Der Zoologische Garten von Honolulu - ein Zoo ... - Zoo Schwerin
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<strong>Der</strong> <strong><strong>Zoo</strong>logische</strong> <strong>Garten</strong> <strong>von</strong> <strong>Honolulu</strong> -<br />
<strong>ein</strong> <strong>Zoo</strong> mitten in <strong>ein</strong>em Tierpark<br />
„<strong>Der</strong> <strong>Honolulu</strong>-<strong>Zoo</strong> ist der größte und beste<br />
<strong>Zoo</strong> innerhalb <strong>ein</strong>es Umkreises <strong>von</strong> 3700<br />
km!“<br />
So etwa lautet die Übersetzung <strong>ein</strong>er<br />
Werb<strong>ein</strong>formation der Hawaiianer für ihren<br />
1947 gegründeten <strong><strong>Zoo</strong>logische</strong>n <strong>Garten</strong><br />
(Hawaii wurde erst 1950 der 50.<br />
Bundesstaat der USA). Das ist auf Grund<br />
der geografischen Lage <strong>von</strong> Oahu, der<br />
Hauptinsel <strong>von</strong> Hawaii, aber auch k<strong>ein</strong>e<br />
Überraschung. Schließlich liegt der<br />
nächste ernst zu nehmende <strong>Zoo</strong> auf dem<br />
entfernten Festland in San Francisco. Auf<br />
ehemals königlichem Land bildet der<br />
17,5 ha große <strong>Zoo</strong> am Rande des<br />
quirligen Stadtteils Waikiki <strong>von</strong><br />
<strong>Honolulu</strong> - der Hauptstadt <strong>von</strong> Hawaii,<br />
<strong>ein</strong>e angenehm ruhige Oase im<br />
chaotischen Verkaufstreiben (der<br />
<strong>Schwerin</strong>er <strong>Zoo</strong> hat im Vergleich dazu<br />
etwa 25 ha Fläche).<br />
Ist es aber nur die Konkurrenzlosigkeit,<br />
die den <strong><strong>Zoo</strong>logische</strong>n <strong>Garten</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Honolulu</strong> zu <strong>ein</strong>er so großen<br />
Besucherschar kommen lässt? <strong>Der</strong><br />
Baedeker „Hawaii“ aus dem Jahre 1998<br />
beschreibt den <strong>Zoo</strong> wie folgt:<br />
„Wenngleich der <strong>Honolulu</strong> <strong>Zoo</strong> nicht<br />
gerade <strong>ein</strong>er der bedeutenden<br />
amerikanischen zoologischen Gärten ist,<br />
ist er trotzdem sehenswert. Für den an<br />
der hawaiischen Fauna interessierten<br />
Besucher sind vor allem Exemplare der selten<br />
gewordenen und vom Aussterben bedrohten<br />
hawaiischen Vogelwelt reizvoll. Hier besteht<br />
übrigens auch die Gelegenheit, die Nene<br />
(hawaiische Gans), den Staats-Vogel, kennen<br />
zu lernen, die man im Freien kaum mehr zu<br />
Gesicht bekommt. Eine Besonderheit ist auch<br />
die behaarte Fledermaus, <strong>ein</strong>e der zwei<br />
Säugetierarten, die es in Hawaii gab, als die<br />
ersten Siedler dort vor fast 1500 Jahren<br />
ankamen. Auch die Mönchsrobbe ist als<br />
Vertreterin der endemischen Säugetiere im<br />
<strong>Zoo</strong> zu besichtigen. Für die Hawaiianer<br />
Von DR. KLAUS-DIETER FEIGE, MATZLOW<br />
erwecken drei Schlangen Aufmerksamkeit; sie<br />
sind schließlich die <strong>ein</strong>zigen Schlangen auf<br />
den Hawaii-Inseln. Daneben gibt es auch all<br />
die üblichen <strong>Zoo</strong>-Bewohner: Elefanten,<br />
Giraffen, Affen, Löwen, Tiger, <strong>ein</strong> Nilpferd<br />
und <strong>ein</strong>en Braunbären.“<br />
Abb. 1: So weit ist es zu den nächsten<br />
<strong>Zoo</strong>parks<br />
Und genau diese Nene (Nesochen<br />
sandvichensis) hatte es mir während m<strong>ein</strong>es<br />
zweiten Aufenthaltes in <strong>Honolulu</strong> im Oktober<br />
2001 angetan. Elefanten, Giraffen oder<br />
Nilpferde kannte ich ja schon aus der freien<br />
Wildbahn, aber die Nene fehlte noch auf<br />
m<strong>ein</strong>er Artenliste. Also die 6 US-$ (13 DM)<br />
pro Erwachsenen berappt und hin<strong>ein</strong> in die<br />
biologische Ausstellung. Mit der<br />
unsch<strong>ein</strong>baren Eintrittskarte wurde mir <strong>ein</strong><br />
Wegeplan des <strong>Zoo</strong>s ausgehändigt, der mir
zunächst ziemlich spanisch, oder besser<br />
‚japanisch’ vorkam. Da auf Hawaii insgesamt<br />
25% der Bevölkerung aus Japanern besteht<br />
(der Angriff auf Pearl Harbor war also erst<br />
der Beginn <strong>ein</strong>er richtigen Invasion) und fast<br />
jeder zweite Tourist aus dem entfernten<br />
Nippon kommt, ist diese Bevorzugung nur zu<br />
verständlich. Aber zum Glück fand ich auf<br />
der Rückseite dann auch den englisch<br />
sprachigen Lageplan des <strong>Honolulu</strong>-<strong>Zoo</strong>s.<br />
Abb. 2: <strong>Der</strong> Park <strong>von</strong> <strong>Honolulu</strong><br />
M<strong>ein</strong>e Erfahrungen mit vielen zoologischen<br />
Gärten sagte mir: „Ein kl<strong>ein</strong>er Stadtzoo - da<br />
bist Du bald durch“. Aber genau da lag m<strong>ein</strong><br />
Denkfehler. Die 43 Acres <strong>Zoo</strong>fläche erwiesen<br />
sich dann als so raffiniert gestaltet, dass ich<br />
erst nach mehreren Stunden wieder am Ein-<br />
und Ausgang ankam.<br />
Und dies ist nicht nur den im <strong>Zoo</strong> gehaltenen<br />
Tieren zu verdanken. Da der <strong>Zoo</strong> praktisch<br />
<strong>ein</strong>en Puffer zwischen den Hochhaus- und<br />
Hotelfluchten <strong>von</strong> Wakiki-Beach und dem<br />
berühmten Kapiolani-Park bildet, verdriften<br />
und besiedeln den Tierpark auch diverse<br />
Arten, die sonst nur in den Grünanlagen der<br />
Umgebung vorkommen. B<strong>ein</strong>ahe hätte ich<br />
geschrieben „beheimatet sind“, aber das<br />
„beheimatet s<strong>ein</strong>“ ist für Vogelarten auf den<br />
Hawaiianischen Inseln eher ungewöhnlich<br />
und oft nur ab 2000 m über NN zu erwarten.<br />
Die vielen menschlichen Einwanderer auf den<br />
zu Polynesien gehörenden Inseln haben<br />
nämlich so ziemlich alles, insbesondere an<br />
Vogelarten mitgebracht, was ihnen in ihrer<br />
Heimat lieb und schön erschien. So findet<br />
man heute in und um <strong>Honolulu</strong> zigtausend<br />
Sperbertäubchen (Geopelia striata - 1922<br />
aus Asien <strong>ein</strong>geführt), Perlhalstauben<br />
(Streptopelia chinensis – um 1850 aus Asien<br />
<strong>ein</strong>geführt), mehrere hundert Rußbülbüle<br />
(Pycnonotus cafer – um 1955 ausgesetzt) und<br />
diverse importierte Arten aus allen Teilen der<br />
Welt mehr. Ich war angesichts <strong>ein</strong>er<br />
derartigen avi-faunistischen Überfremdung<br />
k<strong>ein</strong>eswegs darüber<br />
befremdet, dass auf das<br />
Füttern der Vögel nicht nur<br />
im Kapiolani-Park <strong>ein</strong>e<br />
drastische Strafandrohung<br />
besteht –was aber etliche<br />
Einheimische nicht<br />
hinderte, kiloweise<br />
Getreidekörner in den Park<br />
zu bringen. Was für <strong>ein</strong>e<br />
grandiose Futterquelle ist<br />
im Vergleich zu den<br />
strafbedrohten privaten<br />
Futtergaben aber das<br />
gewaltige<br />
Nahrungsangebot des<br />
angrenzenden <strong>Zoo</strong>s!<br />
Verbote zeigen so manchmal <strong>ein</strong>e gewisse<br />
Ironie...<br />
Abb.3: Eine Perlhalstaube (Streptopelia chinensis)<br />
Es ist also nichts Ungewöhnliches, wenn das<br />
Ausstellungsangebot des <strong>Honolulu</strong>-<strong>Zoo</strong>s so<br />
oft um farbenprächtige Arten aus der Natur
ereichert wird. Den Höhepunkt bildet dabei<br />
sicher der Brutbestand <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en<br />
Population der filigranen, schneeweißen<br />
Feenseeschwalbe (Gygis alba rothschildi) –<br />
und die gehört sogar zu den hier heimischen<br />
Arten. <strong>Der</strong> <strong><strong>Zoo</strong>logische</strong> <strong>Garten</strong> <strong>von</strong> <strong>Honolulu</strong><br />
ist quasi <strong>ein</strong> <strong>Zoo</strong> mitten in <strong>ein</strong>em Tierpark.<br />
Abb. 4: <strong>Der</strong> Hibiskus blühte in den schönsten<br />
Farben<br />
Aber zurück zum ‚offiziellen’ <strong>Zoo</strong>angebot.<br />
Da fällt zunächst auf, dass das Management<br />
des <strong><strong>Zoo</strong>logische</strong>n <strong>Garten</strong>s besonders stolz<br />
darauf ist, dass sie dem „Recycle Hawaii“-<br />
Programm angehören – quasi dem ‚Grünen<br />
Punkt’ auf den Inseln. Das Recyceln betrifft<br />
sowohl das in den USA nicht wegzudenkende<br />
Plastikgeschirr als auch die kompostierbaren<br />
Abfälle. Gut so!<br />
Wie in vielen <strong>Zoo</strong>s sind die Kinderzoo-<br />
Abteilungen als auch die Tierfütterungen mit<br />
angekündigten Fütterungszeiten hier nicht<br />
wegzudenken. Anders aber als bei uns – aber<br />
ziemlich US-typisch – ist das Angebot an<br />
Picknick-Arealen zum Essen des <strong>von</strong> zu<br />
Hause Mitgebrachten und zum Relaxen.<br />
Nicht, dass das käufliche Angebot an Speis<br />
und Trank schlecht wäre, aber der<br />
Amerikaner hat’s nun mal gern so. Die große<br />
Freiheit halt...<br />
Bevor ich nun wirklich zu den Tieren komme,<br />
erinnere ich mich gern noch des exotischen<br />
Blütenangebotes entlang der Wege und<br />
Anlagen. Nicht nur die Staatsblume, der<br />
Hibiskus, ist in mannigfaltigen Variationen<br />
zu bestaunen, sondern auch <strong>ein</strong>e Reihe<br />
weiterer großblütiger Strauch- und Kräuterarten,<br />
die genau zu bestimmen, gar k<strong>ein</strong>e<br />
Zeit blieb. Diese Blütenumrahmung ist sicher<br />
<strong>ein</strong> Vorteil, der im <strong>Schwerin</strong>er <strong>Zoo</strong> ganzjährig<br />
nur schlecht wettzumachen ist. In Sachen<br />
tierischen Artenangebots sind die<br />
Haltungsvoraussetzungen für<br />
Wärme liebende Species durch den<br />
ewigen Sommer auf Hawaii<br />
natürlich ebenfalls ungleich<br />
vorteilhafter. Dennoch waren <strong>ein</strong><br />
paar Ähnlichkeiten mit dem <strong>Zoo</strong> in<br />
<strong>Schwerin</strong> unübersehbar. Offenbar<br />
Primaten, Tiger und Löwen<br />
weltweit <strong>ein</strong> zoologischer Magnet.<br />
Den Höhepunkt bilden hier zudem<br />
diverse Schildkrötenarten, wie die<br />
Galapagos-Schildkröten<br />
(Geochelone elephantopus) oder die<br />
afrikanische Spornschildkröte<br />
(Geochelone sulcata).<br />
Selbst die Nachzucht ist gelungen.<br />
Besonders interessant schien mir die<br />
Gestaltung des Bereiches „Afrikanische<br />
Savanne“. Durch <strong>ein</strong>e geschickte<br />
mäandrierenden Wegführung mit 2-3 m<br />
hohen bewachsenen oder felsigen Wänden<br />
glaubt man sich b<strong>ein</strong>ahe in <strong>ein</strong>em Irrgarten<br />
mit vielen Fenstern. Einerseits gelingt so<br />
selbst in <strong>ein</strong>e Anlage der Blick aus<br />
Abb. 5: Eine Galapagos-Schildkröte<br />
(Geochelone elephantopus) stellt sich dem<br />
Fotografen<br />
verschiedenen Perspektiven, zum anderen<br />
steigert sich permanent die Spannung, da<br />
immer wieder Unbekanntes hinter der<br />
nächsten Wegbiegung lauern kann. Auch die
grundsätzliche Begrenzung dieser Anlagen<br />
durch große Glasfenster (natürlich nur dort<br />
Abb. 6: Ein Kuh-Reiher auf<br />
Beobachtungsposten<br />
wo dies nötig ist) verstärkt den sch<strong>ein</strong>bar<br />
direkten Kontakt mit den Großsäugern. Für<br />
<strong>ein</strong>en Ornithologen ist die „Natur Station“<br />
(siehe auch Lageplan) <strong>ein</strong>e besondere<br />
Attraktion. Auf <strong>ein</strong>em Rundweg durch <strong>ein</strong>e<br />
große Voliere kann der Besucher unmittelbar<br />
zwischen den frei fliegenden tropischen<br />
Vögeln spazieren gehen und diese oft nur aus<br />
1-2 m Entfernung beobachten (z.B. den<br />
Elfenblauvogel – Irena puella).<br />
<strong>Der</strong> <strong>Zoo</strong> <strong>Honolulu</strong> hat sich darüber hinaus<br />
dem Erhalt <strong>ein</strong>er seltenen Vogelart<br />
verschrieben.<br />
Die schon benannte Nene (Nesochen sandvichensis),<br />
<strong>ein</strong>e bevorzugt in den Lavawüsten<br />
der Hochvulkane weit weg <strong>von</strong> jedem Wasser<br />
brütende Gänseart, steht auf der Liste der<br />
extrem gefährdeten Arten. Sie ist zu dem auf<br />
Hawaii endemisch.<br />
Insgesamt gibt es nur noch wenige hundert<br />
Exemplare. Ein Teil der hier aufgezogenen<br />
Tiere wird für die Stabilisierung der<br />
verbliebenen natürlichen Population<br />
<strong>ein</strong>gesetzt.<br />
Ich will nicht leugnen, dass nicht alle Teile<br />
des <strong>Zoo</strong>s gleichermaßen liebevoll gestaltet<br />
sind. Offenbar wird auch noch weiter<br />
verändert und experimentiert. Das ist sicher<br />
k<strong>ein</strong> richtiger Makel und lädt vielleicht auch<br />
in <strong>ein</strong> paar Jahren zu <strong>ein</strong>em erneuten Besuch<br />
<strong>ein</strong> – wenn es denn die Reisekasse so will...<br />
Übrigens, die Hawaiianer selbst schätzen an<br />
ihrem <strong>Zoo</strong> besonders das gute Entertainment,<br />
die „ruhige Gangart“ und die Integration in<br />
die umgebende Natur. Lediglich der hohe<br />
Eintrittspreis ist ihnen <strong>ein</strong> Dorn im Auge.<br />
Wenn die wüssten, was der Eintritt in manche<br />
weniger schöne <strong>Zoo</strong>s der Welt kosten kann.<br />
Übrigens ist die Internet-Präsentation des<br />
<strong>Honolulu</strong>-<strong>Zoo</strong>s mindestens ebenso <strong>ein</strong>en<br />
Besuch wert.<br />
Und welcher <strong>Zoo</strong> stellt schon <strong>ein</strong>e Großzahl<br />
der zu sehenden Tiere in Einzelporträts ins<br />
Web? Ich glaube, dies regt eher zu <strong>ein</strong>em<br />
realen Besuch an, als das man glaubt, schon<br />
alles gesehen zu haben. Ich empfehle daher<br />
<strong>ein</strong>en virtuellen Besuch unter<br />
www.honoluluzoo.org oder auch<br />
www.hawaiiguide.com/freedo~1/zoo.htm.<br />
Abb. 7: Hawaii-Gans "Nene" (Nesochen<br />
sandvichensis)<br />
Anschrift des Verfassers: Dr. Klaus Dieter<br />
Feige, Lewitzweg 23, 19372 Matzlow