Heft 08_03 - Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren
Heft 08_03 - Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren
Heft 08_03 - Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Resumen Summary Zusammenfassung<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 8 (2006)<br />
Originalarbeiten<br />
Mögliche Induktion von Krebs<br />
durch chrom- und nickelhaltige<br />
Elektrolysevorrichtungen bei Medizinund<br />
Wellnessprodukten<br />
O. Zierer, M. Griesz-Brisson<br />
Vorrichtungen zur Elektrostimulation ergaben in Anwendungsbeobachtungen<br />
Hinweise auf die Mobilisierung von gespeicherten Schwermetallen im Körper, wie<br />
Blei und Quecksilber, die über Urin und Stuhl ausgeschieden werden können. Die<br />
meisten im Medizin- und Wellnessbereich eingesetzten Vorrichtungen verwenden<br />
Elektroden aus Chirurgenstahl, o<strong>der</strong> platiniertem Titan. Chirurgenstahl weist unter<br />
an<strong>der</strong>em Chrom und Nickel auf, die während <strong>der</strong> Elektrolyse selbst in Lösung<br />
gehen. Chromat- und Nickelionen werden vom Chemikaliengesetz <strong>der</strong> BRD als<br />
Krebs erzeugend, Haut reizend, und Erbgut schädigend eingestuft. Elektroden aus<br />
platiniertem Titan setzen Titanylionen unter <strong>der</strong> Elektrolyse frei, die allergiesierende,<br />
Haut reizende Eigenschaften haben. Dieser gesundheitsschädigende Aspekt <strong>der</strong><br />
Elektrolysevorrichtungen, die im Medizin- und Wellnessbereich eingesetzt werden,<br />
wurde bisher nicht beachtet und wird in dieser Arbeit diskutiert.<br />
Schlüsselwörter: Krebs, Chrom, Nickel, Blei, Titan, Elektrolyse, Elektrolytische<br />
Stimulation<br />
Several studies have shown that heavy metals which are stored in the human body,<br />
such as lead and mercury, are mobilized through electrostimulation and excreted via<br />
urine and faeces.<br />
Most medical and wellness devices use electrodes comprising surgical steel or<br />
platinized titanium. During electrolysis such electrodes dissolve and release<br />
chromium and nickel in the electrolytic bath. Ionic forms or salts of chromium and<br />
nickel are consi<strong>der</strong>ed as carcinogens and teratogens and have a skin irritant effect<br />
in humans. This health affecting aspect concerning products in the medical and<br />
wellness area has remained widely unexplored and is discussed in this paper.<br />
Key words: cancer, chromium, nickel, lead, medical device, electrolysis, electrolytic<br />
stimulation<br />
Los dispositivos de estimulación eléctrica dieron indicios en las observaciones de<br />
aplicación sobre la movilización de metales pesados almacenados en el cuerpo,<br />
como plomo y mercurio, que se expulsan mediante la orina y las heces. La mayoría<br />
de los dispositivos aplicados en los campos de medicina y wellnes utilizan electrodos<br />
de acero quirúrgico o titanio platinado. El acero quirúrgico presenta, entre otros,<br />
cromo y níquel, que durante la electrolisis pasan a la solución. Los iones de cromo y<br />
níquel están clasificados como cancerígenos, iritantes para la piel y dañinos para el<br />
genotipo según la ley sobre sustancias químicas de la R.F.A. Los electrodos de<br />
titanio platinado liberan iones de titanio durante la electrolisis, los cuales tienen<br />
propiedades alergénicas e irritantes para la piel. A este aspecto dañino para la salud<br />
de los dispositivos de electrolisis que se utilizan en el ámbito de la medicina y el<br />
wellness no se le ha prestado atención hasta ahora y se discute en este trabajo.<br />
Palabras Claves: cáncer, cromo, níquel, plomo, titanio, electrolisis, estimulación<br />
electrolítica<br />
529<br />
Elektrolysevorrichtungen erfahren<br />
eine Renaissance als Wellness- o<strong>der</strong><br />
Medizinprodukte, seit diese von C. H.<br />
E. BISCHOFF (1781-1861), Professor<br />
<strong>der</strong> Pharmakologie an <strong>der</strong> Universität<br />
zu Jena (BRD), um 1801 erstmals im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Elektrotherapie beschrieben<br />
worden sind. Therapeutische<br />
Verfahren dieser Art sind auf dem<br />
Medizinproduktemarkt, <strong>der</strong> 2005 von<br />
16 Anbieterfirmen in Deutschland, <strong>der</strong><br />
Schweiz, Österreich und England<br />
bearbeitet wurde, von wirtschaftlicher<br />
Bedeutung. Allein im deutschsprachigen<br />
Raum werden auf einem Markt<br />
von 100 Millionen Einwohnern<br />
Elektrolysevorrichtungen mit einem<br />
Endverkaufswert von 1500 bis knapp<br />
4000 a an Therapeuten abgegeben.<br />
Der geschätzte Umsatz dieser Branche<br />
liegt <strong>für</strong> die letzten 3 Jahre bei ca.<br />
30.000 Geräten, Umsatztendenz steigend.<br />
Der therapeutische Wert dieser<br />
elektrolytischen Vorrichtungen soll<br />
hier nicht bestritten werden. Wir<br />
wollen lediglich auf potenzielle Gefahren<br />
hinweisen, die bisher weitgehend<br />
ignoriert und unbeleuchtet<br />
blieben. Die staatlichen Schutzvorschriften<br />
im europäischen Binnenmarkt<br />
weisen dem Verbraucher bzw.<br />
Patienten eine höhere Eigenverantwortung<br />
bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong>artiger<br />
Wellness- und Medizinprodukte<br />
zu, so dass wir als Therapeuten und<br />
Anwen<strong>der</strong> eine höhere Verantwortung<br />
<strong>für</strong> langfristige gesundheitliche Risiken<br />
unserer Patienten tragen.
Elektrolytische Stimulierung<br />
des Körpers<br />
Das Prinzip <strong>der</strong> am Markt<br />
erhältlichen Elektrolysevorrichtungen,<br />
die am Menschen angewendet<br />
werden, ist bis heute nicht wissenschaftlich<br />
untersucht worden. Es gibt<br />
ausschließlich Kasuistiken, die von<br />
Herstellern im Namen von Therapeuten<br />
o<strong>der</strong> unvollständig veröffentlicht<br />
wurden o<strong>der</strong> mutmaßlich wichtige<br />
Aspekte wissenschaftlich falsch bewerteten<br />
(10, 16). Eine mögliche<br />
Erklärung <strong>für</strong> die therapeutische Wirkung<br />
<strong>der</strong> Elektrolysevorrichtungen<br />
auf den menschlichen Körper könnte<br />
die Stimulation <strong>der</strong> Freisetzung von<br />
Schwermetallen wie Blei, Quecksilber,<br />
Chrom o<strong>der</strong> Nickel aus ihrer<br />
Bindung an körpereigenen Proteinen<br />
und DNA sein. Die Freisetzung<br />
könnte durch elektromagnetisch induzierbare<br />
Hyperpolarisation kovalenter<br />
Bindungen zwischen Schwermetallionen<br />
und Schwefelanteil von Aminosäuren<br />
wie Cystein o<strong>der</strong> DNA erfolgen.<br />
Die Hyperpolarisation könnte<br />
die Spaltung <strong>der</strong> Schwefel-Schwermetallbindung<br />
und Überführung <strong>der</strong><br />
Schwermetalle in mobilisationsfähige<br />
Bjerrum-Ionenformen zur Folge haben<br />
(1). Über den Blutkreislauf werden<br />
einige Schwermetallionen z. B.<br />
im Erythrozyten und Lymphozyten<br />
von verschiedenen Kompartimenten<br />
des Körpers zur Niere o<strong>der</strong> Leber<br />
transportiert, um dann ausgeschieden<br />
zu werden. Des Weiteren könnte<br />
molekularer Sauerstoff, <strong>der</strong> in statu<br />
nascendi während <strong>der</strong> Elektrolyse<br />
freigesetzt wird, in Verbindung mit<br />
aktivierten Hydroxyl- und Metallionen<br />
<strong>für</strong> die in Kasuistiken beschriebene<br />
positive Wirkung <strong>der</strong><br />
Elektrolyse auf den menschlichen<br />
Organismus verantwortlich sein.<br />
Denkbar wäre auch eine Kombination<br />
bei<strong>der</strong> Wirkungen o<strong>der</strong> eine weitere,<br />
noch nicht vermutete. Klinische Studien<br />
mit wissenschaftlich definierten<br />
Zielen sind jedoch notwendig, um die<br />
Originalarbeiten<br />
therapeutische Wirksamkeit <strong>der</strong><br />
Elektrolysevorrichtungen zweifelsfrei<br />
zu beweisen, damit dieses Verfahren<br />
seinen Platz in <strong>der</strong> Komplementärmedizin<br />
finden kann.<br />
Chromosomenbrüche durch<br />
Schwermetalle<br />
Schwermetalle können in Körper-<br />
Kern-Zellen, wie Lymphozyten o<strong>der</strong><br />
Erythroblasten, zu Chromosomenbrüchen<br />
führen. Von außen in den<br />
Körper eingebrachtes Blei, sei es<br />
durch bleihaltige Luft, steht im Verdacht,<br />
nicht nur neurotoxisch zu<br />
wirken, son<strong>der</strong>n auch DNA-Brüche an<br />
Lymphozyten zu bewirken (2). Eigene<br />
Untersuchungen an Arbeitern in<br />
einem Blei verarbeitenden Galvanikwerk<br />
haben bei mittleren Blei-Blut-<br />
Konzentrationen von 245 Mikrogramm/Liter<br />
bis 390 Mikrogramm/<br />
Liter auffällige Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Metaphase-Chromosomen von Lymphozyten<br />
gezeigt, die mit Chromosomenbrüchen<br />
einhergehen. Die Blei-<br />
Blut-Werte korrelierten in beiden<br />
Beobachtungen mit den Blei-Urin-<br />
Werten <strong>der</strong> Arbeiter, wie auch an<strong>der</strong>e<br />
berichtet haben (3). Derartige Chromosomenbrüche<br />
findet man auch<br />
unter Belastung von Chrom und<br />
Nickel (4). Über Pathologie, klinische<br />
Relevanz und Krankheitswert nach<br />
Blei-, Chrom- o<strong>der</strong> Nickel-Exposition<br />
kann hier nur spekuliert werden. Die<br />
Bindung von z. B. Blei an cysteinreiche<br />
Körpermoleküle könnte eine<br />
<strong>der</strong> vielen Ursachen <strong>für</strong> immunologischeÜberempfindlichkeitsreaktionen<br />
sein, wie z. B. bei Morbus Crohn<br />
mit einer Lethargie des möglicherweise<br />
Schwermetall-Belasteten o<strong>der</strong><br />
inaktiven Cytokin (Interleukin-8),<br />
einem am N-Terminus Cysteinreichen<br />
Proteohormon, mit Folge <strong>der</strong><br />
klinisch bekannten bakteriell überbesiedelten<br />
cutanen/intestinalen Liponekrose<br />
(5). Funktionell aktive Cytokine<br />
und ihre Rezeptoren auf MHC-II-<br />
530<br />
Zellen sind verantwortlich <strong>für</strong> die<br />
zellulär immunologische Antwort <strong>der</strong><br />
Granulozyten, die auf den Einfall von<br />
Bakterien im Gewebe mobilisiert<br />
werden. Auch könnte es durch Blei<br />
auf DNA-Ebene des Chromosomen-6<br />
zu irreversiblen Verän<strong>der</strong>ungen kommen,<br />
die eine Lethargie <strong>der</strong> Immunantwort<br />
zur Folge haben. Zu beachten<br />
ist allerdings die kurze Lebensdauer<br />
<strong>der</strong> Cytokine, <strong>der</strong>en Rezeptoren und<br />
die <strong>der</strong> Granulozyten, so dass sich<br />
dieses immunkompetente Gewebe<br />
schnell funktional regenerieren kann.<br />
Auch ist fraglich, warum nicht alle<br />
Menschen unter Blei-, Chrom- o<strong>der</strong><br />
Nickel-Belastung mit immunologischer<br />
Lethargie reagieren.<br />
Schwermetallbelastung des<br />
Körpers durch Elektrolyse-<br />
Elektroden: experimentelle<br />
Ergebnisse<br />
Metallurgische Zusammensetzung<br />
des Chirurgenstahls<br />
und des Elektrolysebades<br />
Bis heute ist die Schwermetallbelastung<br />
des Körpers durch Elektroden,<br />
die während <strong>der</strong> Elektrolyse selbst in<br />
Lösung gehen, nicht beachtet worden.<br />
Die elektrolytische Stimulierung des<br />
menschlichen Körpers erfolgt in <strong>der</strong><br />
Regel über die Füße o<strong>der</strong> Hände. Das<br />
Zertifikat „Edelstahl“, „Chirurgenstahl“,<br />
„Chrom-Vanadin-Molybdän-<br />
Stahl“ bedeutet keineswegs, dass<br />
Stahl dieser Art und Güte gegenüber<br />
Korrosion o<strong>der</strong> Auflösung unter<br />
Stromzufuhr inert ist. Dieser Löseprozess<br />
bewirkt die Verfärbung des<br />
Wassers während <strong>der</strong> Elektrolyse und<br />
wird z. T. als Wirksamkeitsnachweis<br />
<strong>für</strong> die Ausscheidung von Schwermetallen<br />
und als Werbeinstrument<br />
vermarktet. Der von nahezu allen<br />
Vertreibern/Händlern in den Elektrolysevorrichtungen<br />
verwendete Chirurgenstahl<br />
besteht im Wesentlichen aus<br />
den in Tabelle I aufgeführten<br />
Schwermetallen.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 8 (2006)
Da nahezu alle eingesetzten Elektrolysevorrichtungen<br />
mit Gleichstrom<br />
bei 12 Volt bis 24 Volt betrieben<br />
werden, Elektroden aus Chirurgenstahl<br />
verwenden, <strong>der</strong> mit bis zu 0,9<br />
Volt negativ aufgeladen, also „unedel“<br />
ist, gehen <strong>der</strong>artige Elektroden<br />
zwangsläufig in Lösung. Dies wird<br />
auch auf den Internetseiten zahlreicher<br />
Hersteller bestätigt. Folgt man<br />
<strong>der</strong>en Verkaufsargumenten, so haben<br />
Elektroden aus Chirurgenstahl eine<br />
Lebensdauer von ca. 100 Anwendungen.<br />
Pro Anwendung am Patienten<br />
werden somit bis zu 200 Milligramm<br />
Chrom und 60 Milligramm Nickel in<br />
lösliche Ionenform überführt. Auf<br />
Grund <strong>der</strong> elektrochemischen Gesetze<br />
bilden sich unterschiedliche Oxydationsstufen<br />
<strong>der</strong> einzelnen Metalle aus<br />
(6). Beim Nickel entsteht die Oxydationsstufe<br />
+2, so dass Nickel als<br />
Nickel-II-Chlorid/Sulfat in Lösung<br />
und atembarer Tropfenform vorliegt.<br />
Chrom liegt in <strong>der</strong> Oxydationsstufe<br />
+III und +VI vor, d. h. als Chrom-<br />
Trivalent und atembares Chrom-<br />
Hexavalent (7).<br />
Eigene Versuche an Elektrolyse-<br />
Vorrichtungen mit Chirurgenstahl (8),<br />
die als Hochpreisgeräte in <strong>der</strong> BRD<br />
und <strong>der</strong> Schweiz vertrieben werden,<br />
haben gezeigt, dass im Betrieb das<br />
hoch karzinogene Chrom-VI in Form<br />
des [CrO4] 2- freigesetzt wird. Ebenso<br />
haben wir nasschemisch das zweiwertige<br />
Nickel (Ni-II) aus <strong>der</strong> Salz-<br />
Sole <strong>der</strong> gleichen Elektrolysebadvorrichtung<br />
nachgewiesen. Die Versuchsbedingungen<br />
wurden so ausgerichtet,<br />
dass keine Schwermetalle von außen<br />
eingetragen werden konnten. Plati-<br />
anzeige 1/8 quer<br />
greither – salus<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 8 (2006)<br />
Originalarbeiten<br />
Tab. I: Chirurgenstahl<br />
Metall Anteil pro 100 Gramm<br />
Elektrodenmaterial<br />
Eisen bis 80.000 Milligramm<br />
Chrom bis 20.000 Milligramm<br />
Nickel bis 6.000 Milligramm<br />
Mangan bis 3.000 Milligramm<br />
Restbestandteil, nicht deklariert bis 2.000 Milligramm<br />
nierte Titanelektroden lösen sich unter<br />
den Bedingungen, mit denen Elektrolysevorrichtungen<br />
betrieben werden,<br />
auch auf. Derartige Elektroden bestehen<br />
aus einem Titankern, <strong>der</strong> mit<br />
einer 10 Mikrometer starken Platinschicht<br />
überzogen ist, die sich im<br />
Laufe <strong>der</strong> Elektrolyse beson<strong>der</strong>s im<br />
neutralen bis schwach alkalischen<br />
Bereich schnell auflöst. We<strong>der</strong> die<br />
freigesetzten Platin- noch die Titanylionen<br />
führen zu einer Verfärbung des<br />
Elektrolysewassers. Es bilden sich<br />
farblose Metall-Aquakomplexe des<br />
531<br />
Platin und Titan aus. Von Implantatträgern<br />
(Hüft-, Knie-, Kiefergelenk)<br />
ist bekannt, dass Titan zu Allergien,<br />
Entzündungen des Bindegewebes und<br />
Reaktionen im Lymphozyten-Transformationstest<br />
(LTT) und Memory<br />
Lymphozyte-Immunstimulation<br />
Assay (MELISA ® ) führt.<br />
Schwermetallaufnahme: Haut<br />
Die aus dem Chirurgenstahl und aus<br />
platinierten Titanelektroden elektrolytisch<br />
freigesetzten Metallionen stehen<br />
mit <strong>der</strong> Haut des Patienten in unmit-<br />
Tab. II: Chemische Prozesse, die an den Elektroden aus Chirurgenstahl (V2A-<br />
Stahl) und im wässrigen (pH 6,6) Elektrolyten ablaufen.<br />
Anode Reaktion EMK*<br />
2 CI CI2 + 2 (Chlorgas) +1,4<br />
2 OH 1<br />
/2 O2 + H2O + 2 (molekularer Sauerstoff) +1,4<br />
Mn Mn2 + 2 –1,9<br />
Cr Cr3 + 3 –0,79<br />
Fe Fe2 + 2 –0,41<br />
Ni Ni2 – –<br />
– –<br />
–<br />
+<br />
–<br />
+<br />
–<br />
+<br />
–<br />
+ 2 –0,23<br />
+<br />
Wässrige Elektrolyte Wässriger Elektrolyt, schwach sauer EMK<br />
Mn<br />
–<br />
2 +<br />
+ 2 H2O<br />
+<br />
MnO2 + 4 H + 2 (Braunstein) 1,23<br />
+<br />
–<br />
+ –<br />
Cr3 + 4 H2O H [CrO4] + 7 H + 3 (karzinogenes Chromat) 1,36<br />
Mn2 + 4 H2O [MnO4] + 8 H + 5 (Permanganat) 1,51<br />
Fe3 + 4 H2O [FeO4] 2 +<br />
–<br />
+<br />
–<br />
+<br />
+<br />
–<br />
+ 8 H + 3 (Eisenoxyd) 1,90<br />
*EMK = Elektromotorische Kraft<br />
8 Der Nachweis lässt sich bei den hohen Konzentrationen an freigesetztem Chrom-VI-Ion selektiv durch chemisch analytische<br />
Behandlung mit einem Gemisch aus Salpeter- und Schwefelsäure und anschließendem Extrahieren mit Ether als schwach-blass-blauvioletter<br />
Komplex darstellen, mit einer Nachweisgrenze von weniger als 50 Microgramm o<strong>der</strong> photometrisch nach Derivatisierung mit<br />
2,2`-Diphenylcarbonsäuredihydrazid quantifizieren (eXactStreifen MICRO <strong>für</strong> sechswertiges Chrom, http://www. sensafe.com),<br />
alternativ volta-elektrochemisch mittels einer selektiven Chrom-III/Chrom-VI-Elektrode bei -900 mV, wie sie im industriellen<br />
Monitoring verwendet wird, wobei allerdings Zink-Ionen auf Grund ähnlichem elektrochemischen Potential interferieren können.
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
➾<br />
–<br />
➾<br />
–<br />
➾<br />
–<br />
➾<br />
–<br />
➾<br />
–<br />
➾<br />
–<br />
– ➾<br />
– ➾<br />
+ –<br />
telbarem Kontakt. Nicht auszuschließen<br />
ist, dass Schwermetalle auf<br />
diesem Weg wie<strong>der</strong>, quasi wie in einer<br />
unendlichen Schleife, angetrieben<br />
durch die elektromotorische Kraft <strong>der</strong><br />
Spule, in den Körper zurück transportiert<br />
werden bzw. von <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis<br />
<strong>der</strong> Haut aufgenommen werden.<br />
Aus dem Stand <strong>der</strong> Technik ist<br />
allen Therapeuten die elektrolytische<br />
Inkorporation von geladenen Arzneistoffen<br />
über die Haut gerade über<br />
<strong>der</strong>artige Elektrolysevorrichtungen<br />
bekannt. Ähnlich könnte es sich mit<br />
den Schwermetallen aus dem<br />
Chirurgenstahl und den platinierten<br />
Titanelektroden verhalten. Auch kann<br />
es unter <strong>der</strong> Elektrolyse direkt über<br />
die Schweissporen <strong>der</strong> Haut, palmar<br />
und plantar, zum Austritt von<br />
Schwermetallen aus dem Körper in<br />
das Elektrolysebad kommen, zusammen<br />
mit körpereigenen Salzen wie<br />
Natrium, Magnesium, Chlorid und<br />
Sulfat. Eigene Versuche mit Chrom-<br />
Nickel-Elektroden durchschnittlicher<br />
Güte ergaben eine hohe Ausscheidung<br />
nephrotoxischer Metalle wie Chrom,<br />
Nickel und Eisen (Tab. III).<br />
Folgt man den veröffentlichten<br />
Laborberichten eines Vertreibers aus<br />
Gleichstrom<br />
Spannungsquelle 24 Volt<br />
– ➾ – ➾<br />
Anode Kathode<br />
+<br />
Mn2 + +<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
3 +<br />
Cr<br />
2 +<br />
Fe<br />
2 +<br />
Ni<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
Originalarbeiten<br />
➾<br />
➾<br />
➾<br />
–<br />
➾<br />
–<br />
➾<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
<strong>der</strong> Schweiz (10), so finden sich 6 bis<br />
10 Stunden nach Anwendung einer<br />
Elektrode aus Chirurgenstahl bei einer<br />
48-jährigen Person im Urin die<br />
folgenden, nephrotoxischen Metalle:<br />
Metall Konzentration in Mikrogramm/g<br />
Kreatinin<br />
Chrom 40<br />
Kupfer 306<br />
Mangan 19<br />
Nickel 27<br />
Vor Anwendung <strong>der</strong> Elektrode aus<br />
Chirurgenstahl fanden sich diese<br />
Metalle nicht im Urin. Die wissenschaftliche<br />
Würdigung des Herstellers<br />
<strong>der</strong> medizinischen Wirksamkeit wird<br />
dahingehend interpretiert, dass die<br />
Elektrode aus Chirurgenstahl, die<br />
Chrom, Nickel und Mangan als<br />
nephrotoxische Metalle aufweist,<br />
gerade zur Ausleitung dieser gesundheitsschädigenden<br />
Metalle aus dem<br />
menschlichen Körper führe. Selbst<br />
wenn ein menschlicher Körper mit<br />
Schwermetallen belastet ist, muss aus<br />
medizinischen Gründen unter allen<br />
Umständen darauf geachtet werden,<br />
dass die Konzentration von nephrotoxischen<br />
Metallen (z. B. Chrom,<br />
532<br />
Abb. 1: Durch das Anlegen einer äußeren Strom-<br />
/Spannungsquelle von mehr als 5 Volt werden die<br />
Elektronen <strong>der</strong> Anode quasi „abgesaugt“ und über einen<br />
Metallleiter in die Kathode „gepreßt“, die sich dadurch<br />
negativ auflädt. Die an <strong>der</strong> Anode zurückbleibenden<br />
Kationen (positiv geladene Teilchen) gehen im Elektrolyt in<br />
Lösung, verbinden sich mit Wasser zu Metall-Aqua-<br />
Komplexen.<br />
Kupfer, Gold, Uran, Arsen, Eisen,<br />
Quecksilber, Mangan, Nickel und<br />
Wismut) im Urin 17 Mikrogramm/g<br />
Kreatinin nicht übersteigt. Bei <strong>der</strong>artigen<br />
Urinkonzentrationen an Schwermetallen<br />
sind irreversible Schäden am<br />
Nierentubulusepithel nicht auszuschließen,<br />
da die nephrotoxische<br />
Schwelle <strong>für</strong> jedes einzelne dieser<br />
Metalle bei 17 Mikrogramm Metall/g<br />
Kreatinin liegt. Wissenschaftlich ungeklärt<br />
ist, ob nicht schon eine<br />
Gesamtschwermetallkonzentration<br />
verschiedener nephrotoxischer Metalle<br />
– o<strong>der</strong> eine Kombination nichtnephrotoxischer<br />
mit nephrotoxischen<br />
Metallen ab 17 Mikrogramm/1<br />
Gramm Kreatinin zu einer Nierentubulusschädigung<br />
führt. Eigene Versuche<br />
an platinierten Titanelektroden<br />
haben unter den gleichen Bedingungen<br />
wie bei Elektroden aus Chirurgenstahl<br />
zur Ausscheidung von Platin<br />
und Titan im Bereich von 2 bis 3<br />
Mikrogramm/Liter Urin geführt.<br />
Schwermetallaufnahme: Atmung<br />
Ein weiterer Aufnahmeweg <strong>für</strong> Krebs<br />
erzeugendes Chrom und Nickel führt<br />
über den Atemtrakt. Da die Temperatur<br />
des Elektrolysebades in <strong>der</strong><br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 8 (2006)
Regel bei 35 Grad Celsius und höher<br />
liegt, bilden sich unter <strong>der</strong> Elektrolyse<br />
Flüssigkeits-Bläschen und Tröpfchen.<br />
Dies lässt sich am Chlor-Geruch des<br />
Elektrolysebades feststellen, <strong>der</strong> sich<br />
aus dem zugesetzten Elektrolyten<br />
entwickelt. Ein zuverlässiger Indikator<br />
<strong>für</strong> die Aufnahme von Schwermetallen<br />
aus <strong>der</strong> Elektrolysevorrichtung<br />
ist die Ausscheidung von mehr<br />
als 10 Mikrogramm pro Liter Urin an<br />
Chrom, Nickel, Mangan o<strong>der</strong> Eisen,<br />
ca. 6 bis 10 Stunden nach elektrolytischer<br />
Exposition (gemessen mittels<br />
ICP-MS o<strong>der</strong> Atom-Absorption von<br />
validiertem Labor). Derartig hohe<br />
Ausscheidungswerte findet man heute<br />
weitgehend nur noch bei Arbeitern,<br />
die Chrom und Nickel als Salze in <strong>der</strong><br />
Galvanik verarbeiten (9). Einer <strong>der</strong><br />
Autoren hat in einer experimentellen<br />
Studie (10) nach elektrolytischer<br />
Stimulation Urin-Werte von Eisen,<br />
Chrom, Mangan, Aluminium gemessen,<br />
die denjenigen Werten entsprechen,<br />
die Galvanikarbeiter bzw.<br />
Schweißer nach akuter, ungeschützter<br />
Exposition gegenüber Schweißelektroden<br />
aufweisen, die aus diesen<br />
Schwermetallen bestehen (9). Im<br />
Einzelnen wurden in dieser Studie<br />
über den Urin ausgeschieden:<br />
Metall Prozentsatz über dem<br />
Referenzwert<br />
Eisen 75<br />
Kupfer 50<br />
Mangan 50<br />
Chrom 5<br />
Ähnliche Aussagen wurden vom<br />
Hersteller dieser Geräte auf dem<br />
Naturheilkongress in Baden-Baden,<br />
anzeige 1/8 quer<br />
greither – floradix<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 8 (2006)<br />
Originalarbeiten<br />
Tab. III: Ausscheidung von Schwermetallen über die Niere nach Anwendung<br />
einer Elektrode aus Chirurgenstahl (V2A-Stahl). Ausscheidungsmaximum ist<br />
4 bis 6 Stunden nach Anwendung, 48 Stunden nach Anwendung und vor<br />
Anwendung sind keine Schwermetalle im Urin nachweisbar.<br />
Mikrogramm Metall/1g Kreatinin<br />
150<br />
Eisen Kupfer Mangan Chrom Vanadin Molybdän<br />
28. 10. 2005, 16.00 bis 17.00 Uhr <strong>der</strong><br />
Presse kundgetan, ohne jedoch auf die<br />
Krebs erzeugende und nephrotoxische<br />
Wirkung von Chirurgenstahl als<br />
Elektrode einzugehen.<br />
Gesundheitsgefahren durch<br />
Elektroden aus Chirurgenstahl<br />
und platiniertem Titan<br />
Sich unter Elektrolyse auflösen<strong>der</strong><br />
Chirurgenstahl, <strong>der</strong> Chrom-VI,<br />
Chrom-III und Nickel-II freisetzt, ist<br />
Krebs erzeugend, Haut reizend und<br />
teratogen (11). Aus <strong>der</strong> Literatur sind<br />
als Spätreaktionen durch Inkorporation<br />
von ionisiertem Chrom und<br />
Nickel das Adenocarcinom <strong>der</strong><br />
Nasenschleimhaut o<strong>der</strong> das Plattenepithelcarcinom<br />
<strong>der</strong> Lunge bekannt<br />
(15). Derartige Gesundheitsgefahren<br />
ergeben sich nicht nur <strong>für</strong> den<br />
533<br />
100<br />
6<br />
16<br />
11<br />
16<br />
Patienten, son<strong>der</strong>n auch <strong>für</strong> das mit<br />
den Elektrolysevorrichtungen arbeitende<br />
Personal. Bei intensivem Einsatz,<br />
z. B. in Fachkliniken, wird<br />
regelmäßig ausgebildetes Fachpersonal<br />
mit <strong>der</strong> Handhabung <strong>der</strong> Elektrolyse<br />
beauftragt. Nicht auszuschließen<br />
ist, dass auch bei diesem<br />
Personenkreis die Krebs erzeugenden<br />
Schwermetalle über den Atemtrakt<br />
aufgenommen werden und sich hier<br />
nach einer Latenzzeit von bis zu 20<br />
Jahren Krebs ausbildet. Eine retrospektive<br />
Abschätzung <strong>der</strong> Chromatund<br />
Nickelexposition von Schweißern,<br />
die 20 Jahre nach Beendigung<br />
<strong>der</strong> Schwermetallexposition an Lungenkrebs<br />
erkrankten, ergab, dass im<br />
Krebs-transformierten Lungengewebe<br />
zwischen 32 und 300 Mikrogramm<br />
Chrom/g Lungengewebe-Trockengewicht<br />
(Referenzwert <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
ohne Krebs: 3,2 Mikrogramm Chrom)
und 6 bis 60 Mikrogramm Nickel/g<br />
Lungengewebe-Trockengewicht (Referenzwert<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung, ohne<br />
Krebs: 0,6 Mikrogramm Nickel)<br />
aufgefunden wurde (15). Wesentlich<br />
an diesen experimentellen Ergebnissen<br />
ist, dass die postexpositionelle<br />
Latenzphase mehr als 10 Jahre betragen<br />
hat. Des Weiteren finden sich<br />
diese Schwermetallwerte im Urin bei<br />
Patienten mit künstlichen Gelenken<br />
(z. B. Hüfte) aus Chirurgenstahl. Eine<br />
große finnische Studie hat bei<br />
<strong>der</strong>artigen Hüftgelenkpatienten über<br />
mehrere Jahre ungewöhnlich hohe<br />
Konzentrationen an Chrom und<br />
Nickel im Urin beobachtet, die auf das<br />
18fache <strong>der</strong> Normausscheidung angestiegen<br />
war (12), so dass hier eine<br />
hohe Inzidenz an Allergien auffällig<br />
war. Auf Krebs wurde in dieser<br />
Follow-up-Studie nicht untersucht, da<br />
<strong>der</strong> Beobachtungszeitraum weniger<br />
als 10 Jahre war. Ein Chrom- und<br />
Nickel-induzierter Krebs entwickelt<br />
sich ähnlich dem Asbest, erst nach<br />
einer Latenzzeit von bis zu 10 bis 20<br />
Jahren. Beim Asbest werden 1000<br />
Krebstote pro Jahr von 2005 bis 2011<br />
mit Kosten von ca. 450 Millionen<br />
Euro pro Jahr allein <strong>für</strong> das<br />
Sozialsystem <strong>der</strong> BRD prognostiziert<br />
(13). Darüber hinaus werden <strong>der</strong>artige<br />
Krebsfälle in <strong>der</strong> Regel nicht dem<br />
Orthopäden vorgestellt, <strong>der</strong> das<br />
Chirurgenstahl-Gelenk eingesetzt hat,<br />
son<strong>der</strong>n dem Onkologen, <strong>der</strong> den<br />
Krebs begründenden Sachzusammenhang<br />
nicht kennt. Nicht nur Krebs,<br />
son<strong>der</strong>n auch Allergien werden durch<br />
Chrom-III und Nickel-II ausgelöst.<br />
Allen Therapeuten ist die Sensibilisierung<br />
von epi<strong>der</strong>mal ständigen<br />
Immunzellen durch Chrom-III und<br />
Nickel-II als T-Zell-vermittelte Spätreaktionen<br />
<strong>der</strong> Haut (Typ-4) wie Erythem<br />
bekannt, o<strong>der</strong> auch akute<br />
toxische Erscheinungen wie Durchfall,<br />
Bauchschmerz, Übelkeit, Ohrgeräusche,<br />
Schwindel, die durch die<br />
Schwermetalle unmittelbar hervorgerufen<br />
werden. Derartige „Reaktionen“<br />
werden von Patienten unter <strong>der</strong><br />
Anwendung von Chirurgenstahl-Elek-<br />
Originalarbeiten<br />
troden berichtet. Hersteller und<br />
Verwen<strong>der</strong> dieser Elektrolysegeräte<br />
interpretieren diese Krankheitsbil<strong>der</strong><br />
jedoch als „Wirksamkeitsnachweis“<br />
<strong>der</strong> elektrolytischen Entgiftung, ohne<br />
zu berücksichtigen, dass es sich<br />
hierbei auch um toxische Reaktionen<br />
auf die sich auflösende Krebs<br />
erzeugende Elektrode handeln könnte.<br />
Elektroden aus platiniertem Titan<br />
lösen sich unter denselben Elektrolysebedingungen<br />
auf Grund ihres<br />
elektrochemischen Potenzials nicht so<br />
schnell auf wie Elektroden aus<br />
Chirurgenstahl. Platin ist ein inertes<br />
Metall, von dem bis heute keine<br />
gesundheitsschädigenden Wirkungen<br />
bekannt sind. Allerdings ist die<br />
Platinschicht auf dem Titankern nur<br />
bis ca. 10 Mikrometer stark, so dass<br />
hier nach ca. 5 bis 10 Std. Elektrolysebetrieb<br />
<strong>der</strong> gesamte Platinanteil<br />
abgelöst ist und <strong>der</strong> Titankern<br />
elektrolytisch aufgelöst wird. Aus<br />
dem Stand <strong>der</strong> Technik ist die<br />
medizinisch gewünschte, adstringierende<br />
Wirkung von Titanylverbindungen<br />
in Deodorants als schweißhemmen<strong>der</strong><br />
Zusatzstoff zusammen<br />
mit Aluminium- o<strong>der</strong> Zirkonverbindungen<br />
bekannt. Bei chronischer<br />
Anwendung dieser Stoffe werden<br />
Ekzeme und Pruritus als Nebenwirkungen<br />
beschrieben (14).<br />
Hersteller und<br />
Aufsichtsbehörden<br />
Einige Hersteller in <strong>der</strong> Schweiz<br />
und <strong>der</strong> BRD sind auf die Krebs-<br />
/Allergie-Gefahren ihrer Produkte<br />
hingewiesen worden. Diese Gefahren<br />
wurden von den Herstellern in <strong>der</strong><br />
Regel als unbegründet zurückgewiesen,<br />
da sie in ihren eigenen Versuchen<br />
we<strong>der</strong> Chrom noch Nickel aus den<br />
sich auflösenden Elektroden aus<br />
Chirurgenstahl im Elektrolysebad<br />
haben nachweisen können, Chrom ein<br />
essenzielles Element <strong>für</strong> die Glukoseutilisation<br />
sei, die Expositions-Dosis<br />
an Krebs erzeugenden Gefahrstoffen<br />
zu gering sei und die lange Latenzzeit<br />
von bis zu 20 Jahren wenig über-<br />
534<br />
zeugend sei. Auch sei die Gewinnmarge<br />
wesentlich spektakulärer als<br />
die Gefahr von Krebs. Durch die<br />
Verwendung von sich auflösenden<br />
Elektroden werde <strong>der</strong> Kunde (Therapeut)<br />
langfristig an das Produkt<br />
gebunden und sichere so den Umsatz,<br />
um nur wenige Argumente <strong>der</strong><br />
„forschenden Industrie“ zu nennen.<br />
Die Aufsichtsbehörden in <strong>der</strong> Schweiz<br />
(Swiss Medic, Medic Product Division,<br />
CH-3000 Bern-9) und Deutschland<br />
(BefArM, Abt. Medizintechnik,<br />
Bonn) haben seit 2006 Kenntnis von<br />
<strong>der</strong> potenziellen Krebsgefahr dieser<br />
am Markt erhältlichen Produkte. Den<br />
gesetzlich gefor<strong>der</strong>ten Nachweis über<br />
die biologische Sicherheit seines<br />
Produkts (EG-Richtlinie 93 / 42,<br />
i.V.m. EN ISO 14971) erbringt <strong>der</strong><br />
Hersteller, indem er schriftlich erklärt,<br />
sein Produkt sei sicher. Der Nachweis<br />
beinhaltet jedoch nicht, dass das<br />
Produkt tatsächlich sicher ist. Die CE-<br />
Zertifizierungsstelle überprüft nicht<br />
die Richtigkeit <strong>der</strong> Herstellerangaben.<br />
Tatsächlich kann hier <strong>der</strong> Hersteller<br />
seiner Kreativität freien Raum lassen<br />
in <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Zulassungsunterlagen,<br />
ohne sich in die Realität<br />
zu begeben, sofern die Aussagen nur<br />
nachvollziehbar sind <strong>für</strong> die CE-<br />
Zertifizierungsstellen. Es bedarf nach<br />
dem Willen <strong>der</strong> EU-Gesetzesregelung<br />
aus Gründen <strong>der</strong> Kosten keiner weiteren<br />
Nachweise, z. B. unabhängiger<br />
ärztlicher o<strong>der</strong> wissenschaftlicher<br />
Gutachten. Die CE-Kennzeichungsstelle,<br />
ohne <strong>der</strong>en Prüfsiegel kein<br />
Produkt am EU-Markt vertrieben<br />
werden darf, ist auf die Vollständigkeit<br />
<strong>der</strong> Angaben des Herstellers<br />
angewiesen. Verfälscht o<strong>der</strong> ignoriert<br />
<strong>der</strong> Hersteller gesundheitsgefährdende<br />
Daten, ist es <strong>der</strong> CE-Zertifizierungsbehörde<br />
schier unmöglich, potenzielle<br />
Gefährdungen aufzudecken. Selbst<br />
Vergiftungen und Todesfälle in<br />
Zusammenhang mit einem <strong>der</strong>artigen<br />
Produkt werden von <strong>der</strong> zuständigen<br />
Behörde, nämlich BefArM, Abt.<br />
Medizintechnik, Bonn, ausschließlich<br />
gewissenhaft dokumentiert und statistisch<br />
erfasst. Die Eigenverantwor-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 8 (2006)
tung des Verbrauchers und des Therapeuten<br />
spielt damit eine zunehmende<br />
Rolle. <strong>Ärzte</strong>n und Therapeuten kommt<br />
somit unfreiwillig eine wichtige<br />
Kontrollfunktion gegen diese den<br />
Markt überschwemmenden potenziell<br />
gefährdenden Medizinprodukte zu.<br />
Ganz unverständlich ist, dass Therapeuten,<br />
die einerseits vor Gefahren<br />
von Amalgam o<strong>der</strong> Aluminium-<br />
Hydroxyd als Vehikel beim Immunisieren<br />
warnen, ganz beson<strong>der</strong>s mit<br />
Hinweis auf die Gefahr von Autismus<br />
(17), an<strong>der</strong>erseits aber die Hände und<br />
Füße ihrer Patienten in einem Solebad<br />
bestehend aus Krebs erzeugenden<br />
Gefahrstoffen baden. Selbst Quecksilber<br />
und bleihaltige Externa sind<br />
vom Arzneimittelmarkt zu Recht<br />
verschwunden, finden aber ihren Weg<br />
zum Patienten über Elektrolysevorrichtungen<br />
aus Chirurgenstahl. Im<br />
Bereich <strong>der</strong> gewerblichen Industrie ist<br />
das Betreiben <strong>der</strong>artiger Produkte<br />
rechtlich untersagt. Abfälle, die<br />
Chrom-III, Chrom-VI o<strong>der</strong> Nickel-II<br />
aufweisen, dürfen im gewerblichen<br />
Bereich wegen ihrer gesundheitsgefährdenden<br />
Eigenschaften nicht<br />
einfach über die Toilette entsorgt<br />
werden. Durch 1 Milligramm Chrom-<br />
VI werden 1000 Liter Trinkwasser<br />
verseucht. Bei <strong>der</strong> Elektrostimulation<br />
mit Chirurgenstahl werden pro<br />
Sitzung bis zu 200 Milligramm an<br />
Krebs erregendem Chrom neben<br />
zahlreichen gesundheitsgefährdenden<br />
Schwermetallen freigesetzt und in die<br />
Kanalisation entsorgt, sofern nicht<br />
vom Körper aufgenommen. Aus Sicht<br />
<strong>der</strong> Autoren sollten Therapeuten und<br />
Patienten die Anwendung ganz<br />
beson<strong>der</strong>s von Elektroden aus<br />
Chirurgenstahl und auch platinierter<br />
Titanelektroden einer gründlichen<br />
Risiko-Nutzen-Abwägung unterziehen,<br />
nicht nur unter Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> eigenen Gesundheit, son<strong>der</strong>n auch<br />
<strong>der</strong> ökologischen Umwelt, zumal es<br />
Alternativen gibt, die nicht gesundheitsschädlich<br />
sind, wie die zum<br />
Patent angemeldeten Elektroden des<br />
DETOXATOR. In <strong>der</strong> Elektrolysevorrichtung<br />
DETOXATOR werden<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 8 (2006)<br />
Originalarbeiten<br />
Elektroden aus einer beson<strong>der</strong>en<br />
metallurgischen Zusammensetzung<br />
verwendet, die durch Abgabe von<br />
Metallionen zur Entgiftung von<br />
Schwermetallen im menschlichen<br />
Körper und zu einer Regeneration <strong>der</strong><br />
Haut in den Bereichen führen kann,<br />
die dem Elektrolysebad ausgesetzt<br />
sind. Dieses Gerät ist augenblicklich<br />
in Erprobung, mit Erfolg versprechenden<br />
medizinischen Ergebnissen. Wir<br />
werden über die endgültigen Ergebnisse<br />
berichten.<br />
Literatur<br />
1. Zweiter Wien Effekt, siehe hierzu: W. S.<br />
WILSON, Yale University, Dissertation,<br />
1936.<br />
2. FRACASSO, M. E., L. PERBELLINI, P. FRAN-<br />
CESCHETTI: Lead induced strand breaks in<br />
lymphocytes of exposed workers: role of<br />
reactive oxygen species and protein kinase<br />
C. Mutation Res. 515 (2) (2002) 159–169.<br />
3. CHEN, Q.: Lead concentrations in urine<br />
correlated with an excessively high blood<br />
level. Chung Hua Yu Fang I Hsueh Tsa<br />
Chih: 26 (1992) 334–335.<br />
4. LANGARD, S.: One hundred years of chromium<br />
and cancer: a review of epidemiological<br />
evidence and selected case reports.<br />
Am J Ind Med. 17 (2) (1990) 189–215.<br />
5. MARKS, D. J. et al.: Defective acute inflammation<br />
in Crohn's disease: a clinical<br />
investigation. The Lancet – Vol. 367, Ausgabe<br />
9511 (2006) 668ff.<br />
6. STRONG, L. E., W. J. STRATTON: Chemical<br />
Energy, New York, 1965.<br />
7. CHRISTEN, H. R.: Grundlagen <strong>der</strong> allgemeinen<br />
und anorganischen Chemie, Anhang<br />
(1971) 550 ff.<br />
8. (JANDER, G., BLASIUS, E., 1970, Lehrbuch<br />
<strong>der</strong> analytischen und präparativen anorganischen<br />
Chemie, Seite 260.).<br />
9. ZIERER, O., eigene Mitteilung: klinische<br />
Untersuchung an Galvanikarbeitern von<br />
1999 bis 2005 in <strong>der</strong> BRD, berufsgenossenschaftlich<br />
gemeldete Untersuchungen<br />
auf Chrom und Nickel.<br />
10. GRIESZ-BRISSON, M.: CO`MED, Ausgabe<br />
9-2005 „Nachhaltige Entgiftung: Physikochemische<br />
Schwermetall-Provokation mit<br />
Hilfe des Elektrolyse-Fussbades Body<br />
Detox ® “, siehe hierzu:<br />
http://www.hkmed.de/Body/BD-<br />
Studie.pdf.<br />
11. STRIDSKLEV, I. C., K. H. SCHALLER, S. LAN-<br />
GARD: Monitoring of chromium and nickel<br />
in biological fluids of stainless steel<br />
wel<strong>der</strong>s using the flux-cored-wire (FCW)<br />
535<br />
welding method“. Int Arch Occup Environ<br />
Health. Nov; 77 (8) (2004) 587ff.<br />
12. THOMAS, W., Professor Dr. med.: Rom,<br />
Vortrag auf dem Kongress „Aktuelle<br />
Orthopädie“, mit dem Titel „Cups und<br />
Kurzschaftprothesen: Eine Zwischenbilanz“,<br />
11. März 2006, Technische Universität<br />
München, Rechts <strong>der</strong> Isar.<br />
13. tatsächliche Kosten <strong>der</strong> BRD in 2002: 290<br />
Millionen EURO, Tendenz steigend; Vortrag<br />
Zieschang, H., Berufsgenossenschaftliches<br />
Institut <strong>für</strong> Arbeit und<br />
Gesundheit, Dresden, 29. 10. 20<strong>03</strong>, in<br />
Aachen, Arbeitssicherheit + Arbeitsmedizin.<br />
14. WHO working group: Titanium. In:<br />
Environmental Health Criteria, Vol 24,<br />
(1982) 1-68.<br />
15. RAITHEL, H. J., T. KRAUS und K. H.<br />
SCHALLER: Retrospektive Abschätzung <strong>der</strong><br />
Chrom- und Nickelexposition bei Edelstahlschweißern<br />
mit Lungenkrebserkrankungen“.<br />
In: 41. Jahrestagung <strong>der</strong><br />
Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Arbeitsmedizin<br />
und Umweltmedizin e.V. in Erlangen vom<br />
25. bis 28. April 2001; Herausgeber: H.<br />
DREXLER, C. H. BRODING, (2001) 4<strong>03</strong>-404.<br />
16. FELDHAUS, S.: Ausleitende Therapieverfahren:<br />
Erfahrungen mit LAURETANA<br />
und Body Detox © ; CO`MED, <strong>03</strong>/06, 2006.<br />
17. TAYLOR, B., et al.: Autism and measles,<br />
mumps, and rubella vaccine: no<br />
epidemiological evidence for a causal<br />
association. The Lancet, Vol 353, (1999)<br />
2026-2029.<br />
Anschrift <strong>für</strong> die Verfasser:<br />
Otto Zierer, Dipl.-Biochem., Dr. rer. nat., Dr.<br />
med. univ., Praktischer Arzt, Betriebsarzt;<br />
Margareta Griesz-Bisson, Dr. med., Fachärztin<br />
<strong>für</strong> Neurologie; Sedanstraße 14, 81667<br />
München, e-mail: otto.zierer@gmx.de;<br />
griesz_brisson@yahoo.com<br />
Dipl.-Biochem.,<br />
Dr. rer. nat.,<br />
Dr. med. univ.<br />
Praktischer Arzt, Betriebsarzt<br />
Otto Zierer<br />
Sedanstraße 14<br />
81667 München