Amanita muscaria - Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren

Amanita muscaria - Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren Amanita muscaria - Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren

15.04.2013 Aufrufe

Resumen Summary Zusammenfassung Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 47, 6 (2006) Originalarbeiten Amanita muscaria: Wirksamkeit und Sicherheit eines homöopathischen Arzneimittels bei Patienten mit nervösen Unruhe- und Erregungszuständen – Ergebnisse einer Anwendungsbeobachtung M. Tölg In einer Anwendungsbeobachtung wurden insgesamt 435 Patienten mit nervösen Unruhe- und Erregungszuständen sowie Erschöpfungs- und Verstimmungszuständen als Zeichen von Stress und Überforderung mit einer homöopathischen Zubereitung aus Amanita muscaria (Cefamanit ® ) (L. ex FR.) HOOK: (Fliegenpilz) behandelt. Nach einer Behandlungsdauer von 3 Monaten gaben 95,2 % der Patienten an, dass sich ihre Unruheund Erregungszustände verbessert hatten. Die Wirksamkeit wurde von 31,3 % der Patienten mit „sehr gut“ und von 47,4 % mit „gut“ beurteilt; diese Einschätzung wurde durch die Beurteilungen der Ärzte bestätigt. Die Verträglichkeit wurde von 96,4 % der Patienten und 97,3 % der Ärzte mit „sehr gut“ oder „gut“ bewertet. Schlüsselwörter: Homöopathie, Fliegenpilz, Amanita muscaria, Stress, Unruhe- und Erregungszustände, Burn-out In a drug monitoring study a total of 435 patients with nervous states of disquiet and excitation as well as exhaustion and depression as signs of stress and overwork were treated with a homeopathic preparation from Amanita muscaria (Cefamanit ® ) (L.ex FR.) HOOK: (toadstool). Following a treatment duration of 3 months, 95.2 % of the patients reported that their states of disquiet and excitation had improved. Efficacy was assessed by 31.3 % of the patients as “very good” and by 47.4 % as “good”; these evaluations were confirmed by the assessments of the physicians. The tolerance was assessed by 96.4 % of the patients and 97.3 % of the physicians as “very good” or “good”. Key words: Homeopathy, toadstoll, Amanita muscaria, stress, states of disquiet and excitation, burn-out En una observación de aplicación 435 pacientes en total con los estados nerviosos de intranquilidad y excitación así como los estados de agotamiento y mal humor como indicios de estrés y esfuerzo excesivo fueron tratado con una preparación homeopática de Amanita muscaria (Cefamanit ® ) (L. ex FR.) HOOK: (oronja falsa). Tras un tratamiento de 3 meses de duración el 95,2 % de los pacientes manifestó que sus estados nerviosos de intranquilidad y excitación habían mejorado. El 31,3 % de los pacientes evaluó como «muy buena» la eficacia y el 47,4 % como «buena»; esta valoracíon fue confirmada por los dictámenes de los médicos. La tolerancia fue valorada como «muy buena» o «buena» por el 96,4 % de los pacientes y el 97,3 % de los médicos. Palabras Claves: Homeopatia, oronja falsa, Amanita muscaria, estados de intranquilidad y excitación, burn-out 415 Einleitung Das Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung ist für die meisten Menschen je nach Lebenssituation und Persönlichkeitsstruktur nicht leicht zu halten. Ein Missverhältnis mit deutlichem Überwiegen von Reizen und Anspannung wird unspezifisch als Stress bezeichnet. Als Folge mangelnder Regeneration treten psychovegetative Störungen wie nervöse Unruhe, Erregungs-, Erschöpfungs- und Verstimmungszustände auf. Zu den typischen Symptomen zählen beispielsweise Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, das Gefühl, stets gehetzt und unter Druck zu sein, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, verminderte Belastbarkeit, Augenzucken etc. Im allgemeinen hat eine Therapie bei „Stress“ zum Ziel, dass die Betroffenen wieder bewusst auf sich und ihre Bedürfnisse achten. Dazu gehören so scheinbar selbstverständliche Maßnahmen wie eine ausgewogene Ernährung, körperliche Aktivität, ausreichend Schlaf und soziale Kontakte (2). Erleichternd wirkt hierbei das Erlernen von Entspannungstechniken (Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen, Autogenes Training, Yoga u. a.), Zeitmanagement oder auch Psychotherapie zur Lösung tieferliegender Ursachen. Konkret sind diese sinnvollen Ziele für den Einzelnen nicht immer so leicht umsetzbar oder die regulativen Kräfte des Organismus sind bereits so überbelastet, dass eine medikamentöse Unterstützung notwendig wird.

Resumen Summary Zusammenfassung<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 6 (2006)<br />

Originalarbeiten<br />

<strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong>:<br />

Wirksamkeit und Sicherheit eines homöopathischen<br />

Arzneimittels bei Patienten mit nervösen Unruhe- und<br />

Erregungszuständen – Ergebnisse einer<br />

Anwendungsbeobachtung<br />

M. Tölg<br />

In einer Anwendungsbeobachtung wurden insgesamt 435 Patienten mit<br />

nervösen Unruhe- und Erregungszuständen sowie Erschöpfungs- und<br />

Verstimmungszuständen als Zeichen von Stress und Überfor<strong>der</strong>ung mit<br />

einer homöopathischen Zubereitung aus <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong> (Cefamanit ® )<br />

(L. ex FR.) HOOK: (Fliegenpilz) behandelt. Nach einer Behandlungsdauer<br />

von 3 Monaten gaben 95,2 % <strong>der</strong> Patienten an, dass sich ihre Unruheund<br />

Erregungszustände verbessert hatten. Die Wirksamkeit wurde von<br />

31,3 % <strong>der</strong> Patienten mit „sehr gut“ und von 47,4 % mit „gut“ beurteilt;<br />

diese Einschätzung wurde durch die Beurteilungen <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> bestätigt.<br />

Die Verträglichkeit wurde von 96,4 % <strong>der</strong> Patienten und 97,3 % <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong><br />

mit „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ bewertet.<br />

Schlüsselwörter: Homöopathie, Fliegenpilz, <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong>, Stress,<br />

Unruhe- und Erregungszustände, Burn-out<br />

In a drug monitoring study a total of 435 patients with nervous states of<br />

disquiet and excitation as well as exhaustion and depression as signs of<br />

stress and overwork were treated with a homeopathic preparation from<br />

<strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong> (Cefamanit ® ) (L.ex FR.) HOOK: (toadstool). Following a<br />

treatment duration of 3 months, 95.2 % of the patients reported that their<br />

states of disquiet and excitation had improved. Efficacy was assessed by<br />

31.3 % of the patients as “very good” and by 47.4 % as “good”; these<br />

evaluations were confirmed by the assessments of the physicians. The<br />

tolerance was assessed by 96.4 % of the patients and 97.3 % of the<br />

physicians as “very good” or “good”.<br />

Key words: Homeopathy, toadstoll, <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong>, stress, states of<br />

disquiet and excitation, burn-out<br />

En una observación de aplicación 435 pacientes en total con los estados<br />

nerviosos de intranquilidad y excitación así como los estados de<br />

agotamiento y mal humor como indicios de estrés y esfuerzo excesivo<br />

fueron tratado con una preparación homeopática de <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong><br />

(Cefamanit ® ) (L. ex FR.) HOOK: (oronja falsa). Tras un tratamiento de 3<br />

meses de duración el 95,2 % de los pacientes manifestó que sus estados<br />

nerviosos de intranquilidad y excitación habían mejorado. El 31,3 % de<br />

los pacientes evaluó como «muy buena» la eficacia y el 47,4 % como<br />

«buena»; esta valoracíon fue confirmada por los dictámenes de los<br />

médicos. La tolerancia fue valorada como «muy buena» o «buena» por el<br />

96,4 % de los pacientes y el 97,3 % de los médicos.<br />

Palabras Claves: Homeopatia, oronja falsa, <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong>, estados<br />

de intranquilidad y excitación, burn-out<br />

415<br />

Einleitung<br />

Das Gleichgewicht zwischen Anspannung<br />

und Entspannung ist <strong>für</strong> die<br />

meisten Menschen je nach Lebenssituation<br />

und Persönlichkeitsstruktur<br />

nicht leicht zu halten. Ein Missverhältnis<br />

mit deutlichem Überwiegen<br />

von Reizen und Anspannung wird<br />

unspezifisch als Stress bezeichnet. Als<br />

Folge mangeln<strong>der</strong> Regeneration treten<br />

psychovegetative Störungen wie nervöse<br />

Unruhe, Erregungs-, Erschöpfungs-<br />

und Verstimmungszustände<br />

auf. Zu den typischen Symptomen<br />

zählen beispielsweise Reizbarkeit,<br />

Stimmungsschwankungen, das Gefühl,<br />

stets gehetzt und unter Druck zu<br />

sein, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche,<br />

vermin<strong>der</strong>te Belastbarkeit,<br />

Augenzucken etc.<br />

Im allgemeinen hat eine Therapie<br />

bei „Stress“ zum Ziel, dass die Betroffenen<br />

wie<strong>der</strong> bewusst auf sich und<br />

ihre Bedürfnisse achten. Dazu gehören<br />

so scheinbar selbstverständliche<br />

Maßnahmen wie eine ausgewogene<br />

Ernährung, körperliche Aktivität, ausreichend<br />

Schlaf und soziale Kontakte<br />

(2). Erleichternd wirkt hierbei das<br />

Erlernen von Entspannungstechniken<br />

(Progressive Muskelrelaxation nach<br />

Jacobsen, Autogenes Training, Yoga<br />

u. a.), Zeitmanagement o<strong>der</strong> auch<br />

Psychotherapie zur Lösung tieferliegen<strong>der</strong><br />

Ursachen.<br />

Konkret sind diese sinnvollen<br />

Ziele <strong>für</strong> den Einzelnen nicht immer<br />

so leicht umsetzbar o<strong>der</strong> die regulativen<br />

Kräfte des Organismus sind<br />

bereits so überbelastet, dass eine<br />

medikamentöse Unterstützung notwendig<br />

wird.


Bei Stresssymptomen werden phytotherapeutisch<br />

vorwiegend Baldrian,<br />

Melisse, Hopfen und Passionsblume<br />

zur Beruhigung und zur Schlafför<strong>der</strong>ung<br />

eingesetzt, Johanniskraut wirkt<br />

zusätzlich antidepressiv.<br />

Stärkere Wirkungen können mit<br />

Benzodiazepinen und <strong>der</strong>en Derivaten<br />

erzielt werden, die je nach Wirkprofil<br />

zu den Sedativa, Hypnotika o<strong>der</strong> Tranquillantien<br />

zählen. Sie sind verschreibungspflichtig<br />

und können zu unerwünschten<br />

Wirkungen wie Müdigkeit<br />

und Konzentrationsschwäche und auch<br />

zur Abhängigkeit führen (3, 4).<br />

In <strong>der</strong> Homöopathie wird alternativ<br />

zu dieser problematischen Substanzgruppe<br />

eine Zubereitung aus dem<br />

Fliegenpilz eingesetzt.<br />

Der Fliegenpilz (<strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong><br />

(L. ex FR.) HOOK., Syn. Agaricus<br />

muscarius) gehört zur Familie<br />

<strong>der</strong> <strong>Amanita</strong>ceae (Knollenblätterpilzartige),<br />

zu <strong>der</strong> auch an<strong>der</strong>e Giftpilze<br />

wie <strong>der</strong> Grüne Knollenblätterpilz<br />

(<strong>Amanita</strong> phalloides) und Speisepilze<br />

wie <strong>der</strong> Perlpilz (<strong>Amanita</strong> rubescens)<br />

zählen. <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong> lebt in<br />

Symbiose mit Birken o<strong>der</strong> Kiefern auf<br />

saurem Boden und ist in Laub- und<br />

Nadelwäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> nördlichen Hemisphäre<br />

verbreitet. In Mitteleuropa<br />

werden die Fruchtkörper von August<br />

bis Anfang November ausgebildet und<br />

sind gut an ihrem roten Hut und den<br />

weißen punktförmigen abwischbaren<br />

Resten <strong>der</strong> Eihülle zu erkennen (6).<br />

Die wichtigsten Inhaltsstoffe des<br />

Fliegenpilzes sind Ibotensäure und<br />

Muscimol, wobei im frischen Pilz die<br />

Originalarbeiten<br />

Tab. I: Alter in Jahren, Größe in cm, Gewicht in kg und Body-Mass-Index (BMI) in kg/m 2 .<br />

Kriterium Mittelwert Standardabw. Median 25%-Quartil 75%-Quartil Minimum Maximum N N Gesamt<br />

Alter 49,9 15,4 49,9 39,6 60,5 7,4 87,8 402 435<br />

Alter** 15,2 2,3 14,2 12,8 17,6 12,5 17,7 7,0 7,0<br />

Größe 169,3 8,8 168,0 164,0 175,0 125,0 196,0 435 435<br />

Gewicht 70,7 13,2 70,0 61,0 80,0 22,0 130,0 435 435<br />

BMI 24,6 3,9 24,4 21,7 26,9 14,1 40,8 435 435<br />

**Kin<strong>der</strong> und Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren<br />

Ibotensäure deutlich überwiegt (7).<br />

Sie ist relativ instabil und wird beim<br />

Trocknen o<strong>der</strong> Kochen leicht zum<br />

stärker giftigen Muscimol decarboxyliert,<br />

das <strong>für</strong> die halluzinogene Wirkung<br />

verantwortlich ist (7).<br />

Nach dem Simileprinzip <strong>der</strong> Homöopathie<br />

werden homöopathische<br />

Zubereitungen aus <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong><br />

gegen ähnliche Symptome eingesetzt,<br />

wie sie durch den tatsächlichen Verzehr<br />

von Fliegenpilz ausgelöst werden<br />

(8). Dementsprechend lässt sich ein<br />

breites Beschwerdespektrum, welches<br />

in die Fliegenpilzproblematik passt,<br />

positiv beeinflussen. Zu den Anwendungsgebieten<br />

von Cefamanit ® gehören<br />

beispielsweise:<br />

• Nervöse Erschöpfungszustände,<br />

die mit Herzklopfen, Schwindelzuständen,<br />

Schlafstörungen, Kopfschmerzen<br />

und Überfor<strong>der</strong>ung<br />

einhergehen können<br />

• Vegetative Überlastungsstörungen<br />

auf Stress, Überarbeitung, wenig<br />

Schlaf<br />

• Spannungs-, Erregungs- und Verstimmungszustände<br />

• Berufliche, schulische Überfor<strong>der</strong>ung<br />

• Prüfungssituationen<br />

• Übererregbarkeit in Folge von<br />

Entwöhnungen von Abhängigkeiten<br />

und Sucht (Nikotin, Alkohol,<br />

auch strenge Diäten)<br />

• Hyperaktivität, Zappelphilippsyndrom<br />

• Tics (z. B. Lidzucken)<br />

Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Anwendungsbeobachtung<br />

war <strong>der</strong> Gewinn<br />

von weiteren Erkenntnissen zu Wirksamkeit<br />

und Verträglichkeit von <strong>Amanita</strong><br />

<strong>muscaria</strong> D6, so enthalten in<br />

Cefamanit ® (Tabletten)*, bei ambulanten<br />

Patienten/innen mit nervösen Unruhe-<br />

und Erregungszuständen.<br />

Patienten und Methode<br />

Die Anwendungsbeobachtung<br />

sollte in 300 Beobachtungszentren mit<br />

je 2 Patienten platziert werden und<br />

war <strong>für</strong> einen Zeitraum von 6 Monaten<br />

geplant. Einbezogen wurden<br />

erwachsene und auch jugendliche Patienten<br />

bei<strong>der</strong>lei Geschlechts mit<br />

nervösen Unruhe- und Erregungszuständen.<br />

Als Ausschlusskriterien<br />

galten Schwangerschaft und Stillzeit,<br />

Kin<strong>der</strong> unter 12 Jahren, demenzielle<br />

Syndrome, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen,<br />

organische Ursachen<br />

(z. B. hirnorganische Erkrankungen)<br />

und die Anwendung von psychotropen<br />

Medikamenten.<br />

Erhoben wurden Basisdaten (Initialen,<br />

Geburtsdatum, Geschlecht,<br />

Größe, Gewicht), ärztliche Diagnose,<br />

Dauer <strong>der</strong> Erkrankung, Risikofaktoren,<br />

Begleiterkrankungen, bereits<br />

durchgeführte Begleitmaßnahmen sowie<br />

mögliche Ursachen <strong>der</strong> aktuellen<br />

Situation. An drei Zeitpunkten (unmittelbar<br />

vor Behandlungsbeginn,<br />

nach ca. 6 und nach ca. 12 Wochen<br />

Behandlung) wurden die Dosierung<br />

sowie die Einschätzung des eigenen<br />

nervösen Unruhe- und Erregungszustands<br />

allgemein und anhand vor-<br />

* Eine Tablette Cefamanit ® enthält als arzneilich wirksamen Bestandteil eine nach dem Homöopathischen Arzneibuch (HAB) hergestellte Zubereitung<br />

(Verreibung, Trituratio D6) aus dem frischen oberirdischen Fruchtkörper des Fliegenpilzes: <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong> e thallo rec. trit. D6 250 mg (HAB, Vorschrift<br />

3a).<br />

416<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 6 (2006)


gegebener Symptome dokumentiert.<br />

Konkret sollten die Ausprägung von<br />

Reizbarkeit, Anspannung, Konzentrationsschwierigkeiten,<br />

vermin<strong>der</strong>te<br />

Leistungs- und Belastungsfähigkeit,<br />

Erschöpfung/Abgeschlagenheit, funktionelle<br />

Organstörungen, geringe<br />

Stresstoleranz, Rastlosigkeit, Probleme<br />

bei <strong>der</strong> Bewältigung des Alltags,<br />

Nervosität, Stimmungsschwankungen<br />

und Schlafstörungen anhand einer<br />

vierstufigen Skala (nicht vorhanden,<br />

leicht, mittel und stark ausgeprägt)<br />

bewertet werden. Zudem sollten<br />

eventuell auftretende unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkungen dokumentiert<br />

werden. Die Beobachtungsdauer pro<br />

Patient sollte insgesamt 3 Monate<br />

betragen.<br />

Die statistische Auswertung umfasste<br />

eine explorative Datenanalyse<br />

mit einer ausschließlich deskriptiven<br />

Auswertung <strong>der</strong> Zielkriterien. Kontinuierliche<br />

Variablen wurden mit Mittelwert,<br />

Standardabweichung, Minimum,<br />

Median, Maximum 25 % und<br />

75%-Quartilen beschrieben, qualitative<br />

Variablen mit Häufigkeitstabellen. Die<br />

Auswertung wurde mit dem Software-<br />

Paket SAS, Version 9.13 durchgeführt.<br />

Ergebnisse<br />

Die Anwendungsbeobachtung<br />

wurde in 218 Zentren durchgeführt,<br />

die in <strong>der</strong> Regel die Behandlung von<br />

zwei Patienten mit <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong><br />

D6 dokumentierten. Etwa die Hälfte<br />

<strong>der</strong> teilnehmenden <strong>Ärzte</strong> waren Allgemeinmediziner,<br />

weiterhin dokumentierten<br />

Praktische <strong>Ärzte</strong> (18 %)<br />

und Internisten (9 %) sowie einige<br />

Neurologen und Psychotherapeuten.<br />

Die Mehrheit des Studienkollektivs<br />

war weiblich (72,6 %), 27,4 %<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 6 (2006)<br />

Originalarbeiten<br />

Tab. II: Bereits durchgeführte begleitende Therapien und Maßnahmen.<br />

N %*<br />

Sport 160 36,8<br />

Entspannungsübungen 194 44,6<br />

Strukturierte Zeitplanung 82 18,9<br />

Gesprächstherapie 212 48,7<br />

Sonstige 47 10,8<br />

*bezogen auf 435 Patienten, die Prozente lassen sich wegen <strong>der</strong> Möglichkeit<br />

von Mehrfachantworten nicht zu 100% aufaddieren<br />

Tab. III: Mögliche Ursachen <strong>für</strong> die aktuellen Probleme.<br />

Ursachen N %*<br />

Überfor<strong>der</strong>ung (z. B. in Beruf, Schule, Familie) 308 70,8<br />

Prüfungssituation (z. B. Abitur, Examen, Führerschein) 28 6,4<br />

Übererregbarkeit infolge von Entwöhnung von<br />

Abhängigkeit/Sucht (z. B. Nikotin, Alkohol, Diäten etc.) 42 9,7<br />

Hyperaktivität/Zappelphillipsyndrom 23 5,3<br />

Leistungsdruck 175 40,2<br />

Tics (z. B. Lidzucken) 15 3,4<br />

Doppelbelastung 130 29,9<br />

Existenzangst (z. B. Arbeitslosigkeit) 134 30,8<br />

Chronischer Stress 179 41,1<br />

Überarbeitung 134 30,8<br />

Wenig Schlaf 178 40,9<br />

Persönliche Probleme (z. B. Partnerkonflikte) 228 52,4<br />

Reizüberflutung 51 11,7<br />

Termindruck 75 17,2<br />

*bezogen auf 435 Patienten, Prozente lassen sich wegen <strong>der</strong> Möglichkeit von<br />

Mehrfachnennungen nicht zu 100% aufaddieren<br />

waren männlich. Die eingeschlossenen<br />

Patienten waren im Mittel 49,8 ±<br />

15,5 Jahre alt, wobei <strong>der</strong> jüngste<br />

Patient 7 und <strong>der</strong> älteste Patient 88<br />

Jahre alt war. Weitere demographische<br />

Daten siehe Tabelle I. Die dokumentierten<br />

Diagnosen wurden nach ICD-<br />

10 verschlüsselt und nach Gruppen<br />

zusammengefasst. Am häufigsten genannt<br />

wurden „Symptome, die die<br />

Stimmung betreffen“ (149 Nennungen),<br />

gefolgt von „Somatoforme Stö-<br />

417<br />

rungen“ (70 Nennungen) und „Depressive<br />

Episode“ (67 Nennungen).<br />

Die Patienten litten im Mittel seit<br />

24,2 ± 39,8 Monaten unter den Beschwerden<br />

(Minimum: 9 Tagen/<br />

Maximum 27 Jahren). Als Risikofaktoren<br />

traten 117-mal (26,9 %)<br />

Übergewicht, 115-mal (26,4 %) Rauchen<br />

und 110-mal (25,3 %) Bluthochdruck<br />

auf, etwas seltener Alkoholkonsum<br />

(45 Nennungen/10,3 %). Als<br />

weitere Risikofaktoren wurden schwer-


wiegende und/o<strong>der</strong> chronische Erkrankungen,<br />

beruflicher Stress und<br />

familiäre Probleme genannt. Mit etwa<br />

gleicher Häufigkeit wurden als Begleitmedikation„Schilddrüsenhormone“<br />

(15,6 %), „Orale Kontrazeptiva“<br />

(13,8 %) und „Schlafmittel“ (13,6 %)<br />

eingenommen. Weiterhin spielten<br />

„Antihypertonika“ und „Betarezeptoren-,<br />

Calciumkanalblocker u.<br />

Hemmstoffe des Renin-Angiotensin-<br />

Systems“ eine bedeutende Rolle.<br />

Trotz des Ausschlusskriteriums wurden<br />

bei 14 Patienten auch Psychopharmaka<br />

verabreicht. Als bereits<br />

durchgeführte Begleitmaßnahmen<br />

wurden von am häufigsten „Gesprächstherapie“<br />

(212 /48,7 %) und<br />

„Entspannungsübungen“ (194 /44,6<br />

%) genannt (Tab. II).<br />

Originalarbeiten<br />

Abb. 1: Ausprägung des selbst eingeschätzten Unruhe- und Erregungszustands<br />

bei Einschluss, Kontroll- und Abschlussuntersuchung unter <strong>der</strong><br />

Therapie mit Cefamanit ® (Tabletten).<br />

Abb. 2<br />

Abb. 3<br />

Abb. 2 u. 3: Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> nervösen Unruhe- und Erregungszustände während<br />

<strong>der</strong> Therapie mit Cefamanit ® .<br />

Als mögliche Ursachen <strong>für</strong> die<br />

aktuellen Probleme wurden „Überfor<strong>der</strong>ung“<br />

mit 308 Nennungen<br />

(70,8 %) und „persönliche Probleme“<br />

mit 228 Nennungen (52,4 %) angegeben.<br />

Weiterhin nannten jeweils über<br />

40 % <strong>der</strong> Patienten „Chronischer<br />

Stress, „wenig Schlaf“ und „Leistungsdruck“<br />

(Tab. III).<br />

Der Zeitraum von <strong>der</strong> Einschlussbeobachtung<br />

(E) bis zur Kontrolluntersuchung<br />

betrug im Schnitt 43,5 ±<br />

12,5 Tage, von <strong>der</strong> Kontrolluntersuchung<br />

(K) bis zur Abschlussuntersuchung<br />

(A) waren es im Mittel 47,1 ±<br />

19,6 Tage. Dementsprechend lagen<br />

zwischen Einschluss- und Abschlussuntersuchung<br />

im Durchschnitt 90,8 ±<br />

22,5 Tage. Die kürzeste Beobachtung<br />

dauerte 47 Tage, die längste 307 Tage.<br />

418<br />

Die vom Arzt verordnete Tagesdosis<br />

betrug bei <strong>der</strong> Einschlussuntersuchung<br />

im Mittel 4,7 ± 2,7 Tabletten,<br />

bei <strong>der</strong> Kontrolluntersuchung 3,6 ±<br />

1,8 und bei <strong>der</strong> Abschlussuntersuchung<br />

3,0 ± 1,4. Der eigene nervöse<br />

Unruhe- und Erregungszustand wurde<br />

bei <strong>der</strong> Einschlussuntersuchung von<br />

64,1 % <strong>der</strong> Patienten als „hoch“ eingestuft,<br />

von 28,5 % als „mittel“ und<br />

von 3,4 % als „niedrig“. Die Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Patienten gaben die Bewertung<br />

„mittel“ bei <strong>der</strong> Kontrolluntersuchung<br />

(66,4 %) und „niedrig“ bei <strong>der</strong> Abschlussuntersuchung<br />

(54,9 %) an<br />

(Abb. 1). Insgesamt ergibt sich daraus<br />

eine Abnahme des Unruhe- und Erregungsniveaus<br />

bei 77,2 % <strong>der</strong> Patienten<br />

(Abb. 1).<br />

Die Ausprägung aller dokumentierten<br />

Einzelsymptome konnte bei<br />

mindestens <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Patienten<br />

reduziert werden. Am deutlichsten<br />

wurden Anspannung (77,2 %), Nervosität<br />

(76,1 %) und Erschöpfung/Abgeschlagenheit<br />

(73,1 %) verbessert.<br />

Bei allen Symptomen zeigte sich<br />

schon bei <strong>der</strong> Kontrolluntersuchung<br />

eine Abnahme <strong>der</strong> Intensität.<br />

In <strong>der</strong> abschließenden Beurteilung<br />

gaben 50,8 % <strong>der</strong> Patienten eine<br />

„deutliche Verbesserung“ ihrer Unruhe-<br />

und Erregungszustände an und<br />

weitere 44,4 % eine „Verbesserung“<br />

(Abb. 2). Nur 3 Patienten verspürten<br />

mehr Unruhe und Erregung unter <strong>der</strong><br />

Therapie mit <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong> D6.<br />

Auch die Erschöpfungs- und Verstimmungszustände<br />

hatten sich bei 90,6 %<br />

<strong>der</strong> Patienten verbessert (Abb. 3).<br />

Die Wirksamkeit des Präparates<br />

beurteilten 136 Patienten (31,3 %) mit<br />

„sehr gut“ und 206 (47,4 %) mit<br />

„gut“. Nur 11 Patienten (2,5 %)<br />

konnten keinen therapeutischen Effekt<br />

feststellen. Das Arzturteil bezüglich<br />

<strong>der</strong> allgemeinen Wirksamkeit spiegelt<br />

das <strong>der</strong> Patienten wi<strong>der</strong>.<br />

Die Verträglichkeit von <strong>Amanita</strong><br />

<strong>muscaria</strong> D6 wurde von 96,4 % <strong>der</strong><br />

Patienten und 97,3 % <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> mit<br />

„sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ bewertet. Arzturteil<br />

und Patientenurteil stimmten<br />

sehr gut überein. Nur bei 2 Patienten<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 6 (2006)


dokumentierte <strong>der</strong> Arzt jeweils ein<br />

unerwünschtes Ereignis („Kribbeln<br />

<strong>der</strong> Kopfhaut“‘ und „Verstärkung <strong>der</strong><br />

Spastik <strong>der</strong> linken hemiplegischen<br />

Körperhälfte“).<br />

Eine Fortsetzung <strong>der</strong> Therapie<br />

auch nach Beendigung <strong>der</strong> Anwendungsbeobachtung<br />

beabsichtigten<br />

82,5 % aller Patienten.<br />

Diskussion<br />

Cefamanit ® wurde im Rahmen<br />

dieser Anwendungsbeobachtung erwartungsgemäß<br />

am häufigsten wegen<br />

psychischer Probleme und Verhaltensstörungen<br />

verordnet, wobei die<br />

Patienten zum Teil schon seit<br />

mehreren Jahren unter den Beschwerden<br />

litten. Das Ausmaß <strong>der</strong> erlebten<br />

Unruhe- und Erregungszustände wurde<br />

bei <strong>der</strong> Eingangsuntersuchung ganz<br />

überwiegend als ‚hoch‘ (64,1 %) und<br />

‚mittel‘ (28,5 %) eingeschätzt. Zu den<br />

am häufigsten genannten möglichen<br />

Ursachen <strong>für</strong> die Probleme gehörten<br />

Überfor<strong>der</strong>ung, persönliche Probleme,<br />

chronischer Stress sowie wenig Schlaf<br />

und Leistungsdruck – alles Faktoren,<br />

die in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Industrie- und<br />

Dienstleistungsgesellschaft eine große<br />

Rolle im täglichen Leben spielen.<br />

Allerdings beeinträchtigen deutliche<br />

Stresssymptome ihrerseits die Fähigkeit<br />

<strong>der</strong> Patienten, aktiv Einfluss auf<br />

ihre Lebensgestaltung zu nehmen und<br />

Lösungen <strong>für</strong> die zu Grunde liegenden<br />

Probleme zu finden.<br />

Die Zusammensetzung des Patientenkollektivs<br />

(Frauen : Männer ca. 3:1)<br />

ist nicht überraschend: Bei Frauen<br />

werden häufiger Depressionen und<br />

Angststörungen diagnostiziert und<br />

doppelt so viele Frauen wie Männer<br />

erhalten ärztliche Verordnungen über<br />

Benzodiazepine insbeson<strong>der</strong>e in den<br />

höheren Altersgruppen (1, 5, 9).<br />

Die Patienten litten im Durchschnitt<br />

schon seit ca. 2 Jahren unter<br />

den beschriebenen Beschwerden. Mit<br />

<strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong> D6 wurde eine<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Unruhe- und Erregungszustände<br />

bei über 95 % <strong>der</strong><br />

Patienten und <strong>der</strong> Erschöpfungs- und<br />

Verstimmungszustände bei ca. 90 %<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 6 (2006)<br />

Abb. 4<br />

Abb. 5<br />

Originalarbeiten<br />

Abb. 4 u. 5: Allgemeine Einschätzung <strong>der</strong> Wirksamkeit von Cefamanit ® durch<br />

Patient und Arzt.<br />

<strong>der</strong> Patienten erzielt. Dieser Therapieerfolg<br />

erstreckte sich innerhalb von<br />

3 Monaten über alle Symptome und<br />

ist damit ein beachtliches Ergebnis.<br />

Übereinstimmend beurteilten ca. 80<br />

% <strong>der</strong> Patienten und <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> die<br />

Verträglichkeit von <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong><br />

D6 mit ‚sehr gut‘ und ca. 17 % mit<br />

‚gut‘. Bei einer ganz überwiegenden<br />

Mehrheit (424/97,5 %) sind keinerlei<br />

unerwünschte Ereignisse aufgetreten.<br />

Diese sehr gute Verträglichkeit macht<br />

<strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong> D6 zu einer empfehlenswerten<br />

Alternative zu den<br />

häufig bei diesem Beschwerdebild verordneten<br />

und mit erheblichen Nebenwirkungen<br />

behafteten Benzodiazepinen<br />

(3, 4). Keiner <strong>der</strong> Patienten, die <strong>Amanita</strong><br />

<strong>muscaria</strong> D6 eingenommen hatten,<br />

klagte über durch das Medikament<br />

verursachte Müdigkeit.<br />

Die Zufriedenheit <strong>der</strong> Patienten<br />

mit <strong>der</strong> Medikation wird auch dadurch<br />

deutlich, dass ein Großteil, nämlich<br />

359 Patienten (82,5 %) die Therapie<br />

auch nach Beendigung <strong>der</strong> Anwendungsbeobachtung<br />

fortsetzte. Von den<br />

65 Patienten, die die Therapie nicht<br />

419<br />

fortsetzen wollten, waren 20 beschwerdefrei<br />

und 3 benötigten <strong>Amanita</strong><br />

<strong>muscaria</strong> D6 nur noch als Bedarfsmedikation.<br />

Cefamanit ® ist daher <strong>für</strong> die Stressbewältigung<br />

im Beruf und in Prüfungssituationen<br />

hervorragend geeignet<br />

und schafft langfristig durch<br />

seine sehr gute Wirksamkeit und<br />

Verträglichkeit <strong>für</strong> die Patienten die<br />

Grundlage, sich wie<strong>der</strong> um Lösungswege<br />

<strong>für</strong> die Ursachen ihrer belastenden<br />

Situation bemühen zu können und<br />

ihr Leben wie<strong>der</strong> selbst zu gestalten.<br />

Danksagung<br />

Wir möchten allen Patienten und<br />

<strong>Ärzte</strong>n danken, die sich freundlicherweise<br />

dazu bereit erklärt haben, an<br />

dieser Anwendungsbeobachtung teilzunehmen.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Dr. Michael Tölg<br />

Zweibrückenstraße 15<br />

80331 München

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