3. Auflage 2012 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...
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Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit<br />
Die Fähigkeit zum Führen von Kraftfahrzeugen ist durch die vorbeschriebenen Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Koordinationsstörungen<br />
zweifellos deutlich eingeschränkt. Sowohl unter der akuten <strong>Drogen</strong>wirkung als auch als<br />
Spätfolge sind zudem unangemessener Leichtsinn oder Selbstüberschätzung zu verzeichnen, was Unfälle<br />
mit Todesfolge nach sich gezogen hat. Der gleichzeitige Genuss von <strong>Alkohol</strong> <strong>und</strong> Designer-<strong>Drogen</strong> wirkt<br />
stark risikoverstärkend.<br />
Langzeitfolgen <strong>und</strong> Gefahren<br />
Die gewünschte Wirkung von Ecstasy geht bei häufigerem Konsum verloren, was eine gefährliche Steigerung<br />
der Dosis erforderlich macht.<br />
Klinische Forschungsergebnisse20 deuten darauf hin, dass Ecstasy keineswegs die harmlose „Glücks- <strong>und</strong><br />
Partydroge“ ist, für die sie bis vor relativ kurzer Zeit noch gehalten wurde. Bereits der Konsum von wenigen<br />
Tabletten (u. U. schon eine einzige „Wochenendration“!) kann zu irreparablen organischen Hirnschäden führen,<br />
die sich allerdings nicht sofort, sondern erst nach längerer Zeit offenbaren. Davon betroffen sind in erster<br />
Linie die Hirnregionen, die für das Lernvermögen, das Arbeits-, Kurzzeit- <strong>und</strong> das mittelfristige Gedächtnis<br />
zuständig sind. Die Droge führt zu Störungen des Glukosestoffwechsels <strong>im</strong> Gehirn, wodurch es zu einer<br />
Überproduktion des Botenstoffes Serotonin bei gleichzeitiger Degeneration der Nervenendfasern kommt, die<br />
für den anschließenden Abbau dieses Stoffes zuständig sind. Im EEG lassen sich bei Ecstasy-Konsumenten<br />
Muster nachweisen, wie sie sonst erst <strong>im</strong> hohen Alter oder bei Demenzerkrankungen auftreten.<br />
Zu den häufigsten psychiatrischen Folgeerkrankungen in Zusammenhang mit dem Ecstasy-Konsum gehören<br />
atypische (Affektverflachung, Kontakt- <strong>und</strong> Denkstörungen) <strong>und</strong> paranoide Psychosen (Verfolgungs<strong>und</strong><br />
Beziehungswahn), die nach einem gewissen Zeitraum spontan ausheilen oder auf Dauer bestehen<br />
bleiben, depressive Syndrome, Panikstörungen, Depersonalisationssyndrome <strong>und</strong> unterschiedliche Verhaltensauffälligkeiten,<br />
wie Leichtsinn <strong>und</strong> Überschätzung.<br />
Ein wichtiger Einflussfaktor bei den beschriebenen Komplikationen <strong>und</strong> Folgewirkungen ist nach heutigem<br />
Kenntnisstand die kumulative MDMA-Gesamtdosis, das heißt also die jemals konsumierte Gesamtmenge<br />
an Reinsubstanz. Die psychiatrisch erkrankten Konsumenten weisen in aller Regel zyklische Gebrauchsmuster<br />
auf. Fast ausnahmslos hatten sie eine kumulative Dosis von mindestens 40 bis 50 Tabletten Ecstasy<br />
eingenommen.<br />
Des Weiteren begünstigt eine fortwährende Tendenz zur Überdosierung die psychiatrischen Komplikationen.<br />
Es liegen Beschreibungen über Konsumenten vor, die über einen längeren Zeitraum bis zu 10 Tabletten<br />
pro Anlass einnahmen <strong>und</strong> in der Folge paranoide Psychosen bzw. depressive Syndrome entwickelten.<br />
Es ist zu befürchten, dass sich die katastrophalen Spätfolgen der momentanen „XTC-Welle“ in einigen<br />
Jahren bei den derzeitigen Konsumenten gehäuft zeigen werden.<br />
20 Rainer Thomasius, „Ecstasy - Wirkungen, Risiken, Interventionen - Ein Leitfaden für die Praxis“ herausgegeben<br />
vom Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1999