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IM Information Management und Consulting, 4/2012 - Avantum.de

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<strong>IM</strong> SCHWERPUNKT | Thema<br />

Pragmatisches<br />

IT-Projekt- <strong>und</strong> Change<br />

<strong>Management</strong><br />

Ursachen beeinflussen <strong>und</strong> Wan<strong>de</strong>l bewirken<br />

STEFANIE BöCKMANN UND DIRK BöCKMANN, AVANTUM CONSULT AG<br />

32 <strong>IM</strong> information <strong>Management</strong> <strong>und</strong> <strong>Consulting</strong> 04 | <strong>2012</strong><br />

Bildnachweis: Fotolia


Im Unternehmensalltag nehmen IT-Projekte mehr Platz<br />

ein <strong>und</strong> Projektmanagement ist häufig <strong>de</strong>r kritische<br />

Erfolgsfaktor. Erfolgreiches Projektmanagement muss<br />

fokussiert, situationsspezifisch <strong>und</strong> frühzeitig erfolgen<br />

– kurzum: pragmatisch. Für <strong>de</strong>n Projektleiter gilt es<br />

in je<strong>de</strong>r Projektphase, die richtigen Metho<strong>de</strong>n sachlich<br />

<strong>und</strong> zwischenmenschlich einzusetzen <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

mit einem geplanten Change-Prozess die Anpassung <strong>de</strong>s<br />

Organisationsverhaltens an das Zielverhalten einzuleiten.<br />

Nur so kann <strong>de</strong>r Projektleiter <strong>de</strong>n späteren Projekterfolg<br />

bewirken.<br />

1. Projektmanagement <strong>und</strong> Projekterfolg stehen<br />

in einem klaren Ursache-Wirkungs-Zusammenhang<br />

Projekte sind immer mehr zu einem festen Bestandteil<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsorganisation in Unternehmen gewor<strong>de</strong>n.<br />

Laut einer Studie [1] <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Gesellschaft für<br />

Projektmanagement wird die Projektarbeit in <strong>de</strong>utschen<br />

Unternehmen weiter an Be<strong>de</strong>utung gewinnen<br />

<strong>und</strong> sich immer mehr in <strong>de</strong>n Unternehmen unterschiedlichster<br />

Größe verankern. Projekte sind also ein<br />

probates Mittel, um organisatorischen Anpassungsbedarf<br />

in immer volatileren Umfel<strong>de</strong>rn Realität wer<strong>de</strong>n<br />

zu lassen. Dagegen zeigen zahlreiche Erfahrungen <strong>de</strong>r<br />

vergangenen Jahre, dass insbeson<strong>de</strong>re viele IT-Projekte<br />

scheitern o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Ru<strong>de</strong>r laufen. Die in<br />

vielfältigen Studien i<strong>de</strong>ntifizierten Ursachen wie zum<br />

Beispiel unklare Ziele, nicht ausreichen<strong>de</strong> Ressourcen<br />

o<strong>de</strong>r schlechte Kommunikation können im Projekt<br />

durchaus umsteuert <strong>und</strong> somit vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Die genannten globalen Meta-Ursachen helfen beim<br />

konkreten <strong>Management</strong> eines Projektes jedoch wenig.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ist pragmatisches Projektmanagement<br />

eines <strong>de</strong>r zentralen Themen, die zum Erfolg<br />

eines Projektes beitragen können. Unter Pragmatismus<br />

verstehen wir, dass die <strong>Management</strong>metho<strong>de</strong>n<br />

sehr konkret statt unfokussiert, situationsspezifisch<br />

statt allgemeingültig <strong>und</strong> frühzeitig, das heißt bevor<br />

eine Ursache für ein Problem entstehen kann, eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Doch beginnen wir am Anfang:<br />

Projekte sind klar <strong>de</strong>finiert. Ein Projekt hat <strong>de</strong>mnach:<br />

- ein ein<strong>de</strong>utiges Ziel<br />

- Begrenzungen bezüglich Zeit, Ressourcen <strong>und</strong><br />

Kosten<br />

- temporäre Strukturen (Projektstrukturen)<br />

- einen neuartigen/einmaligen Charakter<br />

KURZ UND BÜNDIG<br />

<strong>IM</strong> SCHWERPUNKT | IT-Projekte<br />

Die Schaffung <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r <strong>Information</strong>sinfrastruktur<br />

durch die Implementierung neuer<br />

Hard- o<strong>de</strong>r Softwarekomponenten, häufig gekoppelt<br />

an die Modifikation organisatorischer Praktiken, ist<br />

dabei das generelle Ziel von IT-Projekten. Wir fokussieren<br />

nachfolgend auf Softwareprojekte, weil sie häufig<br />

umfangreichere Auswirkungen auf die Prozesse<br />

<strong>und</strong> Strukturen einer Organisation haben.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis hat sich die Unterglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Software-Projekte<br />

in folgen<strong>de</strong> Phasen bewährt:<br />

- Projektinitialisierung<br />

- Analyse<br />

- Konzeption<br />

- Realisierung<br />

- Implementierung<br />

Die Abbildung 1 zeigt die Inhalte <strong>und</strong> Ergebnisse <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Phasen.<br />

Je nach Projektgröße <strong>und</strong> -inhalt fallen die einzelnen<br />

Phasen in ihrem Umfang unterschiedlich aus, sie<br />

müssen aber in je<strong>de</strong>m Fall vollständig <strong>und</strong> gründlich<br />

abgearbeitet wer<strong>de</strong>n, um ein erfolgreiches Projekt<br />

sicherzustellen. Denn die Krux liegt in folgen<strong>de</strong>r<br />

Kausalität: Oberflächlichkeiten <strong>und</strong> Unterlassungen<br />

in frühen Projektphasen verursachen Probleme in<br />

nachgelagerten Projektphasen. Eine Projektteam-Besetzung,<br />

die vom Kompetenzprofil <strong>und</strong> Sozialverhal-<br />

In Projekten wird über einen bestimmten Zeitraum eine<br />

Lösung erarbeitet <strong>und</strong> das Verhalten <strong>de</strong>r Organisation<br />

an diese neue Lösung angepasst. Da Projekte zeitlich,<br />

ressourcen- <strong>und</strong> kostentechnisch begrenzt sind, unterschei<strong>de</strong>n<br />

sie sich maßgeblich von <strong>de</strong>m klassischen<br />

<strong>Management</strong>ansatz. Da <strong>de</strong>r Inhalt klar beschrieben<br />

<strong>und</strong> für <strong>de</strong>n Bestand <strong>de</strong>r Organisation häufig von herausragen<strong>de</strong>r<br />

Be<strong>de</strong>utung ist, ist <strong>de</strong>m Projekterfolg eine<br />

herausgehobene Be<strong>de</strong>utung beizumessen. Der Beitrag<br />

beschreibt, welche Phasen ein Projekt durchläuft <strong>und</strong><br />

welche <strong>Management</strong>metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Projektleiter helfen,<br />

<strong>de</strong>n Projekterfolg zu bewirken.<br />

Stichworte: Projektmanagement, Softwareentwicklung,<br />

<strong>Management</strong>metho<strong>de</strong>n, Change <strong>Management</strong>,<br />

Teambuilding<br />

<strong>IM</strong> information <strong>Management</strong> <strong>und</strong> <strong>Consulting</strong> 04 | <strong>2012</strong><br />

33


<strong>IM</strong> SCHWERPUNKT | IT-Projekte<br />

Inhalte<br />

Ergebnisse<br />

Projektinitialisierung<br />

Zusammenstellung<br />

<strong>de</strong>s<br />

Projektteams<br />

Definition <strong>de</strong>r<br />

Erwartungshaltung<br />

Definition <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsteilung<br />

Definition <strong>de</strong>r<br />

Projektziele<br />

Erstellung <strong>de</strong>s<br />

Projektplans<br />

Einrichtung <strong>de</strong>r<br />

Projektinfrastruktur<br />

Arbeitsfähiges<br />

Projektteam<br />

Abgestimmter<br />

Projektplan<br />

Bekannte Ziele <strong>und</strong><br />

Erwartungen<br />

Analyse<br />

Analyse <strong>de</strong>r IST-<br />

Prozesse inkl.<br />

Verantwortlichkeiten<br />

Analyse <strong>de</strong>r<br />

bestehen<strong>de</strong>n<br />

Infrastruktur/ <strong>de</strong>r<br />

bestehen<strong>de</strong>n<br />

Schnittstellen<br />

Analyse <strong>de</strong>r<br />

Datenqualität aus<br />

<strong>de</strong>n Vorsystemen<br />

Aufnahme <strong>und</strong><br />

Verfeinerung <strong>de</strong>r<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

Dokumentierte <strong>und</strong><br />

im Projektteam<br />

verabschie<strong>de</strong>te<br />

IST-Situation <strong>und</strong><br />

Ziel-/Soll-Situation<br />

ten <strong>de</strong>r Aufgabenstellung nicht gewachsen ist, wird<br />

sich durch die Analyse-, vielleicht auch noch durch<br />

die Konzeptionsphase „schummeln“ können, spätestens<br />

bei <strong>de</strong>r Realisierung offenbart sich dann die<br />

Untauglichkeit <strong>de</strong>r Lösungsansätze.<br />

Die Person, die <strong>de</strong>n Erfolg ganz maßgeblich bewirken<br />

kann, ist <strong>de</strong>r Projektleiter. Er ist die zentrale Person,<br />

die ganz nah am Kern-Projektteam dran sein <strong>und</strong><br />

dann permanent evaluieren muss, ob alle Ingredienzien<br />

für <strong>de</strong>n Schritt in die nächste Phase vorliegen.<br />

Seine Maßnahmen müssen ganz konkret sein, jedoch<br />

wirken sie häufig „nur“ indirekt (durch das Kern-<br />

Team), was manche Projektleiter mit einer geringen<br />

Wertschöpfung verwechseln.<br />

Wir behaupten also: Ein guter Projektleiter ist Ursache<br />

<strong>de</strong>s Projekterfolgs. Den Auftrag an ihn kann man<br />

prägnant zusammenfassen: BE CAUSE.<br />

2. Je<strong>de</strong> Projektphase stellt spezifische Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>und</strong> erfor<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Einsatz adäquater <strong>Management</strong>metho<strong>de</strong>n<br />

Je<strong>de</strong> Projektphase hat ihre eigenen Charakteristika.<br />

Durch die spezifischen Ziele <strong>und</strong> Risiken verlangt<br />

je<strong>de</strong> Phase von <strong>de</strong>m Projektleiter ein entsprechend<br />

34 <strong>IM</strong> information <strong>Management</strong> <strong>und</strong> <strong>Consulting</strong> 04 | <strong>2012</strong><br />

Konzeption<br />

Ableitung <strong>de</strong>r<br />

inhaltlichen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen in<br />

ein technisches<br />

Umsetzungskonzept<br />

Ableitung von<br />

Umsetzungsmodulen<br />

Erstellung eines<br />

Test-, Trainings<strong>und</strong><br />

Roll-out-<br />

Konzeptes<br />

Ableitung von<br />

organisatorisch<br />

notwendigen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen<br />

Beschriebenes <strong>und</strong><br />

verabschie<strong>de</strong>tes<br />

Umsetzungskonzept<br />

Test-, Trainings<strong>und</strong><br />

Roll-out-Plan<br />

Realisierung<br />

Prototypische<br />

Umsetzung <strong>de</strong>r<br />

Module<br />

Abstimmung <strong>de</strong>r<br />

Prototypen<br />

Finalisierung <strong>und</strong><br />

Erstellung <strong>de</strong>r<br />

releasefähigen<br />

Module<br />

Integration <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Module<br />

Integrationstests<br />

Abbildung 1: Inhalte <strong>und</strong> Ergebnisse <strong>de</strong>r einzelnen Projektphasen<br />

Implementierung<br />

Durchführung von<br />

benutzerspezifischen<br />

Trainings<br />

Roll-out <strong>de</strong>s<br />

Release<br />

Begleitung <strong>de</strong>r User<br />

in <strong>de</strong>r Anwendung<br />

Verankerung von<br />

begleiten<strong>de</strong>n<br />

organisatorischen<br />

Prozessen<br />

Funktionsfähiges In <strong>de</strong>r Organisation<br />

Release, das alle verankertes <strong>und</strong><br />

Anfor<strong>de</strong>rungen angenommenes<br />

abbil<strong>de</strong>t <strong>und</strong> für <strong>de</strong>n<br />

Roll-out bereitsteht<br />

System<br />

unterschiedliches Handlungs- <strong>und</strong> Verhaltensrepertoire.<br />

Hinzu kommt, dass sich das Verhalten <strong>de</strong>s<br />

Kern-Teams auch über mehrere Phasen entwickelt<br />

<strong>und</strong> somit volatil ist. Der so genannte Team-Lebenszyklus<br />

ist somit ein wesentlicher Kontextfaktor, <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Projektleiter bei <strong>de</strong>r Planung seiner Maßnahmen<br />

berücksichtigen muss. Der Team-Lebenszyklus beinhaltet<br />

die Stadien Forming (Kennenlernen), Storming<br />

(Konfliktpotenzial), Norming (Kooperationspotenzial)<br />

<strong>und</strong> Performing (Flowpotenzial). Die Merkmale<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Stadien sind in <strong>de</strong>r Abbildung 2 dargestellt.<br />

Darüber hinaus muss <strong>de</strong>r Projektleiter die Verankerung<br />

<strong>de</strong>s neuen Systems in <strong>de</strong>r Organisation immer<br />

im Blick haben. Die Anpassung <strong>de</strong>r Organisation<br />

an <strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rten Zielzustand ist ein Prozess, <strong>de</strong>r<br />

schrittweise eingeleitet wer<strong>de</strong>n muss. Je umfassen<strong>de</strong>r<br />

die Verän<strong>de</strong>rungen sind, <strong>de</strong>sto stärker muss <strong>de</strong>r<br />

Change-<strong>Management</strong>-Prozess in das Projektmanagement<br />

mit eingeb<strong>und</strong>en sein. Die Abbildung 3 zeigt<br />

einen solchen Change-<strong>Management</strong>-Prozess.<br />

Somit erfor<strong>de</strong>rt je<strong>de</strong> Phase im Projekt unterschiedliches<br />

Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>s Projektleiters. Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

die einzelnen Phasen bezüglich <strong>de</strong>r Risiken, <strong>de</strong>r<br />

Phasen <strong>de</strong>s Team-Lebenszyklus <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Handlungs-


optionen/Metho<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Change-Prozess näher<br />

betrachtet.<br />

2.1 Projektinitialisierung<br />

Das Ziel dieser Phase ist es, die angestrebten Projektergebnisse<br />

zu spezifizieren (inhaltlich, terminlich,<br />

zulässiger Aufwand), die Projektorganisation <strong>und</strong> die<br />

Verfügbarkeit von Ressourcen verbindlich zu vereinbaren<br />

<strong>und</strong> die rechtzeitige Verfügbarkeit <strong>de</strong>r Projektinfrastruktur<br />

zu vereinbaren. Am En<strong>de</strong> dieser<br />

Phase muss das Projektteam arbeitsfähig sein <strong>und</strong><br />

die Projektziele <strong>und</strong> die Erwartungshaltung <strong>de</strong>s<br />

K<strong>und</strong>en kennen.<br />

Ist <strong>de</strong>r Change-Aspekt umfangreich, muss in <strong>de</strong>r<br />

Projektinitialisierung ebenfalls <strong>de</strong>r Change-<strong>Management</strong>-Prozess<br />

„aufgegleist“ wer<strong>de</strong>n. Das<br />

heißt, die Initialisierung startet <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Wandlungsbedarf<br />

<strong>und</strong> die Wandlungsträger in <strong>de</strong>r „neuen“<br />

Organisation müssen mit <strong>de</strong>m Kern-Team <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Auftraggeber spezifiziert wer<strong>de</strong>n. Als komplexe Pro-<br />

Situationsbeschreibung<br />

I<br />

Forming<br />

„Kennenlernen“<br />

Offenheit, Zurückhaltung,<br />

Neugier <strong>de</strong>r Kern-Team-<br />

Mitglie<strong>de</strong>r<br />

Missverständnisse zwischen <strong>de</strong>n<br />

Teammitglie<strong>de</strong>rn<br />

Vorsichtiges gegenseitiges<br />

Abchecken im Team<br />

Unsicherheit einzelner<br />

Teammitglie<strong>de</strong>r<br />

Kleines bisschen Stress beim<br />

Projektleiter<br />

II<br />

Storming<br />

„Konfliktpotenzial“<br />

Je<strong>de</strong>r positioniert sich<br />

(Rolle, Reich …)<br />

Schwächen wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Teammitglie<strong>de</strong>rn gesucht<br />

Teammitglie<strong>de</strong>r sind auf <strong>de</strong>r Suche<br />

nach Führung<br />

Machtspiele <strong>und</strong><br />

Absicherungsmentalität einzelner<br />

Teammitglie<strong>de</strong>r<br />

Ego geht vor Team<br />

Metho<strong>de</strong>n- o<strong>de</strong>r Tooldiskussion<br />

Hilflosigkeit, Druck bei Projektleitung<br />

jekte gelten die Projekte, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Zielzustand<br />

variabel ist, <strong>de</strong>r Umsetzungsprozess gestört wird <strong>und</strong><br />

Rückschläge erlei<strong>de</strong>t (Punkt 3 in Abbildung 4). Punkt<br />

1 <strong>und</strong> 2 bil<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Abbildung 4 einfache beziehungsweise<br />

anspruchsvollere Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />

ab, die ein <strong>de</strong>finiertes Ziel haben <strong>und</strong> sich lediglich<br />

im Umsetzungsverlauf etwas unterschei<strong>de</strong>n (geradlinig<br />

im Vergleich zu unstetig). Projekte, die <strong>de</strong>m 4.<br />

Fall in Abbildung 4 entsprechen, wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel<br />

nicht zu En<strong>de</strong> geführt. Sie haben unklare, mehr<strong>de</strong>utige<br />

<strong>und</strong> variable Ziele – <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsprozess ist<br />

unmöglich.<br />

<strong>IM</strong> SCHWERPUNKT | IT-Projekte<br />

Die typischen Risiken in dieser Phase sind, dass die<br />

Erwartungshaltung <strong>de</strong>s Auftraggebers sich nicht mit<br />

<strong>de</strong>m Ziel- <strong>und</strong> Prozessverständnis <strong>de</strong>s Projektteams<br />

<strong>de</strong>ckt <strong>und</strong> dass die Ziele nicht messbar bezüglich Zeit,<br />

Kosten <strong>und</strong> Inhalt sind. Darüber hinaus sind als Risiken<br />

die unvollständige Aufgabenplanung sowie die<br />

unrealistische Zeitplanung zu nennen.<br />

Da das Projektteam sich während <strong>de</strong>r Projektinitialisierung<br />

in <strong>de</strong>r Forming-Phase befin<strong>de</strong>t – sich also sel-<br />

Ein guter Projektleiter ist Ursache <strong>de</strong>s Pro-<br />

jekterfolgs. Den Auftrag an ihn kann man<br />

prägnant zusammenfassen: BE CAUSE.<br />

ber erst fin<strong>de</strong>t –, kann es in dieser Phase ebenfalls dazu<br />

kommen, dass das Projektteam keine arbeitstaugliche<br />

Beziehungsebene fin<strong>de</strong>t.<br />

III<br />

Norming<br />

„Kooperationspotenzial“<br />

Projektfortschritt erkennbar<br />

Diskussion über die Sache<br />

(Ziel<strong>de</strong>finition) im Team<br />

Claims wer<strong>de</strong>n abgesteckt von<br />

<strong>de</strong>n Teammitglie<strong>de</strong>rn<br />

Kommunikation innerhalb <strong>de</strong>s<br />

Teams funktioniert<br />

Projektleiter fühlt sich etwas<br />

besser<br />

Projektleiter kann<br />

Steuerungsfunktion wahrnehmen<br />

Abbildung 2: Der Team-Lebenszyklus im Überblick<br />

IV<br />

Performing<br />

„Flowpotenzial“<br />

Team geht vor Ego,<br />

„ganzheitliches Denken“<br />

Gefahren wer<strong>de</strong>n antizipiert<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl,<br />

„hohe Kohäsion“<br />

Volle Konzentration auf<br />

Projektziele<br />

Große Projektfortschritte<br />

Gegenseitige Wertschätzung<br />

Projektleiter muss auf<br />

Bo<strong>de</strong>nhaftung achten<br />

Um <strong>de</strong>n genannten Risiken entgegenzuwirken, gibt es<br />

für <strong>de</strong>n Projektleiter verschie<strong>de</strong>ne Metho<strong>de</strong>n/Werkzeuge,<br />

die er verwen<strong>de</strong>n kann. Diese glie<strong>de</strong>rn wir in<br />

logische <strong>und</strong> psychologische Metho<strong>de</strong>n.<br />

Logisch:<br />

Für das Abgleichen <strong>de</strong>r Erwartungshaltung von Projektteam<br />

<strong>und</strong> Auftraggeber <strong>und</strong> zur genauen Ziel<strong>de</strong>finition<br />

ist die Durchführung eines Projekt-Kick-offs<br />

zu empfehlen. Dieser Workshop wird zusammen mit<br />

<strong>de</strong>m Auftraggeber vorbereitet <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>m gesamten<br />

Projektteam durchgeführt. Darüber hinaus hat sich<br />

<strong>IM</strong> <strong>Information</strong> <strong>Management</strong> <strong>und</strong> <strong>Consulting</strong> 04 | <strong>2012</strong> 35


<strong>IM</strong> SCHWERPUNKT | IT-Projekte<br />

die Erstellung eines Projekthandbuchs bewährt, in<br />

<strong>de</strong>m Ziele, Erwartungen, Projektorganisation, Projektinfrastruktur,<br />

Kommunikationsregeln <strong>und</strong> Weiteres<br />

festgehalten wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> für alle Teammitglie<strong>de</strong>r<br />

nachlesbar sind. Um eine unrealistische Zeitplanung<br />

<strong>und</strong> unvollständige Aufgabenplanung zu vermei<strong>de</strong>n,<br />

muss ein Projektplan erstellt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m<br />

Somit erfor<strong>de</strong>rt je<strong>de</strong> Phase im Projekt unter-<br />

schiedliches Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>s Projektleiters.<br />

Team <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Auftraggeber abgestimmt <strong>und</strong> verabschie<strong>de</strong>t<br />

wird. Hierbei ist es wichtig, dass im Zweifel<br />

<strong>de</strong>r Umfang bei nicht haltbaren Endterminen in<br />

Abstimmung mit <strong>de</strong>m Auftraggeber reduziert wird.<br />

Psychologisch:<br />

Der Projektleiter muss in <strong>de</strong>r Projektinitialisierung<br />

<strong>de</strong>m Projektteam Orientierung geben. Er muss die<br />

Aufgabenbereiche genau strukturieren <strong>und</strong> immer<br />

alle Teammitglie<strong>de</strong>r gleichwertig <strong>und</strong> umfassend<br />

informieren. Auch die Schaffung eines Kommunikationsraumes<br />

ist in dieser Phase beson<strong>de</strong>rs wichtig.<br />

Um das Forming <strong>de</strong>s Teams zu erleichtern, können<br />

teambil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Events durch <strong>de</strong>n Projektleiter angeregt<br />

<strong>und</strong> organisiert wer<strong>de</strong>n, damit sich das Projektteam<br />

besser kennenlernt.<br />

36 <strong>IM</strong> information <strong>Management</strong> <strong>und</strong> <strong>Consulting</strong> 04 | <strong>2012</strong><br />

2.2 Analyse<br />

Abbildung 3: Der Change-<strong>Management</strong>-Prozess im Überblick<br />

Das Ziel <strong>de</strong>r Analysephase ist das Verstehen <strong>de</strong>r<br />

zugr<strong>und</strong>e liegen<strong>de</strong>n Prozesse (IST-Situation) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an das zukünftige Softwaresystem.<br />

Hierbei muss in <strong>de</strong>r Analyse darauf geachtet wer<strong>de</strong>n,<br />

ob es sich um beispielsweise eine Einführung einer<br />

(adaptierten) Standardsoftware o<strong>de</strong>r um die<br />

Implementierung einer Individualsoftware<br />

han<strong>de</strong>lt. Wie Abbildung 5 zeigt, muss <strong>de</strong>r<br />

User bei Implementierung einer Standardsoftware<br />

das System erlernen <strong>und</strong> sich daran orientieren<br />

beziehungsweise sich stark an dieses<br />

System anpassen – die Analysephase ist weniger<br />

aufwändig, dafür muss <strong>de</strong>r Fokus auf das Change<br />

<strong>Management</strong> verstärkt wer<strong>de</strong>n. Han<strong>de</strong>lt es sich bei<br />

<strong>de</strong>r Implementierung um eine Individualsoftware,<br />

muss <strong>de</strong>r Entwickler <strong>de</strong>n User verstehen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

Userprozess in <strong>de</strong>m System abbil<strong>de</strong>n – die Analyse<br />

muss wesentlich intensiver <strong>und</strong> aufwändiger gestaltet<br />

wer<strong>de</strong>n, das Change <strong>Management</strong> wird in <strong>de</strong>r Regel<br />

einfacher gestaltet sein.<br />

Die Gefahr bei <strong>de</strong>r Analyse ist, dass die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

in Breite <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r Tiefe unvollständig aufgenommen<br />

<strong>und</strong> die Bedarfe falsch interpretiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Team befin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r Analysephase in <strong>de</strong>r<br />

Regel immer noch im Forming-Stadium mit Ten<strong>de</strong>nz<br />

zu <strong>de</strong>r Storming-Phase, in <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>s Teammitglied seinen<br />

Platz im Team sucht.


Der Projektleiter hat hier folgen<strong>de</strong> Handlungsfel<strong>de</strong>r:<br />

Logisch:<br />

In dieser Phase ist es wichtig, ein Prozessmo<strong>de</strong>ll beziehungsweise<br />

eine Ablaufbeschreibung zu erstellen <strong>und</strong><br />

diese mit <strong>de</strong>m Auftraggeber <strong>und</strong> <strong>de</strong>n jeweiligen Projektbeteiligten<br />

abzustimmen. Somit können Missverständnisse<br />

<strong>und</strong> Lücken i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Erstellung einer Anfor<strong>de</strong>rungsliste mit genauen Spezifikationen<br />

<strong>und</strong> Mock-ups (kleiner Beispielbildschirm<br />

<strong>de</strong>r Software) stellen sicher, dass die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

genau verstan<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n sind. In Abbildung 6 ist ein<br />

Beispiel eines Mock-ups dargestellt.<br />

Eine Priorisierung <strong>de</strong>r durchnummerierten Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

stellt sicher, dass die Bearbeitung in <strong>de</strong>r richtigen<br />

Reihenfolge geplant wird. Das Lastenheft führt<br />

diese <strong>Information</strong>en zusammen <strong>und</strong> wird durch <strong>de</strong>n<br />

Auftraggeber freigegeben.<br />

Psychologisch:<br />

Da sich das Team häufig noch in <strong>de</strong>r Forming-Phase<br />

befin<strong>de</strong>t, ist es Aufgabe <strong>de</strong>s Projektleiters, hier weiterhin<br />

Orientierung zu bieten <strong>und</strong> eine offene Kommunikation<br />

innerhalb <strong>de</strong>s Projektteams sicherzustellen.<br />

Je mehr sich das Team Richtung Storming entwickelt<br />

<strong>und</strong> somit je<strong>de</strong>r Einzelne seine Position innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Teams sucht, <strong>de</strong>sto mehr muss <strong>de</strong>r Projektleiter<br />

die Positionierung lenken, Bereiche klar abgrenzen<br />

(Entscheidungen treffen <strong>und</strong> Position beziehen), das<br />

Team auf das gemeinsame Ziel hinführen, schlichten<br />

<strong>und</strong> Herr im Ring sein. Dabei sind Einzelgespräche<br />

wichtig, um bei je<strong>de</strong>m die Einsicht zu för<strong>de</strong>rn, dass<br />

sich alle Projektteam-Mitglie<strong>de</strong>r aus ihrer Sicht rational<br />

verhalten <strong>und</strong> auch <strong>de</strong>n Projekterfolg wollen – die<br />

Kern-Team-Mitglie<strong>de</strong>r beurteilen <strong>de</strong>n gleichen Sachverhalt<br />

häufig nur unterschiedlich.<br />

2.3 Konzeption<br />

Han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>r Implementierung um<br />

eine Individualsoftware, muss <strong>de</strong>r Entwick-<br />

ler <strong>de</strong>n User verstehen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Userprozess<br />

in <strong>de</strong>m System abbil<strong>de</strong>n.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Ausgangs<br />

-situation<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

Verlauf <strong>und</strong><br />

Verän<strong>de</strong>rung<br />

<strong>IM</strong> SCHWERPUNKT | IT-Projekte<br />

Zielzustand<br />

Ziel <strong>de</strong>r Konzeptionsphase ist die Erstellung <strong>und</strong> Verabschiedung<br />

eines Lösungsgesamtkonzepts auf Basis<br />

<strong>de</strong>r vorher durchgeführten Analyse. Dieses Konzept<br />

beinhaltet die Unterglie<strong>de</strong>rung in einzelne Lösungsbausteine,<br />

die dann <strong>de</strong>n Fahrplan für die Umsetzung<br />

vorgeben, sowie die Test-, Trainings- <strong>und</strong> Roll-out-<br />

Planung. Parallel muss <strong>de</strong>r Change-<strong>Management</strong>-Prozess<br />

konzipiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Hierbei wer<strong>de</strong>n die Wandlungsziele festgelegt<br />

<strong>und</strong> entsprechen<strong>de</strong> Maßnah men<br />

abgeleitet, die wie<strong>de</strong>rum im Lö sungsgesamtkonzept<br />

entsprechend Berücksichtigung<br />

fin<strong>de</strong>n.<br />

Typische Risiken sind, dass die Ausbaufähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Systems nicht gewährleistet<br />

ist, die einzelnen Lösungsbausteine<br />

nicht integriert sind o<strong>de</strong>r sich Projektbeteiligte<br />

im späteren Projektverlauf<br />

von <strong>de</strong>r Lösung distanzieren, weil sie das Konzept<br />

nicht verstehen/akzeptieren. Das Projektteam befin<strong>de</strong>t<br />

sich häufig in <strong>de</strong>n Endzügen <strong>de</strong>r Forming- mit<br />

starker Distanz zur Storming-Phase.<br />

Für <strong>de</strong>n Projektleiter ergeben sich während <strong>de</strong>r Konzeption<br />

folgen<strong>de</strong> Handlungsfel<strong>de</strong>r:<br />

Logisch:<br />

Das Konzept wird dokumentiert. Hierbei kommen<br />

ähnlich wie in <strong>de</strong>r Analysephase bereits Mockups<br />

o<strong>de</strong>r Beispielrechnungen zum Einsatz. Darüber<br />

hinaus kann die Beschreibung von Use Cases allen<br />

<strong>IM</strong> information <strong>Management</strong> <strong>und</strong> <strong>Consulting</strong> 04 | <strong>2012</strong> 37<br />

Z<br />

Z<br />

Z<br />

Z?<br />

Abbildung 4: Verschie<strong>de</strong>ne Arten von Verän<strong>de</strong>rungsprozessen


<strong>IM</strong> SCHWERPUNKT | IT-Projekte<br />

Beteiligten helfen, das gleiche<br />

Verständnis aufzubauen.<br />

Ergänzt wer<strong>de</strong>n kann dies<br />

durch einen ersten technischen<br />

Prototyp. Um sicherzustellen,<br />

dass alle Projektbeteiligten<br />

zu <strong>de</strong>r konzipierten<br />

Lösung stehen, wird diese<br />

mit <strong>de</strong>m Auftraggeber <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n relevanten Projektbeteiligten<br />

abgestimmt <strong>und</strong><br />

durch diese freigegeben.<br />

Im Anschluss an diese Phase<br />

sollte <strong>de</strong>r Projektleiter nochmals<br />

<strong>de</strong>n Projektplan „reviewen“<br />

<strong>und</strong> gegebenenfalls be-<br />

züglich <strong>de</strong>r Detaillierung sowie <strong>de</strong>r Meilensteine <strong>und</strong><br />

Termine anpassen. Der Plan ist dann anschließend<br />

ebenfalls mit <strong>de</strong>m Auftraggeber abzustimmen.<br />

Psychologisch:<br />

Der Projektleiter muss Effekte einer möglichen Storming-Phase<br />

nun verstärkt abfangen, in<strong>de</strong>m er noch<br />

mehr von <strong>de</strong>r Ergebnisorientierung zur Mitarbeiterorientierung<br />

wechselt <strong>und</strong> mit Einzelgesprächen <strong>und</strong><br />

partizipativen Metho<strong>de</strong>n die Kohärenz <strong>de</strong>s Teams för<strong>de</strong>rt.<br />

2.4 Realisierung<br />

Der User muss<br />

das System<br />

erlernen<br />

Ziel <strong>de</strong>r Realisierung ist die Fertigstellung <strong>de</strong>s Gesamtsystems,<br />

damit es „live“ gehen, das heißt in die<br />

Organisation implementiert wer<strong>de</strong>n kann. Es hat sich<br />

bewährt, die Umsetzung in kleineren Modulen, für<br />

die jeweils alle Soll-Funktionen klar spezifiziert wur<strong>de</strong>n,<br />

zu realisieren. Wichtig ist, dass die Module zu<br />

einer Gesamtlösung integriert wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Change-<strong>Management</strong>-Prozess wird in dieser<br />

Phase mobilisiert, das heißt, das Wandlungskonzept<br />

wird kommuniziert <strong>und</strong> die Wandlungsbereitschaft<br />

<strong>und</strong> -fähigkeit in <strong>de</strong>r Organisation wer<strong>de</strong>n geschaffen.<br />

Darüber hinaus gilt es dann, die einzelnen Aktionen<br />

aus <strong>de</strong>m Wandlungskonzept zu priorisieren <strong>und</strong><br />

umzusetzen.<br />

Diese Phase birgt eine Menge Risiken. Unter an<strong>de</strong>rem<br />

besteht die Gefahr, dass die Realisierung <strong>de</strong>r Detailfunktionen<br />

nicht komplett durchdacht ist beziehungsweise<br />

die Detailfunktionen nicht die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

ab<strong>de</strong>cken. Darüber hinaus besteht immer das Risiko,<br />

38 <strong>IM</strong> information <strong>Management</strong> <strong>und</strong> <strong>Consulting</strong> 04 | <strong>2012</strong><br />

Standardsoftware<br />

Individualsoftware<br />

Abbildung 5: Standardsoftware <strong>und</strong> Individualsoftware<br />

Der Entwickler<br />

muss <strong>de</strong>n User<br />

erlernen <strong>und</strong><br />

abbil<strong>de</strong>n<br />

dass Fehler o<strong>de</strong>r Umsetzungslücken nicht frühzeitig<br />

erkannt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r die Module nicht vollständig<br />

integriert sind.<br />

Das Team geht während <strong>de</strong>r Realisierung in die Norming-Phase<br />

über, das heißt, dass die Rollen <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Projektteam-Mitglie<strong>de</strong>r gef<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Fokus auf <strong>de</strong>r Sache liegt. Zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Realisierung<br />

folgt dann die Performing-Phase, in <strong>de</strong>r das Team<br />

über <strong>de</strong>m einzelnen Teammitglied steht <strong>und</strong> ein sehr<br />

großes Gemeinschaftsgefühl entsteht. Es kann im<br />

Laufe <strong>de</strong>r Phase <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Projektes aber durchaus sein,<br />

dass das Team durch verschie<strong>de</strong>nste Einflüsse wie<strong>de</strong>r<br />

in vorherige Stadien <strong>de</strong>s Team-Lebenszyklus gelangt.<br />

Für <strong>de</strong>n Projektleiter heißt das bezüglich <strong>de</strong>r Projektsteuerung<br />

Folgen<strong>de</strong>s:<br />

Logisch:<br />

Zur Sicherstellung <strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utigen Spezifikation <strong>de</strong>r<br />

Detailanfor<strong>de</strong>rungen helfen die in <strong>de</strong>r Konzeption<br />

erstellten Use Cases, die <strong>de</strong>m Projektleiter o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Usern eine frühe Kontrolle ermöglichen. Aber auch<br />

Beispielrechnungen helfen, um die Realisierung <strong>de</strong>r<br />

Detailfunktionalitäten zu durch<strong>de</strong>nken o<strong>de</strong>r um<br />

sicherzustellen, dass die Module vollständig integriert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Fehler <strong>und</strong> Umsetzungslücken wer<strong>de</strong>n im Wesentlichen<br />

über Prototypen abgefangen. Damit können<br />

Diskussionen effizient <strong>und</strong> am „leben<strong>de</strong>n Objekt“<br />

geführt wer<strong>de</strong>n. Darüber hinaus helfen Testfälle <strong>und</strong><br />

entsprechen<strong>de</strong> Protokolle, Fehler schnell zu kategorisieren<br />

<strong>und</strong> zu beheben. Eine stringente Umsetzung<br />

wird ebenfalls über die Steuerung mit Wochenzielen<br />

bewirkt. Diese wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Projektplan jeweils


ollierend für die nächsten 3 Wochen abgeleitet. Je<strong>de</strong>s<br />

Wochenziel sollte einer Person zugeordnet sein <strong>und</strong><br />

innerhalb dieser Woche zu 100 % zu schaffen sein.<br />

Sobald sich die Wochenziele aufzustauen beginnen<br />

(also nicht zu 100 % erledigt wer<strong>de</strong>n), hat <strong>de</strong>r Projektleiter<br />

ein qualifiziertes Feedback, das er für die<br />

weitere Steuerung nutzen kann.<br />

Psychologisch:<br />

Das Stadium <strong>de</strong>s Norming be<strong>de</strong>utet für <strong>de</strong>n<br />

Projektleiter, dass er sich nun von <strong>de</strong>r Mitarbeiterorientierung<br />

wie<strong>de</strong>r verstärkt in Richtung<br />

Ergebnis-/Sachorientierung bewegt.<br />

Das be<strong>de</strong>utet, dass <strong>de</strong>r Projektleiter Aufgaben<br />

<strong>de</strong>legiert <strong>und</strong> die Zielerreichung monitort<br />

sowie darüber hinaus <strong>de</strong>n einzelnen Mitarbeitern<br />

durch interne Kommunikation <strong>de</strong>n Blick<br />

über ihr eigenes Aufgabenfeld hinweg ermöglicht.<br />

Aufgabe ist – auch trotz <strong>de</strong>r starken Ergebnisorientierung<br />

– das Teambuilding in dieser Phase.<br />

2.5 Implementierung<br />

Die Implementierung dient dazu, die Lösung in <strong>de</strong>r<br />

Organisation zu verankern <strong>und</strong> in die operativen Prozesse<br />

zu integrieren.<br />

Dabei spielt das Change <strong>Management</strong> nun eine große<br />

Rolle, das in dieser Phase die Wandlungsergebnisse in<br />

<strong>de</strong>r Organisation verankert <strong>und</strong> die Wandlungsbereitschaft<br />

<strong>und</strong> -fähigkeit absichern muss.<br />

Die Gefahr bei <strong>de</strong>r Implementierung liegt im Wesentlichen<br />

darin, dass die User das System als zu kompli-<br />

<strong>IM</strong> SCHWERPUNKT | IT-Projekte<br />

ziert empfin<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die Abhängigkeiten <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Module nicht nachvollziehen können. Ebenfalls<br />

besteht die Gefahr <strong>de</strong>r Kopfmonopole im Betrieb <strong>de</strong>s<br />

Systems, die <strong>de</strong>r Organisation Flexibilität nehmen.<br />

Darüber hinaus muss <strong>de</strong>r Projektleiter einem unkoordinierten<br />

beziehungsweise chaotischen Roll-out entgegenwirken.<br />

Wir empfehlen je<strong>de</strong>m Projektleiter, auch sel-<br />

ber Tests durchzuführen, sich also an das Sys-<br />

tem zu setzen <strong>und</strong> „in die Tasten zu hauen“.<br />

Abbildung 6: Beispiel eines Mock-ups<br />

Das Projektteam ist in dieser Phase i<strong>de</strong>alerweise allerdings<br />

schon früher im Stadium <strong>de</strong>s Performing, in<br />

<strong>de</strong>m das Team vereint auf das Ziel hinarbeitet <strong>und</strong><br />

große Projektfortschritte macht.<br />

Der Projektleiter hat in dieser Projektphase folgen<strong>de</strong><br />

Metho<strong>de</strong>n:<br />

Logisch:<br />

Die User <strong>und</strong> Administratoren müssen in <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Modulen geschult wer<strong>de</strong>n. Dabei ist es wichtig,<br />

eine zielgruppenspezifische Schulung durchzuführen,<br />

um unterschiedliche Schulungsschwerpunkte<br />

setzen zu können. Zusätzlich sollte eine ausführliche<br />

Dokumentation in Form eines Userhandbuchs, einer<br />

technischen Dokumentation <strong>und</strong> eines Betriebshandbuchs<br />

erstellt wer<strong>de</strong>n. Darüber hinaus kann eine<br />

<strong>IM</strong> information <strong>Management</strong> <strong>und</strong> <strong>Consulting</strong> 04 | <strong>2012</strong><br />

39


<strong>IM</strong> SCHWERPUNKT | IT-Projekte<br />

Nachbetreuung mit <strong>de</strong>m Auftraggeber vereinbart<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Neben <strong>de</strong>r Schulung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Dokumentation muss<br />

ein Roll-out-Plan erstellt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n koordinierten<br />

<strong>und</strong> für alle Beteiligten nachvollziehbaren Rollout<br />

sicherstellt.<br />

Psychologisch:<br />

Der Projektleiter muss in <strong>de</strong>r Phase, in <strong>de</strong>r das Projektteam<br />

performt, auf die Zeit <strong>und</strong> das Budget achten<br />

sowie Mitarbeiter spezifisch för<strong>de</strong>rn.<br />

3. Fazit<br />

Durch die prozessuale Betrachtung, die phasenorientiert<br />

bestimmte Metho<strong>de</strong>n empfiehlt, wird <strong>de</strong>utlich,<br />

was wir mit spezifisch <strong>und</strong> frühzeitig meinen.<br />

Abschließend wollen wir noch einige Beispiele für<br />

sehr konkretes Verhalten <strong>de</strong>s Projektleiters aufführen.<br />

Für die IT-Projekte ist es sehr wichtig, dass <strong>de</strong>r<br />

Projektleiter nahe an <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>und</strong> nahe an<br />

<strong>de</strong>m Projektteam ist <strong>und</strong> es eng begleitet. Konkretes<br />

Verhalten eines Projektleiters meint in diesem<br />

Zusammenhang, dass <strong>de</strong>r Projektleiter zusammen<br />

mit <strong>de</strong>m Team Open Issues regelmäßig in wöchentlichen<br />

„Jours fixes“ bespricht – hier hat sich als Basis<br />

eine Open-Issue-Liste bewährt. Eine solche Liste gibt<br />

nicht nur <strong>de</strong>m Projektleiter die notwendige Sicherheit,<br />

dass nichts vergessen wird. Durch das konkrete<br />

Abstimmen erhalten die Teammitglie<strong>de</strong>r auch nach<br />

<strong>und</strong> nach Einblick in die Aufgaben <strong>und</strong> Pflichten <strong>de</strong>s<br />

Projektleiters <strong>und</strong> Verständnis dafür.<br />

Ein weiteres Beispiel ist das Testen. Wir empfehlen<br />

je<strong>de</strong>m Projektleiter, auch selber Tests durchzuführen,<br />

sich also an das System zu setzen <strong>und</strong> „in die Tasten zu<br />

hauen“. Anschließend wer<strong>de</strong>n gemeinsam die Rückmeldungen<br />

<strong>de</strong>r Tests durchgegangen, priorisiert <strong>und</strong><br />

nachgestellt/nachvollzogen. Die Projektteam-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

merken, dass <strong>de</strong>r Projektleiter operatives<br />

Einschätzungsvermögen hat, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Projektleiter<br />

gewinnt eine realistische Einschätzung <strong>de</strong>s aktuellen<br />

Zielerreichungsstan<strong>de</strong>s.<br />

Zusammenfassend kann gesagt wer<strong>de</strong>n:<br />

Die Projektleitung <strong>und</strong> die Metho<strong>de</strong>n müssen an die<br />

Größe <strong>und</strong> Komplexität <strong>de</strong>s Projektes angepasst sein.<br />

Darüber hinaus muss <strong>de</strong>r Projektleiter in je<strong>de</strong>r Phase<br />

seine <strong>Management</strong>maßnahmen überprüfen <strong>und</strong><br />

anpassen.<br />

40 <strong>IM</strong> information <strong>Management</strong> <strong>und</strong> <strong>Consulting</strong> 04 | <strong>2012</strong><br />

LITERATUR<br />

[1] Anke Heines, Ergebnisse <strong>de</strong>r Studie Projekte als Erfolgsfaktor, http://<br />

www.gpm-ipma.<strong>de</strong>/fileadmin/user_upload/Know-How/studien/Projekte_als_<br />

Erfolgsfaktor_Ergebnisse.pdf, 01.10.<strong>2012</strong><br />

SUMMARY<br />

Pragmatic IT project and change management – impacting root causes<br />

and ensuring change<br />

IT projects can be fo<strong>und</strong> quite often nowadays in daily business life and project<br />

management is one of the most critical success factors for organisational<br />

change. Successful project management must be focused, tailored to the situation<br />

and provi<strong>de</strong> results on time – in short, it <strong>de</strong>mands a pragmatic approach.<br />

The project lea<strong>de</strong>r needs to use the a<strong>de</strong>quate tools in each project phase and<br />

needs to initiate the adaption of the organisational behaviour to the target<br />

state. By doing things this way, the project lea<strong>de</strong>r can cause the success of the<br />

project. His/Her mission can be summarised as follows: BE CAUSE.<br />

Keywords: Project management, Software <strong>de</strong>velopment, <strong>Management</strong> tools,<br />

Change <strong>Management</strong>, Teambuilding<br />

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