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Die Bärenhaltung auf der Wartburg bei Eisenach in ... - Zoo Schwerin

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Ursus, Mitteilungsblatt des <strong>Zoo</strong>vere<strong>in</strong>s und des <strong>Zoo</strong>s Schwer<strong>in</strong>, 15. Jahrgang, Heft 1 (Dezember 2009): Karl: <strong>Die</strong> <strong>Bärenhaltung</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Wartburg</strong> <strong>bei</strong> <strong>Eisenach</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen und Probleme <strong>der</strong> osteologischen Differenzierung zwischen Bärenarten: 32-38, 5 Abb., Schwer<strong>in</strong><br />

(eher nur e<strong>in</strong>e Grube) e<strong>in</strong>gerichtet (Tafel 1, Pfeil),<br />

welcher zum Zwecke <strong>der</strong> Errichtung des<br />

historischen Ritterbades im Jahre 1889 wie<strong>der</strong><br />

beseitigt wurde. Zusammengefasst f<strong>in</strong>det man Text<br />

und Abbildung dazu <strong>in</strong> BAUMGÄRTEL (1907):<br />

Abb.1: Haupthof <strong>der</strong> <strong>Wartburg</strong> <strong>in</strong> Richtung Norden<br />

im Jahre 1868 nach e<strong>in</strong>er Photographie aus<br />

BAUMGÄRTEL (1907). Vorn rechts <strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />

Eisengitter begrenzte Bärenzw<strong>in</strong>ger bzw. die<br />

Bärenschlucht <strong>in</strong> dem Zustand bis 1889 (Pfeil). <strong>Die</strong><br />

Abbildungsvorlage wurde freundlicherweise von<br />

Frau Archivar<strong>in</strong> Petra Schall (<strong>Wartburg</strong>) zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

„E<strong>in</strong>stweilen fand <strong>der</strong> Platz e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />

Verwendung: er wurde als Tierzw<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>gerichtet<br />

für e<strong>in</strong>en südamerikanischen Bären, mit dem<br />

Anfang 1856 e<strong>in</strong> benachbarter Freund <strong>der</strong> <strong>Wartburg</strong><br />

dem Großherzog e<strong>in</strong> Geschenk gemacht hatte;<br />

e<strong>in</strong>undzwanzig Jahre ist dieser Bär da gehalten; als<br />

er im Jahre 1877 starb, ist er nahe <strong>der</strong> <strong>Wartburg</strong><br />

begraben worden. <strong>Die</strong>ser Zw<strong>in</strong>ger wurde wie<strong>der</strong><br />

und nun mit zwei Bären aus Russland besetzt, die<br />

dann dem Bau des Bades weichen mussten. Der<br />

Burgherr schenkte sie dem <strong>Zoo</strong>logischen Garten<br />

Dresden. Beamte desselben führten sie am 16. April<br />

1889 dah<strong>in</strong> ab, nachdem mit dem Herrichten des<br />

Rüstzeuges für e<strong>in</strong>en Flaschenzug, mit dem<br />

E<strong>in</strong>fangen <strong>der</strong> Bären, dem Her<strong>auf</strong>w<strong>in</strong>den <strong>der</strong><br />

Käfige und dem Verladen zehn Männer <strong>in</strong>nerhalb<br />

von fünf Tagen zeitweilig thätig gewesen waren.<br />

Reste vom Bärenzw<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d bis heute, im Boden<br />

verborgen, erhalten: westlich neben dem Bad e<strong>in</strong><br />

Stück <strong>der</strong> alten Mauer und Stufen <strong>der</strong><br />

h<strong>in</strong>abführenden Treppe, südlich e<strong>in</strong> für sich<br />

abgeteiltes kle<strong>in</strong>es Gewölbe, das erst im Jahre 1888<br />

hergestellt wurde, um die Bär<strong>in</strong> mit ihren Jungen<br />

von dem Bär abson<strong>der</strong>n zu können. Nun die <strong>in</strong> den<br />

Bären fortlebende Liebhaberei mittelalterlicher<br />

Burgherren verschwunden, konnte zum Bau des<br />

Bades geschritten werden.“<br />

33<br />

Nachdem e<strong>in</strong> verme<strong>in</strong>tlich südamerikanischer Bär<br />

nach 21 Jahren 1877 <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Wartburg</strong> gestorben<br />

war, kam also e<strong>in</strong> Pärchen russische Bären <strong>auf</strong> die<br />

Burg, welches im Jahre 1889 an den <strong>Zoo</strong>logischen<br />

Garten <strong>in</strong> Dresden gegeben wurde. Hierzu VOSS &<br />

LEHFELDT, (1917):<br />

„In dem tief liegenden Theil des h<strong>in</strong>teren Burghofes<br />

(h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Cisterne) wurde an <strong>der</strong> Südseite des<br />

Landgrafenhauses im Jahre 1856 e<strong>in</strong> Bärenzw<strong>in</strong>ger<br />

e<strong>in</strong>gerichtet. Es war e<strong>in</strong>e durch schlichte Mauern<br />

und e<strong>in</strong> kunstloses Eisengitter e<strong>in</strong>gefasste Grube*.<br />

Hier wurde 21 Jahre lang e<strong>in</strong> südamerikanischer<br />

Bär gehalten. Nach dessen Tode kamen 1877 zwei<br />

russische Bären, die 12 Jahre lang zur Belustigung<br />

<strong>der</strong> <strong>Wartburg</strong>besucher dienten. 1889 wurde <strong>der</strong><br />

Zw<strong>in</strong>ger beseitigt, um Platz für das neue Badehaus<br />

zu schaffen. Das die <strong>Wartburg</strong> auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong><br />

Landgrafen e<strong>in</strong>en Zw<strong>in</strong>ger für sehenswerte Thiere<br />

gehabt haben, glaubte man namentlich aus <strong>der</strong><br />

Legende vom Landgrafen Ludwig dem Heiligen<br />

schließen zu sollen. <strong>Die</strong>trich v. Apolda erzählt <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em „Leben <strong>der</strong> heiligen Elisabeth“, dass <strong>der</strong><br />

Landgraf <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Wartburg</strong> e<strong>in</strong>en Löwen hielt.<br />

<strong>Die</strong>ser war e<strong>in</strong>es Tages aus se<strong>in</strong>em Käfig<br />

ausgebrochen. Alles flüchtete vor dem Löwen, doch<br />

<strong>der</strong> Landgraf besänftigte den Löwen durch den<br />

Blick se<strong>in</strong>er Augen, sodass er wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Käfig<br />

zurückgebracht werden konnte. Ludwig v. Schw<strong>in</strong>d<br />

hat die Sage zum Gegenstand e<strong>in</strong>es se<strong>in</strong>er schönen<br />

Wandgemälde im Landgrafenzimmer gemacht.“<br />

Über den Abtransport dieser Bären am 16. April<br />

1889 liegen e<strong>in</strong> Bericht des damaligen<br />

Burgkommandanten Hermann von Arnswald und<br />

e<strong>in</strong> anonymer Presseartikel aus dem Neuesten<br />

Dresdner Tageblatt vor (ANONYMUS, 1889):<br />

„Dem <strong>Zoo</strong>logischen Garten g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> diesen Tagen<br />

werthvolle Geschenke zu, von denen 1 Paar braune,<br />

außerordentlich stark entwickelte Bären, von Sr.<br />

Königl. Hoheit dem Großherzog Sachsen-Weimar<br />

geschenkt, obenan stehen. <strong>Die</strong>se Bären, welche<br />

se<strong>in</strong>er Zeit dem Großherzog von Sr. Majestät dem<br />

Kaiser von Russland zum Geschenk gemacht<br />

wurden, haben e<strong>in</strong>e gewisse historische<br />

Berühmtheit erlangt, denn sie waren seit zirka acht<br />

Jahren <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Wartburg</strong> b. <strong>Eisenach</strong> im dortigen<br />

Bärenzw<strong>in</strong>ger <strong>in</strong>terniert, und mancher <strong>der</strong> das<br />

schöne Thür<strong>in</strong>gen und die <strong>Wartburg</strong> besucht hat,<br />

wird dort die prächtigen Thiere gesehen haben. Da<br />

<strong>in</strong>des jetzt größere Umbauten daselbst<br />

vorgenommen, so wurde auch <strong>der</strong> Bärenzw<strong>in</strong>ger<br />

abgebrochen und se<strong>in</strong>e Insassen wurden dem<br />

hiesigen Garten als Geschenk überwiesen. Leicht<br />

schien aber den Bären die Trennung von ihrem<br />

jahrelangen Aufenthaltsort nicht zu fallen, denn<br />

viele Tage dauerte es, ehe sie <strong>in</strong> die mit<br />

Leckerbissen <strong>auf</strong>gestellten Käfigkisten g<strong>in</strong>gen, und<br />

wo<strong>bei</strong> das Männchen am längsten trotzte, bis

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