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Photo: FAA
der flugleiter 2009/03
ATC USA
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✈ US Towercontroller – leistungsfähig im Alter,
aber kaum einer bleibt bis 56
bei auch ihren Bediensteten ans Geld und an soziale
Errungenschaften gehen soll, versteht sich fast von
selbst. Wobei fairerweise angemerkt werden muss,
dass dabei auch an das Gehalt der Manager gedacht
wird („cut own wages first“). Wie dies dann in der Praxis
gestaltet wird, muss sich noch zeigen. Schließlich
ist ja noch das Verhalten diverser Investment-Bänker,
die auf der einen Seite Staatsknete abzockten und auf
der anderen Seite ihre Boni erhöhten, in schlechter
Erinnerung.
In dem erwähnten offenen Brief werden von CANSO-
Generalsekretär Alexander ter Kuile insgesamt 15
Maßnahmen aufgeführt. Nicht alle betreffen unmittelbar
das Personal. Zumindest nicht direkt. Und einige
wie das Bemühen, mehr auf die interne Kosteneffizienz
zu achten oder die Reisekosten zu kürzen, können
als Allgemeinplätze abgelegt werden. Wie die nachfolgende,
unvollständige Aufzählung zeigt, haben es andere
jedoch in sich (wörtlich aus der Liste entnommen):
• Reduction of staff overtime and/or
(external) staff numbers
• Freeze salaries where possible
• Adjust retirement ages and consider
pension schemes where practical
• Review training programs, when this
does not impact future capacity
• Optimise rosters and shift planning
• Consider revised ATM services at night
• Delay projects
Was hier den Kunden in Aussicht gestellt wird, ist
nichts anderes als ein neoliberaler Maßnahmenkatalog,
der allerdings auf die Belange der Flugsicherung
zugeschnitten wurde. Natürlich geht es an das Geld
(freeze salaries), an die Altersgrenze (adjust retirement)
und an die Dienstzeiten (optimise roosters and
shiftplanning). Wobei man davon ausgehen muss,
dass die Altersgrenze nicht nach unten, sondern nach
oben angepasst werden soll. Und dass bei einer Optimierung
der Schichtpläne Controller und Flugdatenbearbeiter
nicht weniger, sondern länger am Board
sitzen sollen. Für die Bediensteten der Flugsicherungen
bekommen Aussagen, nach welchen der Markt
es schon richten werde oder dass privatrechtlich organisierte
Organisationen viel effizienter auf neue Herausforderungen
reagieren können, eine ganz andere,
nämlich negative Bedeutung. Die Erkenntnis, dass die
Belastungen, denen die Controller bei ihrer Tätigkeit
ausgesetzt sind, durch soziale Maßnahmen ausgeglichen
werden sollten, tritt da in den Hintergrund und
die in den Hochglanzbroschüren der Unternehmen so
gerne abgedruckte Phrase, nach welchen die Angestellten
das höchste Gut eines Unternehmens darstelle,
verkommt so zu einem reinen Lippenbekenntnis.
Eines fehlt bei der CANSO-Maßnahmenliste: die Bereitschaft,
die Krise gemeinsam mit ihren Bediensteten
bzw. deren Vertreter zu lösen. Vielmehr scheinen
zumindest einige CEOs auf Konflikt gebürstet zu sein.
So hat nach einer unbestätigten Meldung der CEO
eines ANSPs aus einem anderen Teil der Welt seine
Kunden gefragt, wie weit er bei den Auseinanderssetzungen
mit den Arbeitnehmern denn gehen könne.
Und die antworteten, dass sie für die Sache schon ein
wenig zu leiden bereit wären. Wo die Schmerzgrenze
der Airlines dann liegen wird, kann nicht mit Sicherheit
vorausgesagt werden. Wenn es jedoch zu Arbeitsniederlegungen
kommen sollte, dann werden sie (einmal
wieder) lauthals beklagen, dass die raffgierigen
Controller ihren Frust auf dem Rücken der Passagiere
austragen. Oder wahlweise, diese für ihre Interessen
in Geiselhaft nehmen!
Beim Studium des offenen CANSO­Briefes kann man
sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die gegenwärtige
Krise als Chance gesehen wird, die sozialen
Errungenschaften der Flugsicherungsbediensteten,
insbesondere der Controller, auf einfachem Weg zu
ent sorgen. Möglicherweise werden sich die ANSPs
dann auch noch auf ein Gutachten berufen, das anstatt
die Belastungen, die Leistungsfähigkeit älterer
Controller untersucht und dabei das Thema verfehlt hat.