15.04.2013 Aufrufe

Schmerztherapie in der Privatpraxis - Zantomed

Schmerztherapie in der Privatpraxis - Zantomed

Schmerztherapie in der Privatpraxis - Zantomed

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das zweiachsige Diagnose System bei CMD<br />

„Research Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disor<strong>der</strong>s“ (RDC/TMD)<br />

Achse I:<br />

Somatische Diagnosen<br />

Bereich I: Schmerzhafte Beschwerden<br />

im Bereich <strong>der</strong> Kaumuskulatur<br />

+ Ia: Myofaszialer Schmerz<br />

+ Ib: Myofaszialer Schmerz mit e<strong>in</strong>ge-<br />

schränkter Kieferöffnung<br />

Bereich II: Anteriore Verlagerung des Discus<br />

articularis<br />

+ IIa: Anteriore Diskusverlagerung mit<br />

Reposition bei Kieferöffnung<br />

+ IIb: Anteriore Diskusverlagerung<br />

ohne Reposition bei Kieferöffnung,<br />

mit e<strong>in</strong>geschränkter Kieferöffnung.<br />

+ IIc: Anteriore Diskusverlagerung<br />

ohne Reposition bei Kieferöffnung,<br />

ohne e<strong>in</strong>geschränkte Kieferöffnung.<br />

Bereich III: Arthralgie, aktivierte Arthrose, Arthrose<br />

+ IIIa: Arthralgie<br />

+ IIIb:aktivierte Arthrose vom Kiefergelenk<br />

+ IIIc: Arthrose des Kiefergelenks<br />

Abb. 3<br />

Diagnostik von MAP<br />

Seit e<strong>in</strong>igen Jahren haben sich die „Research<br />

Diagnostic Criteria for Temporomandibular<br />

Disor<strong>der</strong>s“ (RDC/TMD) als e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> gültige<br />

und e<strong>in</strong>heitliche Sprache bei MAP bzw.<br />

CMD <strong>in</strong> Wissenschaft und Praxis durchgesetzt.<br />

In diesem deskriptiven nicht ursachenbezogenen<br />

System, wird die Diagnostik von CMD<br />

zweiachsig beschrieben (17) und kann nach<br />

e<strong>in</strong>em Stufenkonzept angewendet werden<br />

(81). Der überwiegende Teil des diagnostischen<br />

Prozesses entfällt dabei auf e<strong>in</strong>e<br />

Achse II:<br />

Schmerzbezogene psychosoziale Diagnostik<br />

• Schmerzbezogene Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

täglicher Aktivitäten<br />

• Depressive Verstimmung<br />

• Unspezifische somatische Symptome<br />

Differenzialdiagnostik Orofaziale Schmerzen (modifiziert nach Bell/Okeson)<br />

1. Zahnschmerzen<br />

• Odontogene Zahnschmerzen<br />

• Nicht-odontogene Zahnschmerzen<br />

2. Schmerzen an Gesichts- und Mundschleimhaut<br />

3. Muskuloskelettale Schmerzen<br />

• Muskulatur<br />

– Myofasziale Schmerzen<br />

– Myositis<br />

– Fibromyalgie<br />

– An<strong>der</strong>e muskuläre Schmerzsyndrome<br />

• Kiefergelenk<br />

– Arthralgie<br />

– Aktivierte Arthrose<br />

– An<strong>der</strong>e schmerzhafte Erkrankungen <strong>der</strong><br />

Kiefergelenke<br />

Abb. 4<br />

schmerzbezogene Anamnese, e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer<br />

auf die kl<strong>in</strong>ische Untersuchung. Als Achse I<br />

wird die somatische Ebene def<strong>in</strong>iert, bei <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Schmerz anhand se<strong>in</strong>er Intensität, se<strong>in</strong>er<br />

Qualität und den kl<strong>in</strong>ischen Befunden beschrieben<br />

wird. Wesentliche Erkenntnisse <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Schmerzforschung werden hier s<strong>in</strong>nvoll<br />

<strong>in</strong>tegriert wie akut /chronisch, nozizeptiv /<br />

neuropathisch, oberflächlich / tief, lokalisiert /<br />

generalisiert und episodisch/kont<strong>in</strong>uierlich (62).<br />

Die Achse II ist die psychosoziale Ebene, die<br />

die schmerzbezogenen Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

4. Orofaziale Schmerzen durch benachbarte<br />

Strukturen wie Kiefer, Hals, Augen, Ohren u.a.<br />

5. Neurovaskuläre Schmerzen<br />

• Migräne<br />

• Kopfschmerz vom Spannungstyp<br />

• Cluster Kopfschmerz<br />

• An<strong>der</strong>e Kopfschmerzerkrankungen<br />

6. Neuropatische Schmerzen<br />

• Episodisch neuropathische Schmerzen<br />

• Chronisch neuropathische Schmerzen<br />

• Atypische Odontalgie/Idiopathischer<br />

Gesichtsschmerz<br />

• Traumatisches Neurom<br />

• Traumatische Trigem<strong>in</strong>usneuralgie<br />

• Herpes Zoster<br />

• Posttherapeutische Neuralgie<br />

• Mund- und Zungenbrennen<br />

darstellt. Dabei werden kognitive, emotionale<br />

und verhaltensbezogene E<strong>in</strong>schränkungen des<br />

Patienten berücksichtigt, die meist die Folge<br />

und nicht die Ursache e<strong>in</strong>er chronischen<br />

Schmerzerkrankung s<strong>in</strong>d. Diese Achse II kann<br />

mit e<strong>in</strong>fachen psychologischen Filterfragebögen<br />

quantifiziert und beurteilt werden, ohne<br />

gleich e<strong>in</strong>en Psychologen h<strong>in</strong>zuziehen zu müssen.<br />

Neben dem oben schon erwähnten validierten<br />

vierstufigen Chronifizierungs<strong>in</strong>dex GCS<br />

(85, 82), hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis des Autors zusätzlich<br />

das Befragen nach dem aktuellen<br />

Stresspegel bewährt, auf e<strong>in</strong>er Skala von 0<br />

(ke<strong>in</strong> Stress) bis 10 (unerträglicher Stress).<br />

Dieser Stress<strong>in</strong>dikator gibt weitere wichtige<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> das psychische Bef<strong>in</strong>den des Patienten<br />

und erlaubt e<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

vertieftes Gespräch.<br />

Schmerzhafte Diagnosen nach RDC/TMD s<strong>in</strong>d<br />

myofasziale Schmerzen (Ia), myofasziale Schmerzen<br />

mit E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Kieferöffnung (Ib),<br />

Arthralgie (IIIa) und aktivierte Arthrose (IIIb).<br />

Den an<strong>der</strong>en nicht-schmerzhaften Diagnosen<br />

wird nur <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>en Fällen Aufmerksamkeit<br />

gegeben.<br />

Differenzialdiagnostik<br />

Orofaziale Schmerzen haben meistens e<strong>in</strong>e<br />

odontogene Ursache. Neben schmerzhaften<br />

CMD gibt es gibt allerd<strong>in</strong>gs noch e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von an<strong>der</strong>en Ursachen, die hier nur stichwortartig<br />

Erwähnung f<strong>in</strong>den können und fachärztlich<br />

abgeklärt werden müssen. Wer sich mit<br />

CMD befasst, ist gut damit beraten, diese Ätiologien<br />

zu kennen, um nicht unnötige diagnostische<br />

und therapeutische Wege zu verfolgen.<br />

Es besteht ausserdem e<strong>in</strong>e hohe Ko morbidität<br />

von Kaumuskelschmerzen mit Kopfschmerzen,<br />

Fibromyalgie und an<strong>der</strong>en Schmerzerkrankungen<br />

(76, 65, 62). E<strong>in</strong>e Er klärung für dieses<br />

gehäufte Auftreten von unterschiedlichen<br />

Schmerzphänomenen könnten zentrale Sensibilisierungsprozesse<br />

se<strong>in</strong>, die unter schiedliche<br />

Schmerzbil<strong>der</strong> auslösen (88).<br />

Die Behandlung von MAP<br />

Auf Kongressen und <strong>in</strong> Veröffentlichungen<br />

wird e<strong>in</strong>e Vielzahl von Therapien bei Schmerzen<br />

durch CMD empfohlen. Für den zahnärztlichen<br />

Praktiker ist es deshalb häufig schwierig,<br />

die passenden Verfahren herauszusuchen, da<br />

sich häufig wi<strong>der</strong>sprüchliche Aussagen f<strong>in</strong>den.<br />

Als Leitfaden für die zahnärztliche Behandlung<br />

von CMD werden <strong>in</strong> dieser kle<strong>in</strong>en Übersicht<br />

die Methoden mit <strong>der</strong> höchsten wissenschaftlichen<br />

Evidenz aufgelistet und priorisiert<br />

(Sch<strong>in</strong>dler 2007, Hugger 2007).<br />

Als effektive und wissenschaftlich belegte<br />

Massnahme bei myofaszialen Schmerzen des<br />

Kauapparates können folgende Therapie verfahren<br />

empfohlen werden: Aufklärung des Patienten<br />

über die Krankheitszusammenhänge,<br />

Okklusionsschienen, Physiotherapie/Massage,<br />

Entspannungsverfahren, Verhaltenstherapie,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!