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Heft 11 - Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren

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Resumen Summary Zusammenfassung<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 44, <strong>11</strong> (2003)<br />

Originalarbeiten<br />

Revitalisierung und Verbesserung <strong>der</strong><br />

Regulationsfähigkeit durch Vegetotherapie<br />

und Orgonmedizin (nach W. Reich)<br />

M. Dlouhy<br />

Chronisch kranke Menschen leiden fast immer an einer Vitalitätseinbuße<br />

und an einer vegetativen Regulationseinschränkung bis hin zur Regulationsstarre.<br />

Diese sind mit naturheilkundlichen, eher steuernden Methoden<br />

(wie z.B. Homöopathie, Bioresonanztherapien o<strong>der</strong> Akupunktur etc.)<br />

meist nicht befriedigend zu behandeln, wenn nicht das Grundenergieniveau<br />

angehoben und die Regulationsstarre aufgehoben wird. Mit Vegetotherapie/Orgonmedizin<br />

als Basistherapie kann dies erreicht werden.<br />

Schlüsselwörter: Revitalisierung, Regulationsstarre, Lebensenergieniveau,<br />

Störung, Pulsation, Vegetotherapie, Orgonmedizin<br />

Almost all chronically ill people suffer from a reduction of vitality and<br />

impaired vegetative regulation and, in the extreme case, even regulatory<br />

stasis. Satisfactory treatment of these symptoms usually cannot be<br />

achieved with naturopathic methods, which are of a rather directing<br />

nature (such as homeopathy, bio-resonance therapies or acupuncture,<br />

etc.), unless the basic energy level is elevated and the regulatory stasis<br />

is relieved. This can be achieved with vegetotherapy/orgone medicine as<br />

a basic therapy.<br />

Keywords: Revitalisation, regulatory stasis, life energy level, disturbance,<br />

pulsation, vegetotherapy, orgone medicine<br />

Los enfermos crónicos generalmente sufren de una pérdida de vitalidad<br />

y de limitaciones vegetativas en cuanto a la regulación que incluso puede<br />

llegar hasta una inmovilización de ésta. En casos en los cuales el nivel<br />

de las energías básicas no es elevado y la inmovilización de la regulación<br />

no es anulada, estas dolencias pueden tratarse, por lo general, de manera<br />

muy satisfactoria con tratamientos naturistas que aplican métodos mejor<br />

controlables (p.ej. la homeopatía, la térapia que aplica la bioresonancia o<br />

la acupuntura). Puede lograrse una mejora aplicando la terápia «vegeto»/<br />

la medicina orgón como terápia básica.<br />

Palabras clave: Revitalización, inmovilización de la regulación, nivel de<br />

la energía vital, disfunción, pulsación, terápia “vegeto”, medicina orgón<br />

749<br />

Einleitung<br />

In <strong>der</strong> Vegetotherapie wird durch vertiefte<br />

Atmung in isometrischen Spannungspositionen<br />

die Vitalität so erhöht,<br />

dass dadurch in zentralen Teilen<br />

des Körpers (z.B. den vegetativen<br />

Ganglien im Rumpf etc.) wellenförmige<br />

Erregungsströmungen hervorgerufen<br />

werden, die sich dann nach<br />

außen zu den peripheren Partien des<br />

Körpers (Kopf, Arme und Beine)<br />

ausbreiten. Meist werden diese Erregungsströmungen<br />

aber durch bzw.<br />

in Blockierungen, wie z.B. Muskelverspannungen,<br />

Ödemen, Narbengewebe<br />

etc. gebunden, unterbrochen<br />

o<strong>der</strong> gestört, so dass es in bestimmten<br />

Zonen o<strong>der</strong> Segmenten zu „Überladungssymptomen“<br />

bzw. „Unterladungssymptomen“<br />

kommt. Insgesamt<br />

wird dadurch auch die Pulsationsfähigkeit<br />

des Gesamtorganismus<br />

stark beeinträchtigt o<strong>der</strong> kommt ganz<br />

zum Erliegen. In <strong>der</strong> vegetotherapeutischen<br />

Arbeit wird dann über eine<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Grundladung, und dadurch<br />

Verstärkung <strong>der</strong> Erregungsströmungen,<br />

als auch durch Arbeit an<br />

den Blockierungen, z.B. an <strong>der</strong> Muskelverspannung,<br />

ein Wie<strong>der</strong>ausbreiten<br />

<strong>der</strong> wellenförmigen Erregungsströmungen<br />

sowohl in Richtung Peripherie<br />

als auch zurück zur Körpermitte<br />

ermöglicht.<br />

In <strong>der</strong> Orgonmedizin werden zusätzlich<br />

orgonmedizinische Geräte<br />

(Akkumulator, Medical-DOR-Buster<br />

etc.) zur Behandlung eingesetzt, durch<br />

die die Ladung des Organismus noch<br />

erhöht o<strong>der</strong> vermin<strong>der</strong>t werden kann,<br />

selbst dann noch, wenn <strong>der</strong> Organis-


mus auf vegetotherapeutische Interventionen<br />

selbst kaum mehr reagiert.<br />

Die Vegetotherapie/Orgonmedizin<br />

erreicht den gesamten Organismus<br />

und durchdringt alle Schichten, denn<br />

es ist Arbeit direkt am menschlichen<br />

Plasmasystem. Dabei kommen tiefe<br />

innere Prozesse in Gang, die sich auf<br />

Körper, Psyche und Bewusstsein auswirken.<br />

1. Begriffsklärungen<br />

Revitalisierung<br />

Wie<strong>der</strong>belebung, <strong>der</strong> Versuch das<br />

Lebensenergie-System wie<strong>der</strong> in Ordnung<br />

zu bringen, d.h. Ladungsverhältnisse,<br />

Strömungsverhältnisse<br />

und die Pulsationsfähigkeit wie<strong>der</strong> zu<br />

optimieren. Avital = ohne Lebenskraft,<br />

keine Ladung mehr, Stagnation,<br />

kaum noch Pulsation, Tod.<br />

Regulationsfähigkeit<br />

Die Fähigkeit des Gesamtsystems<br />

Mensch, selbstregulatorisch auf<br />

schwache, aber auch auf starke Reize<br />

von innen o<strong>der</strong> außen (kognitiv-emotionale,<br />

materiell-chemische, thermische,<br />

durch Frequenzen/Schwingungen<br />

etc. …) adäquat antworten zu können<br />

und danach wie<strong>der</strong> in die stabile<br />

Ausgangslage zurückzukehren o<strong>der</strong><br />

auf einem neuen Niveau zu stabilisieren.<br />

Lebensenergie und<br />

Lebensenergiekonzepte<br />

Uns bekannte, vor allem traditionelle<br />

Lebensenergiekonzepte gehen weit in<br />

die menschliche Frühzeit zurück und<br />

werden unter den Namen Mana, Dao,<br />

Deus (göttliche Kraft), Qi, Prana, Od,<br />

Elan vital o<strong>der</strong> animalischer Magnetismus<br />

geführt. Auch in den Schriften<br />

des HIPPOKRATES, vor allem in seiner<br />

„Säftelehre“, die als Beschreibung <strong>der</strong><br />

Wandlungsformen einer Lebensenergie<br />

zu sehen ist, versteht sich <strong>der</strong><br />

Therapeut als reiner Diener und Helfer<br />

dieser sich selbstregulierenden<br />

Kraft. Religion, Psychologie, Philosophie<br />

und Heilkunde waren zu all<br />

Originalarbeiten<br />

diesen Zeiten noch zu einem harmonischen<br />

Ganzen verwoben. Lebensenergiekonzepte<br />

finden sich weiter in<br />

Europa bis Mitte des 19. Jh. unter dem<br />

Namen „Vitalismus“ (STAHL, BORDEU,<br />

BARTHEZ, HAHNEMANN) und leben in<br />

<strong>der</strong> Medizin <strong>der</strong> Romantik im frühen<br />

19. Jh. noch einmal auf (MESMER,<br />

HUFELAND). Heute wird aus quantenphysikalischer<br />

Sicht alles Existierende<br />

als Energieform verstanden, entwe<strong>der</strong><br />

verdichtet zur Materie o<strong>der</strong> als Fel<strong>der</strong><br />

und Schwingungen. Das biologisch<br />

Lebendige wäre in diesem Kontext<br />

eine weitere Ausprägung von Energie,<br />

was in <strong>der</strong> Wirbelphysik (H.-P. SAILER)<br />

belegt wird.<br />

Im letzten Jahrhun<strong>der</strong>t waren es<br />

vor allem <strong>der</strong> Arzt und Naturforscher<br />

WILHELM REICH (1897–1957) und seine<br />

Schüler, die sich auf dem Boden<br />

westlicher Medizin mit diesem Phänomen<br />

beschäftigten und zu den wichtigsten<br />

Vertretern eines Vitalismus<br />

neuerer Ausprägung wurden. Am<br />

Berliner „Wilhelm-Reich-Institut“, in<br />

<strong>der</strong> „Internationalen-Wilhelm-Reich-<br />

Gesellschaft“ und vor allem in einigen<br />

langjährigen vegetotherapeutisch/<br />

orgonmedizinischen Praxen sind seine<br />

Erkenntnisse über die universelle<br />

„Orgonenergie” und die Behandlungsmethoden<br />

<strong>der</strong> Vegetotherapie bzw.<br />

Orgonmedizin im letzten Jahrzehnt<br />

erweitert und in einen mo<strong>der</strong>nen Kontext<br />

gestellt worden, wobei sich u.a.<br />

erstaunliche Entsprechungen zur daoistischen<br />

chinesischen Medizin fanden.<br />

In <strong>der</strong> Vegetotherapie/Orgonmedizin<br />

schließt sich die Lücke, die sich<br />

heutzutage zwischen den symptomorientierten,<br />

rein somatischen und den<br />

psychisch orientierten, meist rein<br />

mentalen Therapien auftut.<br />

Die Vegetotherapie/Orgonmedizin<br />

geht in hippokratischer Tradition davon<br />

aus, dass eine selbstregulierende,<br />

vitale Lebenskraft (gr. „pneuma“) an<br />

allen lebendigen Vorgängen beteiligt<br />

ist und die Grundlage von Gesundheit<br />

bildet. Diese wurde von REICH „Orgonenergie”<br />

genannt; es handelt sich um<br />

eine ubiquitäre, subtile Energieform,<br />

die mit herkömmlichen Messinstru-<br />

750<br />

menten nicht nachweisbar ist, <strong>der</strong>en<br />

Wirkungen jedoch subjektiv <strong>für</strong> jeden<br />

wahrnehmbar sind. Wissenschaftliche<br />

Experimente deuten darauf hin, dass<br />

es sich um eine Energie mit materiellen<br />

und physikalischen Wechselwirkungen<br />

handelt. Der Begriff „Energie“<br />

wird im vorliegenden Artikel wie<strong>der</strong><br />

im traditionellen Lebensenergie-Sinn<br />

verwendet, in dem er noch ein holistisches<br />

Spektrum von den physikalischen<br />

bis zu den subtilen (auch spirituellen)<br />

Energien umfasste. Heute<br />

postuliert <strong>der</strong> Physiker und Einsteinschüler<br />

DAVID BOHM entsprechend,<br />

dass die (subatomaren) Energien verschiedene<br />

Grade von Feinheit, von<br />

Subtilität haben. Nach ihm haben<br />

subtilere Manifestationen <strong>der</strong> Energie<br />

die Kraft, weniger subtile zu transformieren:<br />

Daraus ergibt sich ein<br />

Energieverständnis, wie es die alten<br />

Hochkulturen kannten und das wir<br />

heute so erst wie<strong>der</strong> entdecken müssen.<br />

Neu gegenüber den traditionellen<br />

Energiekonzepten ist in <strong>der</strong> Orgonmedizin<br />

<strong>der</strong> wissenschaftliche und an<br />

unserer westlichen Kultur orientierte<br />

Zugang zu dem Phänomen Lebensenergie<br />

und die Art <strong>der</strong> Behandlung<br />

von Krankheiten.<br />

2. Grundfunktionen <strong>der</strong><br />

Lebenskraft: Ladungsakkumulation,<br />

Strömung<br />

und Pulsation und ihre<br />

Blockierungen<br />

Im natürlichen Zustand akkumuliert,<br />

strömt und pulsiert die Orgonenergie<br />

ungehin<strong>der</strong>t und selbstreguliert im<br />

Organismus und erzeugt Gesundheit,<br />

Vitalität und Lebenslust. Doch dieses<br />

Akkumulieren, innere Strömen und<br />

Pulsieren ist störanfällig – die verschiedensten<br />

inneren und äußeren<br />

Einflüsse wie unbefriedigende Partnerschaft<br />

und Sexualität, Dissonanzen<br />

in <strong>der</strong> Familie, Stress am Arbeitsplatz<br />

führen meist dazu, dass statt spontaner<br />

Gefühlsäußerungen kulturell angepasst<br />

Selbstbeherrschung geübt wird:<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 44, <strong>11</strong> (2003)


Der primäre emotionale Impuls wird<br />

durch einen sekundären Gegenimpuls<br />

blockiert und damit vom Bewusstsein<br />

abgespalten. Diese Gefühlskontrolle<br />

ist funktionell identisch mit chronifizierten<br />

Dauerspannungen in <strong>der</strong> Muskulatur,<br />

die zum großen Teil schon seit<br />

<strong>der</strong> Kindheit bestehen. Diese muskulären,<br />

bindegewebigen und auch faszialen<br />

Blockaden, von REICH bildhaft<br />

als „Muskelpanzer“ beschrieben,<br />

unterbrechen den natürlichen Fluss<br />

<strong>der</strong> Lebenskraft. In diesen Blockaden,<br />

die man auch „psychische Narben“<br />

nennen könnte, lagern sich, wie auch<br />

bei körperlichen Narben, gerne toxische<br />

Belastungen ab, da hier die<br />

Durchflutung des Gewebes mit Blut<br />

und Lymphe deutlich verringert ist.<br />

Innerhalb dieses Muskelpanzers gibt<br />

es beschreibbare Strukturen: Die drei<br />

Diaphragmen, die als primäre Energie-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 44, <strong>11</strong> (2003)<br />

Originalarbeiten<br />

regulatoren eingesetzt werden, teilen<br />

den Organismus in Etagen auf. Der<br />

Beckenboden als „Boden“, das<br />

Zwerchfell als „Energiescheidewand“<br />

und <strong>der</strong> Bereich zwischen Schlüsselbeinen<br />

und Mundboden (Schlund,<br />

Hals und Nackenmuskulatur) als<br />

„Deckel“. Die dadurch entstandenen<br />

Etagen Becken mit Bauch, Brust<br />

sowie Kopf lassen sich aber durch<br />

weitere Blockierungsringe in insgesamt<br />

7 Segmente, die von REICH beschrieben<br />

wurden, aufteilen. So kommen<br />

wir auf ein Stirn-/Augen-, Mund-<br />

/Kiefer-, Hals-/Nacken-, Brust-, Oberbauch-,<br />

Unterbauch- und Becken-Segment.<br />

Als Extremitäten sind die Beine<br />

dem Becken- und die Arme dem<br />

Brust-Segment zugeordnet. Jedes<br />

Segment lässt sich einzeln, aber auch<br />

in funktioneller Abhängigkeit mit den<br />

an<strong>der</strong>en blockieren.<br />

AME<br />

751<br />

Daneben führen die Muskelanspannungen<br />

über Verschaltungen auf<br />

Rückenmarks- und Gehirnebene auch<br />

direkt zu einer Störung des Vegetativums<br />

und beeinträchtigen damit die<br />

Tätigkeit innerer Organe, Drüsen und<br />

Hormone; die Grundlagen <strong>für</strong> zahlreiche<br />

somatische Erkrankungen sind<br />

gelegt.<br />

3. Gesundheit und Krankheit<br />

3.1 Akkumulation, Strömung und<br />

Pulsation als Grundlagen von<br />

Gesundheit<br />

Den Körper durchströmt die Orgonenergie<br />

und ist dort auch an Materie<br />

gebunden. Unser Organismus ist umgeben<br />

von pulsierenden orgonenergetischen<br />

Fel<strong>der</strong>n, die evtl. den „Auren“<br />

entsprechen könnten. Eine wichtige


Verbindung zwischen den Fel<strong>der</strong>n,<br />

den Körperenergien und dem Körper<br />

sind vermutlich die „Chakren“.<br />

Idealerweise ist die Energie im<br />

Organismus als Ganzem einheitlich<br />

verteilt, sowohl zwischen innen und<br />

außen als auch von oben bis unten.<br />

Ihre Menge in unserem Körper verän<strong>der</strong>t<br />

sich ständig: Der Körper lädt<br />

sich durch Atmung, Nahrung, Bewegung<br />

und Sonnenlicht energetisch<br />

auf und entlädt sich z.B. in Bewegung,<br />

Gefühlsausdruck, Sexualität, vegetativer<br />

Kontraktion und Expansion sowie<br />

in Stoffwechselprozessen. Dies<br />

sind verschiedene Formen <strong>der</strong> energetischen<br />

Pulsation, die <strong>der</strong> Grundfunktion<br />

alles Lebendigen entsprechen:<br />

Alles Lebendige pulsiert.<br />

Die Pulsation <strong>der</strong> Orgonenergie<br />

drückt sich auf <strong>der</strong> materiellen Ebene<br />

des Organismus morphologisch fassbar<br />

vor allem in <strong>der</strong> Pulsation des<br />

vegetativen Nervensystems aus, <strong>der</strong><br />

Schnittstelle zwischen Außen- und<br />

Innenwelt sowie zwischen Gefühlen<br />

und Organtätigkeit. Mit seinen zwei<br />

Hauptästen, dem „Sympathikus“ und<br />

dem „Parasympathikus“, reguliert es<br />

die Funktion aller inneren Organe – je<br />

nach Tageszeit und äußeren Bedingungen<br />

stellt es den Körper in <strong>der</strong><br />

Sympathikotonie eher auf Stress und<br />

Aktivität o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Parasympathikotonie<br />

eher auf Entspannung, Verdauung,<br />

Regeneration und Stärkung <strong>der</strong><br />

Immunabwehr ein; es findet also eine<br />

ständige Pulsation zwischen diesen<br />

beiden Polen statt. Sowohl Anspannung<br />

als auch Entspannung sind zu<br />

bestimmten Tages- o<strong>der</strong> Lebenszeiten<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger notwendig.<br />

Nur wenn <strong>der</strong> Organismus genügend<br />

Lebensenergie akkumuliert,<br />

das Vegetativum gut funktioniert und<br />

die Lebenskraft im Körper frei zirkuliert,<br />

sind wir gesund – an<strong>der</strong>s ausgedrückt,<br />

wird Gesundheit aus Sicht <strong>der</strong><br />

Orgonmedizin nicht als Abwesenheit<br />

von Symptomen definiert, son<strong>der</strong>n als<br />

Fähigkeit des Lebewesens zur ungehin<strong>der</strong>ten<br />

lebendigen, rhythmischen<br />

Pulsation, Strömung und Akkumulation.<br />

Originalarbeiten<br />

3.2 Biopathie<br />

Entsprechend besteht eine Krankheitsdisposition<br />

bereits bei chronischer<br />

Über- o<strong>der</strong> Unterladung und/o<strong>der</strong><br />

auch nur ansatzweiser Disharmonie<br />

<strong>der</strong> energetischen Verteilung, also Störungen<br />

im energetischen Umfluss,<br />

dies ist häufig gleichbedeutend mit<br />

Beeinträchtigung <strong>der</strong> vegetativen Pulsation.<br />

Dieser Zustand, <strong>für</strong> den REICH<br />

den Begriff „Biopathie” geprägt hat,<br />

ist eine Bereitschaftshaltung, eine<br />

„Erkrankung in Lauerstellung”: Sie<br />

umfasst als zunächst rein funktionelle<br />

Störung den gesamten Organismus<br />

und ist Voraussetzung und Nährboden<br />

<strong>für</strong> fast alle körperlichen wie psychischen<br />

Erkrankungen, mit <strong>der</strong> Ausnahme<br />

von Unfällen o<strong>der</strong> Infektionsund<br />

Erbkrankheiten.<br />

Das Modell <strong>der</strong> Biopathie als vegetativer<br />

Beeinträchtigung und Regulationsstörung<br />

liefert erstmals ein<br />

grundlegendes Erklärungs- und Behandlungsmodell<br />

<strong>der</strong> funktionellen<br />

Störungen. In diesem Stadium ist trotz<br />

erheblicher körperlicher Beschwerden<br />

schulmedizinisch noch kein Befund<br />

zu erheben – so z.B. beim „Reizdarm”<br />

(Colon irritabile) o<strong>der</strong> beim Kopfschmerz.<br />

Erst in fortgeschrittenem<br />

Stadium würde sich daraus eine auch<br />

morphologisch manifeste und damit<br />

schulmedizinisch diagnostizierbare<br />

Erkrankung, in diesen Fällen die<br />

Colitis bzw. ein Morbus Crohn, o<strong>der</strong><br />

eine hirnorganische Verän<strong>der</strong>ung entwickeln.<br />

Das Symptom ist in ganzheitlicher<br />

Sicht nur die Stelle, an <strong>der</strong><br />

das Fass <strong>der</strong> energetischen und vegetativen<br />

Disharmonie – nach längerem<br />

Vorlauf! – zum Überlaufen kommt<br />

und hinter dem sich eine komplexe<br />

Störung des Gesamtorganismus versteckt.<br />

Auch ganzkörperliche Prozesse<br />

wie „Chronic-Fatigue-Syndrom“ o<strong>der</strong><br />

„Burn-out-Syndrom“ lassen sich unter<br />

energetischen Gesichtspunkten besser<br />

verstehen.<br />

Ziel <strong>der</strong> Vegetotherapie/Orgonmedizin<br />

ist es, die dem Symptom zu<br />

Grunde liegende vegetativ-energetische<br />

Störung regulationsmedizinisch<br />

zu beheben, indem blockierte Energie<br />

752<br />

zum Fließen gebracht wird, bei zu viel<br />

Energie abgeleitet und bei zu wenig<br />

Energie aufgeladen wird. Die Fähigkeit<br />

zur Pulsation wird wie<strong>der</strong> ins<br />

Leben gerufen und verstärkt.<br />

Diese Behandlungsform zielt primär<br />

nicht auf die Ebene <strong>der</strong> Krankheitssymptome,<br />

son<strong>der</strong>n beeinflusst<br />

die diesen zu Grunde liegende Ebene<br />

<strong>der</strong> energetischen und plasmatischen<br />

Strömungs- und Pulsationsvorgänge.<br />

Es wird nichts von außen in den<br />

Körper hineingegeben, son<strong>der</strong>n es<br />

werden ausschließlich die natürlichen<br />

Selbstregulationskräfte im Sinne einer<br />

Salutogenese unterstützt.<br />

3.3 Das Symptom als kompensatorische<br />

Entladung<br />

Die Biopathie beginnt auf <strong>der</strong> vegetativen<br />

Ebene in unserer Zivilisation<br />

durch Verharren in chronischem Stress<br />

und Überreizung des Sympathikus:<br />

Der Organismus bereitet sich auf<br />

Kampf o<strong>der</strong> Flucht vor, das natürliche<br />

Abklingen des Erregungszustandes<br />

bleibt aus: <strong>der</strong> Körper verharrt in<br />

innerer Alarmbereitschaft und Reaktionsstarre<br />

(„Notfallreaktion“ nach W.<br />

CANNON).<br />

Chronische Sympathikusüberfunktion<br />

geht einher mit muskulärer<br />

Verspannung und energetischer Verdichtung<br />

und Ladungserhöhung im<br />

Körperinneren, die vom Patienten als<br />

„innere Unruhe“ o<strong>der</strong> als „ängstliches<br />

Getriebensein“ wahrgenommen werden<br />

kann. Bei Überschreiten eines<br />

Grenzwertes kann überschüssige<br />

Energie bei Blockierung <strong>der</strong> gesunden<br />

Bahnen von einem o<strong>der</strong> mehreren<br />

Organen gebunden werden und sich<br />

dann kompensatorisch in Form eines<br />

o<strong>der</strong> mehrerer Symptome entladen.<br />

Auf <strong>der</strong> energetischen Ebene können<br />

wir Krankheit also als einen „Ausbruchsversuch<br />

des Organismus aus<br />

<strong>der</strong> Starre“ interpretieren, als einen<br />

Versuch des Körpers, die chronisch<br />

eingeschränkte vegetative Pulsation<br />

doch noch bedingt aufrechtzuerhalten.<br />

Dieses Verhalten, wenn auch subjektiv<br />

meist unangenehm, ist <strong>für</strong> den Ge-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 44, <strong>11</strong> (2003)


samtenergiehaushalt des Organismus<br />

durchaus sinnvoll. In diesem Zusammenhang<br />

ist auch ein Fieberschub als<br />

vegetative, die Pulsation verstärkende<br />

gesunde Reaktion zu sehen.<br />

Krankheiten wie Glaukom, Rückenschmerzen,<br />

Arthritis und Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen lassen sich<br />

durch überhöhte Sympathikusaktivität<br />

erklären: Auf dem Boden chronischer<br />

Anspannung führt weiterer akuter<br />

Stress zu einer Art sympathikotonen<br />

Krise, die sich im Symptom ausdrückt.<br />

Bei Krankheitsbil<strong>der</strong>n wie<br />

Neuro<strong>der</strong>mitis, Migräne, Asthma,<br />

Colitis ulcerosa und Morbus Crohn,<br />

die durch erhöhte parasympathische<br />

Aktivität erklärt werden, besteht zunächst<br />

auf den Gesamtorganismus<br />

bezogen auch eine chronische Sympathikotonie;<br />

bei zusätzlichem Stress<br />

kommt es dann aber am einzelnen<br />

Organ zu einem Umschlag ins an<strong>der</strong>e<br />

Extrem: <strong>der</strong> chronischen Vagotonie,<br />

z.T. eben als Entladungsversuch über<br />

die „inneren Häute“. Eine rudimentäre<br />

vegetative Pulsation wurde aufrechterhalten.<br />

Der Ort <strong>der</strong> Dysregulaltion<br />

wird bei den genannten Erkrankungen<br />

durch energetische Ungleichgewichte<br />

zwischen verschiedenen Körperregionen<br />

bestimmt, die durch die chronischen<br />

muskulären Blockaden entstehen;<br />

so steht z.B. bei Asthma, Herzrhythmusstörungen<br />

und Bluthochdruck<br />

ein Energiestau im Brustbereich<br />

im Vor<strong>der</strong>grund, bei Migräne und<br />

Glaukom im Kopf- (insbes. Augen-)<br />

Bereich, bei Magen- o<strong>der</strong> Duodenalulkus<br />

im Zwerchfellbereich, bei Colitis<br />

und Morbus Crohn im Bauchbe-<br />

Die 6 homotoxischen Phasen nach Reckeweg:<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 44, <strong>11</strong> (2003)<br />

Originalarbeiten<br />

reich und bei <strong>der</strong> Reizblase bzw. <strong>der</strong><br />

unspezifischen Prostatitis im Beckenbereich.<br />

Der amerikanische Internist RO-<br />

BERT A. DEW stellte eine Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Biopathien nach zunehmendem<br />

Schweregrad auf, wobei er eine<br />

abnehmende vegetative Reaktionsbereitschaft<br />

des Organismus zu<br />

Grunde legt.<br />

Gesundheit<br />

Entzündliche Erkrankungen<br />

Hochdruckbedingte Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen<br />

Diabetes<br />

Leukämie<br />

Krebs<br />

Klassifikation von Erkrankungen<br />

nach A. Dew<br />

Eine ähnliche Einteilung von<br />

Krankheitsphasen hat Dr. med. H.-H.<br />

RECKEWEG, Arzt <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong>,<br />

beschrieben. (s. unten)<br />

Auch in dieser Klassifikation<br />

nimmt die Schwere <strong>der</strong> Erkrankung<br />

von 1 bis 6 zu, sie orientiert sich aber<br />

mehr an <strong>der</strong> zunehmenden Toxinbelastung<br />

des Organismus.<br />

1) Exkretionsphase<br />

2) Reaktionsphase (mit noch regulierendem Vegetativum)<br />

3) Depositionsphase<br />

4) Imprägnationsphase<br />

5) Degenerationsphase (mit reaktionsstarrem Vegetativum)<br />

6) Neoplasmaphase<br />

753<br />

Homviora


4. Vegetotherapie und<br />

Orgonmedizin<br />

4.1 Entwicklung <strong>der</strong> Methode<br />

WILHELM REICH, Schüler SIGMUND<br />

FREUDs, entwickelte die Vegetotherapie,<br />

später umbenannt in Orgontherapie,<br />

aus den Ansätzen <strong>der</strong> frühen Psychotherapie.<br />

Durch genaue Beobachtung<br />

entdeckte er, dass er über die<br />

Beeinflussung des Körpers das von<br />

FREUD als heilendes Agens beschriebene<br />

emotionale Wie<strong>der</strong>erleben kindlicher<br />

Traumata schneller erreichen<br />

konnte als bei rein verbaler Therapie.<br />

Mittels vertiefter Atmung seitens des<br />

Patienten und – teilweise invasiver –<br />

körperlicher Manipulation des Körpers<br />

seitens des Behandlers wurden<br />

chronische muskuläre und bindegewebige<br />

(auch Faszien) Verspannungen<br />

aufgelöst, die in ihnen festgehaltenen<br />

unterdrückten Gefühle spürbar gemacht,<br />

<strong>der</strong>en Ausdruck unterstützt<br />

und damit die darin gebundene Energie<br />

wie<strong>der</strong> freigesetzt. Die Patienten<br />

fühlten sich nach diesen Behandlungen<br />

deutlich erleichtert und schil<strong>der</strong>ten<br />

angenehme vegetativ-energetische<br />

Körperempfindungen wie inneres<br />

Strömen, Wärme und Kribbeln.<br />

Diese Art <strong>der</strong> Therapie bildet die<br />

Urform fast aller heute weltweit verbreiteten<br />

Schulen <strong>der</strong> körperorientierten<br />

Psychotherapie, <strong>der</strong>en Begrün<strong>der</strong><br />

überwiegend Patienten o<strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

WILHELM REICHs waren (Bioenergetik,<br />

Biodynamik, Biosynthese,<br />

Integrative Körpertherapie, Holotropes<br />

Atmen, Rebirthing, Gestalttherapie<br />

etc.). Viele mo<strong>der</strong>ne sog. „Neo-<br />

Reichianischen“ Therapieschulen,<br />

aber auch das amerikanische „College<br />

of Orgonomy“ als einzige offizielle<br />

Nachfolgeorganisation blieben dem<br />

kathartischen Modell des „frühen<br />

REICH“ treu: Wesentliches Ziel ihrer<br />

Behandlung ist es, Wi<strong>der</strong>stände zu<br />

brechen, Gefühle auszudrücken und<br />

Energie zu entladen.<br />

4.2 Erweiterte Konzepte<br />

Am Berliner „Wilhelm-Reich-Institut“,<br />

in <strong>der</strong> „Internationalen-Wilhelm-<br />

Originalarbeiten<br />

Reich-Gesellschaft“ und vor allem in<br />

einigen langjährigen vegetotherapeutisch/orgonmedizinischen<br />

Praxen<br />

wurde dieser energetisch orientierte<br />

Ansatz vertieft: Der Therapeut arbeitet<br />

nun nicht mehr primär nur gegen den<br />

Wi<strong>der</strong>stand (= Beseitigung muskulärer<br />

Blockaden), son<strong>der</strong>n stärkt das<br />

Gesunde, nämlich den Pegel und den<br />

Durchfluss von Orgonenergie im Körper,<br />

wodurch die Blockaden „von<br />

innen aufgeweicht“ werden. Wichtiger<br />

als <strong>der</strong> kathartische Gefühlsausdruck<br />

ist die Stärkung <strong>der</strong> energetischen<br />

Pulsation – die Vegetotherapie/<br />

Orgonmedizin richtet ihren Fokus<br />

nicht mehr alleine auf emotionale und<br />

psychische Reaktionen, son<strong>der</strong>n vor<br />

allem auf die somato-morphologische,<br />

funktionelle und energetische Beeinflussung<br />

des Körpers; <strong>der</strong> vegetativen<br />

Pulsation wird dabei eine zentrale<br />

Rolle zugesprochen.<br />

Wichtigste Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

klassischen Reich´schen Arbeit ist die<br />

Erweiterung <strong>der</strong> Vegetotherapie/<br />

Orgonmedizin um das Konzept <strong>der</strong><br />

Ladungserhöhung: Je nach Grundstruktur<br />

kann ein Organismus zu viel,<br />

aber auch zu wenig Energie haben.<br />

Während z.B. bei Erkrankungen aus<br />

dem lymphatischen und leukämischen<br />

Formenkreis eine extrem erhöhte und<br />

zudem „eingekapselte“ Ladung im<br />

Körperkern vorliegt (Ungleichgewicht<br />

zwischen innen und außen), die unbedingt<br />

nach außen umverteilt/entladen<br />

werden muss, treffen wir bei zur<br />

Krebserkrankung neigenden v.a. älteren<br />

Patienten (über 50 Jahre) auf einen<br />

im Kernbereich unterladenen Organismus<br />

mit geringerer Ladungshaltekapazität<br />

und herabgesetzter Energieproduktion.<br />

Statt Pulsation kommt es<br />

hier zu innerer Resignation und energetischer<br />

Schrumpfung. Wird solch<br />

ein Patient mit Entladungstechniken<br />

behandelt, so ist dies heute als Kunstfehler<br />

anzusehen und kann zu massiver<br />

Symptomverschlechterung, z.B.<br />

forcierter Metastasenbildung o<strong>der</strong><br />

dem Ausbruch an<strong>der</strong>er schwerer Erkrankungen,<br />

führen. In diesem Fall<br />

muss vielmehr durch spezielle Tech-<br />

754<br />

niken die Aufladung <strong>der</strong> Mitte, des<br />

Kerns und die generelle Ladungshaltekapazität<br />

des Organismus erhöht<br />

werden.<br />

Eine Ergänzung <strong>der</strong> Ladungsarbeit<br />

ist die Intensivierung <strong>der</strong> Pulsation<br />

nach innen durch sanfte Energiearbeit,<br />

wie sie z.B. von <strong>der</strong> European Reichian<br />

School und auch von EVA REICH, <strong>der</strong><br />

Tochter WILHELM REICHs, entwickelt<br />

wurde. Der Organismus erhält hier an<br />

<strong>der</strong> jeweils richtigen Stelle ein Signal,<br />

um von sich aus – selbstregulativ –<br />

das Richtige zu tun. Diese vorsichtige<br />

Herangehensweise, die die Toleranz<br />

<strong>für</strong> energetische Ladung erhöht, führt<br />

zu energetischer Zentrierung und<br />

innerer Sammlung und eignet sich in<br />

Verbindung mit den die „Ich-Grenzen“<br />

stabilisierenden Techniken auch<br />

<strong>für</strong> Klienten mit frühen Störungen.<br />

4.3 Orgonmedizin in <strong>der</strong> Praxis<br />

Durch entspanntes und vertieftes<br />

Atmen kann <strong>der</strong> Mensch den inneren<br />

energetischen Fluss spüren und regulieren;<br />

die Anregung <strong>der</strong> Atmung ist<br />

daher eine grundlegende Technik <strong>der</strong><br />

Orgonmedizin. Der Atem ist ein<br />

psycho-somatisches Übergangsphänomen<br />

zwischen Orgonenergie und dem<br />

Vegetativum: Zum einen ist die Kontrolle<br />

<strong>der</strong> spontanen Atmung <strong>der</strong> wirksamste<br />

Mechanismus zur Gefühlsbeherrschung,<br />

zum an<strong>der</strong>en wird die<br />

subtile Orgonenergie an den Atem<br />

gebunden in den Organismus aufgenommen.<br />

Die Vertiefung <strong>der</strong> Atmung<br />

hat direkt anregende Wirkungen auf<br />

Zentren des vegetativen Nervensystems:<br />

Bei Stress ist <strong>der</strong> Atem flach<br />

und gehalten, bei Entspannung tief<br />

und voll. Mit Anregung <strong>der</strong> Atmung<br />

steigt <strong>der</strong> pO 2 im Blut und <strong>der</strong> pCO 2<br />

sinkt; Auswirkungen auf Herzfrequenz,<br />

Blutdruck und Hormonwerte<br />

wurden nachgewiesen.<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> Therapie und nach<br />

Diagnostik des energetischen Zustandes<br />

des Patienten for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Arzt<br />

diesen auf, eine sog. „Stressposition”<br />

im Stehen o<strong>der</strong> Liegen einzunehmen,<br />

bei <strong>der</strong> möglichst viele Muskelgruppen<br />

gleichzeitig willkürlich isome-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 44, <strong>11</strong> (2003)


trisch angespannt werden, und dabei<br />

auf eine bestimmte Art tief zu atmen.<br />

Dadurch laden sich die angespannten<br />

Muskeln energetisch zunächst stark<br />

auf. Bei Verbleiben in <strong>der</strong> Stressposition<br />

entlädt sich die überschüssige<br />

Energie in den Muskeln nach einigen<br />

Minuten durch unwillkürliche Muskelzuckungen<br />

und Vibrationen, die das<br />

Gebiet neu beleben und muskuläre<br />

Blockaden auflösen können. In den<br />

Fällen, die nicht allein durch die Ladungserhöhung<br />

in die Vibrationen<br />

gelangen, wird über das Drücken bestimmter<br />

Triggerpunkte eine partielle<br />

Entladung und Lösung des blockierten<br />

Muskelbereiches mit anschließenden<br />

Vibrationen erreicht. Dabei können<br />

auch die ursprünglich unterdrückten<br />

Gefühle wie<strong>der</strong> spürbar werden (Katharsis).<br />

Es findet also ein steter<br />

Wechsel von Ladung (Anspannung<br />

und Atmung) und Entladung (unwillkürliche<br />

muskuläre Bewegungen) statt.<br />

In <strong>der</strong> anschließenden Ruhephase<br />

wird die Energie sanft umverteilt; tiefe,<br />

tranceartige Entspannungszustände<br />

(Parasympathikus) werden erreicht.<br />

Im ersten Therapieabschnitt steht<br />

die Nivellierung des grundsätzlichen<br />

Energie- (= Ladungs) Niveaus des<br />

Organismus im Vor<strong>der</strong>grund. Unterladene<br />

(erschöpfte, hypotone etc.)<br />

Klienten werden energetisiert und<br />

aufgeladen. Überladene (hypertone,<br />

hoch angespannte etc.) Klienten werden<br />

in ihrer Entladungsfähigkeit<br />

unterstützt. Massivere segmentale<br />

Blockierungen werden aufgespürt und<br />

bearbeitet.<br />

Im zweiten Abschnitt zielt die<br />

Behandlung auf die Mobilisierung des<br />

Energieflusses zwischen Kern und<br />

Peripherie und die Erhöhung <strong>der</strong><br />

Pulsationsamplitude. Zwischen Kern<br />

und Peripherie bestehende energetische<br />

Entladungskanäle werden „gereinigt”;<br />

aus den blockierten Muskeln<br />

wird gehaltene Energie mobilisiert<br />

und gleichmäßig im Körper verteilt.<br />

Der Wechsel von Ladung und Entladung<br />

entspricht einer direkten Stimulierung<br />

und Intensivierung <strong>der</strong><br />

vegetativen Pulsation.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 44, <strong>11</strong> (2003)<br />

Originalarbeiten<br />

Während <strong>der</strong> dritten Therapiephase<br />

stehen Kanalisierung und Lenkung<br />

des Energieflusses entlang <strong>der</strong><br />

Körperachse durch Drücken von<br />

Trigger- und an<strong>der</strong>en Erfahrungspunkten,<br />

die Übergänge von energetischen<br />

in somatische Bereiche repräsentieren,<br />

im Vor<strong>der</strong>grund. Es stellen<br />

sich Verän<strong>der</strong>ungen in Amplitude,<br />

Frequenz und Intensität des Zitterns<br />

ein in Richtung weicher, autonomer<br />

Ganzkörperschwingungen und energetischer<br />

Pulsationswellen im gesamten<br />

Organismus (Pulsationsarbeit).<br />

Während aller 3 Phasen wird daran<br />

gearbeitet, die jeweils auftauchenden<br />

körperlichen und psychischen Phänomene<br />

zu integrieren und das jeweils<br />

neue Niveau zu stabilisieren.<br />

4.4 Indikationen<br />

Als eine auf das gesamte Vegetativum<br />

wirkende Methode umfasst die<br />

Orgonmedizin ein weites Indikationsfeld,<br />

dessen Grenzen bisher noch nicht<br />

ausgelotet sind. Generell gilt: Ein<br />

chronifizierter Prozess ist schwerer<br />

aufzulösen als ein vegetativ noch<br />

„lebendiger“; Motivation und Mitarbeit<br />

des Patienten wirken entscheidend<br />

auf Heilungsaussicht und -geschwindigkeit<br />

ein; energetisches Heilen<br />

erfor<strong>der</strong>t mehr Eigenaktivität. Bisher<br />

wurden viele verschiedene, vor<br />

allem chronische und funktionelle<br />

Erkrankungen von in Orgonmedizin<br />

ausgebildeten ÄrztInnen erfolgreich<br />

behandelt (Dokumentationen liegen<br />

teilweise als Fallvignetten vor).<br />

4.5 Rezeption <strong>der</strong> Methode<br />

Die genaue Anzahl <strong>der</strong> orgontherapeutisch<br />

tätigen <strong>Ärzte</strong> ist schwer zu<br />

erfassen, da diese Methode von den<br />

Kassen nicht bezahlt wird und auf<br />

dem Arztschild nicht aufgeführt werden<br />

darf. Die zeitintensive und aufwändig<br />

zu erlernende Behandlungsform<br />

ist nicht <strong>für</strong> die schnelle Behandlung<br />

im Sprechzimmer geeignet<br />

und wird daher im Rahmen <strong>der</strong> kassenorientierten<br />

Schulmedizin kaum<br />

Fuß fassen können. Dennoch besteht<br />

von Seiten <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>schaft großes<br />

757<br />

Interesse, so sind z.B. über 50 % <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wilhelm-Reich-Gesellschaft<br />

e.V., die sich als <strong>der</strong>zeit einzige<br />

Fachorganisation seit 1987 <strong>der</strong> Erforschung<br />

des Reich’schen Gesamtwerkes<br />

und an<strong>der</strong>er Lebensenergiekonzepte<br />

widmet, praktizierende<br />

<strong>Ärzte</strong>. Offene Aufnahme besteht auch<br />

im Bereich Naturheilkunde, da die<br />

Orgontherapie u.a. die Möglichkeit<br />

bietet, Über- o<strong>der</strong> Unterladung einzelner<br />

Gebiete wie auch den Gesamtorganismus<br />

zu erkennen und systematisch<br />

zu behandeln. Auch erwarben<br />

Psychologen und psychotherapeutisch<br />

tätige <strong>Ärzte</strong> in großem Umfang<br />

Kenntnisse in <strong>der</strong> Behandlung mit<br />

Reich’schen Therapiemethoden; diese<br />

haben an zahlreichen Kliniken Eingang<br />

in die psychosomatische Medizin<br />

gefunden („körperorientierte Psychotherapie“).<br />

Die Evaluation im Rahmen klinischer<br />

Studien steht weit gehend noch<br />

aus; sie muss in Zusammenarbeit mit<br />

interessierten Kliniken o<strong>der</strong> Universitäten<br />

durchgeführt werden und kann<br />

vom einzelnen Arzt nicht geleistet<br />

werden. Die europäische Studie zu<br />

psychotherapeutischen und körpertherapeutischen<br />

Methoden, „EVA<br />

2000“, die im Herbst 2000 begann und<br />

<strong>der</strong>en Ergebnisse voraussichtlich 2008<br />

vorliegen werden, wird durch Teilnahme<br />

mehrerer Körpertherapie-<br />

Schulen auch den Reich’schen Ansatz<br />

überprüfen. Eine Studie <strong>der</strong> Schweizer<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Bioenergetische<br />

Analyse und Therapie zeigte signifikant<br />

positive Ergebnisse.<br />

5. Resümee<br />

Die Orgonmedizin ist eine Art Basistherapeutikum,<br />

das unmittelbar am<br />

energetischen und vegetativen Haushalt<br />

des Patienten ansetzt: Durch Beeinflussung<br />

des Organismus durch<br />

alle Ebenen hindurch, von Muskeln<br />

über Bindegewebe und vegetativem<br />

Nervensystem bis hin zur Ebene des<br />

Plasmasystems, ist sie eine effektive<br />

Behandlungsmöglichkeit und hat ei-


nen kaum zu überschätzenden Stellenwert.<br />

Es wird ganz darauf verzichtet,<br />

etwas von außen in den Körper hineinzugeben;<br />

allein durch Lenkung<br />

und Bahnung vorhandener Energie im<br />

Körper wird die Selbstregulationskraft<br />

aktiviert und die dem Körper immanente<br />

Selbstheilung eingeleitet. Das<br />

Ziel liegt im Erreichen eines neuen<br />

Gleichgewichts, einer neuen Befindlichkeit<br />

und Lebensqualität. In Zeiten<br />

immer aggressiverer apparativer und<br />

pharmakologischer Therapie erscheint<br />

<strong>der</strong> Ansatz einer Steigerung und Kanalisierung<br />

körpereigener Reparationsmechnismen<br />

als eine viel versprechende<br />

Alternative zu den etablierten<br />

Verfahren, die vom somatisch<br />

Machbaren zum ganzheitlich Sinnvollen<br />

führen könnte.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Bischof, Marco: Das innere und das äußere<br />

Licht. In „Wissenschaft vom Lebendigen“,<br />

S. 72 ff., Leutner, Berlin 1999.<br />

Bohm, David: Wholeness and the Implicate<br />

Or<strong>der</strong>. Ark Paperbacks, London 1983.<br />

Buhl, Heike: Lebensenergie-Medizin. Leutner,<br />

Berlin 2000.<br />

Chopra, D.: Die heilende Kraft. Lübbe, Bergisch-Gladbach<br />

1989, S. 195.<br />

Originalarbeiten<br />

Dew, Robert A.: J. of Orgonomy, 2, No. 2, S.<br />

166.<br />

Dlouhy, Manfred: Es geht ums Ganze. (Buch in<br />

Vorbereitung, Veröffentlichung Frühjahr<br />

2004).<br />

Lassek, Heiko: Orgontherapie. Scherz, Bern<br />

1997.<br />

Lassek, Heiko: Vegeto-/Orgontherapie nach<br />

Wilhelm Reich. In: Dokumentationen <strong>der</strong><br />

beson<strong>der</strong>en Therapierichtungen und natürlichen<br />

Heilweisen in Europa, Bd. I, 2.<br />

Halbband, VGM-Verlag, Lüneburg 1991.<br />

Reich, Wilhelm: Die bio-elektrischen Untersuchungen<br />

von Sexualität und Angst.<br />

Nexus, Frankfurt 1984.<br />

Reich, Wilhelm: Die Entdeckung des Orgons I:<br />

Die Funktion des Orgasmus. Fischer,<br />

Frankfurt a. M. 1981.<br />

Reich, Wilhelm: Die Entdeckung des Orgons II:<br />

Der Krebs. Fischer, Frankfurt a. M. 1981.<br />

Reich, Wilhelm: Charakteranalyse. Fischer,<br />

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Runge, Wolfgang: Auswirkungen einer körperzentrierten<br />

Interventionstechnik. Diplomarbeit<br />

TU Berlin Fachber. 7, 1996.<br />

Uexküll, Thure von: Psychosomatische Medizin.<br />

Urban und Schwarzenberg, München<br />

1996.<br />

Institut <strong>für</strong> Begleitforschung, Dipl. Psych. A.<br />

Dittmann, Rottendorfer Str. 15 a, D 97074<br />

Würzburg, Tel. +40-0931-7841686, Internet:<br />

http://www.ifb.citynet.de<br />

C. D. Ventling/ U. Gerhard: Zur Wirksamkeit<br />

bioenergetischer Psychotherapien und Stabilität<br />

des Therapieergebnisses. Psychotherapeut<br />

4/2000, S. 230-236, Springer<br />

2000.<br />

Hypo-A<br />

758<br />

Manfred Dlouhy<br />

Facharzt <strong>für</strong> Psychosomatische<br />

Medizin, <strong>Naturheilverfahren</strong>, Vegeto-/<br />

Orgontherapie<br />

L.-M.-Kluftinger-Straße 12 b<br />

87730 Bad Grönenbach<br />

Hinweis<br />

Donnerstag, 26. Februar 2004<br />

Orgonmedizin –<br />

Einführung in die Therapie<br />

<strong>der</strong> Lebensenergie<br />

Freitag, 27. Februar 2004<br />

Orgonmedizin –<br />

Lebensenergie hilft auch<br />

Naturheilkundlern auf die<br />

Sprünge!<br />

Manfred Dlouhy<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 44, <strong>11</strong> (2003)

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