dashackersyndrom100
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
01. Szene: Prolog<br />
(Musik)<br />
Stephan Also ich hab den Krieg am Bildschirm miterlebt. Sehr live, sehr direkt.<br />
Aber natürlich hab ich nicht die Schüsse mitgekriegt. Ich habe nicht<br />
mitbekommen, wie es ist, wenn jemand in Deinen Armen stirbt, wenn<br />
Raketen fliegen. Diese Distanz konnte ich mir dann doch noch<br />
bewahren. Aber es ist trotzdem schlimm.<br />
Ansage Das Hacker-Syndrom<br />
Ein Feature von Johannes Nichelmann<br />
Autor Hast Du genug für heute?<br />
(trinkt etwas aus einer Glasflasche)<br />
Stephan Ja, ich glaube ich bin jetzt auch gerade ziemlich fertig. Wie lange<br />
haben wir jetzt gemacht.<br />
Autor Zweieinhalb Stunden.<br />
Stephan Wow! Woooow! Das ist krass. Mir ist gerade eben auch ganz viel erst<br />
beim darüber Sprechen... hat es mich erwischt, wie eine kalte Wand.<br />
Ich hab mir bis eben gerade nicht Gedanken über den Krieg<br />
gemacht. Ich hab mir jetzt bis eben gerade keine Gedanken drüber<br />
gemacht. Weil mich auch nie jemand gefragt hat.<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2012<br />
Dieses Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt.<br />
Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen<br />
Genehmigung des WDR.<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
02. Szene: Wie wird man Hacker?<br />
(Ankommen bei Stephan in der Wohnung)<br />
Stephan Oh! Kein Kaffee mehr. Ich dachte, ich hätte noch ein Pfund gekauft.<br />
Aber irgendwie...<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2012<br />
Dieses Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt.<br />
Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen<br />
Genehmigung des WDR.<br />
(aufreißen der Schachtel)<br />
Sprecherin Stephan Urbach, in seiner Wohnung in Berlin-Charlottenburg. Altbau,<br />
Hinterhaus. Zweieinhalb Zimmer, einen Flur in L-Form, ein Bad in<br />
dem seit Wochen der Strom nicht mehr funktioniert und eine kleine<br />
Küche. Frühstückszeit.<br />
(öffnet den Kühlschrank)<br />
Stephan Da ist Wurst, Schokolade, Käse. Schokolade, Käse, Wurst. Weiß ich<br />
nicht, ich bin ein riesen Schokoladenfan und das ist so vier-<br />
Tagesvorrat?<br />
Autor Das ist ein vier-Tagesvorrat? Das sind eins, zwei, drei, vier, fünf ...<br />
fünf Tafeln.<br />
Stephan Plus die im Schlafzimmer.<br />
Autor Wie viele sind da noch?<br />
Stephan Da ist noch eine und hier sind noch Nippons. Ja, das ist... Joa.<br />
(Schritte in das Wohnzimmer)<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
Stephan Muss aber diese Wohnung noch fertig einrichten. Aber ich komme ja<br />
zu nichts. Also ich sitze halt immer so gerne hier herum. Ja!<br />
Telecomix. Ähm... das ist das Logo auf meinem Rechner. Das ist der<br />
einzige Aufkleber, der da raufkommt. Hab ich beschlossen bei dem<br />
Rechner, weil der alte war ja voll geklebt.<br />
Sprecherin Die Eckbank ist der Lieblingsplatz von Stephan. Auf dem kleinen<br />
Tisch davor stehen sein Laptop, leere Flaschen, ein Aschenbecher.<br />
Darin ein Berg aus Kippen. Gestern war Besuch da.<br />
Stephan Furchtbar! Diese Alkohol-Exzesse sind nicht gesund für mich. Die tun<br />
mir nicht gut. (zündet sich eine Zigarette an)<br />
Sprecherin Stephan ist 31 Jahre alt. 2011 zog er nach Berlin.<br />
Stephan Haben wir mit Bier angefangen, mit Gin weitergemacht und mit dem<br />
Portwein aufgehört. Und dann, joa. Jetzt geht‘s mir nicht ganz so gut.<br />
Oh, ich muss noch die Gurken wegschmeißen vom Gin.<br />
Sprecherin Viele seiner Freunde von der r deutschen Hacker-Community leben<br />
hier und in Berlin finden viele Treffen der gesamten Szene statt.<br />
Stephan Oh, ich muss noch die Gurken wegschmeißen vom Gin.<br />
Stephan Mein erster eigener Computer war ein „C64“ von Commodore. Den<br />
hat, glaube ich, damals jeder gehabt, der irgendwie Computer<br />
spielen wollte. Und ich hab halt immer nicht verstanden, wie das<br />
funktioniert und dann wollte ich halt wissen, wie das funktioniert.<br />
Warum irgendwie dieses Diskettenlaufwerk noch so ein halber<br />
Computer ist. So Sachen. Das hab ich halt, joa, so fing das an.<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
Sprecherin Damals ist Stephan zwölf Jahre alt. Mit 17 fliegt er von der Schule,<br />
muss auf ein Internat, macht Abitur, studiert Deutsch, bricht ab,<br />
arbeitet bei einem großen Online-Konzern. Weil das keinen Spaß<br />
macht, kündigt er und geht nach Berlin. Wegen der Piratenpartei und<br />
den Netzaktivisten von „Telecomix“.<br />
Stephan „Telecomix“ ist eigentlich eine Nachrichtenagentur gewesen. „Die<br />
Telecomix News Agency“. Ich hab die kennen gelernt 2009, als ich<br />
für die Piratenpartei „ACTA“ bearbeitet habe. Die wurde gegründet,<br />
um gegen das Telekompaket der europäischen Union zu lobbieren in<br />
Schweden. Das Telecom-Package. Erfolgreich! Und hat dann aber...<br />
„Telecomix“ hat dann nicht mehr aufgehört Lobbyarbeit zu machen.<br />
So mit „nach Brüssel fahren“, ins europäische Parlament gehen, mit<br />
Leuten sprechen. Nationalem Parlament zu Anhörungen, all son<br />
Gedönz...Und ich bin irgendwie bei denen im IRC gelandet und<br />
irgendwann . Also IRC ist ein Chatprotokoll. Internet Relay Chat heißt<br />
das.<br />
Sprecherin Ein nicht kommerzieller Chatroom. Stephan beginnt für „Telecomix“<br />
zu arbeiten. Dann beginnt der arabische Frühling.<br />
Agent Hi! Who are you?<br />
03. Szene: Mohammad I<br />
Mohammad Call me Mohammad. I am 20 years old. From Aleppo.<br />
Agent Hey Mohammad!<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
Mohammad And you? Are you from Telecomix? Do you have time to talk?<br />
Agent Yes I am! How did you find this Chatroom?<br />
Mohammad A friend told me about it! You are from Europe or America, right?<br />
Agent I am from Germany!<br />
Mohammad What is Telecomix exactly doing?<br />
Agent It‘s a great thing. We helped people in Egypt to go online a few<br />
weeks ago.<br />
Mohammad Here in Syria we are trying to do something against our President<br />
Assad, as well.<br />
Agent It was a big thing in Egypt. Now we want to help people in<br />
Libya or in Syria. Like you!<br />
Mohammad Yes, we need a lot of help. Now I have to leave, go to university. Will<br />
you be online in three or four hours again?<br />
Agent I think so! See you later!<br />
Mohammad Let‘s meet in better times!<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
04. Szene: Zugfahrt nach Regensburg<br />
Zug-Ansage Einen schönen guten Tag auch an alle zugestiegenen Fahrgäste hier<br />
im Intercity-Express nach München.<br />
Stephan (mit hessischem Akzent) Im Intercity-Express. (lacht)<br />
Zug-Ansage Wir wünschen Ihnen eine gute Fahrt. Beachten sie aufgrund einer<br />
Umleitung wegen einer Baustelle hat unser Zug zurzeit leider eine<br />
Verspätung von ca. 9 Minuten. Wir wünschen Ihnen eine gute Fahrt.<br />
Stephan Wir fahren jetzt gerade nach Regensburg. Das Venedig Bayerns.<br />
Ähm, oder so ähnlich, ähm...Was war das? Das ähm... die andere<br />
Stadt. Das Florenz Bayerns! Genau. Ich mag Regensburg. Da hat<br />
mich der AK-Vorrat eingeladen einen Vortrag zu halten. Und das<br />
mach ich heute.<br />
(Ankommen am Vortragsort)<br />
Sprecherin Der AK-Vorrat, der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung, macht sich<br />
Gedanken um die Regeln in unserer digitalen Welt. In einer kleinen<br />
Kneipe wird für Stephan gerade vor einer kleinen Bühne ein Beamer<br />
aufgebaut.<br />
Stephan Hallo? Ah, Ordner öffnen, um Datei anzuzeigen. Das ist Windows.<br />
Junge Frau Wunderbar!<br />
(Flucht und tippt etwas ein)<br />
Ok, Tuuut. Sehr schön. Äh, Präsentation läuft prinzipiell.<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
Stephan Ja, ich hab doch einen neuen Rechner. Das ist doch alles weg!<br />
Mann Stimmt ja!<br />
Stephan Da war was, ne?<br />
Mann Ja!<br />
Sprecherin Vor ein paar Wochen hat Stephan seinen Laptop in der Bahn liegen<br />
lassen, weil er extrem erkältet war. Für jemanden wie Stephan, der<br />
im Netz zu Hause ist, ein schwerer Schlag.<br />
Stephan* Der großartige Tante hat dann gemeint so: „Kauf Dir doch einen<br />
Neuen!“ . Ich so: „Ne!“ Er so: „Doch!“ Ich so: „Na, von was so?“ Er<br />
so: „Na, ich schenk Dir einen.“ Ich so: „Kannste Dir doch gar nicht<br />
leisten.“ Er so: „Stimmt. Ich frag mal das Internet.“<br />
Tante* Ja, mein Name ist Tante. Oder Jürgen Geuter sagen auch einige.<br />
Stephan* Dann hat er Geld gesammelt im Netz.<br />
Tante* Natürlich hat Stephan ein gewisses Standing in der Community.<br />
Stephan* Innerhalb von fünf Stunden 2.300 Euro für dieses wunderschöne<br />
Gerät. War ziemlich cool.<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
Tante* Das hat mich schon, als jemand der im Netz lebt ziemlich geflasht,<br />
also ich war sehr sehr beeindruckt von dieser Macht, die plötzlich<br />
einzelne Menschen haben können.<br />
Stephan* Okay, der Shitstorm danach war ziemlich scheiße, aber das ist eine<br />
andere Geschichte.<br />
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(Kurz vor dem Vortrag)<br />
Stephan Das ist alles noch sehr irritierend für mich hier. Ich weiß nicht. Ich bin<br />
mir gerade nicht sicher. Es ist halt eine Es sind Menschen. Also<br />
echte Menschen! So aus Fleisch und Blut und sie atmen Dir die Luft<br />
weg. Das ist ein Problem. Also eigentlich kann ich ja Menschen nicht<br />
ausstehen. Sie gucken alle so gespannt. Das ist toll.<br />
Mann Will noch jemand was zu trinken, bevor es losgeht?<br />
Stephan Ihr habt noch eine Zigarette Zeit!<br />
Agent Hey! You‘re back online!<br />
Mohammad Yes! You‘re too!<br />
Agent How are you?<br />
05. Szene: Mohammad II<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
Mohammad Confused. My sister is getting on my nerves. Her boyfriend is awful<br />
and they will marry next month.<br />
Agent What‘s wrong with him?<br />
Mohammad The question is: What is right with him! Don‘t know...<br />
Agent Oh my god. Do you want to change their plans of becoming wife and<br />
husband?<br />
Mohammad No! It‘s my sister‘s decision. I am just her little brother.<br />
Agent I know what you mean! What about you? How was your day?<br />
Mohammad We are very captured by this idea from Egypt. Some friends from<br />
university and I - we would like to organize a demonstration against<br />
Assad.<br />
Agent Are you and your friends safe? Some other people from Syria told<br />
me some horrible stories about your secret service...<br />
06. Szene: In Ägypten geht es los<br />
Gastgeber So, hallo zusammen! Ich darf Euch herzlich Begrüßen! Stephan<br />
Urbach ist da heute, mit dem Titel „Die digitale Revolution und der<br />
arabische Frühling.“ Und bin schon sehr gespannt auf den Vortrag.<br />
Und wünsch uns da viel Spass. Und da freu ich mich schon drauf.<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
V Stephan Stell Dir vor, Du hast Angst eine Email zu versenden, weil man Dich<br />
dann zu Hause abholt. Stell Dir vor, Du hast Angst auf Facebook zu<br />
Posten, weil Du dann vielleicht auf der Straße erschossen wirst. Und<br />
jetzt stell Dir vor, dass Menschen Dir helfen, das zu umgehen. Wir<br />
sind da reingerutscht. Wir wollten das auch nie. Es fing an, als in<br />
Tunesien...<br />
V = Vortrag d = darüber<br />
d Stephan Wir haben dann, als der arabische Frühling los ging, das war ja<br />
Tunesien und vorher eigentlich ja auch im Iran irgendwie so<br />
halbwegs, haben wir das halt alles beobachtet. Die Prozesse<br />
beobachtet. Wie funktioniert das da gerade? Was passiert da<br />
gerade? Welche Technologie wird verwendet? Wie wird sie<br />
verwendet? Freunde von uns waren unten. Die kannten wir auch aus<br />
Telecomix. Wir haben vor unserem Bildschirm mitgefiebert. Und mit<br />
Leuten vor Ort halt auch gesprochen. Das war sehr spannend. Also<br />
so direkt „from the ground“ den Bericht zu bekommen. Und auch<br />
Ägypten, als am Tahrir-Platz das losging haben wir natürlich<br />
geschaut und geguckt. Dann war da plötzlich das Netz weg<br />
gewesen.<br />
V Stephan ...diese Menschen da eingeladen. Und die haben uns dann erzählt,<br />
was gerade vor Ort passiert. Und wir haben diese Sachen<br />
aufgeschrieben und wieder rausgegeben. Also wir haben als<br />
Nachrichtenagentur gearbeitet quasi. Wir haben es halt ziemlich<br />
ungefiltert durchgegeben. Dann, Ägypten. Wer weiß, wie viele Tage<br />
das Netz in Ägypten weg war? Es war gefühlt eine Ewigkeit. Aber<br />
eigentlich waren es nur vier Tage! Es waren nur vier Tage. Gefühlt<br />
waren es aber irgendwie zehn Wochen. In diesen vier Tagen konnte<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
keine Nachricht vom Tahrir Platz mehr nach Außen gesendet<br />
werden. Wer hat den Al Jazeera-Stream geguckt? Damals, Tahrir<br />
Platz?<br />
07. Szene: Einzug in die WG<br />
(Ankommen in der alten Wohngemeinschaft)<br />
Sprecherin Die ersten Aufstände in Ägypten beginnen Ende Januar 2011, da<br />
wohnt Stephan gerade seit 4 Wochen in Berlin bei Thomas -<br />
gemeinsam in einem Zimmer.<br />
Stephan Ich habe dort gewohnt!<br />
(Begrüßung Zimmer von Thomas, mit Musik)<br />
Thomas Da war eine Matratze. Da waren die Möbel noch nicht hier. Dafür<br />
standen jede Menge Umzugskartons herum.<br />
Stephan Und hier haben wir zusammen gewohnt. Also im Zimmer.<br />
Thomas Stephan brauchte ja spontan eine Wohnung.<br />
Stephan Ja, damals...<br />
Autor Von wo bist du dann her gekommen?<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
Stephan Aus... aus... äh... damals aus Hanau.<br />
Thomas Ich hab das halt mitgekriegt, wie gesagt auf Twitter gelesen, dass es<br />
um die ersten ein, zwei Wochen, bis man was gefunden hat, geht.<br />
Und dachte okay. Stephan hat hier einen neuen Job und kennt auch<br />
Leute in Berlin und Bla. Dann wird das nicht so schwierig sein. Ja,<br />
Pustekuchen.<br />
Sprecherin Bis dahin kannten sich die beiden nur von einem Partywochenende,<br />
hatten ein bisschen gequatscht. Thomas‘ Mitbewohnerin Sophie ist<br />
immer noch verwundert.<br />
Autor Kannst Du Dich noch daran erinnern, als Stephan hier aufgetaucht<br />
ist?<br />
Sophie Ich kann mich noch daran erinnern, wie meine Erste,ähm... wann ich<br />
das erste Mal informiert wurde darüber. Ich war nämlich Silvester bei<br />
meinen Eltern in Rostock und bekam einen Anruf von Thomas und er<br />
sagte „Übrigens, Herr Urbach wohnt jetzt hier!“ (Stephan lacht) Und<br />
ich dachte mir: „Wer ist Herr Urbach?!“ (lachen) „Ja, den nennt man<br />
nicht Stephan. Den nennt man Herrn Urbach. Dann hat er hier<br />
gewohnt. Und erst hatte es mich gestört, dass er nicht gefragt hatte.<br />
Also er. Also Thomas. Aber dann war ja Herr Urbach so nett und<br />
außerdem hat er ja auch schon hier gewohnt und hatte eine eigene<br />
Matratze. Und dann war es irgendwie selbstverständlich. Was ich im<br />
Nachhinein merkwürdig finde, weil Du glaube ich auch keine Miete<br />
bezahlt hast?<br />
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Das Hacker-Syndrom<br />
Stephan Ähm... doch! Ich hab den Monat bezahlt, als Thomas nicht da war.<br />
Sophie Ja, aber die anderen nicht.<br />
Stephan Hmm... bitte?<br />
Sophie Aber sonst nicht, oder?<br />
Stephan Ich habe an Thomas in Bier bezahlt.<br />
Sophie Ja, ja. Genau. Irgendwie das war merkwürdig und intransparent,<br />
übrigens! Aber es hat mich nicht gestört und wir sitzen ja eh beide<br />
vor unserem Laptop. Wir reden auch gar nicht soviel. (lachen) Und<br />
da ist eine ganz eigene Welt entstanden in diesem Zimmer. Aus der<br />
ich mich möglichst ganz rausgehalten habe.<br />
08. Szene: Details zum Kampf in Ägypten<br />
V Stephan Ah, leider ist dieses Powerpoint kaputt. Nein, da fehlt eine Folie. Naja<br />
gut. Dann ohne die Folie. Dann erzähl ich halt nur. Ähm... dann<br />
waren irgendwann diese vier dunklen Tage, wo halt kein Netz mehr<br />
da war und wir haben innerhalb von wenigen Stunden uns überlegt<br />
„Hmm... ist ein bisschen doof.“ Al Jazeera Livestream ist nämlich<br />
eigentlich nur ein Zusammenschnitt vonzwei Stunden die sich immer<br />
wiederholen. Und wir haben dann innerhalb kürzester Zeit in<br />
Schweden den ersten Modemeinwahlserver hingestellt. Wer von<br />
Euch hat noch ein Modem? (Publikum lacht) Wer von Euch hatte<br />
jemals ein Modem? (Publikum lacht) Wer von Euch weiß noch wie<br />
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Das Hacker-Syndrom<br />
langsam ISDN ist? (Publikum lacht) Okay! Es war halb so schnell. Es<br />
war halb so schnell wie ISDN. 56 Kilobyte pro Sekunde, durch eine<br />
dünne Leitung gepresst, weil nämlich das Telefonnetz hat noch<br />
funktioniert.<br />
Das haben die nicht abgeschaltet, weil da darüber ja auch die<br />
Anweisungen fürs Militär gegangen sind. Für die Polizei und<br />
dergleichen. Das haben die nicht getrennt als Regierungsnetz und<br />
als ziviles Netz.<br />
d Stephan Dann war da plötzlich das Netz weg gewesen, weil Mubarak<br />
durchgedreht ist und hat das Netz abschalten lassen. Also erst das<br />
Mobilfunknetz, dann das Internet. Und wir haben dann recht schnell<br />
reagiert und haben dann Modemeinwahlserver gemacht. In Europa<br />
und in Amerika. Weil die Telefonleitung ging ja noch. Und ja, dann<br />
konnten Ägypter über ein Modem sich ins Internet ein wählen. Und<br />
so wurde wir zu praktischen Aktivisten. Das war nie geplant. Das war<br />
nie die Absicht gewesen. Wir sind da quasi rein geraten.<br />
09. Szene: Umstände in der WG<br />
Stephan Wir haben auch meistens „Sterni“ getrunken.<br />
Thomas Ja!<br />
(Wohngemeinschaft, ohne Musik)<br />
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Das Hacker-Syndrom<br />
Stephan Also ich saß da auf dieser Couch. Thomas da auf dem Sessel. Aber<br />
auf einem anderen. Auf so einem, glaub ich.<br />
Thomas Ja genau, der stand da noch vor Kopf.<br />
Stephan AUnd da haben wir haben immer gesessen abends und haben auf<br />
unsere Rechner gestarrt. Und äh...<br />
Thomas ...geschattet. Also miteinander.<br />
Stephan Miteinander. Da muss man nämlich nicht reden.<br />
Thomas Oder auch mit anderen. Oder tatsächlich mal geredet.<br />
Stephan Und dann ist damals nämlich die Situation da in Ägypten eskaliert.<br />
Thomas Da war es richtig zugemüllt und Stephan mittendrin. Entweder hier<br />
sitzend vor seinem Rechner, auf den Rechner starrend. Oft dann mit<br />
Headset auf, redend. Oder wild tippend. Völlig gebannt und er hat<br />
irgendwie ein automatisiertes „Hallo“ noch hingekriegt. Aber vielmehr<br />
war es dann auch in dem Moment erstmal nicht. Oder er tigerte auf<br />
und ab durchs Zimmer, wild hin und herlaufend mit dem Telefon am<br />
Ohr, oder dem Headset auf und hat telefoniert und erklärt und<br />
gesprochen und erzählt. Was relativ spannend war, weil allein wenn<br />
er gerade gesprochen hat, dann reichten mir meistens zwei Sätze,<br />
um zu wissen wie der aktuelle Stand der Lage ist. Um daraufhin zu<br />
wissen, ja ok, alles klar! Los geht‘s! Ja und ein bis zwei Stunde<br />
später, während derer wir halt gearbeitet und erzählt haben und ich<br />
mir noch die Infos geholt hab, die ich noch brauchte, bzw. Stephan<br />
mir die gegeben hat und gesagt hat: „Okay, Du könntest das und das<br />
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Das Hacker-Syndrom<br />
machen.“ - Was weiß ich... Sei es irgendwelche Faxnummern<br />
raussuchen oder... Das war eine schöne Sache ja. Faxnummern für...<br />
für...<br />
10. Szene: Fax für Ägypten<br />
V Stephan Für ich glaube zehn, fünfzehn Leute über mehrere Stunden. Ich hatte<br />
eine lange Liste und habe dann gesessen und habe gefaxt.<br />
(Publikum lacht) Habe dabei viel Bier getrunken und habe Faxe<br />
verschickt. (Publikum lacht) Immer wieder das gleiche. Auch da<br />
waren tote Nummern dabei, das ist in Ordnung, aber wir hatten<br />
nachher dann doch eine recht hohe Anzahl durch und plötzlich ging<br />
es los. Die Leitungen fingen an zu glühen. Auf dem Fax stand halt<br />
drauf: „To whom it may concern“ (Publikum lacht). Es ist halt im<br />
Computerladen gelandet. In einem Hotel, in der Bibliothek, in der Uni<br />
und da halt überall. Und dann gibt‘s halt meistens jemanden, der<br />
versteht: Modem, Telefonnummern, Passwort? Hey! Das kriege ich<br />
hin. Nach vier Tagen war dann alles wieder da. Also es war auch<br />
sehr schön zu sehen, wie die IP Adressen zurückkamen, also man<br />
kann es ja ...<br />
(Rede von Mubarak - darüber:)<br />
Sprecherin Stephan und die anderen Aktivisten von Telecomix sind an ihren<br />
Bildschirmen dabei, als Ägyptens Vizepräsident Suleiman den<br />
Rücktritt von Mubarak am 11. Februar 2011 zurück tritt. Doch der<br />
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Das Hacker-Syndrom<br />
arabische Frühling geht weiter.<br />
12. Szene: Der Kampf in Syrien beginnt<br />
V Stephan Wann ging es in Syrien los? Weiß das jemand? März letzten Jahres.<br />
Seit März letzten Jahres kämpfen in Syrien die Menschen für ihre<br />
Freiheit. Und da haben wir auch geguckt. Was ist denn da?<br />
d Stephan Und dann ging es an Syrien. Und das war das krasseste, was wir bis<br />
jetzt hier gesehen haben. Mittlerweile weiß ich nicht mehr, welche<br />
Seite recht hat oder wer Schuld ist an dem Ganzen. Es ist halt ein<br />
verdreckter Bürgerkrieg geworden. Wir haben darauf aufmerksam<br />
gemacht, dass es westliche Technologie ist, die da steht. Das es der<br />
Westen ist, der dem Regime im Endeffekt durch Hardware-Lieferung<br />
geholfen hat das aufzubauen so.<br />
V Stephan Und da haben wir auch geguckt. So was ist denn da? Und haben<br />
gefunden: „Blue Coat“! Ist eigentlich für Firmennetzwerke gedacht.<br />
Man kann halt wunderbar jeden einzelnen Seitenaufruf, jeden http-<br />
Request komplett sehen und man kann Alarme schalten. Wenn ein<br />
bestimmtes Wort in einer URL drin ist, alarmiere den Geheimdienst.<br />
Und teile mit, welche IP das ist und wo diese IP gerade aufgeschaltet<br />
ist. Das haben sie getan. Sie haben Leute abgeholt, weil sie auf<br />
Facebook waren. Gut: „Blue Coat“ kann man ja knacken. Mussten<br />
wir nicht. Stand offen wie ein Scheunentor. Wir konnten dann<br />
rausfinden, welche Regeln sie laufen haben und haben das auch<br />
veröffentlicht dann ein paar Monate später, um zu zeigen: das tun sie<br />
gerade in Syrien. Ja, wir haben dann halt angefangen uns zu<br />
überlegen, wie können wir Leuten helfen, dass sie um die<br />
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Mohammad Hey!<br />
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Das Hacker-Syndrom<br />
Überwachungs- und Zensurmaßnahmen des syrischen Regimes<br />
drum herum trotzdem Bilder, Videos und Texte aus dem Land kriegen<br />
können. Und dass sie sich trotzdem noch organisieren können, ohne<br />
dass jedes Mal, wenn sie irgendwas posten irgendwo, der<br />
Geheimdienst bei ihnen klopft. Wir haben Mittel und Wege gefunden,<br />
die ich nicht erklären kann, weil sie immernoch in Benutzung sind<br />
und es wäre jetzt total doof darüber zu erzählen, wie wir das genau<br />
machen, aber es funktioniert! Und zwar so, dass wir jedes Mal, wenn<br />
jemand einen Rechner benutzt irgendwo... wir jedes mal eine<br />
individuelle Lösung bauen müssen. Also es heißt, pro Telecomix-<br />
Agenten kann es irgendwie maximal zwei Leute geben, die in Syrien<br />
gerade Dinge tun und sich halbwegs sicher dabei fühlen können.<br />
13. Szene: Mohammad und Stephan<br />
Agent Hey Mohammad! What‘s up? Didn‘t see you for a long time.<br />
Mohammad I know! Today, demonstration at university. Assad must step down! A<br />
lot of people are against him. But yesterday they killed one of my<br />
friends. I am very very sad.<br />
Agent I am sorry. Are you sure he is dead?<br />
Mohammad I am. They killed a lot of people. I have to be very carefull.<br />
Stephan Und wir hatten einen Raum, der hieß „Obsyria“. Also die Räume<br />
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Dieses Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt.<br />
Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen<br />
Genehmigung des WDR.<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
haben Namen. Und zwar ist das immer ein Raute und dahinter der<br />
Rauname. Und der hieß Obsyria. Also ich hab das IRC ganz<br />
altmodisch im Terminal drin. Also das sieht ungefähr so aus. Das ist<br />
bei mir schwarzer Hintergrund, weiße Schrift, blaue Balken. Wenn<br />
jemand meinen Namen schreibt, blinkt es rot. Aber das war es dann<br />
auch schon. Das ist im Endeffekt nur textbasierte Kommunikation.<br />
Vorne stehen Namen, Nicknames. Tante hier zum Beispiel, mit dem<br />
Du ja auch gesprochen hast. Es war einer sehr oft da , Mohammad.<br />
Es war irgendwie spät in der Nacht und ich konnte nicht schlafen.<br />
War nochmal online und er war in dem Raum und hat halt irgendwie<br />
gemeint, er bräuchte mal jemanden zum Reden. Ich meinte, ja. Bin<br />
gerade da. Hab gerade eh nichts zu tun. Dann meinte er: ja, aber<br />
jetzt nicht offen. Sondern eher im Privaten. Und wir haben dann uns<br />
lange unterhalten. Er hat viel von sich erzählt. Er wollte eigentlich nur<br />
über das Beziehungsdrama seiner Schwester reden. Da haben wir<br />
uns vor allem drüber unterhalten. Also beim ersten Gespräch.Wir<br />
hatten viele dieser Gespräche gehabt. Die fand ich immer sehr intim.<br />
Also diese direkten Zweiergespräche können sehr intim werden. So<br />
haben wir Freundschaft geschlossen.<br />
Es wurde recht schnell politisch, also das ist dann auch so... Er hat<br />
ganz viel in Aleppo organisiert. Demonstrationen, Flyer verteilt.<br />
Flugschriften. Vernetzungstreffen mit anderen Aktivistengruppen.<br />
Also der hat da echt viel gemacht. War schon also zumindest am<br />
Anfang, einer der Schlüsselfiguren in Aleppo. Ja,das konnte ich<br />
verifizieren. Aufgrund von Leuten, die halt auf anderen Kanälen..<br />
Über ihn gesprochen haben.<br />
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(Handy vibriert)<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
14. Szene: Aufgabe in Syrien - Vortrag<br />
d Stephan Es gab mal die Idee des... also sie wollten mal den „Tag des Zorns“<br />
machen. Relativ am Anfang. Und da haben sich in der Uni 600<br />
Studenten oder 300, ich weiß auch nicht mehr genau, gesammelt.<br />
Und da war halt einer vom Geheimdienst. Sind die alle nach Hause<br />
gegangen, weil sie Angst gehabt haben. Vor einer Person.<br />
V Stephan An diesem „Tag des Zorns“ haben sich Studenten versammelt, ich<br />
kann jetzt vor allem auch wieder von Aleppo sprechen. Da war einer<br />
vom Geheimdienst. Ein einziger. 700 Studenten sind nach Hause<br />
gegangen und auf dem Weg wurde auf sie geschossen. Die haben<br />
ihnen eine Falle gestellt.<br />
Die haben darauf gewartet und davon hatten wir Videos. Wir hatten<br />
Videos davon, die aus dem Land raus mussten. Die fingen an, die<br />
auf You-Tube hochzuladen. Und dann standen die Methadaten da<br />
drin. Also Location. Es stand sogar ein Rechner-Name mit drin in den<br />
Methadaten. Guckt von Euren Videos, wenn Ihr Videos hoch ladet<br />
oder macht mal die Methadaten an. Was da alles drin steht. Aber<br />
versucht mal bei Euren Kameras das abzuschalten! Versucht mal<br />
den Menüpunkt zu finden, wenn Ihr keine Anleitung habt! Nahezu<br />
unmöglich. Weil natürlich, warum sollte man das abschalten wollen?<br />
Also wenn man hier so in Europa lebt oder in den Staaten oder in<br />
Kanada. Gibt ja gar keinen Grund das abzuschalten, ist doch super.<br />
Ja, leider ist für drei viertel der Welt das total sinnvoll Sachen<br />
manchmal abzuschalten. Ja, in jedem Fall hatten wir diese Videos<br />
und wir haben dann in einer langen Aktion Skripte geschrieben, um<br />
diese Videos von den Daten zu bereinigen.<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
d Stephan Wir waren für die Technikdienstleister, Seelsorger im Endeffekt. Wir<br />
haben uns ihre Wünsche, Sorgen, Nöte angehört. Wir waren quasi<br />
der Kontakt, mit dem sie frei und offen reden konnten.<br />
Sprecherin Stephan sieht die Videos bis heute bei ARD, BBC oder CNN. Für die<br />
Zeitung führt er ein Interview mit Mohammad.<br />
15. Szene: Mohammad und Telecomix<br />
Stephan Question: What’s happening there right now?<br />
Sprecherin Was passiert gerade in Syrien?<br />
d Mohammad Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Genozid. Die Menschen<br />
essen Chips zum Frühstück, weil die Läden geschlossen sind. Wir<br />
haben Beweise, dass sie Menschen foltern. Daran sterben einige.<br />
Die Gangs, die das Land regieren, können jeden töten. Kinder,<br />
Frauen und Männer. Und sie versuchen unsere Hoffnung zu töten.<br />
Stephan Gut, ist erstmal eine Aussage, die wir alle kennen. How is the Syrian<br />
government censoring the internet?<br />
Sprecherin Wie zensiert die syrische Regierung das Internet?<br />
d Mohammad Wir haben Quellen, die uns sagen, dass iranische Experten dem<br />
Regime helfen das Netz auszuspähen. Die Regierung und die<br />
Geheimdienste nutzen die momentane Situation aus, um<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
herauszufinden, wie sie unsere Wörter und Hoffnungen kontrollieren<br />
können. Wenn sie einen Aktivisten schnappen, versuchen sie sein<br />
oder ihr Passwort unter Folter herauszubekommen. Gerade für<br />
Facebook. So können sie seine Freunde identifizieren, die die<br />
Revolution unterstützen.<br />
Stephan How was „Telecomix“ helping you?<br />
d Mohammad Das Team von „Telecomix“ hat uns emotional und materiell geholfen.<br />
Sie haben uns gesagt, wie wir uns sicher im Internet bewegen<br />
können. Was geht und was nicht geht. Und sie haben uns geholfen,<br />
unsere Botschaft zu verbreiten. Es ist ja bekannt, dass die syrische<br />
Regierung viele Seiten, wie YouTube sperrt, damit wir dort keine<br />
Videos hochladen können und die Welt sieht, was wirklich passiert.<br />
Für mich sind sie wie eine Familie. Du fühlst die intime Atmosphäre.<br />
Sie sind immer da, um uns zu unterstützen. Diese Leute haben einen<br />
hohen Grad an Menschlichkeit und Verantwortung in sich.<br />
Stephan Das war so: Wooow! Weil das ist eigentlich schonmal total krass,<br />
sowas zu lesen. Und jetzt, da hab ich irgendwie echt geheult. What<br />
do you think of „Telecomix“?<br />
Sprecherin Was denkst Du über Telecomix?<br />
d Mohammad Seitdem ich jung bin, habe ich daran geglaubt, dass alle Menschen<br />
gleich sind. Je älter ich wurde, desto mehr glaubte ich daran, dass<br />
wir alle eine Familie sind. Eine, die zusammen leiden und sich freuen<br />
kann. In allen Gesichtern, in jeder Liebesgeschichte, in jedem Buch,<br />
das ich las, in jedem Film den ich sah und in allem, was ich bisher<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
erlebt habe, habe ich gesehen, dass uns nichts trennen kann. Nicht<br />
die Politik, nicht die Wirtschaft oder Religion. Diese Mauern müssen<br />
wir einreißen! Wir müssen Frieden, Gerechtigkeit und Gleichheit für<br />
alle herstellen. „Telecomix“ geben mir ein wenig Hoffnung, dass wir<br />
auf dem richtigen Weg sind. Wenn ich nach dem Sieg der Revolution<br />
noch lebe, werde ich als Schriftsteller viel zu berichten haben. Es ist<br />
mein größter Traum ein Schriftsteller zu werden. Ich habe eine<br />
Menge guter Erinnerungen an diese Zeit und „Telecomix“ ist eine<br />
davon.<br />
Stephan Das ist halt total krass eigentlich. Also von jemanden, der gerade<br />
(Telecomix Videoton)<br />
mehr oder weniger beschossen wird, sowas zu lesen ist total krass.<br />
Also so richtig.<br />
16. Szene: Ende des Vortrags<br />
V Stephan Um dann wiederum von Nerds zu hören: Das ist gefälscht! Das ist<br />
gefaked. Ähm... ganz total und super gern im Netz. Man glaubt nur<br />
Studien und Sachen, die man in den Nachrichten gesehen hat. Oder<br />
auch welche die dann tot-diskutieren „Ja, vielleicht sind ja auch die<br />
Rebellen die Aggressoren und der Assad verteidigt sich ja nur?“.<br />
Dieses zulassen von kruden Theorien! Und dieses Zulassen von<br />
kruden Theorien hat ganz viele Aktivisten zermürbt! Dass sie kein<br />
Bock mehr hatten. Dieses tot-diskutieren von Fakten! Also von<br />
angeblichen... hat Menschen dazu gebracht nicht mehr zu helfen.<br />
Was vermutlich auch viele Menschenleben gekostet hat. Unsere<br />
gesamte Nerdarroganz, die wir in den letzten dreißig Jahren<br />
wunderbar kultiviert haben, die auch viel Spaß macht, also mir ja<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
auch früher mal. Ja, dieses „ich kann das Netz mit bauen, mit<br />
gestalten...die ist brandgefährlich“<br />
Vielen Dank! (Applaus)<br />
So, jetzt zünde ich mir eine Zigarette an. Boah, das war echt. Ich<br />
brauch echt ein Getränk. Das ist dringend wichtig. Anderthalb<br />
Stunden gelabert. Es war nicht ganz dumm, oder?<br />
junge Frau Nein! Es war super und flausch und so. Hast Du gut gemacht!<br />
Stephan Dankeschön!<br />
(Musik)<br />
17. Szene: Heldenverehrung<br />
Stephan Und das macht natürlich auch einen echt krassen Egopush! Und<br />
darauf muss man klar kommen und das ist nicht leicht. Und wenn Du<br />
dann noch in einem Umfeld bist, dass Dich erstmal speziell als<br />
Helden wahr nimmt. Oder primär... Ich fühlte mich früher immer wie<br />
Bastian Balthasar Bux aus der „Unendlichen Geschichte“. Die<br />
Hauptfigur, der kleine dicke Junge, der lieber Bücher liest als<br />
irgendwie raus zu gehen und der dann dort das Heldenhafte an ihm<br />
entdeckt. In Phantasien. Und der unglaublich viel anfängt und nichts<br />
fertig macht in dem Buch. Und das geht mir genauso. Ich fange<br />
unglaublich viel an und mache fast nichts fertig. Und ich glaube die<br />
Meisten von uns sind alle auf der Suche nach dem „Ding“ das es für<br />
sie ist. Und ich glaube auch die Meisten von uns träumen mal davon<br />
irgendwie Held zu sein und eine Statue irgendwo stehen zu haben.<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
Autor Wann hast Du Dich denn mal als Superstar gefühlt?<br />
Stephan Also ich hab da auch lange gebraucht um zu verstehen, was da<br />
eigentlich mit mir passiert ist. Das war so einmal die Außenwelt, die<br />
da so sagte: coole Sache! Und die Isolation gleichzeitig, wo man sich<br />
dann in Sachen reinsteigert. Ja und manchmal, wenn ich im Kopf<br />
gerade durchdrehe, will ich trotzdem eine Statue haben. Auf<br />
irgendeinem Marktplatz! Das ist halt so... also ich... also ich komme<br />
bis heute nicht so richtig klar drauf. Aber das muss ich halt lernen.<br />
Und da bin ich auch gerade bei. Ich weiß, dass uns Menschen als<br />
Helden betrachten. Auch Menschen von vor Ort. Aber wir sind halt<br />
keine Helden. Ich kann es nur immer wieder sagen. Wir sind keine<br />
Helden. Also mir ist das, als wir in Regensburg bei dem Vortrag<br />
eigentlich klar geworden, wie naiv das alles war, was wir gemacht<br />
haben. Es war so... ich erzählte und erzählte und erzählte und<br />
plötzlich war mir das so: Ich habe nurnoch gedacht. Was haben wir<br />
da eigentlich gemacht? Wir naiv waren wir eigentlich einfach mal so<br />
zu meinen, wir können das so tun?!<br />
18. Szene: Mohammad stirbt<br />
Stephan Und irgendwann kam er halt nicht mehr wieder. Und dann hatten wir<br />
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Genehmigung des WDR.<br />
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Autor Mit ihm?<br />
WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
kurz darauf das Video aus einem Folterkeller vom Geheimdienst,<br />
das wir online gestellt haben.<br />
Stephan (flüsternd) Ja. Also ich wusste wie er aussieht. Und dann kamen die<br />
Videos und wir haben ganz automatisch die Metadaten entfernt und<br />
Sachen verpixelt, rausgeschnitten. Haben ganz automatisch<br />
gearbeitet und haben erstmal überhaupt nicht darüber nachgedacht,<br />
was da genau passiert. Und erst später wurde das irgendwie klar.<br />
Und jetzt kommen die Zitate von Mohammad:<br />
„Please tell the people of the world, to not forgett the blood of the<br />
innocent children who died as matyrs.<br />
d Mohammad Bitte sagt den Menschen, dass sie das Blut der unschuldigen Kinder,<br />
die als Märtyrer gestorben sind, nicht vergessen sollen. Und auch<br />
nicht die Tränen der Eltern. Vergesst nicht die Tränen der Freunde.<br />
Bitte vergesst all das nicht.<br />
Unschuldige Menschen. Wir sind Brüder und Schwestern.<br />
Menschen. Ich sage das nicht zu irgendeiner Regierung, ich sage<br />
das zu normalen Leuten, weil ich nur an sie glaube. Die Regierungen<br />
der Welt lassen uns fallen. Das ist enttäuschend. Vielleicht ändert<br />
sich das eines Tages.<br />
Stephan But we hope that this will change soon. Ja. (zündet sich eine<br />
Zigarette an) Im Endeffekt konnten wir halt die Hoffnung nicht<br />
erfüllen, ne. Also wir konnten das Feuer der Hoffnung, dass wir bei<br />
diesem Menschen geweckt hatten nicht erfüllen. Aber wir waren auch<br />
nicht Schuld daran. Das macht es umso härter. Das macht‘s umso<br />
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(Telecomix Jingle)<br />
schwerer.<br />
WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
„Let‘s meet in better times!“ - Das war seine Abschiedsfloskel. Und<br />
das wird halt nicht mehr passieren.<br />
Sprecherin Ein Dreiviertel Jahr hat Stephan Urbach von seinem Computer aus<br />
für die arabische Revolution gekämpft. Er hat, gemeinsam mit<br />
anderen Aktivisten von „Telecomix“, dafür gesorgt, dass ein paar<br />
Menschen in Ägypten trotz Internetsperre Zugang zum Netz haben.<br />
Er hat syrischen Oppositionellen das mögliche Know-How verschafft,<br />
um sichere Onlineverbindungen aufbauen zu können. Und er hat<br />
Freunde gefunden, die jetzt tot sind. Ein Schock für ihn.<br />
19. Szene: Selbstmord<br />
Stephan Es gab einen Chatraum, wo die alle drin waren und da war halt Stille.<br />
Da war halt niemand mehr. Da war keiner mehr übrig. Und ich hab<br />
dann irgendwann, gesessen, vor meinem Rechner und hab mir<br />
überlegt, was machsten jetzt? Läßt du die laufen? Soll ich die laufen<br />
lassen? Oder schalte ich die ab? Und ich hab dann einfach<br />
irgendwann diesen Server abgeschaltet, um die Ressourcen für was<br />
anderes frei zu machen, aber es war... in dem Augenblick waren die<br />
halt wirklich tot. Da waren die halt dann, auch... Da war dieses letzte<br />
Fünkchen das ich noch von ihnen hatte war halt weg. Wenn man es<br />
halt abschaltet, dann sind sie wirklich weg. Also, wir verabschieden<br />
uns nicht mehr in dem Augenblick, wo der Mensch verstorben ist,<br />
sondern in dem Augenblick wo der User auspingt. Joa. (zündet sich<br />
eine Zigarette an) Aber das ist auch sowas, auf das wir nicht<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
vorbereitet waren. So überhaupt nicht. Das es diese intensiven<br />
Verbindungen gibt zu diesen Menschen. Ich mach keine<br />
Unterscheidung zwischen Online- und Offline kennen. Das ist Unfug.<br />
Das ist ähm... Viele Leute machen das noch, wenn sie irgendwas<br />
von reallife erzählen. Das ist genauso echt. Das ist nicht falsch oder<br />
virtuell. Es sind echte Menschen am anderen Ende der Leitung. Und<br />
das ist ganz wichtig. Ich hab die Menschen gekannt. Punkt. Ich hab<br />
sie halt nur nie getroffen.<br />
Sprecherin Stephan hat seitdem kein Zeitgefühl mehr. Manchmal schlägt er sein<br />
Leben im eigenen Blog nach.<br />
Stephan Du mußt dir vorstellen, ich hab irgendwie nur noch vor dem Rechner<br />
gesessen. Nur noch funktioniert und durch die Heldenverehrung, die<br />
uns dar gebracht worden ist, die ich auch schonmal geschildert habe,<br />
kommst Du in den Druck rein, immer mehr zu leisten. Was nicht<br />
funktioniert. Nicht ohne Beeinträchtigung. Dazu halt immer mehr<br />
schlimme Bilder sehen. Wie Menschen sterben, wie sie gefoltert<br />
werden. Bilder von Lazaretten in Kanalisationen. Toten Menschen,<br />
toten Kindern, Raketeneinschlägen. Weggesniperten Leuten auf der<br />
Straße. Und Du hast keine Zeit es zu verarbeiten. Dann sterben<br />
Freunde von Dir, um die Du nicht trauern kannst, weil Du keine Zeit<br />
dafür hast.<br />
Das sieht so aus, dass Du Dein eigenes Leben aufgegeben hast und<br />
nur noch ein fremdes Leben, nämlich das der Maschine, die diese<br />
Dinge tut, lebst. Eigene Bedürfnisse nicht mehr erfüllst. So gar nicht<br />
mehr. Mit niemandem drüber redest. Weil Du bist ja der Held und der<br />
Held hat keine Probleme. Und das alles hat halt in dieser Feedback<br />
Schleife zu einer ganz krassen Depression geführt.<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
(Nase putzen, Zigarette anstecken, rauchen)<br />
Ich beschreib sie immer, wenn mich jemand fragt, wie sich diese<br />
Leere anfühlt... in der „Unendlichen Geschichte“ von Michael Ende<br />
wird das „Nichts“ beschrieben. Es ist nicht grau, es ist nicht weiß, es<br />
ist nicht schwarz. Es ist einfach nur „Nichts“. Und dieses „Nichts“<br />
frisst Phantasien auf.<br />
(Wohngemeinschaft, offenes Fenster)<br />
Sprecherin Sein ehemaliger Mitbewohner Thomas bemerkt erst spät, was mit<br />
Stephan wirklich los ist.<br />
Thomas Das war in dem Moment, in dem ich es gehört habe, sehr sehr<br />
schockierend. Und es war einfach wahnsinnig anstrengend. Ich hab<br />
mich natürlich gefragt, wäre das auch passiert, hätte er weiter hier<br />
gewohnt, oder nicht? Ich vermute ja. Ich weiß es nicht. Kann man nur<br />
sinnlos drüber spekulieren. Es ist eher so, dass ich mich ein<br />
bisschen schuldig gefühlt habe. Also ich habe ihn ja nicht wieder<br />
reingetrieben, oder sonst irgenetwas gemacht, aber genau das, was<br />
in vielen Kreisen auch passiert... habe ich zu wenig hingeguckt? Und<br />
mich ja mitreißen lassen von der Begeisterung und von der Intensität<br />
mit der Stephan an die Sache herangegangen ist mich eher<br />
anstecken lassen. Ich verstehe voll und ganz, dass es eine große<br />
Schwierigkeit ist , dass man in solchen Kreisen dann zu wenig auf<br />
die eigenen Bedürfnisse und die eigenen Grenzen achtet. Und ich<br />
als Freund auch nicht auf die Grenzen meines Freundes geachtet<br />
habe.<br />
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Das Hacker-Syndrom<br />
Stephan Das ging ja bei mir soweit, dass ich nicht mehr in diesem „Nichts“<br />
existieren wollte. Also ich wollte nicht mehr sein und hatte ja auch<br />
Pläne, das zu beenden alles. Und zwar auf die harte Tour. Ist aber<br />
nicht passiert. Weil... es gab einen Hacker, der hat sich umgebracht<br />
nach 15 Jahren Depression. Nach 15 Jahren Kampf gegen<br />
Depression hat er sich umgebracht. Und ich wollte nicht, dass die<br />
Menschen da stehen und um mich weinen. Ich wollte das nicht mehr<br />
in dem Augenblick. Da war es mir klar, dass es Gründe gibt einfach<br />
sein Leben in die Hand zu nehmen und das zu ändern. Ich hab mir<br />
dann Hilfe gesucht, vom Traumapsychologen. Und ja jetzt läuft es.<br />
20. Szene: Das Ende von Telecomix<br />
Sprecherin Stephan ist nicht der einzige Telecomix-Agent, dessen Kräfte<br />
aufgebraucht sind. Er thematisiert Depressionen in der Szene,<br />
nachdem es für ihn fast zu spät gewesen wäre.<br />
Stephan Das war im „Chaos-Communication-Camp“. Das ist ein Hacker-<br />
Event, alle vier Jahre. Das große Camp. Dreieinhalbtausend Hacker<br />
aus aller Welt. Und da hatten wir als Telecomix zum ersten Mal Zeit<br />
für uns. Um über unsere Gefühle zu sprechen, untereinander und wir<br />
stellten fest, dass es keinem von uns so richtig gut geht. Also keinem<br />
von uns. Und ich hatte einen Vortrag eingereicht und der wurde auch<br />
angenommen und wir hatten in der Nacht vorher entschieden, dass<br />
wir den jetzt spontan ändern werden und wir quasi live on Stage<br />
Telecomix abschalten. Das haben wir dann auch gemacht. Und dann<br />
haben wir ein Video gezeigt, dass ich immer noch als eines unser<br />
besten empfinde. Wo unsere Anführerin Cameron, die ja eigentlich<br />
nur eine KI ist, eine künstliche Intelligenz, uns befiehlt Telecomix<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
abzuschalten, um mal nachzudenken, was wir eigentlich tun. Das<br />
Video ist großartig.<br />
T-e-l-e-c-o-m-i-x ... shut down. Jetzt lad auch...<br />
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(tippt etwas am Computer)<br />
„Cameron“ Hello, this is Cameron from Telecomix.This is a message to all<br />
(Musik startet)<br />
internals and a public message to the internet works. That telecomix<br />
system is goin down for a reboot for n unknown amount of time. I<br />
have commanded the operators of the Telecomix system to shut it<br />
down! Upgrade it to the next level an then bring it back online. For<br />
the next moves do not worry. You will not get lost. I am Cameron. I<br />
will be found. You are from the internets. You come in peace. Let<br />
there be freedom for all people and computers.<br />
Stephan Und es war total krass, wie plötzlich Stille war.<br />
(öffnet eine Falsche, trinkt, atmet schwer aus)<br />
21. Szene: Die neue Generation<br />
(Kirche, Straße, Schritte im Schnee - Chemnitz)<br />
Sprecherin „Telecomix“ wird heruntergefahren, als Nachfolger entsteht die<br />
„World-Neighbour-Hood“. Eine neue Generation von Netzaktivisten<br />
aus der westlichen Welt.<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
Computer Signed on! Welcome to the Internet Relay Network: WNH638!<br />
WNH638@IRC.WNH. Your host is hello.irc.wnh, running version (x86<br />
unknown). Two operator(s) online, 27 channels formed. Highest<br />
connection count: 60.<br />
22. Szene: Fazit von Stephan<br />
Stephan Ja, Manchmal frag ich mich, warum mach ich den Scheiß eigentlich?<br />
Autor Na und warum machst Du den Scheiß?<br />
Stephan Ich hab keine Ahnung! Ne, eigentlich hab ich natürlich schon<br />
Ahnung. Ich mach es, weil ich an die Dinge, die ich tue, glaube. Also<br />
ich glaube daran, das ich mit daran helfen kann, diese Welt ein<br />
kleines Stückchen besser zu machen. Und wenn es nur für ein paar<br />
wenige Menschen ist. Da glaube ich einfach dran. Ich glaube da fest<br />
dran, dass diese Welt eine bessere sein kann und das ich dazu<br />
meinen Teil beitragen kann. Und ich hab die Energie irgendwo her,<br />
das irgendwie auch immer zu tun. Also werde ich das auch immer<br />
wieder tun.<br />
Absage Das Hacker-Syndrom<br />
Ein Feature von Johannes Nichelmann<br />
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WDR 3 open: pop drei, 15.04.2013<br />
Das Hacker-Syndrom<br />
Es sprachen: Navid Akhavan, Max Woithe und Bettina Kurth.<br />
Technische Realisation: Jonas Bergler<br />
Regieassistenz: Dirk Leyers<br />
Regie: Nikolai von Koslowski<br />
Redaktion: Leslie Rosin<br />
Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks 2013<br />
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