Umwelt- und Nachhaltigkeitsbericht der Stadt Walldorf
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Zertifizierung des Waldes,<br />
Schonwald Reilinger Eck,<br />
Naturschutzwald Hochholz,<br />
Arten- <strong>und</strong> Biotopschutz<br />
22<br />
3.3 Natur <strong>und</strong> Recht<br />
3.3.2 Waldzertifizierung, -schutzgebiete<br />
<strong>Walldorf</strong> trägt den Wald im Namen, <strong>und</strong> es ist von Wäl<strong>der</strong>n umgeben. Immerhin 760 Hektar<br />
<strong>und</strong> damit ein gutes Drittel <strong>der</strong> Gemarkung sind von Wald bedeckt. Der überwiegende Teil ist<br />
<strong>Stadt</strong>wald, aber auch 266 Hektar Staatswald <strong>und</strong> 8 Hektar Privatwald liegen auf <strong>Walldorf</strong>er<br />
Gemarkung.<br />
Immer schon waren die Wäl<strong>der</strong> mit ihren sechs Distrikten Hochholz, Staatswald, Reilinger Eck,<br />
Dannhecker Wald, Hof <strong>und</strong> Geißheck ein fester Bestandteil des Lebens in <strong>Walldorf</strong>.<br />
Die forstwirtschaftlichen Eckdaten sind imposant: Der Holzvorrat im <strong>Stadt</strong>wald beträgt ca.<br />
100.000 Festmeter, <strong>und</strong> je<strong>der</strong> Hektar bringt jährlich einen Zuwachs von 5,3 Festmetern. Etwa<br />
2.300 Festmeter werden jährlich entnommen. Drei Viertel <strong>der</strong> Waldfläche werden von Nadelholz<br />
eingenommen, ein Viertel von Laubholz.<br />
Doch <strong>der</strong> Wald hat neben seiner forstwirtschaftlichen Bedeutung noch viele weitere unbezahlbare<br />
Funktionen. Den <strong>Walldorf</strong>ern ist ihr Wald zu einem unentbehrlichen Erholungsraum geworden,<br />
wo sie einfach mal den Alltag hinter sich lassen <strong>und</strong> tief durchatmen können. Als<br />
Frischluftproduzent reinigt er die Luft <strong>und</strong> kühlt das regionale Klima. Und er schützt <strong>und</strong> stützt<br />
das Gr<strong>und</strong>wasser, das vom Menschen zur Trinkwassergewinnung genutzt wird. Damit er diese<br />
<strong>und</strong> viele weitere wichtigen Funktionen auch in Zukunft übernehmen kann, wurde auf<br />
<strong>Walldorf</strong>er Gemarkung, auf Initiative <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Walldorf</strong>, ein Großteil <strong>der</strong> Waldfläche unter<br />
Schutz gestellt.<br />
Der gesamte öffentliche Wald auf <strong>Walldorf</strong>er Gemarkung (778 Hektar) ist nach PEFC zertifiziert.<br />
(PEFC ist ein zunächst auf Europa bezogenes Waldzertifizierungssystem mit dem ursprünglichen<br />
Namen Pan-European Forest Certification, welches jedoch neuerlich in Programm for<br />
Endorsement of Forest Certification Schemes umbenannt wurde. Die Waldstandards des PEFC<br />
entsprechen den Gr<strong>und</strong>sätzen einer naturnahen Waldbewirtschaftung: So sind Mischbestände<br />
aus standortgerechten Baumarten anzulegen, ein angemessener Totholzvorrat aufzubauen,<br />
beim Einsatz von Maschinen <strong>der</strong> Boden beson<strong>der</strong>s zu schonen <strong>und</strong> auf den Einsatz von<br />
Pestiziden, wenn irgendwie möglich, zu verzichten.)<br />
Der Schonwald Reilinger Eck hat eine Gesamtfläche von 323 Hektar, davon auf <strong>Walldorf</strong>er<br />
Gemarkung 123 Hektar. Schutzzweck ist es, die gebietstypischen Kiefernwaldgesellschaften<br />
<strong>und</strong> Sandmagerrasen auf den Flugsand- <strong>und</strong> Dünenstandorten mit ihren Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten<br />
zu erhalten, zu entwickeln <strong>und</strong> gegebenenfalls zu verjüngen. Historische Bewirtschaftungsformen<br />
sollten dabei teilweise erhalten o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> aufgenommen werden. Zu diesem<br />
Zweck wurde jüngst auch die historische Beweidung durch Ziegen auf einem Teil des Areals<br />
wie<strong>der</strong> eingeführt.<br />
Der Naturschutzwald Hochholz hat eine Fläche von 202 Hektar. Der Begriff Naturschutzwald<br />
ist keine gesetzliche Schutzkategorie. Der Gemein<strong>der</strong>at <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Walldorf</strong> hat am 23.04.2005<br />
den <strong>Stadt</strong>wald-Distrikt Hochholz, <strong>der</strong> bereits Landschaftsschutzgebiet ist, zum Naturschutzwald<br />
erklärt. Durch diese kommunale Selbstverpflichtung sollen Arten- <strong>und</strong> Biotopschutz Vorrang vor<br />
an<strong>der</strong>en Nutzungen haben.<br />
Der Urwald im Rheintal wurde schon in <strong>der</strong> Jungsteinzeit, ungefähr vor 5.000 Jahren, zum<br />
Kulturwald (d.h. durch Menschen beeinflusst) verän<strong>der</strong>t. Teile des Hochholzes waren waldfrei.<br />
Aus dieser Zeit stammt ein erstes Grabhügelfeld. In <strong>der</strong> Bronzezeit (vor 3.000 Jahren) wurden<br />
in waldfreien Teilen des Hochholzes neue Grabhügel angelegt. Vor über 200 Jahren wurde aus<br />
dem lichten Weide-Wald das Hochholz – ein hoch aufwachsen<strong>der</strong> Wald, wie wir ihn heute<br />
erleben.