Milchpraxis 4/2003 - Vetion.de
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TIERGESUNDHEIT<br />
Gefahr im Futter<br />
Verkalbungen durch Infektionen<br />
mit Neospora caninum<br />
Dr. Gereon Schares, Institut für Epi<strong>de</strong>miologie,<br />
Bun<strong>de</strong>sforschungsanstalt für Viruskrankheiten <strong>de</strong>r Tiere, Wusterhausen<br />
Seit etwas mehr als einem Jahrzehnt ist bekannt, dass <strong>de</strong>r einzellige<br />
Parasit Neospora caninum Verkalbungen, Totgeburten o<strong>de</strong>r Geburten<br />
lebensschwacher Kälber auslösen kann. Neospora-Infektionen gehören<br />
weltweit zu <strong>de</strong>n am häufigsten nachgewiesenen infektiösen Verkalbeursachen<br />
beim Rind. Auch in Deutschland sind Neospora-Infektionen<br />
bei Rin<strong>de</strong>rn weit verbreitet, wie Untersuchungen in Hessen, Bayern,<br />
Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gezeigt haben.<br />
Auswirkungen von Infektionen<br />
mit Neospora caninum<br />
Infektionen mit Neospora äußern sich<br />
vor allem darin, dass es im Bestand vermehrt<br />
zu Verkalbungen kommt. Weitere<br />
Krankheitszeichen wer<strong>de</strong>n bei erwachsenen<br />
Tieren nicht beobachtet. Verkalbungen,<br />
die mit Neospora in Verbindung stehen,<br />
treten meist vom 3. bis zum 8. Monat<br />
176 MILCHPRAXIS 4/<strong>2003</strong> (41. Jg.)<br />
<strong>de</strong>r Trächtigkeit auf. Innerhalb <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong>n<br />
können diese zeitlich gehäuft vorkommen.<br />
Meistens jedoch treten die einzelnen durch<br />
Neospora verursachten Verkalbungen über<br />
längere Zeiträume verteilt auf.<br />
Die Verkalbungen verursachen wirtschaftliche<br />
Schä<strong>de</strong>n nicht nur durch <strong>de</strong>n<br />
Verlust <strong>de</strong>s Kalbes, sie bewirken auch, dass<br />
die Laktationsleistungen <strong>de</strong>r betroffenen<br />
Tiere sinken. US-amerikanische Untersu-<br />
Abb. 1: Neospora-Dauerstadien („Oozysten“) im Futter o<strong>de</strong>r Wasser sind mikroskopisch klein (ca. 0,01<br />
mm). Nehmen tragen<strong>de</strong> Rin<strong>de</strong>r diese von Hun<strong>de</strong>n im Kot ausgeschie<strong>de</strong>nen Oozysten in großer Zahl auf,<br />
kann es zu Verkalbungen kommen.<br />
Zur Vermin<strong>de</strong>rung von Infektionen sollte vermie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n, dass Hofhun<strong>de</strong> Futter und Wasser<br />
verschmutzen können<br />
chungen ergaben, dass allein die Infektion<br />
bereits negative Auswirkungen auf die<br />
Milchleistung <strong>de</strong>r Einzeltiere hat. Felduntersuchungen<br />
in Kanada zeigten allerdings,<br />
dass die wirtschaftlichen Schä<strong>de</strong>n<br />
durch Milchleistungseinbußen hauptsächlich<br />
solche Her<strong>de</strong>n betrafen, in <strong>de</strong>nen<br />
Neospora auch Verkalbungen verursacht<br />
hatte.<br />
US-amerikanischen Studien zufolge sollen<br />
Neospora-Infektionen auch für geringere<br />
Gewichtszunahmen bei Kälbern verantwortlich<br />
sein.<br />
Wie kommt <strong>de</strong>r Parasit in die<br />
Rin<strong>de</strong>rbestän<strong>de</strong>?<br />
Hun<strong>de</strong> sind Endwirte von Neospora<br />
caninum, d. h. Hun<strong>de</strong> können wenige Tage,<br />
nach<strong>de</strong>m sie Fleisch infizierter Zwischenwirte<br />
(z.B. von Rin<strong>de</strong>rn, Schafen o<strong>de</strong>r Ziegen)<br />
gefressen haben, wi<strong>de</strong>rstandsfähige<br />
Dauerstadien, sogenannte Oozysten (Abb.<br />
1) im Kot ausschei<strong>de</strong>n. So kann das Fressen<br />
einer erregerhaltigen Nachgeburt o<strong>de</strong>r<br />
einer ausgestoßenen Frucht zum Ausschei<strong>de</strong>n<br />
von Oozysten führen (Abb. 2A).<br />
Die Ausscheidung dieser Dauerstadien<br />
durch Hun<strong>de</strong> ist vorübergehend und dauert<br />
meist nicht länger als ein bis drei<br />
Wochen. Nach einer zwei bis drei Tage dauern<strong>de</strong>n<br />
Reifungsphase können über Futter<br />
o<strong>de</strong>r Trinkwasser aufgenommene Neospo-
Abb. 2: (A) Das Fressen von infiziertem Fleisch (z.B. Abortmaterial o<strong>de</strong>r Nachgeburten) kann bei Hun<strong>de</strong>n<br />
eine ein- bis dreiwöchige Ausscheidung von Neospora-Oozysten über <strong>de</strong>n Kot auslösen. (B) Rin<strong>de</strong>r können<br />
sich über Neospora-Oozysten infizieren. Neospora-Oozysten sind sehr wi<strong>de</strong>rstandsfähig. Sie können<br />
wahrscheinlich Wochen bis Monate in <strong>de</strong>r Umwelt (im Futter o<strong>de</strong>r Wasser) überleben. (C) Durch Oozysten<br />
infizierte Rin<strong>de</strong>r können aufgrund <strong>de</strong>r Infektion verkalben, eine Totgeburt o<strong>de</strong>r die Geburt eines lebensschwachen<br />
Kalbes erfahren. (D) Oft überlebt das Kalb die Infektion und es wer<strong>de</strong>n dauerhaft infizierte,<br />
aber gesun<strong>de</strong> Kälber geboren. (E) Wird mit solchen dauerhaft, eventuell lebenslang infizierten Kälbern<br />
weitergezüchtet, so übertragen diese Tiere ihre Infektion auf ihre eigenen Nachkommen. Einmal infizierte<br />
Zuchtlinien bleiben so für mehrere Generationen infiziert. (F) Chronisch infizierte Tiere können ebenfalls<br />
verkalben. Sie verkalben im Durchschnitt zwei- bis dreimal häufiger als nicht infizierte Tiere.<br />
ra-Oozysten Zwischenwirte (wie z.B.<br />
Rin<strong>de</strong>r) infizieren (Abb. 2B). Oozysten sind<br />
in <strong>de</strong>r Umwelt sehr wi<strong>de</strong>rstandsfähig. Sie<br />
können wahrscheinlich Wochen bis<br />
Monate im Futter o<strong>de</strong>r im Wasser überleben.<br />
Nehmen Rin<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Futter o<strong>de</strong>r<br />
Wasser Oozysten auf, wer<strong>de</strong>n die darin<br />
enthaltenen Einzeller freigesetzt und dringen<br />
über <strong>de</strong>n Darm in das Körpergewebe<br />
<strong>de</strong>s Zwischenwirts ein. Dabei können die<br />
Einzeller bei tragen<strong>de</strong>n Tieren auch über<br />
die Gebärmutter bis zur Frucht gelangen<br />
und dort durch Entzündungen in <strong>de</strong>n<br />
Geweben <strong>de</strong>s ungeborenen Kalbes o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Plazenta ein Verkalben auslösen (Abb.<br />
2C). Gelegentlich kommt es auch zu Totgeburten<br />
o<strong>de</strong>r zur Geburt lebensschwacher<br />
Kälber.<br />
Oft überlebt das im Mutterleib infizierte<br />
Kalb die Infektion, da es bereits ab <strong>de</strong>m 5.<br />
Monat über eine eigene, wenn auch noch<br />
nicht ausgereifte Körperabwehr verfügt. Es<br />
wer<strong>de</strong>n dann gesun<strong>de</strong>, aber lebenslang mit<br />
<strong>de</strong>m Parasiten infizierte Tiere geboren<br />
(Abb. 2D).<br />
Wer<strong>de</strong>n diese Tiere zur Zucht verwen<strong>de</strong>t,<br />
geben sie als Mütter ihre Infektion fast<br />
bei je<strong>de</strong>r Trächtigkeit an ihre eigenen<br />
Nachkommen weiter (Abb. 2E). Einmal infi-<br />
zierte Rin<strong>de</strong>rzuchtlinien bleiben so für<br />
mehrere Generationen infiziert. Dauerhaft<br />
infizierte Rin<strong>de</strong>r unterliegen gegenüber<br />
nicht infizierten Rin<strong>de</strong>rn einem zwei- bis<br />
dreifach erhöhten Abortrisiko.<br />
TIERGESUNDHEIT<br />
Nachweis Neosporabedingter<br />
Verkalbungen<br />
Die ausgestoßene Frucht kann frisch,<br />
aber auch mumifiziert sein (Steinkalb).<br />
Äußerlich <strong>de</strong>utet zunächst nichts darauf<br />
hin, dass Neospora die Abortursache war.<br />
Die durch <strong>de</strong>n Parasit verursachten Entzündungen<br />
in <strong>de</strong>n Organen <strong>de</strong>s ungeborenen<br />
Kalbes, die zum Tod <strong>de</strong>r Frucht geführt<br />
haben, können in Untersuchungseinrichtungen,<br />
wie Staatlichen Veterinäruntersuchungsämtern,<br />
in Instituten <strong>de</strong>r Landwirtschaftskammern<br />
o<strong>de</strong>r Universitäten durch<br />
mikroskopische Untersuchung <strong>de</strong>r Gewebe<br />
<strong>de</strong>r Frucht festgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Wir empfehlen, möglichst viele <strong>de</strong>r ausgestoßenen<br />
Kälber sowie Blutproben <strong>de</strong>r<br />
Kühe, die von Verkalbungen betroffen<br />
waren, an entsprechen<strong>de</strong> Untersuchungseinrichtungen<br />
zu sen<strong>de</strong>n. Die Blutproben<br />
<strong>de</strong>r Kühe sind dort auf Antikörper gegen<br />
Neospora zu untersuchen. Die eingesen<strong>de</strong>ten<br />
Früchte sollten einer serologischen,<br />
einer pathologisch-anatomischen und<br />
histologischen Untersuchung unterzogen<br />
wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m sollte versucht wer<strong>de</strong>n,<br />
Aborterreger nachzuweisen. Dies kann<br />
sowohl immunhistologisch aber auch mit<br />
empfindlichen Nukleinsäure-Nachweisverfahren<br />
(<strong>de</strong>r Polymerase-Kettenreaktion)<br />
versucht wer<strong>de</strong>n.<br />
Fin<strong>de</strong>t man bei <strong>de</strong>r Untersuchung <strong>de</strong>r<br />
abortierten Früchte und Blutproben Anzeichen<br />
für eine entsprechen<strong>de</strong> Infektion,<br />
Typische Neospora-bedingte Verkalbegeschehen<br />
In <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>rher<strong>de</strong> wird seuchenhaftes Verkalben beobachtet, d.h. die Aborte treten<br />
zeitlich gehäuft auf. Ein großer Teil <strong>de</strong>r tragen<strong>de</strong>n Her<strong>de</strong> verkalbt innerhalb weniger<br />
Wochen. Die Untersuchung eingesen<strong>de</strong>ter Blutproben ergibt, dass fast alle <strong>de</strong>r von Verkalbungen<br />
betroffenen Tiere Antikörper gegen Neospora aufweisen.<br />
Ursache: Wahrscheinlich sind zahlreiche Tiere <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> durch eine große Zahl von Neospora-Oozysten<br />
im Futter o<strong>de</strong>r Trinkwasser fast gleichzeitig infiziert wor<strong>de</strong>n. Solche<br />
Dauerstadien können kurzzeitig von Hun<strong>de</strong>n im Kot ausgeschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Voraussetzung<br />
ist, dass diese Hun<strong>de</strong> vorher mit Neospora caninum infiziertes Fleisch an<strong>de</strong>rer Tiere<br />
(z.B. vom Rind, Schaf, Ziege o<strong>de</strong>r von Kleinnagern) gefressen haben.<br />
In <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>rher<strong>de</strong> sind über längere Zeiträume verteilt immer wie<strong>de</strong>r Verkalbungen zu<br />
beklagen. Insgesamt ist die Abortrate in <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> erhöht. Die Untersuchung eingesen<strong>de</strong>ter<br />
Blutproben ergibt, dass fast alle <strong>de</strong>r von Verkalbungen betroffenen Tiere Antikörper<br />
gegen Neospora aufweisen.<br />
Ursache: Zahlreiche Tiere <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> sind dauerhaft, eventuell sogar lebenslang mit Neospora<br />
infiziert. Die Infektion mit <strong>de</strong>m Erreger geht regelmäßig auf die Früchte <strong>de</strong>r infizierten<br />
Rin<strong>de</strong>r über. Meistens wer<strong>de</strong>n von mit Neospora infizierten Müttern gesun<strong>de</strong>,<br />
aber ebenfalls infizierte Kälber geboren. Dennoch verkalben dauerhaft infizierte Rin<strong>de</strong>r<br />
zwei- bis dreimal häufiger als nicht infizierte Rin<strong>de</strong>r. Wird mit infizierten, aber gesund<br />
geborenen Kälbern weiter gezüchtet, so übertragen diese ihre eigene Infektion wie<strong>de</strong>r<br />
auf die nächste Generation. Auf diese Weise bleiben einzelne Zuchtlinien für viele Jahre<br />
mit Neospora caninum infiziert.<br />
MILCHPRAXIS 4/<strong>2003</strong> (41. Jg.) 177
TIERGESUNDHEIT<br />
liegt <strong>de</strong>r Verdacht nahe, dass Neospora die<br />
Ursache <strong>de</strong>r Verkalbungen ist. Um diesen<br />
Verdacht abzusichern, muss in <strong>de</strong>n meisten<br />
Fällen eine Bestandsuntersuchung durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n. Dabei wird bei einer großen<br />
Zahl o<strong>de</strong>r allen <strong>de</strong>r Reproduktion dienen<strong>de</strong>n<br />
Tiere das Blut auf Antikörper<br />
gegen Neospora caninum getestet und<br />
dann geprüft, ob die infizierten Tiere tatsächlich<br />
auch die Tiere sind, die vermehrt<br />
von <strong>de</strong>n Aborten betroffen waren. Ist dies<br />
<strong>de</strong>r Fall, war <strong>de</strong>r Erreger mit großer Sicherheit<br />
die Abortursache.<br />
Sind Neospora-bedingte Aborte in <strong>de</strong>r<br />
Her<strong>de</strong> aufgetreten, geht es oft darum,<br />
retrospektiv abzuklären, ob ein Hofhund<br />
für die Infektionen verantwortlich ist. Lei<strong>de</strong>r<br />
stehen <strong>de</strong>rzeit keine diagnostischen<br />
Möglichkeiten zur Verfügung, um nachzuweisen,<br />
dass ein Hund in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
Oozysten ausgeschie<strong>de</strong>n hat.<br />
Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Außeneintrags<br />
und <strong>de</strong>r Weiterverbreitung<br />
Aus Untersuchungen in Hessen, Nordbayern,<br />
Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz<br />
ergibt sich, dass bis zu 10 % <strong>de</strong>r<br />
bei uns gehaltenen Rin<strong>de</strong>r mit Neospora<br />
infiziert sein könnten. Sind Hun<strong>de</strong> im<br />
Bestand vorhan<strong>de</strong>n, kann <strong>de</strong>r Zukauf eines<br />
mit <strong>de</strong>m Erreger infizierten Rin<strong>de</strong>s und das<br />
zufällige Fressen, z.B. einer erregerhaltigen<br />
Nachgeburt dieses Rin<strong>de</strong>s, durch einen<br />
Hund bei diesem zur Oozystenausscheidung<br />
und damit zur Weiterverbreitung <strong>de</strong>r<br />
Infektion in <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> führen. Zahlreiche<br />
Untersuchungen belegen daher, dass die<br />
direkt bei <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> gehaltenen Hun<strong>de</strong><br />
einen wichtigen Risikofaktor dafür darstel-<br />
178 MILCHPRAXIS 4/<strong>2003</strong> (41. Jg.)<br />
Eine Infektion <strong>de</strong>s Kalbes kann schon während <strong>de</strong>r<br />
Trächtigkeit im Mutterleib erfolgen<br />
len, dass Neospora caninum in <strong>de</strong>n Bestand<br />
eingetragen, dort verbreitet wird und zu<br />
Verkalbungen führt.<br />
Im Hinblick auf die Hofhun<strong>de</strong> ist es <strong>de</strong>shalb<br />
wichtig, hygienische Maßnahmen zu<br />
ergreifen, die darauf abzielen, das Verschmutzen<br />
<strong>de</strong>s Futters o<strong>de</strong>r Trinkwassers<br />
mit Hun<strong>de</strong>kot zu verhin<strong>de</strong>rn. Außer<strong>de</strong>m<br />
sollte beim Zukauf von Rin<strong>de</strong>rn darauf<br />
geachtet wer<strong>de</strong>n, dass diese Tiere nicht mit<br />
<strong>de</strong>m Erreger infiziert sind. Dies kann durch<br />
eine Blutuntersuchung auf Antikörper<br />
gegen Neospora sichergestellt wer<strong>de</strong>n. In<br />
diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen,<br />
dass beim Aufbau wertvoller Zuchtlinien<br />
über Embryotransfer darauf geachtet<br />
wer<strong>de</strong>n muss, dass nur Neospora-negative<br />
Trägertiere verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Positive<br />
Wie kann ich die Her<strong>de</strong> vor Neuinfektionen mit<br />
N. caninum schützen?<br />
1. Verhin<strong>de</strong>rn Sie, dass Hun<strong>de</strong>kot das Futter <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r verschmutzt.<br />
➙ Decken Sie gelagertes Futter ab und zäunen Sie <strong>de</strong>n Lagerplatz ein.<br />
➙ Hin<strong>de</strong>rn Sie Ihren Hund daran, auf <strong>de</strong>m Futtergang Kot abzusetzen.<br />
2. Halten Sie die Zahl <strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong> klein, die Zugang zu <strong>de</strong>n Betriebsflächen und zu <strong>de</strong>n<br />
Stallungen haben.<br />
➙ Halten Sie selbst möglichst wenige Hun<strong>de</strong>.<br />
➙ Hin<strong>de</strong>rn Sie die eigenen und die Nachbarhun<strong>de</strong> am Herumstreunen.<br />
3. Bringen Sie alle abortierten o<strong>de</strong>r totgeborenen Kälber und alle Nachgeburten möglichst<br />
sofort aus <strong>de</strong>r Reichweite von Hun<strong>de</strong>n und Wildtieren.<br />
➙ Verfüttern Sie kein rohes Fleisch an die eigenen Hun<strong>de</strong>.<br />
➙ Achten Sie beim Zukauf über eine Blutuntersuchung darauf, dass die Rin<strong>de</strong>r nicht<br />
mit Neospora infiziert sind.<br />
➙ Führen Sie Embryotransfer nur mit Neospora-negativen Trägertieren durch.<br />
Trägertiere könnten ihre Infektion an die<br />
wertvollen Kälber weitergeben.<br />
Im Jahr 2000 durchgeführte flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong><br />
Tankmilchuntersuchungen in<br />
Rheinland-Pfalz ergaben, dass Neosporapositive<br />
Her<strong>de</strong>n regional gehäuft auftreten.<br />
Tankmilch-positive Her<strong>de</strong>n waren in<br />
Regionen mit dichterer Besiedlung und<br />
höherer Hun<strong>de</strong>dichte häufiger nachweisbar.<br />
Dies spricht dafür, dass neben <strong>de</strong>n Hofhun<strong>de</strong>n<br />
auch die in <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>r<br />
Her<strong>de</strong> gehaltenen Hun<strong>de</strong> einen wichtigen<br />
Risikofaktor dafür darstellen, dass <strong>de</strong>r Erreger<br />
in die Her<strong>de</strong> eingetragen wird. Dies<br />
erklärt auch, weshalb in Betrieben, die keinen<br />
Hofhund halten, mit Neospora in Verbindung<br />
stehen<strong>de</strong> Verkalbungen auftreten<br />
können. Dabei stellte die Wei<strong>de</strong>haltung im<br />
Sommer gegenüber <strong>de</strong>r ganzjährigen Stallhaltung<br />
keinen zusätzlichen Risikofaktor<br />
dar.<br />
Wenig untersucht ist bislang die Möglichkeit,<br />
dass natürlich vorkommen<strong>de</strong><br />
Fleischfresser (z.B. Füchse) für die Weiterverbreitung<br />
<strong>de</strong>s Parasiten sorgen. Versuche<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sforschungsanstalt für Viruskrankheiten<br />
<strong>de</strong>r Tiere in Wusterhausen, bei<br />
<strong>de</strong>nen Füchse experimentell mit Geweben<br />
infizierter Zwischenwirte gefüttert wur<strong>de</strong>n,<br />
haben allerdings ergeben, dass Füchse<br />
offenbar nicht Endwirte für Neospora caninum<br />
sind.<br />
Maßnahmen bei Neospora-<br />
Aborten o<strong>de</strong>r Infektionen<br />
Die Möglichkeiten, gegen Neospora-<br />
Infektionen in Rin<strong>de</strong>rbestän<strong>de</strong>n vorzugehen,<br />
sind lei<strong>de</strong>r begrenzt. Zur Zeit gibt es in<br />
Deutschland we<strong>de</strong>r zugelassene Impfstoffe<br />
noch Wirkstoffe, die <strong>de</strong>n Erreger im Rind<br />
abtöten o<strong>de</strong>r ihn an seiner Vermehrung<br />
hin<strong>de</strong>rn könnten.<br />
Die einzige Möglichkeit, die Infektion<br />
wie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Bestand zu entfernen,<br />
besteht <strong>de</strong>rzeit darin, die betroffenen Tiere<br />
aus <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> zu nehmen o<strong>de</strong>r ihre Nachzucht<br />
nicht zur Zucht weiter zu verwen<strong>de</strong>n.<br />
Diese Möglichkeiten sind natürlich nur<br />
dann wirtschaftlich durchführbar, wenn<br />
nur wenige Tiere im Bestand von <strong>de</strong>r Infektion<br />
betroffen sind.<br />
Dr. Gereon Schares<br />
Institut für Epi<strong>de</strong>miologie, Bun<strong>de</strong>sforschungsanstalt<br />
für Viruskrankheiten <strong>de</strong>r Tiere<br />
Wusterhausen<br />
Tel.: 033979 80-193<br />
E-Mail: gereon.schares@wus.bfav.<strong>de</strong>