Heft 09 - Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren

Heft 09 - Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren Heft 09 - Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren

15.04.2013 Aufrufe

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 45, 9 (2004) Titelthema Von der Tradition zur Innovation 50 Jahre Arbeitsgemeinschaft Mikrobiologische Therapie im ZÄN Wie alles anfing Die ersten Anfänge der Mikrobiologischen Therapie gehen auf die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg zurück. Der Bakteriologe Dr. ARTHUR BECKER begann bereits seit 1922, Tuberkulosekranke mit einer Mischvaccine aus Sputumkeimen zu behandeln. Im zweiten Weltkrieg konnte er unter der beschützenden Hand von ERNST LEITZ diese Ideen weiterentwickeln, zusammen mit dem Allgemeinarzt Dr. HANS KOLB. 1948 stieß der Frauenarzt Dr. HANS PETER RUSCH dazu, fasziniert von der Behandlung von Krankheiten mit lebenden Bakterien. 577 1954 entstand daraus schließlich der Arbeitskreis für Mikrobiologische Therapie e.V. (AMT) und die Arbeitsgemeinschaft Mikrobiologische Therapie im Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren (AGMT). Der Begriff der Probiotika wurde geboren, möglicherweise erstmals von Prof. Dr. WERNER KOLLATH zitiert, der damit sehr weit gefasst „alle lebenswichtigen Substanzen“ als probiotisch mit einschloss, im Gegensatz zu „den lebensschädlichen, den Antibiotika“. Im AMT und der AGMT sprach man bald von „Symbiontenkulturen“ und von „Bakterienpräparaten“ sowie vom „Heilen mit Bakterien“. Dr. med. Michael Schreiber Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Mikrobiologische Therapie im Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren Hauptstraße 45 b 86482 Aystetten info@dr-med-schreiber.de Dr. Hans Kolb Dr. Hans Peter Rusch

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 45, 9 (2004)<br />

Titelthema<br />

Von <strong>der</strong> Tradition zur Innovation<br />

50 Jahre Arbeitsgemeinschaft<br />

Mikrobiologische Therapie im ZÄN<br />

Wie alles anfing<br />

Die ersten Anfänge <strong>der</strong> Mikrobiologischen<br />

Therapie gehen auf die Zeit<br />

vor dem zweiten Weltkrieg zurück.<br />

Der Bakteriologe Dr. ARTHUR BECKER<br />

begann bereits seit 1922, Tuberkulosekranke<br />

mit einer Mischvaccine aus<br />

Sputumkeimen zu behandeln. Im<br />

zweiten Weltkrieg konnte er unter <strong>der</strong><br />

beschützenden Hand von ERNST LEITZ<br />

diese Ideen weiterentwickeln, zusammen<br />

mit dem Allgemeinarzt Dr. HANS<br />

KOLB. 1948 stieß <strong>der</strong> Frauenarzt Dr.<br />

HANS PETER RUSCH dazu, fasziniert<br />

von <strong>der</strong> Behandlung von Krankheiten<br />

mit lebenden Bakterien.<br />

577<br />

1954 entstand daraus schließlich<br />

<strong>der</strong> Arbeitskreis <strong>für</strong> Mikrobiologische<br />

Therapie e.V. (AMT) und die Arbeitsgemeinschaft<br />

Mikrobiologische Therapie<br />

im <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Naturheilverfahren</strong> (AGMT). Der Begriff<br />

<strong>der</strong> Probiotika wurde geboren,<br />

möglicherweise erstmals von Prof. Dr.<br />

WERNER KOLLATH zitiert, <strong>der</strong> damit<br />

sehr weit gefasst „alle lebenswichtigen<br />

Substanzen“ als probiotisch mit<br />

einschloss, im Gegensatz zu „den<br />

lebensschädlichen, den Antibiotika“.<br />

Im AMT und <strong>der</strong> AGMT sprach man<br />

bald von „Symbiontenkulturen“ und<br />

von „Bakterienpräparaten“ sowie vom<br />

„Heilen mit Bakterien“.<br />

Dr. med. Michael Schreiber<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

Mikrobiologische Therapie im<br />

<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Naturheilverfahren</strong><br />

Hauptstraße 45 b<br />

86482 Aystetten<br />

info@dr-med-schreiber.de Dr. Hans Kolb Dr. Hans Peter Rusch


Erste eigene Erfahrungen<br />

mit <strong>der</strong> Mikrobiologischen<br />

Therapie<br />

Als ich Mitte <strong>der</strong> 80er-Jahre erstmals<br />

mit <strong>der</strong> Mikrobiologischen Therapie<br />

(MTh) Kontakt hatte in Freudenstadt,<br />

wusste ich von all dem nichts. Es war<br />

dies im Rahmen von Kursen <strong>für</strong><br />

<strong>Naturheilverfahren</strong> und durch das<br />

Lehrbuch von SCHIMMEL. Die MTh<br />

war eines von vielen Verfahren, die<br />

mich faszinierten als „Neuer“ in<br />

Freudenstadt. Ein junger Kollege von<br />

mir hatte mich zum Kongress <strong>für</strong><br />

<strong>Naturheilverfahren</strong> nach Freudenstadt<br />

gebracht. Ich war damals Privat-<br />

Assistent meines Chefs an <strong>der</strong> Uniklinik<br />

Homburg Saar und meinte, wie<br />

man sich das manchmal so einbildet,<br />

wenn man jung ist, schon eine ganze<br />

Menge zu wissen. Wissen <strong>der</strong> Schulmedizin<br />

wohlgemerkt. Wir hatten eine<br />

Patientin mit nicht heilendem Ulcus<br />

cruris bei Diabetes, Hypertonie und<br />

Adipositas auf unserer Station, mit <strong>der</strong><br />

ich trotz Einsatz aller mo<strong>der</strong>nen konventionellen<br />

Heilverfahren und verschiedener<br />

konsiliarisch tätiger Kollegen<br />

nicht weiterkam. Er zeigte mir<br />

durch den gezielten Einsatz von Blutegeln,<br />

Maden und schließlich Probiotika<br />

einen natürlichen Weg <strong>der</strong><br />

Wundreinigung und Heilung <strong>für</strong> diese<br />

Patientin auf. So kam ich zu den NHV.<br />

Titelthema<br />

Attraktion <strong>der</strong> Mikrobiologischen<br />

Therapie <strong>für</strong> mich<br />

Zur Mikrobiologischen Therapie<br />

(MTh) fühlte ich mich damals hingezogen,<br />

weil sie <strong>für</strong> mich eine Möglichkeit<br />

darzustellen schien, Patienten,<br />

die zum Teil sehr mit Nebenwirkungen<br />

<strong>der</strong> Antibiotika-Therapie belastet<br />

waren, eine Alternative anzubieten<br />

durch die Behandlung mit freundlichen<br />

Bakterien.<br />

Wenig wusste ich zu dieser Zeit,<br />

dass die MTh wesentlich tiefer geht;<br />

dass <strong>der</strong> Darm nicht nur Eintrittspforte<br />

und Wirkungsort <strong>der</strong> physiologischen<br />

Darmbakterien ist, son<strong>der</strong>n Zentrum<br />

<strong>der</strong> Gesundheit <strong>für</strong> den Menschen<br />

überhaupt und Ansatzpunkt <strong>der</strong> ganzheitlichen<br />

Medizin.<br />

Sprichwörter lehren uns da viel<br />

überlieferte Volksweisheit, die ja meist<br />

einen ganz tiefen Sinn hat. „Die Liebe<br />

geht durch den Magen“ – heute wissen<br />

wir, dass im so genannten Bauchhirn<br />

mehr Nervenzellen sitzen als in<br />

unserem Zentralnervensystem des<br />

Schädels. Auch an<strong>der</strong>e Kulturen kennen<br />

Sprichwörter um den Bauch: „Der<br />

Tod sitzt im Darm“ besagt ein altes<br />

arabisches Sprichwort. Interessanterweise<br />

heißt es bei den Chinesen: „Das<br />

Leben beginnt im Darm.“<br />

In <strong>der</strong> Lehre <strong>der</strong> Traditionellen<br />

Chinesischen Medizin ist <strong>der</strong> Darm<br />

Der jetzige Vorsitzende Dr. Schreiber mit dem Ehren-Vorsitzenden<br />

Dr. Kolb und Frau aus Anlass <strong>der</strong> 50-Jahr-Feier ZÄN und AGMT<br />

578<br />

Dr. Hans Kolb am Rednerpult beim<br />

ZÄN-Kongress<br />

eines von den 5 Elementen. Vor Tausenden<br />

von Jahren, in den ersten<br />

Schriften, in denen diese Elementelehre<br />

erwähnt wird, war allerdings<br />

immer von 4 Elementen die Rede,<br />

während <strong>der</strong> Darm im Zentrum stand!<br />

Aufbau <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne auf<br />

Tradition<br />

So kommt auch hier wie<strong>der</strong> die mo<strong>der</strong>ne<br />

und mo<strong>der</strong>nste Forschung auf<br />

Konzepte zurück, die aus <strong>der</strong> Tradition<br />

kommen, uralt sind, die wir nur<br />

häufig vergessen haben. Wir lernen<br />

heute, dass ein freundliches Bakterium<br />

wie beispielsweise <strong>der</strong> Coli-<br />

Keim in <strong>der</strong> Lage ist, über seine<br />

feinsten Härchen an <strong>der</strong> Außenhülle<br />

mit den Darmzellen Kontakt aufzunehmen<br />

und mit ihnen ein „Cross-<br />

Talk“ zu führen, ein „Gespräch zu beginnen“.<br />

Dies führt über viele Zwischenstufen,<br />

die wir zum Teil inzwischen<br />

kennen, zu einer Immunmodulation,<br />

die weit über den „Ersatz von<br />

Antibiotika durch Probiotika“ hinausgeht,<br />

wie es KOLLATH einst postulierte.<br />

Eine ganze Kaskade von Zytokinen<br />

wird durch verschiedene Bakterien-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 45, 9 (2004)


Immunstimulation<br />

Ruhende B-Zelle<br />

Aktivierung<br />

Proliferations-<br />

Kaskade<br />

s-IgA<br />

T-Helfer<br />

Interleukin-4<br />

Epithel<br />

Enterokokken<br />

Interleukin-1<br />

Interleukin-1<br />

B-Zelle mit IL-6<br />

Rezeptor<br />

Immunglobulin A<br />

arten wie E. coli o<strong>der</strong> auch Enterokokken<br />

moduliert, was unter an<strong>der</strong>em<br />

<strong>für</strong> die mukosale Immunität und Aufrechterhaltung<br />

<strong>der</strong> Barrierefunktion<br />

wichtig ist.<br />

Die Darmschleimhaut stellt eine<br />

Grenze zwischen Innen- und Außenwelt<br />

dar, denn über die Nahrung findet<br />

im Körperinneren permanent ein<br />

Kontakt mit den Antigenen, Allergenen<br />

und Toxinen <strong>der</strong> Außenwelt<br />

statt. Diese Grenzfläche wird durch<br />

den engen Kontakt mit Bakterien<br />

wesentlich stabilisiert. Die Grenzfläche<br />

des Darmes zwischen unserer<br />

Außenwelt <strong>der</strong> Nahrung und <strong>der</strong> vielen<br />

Allergene und Toxine einerseits<br />

und <strong>der</strong> Innenwelt des Körpers an<strong>der</strong>erseits<br />

wird hierdurch maßgeblich<br />

stabilisiert.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 45, 9 (2004)<br />

Titelthema<br />

MTh versus DMP<br />

Es ist dies eine faszinierende<br />

Welt, in <strong>der</strong> die<br />

Mikrobiologische Therapie<br />

im Jahr 2004 überall<br />

in <strong>der</strong> Lage ist, zur Heilung<br />

des Menschen beizutragen.<br />

Heilung nämlich<br />

von <strong>der</strong> Wurzel her, über<br />

ganz grundlegende Mechanismen<br />

<strong>der</strong> Körpervorgänge.<br />

Die Rede ist, wohlgemerkt,<br />

nicht von <strong>der</strong> „Verwaltung<br />

<strong>der</strong> Krankheit“<br />

o<strong>der</strong> neudeutsch „Disease<br />

Management“, was wir auf<br />

allen Ebenen <strong>der</strong>zeit als<br />

das „höchste Ziel <strong>der</strong> Medizin“<br />

eingeflößt bekommen.<br />

Die ärztliche Kunst,<br />

die naturbedingt als Kunst<br />

nicht standardisierbar ist,<br />

soll dem seit 1. Januar<br />

2004 in allen Praxen vom<br />

Gesetzgeber vorgeschriebenen<br />

internen Praxis-<br />

Qualitäts-Management untergeordnet<br />

werden.<br />

Wohltuend kommt hier eine individuelle<br />

Therapie wie die Autovaccine<br />

wie<strong>der</strong> zum Tragen, die Behandlung<br />

mit Wandbestandteilen von körpereigenen<br />

Bakterien. Ein Individualarzneimittel<br />

wird hergestellt auf Grund<br />

des eigenen individuellen Stuhlbefundes.<br />

Nicht pro Kilogramm Körpergewicht<br />

<strong>für</strong> Anna und Otto Normalverbraucher,<br />

son<strong>der</strong>n ganz kostbar<br />

und nicht übertragbar als Behandlung<br />

<strong>für</strong> ein Individuum, das wir Menschen<br />

glücklicherweise sind.<br />

Monozyt<br />

Interleukin-6<br />

Plasmazelle<br />

Anti- und Probiotika<br />

So habe ich angefangen. Ich bin auf<br />

die MTh gestoßen, als ich nach Ergänzungen<br />

und Alternativen zur Antibiotika-<br />

(AB) Therapie suchte. Wie<br />

alle Kollegen, die an unseren Universitäten<br />

ausgebildet worden sind,<br />

weiß ich die Antibiotika wie auch die<br />

579


Peyer'sches<br />

Plaque<br />

Lamina<br />

propria<br />

Lymphoblast<br />

Mesenteriale<br />

Lymphknoten<br />

Ductus thoracicus<br />

Antigen<br />

sIgA<br />

Darmlumen<br />

Blutkreislauf<br />

IgA<br />

Medizin, die heute noch an unseren<br />

Unis gelehrt wird, auf ihrem Platz zu<br />

schätzen. Die Antibiotika sind sicher<br />

sinnvoll <strong>für</strong> die schweren und schwersten<br />

Infektionen. Die Mehrzahl <strong>der</strong><br />

<strong>Ärzte</strong>, v.a. die älteren, haben den<br />

Segen <strong>der</strong> Antibiotika in <strong>der</strong> 2. Hälfte<br />

des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts, teilweise sehr<br />

dramatisch, erfahren. Beispielsweise<br />

hatte mein Vater nach dem Krieg,<br />

1949, an <strong>der</strong> Uniklinik Leipzig eine<br />

Tbc-Station zu betreuen und war<br />

extrem dankbar <strong>für</strong> die lebensrettende<br />

Wirkung <strong>der</strong> ersten Streptomycin-<br />

Präparate.<br />

Heute aber werden sie oft zu<br />

schnell und zu kritiklos eingesetzt <strong>für</strong><br />

banale und unkomplizierte Infekte.<br />

Nach einer offiziellen Statistik <strong>der</strong> KV<br />

Hessen vor ein paar Jahren sind ca<br />

70 % <strong>der</strong> verschriebenen AB heute<br />

nicht indiziert! Wir müssen wie<strong>der</strong> hin<br />

zum wirklich indizierten Einsatz <strong>der</strong><br />

AB <strong>für</strong> schwere und schwerste Infektionen.<br />

MTh <strong>für</strong> die „einfachen“ Infekte<br />

und auch als wichtiger Bestandteil <strong>der</strong><br />

Therapie <strong>für</strong> die Vielzahl <strong>der</strong> chronischen<br />

Krankheiten, bei denen unsere<br />

Basisfunktionen im Körper gestört<br />

sind, beispielsweise Autoimmunkrankheiten,<br />

rheumatische Krankheiten,<br />

Allergien und viele an<strong>der</strong>e.<br />

IgA-Plasmazellen<br />

IgA-Plasmazellen<br />

Titelthema<br />

MUKOSA-IMMUNSYSTEM<br />

MIS<br />

sIgA<br />

sIgA<br />

sIgA<br />

sIgA<br />

sIgA<br />

sIgA<br />

Oro-Naso-Pharynx<br />

NALT<br />

Auge, Ohr<br />

Respirationstrakt<br />

BALT<br />

Milchdrüsen<br />

Gastrointestinaltrakt<br />

GALT<br />

Urogenitaltrakt<br />

Ausblick ins 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Hier sehe ich auch die Zukunft <strong>der</strong><br />

MTh in den nächsten 50 Jahren. Die<br />

AB-Medizin als ein Teil <strong>der</strong> chemisch<br />

dominierten Medizin war die Medizin<br />

<strong>der</strong> 2. Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Ich glaube, dass die MTh als Teil<br />

<strong>der</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> einen ganz<br />

wesentlichen Teil <strong>der</strong> Medizin des 21.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts ausmachen wird, da sie<br />

Lösungen anbietet <strong>für</strong> viele chronische<br />

Krankheiten, <strong>für</strong> die die heutige<br />

Therapiewege in <strong>der</strong> Medizin<br />

Akute Infektionen<br />

Ultima ratio<br />

Lebensbedrohliche Infektion<br />

Schwere Komplikationen<br />

Maximieren positiver Antibiotika-Effekte<br />

Minimieren negativer Immun-Effekte<br />

580<br />

Medizin <strong>der</strong> Universitäten keine Antwort<br />

hat. Und da sie uns zurückführt<br />

zu den Grundregelmechanismen <strong>der</strong><br />

Grenzflächen des menschlichen Körpers.<br />

Wir haben neu wie<strong>der</strong> gelernt,<br />

dass Bindegewebe nicht nur „nutzlos“<br />

Zellen verbindet, son<strong>der</strong>n als Grundsubstanz<br />

jeden menschlichen Lebens<br />

alle lebenswichtigen Vorgänge im<br />

Körper reguliert. Diese Regulationsmechanismen<br />

zu verstehen und mit<br />

ihnen umzugehen zur Heilung unserer<br />

Mitmenschen ist unsere Aufgabe, wie<br />

sie in dem Ausbildungsgang Regulationsmedizin<br />

des ZÄN ja auch zum<br />

Ausdruck kommt.<br />

Das Neben- und Miteinan<strong>der</strong> von<br />

Schulmedizin und NHV kommt <strong>für</strong><br />

mich zum Ausdruck in dem Bild des<br />

früheren World Trade Centre. Zwei<br />

Türme, fast gleich groß, man musste<br />

schon genau hinsehen, um zu unterscheiden,<br />

ob einer größer war als <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e. Beide haben ihre Berechtigung.<br />

Damit vergleichbar ist auch das<br />

Miteinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vielzahl von freundlichen<br />

Mikroben <strong>der</strong> Darmflora – 10bis<br />

100-mal mehr, als wir Körperzellen<br />

haben! – und den Körperzellen,<br />

vor allem den Zellen des Immunsystems.<br />

In ihrem Zusammenspiel ermöglichen<br />

sie ein harmonisches Ganzes:<br />

einen gesunden Menschen!<br />

Antibiotika Probiotika<br />

Akute und chronische<br />

Infektionen<br />

Ultima ratio<br />

Abgrenzen lebensbedrohlicher Infektionen<br />

und schwerer Komplikationen<br />

Minimieren negativer Antibiotika-Effekte<br />

Maximieren positiver Immun-Effekte<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 45, 9 (2004)


Auch die konventionelle und die<br />

so genannte alternative Medizin, besser<br />

komplementäre Medizin, ergeben<br />

gemeinsam ein Ganzes – nämlich eine<br />

auf den Menschen ausgerichtete,<br />

ganzheitliche Medizin.<br />

Das ist <strong>der</strong> Ausblick <strong>der</strong> Medizin<br />

in dieses 21. Jahrhun<strong>der</strong>t. Es lebe die<br />

Symbiose!<br />

Autovaccinen –<br />

Individualarznei mit vielen<br />

Möglichkeiten<br />

Dr. Uwe Peters, Herborn<br />

Schon lange wissen wir, dass wir nicht<br />

eine Leitlinienmedizin benötigen,<br />

son<strong>der</strong>n ganz im Gegenteil eine individuelle<br />

Therapie. Wichtig dabei: Der<br />

Einsatz von Arzneimitteln, die auf den<br />

jeweiligen Patienten abgestimmt sind,<br />

denn dass die übliche „2x-täglicheine-Tablette-Medizin“<br />

weit hinter<br />

dem Optimum zurückbleibt, ist unstreitig.<br />

Die Naturheilkunde hat hier wesentlich<br />

mehr zu bieten. Beson<strong>der</strong>s<br />

hervorzuheben sind Individualarzneimittel<br />

wie Nosoden, Eigenblutzubereitungen<br />

und Autovaccinen in unterschiedlichen<br />

Darreichungsformen.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 45, 9 (2004)<br />

Titelthema<br />

Die Therapie mit Autovaccinen<br />

geht auf Grundlagen zurück, die Anfang<br />

des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts geschaffen<br />

wurden. Diese Erkenntnisse bilden<br />

das Fundament sowohl <strong>für</strong> die klassischen<br />

Schutzimpfungen als auch <strong>für</strong><br />

die später in ihrer Bedeutung zurückgedrängten<br />

Heilimpfungen. Autovaccinen<br />

aus physiologischen Bakterien<br />

haben dabei eine ganz beson<strong>der</strong>e<br />

Stellung. Ihre Wirkung beruht auf <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Regulationsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> körpereigenen Krankheitsabwehr<br />

und führt so zu einem nachhaltigen<br />

und langfristigen Effekt.<br />

Autovaccinen –<br />

(k)eine Ultima ratio<br />

Der Einsatz <strong>der</strong> Autovaccinen war bisher<br />

ein Bestandteil <strong>der</strong> Mikrobiologischen<br />

Therapie. Die Anwendung war<br />

eingebunden in ein Phasenschema,<br />

das auf den 50-jährigen Erfahrungen<br />

des Arbeitskreises <strong>für</strong> Mikrobiologische<br />

Therapie e.V. (www.AMT-<br />

Herborn.de) und <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

Mikrobiologische Therapie im<br />

ZÄN (AGMT) beruhte. Die Indikationen<br />

dabei sind vor allem Atopien<br />

und chronische Infekte aller Schleimhäute.<br />

Angesichts <strong>der</strong> gesundheits-<br />

581


politischen Situation wurde die Anwendung<br />

in den letzten Jahren auf die<br />

komplizierten und hartnäckigen Fälle<br />

eingeschränkt. Die Autovaccine wurde<br />

zur Ultima ratio <strong>der</strong> naturheilkundlichen<br />

Behandlung. Damit wurden<br />

viele Chancen auf eine deutliche und<br />

langfristige Verbesserung des Gesundheitszustandes<br />

des Patienten vertan.<br />

Da nun alle naturheilkundlichen<br />

Medikamente selbst zu zahlen sind,<br />

sollte die Chance genutzt werden, die<br />

Patienten auf die optimale Behandlungsmöglichkeiten<br />

unter Einbeziehung<br />

<strong>der</strong> Autovaccinen hinzuweisen.<br />

Autovaccinen sind wichtiger und<br />

vitaler Bestandteil einer Mikrobiologischen<br />

Therapie.<br />

Gegenregulation<br />

Autovaccine dil<br />

Autovaccine<br />

dil<br />

INF-g<br />

INF-g<br />

Zelluläre<br />

Immunität<br />

Titelthema<br />

Autovaccine – eigenständiges<br />

Behandlungskonzept<br />

Ein Blick zurück in die Vergangenheit<br />

zeigt, dass vor allem in den Anfangszeiten<br />

<strong>der</strong> Mikrobiologischen Therapie<br />

die Autovaccine aus physiologischen<br />

Coli-Bakterien auch als alleiniges<br />

Behandlungsprinzip eingesetzt<br />

wurde.<br />

Nahezu vollständig in Vergessenheit<br />

geraten ist das Schema zur Heuschnupfenbehandlung.<br />

Die Gründe<br />

da<strong>für</strong> sind vielfältig. Ein Grund ist<br />

sicherlich, dass <strong>der</strong> Medizinbetrieb<br />

<strong>der</strong> letzten 20 Jahre auf die schnell<br />

wirkenden symptomatischen Arzneimittel<br />

abgestellt wurde. Ebenso wie<br />

im Bereich <strong>der</strong> Antibiotika mit den<br />

drastisch zunehmenden Resistenzpro-<br />

Th0<br />

Th1 Th2<br />

Tc NK<br />

Makrophage<br />

Eo<br />

T gd<br />

Mastzelle<br />

B<br />

Humorale<br />

Immunität<br />

582<br />

Allergen<br />

IL-4<br />

Dr. Volker Rusch<br />

blemen wird nun in <strong>der</strong> Allergiebehandlung<br />

nach Alternativen gesucht,<br />

vor allem seit das Problem <strong>der</strong> Asthmaentwicklung<br />

bei Allergikern bekannt<br />

ist. Lange wurde das ganzheitliche<br />

Modell vom Etagenwechsel belächelt.<br />

Die Pathomechanismen <strong>der</strong> Entwicklung<br />

des allergischen Asthmas sind<br />

nun allerdings teilweise aufgeklärt.<br />

Dass <strong>der</strong> Anstoß und die grundlegenden<br />

Modelle dazu aus <strong>der</strong> Naturheilkunde<br />

kamen, findet in <strong>der</strong> universitären<br />

Allergologie keine Erwähnung<br />

mehr.<br />

Ebenso müssen wir uns in <strong>der</strong> biologischen<br />

Medizin auch wie<strong>der</strong> des<br />

Wissens erinnern, wie wir durchaus<br />

erfolgreich die allergischen Erkrankungen<br />

angegangen sind. Das Heuschnupfenschema<br />

mit Autovaccinen<br />

ist ein Ansatz, den wir wie<strong>der</strong> aufleben<br />

lassen sollten.<br />

Mittlerweile gibt es <strong>für</strong> die Wirkung<br />

<strong>der</strong> Therapie auch ein wissenschaftliches<br />

Modell, welches maßgeblich<br />

von Dr. VOLKER RUSCH mitentwickelt<br />

wurde. Mastzellaktivitäten<br />

und damit die Histaminfreisetzung<br />

können durch die physiologische<br />

Mikroflora beeinflusst werden. Die<br />

neueren Daten rechtfertigen sogar die<br />

Aussage, dass dies zu den physiologischen<br />

Funktionen unserer Darmflora<br />

zählt. Autovaccinen aus Coli-<br />

Bakterien können u.a. über diesen<br />

Mechanismus wirken. (Quellen: siehe<br />

Ende <strong>der</strong> Arbeit)<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 45, 9 (2004)


Titelthema<br />

Einsatzmöglichkeiten von Autovaccinen<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Mikrobiologischen Therapie bei chronischen Infekten und<br />

Mykosen<br />

Als Akuttherapie bei Heuschnupfen (cave: rechtzeitig anfor<strong>der</strong>n!)<br />

Als Monotherapie bei allen Erkrankungen, bei denen die T-Helferzellbalance<br />

eine Rolle spielt (eingeschränkt bei schweren Autoimmunerkrankungen)<br />

Zur Verbesserung <strong>der</strong> Eigenregulationsfähigkeit (in Kombination mit<br />

homöopathischen Therapieprinzipien, in Kombination mit Eigenblut und<br />

Ozon-Therapien und in Kombination mit Akupunktur)<br />

In <strong>der</strong> Prävention viraler Infekte<br />

Auffrischungsbehandlungen<br />

Mehr und mehr zeigen Berichte von<br />

Kollegen aus <strong>der</strong> Praxis, dass die<br />

Autovaccine aus physiologischen<br />

Coli-Bakterien eine gute und wirkungsvolle<br />

Möglichkeit darstellt, bei<br />

Patienten mit chronischen Infekten die<br />

erreichten Behandlungsziele zu stabilisieren.<br />

Der relativ kurze Zeitraum<br />

von 4 – 6 Wochen ist dabei för<strong>der</strong>lich<br />

<strong>für</strong> die Compliance. Injektionsvaccinen<br />

werden 2 x wöchentlich angewendet<br />

und haben den zusätzlichen<br />

Vorteil eines engen Arzt-Patienten-<br />

Kontaktes. Die gesamte Spritzenkur<br />

dauert dann 6 Wochen. Perkutane und<br />

orale Darreichungsformen können in<br />

<strong>der</strong> Auffrischungsbehandlung sogar<br />

jeden zweiten Tag angewendet werden,<br />

was die Behandlung auf 4<br />

Wochen verkürzt.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 45, 9 (2004)<br />

Bedingungen <strong>für</strong> die<br />

Eigenregulation schaffen<br />

Schaut man sich die Modelle <strong>der</strong><br />

naturheilkundlichen bzw. ganzheitlichen<br />

Behandlungsprinzipien an, so<br />

steht die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Eigenregulation<br />

ganz oben. Alles, was dem<br />

entgegensteht, wird als Therapieblockade<br />

angesehen. Die Behandlung<br />

mit Autovaccinen hat dabei einen<br />

doppelten Effekt: Die immunologische<br />

Barrierefunktion <strong>der</strong> Schleimhaut<br />

wird gestärkt und die Translokation<br />

von mikrobiellen Antigenen<br />

verringert; darüber hinaus wird die<br />

Adhäsion von pathogenen Keimen erschwert.<br />

So ist <strong>der</strong> Schutz vor Atemwegsinfekten<br />

zu erklären.<br />

Die Zusammensetzung <strong>der</strong> physiologischen<br />

Flora stabilisiert sich unter<br />

583<br />

<strong>der</strong> Therapie, wie Leitkeimuntersuchungen<br />

(KyberStatus ®) zeigen. Die<br />

Grenzfunktionen <strong>der</strong> Schleimhaut<br />

werden gestärkt. Dadurch wird insgesamt<br />

die krankheitsbedingte Symptomatik<br />

verbessert.<br />

Autovaccinen sind in <strong>der</strong> Lage,<br />

fehlgesteuerte Immunreaktionen wie<strong>der</strong><br />

ins Lot zu bringen. Vor allem das<br />

T H1- und T H2-Zellverhältnis wird<br />

moduliert. Entzündungsreaktionen<br />

werden vermin<strong>der</strong>t und können unter<br />

einer mikrobiologischen Langzeittherapie<br />

ausheilen. Die durch die<br />

Autovaccine ausgelösten Regulationsmechanismen<br />

(Immunsystem, Mastzellen,<br />

Histamin, sIgA-Produktion)<br />

sind <strong>für</strong> die positiven Verän<strong>der</strong>ungen<br />

des klinischen Bildes verantwortlich.<br />

Autovaccine –<br />

sinnvolle Kombinationen<br />

a) Autovaccine und Homöopathie<br />

Viele homöopathisch tätige <strong>Ärzte</strong> wissen<br />

die positiven Auswirkungen <strong>der</strong><br />

Mikrobiologischen Therapie zu schätzen.<br />

Mit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong><br />

natürlichen Schleimhautfunktionen<br />

und <strong>der</strong> Aktivierung <strong>der</strong> Regulationsfähigkeit<br />

des Immunsystems geht eine<br />

deutliche Verbesserung <strong>der</strong> Wirkung<br />

von homöopathischen Arzneimitteln<br />

einher.<br />

Die Anwendung einer Autovaccine<br />

im Vorfeld o<strong>der</strong> begleitend zur


homöopathischen Behandlung kann<br />

als optimale Kombination <strong>der</strong> Regulationsmedizin<br />

angesehen werden.<br />

b) Autovaccine und Eigenblut-/<br />

Ozon-Eigenblut-Therapie<br />

Da eine Autovaccineherstellung etwa<br />

4 Wochen benötigt, kann diese Zeit<br />

gut durch eine Eigenblutbehandlung<br />

o<strong>der</strong> Ozontherapie überbrückt werden.<br />

Es gibt zwar wenig Untersuchungen<br />

über die Wirkungsmechanismen <strong>der</strong><br />

Eigenblut-Therapie, die praktischen<br />

Erfahrungen sprechen jedoch <strong>für</strong> diese<br />

Therapie. Eine Eigenblutbehandlung<br />

allein ist oft nicht ausreichend und<br />

weniger nachhaltig als die zusätzliche<br />

Autovaccine-Therapie. Zudem ist bekannt,<br />

dass es relativ schnell zu einer<br />

Gewöhnung kommt. Die zellulären<br />

Strukturen des Blutes sind offensichtlich<br />

ein schwächerer Stimulus als die<br />

körpereigenen physiologischen Bakterien.<br />

Eine Gewöhnung – auch nach<br />

zahlreichen Autovaccine-Serien –<br />

wurde bisher nicht beobachtet.<br />

c) Autovaccine und Akupunktur<br />

Für viele Erkrankungen, die mit Akupunktur<br />

behandelt werden können, bis<br />

hin zu den klassischen Schmerzbehandlungen,<br />

lassen sich Zusammenhänge<br />

mit dem Geschehen an <strong>der</strong><br />

Darmschleimhaut aufzeigen. Dies belegt<br />

allein die Häufigkeit <strong>der</strong> Verwen-<br />

Titelthema<br />

dung von Akupunkturpunkten, die mit<br />

dem Darm zusammenhängen (z.B.<br />

Dickdarm 4). Die klassische Anwendung<br />

<strong>der</strong> Autovaccine ist die intrakutane<br />

Injektion im 2. ICR. Hier verläuft<br />

ebenfalls <strong>der</strong> Immunzustimmungspunkt<br />

Lunge 1. Die gesetzte<br />

Quaddel vermag möglicherweise diesen<br />

Akupunkturbereich zu stimulieren.<br />

Für den Akupunkteur ist die Anwendung<br />

<strong>der</strong> Injektionsvaccine auch<br />

leicht in die Praxis zu integrieren. Die<br />

Patienten müssen mehrfach <strong>für</strong> die<br />

Behandlung in die Praxis kommen.<br />

Aus <strong>der</strong> Erfahrung gibt es bisher keine<br />

Berichte über negative Auswirkungen<br />

<strong>der</strong> gleichzeitigen Anwendung von<br />

Akupunktur und Autovaccine. Es gibt<br />

jedoch zahlreiche Berichte über deutliche<br />

Wirkungssteigerungen.<br />

Autovaccinen – nicht nur<br />

physiologische Coli-<br />

Bakterien sind geeignet<br />

Was in <strong>der</strong> Veterinärmedizin nun als<br />

Alternative zur Antibiotikabehandlung<br />

gesehen wird, ist seit einem<br />

halben Jahrhun<strong>der</strong>t im Herborner<br />

Institut <strong>für</strong> Mikroökologie Routine.<br />

Aus Urin, Eiter o<strong>der</strong> Abstrichmaterial<br />

werden geeignete Keime isoliert und<br />

eine Autovaccine daraus hergestellt.<br />

584<br />

Hierbei handelt es sich um eine echte<br />

Heilimpfung. Die Wirkung einer solchen<br />

Vaccine wird damit erklärt, dass<br />

es sich hierbei um eine Präsentation<br />

<strong>der</strong> Zelloberflächen <strong>der</strong> Erreger an <strong>der</strong><br />

Schleimhaut handelt. Es ist bekannt,<br />

dass das Immunsystem unterschiedlich<br />

reagiert, wenn lebende o<strong>der</strong> tote<br />

Erreger in Kontakt mit den Zellen <strong>der</strong><br />

unspezifischen Abwehr kommen.<br />

Lebende Keime haben die Fähigkeit,<br />

mit dem Immunsystem zu interagieren<br />

und es zum Teil in ihrem Sinne zu<br />

beeinflussen. Werden nun hohe Konzentrationen<br />

von Oberflächenstrukturen<br />

<strong>der</strong> Erreger in Form von Autovaccinen<br />

präsentiert, kann das Immunsystem<br />

sich systematisch damit auseinan<strong>der</strong><br />

setzen und entsprechend verbesserte<br />

Abwehrstrategien entwickeln.<br />

Bewährt hat sich die Kombination<br />

dieser Vaccinen mit den klassischen<br />

Autovaccinen, bestehend aus<br />

patienteneigenen physiologischen<br />

E. coli.<br />

Seit über zwei Jahren werden in<br />

Herborn auch Candida-Vaccinen hergestellt.<br />

Die bisherigen Erfahrungen,<br />

die sich auf die Nosodentherapie mit<br />

Candidahefen stützen, sind sehr viel<br />

versprechend. Hierbei werden die<br />

Candida-Hefen aus dem Stuhl gewonnen.<br />

Autovaccine – Chancen in<br />

<strong>der</strong> Prävention nutzen<br />

Vor allem Patienten mit chronischen<br />

Infekten sind durch das krankheitsbedingt<br />

belastete Immunsystem normalerweise<br />

beson<strong>der</strong>s infektanfällig.<br />

Dagegen berichten immer wie<strong>der</strong> Patienten<br />

nach einer Autovaccinebehandlung,<br />

dass sie beson<strong>der</strong>s wi<strong>der</strong>standsfähig<br />

gegen Erkältungskrankheiten<br />

sind. Zunächst wurde dieser<br />

Effekt darauf zurückgeführt, dass<br />

unter <strong>der</strong> Behandlung das Immunsystem<br />

entlastet wird und so eine<br />

höhere Abwehrbereitschaft gegen<br />

Viren besteht. Die immunologischen<br />

Daten, die im Rahmen von wissenschaftlichen<br />

Studien zur Wirkung <strong>der</strong><br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 45, 9 (2004)


Autovaccine gewonnen wurden, legen<br />

nahe, dass die Autovaccine das<br />

Schleimhaut-Immunsystem vor allem<br />

im Bereich <strong>der</strong> Virusabwehr stärkt.<br />

Dieser Aspekt kann künftig stärker<br />

in das Präventionsangebot <strong>der</strong> Praxis<br />

integriert werden. Die Autovaccine<br />

kann <strong>für</strong> viele Patienten eine echte<br />

Alternative zur Grippeschutzimpfung<br />

werden. Um keine Missverständnisse<br />

aufkommen zu lassen, die Autovaccine<br />

ist kein Ersatz <strong>für</strong> die spezifische<br />

Impfung gegen das Grippevirus!<br />

Aber wer sollte eine Grippeschutzimpfung<br />

erhalten? Die Entscheidung<br />

liefert die Empfehlung <strong>der</strong> STIKO<br />

(Ständige Impfkommission am Ro-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 45, 9 (2004)<br />

Titelthema<br />

Schutzimpfung und Heilimpfung<br />

Unspezifisch<br />

Monozyten Makrophagen T-Zellen B-Zellen<br />

Aktive Immunisierung<br />

Heterovaccine<br />

Schutzimpfung<br />

Spezifisch<br />

Passive<br />

Immunisierung<br />

Hyposensibilisierung<br />

Spezifische Immuntherapie<br />

Autovaccine<br />

AutoColiVaccine<br />

bert-Koch-Institut). Sinnvoll ist danach<br />

ein Grippeschutz <strong>für</strong> Personen,<br />

<strong>der</strong>en Abwehr alters- o<strong>der</strong> krankheitsbedingt<br />

reduziert ist, sowie <strong>für</strong><br />

Menschen, die in Heimen und Gemeinschaftseinrichtungenuntergebracht<br />

sind und die ein erhöhtes<br />

Krankheitsrisiko haben. Insgesamt<br />

geht es um relativ kleine Risikogruppen.<br />

In <strong>der</strong> engeren Auslegung sind<br />

damit nicht gemeint: Lehrer, Busfahrer,<br />

Kaufhauspersonal usw. Zudem<br />

ist vielen Menschen nicht klar, dass<br />

die so genannten „grippalen Infekte“,<br />

besser Erkältungskrankheiten, nicht<br />

unter den Schutz <strong>der</strong> „Grippeimpfung“<br />

fallen!<br />

587<br />

Heilimpfung<br />

Für alle Patienten, die nicht unter<br />

die STIKO-Richtlinien fallen o<strong>der</strong> die<br />

Bedenken gegen die traditionelle<br />

Grippeschutzimpfung haben, und alle<br />

diejenigen, die fit durch Winter und<br />

Frühjahr kommen wollen, ist die<br />

Autovaccine eine echte Alternative.<br />

Autovaccinen –<br />

das Interesse wächst<br />

Das Interesse <strong>der</strong> Schulmedizin an <strong>der</strong><br />

Autovaccine wächst. Zum einen sind<br />

es die validen Daten und Erfolge dieses<br />

Therapieprinzips in <strong>der</strong> Veterinärmedizin.<br />

Zum an<strong>der</strong>en kommen mit<br />

<strong>der</strong> Osterweiterung <strong>der</strong> EU zahlreiche<br />

neue Impulse über die Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Individualmedizin mit Autovaccinen.<br />

Was vielfach als Notlösung in<br />

Osteuropa aufgrund mangeln<strong>der</strong> Ressourcen<br />

angewendet wurde, könnte<br />

sich bald als echte Alternative zur<br />

antibiotischen Behandlung leichter<br />

und mittelschwerer Infekte entpuppen.<br />

Aus <strong>der</strong> naturheilkundlichen Sicht<br />

sollten wir uns das Privileg <strong>der</strong> umfangreichen<br />

Erfahrung mit dieser<br />

Methode seit mehr als einem halben<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t sichern. Sie kann den<br />

Patienten schon heute das bieten, was<br />

morgen erst „neu“ entdeckt wird. Es<br />

wäre nicht das erste Mal in <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> Naturheilkunde.<br />

* D. Beyer, U. Peters: Mikrobiologische Therapie<br />

– Von <strong>der</strong> Naturheilkunde zur Wissenschaft.<br />

Forum Medizin 2003, ISBN 3-<br />

910075-46-0<br />

Kerstin Rusch und Volker Rusch: Mikrobiologische<br />

Therapie – Grundlagen und<br />

Praxis. Haug Verlag 2001, ISBN 3-8304-<br />

7121-1<br />

Zu erhalten auch über den Arbeitskreis <strong>für</strong><br />

Mikrobiologische Therapie e.V.<br />

www.AMT-Herborn.de

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