meter bewegen.<br />

Doch die Passagiere wussten sich zu helfen:<br />

Sie spannten im prasselnden Regen ihre<br />

Schirme auf und straften die Tech nik Lügen.<br />

<strong>Ein</strong> merkwürdiges Gefährt muss das gewesen<br />

sein! (24) Von ganz beson<strong>der</strong>er Qualität war in<br />

jenen fernen <strong>Jahre</strong>n auch das Wärmeangebot.<br />

Wäh rend heute <strong>der</strong> Wagenführer <strong>mit</strong> einem


<strong>Jahre</strong>szeitliche<br />

Stimmungen auf <strong>der</strong><br />

Bergstrecke<br />

Knopf druck für angenehme Temperatur ver -<br />

hältnisse sorgen kann, mussten in den Ju -<br />

gend jahren <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> Petrolöfen in Be -<br />

trieb gesetzt werden. Beson<strong>der</strong>s im Anhänger,<br />

wo auch geraucht werden durfte, mag damals<br />

ein ei gen artiges Luftgemisch entstanden sein.<br />

Solange die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> Betreiberin <strong>der</strong> Gon -<br />

delbahn und des Skilifts Vogelberg war, ge -<br />

hör ten Wetterüberlegungen und -sorgen vor<br />

allem im Winter zum Alltag <strong>der</strong> Betriebs füh -<br />

rung. Die Wirtschaftlichkeit dieser kostspieligen<br />

Anlagen mass sich an <strong>der</strong> Schnee höhe,<br />

und so folgten sich entsprechend <strong>der</strong> Wit -<br />

terung Höhen und Tiefen. Der Geschäfts be -<br />

richt 1980 brachte es auf den Punkt: «<strong>Ein</strong>mal<br />

mehr hat sich die Tatsache bewiesen, dass nur<br />

die Wintermonate <strong>mit</strong> guten Schnee ver hält -<br />

nissen (mindestens einen Monat ununterbrochener<br />

Schnee) die stets wachsenden Kosten<br />

ausgleichen können.» Diese Aussage un ter -<br />

stri chen auch die Geschäftsberichte.<br />

1987: «Schlech te Wetterverhältnisse vor den<br />

Sportferien, die spannenden Skiwelt meis ter -<br />

schaf ten, die verregneten Sommer- und Herbst -<br />

wochenenden beeinflussten das Resul tat ne -<br />

ga tiv.» (Defizit Fr. 98 515.<strong>–</strong>) 1988: «Der Winter -<br />

betrieb war infolge Schnee mangels wie<strong>der</strong>um<br />

sehr unbefriedigend. Schnee fiel zwar in grossen<br />

Mengen, aber lei<strong>der</strong> auf einen ungefrorenen<br />

Boden. Es war des halb nicht möglich, eine<br />

den Anfor de run gen des Ski fahrers gerechte<br />

63


Skipiste zu präparieren. <strong>Ein</strong> grosser Werbe -<br />

aufwand und das schöne Wetter beeinflussten<br />

das Sommer geschäft sehr positiv.» (Defizit<br />

Fr. 41 384.<strong>–</strong>) Das Jahr 1990 gab da gegen zu<br />

gedämpftem Optimismus Anlass: «Schnee im<br />

Dezember und das relativ gute Wochen end -<br />

wetter während des ganzen <strong>Jahre</strong>s führten<br />

zum neuen Rekordjahr <strong>der</strong> Sport bah nen Was -<br />

serfallen.» (Überschuss Fr. 36 535.<strong>–</strong>). Und<br />

schliesslich <strong>der</strong> Geschäfts be richt 1994: «Die<br />

wie<strong>der</strong>um angestrebte Frequenz von 80 000<br />

Personen konnte infolge <strong>der</strong> ungünstigen<br />

Wetterverhältnisse nicht erreicht werden. Viel<br />

Regen im Frühjahr, die grosse Hitze im<br />

Sommer, viel Nässe im Herbst und <strong>der</strong> fehlende<br />

Schnee sind die Gründe für die schlechte<br />

Frequenz. (Defizit Fr. 66 426.<strong>–</strong>)»<br />

Am 20. September 1994 beschloss die ausserordentliche<br />

Generalversammlung <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong><br />

<strong>AG</strong>, die Luftseilbahn <strong>der</strong> neu zu gründenden<br />

Stiftung LRW (Luftseilbahn Reigoldswil<strong>–</strong>Was ser -<br />

fallen) zu schenken. Die bewegte Ge schich te<br />

<strong>der</strong> Luftseilbahn nahm einen neuen Anfang.<br />

Natürlich beeinflussten die Wetterverhältnisse<br />

auch den Gang des Automobilalltags <strong>–</strong> einmal<br />

positiv, einmal negativ, aber nie <strong>der</strong>art einschneidend,<br />

dass die Abwicklung des Fahr -<br />

plans in Frage gestellt worden wäre. 1980 ho -<br />

ben im November und Dezember tiefe Tem pe -<br />

raturen selbst hartgesottene Velo- und Mo fa -<br />

fah rer »aus dem Sattel». 1985 galt es, im Janu -<br />

ar Eistage <strong>mit</strong> oft mehr als <strong>–</strong>20°C zu be wäl tigen.<br />

1986 musste angesichts eines grossen Schnee -<br />

falls in <strong>der</strong> Nacht vom 23. auf den 24. Fe bruar<br />

für die Beseitigung <strong>der</strong> weissen Pracht eine<br />

Schneefräse eingesetzt werden usw. usw.<br />

<strong>Ein</strong>mal mehr muss an dieser Stelle den Wa -<br />

genführern gedankt werden, die es verstanden,<br />

ihre Passagiere auch bei misslichen Wet -<br />

terverhältnissen unfallfrei, bequem und ohne<br />

allzu einschneidende Verspätungen zu ihrem<br />

Ziel zu fahren.<br />

64<br />

Dreissigerjahre:<br />

Reigoldswil im Schnee


Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>, ein Mädchen für alles<br />

Von allem Anfang an hat sich die Auto mobil -<br />

gesellschaft <strong>Liestal</strong>-Reigoldswil <strong>AG</strong> in bemerkenswerter<br />

Weise als unternehmerisch vielseitig<br />

ausgerichteter Betrieb ein gebracht. Wäh -<br />

rend an<strong>der</strong>e Transportbetriebe sich ausschliess -<br />

lich für den Personenverkehr ver pflich teten,<br />

definierte sich die Automobil gesellschaft 1905<br />

als ein <strong>Unternehmen</strong>, das sich zum Ziel setzte,<br />

«eine Automobil ver bin dung für Personen-,<br />

Gepäck- und soweit tunlich Güterverkehr zwischen<br />

<strong>Liestal</strong> und Rei goldswil einzurichten<br />

und zu betreiben». Und dieser Zielsetzung<br />

blieb die heutige <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> treu, ja,<br />

sie sorgte sogar für seine Erweiterung, indem<br />

die Gene ral versammlung 1930 festlegte, zu -<br />

sätz lich zur Eröffnung und zum Betrieb von<br />

Auto linien könne das Unter nehmen Son<strong>der</strong> -<br />

fahrten und Auto repa raturen ausführen, eingeschlossen<br />

sei ferner <strong>der</strong> Han del <strong>mit</strong> Benzin,<br />

Öl etc., ein Handels ge schäft, das 1940 auf Fett,<br />

Gummi und alle Autoteile erweitert wurde.<br />

Grund sätzlich, so hielten die Geschäfts sta tu ten<br />

un missver ständlich fest, könnten aber auch an -<br />

<strong>der</strong>e dem Zweck <strong>der</strong> Gesellschaft (Förde rung<br />

<strong>der</strong> Verkehrs ent wicklung) dienliche Ge schäf te<br />

getätigt werden, beispielsweise <strong>der</strong> Er werb von<br />

Liegen schaften. In diesem Sinn sah die Gene -<br />

ral versammlung von 1953 eine Neu fassung des<br />

Zweckparagrafen vor, indem sie nun auch den<br />

Betrieb von Luftseilbahnen, die Aus dehnung<br />

66<br />

<strong>der</strong> Güter- und Gesell schafts fahr ten auf das<br />

Ausland sowie den Handel <strong>mit</strong> Au to mobilen in<br />

den Aufgabenbereich einbezog.<br />

Dass die Omnibusse <strong>der</strong> Anfangszeit und ihre<br />

Nachfolger für den Güterverkehr eingesetzt<br />

wurden, verdeutlicht, wie sehr sich die Auto -<br />

mobilgesellschaft gewisser massen als Nach -<br />

fol gerin <strong>der</strong> alten Bottenwagen sah, die für die<br />

Posamenter von Reigoldswil, Ziefen und Bu -<br />

bendorf jeweils den Handelsverkehr zwischen<br />

Basel und dem Fünflibertal besorgt hatten. In<br />

diesem Sinn wurde <strong>der</strong> Auto mobil gesell schaft<br />

auch <strong>der</strong> Postdienst übertragen, was zur Folge<br />

hatte, dass <strong>der</strong> Wagen park einen Post wagen<br />

einschloss und 1942 in einen <strong>der</strong> Per so nenan -<br />

hänger wagen ein Gepäck raum eingebaut<br />

wer den musste.<br />

Das Tätigkeitsfeld <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

war und ist weit gesteckt<br />

1925 Übernahme <strong>der</strong> Kursstrecke<br />

<strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Büren auf Rechnung <strong>der</strong><br />

Postverwaltung<br />

1949 Übernahme <strong>der</strong> Postkonzession und<br />

des Milchtransportes <strong>der</strong> Gemeinden<br />

Arboldswil und Titterten nach dem<br />

Bahn hof <strong>Liestal</strong><br />

1952 Im Auftrag von Sandoz <strong>AG</strong> Übernahme<br />

eines Arbeiterkurses zwischen Basel<br />

und Schweizerhalle (bis 15. Juni 1953)<br />

1954 Übernahme des Milchtransportes<br />

<strong>der</strong> Milchgenossenschaften von<br />

Reigoldswil und Lauwil nach <strong>Liestal</strong><br />

1954 Übernahme des Camiondienstes<br />

zwischen <strong>Liestal</strong> und den Gemeinden<br />

Reigoldswil, Titterten, Arboldswil,<br />

Lauwil und Nuglar<br />

1954 Postkonzession für die Strecke<br />

<strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Nuglar. Sie wurde 1965 wegen<br />

Perso nalmangel nicht mehr eingelöst


<strong>Ein</strong>e Gesellschaftsfahrt<br />

vor dem<br />

Zweiten Weltkrieg<br />

in <strong>der</strong> Tremola<br />

67


1954 <strong>Ein</strong>richtung des Kurses Nr. 20 ausserhalb<br />

des Fahrplanes ab <strong>Liestal</strong> bis<br />

Titterten für die in <strong>der</strong> Berufsaus bil -<br />

dung stehenden Jugendlichen (auf<br />

Ver langen <strong>der</strong> Gemeinden). Ende 1962<br />

wurde dieser Kurs mangels genügen<strong>der</strong><br />

Frequenz wie<strong>der</strong> aufgegeben<br />

1961 Ab 1. Mai tägliche Sammelladung <strong>der</strong><br />

Milchlieferungen aus den Gemeinden<br />

Arboldswil, Titterten, Reigoldswil,<br />

Lauwil, Ziefen, Bubendorf, <strong>Liestal</strong>,<br />

Lupsingen, Büren, Frenkendorf und<br />

Füllinsdorf nach Basel<br />

1964 Erneuerung <strong>der</strong> Konzession für die<br />

Strecke Basel<strong>–</strong>Reigoldswil<strong>–</strong>Titterten <strong>–</strong><br />

Arboldswil<br />

1970 Am 1. Januar Übernahme <strong>der</strong><br />

offiziellen Bahncamionnage des SBB-<br />

Bahn hofs <strong>Liestal</strong><br />

1971 Auf Wunsch <strong>der</strong> Gemeinde Pratteln<br />

verkehrstechnische Erschliessung<br />

des neuen, an <strong>der</strong> Dorfgrenze von<br />

Augst gelegenen Wohnquartiers<br />

Längi in Querverbindung zum Bahnhof<br />

und zur Tramstation Pratteln<br />

1980 Son<strong>der</strong>einsatz <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> während<br />

<strong>der</strong> «Grün 80»<br />

2002 Son<strong>der</strong>einsatz während des Eidgenös-<br />

sisches Turnfestes. Zitat aus dem<br />

Geschäftsbericht: «Die zeitweise gegen<br />

hun<strong>der</strong>t Busse im <strong>Ein</strong>satz liessen fast<br />

filmreife Vorführungen zu, wie z.B.<br />

Gelenkbusballett auf dem Ziegler-<br />

Areal. In Partnerschaft <strong>mit</strong> den SBB,<br />

<strong>der</strong> Walden burgerbahn und den Busunter<br />

neh men aus <strong>der</strong> näheren und<br />

weiteren Umgebung konnten wir eine<br />

Megaleis tung erbringen.»<br />

2003 Ergänzung <strong>der</strong> Fahrzeugflotte <strong>mit</strong><br />

Kleinbussen<br />

Apropos Gesellschaftsfahrten, von zwei ganz<br />

beson<strong>der</strong>en soll hier die Rede sein:<br />

1948 überraschte eine <strong>Ein</strong>ladung <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong><br />

<strong>AG</strong> zu einer Rundfahrt <strong>der</strong> 30 ältesten <strong>Ein</strong> woh -<br />

nerinnen und <strong>Ein</strong>wohner <strong>der</strong> Talort schaf ten<br />

Bubendorf, Ziefen und Reigoldswil im blumenbekränzten<br />

Bus.<br />

Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> war weitgehend männerdominiert,<br />

und man kann sich fragen: Wo<br />

blei ben da die Frauen? Die folgende Ge -<br />

schich te zeigt wi<strong>der</strong> Erwarten, dass das Herz<br />

des <strong>Unternehmen</strong>s auch für die Frauen<br />

schlägt. Da war wie<strong>der</strong> einmal eine Männer -<br />

ge sellschaft zu einer gemütlichen Ausfahrt<br />

geladen, nota bene <strong>–</strong> wie in <strong>der</strong> Schweiz lange<br />

üblich <strong>–</strong> ohne Ehefrauen, die sich scheinbar ins<br />

Unvermeidliche schickten und brav von ihren<br />

Ehemännern Abschied nahmen. Nur scheinbar,<br />

denn kaum war das letzte Hosen bein verschwunden,<br />

nahmen die tüchtigen und emanzipierten<br />

Ehefrauen in einem um die Ecke in<br />

einer Seitenstrasse bereitgestellten An hänger<br />

Platz. Der ins Geheimnis eingeweihte<br />

Chauffeur wusste, was zu tun war: Er schaltete<br />

zum grossen Erstaunen <strong>der</strong> Männer den<br />

Rückwärtsgang ein, koppelte den Anhän ger<br />

an und rettete da<strong>mit</strong> die eheliche, aber doch<br />

um eine Anhängerlänge getrennte Zwei -<br />

samkeit <strong>–</strong> es lebe <strong>der</strong> Anhängerbetrieb!<br />

69


1<br />

2<br />

1 | Auf dem Klausenpass <strong>mit</strong> einem FBW 6-Zylin<strong>der</strong>, 1926 2 | FWB-Anhängerzug 3 | die «persönliche Handschrift» <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

70<br />

3


4<br />

5<br />

4 | Am Vierwaldstättersee, um 1926 5 | Reisen im Cabriolet anno dazumal 6 | Hochzeitspaar, 1935<br />

6<br />

71


1<br />

2<br />

1 | Schöne Aussichten 2 | Eröffnungssfeier <strong>der</strong> Linie 71 in Arboldswil, 1949 3 | Unterwegs, 1953<br />

72<br />

3


4<br />

5<br />

4 | Arboldswil 1949 5 | Umfahrung nach einem Felssturz 6 | FBW 6-Zylin<strong>der</strong> am Bernardino<br />

6<br />

73


1<br />

2<br />

1 | Wagen Nr. 24 vor dem Depot in Reigoldwil 2 | Chauffeur vor einem FWB-Wagen 3 | Innenansicht eines FWB-Kurswagen<br />

74<br />

3


4<br />

5<br />

4 | <strong>Ein</strong>e Familie gondelt auf die Wasserfalle 5 | Brauner FWB -Kurswagen am Aeschenplatz 6 | Armaturen im FWB<br />

6<br />

75


Krisen<br />

Krisen <strong>–</strong> wer behaupten wollte, es habe sie in<br />

<strong>der</strong> hun<strong>der</strong>tjährigen Geschichte <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong><br />

<strong>AG</strong> nie gegeben, <strong>der</strong> würde in Schönfärberei<br />

machen. Denn in Tat und Wahrheit erschütterten<br />

kleinere und grössere Krisen das Unter -<br />

nehmen von allem Anfang an. Wir erinnern<br />

uns dabei an die «Automobil kranken geschich -<br />

te» von 1907, die ja glücklicherweise ein gutes<br />

Ende fand und den Berichterstatter 1908 zu<br />

folgendem Schlussstrich veranlasste: «... und<br />

so sind wir denn auf einem Punkt angelangt,<br />

bei dem alle Schwierigkeiten behoben zu sein<br />

scheinen.»<br />

Die Sache auf den Punkt bringen, die Krise<br />

bewältigen <strong>–</strong> das war auch angesagt, als<br />

1983/1984 die so genannte Watragkrise die<br />

Au tobus <strong>AG</strong> erschütterte; es war <strong>mit</strong> Sicherheit<br />

die grösste Krise, <strong>der</strong> sich das <strong>Unternehmen</strong> je<br />

gegenübersah, ging es doch damals, und diese<br />

Charak terisierung ist nicht übertrieben, tatsächlich<br />

um Sein o<strong>der</strong> Nichtsein <strong>der</strong> selbstständigen<br />

<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong>. Zwei Philosophien<br />

standen sich gegenüber: Während die eine Sei -<br />

te die altbewährte unternehmerische Selbst -<br />

stän dig keit ins Zentrum <strong>der</strong> Überlegungen<br />

stellte, for<strong>der</strong>te die an<strong>der</strong>e Seite eine Inte gra -<br />

tion <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Baselland Transport <strong>AG</strong> und da<strong>mit</strong><br />

eine Aktienmehrheit des Kantons. Die Aus ein -<br />

an <strong>der</strong> setzung gipfelte in zahlreichen Landrats -<br />

debatten, doch schliesslich trug die Idee <strong>der</strong><br />

76<br />

Selbstständigkeit den Sieg davon <strong>–</strong> wie richtig<br />

diese Weichenstellung war, das beweist die<br />

Ge schichte <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> in den letzten<br />

zwan zig <strong>Jahre</strong>n.<br />

Die letzte grössere Krise <strong>–</strong> es war eine Ausein -<br />

an <strong>der</strong>setzung des Fahrpersonals <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Un ter -<br />

nehmensleitung <strong>–</strong> brach 2001 über die <strong>Autobus</strong><br />

<strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> herein. Sie führte zu Streik dro hun -<br />

gen und endete schliesslich <strong>mit</strong> dem Aus schei -<br />

den des langjährigen und verdienten Di rek tors;<br />

er trat freiwillig zurück, weil er weiteren Scha -<br />

den von <strong>der</strong> Firma abwenden wollte.<br />

Krisen <strong>–</strong> wann entstehen sie, warum entstehen<br />

sie? Sind sie selbstverschuldet o<strong>der</strong> fremdbestimmt?<br />

Hätten sie verhin<strong>der</strong>t werden können?<br />

Fragen über Fragen <strong>–</strong> wir wagen es nicht, sie<br />

zu beantworten. Doch eines dürfte klar sein<br />

und allgemeine Zustimmung erhalten: Krisen -<br />

verhin<strong>der</strong>ung und Krisenbewältigung können<br />

nur dann wirksam funktionieren, wenn <strong>der</strong><br />

Ver trauensbildung <strong>–</strong> gegen innen und gegen<br />

aussen, im kleinen Alltag wie auch im grossen<br />

Geschäft <strong>–</strong> höchste Priorität zuerkannt wird. In<br />

diesem Sinn hat denn auch <strong>der</strong> Geschäfts -<br />

bericht des <strong>Jahre</strong>s 2002 die <strong>Unternehmen</strong>s füh -<br />

rung <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> unter die Devise gestellt<br />

«Vertrauensbildung als Grundlage für einen<br />

erfolgreichen Weiterausbau».


Von Fahrplänen, Tarifen und Billetten<br />

Fahrpläne sind für das Gedeihen eines öffentlichen<br />

Verkehrs<strong>mit</strong>tels von ausschlaggeben<strong>der</strong><br />

Bedeutung. Wie viele gabs in <strong>der</strong> hun<strong>der</strong>tjährigen<br />

Geschichte <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>? Wenn man<br />

nach dem Muster einer einfachen Milch -<br />

mannrechnung verfährt <strong>–</strong> jährlich je ein Som -<br />

mer- und ein Winterfahrplan <strong>–</strong>, dann könnten<br />

es 200 gewesen sein, doch die Wirklichkeit ist<br />

bunter und vielfältiger und lässt diese Zahl<br />

weit hinter sich. Beson<strong>der</strong>s in den Grün<strong>der</strong>und<br />

Weltkriegsjahren hatten sich die Auto -<br />

busbenützer des Reigoldswilers und seiner<br />

Ne benlinien immer neuen Fahrplänen anzupassen;<br />

sie wurden nötig, weil in diesen Jah -<br />

ren weniger das Transportbedürfnis den Fahr-<br />

rhythmus bestimmte als vielmehr das Vor han -<br />

densein von genügend Benzin. Den Fahrplanrekord,<br />

wenn man diesen Ausdruck gebrauchen<br />

darf, schlug das Jahr 1917 <strong>mit</strong> nicht we -<br />

niger als fünf Fahrplänen.<br />

Die Fahrpläne<br />

Wo orientierte sich <strong>der</strong> Busbenützer über die<br />

Fahrzeiten? Sicher wurden die Fahrpläne je -<br />

wei len in den Tageszeitungen publiziert, doch<br />

ohne Zweifel bewährte sich auch die Mund-<br />

In for mation, denn noch mussten in den ersten<br />

zwölf Betriebsjahren die Haltestellen <strong>der</strong><br />

durchfahrenen Dörfer ohne Fahrplanhinweise<br />

auskommen. Was für uns mo<strong>der</strong>ne Busbe nüt -<br />

77


zer längst selbstverständlich ist <strong>–</strong> das Ablesen<br />

eines an den Halte stellen angebrachten Fahr -<br />

planes <strong>–</strong> das wurde <strong>mit</strong>tels aufgestellter Tafeln<br />

erst 1927 realisiert und fand natürlich den entsprechenden<br />

Beifall des reisenden Publikums.<br />

Die Tarifgestaltung<br />

Die Beliebtheit jedes öffentlichen Verkehrs -<br />

<strong>mit</strong>tels hängt neben Betriebssicherheit und<br />

Pünkt lichkeit nicht zuletzt von <strong>der</strong> Tarif gestal -<br />

tung ab, und sie wie<strong>der</strong>um wird von <strong>der</strong> Art<br />

<strong>der</strong> Billettausgabe beeinflusst. So gewährt beispielsweise<br />

ein Retourbillett dem Kunden<br />

einen Rabatt; während aber eine solche Preis -<br />

78<br />

gestaltung für uns ganz selbstverständlich ist,<br />

wurde sie von <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> erst am 1. Ok -<br />

to ber 1907 eingeführt, als sich die Betriebs -<br />

rechnung zusehends konsolidierte. Und<br />

Ähnliches lässt sich bezüglich des<br />

Abonnements-an gebotes sagen. 1911 brachte<br />

eine Kin<strong>der</strong> gärtnerin die Sache ins Rollen. Sie<br />

fragte nämlich an, wie hoch sich ein<br />

Abonnement für ein ganzes Jahr belaufen<br />

würde, wenn sie jeden Tag von <strong>Liestal</strong> nach<br />

Bubendorf und zurück fahre. Die<br />

Betriebsleitung zeigte ein <strong>Ein</strong>sehen und setzte<br />

für diesen Son<strong>der</strong>fall einen Abon ne mentspreis<br />

von Fr. <strong>100</strong>.<strong>–</strong> fest <strong>–</strong> für damalige Verhältnisse<br />

ein stolzer Preis!


Insgesamt kann <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> als einem<br />

«ge meinnützig wirkenden <strong>Unternehmen</strong>» at -<br />

tes tiert werden, dass ihre Tarifpolitik von Anf -<br />

ang an sehr mo<strong>der</strong>at war. Dem Jah res bericht<br />

von 1921 ist sogar zu entnehmen, dass das<br />

<strong>Unternehmen</strong> in diesem von <strong>der</strong> Krise gekennzeichneten<br />

Jahr <strong>–</strong> die «herrschende Verdienst -<br />

losigkeit in <strong>der</strong> Seidenbandweberei» machte<br />

sich bemerkbar und drückte auf die Passa gier -<br />

frequenz <strong>–</strong> zu Gunsten <strong>der</strong> Bevöl kerung auf<br />

eine Erhöhung <strong>der</strong> Fahrtaxen verzichtete.<br />

Dies, obwohl ihre Taxen im Rahmen sämtlicher<br />

konzessionierter Automobil unter neh mun gen<br />

<strong>der</strong> Schweiz die niedrigsten waren und sie,<br />

80<br />

wie <strong>der</strong> <strong>Jahre</strong>sbericht <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> von<br />

1956 stolz festhält, «über haupt noch nie Sub -<br />

ven tionen in An spruch nehmen musste». Auch<br />

1933 bekräftigte das <strong>Unternehmen</strong>, seine Tax -<br />

politik habe sich «im Interesse <strong>der</strong> Gegend den<br />

wirtschaftlichen Ver hältnissen <strong>der</strong> arbeitenden<br />

Klasse angepasst. <strong>Ein</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Arbeiterund<br />

Schüler abon nemente würde diesen Volks -<br />

schichten die täglichen Fahrten zur Arbeit und<br />

zur Schule verunmöglichen.» Tatsächlich standen<br />

die Ta xen <strong>der</strong> Arbeiter- und Schüler abon -<br />

nemente unter jenen <strong>der</strong> PTT-Tarife.<br />

1956 wurde die Fahrtax-Altersgrenze für Kin -<br />

<strong>der</strong> heraufgesetzt. Seither fahren Kin<strong>der</strong> bis<br />

zum 6. Altersjahr in Begleitung Erwachsener<br />

taxfrei, Jugendliche <strong>der</strong> Altersstufe 6 bis 16<br />

zur halben Taxe. Seit 1960 werden schliesslich<br />

in Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den SBB Rundreiseund<br />

Familienbillette abgegeben.<br />

Ende 1975 wurde ein neues Tarifsystem eingeführt<br />

Es beruht auf einem Flächenzonentarif<br />

und löste das alte Tarifkilometer-System ab.<br />

1976 trat die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> BLT Basel -<br />

land Transport <strong>AG</strong> in ein betriebliches Ver -<br />

tragsverhältnis ein. Am 1. Juni 1987 wurde in<br />

<strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> erste integrale Tarifverbund <strong>der</strong><br />

Schweiz Wirklichkeit. Zum Preis von 40 Fran -<br />

ken monatlich konnten da<strong>mit</strong> rund 600’000<br />

<strong>Ein</strong>wohner aus über 150 Gemeinden in sechs<br />

Kantonen <strong>der</strong> Nordwestschweiz ein Verbund -<br />

netz von mehr als 750 km benützen. Die einheitliche<br />

Tarifgestaltung hatte zur Folge, dass<br />

die früher von Unternehmung zu Unter neh -<br />

mung verschiedenen Tarife nur noch Erinne -<br />

rung an eine weniger grosszügige Vergan gen -<br />

heit sind.


Elegante Billetteur-Tasche<br />

81


1<br />

3<br />

5<br />

1 | Orion-Wagen, 1905 2 | Berna-Wagen, 1918 3 | FWB-Dreiachser, um 1930 4 | Martini-Wagen, 1905 5 | 6 | FWB-Dreiachser, 1926<br />

82<br />

2<br />

4<br />

6


7<br />

10<br />

Die Fahrzeugparade<br />

Selbstverständlich än<strong>der</strong>te die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> in den<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n ihrer Geschichte <strong>mit</strong> dem Aussehen und dem<br />

Anstrich <strong>der</strong> Linienbusse immer wie<strong>der</strong> ihr Outfit. Hier<br />

eine kleine Fahrzeugparade. Sie beginnt <strong>mit</strong> den pionierhaften<br />

Orion- und Martiniwagen um 1905 und dem ersten<br />

am Ende des Ersten Weltkriegs 1918 erworbenen Berna-<br />

Wagen; er erinnert an die Anfangszeiten <strong>der</strong> Unter neh -<br />

mung und wurde von seiner Form her als «gefällig» eingestuft.<br />

7 | FBW-<strong>Autobus</strong>zug, 1930 8 | 9 | Reisebus <strong>mit</strong> und ohne Verdeck 10 | Innenraum eines FWB 11 | FBW-Zugwagen <strong>mit</strong> An<strong>der</strong>sen-Anhänger, 1930 in Ziefen<br />

8<br />

9<br />

11<br />

83


1<br />

3<br />

4<br />

84<br />

2<br />

Darüber hinaus entsprach er in ganz beson<strong>der</strong>er Art und<br />

Weise den <strong>Zeit</strong>bedürfnissen, denn er bot, abgesehen von<br />

seiner Bequemlichkeit, «infolge des grösseren Luf t rau mes<br />

und <strong>der</strong> rationellen Ventilation speziell während <strong>der</strong> Grip -<br />

pe epi demie eine schätzenswerte Annehm lich keit». 1974<br />

brachte ein soeben aus <strong>der</strong> Revision gekommener FBW-<br />

Wagen als erster das frische Gelb <strong>der</strong> neuen <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

auf die Strasse, und 1979 wurden drei neue Gelenk busse<br />

im Zeichen des 75-jährigen Bestehens auf die Dörfer Rei -<br />

golds wil, <strong>Liestal</strong> und Birs felden getauft.<br />

1 | Saurer CT 2 DL, 1950/51 2 | Saurer <strong>mit</strong> offenem Verdeck 3 | «Der Milcher», Büssing, 6 Zylin<strong>der</strong>, 1954 4 | Saurer, 6 Zylin<strong>der</strong>, 1954 5 | FWB-Linienbus, 1948<br />

5


6<br />

8<br />

10<br />

6 | 7 | Saurer-Reisewagen, 1950 8 | Hochzeit 9 | FWB-Linienbus 10 | FWB <strong>mit</strong> Moser-Anhänger 11 | Büssing-Reisewagen, Frontlenker, 1955<br />

7<br />

9<br />

11<br />

85


1<br />

3<br />

5<br />

1 | 3 | Eidg. Turnfest 2002 im Baselbiet, im <strong>Ein</strong>satz rund <strong>100</strong> Gelenkbusse 2 | FCB-Fans in Liverpool 4 | Drögmöller, 1998 | 5 Südwärts 6 | In Holland <strong>mit</strong> A<strong>AG</strong>L<br />

86<br />

2<br />

4<br />

6


7<br />

9<br />

11<br />

7 | Ikarus, 1975 8 | Magirus Deutz, Stadtbus Rheinfelden, 1975 9 | Hochzeitsfahrt 10 | Erster Gelenkbus, 1979 11 | Car in den Siebzigerjahren 12 | Säulibus, 1990<br />

8<br />

10<br />

12<br />

87


Vom Dorf-zu-Dorfbus zum Stadtbus<br />

Das Jahr 1975 brachte <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> eine<br />

nachhaltige, in den Kanton Aargau führende<br />

Neuorientierung: Der bewährte Von Dorf-zu-<br />

Dorf- o<strong>der</strong> Überlandbus mauserte sich damals<br />

zum Innerorts- o<strong>der</strong> Stadtbus. Die Rede ist von<br />

<strong>der</strong> Eröffnung des «Stadtbusses Rhein felden»<br />

(Linie 85/86), <strong>der</strong> am 28. September zum ers -<br />

ten Mal seine 10,7 km lange Strecke abfuhr.<br />

Was das Tram für Basel bedeutet, brachte <strong>der</strong><br />

Stadt Rheinfelden <strong>–</strong> <strong>der</strong> Motropole des Frick -<br />

tals <strong>–</strong> eine verkehrsmässig engere Anbin dung<br />

<strong>der</strong> Aussenquartiere an das Zen trum. Zwei Li -<br />

nien waren entstanden; die eine bediente ab<br />

Bahnhof das westliche Augarten-Wohn quar -<br />

tier, ein zweiter Kurs erschloss die östlichen<br />

Siedlungsgebiete, insbeson<strong>der</strong>e auch die Heilund<br />

Pflegeanstalten, das Kurzentrum und die<br />

Solbadklinik.<br />

Zweifellos <strong>–</strong> die Schaffung des Stadtbusses<br />

Rhein felden hat ganz wesentlich dazu beigetragen,<br />

dass sich die Bewohner <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

zwei ten Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts weit über<br />

die Grenzen <strong>der</strong> Stadtmauer hinausgewachsenenen<br />

Stadt wirklich als Rheinfel<strong>der</strong> verstehen<br />

können, dass sie Identität gewonnen haben.<br />

Der Stadtbus trug und trägt indessen nicht nur<br />

zu einem gestärkten gesellschaftlichen und<br />

politischen Wir-Bewusstsein bei, er ist auch in<br />

wirtschaftlicher Hinsicht von einigem Ge -<br />

wicht, bringt er doch eine merkliche Be le bung<br />

<strong>der</strong> Innerstadt <strong>mit</strong> ihrem reichen <strong>Ein</strong> kaufs an -<br />

gebot.<br />

88<br />

Oben:<br />

BBR Busbetrieb<br />

Rheinfelden<br />

Unten:<br />

Törli <strong>Liestal</strong><br />

Rechts:<br />

Früher: <strong>Ein</strong>fahrt in die<br />

Altstadt Rheinfelden


Wer als Ortskundiger heute auf <strong>der</strong> Rhein -<br />

stras se nach <strong>Liestal</strong> fährt, wird beim besten<br />

Willen nicht ausmachen können, wo <strong>der</strong> Fren -<br />

kendörfer Bann aufhört und <strong>Liestal</strong> beginnt <strong>–</strong><br />

längst sind die zwei Siedlungen zu einer ge -<br />

schlossenen Agglomeration zusammenge wach -<br />

sen. Umso dringen<strong>der</strong> stellte sich darum auch<br />

in <strong>Liestal</strong> und seiner Umgebung die Frage<br />

nach <strong>der</strong> Erschliessung <strong>der</strong> verschiedenen neu<br />

entstandenen Quartiere durch ein öffent liches<br />

Verkehrs<strong>mit</strong>tel. Und so wurde nach dem Motto<br />

«Was dem einen recht ist, ist dem an<strong>der</strong>en billig»<br />

in Befolgung des Rheinfel<strong>der</strong> Rezeptes am<br />

1. April 1976 im Rah men eines kleinen Volks -<br />

fes tes <strong>der</strong> «Regio nal bus <strong>Liestal</strong>» (Linie 75/78)<br />

er öffnet; er brachte <strong>mit</strong> einer Länge von 19,9 km<br />

die verkehrsmässige Verknüpfung von Fren -<br />

ken dorf, Füllins dorf, <strong>Liestal</strong> und Lausen und<br />

zeichnete sich von allem Anfang an durch eine<br />

über Er war ten gute Frequenz aus. Und so er -<br />

füllte sich problemlos, was kurz nach <strong>der</strong> Er -<br />

öffnung des Ge meinschaftswerkes <strong>der</strong> Ge -<br />

mein den Frenken dorf, Füllinsdorf, <strong>Liestal</strong> und<br />

Lausen prophezeit wurde: «Es dürfte wohl<br />

heute schon ausser Zweifel stehen, dass dieser<br />

Regionalbus <strong>Liestal</strong> nach Ablauf <strong>der</strong> vorerst<br />

auf zwei <strong>Jahre</strong> begrenzten Probezeit nicht mehr<br />

zu vermissen sein wird.» Seit 1. Juni 1978 ist er<br />

definitiv einer <strong>der</strong> Eckpfeiler des Angebots <strong>der</strong><br />

<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong>.<br />

89


Das ungebremste Wachstum<br />

Klein und bescheiden <strong>–</strong> so etwa könnte man<br />

die Anfänge <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> umschreiben.<br />

Statistiken<br />

Zur Erinnerung: 1906 verkehrt <strong>der</strong> Omnibus<br />

<strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> zwischen <strong>Liestal</strong> und Reigolds -<br />

wil täglich viermal in beiden Richtungen <strong>–</strong> die<br />

Linie zählt 13,1 km <strong>–</strong> 3 Chauffeure und 2 Bil let -<br />

teure bewältigen die Arbeit, und in den beiden<br />

Kopfstationen stehen je eine Werkstätte und<br />

eine Wagenhalle zur Verfügung.<br />

Zur Erinnerung: 1910 wurde <strong>der</strong> <strong>Jahre</strong>sbericht<br />

erstmals gedruckt. Es geschah dies vor allem,<br />

«um die Creditschwierigkeiten zu beseitigen».<br />

Nicht nur sollte je<strong>der</strong> Aktionär bedient werden;<br />

man wollte auch «eine Anzahl in Reserve<br />

halten zur Vorweisung und Abgabe an Ge -<br />

schäftsfirmen, <strong>mit</strong> denen man in Verkehr zu<br />

treten wünschte». So bescheiden war man vor<br />

rund hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong>n!<br />

Und dann wächst und wächst das Unter neh -<br />

men. Im Jubiläumsjahr 1955 zählt sein Linien -<br />

netz 58,2 km, wozu noch eine Luft seilbahn und<br />

ein Skilift kommen <strong>–</strong> in Rei goldswil steht zu -<br />

sätzlich zur Wagenhalle ein Warteraum <strong>mit</strong><br />

Bil lettausgabe zur Ver fügung, in <strong>Liestal</strong> ein<br />

Ver waltungsgebäude <strong>mit</strong> Dienst wohnung, Wa -<br />

gen halle und Service station <strong>–</strong> <strong>der</strong> Personal -<br />

bestand zählt jetzt 17 Mitar bei te rinnen und<br />

Mitarbeiter (neben dem Ge schäfts führer eine<br />

Prokuristin, zwei Büro angestellte, ein Garage -<br />

chef, ein Bahnmeister <strong>der</strong> Luft seilbahn, zwei<br />

Au to mechaniker, fünf Wagen führer, ein Aus -<br />

hilfswagenführer, drei Billet teure und ein Au -<br />

to mechanikerlehrling) <strong>–</strong> und <strong>der</strong> Wagenpark<br />

ist auf 18 <strong>Ein</strong>heiten angewachsen, nämlich 3<br />

Personenanhängerwagen, 1 Personen-Kleinwa -<br />

gen, 2 Lastwagen, 2 Post- und 1 Skianhänger.<br />

Heute vor dem Hun<strong>der</strong>t-<strong>Jahre</strong>-Jubiläum sieht<br />

die Bilanz folgen<strong>der</strong>massen aus:<br />

90<br />

Liniennetz<br />

Gesamtlänge <strong>der</strong> Linien 111,2 km<br />

Wagenbestand<br />

2-Achsen-<strong>Autobus</strong>se 25<br />

Gelenkbusse 10<br />

Reisebusse 3<br />

Kleinbusse 5<br />

Servicewagen 1<br />

Anhänger 3<br />

Total 47<br />

Da<strong>mit</strong> stehen den Reisenden 2003 nicht weniger<br />

als 3557 Plätze (1451 Sitz- und 2105 Steh -<br />

plätze) zur Verfügung.<br />

Anzahl Mitarbeitende<br />

<strong>Unternehmen</strong>sleitung, Verwaltung 5<br />

Fahrdienst 72<br />

Werkstatt, Reinigung 5<br />

Total 82<br />

Geschäftsergebnis 2003<br />

Gesamtertrag 16 722 908<br />

Gesamtaufwand 16 621 173<br />

<strong>Jahre</strong>sgewinn 101 735<br />

Was aus <strong>der</strong> zeitlichen Distanz so selbstverständlich<br />

erfolgreich erscheint, entpuppt sich,<br />

wenn man <strong>Jahre</strong>sbericht um <strong>Jahre</strong>sbericht<br />

durch<strong>geht</strong>, als eine oft mühsame Bergundtal -<br />

fahrt. Erst ab 1960 beginnt sich eine Periode<br />

<strong>der</strong> Beruhigung und <strong>der</strong> Stabilisierung abzuzeichnen,<br />

die aber bald wie<strong>der</strong> einem ungestümen<br />

Wachstum Platz macht. Wie lässt sich<br />

diese Entwicklung erklären?


Neue Buslinien<br />

In den Sechziger- und Siebzigerjahren des letz -<br />

ten Jahrhun<strong>der</strong>ts befand sich <strong>der</strong> Kanton Ba -<br />

sel-Landschaft in einer eigentlichen Auf bruch -<br />

situation. 1950 zählte er 107 649 <strong>Ein</strong> woh ne rin -<br />

nen und <strong>Ein</strong>wohner, nur dreissig <strong>Jahre</strong> später<br />

hatte sich die Bevölkerung <strong>mit</strong> 221 266 Be woh -<br />

nern mehr als verdoppelt.<br />

Auch die drei Dörfer des Fünflibertals waren<br />

von dieser Ent wick lung nicht unberührt ge -<br />

blie ben, sie wa<br />

ren von 3429 auf 4601 <strong>Ein</strong> woh -<br />

ner angewachsen. <strong>Ein</strong>e ge waltige, die Land -<br />

schaft verän<strong>der</strong> nde Bau eu pho rie war die<br />

Folge dieser auch gesamtschweizerisch einzigartigen<br />

Ent wick lung. Das Baselbiet stand<br />

im Zeichen des Aufbruchs in eine neue <strong>Zeit</strong><br />

und sein Leit motiv hiess: Aus bau und Wachs -<br />

tums bewäl tigung. Es mussten Spitäler, Schu -<br />

len, Schnell strassen und <strong>Ein</strong> kaufs zentren ge -<br />

schaf fen werden, und es galt auch den öffentlichen<br />

Ver kehr zu för<strong>der</strong>n. Die Auto bus <strong>AG</strong><br />

<strong>Liestal</strong> stand <strong>mit</strong>ten drin in diesem Strudel<br />

neuer Anfor <strong>der</strong>ungen; folgerichtig baute sie<br />

ihr Liniennetz aus.<br />

Entwicklung Liniennetz<br />

1905, bzw. 1928:<br />

Linie 70 Reigoldswil<strong>–</strong><strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Basel 29.7 km<br />

1949<br />

Linie 71 Reigoldswil<strong>–</strong>Titterten<strong>–</strong><br />

Arboldswil<strong>–</strong>Bubendorf 11,2 km<br />

1975<br />

Linie 85/86: Stadtbus Rheinfelden 10,7 km<br />

1976<br />

Linien 75<strong>–</strong>78: Regionalbus <strong>Liestal</strong>,<br />

Lausen, Frenkendorf und<br />

Füllinsdorf 18,8 km<br />

1976<br />

Linie 84<br />

Pratteln SBB<strong>–</strong>Kaiseraugst/<br />

Liebrüti<strong>–</strong>Rheinfelden SBB 9,8 km<br />

1981<br />

Linie 83<br />

Pratteln<strong>–</strong>Augst<strong>–</strong>Arisdorf 14,9 km<br />

2001<br />

Linie 80<br />

<strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Pratteln<strong>–</strong>Basel 16,6 km<br />

Total 111,2 km<br />

Was so einfach aussieht, ist das Resultat langfristiger<br />

Planungsarbeit. Die <strong>Jahre</strong>sberichte ver -<br />

raten es: Neue Linien konnten nicht einfach<br />

hingezaubert werden. Sie waren auf wirtschaftliche<br />

Tauglichkeit und auf optimale Strecken -<br />

führung zu prüfen und erlitten darum immer<br />

wie<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

91


Beför<strong>der</strong>te Fahrgäste im Linienverkehr pro Jahr<br />

7 400 000<br />

7 300 000<br />

7 200 000<br />

7 <strong>100</strong> 000<br />

7 000 000<br />

6 900 000<br />

6 800 000<br />

6 700 000<br />

6 600 000<br />

6 500 000<br />

Wie sehr dem Liniennetz differenzierte<br />

Überlegungen zu Grunde liegen, verrät beispielsweise<br />

die 2001 eingeführte Buslinie 80<br />

Basel<strong>–</strong>Schweizerhalle<strong>–</strong>Pratteln<strong>–</strong><strong>Liestal</strong>, die so<br />

ge nann te Shoppinglinie. Wer auf einer Karte<br />

das Li nien netz <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> studiert, wird<br />

bald einmal feststellen, dass diese Linie zwischen<br />

<strong>Liestal</strong> und <strong>der</strong> Hülftenschanze sowie<br />

zwischen <strong>der</strong> Saline und Basel parallel zur altbewährten<br />

Stammlinie 70 geführt wird. Pla ne -<br />

rische Fehlleistung o<strong>der</strong> planerische Absicht <strong>–</strong><br />

92<br />

98 99 00 01 02 03 04<br />

Beför<strong>der</strong>te Fahrgäste pro Linie in Prozent<br />

im Jahr 2004<br />

83<br />

80<br />

84<br />

85/86<br />

75<strong>–</strong>78<br />

70/71<br />

das ist die Frage. Die Begründung <strong>der</strong> Auto bus<br />

<strong>AG</strong> schafft Klarheit. Die Linie 80 wurde zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> noch bescheidenen<br />

Marktausschöpfung des öffentlichen Verkehrs<br />

im unteren Ergolztal sowie zur besseren Er -<br />

schliessung <strong>der</strong> sich stark entwickelnden und<br />

verkehrsintensiven Gewerbe- und Dienst leis -<br />

tungsgebiete in Pratteln eingeführt. Dank <strong>der</strong><br />

teilweisen Parallelität <strong>der</strong> Linien 70 und 80,<br />

die beide im Halbstundentakt verkehren, re -<br />

sul tierte überdies eine markante Angebots ver -


esserung, indem nun auf den gemeinsamen<br />

Abschnitten den Passagieren ein attraktiver<br />

Viertelstundentakt angeboten werden kann.<br />

Die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> sorgt also insgesamt für ein<br />

engeres Zusammenrücken <strong>der</strong> Region. Wenn<br />

auch <strong>Liestal</strong> Sitz des <strong>Unternehmen</strong>s ist, Kan -<br />

tons grenzen vermögen ihre Verkehrszu stän -<br />

dig keit nicht zu behin<strong>der</strong>n, was u.a. auch die<br />

Linie 84 belegt, die das untere Fricktal <strong>mit</strong><br />

Pratteln und Basel verbindet.<br />

Rekordzahlen: von Fahrtkilometern<br />

und Passagierfrequenzen<br />

Zum Wachstum gehören fast selbstverständlich<br />

auch Rekordzahlen; sie betreffen zum ei nen<br />

die Fahrtkilometer, zum an<strong>der</strong>en die Passa -<br />

gierfrequenz. Wir vergleichen die An zahl <strong>der</strong><br />

ge fahrenen Kilometer: 1910 waren es 51 700 km.<br />

Im Jahr 2003 betrug die Fahr leistung für Li nien -<br />

fahrten 2 107 046 km, für Extra fahrten 145 143<br />

<strong>–</strong> eine erstaunliche Stei gerung, die nicht nur<br />

<strong>mit</strong> dem von Jahrzehnt zu Jahrzehnt erweiterten<br />

Netz <strong>der</strong> Betriebs linien zu erklären ist,<br />

son <strong>der</strong>n vor allem auch auf die Vermehrung<br />

<strong>der</strong> gefahrenen Kurse zurück zuführen ist.<br />

Waren es beispielsweise im Oktober 1906 bis<br />

30. April 1907 werktags von <strong>Liestal</strong> nach Rei -<br />

Gefahrene Kilometer pro Jahr<br />

2 300 000<br />

2 250 000<br />

2 200 000<br />

2 150 000<br />

2 <strong>100</strong> 000<br />

2 050 000<br />

2 000 000<br />

1 950 000<br />

1 900 000<br />

1 850 000<br />

1 800 000<br />

1 750 000<br />

98 99 00 01 02 03 04<br />

golds wil und umgekehrt je vier Kurse, so sind<br />

es unterdessen insgesamt 65 geworden. Wür -<br />

den wir alle seit Eröffnung im <strong>Jahre</strong> 1905 bis<br />

Ende 2003 gefahrenen Kilo meter addieren, wir<br />

kämen auf mehrere Er d um drehungen.<br />

Vom Wachstum <strong>der</strong> Werkstätten<br />

<strong>Ein</strong> Automobilunternehmen ist ohne betriebseigene<br />

Werkstätte nicht denkbar; auch braucht<br />

es Räumlichkeiten, um nachts die ru hen den<br />

Fahrzeuge unterzubringen. Vermoch ten an -<br />

fäng lich bescheidene Lokalitäten in Rei golds -<br />

wil und am Gestadeckplatz in <strong>Liestal</strong> diese Be -<br />

dürfnisse schlecht und recht abzude cken, so<br />

drohte <strong>der</strong> Betrieb bereits in den Achtziger -<br />

jahren angesichts <strong>der</strong> vervielfachten Dienst -<br />

leistungen und eines vergrösserten Per sonal -<br />

bestandes allmählich aus den Nähten zu platzen.<br />

<strong>Ein</strong>e umfassende Sanierung drängte sich<br />

auf. Sie wurde 1981 an <strong>der</strong> Industrie strasse 11<br />

in <strong>Liestal</strong> <strong>mit</strong> einer grosszügigen Anlage realisiert,<br />

die Büroräume, Werkstätten und Wagen -<br />

hallen vereinigt. Der Neubau garantierte eine<br />

ökologisch und wirtschaftlich vertretbare Ge -<br />

schäfts führung, musste aber bereits 2004 optimiert<br />

und ausgebaut werden <strong>–</strong> sowohl bezüglich<br />

<strong>der</strong> <strong>Ein</strong>stellplätze für die Fahrzeuge wie<br />

auch hinsichtlich <strong>der</strong> übrigen Infrastruktur.<br />

93


Liniennetz ab 12.12.2004<br />

Inbetriebnahme Bahn und Bus 2000<br />

70 Reigoldswil<strong>–</strong><strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Basel Aeschenplatz 29,2 km<br />

71 Reigoldswil<strong>–</strong>Titterten<strong>–</strong>Arboldswil<strong>–</strong>Bubendorf 11,2 km<br />

76 <strong>–</strong>78 Regionalbus <strong>Liestal</strong> und Umgebung 18,8 km<br />

80 <strong>Liestal</strong><strong>–</strong>Pratteln<strong>–</strong>Basel Aeschenplatz 16,6 km<br />

83 Pratteln<strong>–</strong>Augst<strong>–</strong>Arisdorf (<strong>Liestal</strong>) 14,9 km<br />

84 Rheinfelden<strong>–</strong>Kaiseraugst<strong>–</strong>Augst<strong>–</strong>Auhafen 11,3 km<br />

85/86 Stadtbus Rheinfelden 10,7 km<br />

Total 112,7 km<br />

94<br />

www.bvb-basel.ch<br />

Linie 60<br />

Biel-Benken<br />

www.blt.ch<br />

80<br />

Aeschenplatz<br />

70<br />

Basel<br />

Reigoldswil Ziefen<br />

71<br />

Breite<br />

70<br />

Kirchmatt<br />

Hoggen<br />

Titterten<br />

Friedhof<br />

Birsfelden<br />

Stausee<br />

March Titterten<br />

Sternenfeldstrasse<br />

Gemeindezentrum<br />

Linde<br />

Waldhaus<br />

autobus.ag..liestal...<br />

Linie 91<br />

Bretzwil<br />

Waldenburg<br />

www.blt.ch<br />

Luftseilbahn<br />

Reigoldswil<br />

Wasserfallen<br />

www.wasserfallenbahn.ch<br />

Reigoldswil<br />

Auhafen<br />

84<br />

Bütschen<br />

Muttenz<br />

Schweizerhalle<br />

Saline<br />

Pratteln<br />

Arboldswil<br />

Arboldswil<br />

Grüssen/<strong>Ein</strong>kaufszentr<br />

Pratteln Bahnhof<br />

Renggelts<br />

78<br />

Münc<br />

Pratteln Tram<br />

Schloss<br />

Lindli<br />

Gehrenacker<br />

Sch<br />

Mühletal<br />

Mü<br />

Industrie<br />

In<br />

Fraumatt<br />

Hofmatt<br />

Mühlegasse<br />

Ziefen Post<br />

Diegmatt<br />

M<br />

Grossta<br />

Bub<br />

w


Hardwasser<br />

um<br />

hacker<br />

Krummeneich<br />

ule Egg<br />

Gemeindehaus<br />

hlacker<br />

strasse<br />

unzach<br />

dustrie Süd<br />

nnen<br />

Steingasse<br />

endorf<br />

Längi<br />

83<br />

Frenkendorf<br />

Frenkendorf Bahnhof<br />

Zentralwäscherei<br />

Wasserturmplatz<br />

<strong>Liestal</strong><br />

Bubendorf Zentrum<br />

Unterdorf<br />

ww.waldenburgerbahn.ch<br />

Rankacker<br />

Kaiseraugst<br />

80<br />

<strong>Liestal</strong> Bahnhof<br />

71 83<br />

Bad<br />

Bubendorf<br />

76<br />

Furlen<br />

Augst<br />

Hülften<br />

Kittler<br />

Schönthal<br />

Radacker<br />

Augst<br />

Füllinsdorf<br />

76<br />

Rössliplatz<br />

78<br />

Liebrüti<br />

Kaiseraugst Bahnhof<br />

Nie<strong>der</strong>schönthal<br />

Kantonsspital<br />

Stadion<br />

Altmarkt<br />

Schwarzacker<br />

Kaserne<br />

Ronda<br />

Bettleten<br />

Furlenboden<br />

Mühlematt<br />

Fraumatt<br />

Kessel<br />

Elektra<br />

Roche<br />

Gestadeck<br />

Hallenbad<br />

Heidenloch<br />

Rainweg<br />

Altersheim<br />

Augarten<br />

Strandbad<br />

Kloos<br />

Cardinal<br />

85 85 86<br />

Im Rank<br />

Leisenberg<br />

Giebenach<br />

Äussere Arisdörferstrasse<br />

Kirchstrasse<br />

Gemeindeverwaltung<br />

Lausen Bahnhof<br />

Stutz<br />

Friedhofweg<br />

Giebenacherstrasse<br />

Obere<br />

Hofackerstrasse<br />

Windenthal<br />

Abzweigung<br />

Hersberg<br />

Hersberg<br />

Lausen<br />

84<br />

Lindenplatz<br />

Hersberg<br />

Dorf<br />

Schützen<br />

Rheinfelden<br />

Post<br />

Flossländeweg<br />

Stadtpark<br />

Rheinfelden Bahnhof<br />

Altersheim<br />

Olsbergerstrasse<br />

Schulhaus<br />

Hofacker<br />

Kreuz<br />

Weieren<br />

Arisdorf<br />

F. J. Dietschy-<br />

Weg<br />

Kurzentrum<br />

Alte Saline<br />

86<br />

Dianapark<br />

Rehaklinik<br />

Spitaltreppe<br />

Spitalhalde<br />

Kohlplatz<br />

Spitalstrasse<br />

95


«... eine Buslänge voraus.»<br />

Mit diesen Worten umschrieb die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong><br />

in ihrem Geschäftsbericht 1999 kurz und träf<br />

ihre Unternehmungsstrategie und -philosophie.<br />

Sie tat es vor dem Hintergrund des im gleichen<br />

Jahr erworbenen SQS-Zertifikats, einer Beschei -<br />

nigung, dass das <strong>Unternehmen</strong> gemäss den<br />

inter nationalen Normen für Qualität, Manage -<br />

ment, Qualitätssicherung und Umweltmanage -<br />

ment geführt wird.<br />

Eigentlich hätte ja die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> diese Auszei<br />

chnung schon 1905 verdient, erlangte sie<br />

doch damals als erstes <strong>Autobus</strong>-Dienstleis -<br />

tungs unternehmen die eidgenössische Kon zes -<br />

sion. Schon damals war sie so<strong>mit</strong> allen an de ren<br />

<strong>Unternehmen</strong> nicht nur um eine Nasen-, son<strong>der</strong>n<br />

um eine ganze Buslänge voraus. Greifen<br />

wir <strong>–</strong> gewissermassen als Illustration des ISO-<br />

Zertifikates <strong>–</strong> aus dem bunten Strauss <strong>der</strong> Be -<br />

urteilungskriterien zwei typische Merkmale <strong>der</strong><br />

<strong>Autobus</strong>-<strong>AG</strong>-Geschichte heraus:<br />

Der innovative Betrieb<br />

Schon längst haben wir uns an die 18 m langen<br />

Gelenkbusse gewöhnt, sie sind zur Normalität<br />

geworden. Doch wem ist dabei schon bewusst,<br />

dass es die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> war, die 1929 als erstes<br />

<strong>Unternehmen</strong> in <strong>der</strong> Schweiz eine Art Vorgänger<br />

des Gelenkbusses, nämlich einen Auto mo -<br />

bil-Anhängerzug, eingeführt hat? Der damals<br />

in den Fahrdienst genommene FBW-Anhängerwagen<br />

<strong>–</strong> er wartete <strong>mit</strong> 34 Sitz- und 15 Stehplätzen<br />

auf <strong>–</strong> durfte auf seiner Jungfernfahrt<br />

nicht nur den Verwaltungsrat und die Presse<br />

begrüssen, auch <strong>der</strong> Regierungsrat war anwesend.<br />

«Die Betriebssicherheit des Anhängers<br />

war durch ein Fahrgestellt <strong>mit</strong> 4 lenkbaren<br />

Rä<strong>der</strong>n, die <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> diagonal verbunden<br />

waren, ge währleistet, sodass <strong>der</strong> angehängte<br />

Wagen selbst in engen Kurven <strong>der</strong> Radspur<br />

des Vor <strong>der</strong>wagens folgte. Er war zudem <strong>mit</strong><br />

96<br />

einer selbst tätigen Vierradbremse und einer<br />

Not bremse ausgerüstet.»<br />

1989 ging als erster Linienbus ein Wagen <strong>der</strong><br />

<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>mit</strong> Vollreklame auf frohe Dienstfahrt.<br />

Er soll «unzähligen Fahrgästen viel Spass<br />

und Freude bereitet haben und hat viele<br />

Nach ahmer gefunden».<br />

Der <strong>Ein</strong>satz einer handbedienten Rollstuhlrampe<br />

gehört ebenfalls zur Erfolgsbilanz <strong>der</strong><br />

<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>. 1998 vermeldete <strong>der</strong> Geschäftsbericht<br />

stolz, die Rollstuhlrampe <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong><br />

<strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> mache Schule, mehrere Rollstuhl -<br />

fahrer/-innen und Verkehrsbetriebe hätten die<br />

auf Sicherheit, Schnelligkeit und Wirtschaft -<br />

lichkeit angelegte <strong>Ein</strong>richtung besichtigt.<br />

Heute sind praktisch alle Nie<strong>der</strong>flurbusse <strong>mit</strong><br />

einer Rollstuhlklappe ausgerüstet.<br />

Der haushälterische und<br />

ökologische Betrieb<br />

Durch all die <strong>Jahre</strong> lässt sich immer wie<strong>der</strong><br />

beobachten, wie sorgfältig und haushälterisch<br />

die Verwaltung <strong>mit</strong> dem ihr anvertrauten<br />

Kapital umgegangen ist. Als beispielsweise<br />

1907 die Rechnung sehr schlecht ausfiel, weil<br />

die Reparaturen in einer fremden Werkstatt<br />

vorgenommen werden mussten, entschloss<br />

sich <strong>der</strong> Verwaltungsrat, eine eigene Werkstätte<br />

einzurichten. Sie versetzte den Betrieb<br />

fortan in die Lage, nicht nur die eigenen Ar -<br />

beiten, son<strong>der</strong>n «soweit tunlich, auch Privat -<br />

aufträge auszuführen».<br />

Vorrang hatten natürlich immer die eigenen<br />

Wagen. So transformierte die Werkstatt, als<br />

1961 ein seit 1932 im <strong>Ein</strong>satz stehen<strong>der</strong> An -<br />

hänger als Personentransporter ausgedient hat -<br />

te, sein Chassis zu einem Lastwagen anhänger<br />

für Milchtrans porte, nur die Ka ros serie wurde<br />

verschrottet. Im Übrigen wurden Wagen, die


ausgedient hat ten, aber nicht mehr instand<br />

gestellt werden konnten, auseinan<strong>der</strong> genommen;<br />

dank Verkauf überlebten auf diese Weise<br />

einzelne ihrer Bestandteile <strong>–</strong> Rä<strong>der</strong>, Achsen<br />

usw. <strong>–</strong> als Transplantat in an<strong>der</strong>en Autos. Was<br />

heute zu den Grundtugenden eines zugleich<br />

ökologisch und ökonomisch geführten Un ter -<br />

nehmens gehört <strong>–</strong> <strong>der</strong> Recyc ling ansatz<strong>–</strong>, war<br />

also für die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> von Anfang an<br />

reine Selbstverständ lichkeit. Als erster Ver -<br />

kehrs betrieb in <strong>der</strong> Schweiz rüs te te die Auto -<br />

bus <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> 1996 einen Bus <strong>mit</strong> dem Ab gas -<br />

reinigungssystem CRT (kontinuierliche Rege -<br />

ne ration) aus. Dieses System vermin<strong>der</strong>t den<br />

Ausstoss von Russpartikeln, Koh lenmonoxid<br />

und Kohlenwasserstoffe um 90%. Weil sich das<br />

CRT-System sehr gut be währte, machte das<br />

Beispiel <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> Schule. Das<br />

Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft<br />

charakterisierte das CRT als «verheissungsvolle»<br />

Variante eines Partikelfilters; da<strong>mit</strong> das<br />

System funktioniert, braucht es praktisch<br />

schwe felfreien Diesel. So konnte die <strong>Autobus</strong><br />

<strong>AG</strong> im Jahr 2000 <strong>mit</strong> dem Hinweis auf rund 21<br />

Millionen Ökokilometer <strong>–</strong> sie waren <strong>mit</strong> Par -<br />

tikelfiltern o<strong>der</strong> Oxikat und schwefelfreiem<br />

Diesel gefahren worden <strong>–</strong> «eine schöne Bilanz<br />

im Dienste des Umweltschutzes» ziehen. Und<br />

wer es nicht schon gewusst hat, <strong>der</strong> dürfte es<br />

beim Lesen dieser Zeilen verstanden haben:<br />

Ökologisches Verhalten und Umweltschutz ist<br />

gerade für ein <strong>Autobus</strong>unternehmen alles an -<br />

<strong>der</strong>e als einfache Tagesroutine. Um über das<br />

Lippenbekenntnis hinaus zu nachhaltigen Er -<br />

gebnissen zu kommen, braucht es aber die Aus -<br />

dauer und das Fachwissen einer ganzen Crew.<br />

PS: Dass die <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> zukunftsorientiert<br />

denkt und plant, wurde auch an <strong>der</strong><br />

Generalversammlung im Mai 2004 deutlich.<br />

Da wurde nämlich eine Statutenän<strong>der</strong>ung be -<br />

schlossen, die es <strong>der</strong> Geschäftsleitung zur<br />

Siche rung des <strong>Unternehmen</strong>s im Zeichen des<br />

immer stärker werdenden Wettbewerbs ermöglichen<br />

soll, in Zukunft auch Kooperationen<br />

o<strong>der</strong> Partnerschaften <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en Betrieben im<br />

In- wie auch im nahen Ausland einzugehen.<br />

97


1<br />

3<br />

5<br />

1 | 3 | 5 Das erste Depot am Gestadeckplatz von <strong>der</strong> Gründung bis 1981 2 | Depot Busbetriebe Rheinfelden, 1998 4 | 6 | Depot Reigoldswil, 1953 und 1979<br />

98<br />

2<br />

4<br />

6


7<br />

8<br />

7 | Industriestrasse 11, nach <strong>der</strong> Erweiterung im Dezember 2004 8 | Industriestrasse 11, ab Oktober 1981 9 | Neue Mercedes Citaro-Busse 2004<br />

9<br />

99


Das Schlusswort <strong>der</strong> Jubilarin <strong>–</strong><br />

ihr Dankeschön <strong>geht</strong> an ...<br />

… die Auskunftspersonen<br />

Der Reporter: Es freut mich, dass es uns gelungen<br />

ist, rechtzeitig auf Ihr grosses Jubiläums fest<br />

Ihr <strong>Autobus</strong>-Er innerungsbuch zusammenzutragen<br />

und herauszugeben. Leicht war es ja nicht, all<br />

das, was sich in Ihrem langen Leben ereignet hat,<br />

auf wenige Sei ten zusammenzudrängen. Wir hoffen<br />

aber, dass Sie sich in diesem Lebens bericht<br />

wie<strong>der</strong>erkennen und dass es uns gelungen ist,<br />

die richtige Auswahl zu treffen.<br />

Die Jubilarin: Gewiss, Sie haben es sich nicht<br />

leicht ge macht, und ich finde es auch schön,<br />

dass Sie mich noch einmal zu Worte kommen<br />

lassen und Sie ganz entgegen den Gepflogen -<br />

heiten <strong>der</strong> Journalisten auf das letzte Wort verzichten.<br />

Ob Sie die richtige Auswahl getroffen<br />

habe, fragen Sie. Das kann ich nicht beantworten,<br />

wahrscheinlich wird es erst zu klären sein,<br />

wenn wir alle noch mehr zeitliche Dis tanz zum<br />

<strong>Autobus</strong>geschehen <strong>der</strong> letzten hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong><br />

haben werden. Aber eines halte ich Ihnen<br />

zugute: Sie haben sich glücklicherweise nicht<br />

nur <strong>mit</strong> vergilbten Archivakten herum ge -<br />

schlagen, son<strong>der</strong>n immer wie<strong>der</strong> das Ge spräch<br />

<strong>mit</strong> <strong>Zeit</strong>genossen <strong>–</strong> ehemaligen Ange stell ten<br />

o<strong>der</strong> auch Passagieren <strong>–</strong> gesucht. Es hat mich<br />

gefreut, all diesen Leuten, die ich natürlich gut<br />

Änisbrötli-Vorlage.<br />

Die Änisbrötli wurden<br />

den Chauffeuren an läss -<br />

lich des 50-jährigen<br />

Bestehens <strong>der</strong> Berglinie<br />

abgegeben.<br />

<strong>100</strong><br />

kannte, zwischen den Zeilen in dieser Schrift<br />

wie<strong>der</strong> zu begegnen. Ihnen ge bührt ein herzliches<br />

Dankeschön: Hans Brei tenstein, Reinach;<br />

Frau Susi Fehr-Stohler, Ar bolds wil; Frau<br />

Yvonne Fenn-Senn, <strong>Liestal</strong>; Fritz Epple, <strong>Liestal</strong>;<br />

Walter Frey, Reigoldswil; Marcel Guthauser,<br />

Zeiningen; Frau Ruth Meyer, Fren kendorf;<br />

Alfred Oberer, <strong>Liestal</strong>; Emil Probst, Fren ken -<br />

dorf; Max Schnei<strong>der</strong>, <strong>Liestal</strong>; Franz Stohler,<br />

Ziefen; Kurt Tanner, Reigoldswil; Willi Wenk,<br />

Hölstein.<br />

In diesen Dank sind auch einzuschliessen Otto<br />

Rebmann, Verfasser <strong>der</strong> 50-Jah re-Jubiläums -<br />

schrift und Walter Kohler, Ver fasser <strong>der</strong> 75-<br />

<strong>Jahre</strong>-Jubiläumsschrift.<br />

Ich habe die Auskunftspersonen erwähnt, die<br />

<strong>mit</strong> ihrem Wissen diese Jubiläumsschrift angereichert<br />

haben, ich meine aber, dass selbstverständlich<br />

auch all die vielen Betriebsleiter,<br />

Verwaltungsräte, Verwaltungsratspräsidenten<br />

und Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kontrollstelle, die während<br />

<strong>der</strong> vergangenen hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong> für das<br />

Gedeihen <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> gesorgt haben,<br />

eine Erwähnung verdienen. Sorgen Sie doch<br />

bitte dafür, dass dies geschieht. Danke! Mein<br />

Schlusswort? Ich freue mich auf die nächsten<br />

hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong> <strong>der</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>!


… die Behörden und<br />

die Leitung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

Verwaltungsratspräsidenten<br />

Cäsar Erb, <strong>Liestal</strong> 1905<br />

Reinhard Plattner, Reigoldswil 1905<strong>–</strong>1906<br />

W. Nägelin-Rudin, <strong>Liestal</strong> 1906<strong>–</strong>1908<br />

Albert Handschin, <strong>Liestal</strong> 1908<strong>–</strong>1921<br />

Dr. Albert Wirth, <strong>Liestal</strong> 1921<strong>–</strong>1925<br />

Gustav Schnei<strong>der</strong>, Reigoldswil 1925<strong>–</strong>1926<br />

Walter Zeller-Koller, <strong>Liestal</strong> 1926<strong>–</strong>1965<br />

Dr. Hans Eckert, Reinach 1965<strong>–</strong>1972<br />

Willy Senn-Zeller, <strong>Liestal</strong> 1973<strong>–</strong>1978<br />

Dr. Paul Rosemund, <strong>Liestal</strong> 1979<strong>–</strong>1982<br />

Karl Flubacher, Läufelfingen 1982<strong>–</strong>1983<br />

Hans Berger-Camenisch, Augst 1984<br />

Rolf Eberenz-Lienhard, Reinach 1985<strong>–</strong>1992<br />

Hans Sutter-Tschopp, Arboldswil 1993<strong>–</strong>2002<br />

Ernst Thöni-Martin, Pratteln 1999<strong>–</strong>0000<br />

Betriebsleitung<br />

A. Buser-Sauer, <strong>Liestal</strong> 1906<strong>–</strong>1912<br />

H. Strübin-Köchlin, <strong>Liestal</strong> 1912<strong>–</strong>1919<br />

Walter Zeller-Koller, <strong>Liestal</strong> 1919<strong>–</strong>1965<br />

Rösli Dehning, <strong>Liestal</strong> 1921<strong>–</strong>1966<br />

W.A. Miescher, Basel 1966<strong>–</strong>1971<br />

Willy Senn-Zeller, <strong>Liestal</strong> 1966<strong>–</strong>1973<br />

Felix Hämmerle, Pratteln 1974<strong>–</strong>1979<br />

Willy Senn-Zeller, <strong>Liestal</strong> 1979<strong>–</strong>1982<br />

Urs Haener-Gasser, Lausen 1982<strong>–</strong>2001<br />

Hansruedi Bieri-Otz, Itingen 2002<strong>–</strong>0000<br />

Verwaltungsräte<br />

Cäsar Erb, <strong>Liestal</strong> 1905<br />

L. Roth-Tüller, <strong>Liestal</strong> 1905<br />

August Holinger, <strong>Liestal</strong> 1905<br />

Th. Preiswerk, Reigoldswil 1908<strong>–</strong>1921<br />

Hermann Probst, Reigoldswil 1905<strong>–</strong>1920<br />

August Matt, Ziefen 1905<strong>–</strong>1922<br />

Adolf Brodbeck, <strong>Liestal</strong> 1905<strong>–</strong>1922<br />

A. Buser-Sauer, <strong>Liestal</strong> 1905<strong>–</strong>1913<br />

Reinhard Plattner, Reigoldswil 1905<strong>–</strong>1920<br />

W. Nägelin-Rudin, <strong>Liestal</strong> 1905<strong>–</strong>1908<br />

Albert Handschin, <strong>Liestal</strong> 1908<strong>–</strong>1921<br />

Gustav Schnei<strong>der</strong>, Reigoldswil 1909<strong>–</strong>1925<br />

Hans Strübin-Köchlin, <strong>Liestal</strong> 1912<strong>–</strong>1920<br />

Walter Zeller-Koller, <strong>Liestal</strong> 1920<strong>–</strong>1965<br />

Dr. Leo Zehntner, Reigoldswil 1920<strong>–</strong>1929<br />

Dr. Albert Wirth, <strong>Liestal</strong> 1920<strong>–</strong>1929<br />

Emil Weber-Schnei<strong>der</strong>, Reigoldswil 1921<strong>–</strong>1938<br />

Carl Spinnler, <strong>Liestal</strong> 1922<strong>–</strong>1925<br />

Emil Rudin-Tschopp, Ziefen 1924<strong>–</strong>1932<br />

J. Mosimann, Birsfelden 1925<strong>–</strong>1934<br />

Paul Brodbeck-Broggi, <strong>Liestal</strong> 1926<strong>–</strong>1932<br />

Carl Suter-Glinz, Schweizerhalle 1932<strong>–</strong>1941<br />

Karl Lüdin-Jenny, <strong>Liestal</strong> 1932<strong>–</strong>1947<br />

Jean Eschbach-Weisskopf, <strong>Liestal</strong> 1932<strong>–</strong>1959<br />

Emil Zeller-Bannier, Ruchfeld 1932<strong>–</strong>1957<br />

Max Jundt, Bubendorf 1934<strong>–</strong>1943<br />

1954<strong>–</strong>1955<br />

Jakob Schwan<strong>der</strong>, Reigoldswil 1942<strong>–</strong>1946<br />

Ernst Wahl, Bubendorf 1944<strong>–</strong>1947<br />

1947<strong>–</strong>1954<br />

Heinrich Abegg, Allschwil 1947<strong>–</strong>1962<br />

Erwin Miesch, Titterten 1952<strong>–</strong>1972<br />

Walter Straumann 1955<strong>–</strong>1962<br />

Rösli Dehning, <strong>Liestal</strong> 1958<strong>–</strong>1967<br />

Ernst Mangold, <strong>Liestal</strong> 1960<strong>–</strong>1972<br />

Willy Senn-Zeller, <strong>Liestal</strong> 1963<strong>–</strong>1981<br />

Ernst Loeliger, Binningen 1963<strong>–</strong>1972<br />

Dr. Hans Eckert, Reinach 1965<strong>–</strong>1972<br />

Paul Vogt, <strong>Liestal</strong> 1965<strong>–</strong>1972<br />

1982<strong>–</strong>1983<br />

Bruno Thommen, Bubendorf 1968<strong>–</strong>1971<br />

Hans Berger-Camenisch, Augst 1969<strong>–</strong>1972<br />

Ernst Schnei<strong>der</strong>-Sobol, Richterswil 1969<strong>–</strong>1978<br />

Dr. Hans Tanner, Reigoldswil 1969<strong>–</strong>1972<br />

Franz Tschopp-Pini, <strong>Liestal</strong> 1969<strong>–</strong>1972<br />

René Meyer-Lackner, Bubendorf 1972<br />

Dr. Ralph Cramer-Weidmann, Therwil 1973<strong>–</strong>1978<br />

101


Fritz Epple, <strong>Liestal</strong> 1979<strong>–</strong>1983<br />

Walter Kohler, Pratteln 1979<strong>–</strong>1982<br />

Dr. Paul Rosenmund, <strong>Liestal</strong> 1982<strong>–</strong>1983<br />

Grety Senn-Zeller, <strong>Liestal</strong> 1979<strong>–</strong>1982<br />

Paul Nyffeler, Seltisberg 1982<strong>–</strong>1984<br />

Markus van Baerle, Reinach 1983<br />

Fritz Buser, <strong>Liestal</strong> 1984<br />

Dr. Leo Frommer, Binningen 1984<br />

Robert A. Jeker, Bottmingen 1984<br />

Dr. M.H. Rapp, Muttenz 1984<br />

Werner Spitteler, Bennwil 1984<br />

Dr. Rudolf Andretta, Allschwil 1985<br />

Theo Huber, <strong>Liestal</strong> 1985<strong>–</strong>1992<br />

Dr. Hans Jundt, <strong>Liestal</strong> 1985<strong>–</strong>1992<br />

Kurt Frey, <strong>Liestal</strong> 1986<strong>–</strong>1989<br />

Hans Sutter, Arboldswil 1986<strong>–</strong>1992<br />

Hansruedi Bieri-Otz, Itingen 1990<strong>–</strong>1999<br />

Rolf Heitz, <strong>Liestal</strong> 1990<strong>–</strong>1999<br />

Karl Steiner, Bubendorf 1990<strong>–</strong>1999<br />

Rolf Rück, Lausen 1993<strong>–</strong>2002<br />

Gilbert Hammel, Sissach 1999<strong>–</strong>2002<br />

Ernst Thöni, Pratteln 1999<strong>–</strong>2002<br />

Thomas de Courten, Rünenberg 2000<strong>–</strong>2002<br />

Uwe Klein, Pratteln 2002<strong>–</strong>2002<br />

Dr. Dieter Völlmin, Lausen 2002<strong>–</strong>2002<br />

102<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kotrollstelle<br />

Emil Marti, <strong>Liestal</strong> 1905<strong>–</strong>1908<br />

A. Rudin, Ziefen 1905<strong>–</strong>1908<br />

Herr Ronus, Basel 1908<strong>–</strong>1910<br />

Karl Nörbel, <strong>Liestal</strong> 1908<strong>–</strong>1912<br />

L. Rth-Täller, <strong>Liestal</strong> 1910<strong>–</strong>1912<br />

Karl Lüdin, <strong>Liestal</strong> 1912<strong>–</strong>1913<br />

H.A. Ritter, <strong>Liestal</strong> 1912<strong>–</strong>1915<br />

Karl Gerster-Rosenmund, <strong>Liestal</strong> 1913<strong>–</strong>1918<br />

Karl Schulz-Rosenmund, <strong>Liestal</strong> 1915<strong>–</strong>1929<br />

Karl Gerster-Bi<strong>der</strong>, <strong>Liestal</strong> 1918<strong>–</strong>1930<br />

Walter Meyer-Plattner, Reigoldswil 1929<strong>–</strong>1958<br />

Jakob Honegger, <strong>Liestal</strong> 1931<strong>–</strong>1935<br />

Hans Wagner, <strong>Liestal</strong> 1935<strong>–</strong>1957<br />

Georg Recher-Tschopp, Ziefen 1946<strong>–</strong>1970<br />

Hans Schäfer, Seltisberg 1958<strong>–</strong>1971<br />

Ernst Plattner-Sasse, Bretzwil 1959<strong>–</strong>1967<br />

Ernst Riesen-Buser, <strong>Liestal</strong> 1968<strong>–</strong>1971<br />

Bruno Recher-Waiblinger, Ziefen 1971<strong>–</strong>1972<br />

Walter Buess-Wirz, Sissach 1972<br />

Jacques Stocker-Orthen, Sissach 1972<br />

Leo Schweizer, <strong>Liestal</strong> 1973<strong>–</strong>1975<br />

Walter Nebiker, Arlesheim 1975<strong>–</strong>1980<br />

Treuhand <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> 1976<strong>–</strong>2002<br />

Peter Tschopp, <strong>Liestal</strong> 1979<strong>–</strong>1980<br />

Peter Recher, <strong>Liestal</strong> 1979<strong>–</strong>1982


Anmerkungen<br />

Auflösung Seiten 60 und 61<br />

1 Hülften<br />

2 Bubendorf<br />

3 Reigoldswil Endstation<br />

4 Hofmatt/Ziefen<br />

5 Reigoldswil Endstation<br />

(Ausschnitt Probstdenkmal)<br />

6 Wetterfahne/Bad Bubendorf<br />

7 Wasserturmplatz/<strong>Liestal</strong><br />

8 Waldhaus<br />

9 Gutsmatte/<strong>Liestal</strong><br />

10 Bad Bubendorf<br />

Anmerkungen<br />

1. Suter Paul: Der Wasserfallenweg,<br />

ein vergessener Juraübergang,<br />

in: Basler Jahrbuch 1932, S. 99.<br />

2. Suter Paul: Der Verkehr, in:<br />

Heimatkunde Reigoldswil, <strong>Liestal</strong><br />

1987, S. 193.<br />

3. Rebmann Otto: 50 <strong>Jahre</strong><br />

<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>, <strong>Liestal</strong> 1955, S. 4.<br />

4. Rebmann, S. 6.<br />

5. Gewährsmann Max Schnei<strong>der</strong>,<br />

<strong>Liestal</strong>.<br />

6. 750 <strong>Jahre</strong> Bubendorf<br />

1239<strong>–</strong>1989. Bubendorf 1989,<br />

S. 62 f.<br />

7. Klaus Fritz: Basel-Landschaft<br />

in historischen Dokumenten,<br />

<strong>Liestal</strong> 1985. Band 3, S. 66.<br />

8. Rebmann, S. 7.<br />

9. Klaus Fritz: Basel-Landschaft<br />

in historischen Dokumenten,<br />

<strong>Liestal</strong> 1985. Band 3, S. 61f.<br />

10. Gysin-Zehntner Friedrich: 1949,<br />

Titterten erhält Anschluss<br />

an den öffentlichen Verkehr,<br />

in: Heimatkunde Titterten, <strong>Liestal</strong><br />

2002, S. 97.<br />

11. Rebmann, S. 60.<br />

12. Klaus Fritz: Basel-Landschaft in<br />

historischen Dokumenten, Band<br />

1. <strong>Liestal</strong> 1982, S. 221.<br />

13. Rudin Wilhelm: Maisprach:<br />

Damals in den <strong>Jahre</strong>n<br />

1930<strong>–</strong>1950, Muttenz 1999, S. 24f.<br />

14. 750 <strong>Jahre</strong> Bubendorf<br />

1239<strong>–</strong>1989,<br />

Bubendorf 1989, S. 40.<br />

15. Eggenschwiler Diana: in: «Auf<br />

den Spuren von unbelehrbaren<br />

Hebammen, streitsüchtigen<br />

Hausiererinnen und nachlässigen<br />

Hausfrauen ...,<br />

Quer gängerin III, Basel, S. 51.<br />

Dazu auch: Franz Stohler und<br />

Hermann Senn: Die genossenschaftlich<br />

betriebenen Buchhüsli<br />

von Ziefen, Jurablätter,<br />

August 1980, S. 117 ff.<br />

16. Meier Eugen A.: Rund um den<br />

Baselstab, Basel 1976, S. 249.<br />

17. Wun<strong>der</strong>lin Dominik:<br />

Wasserfallen-Passwang <strong>–</strong><br />

ein Reise(ver)führer, Reigoldswil<br />

1998, S. 5f.<br />

18. Salathé René: Der Passwang<br />

in <strong>der</strong> Kunst, in: Wasserfallen-<br />

Passwang <strong>–</strong> ein Reise(ver)führer,<br />

Reigoldswil 1998, S. 35ff.<br />

19. ebd. S. 39.<br />

20. Rebmann, S. 17.<br />

21. Rebmann, S. 26.<br />

22. Kohler Walter; 75 <strong>Jahre</strong><br />

<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> 1905<strong>–</strong>1890,<br />

S. 49f.<br />

23. ebd. S. 89.<br />

24. Basellandschaftliche <strong>Zeit</strong>ung<br />

vom 28.4.1973.<br />

23. ebd. 18.6.2001.<br />

24. Gewährsmann Max Schnei<strong>der</strong>,<br />

<strong>Liestal</strong>.<br />

Impressum<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Ein</strong> <strong>Unternehmen</strong> <strong>geht</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />

Bil<strong>der</strong> und Geschichten aus<br />

Vergangenheit und Gegenwart<br />

1905<strong>–</strong>2005<br />

Herausgeberin<br />

<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong> <strong>Liestal</strong><br />

Industriestrasse 11<br />

4110 <strong>Liestal</strong><br />

Text<br />

René Salathé, Dr. phil. Historiker,<br />

Reinach<br />

Fotos<br />

<strong>Autobus</strong> <strong>AG</strong>, <strong>Liestal</strong><br />

Hansruedi Bieri, Itingen<br />

Beat Eggenschwiler, Waldenburg<br />

Susi Fehr, Arboldswil<br />

Cyrill Jucker, Basel<br />

Hermann Senn, Ziefen<br />

Yvonne Fenn-Senn, <strong>Liestal</strong><br />

Emil Wahl, Bubendorf<br />

Ernst Wolleb, <strong>Liestal</strong><br />

Robert Wun<strong>der</strong>le, Möhlin<br />

Gestaltung<br />

art-verwandt, Basel<br />

Lithos<br />

McHighEnd, Allschwil<br />

Druck<br />

Lüdin Druck <strong>AG</strong>, <strong>Liestal</strong><br />

103

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