Was geschieht seitdem? - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV
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<strong>der</strong> fl ugleiter 2010/04<br />
Report<br />
66<br />
Um den Absturz von Flug 870 am 27.6.1980 kursieren<br />
zahlreiche Verschwörungstheorien. Außer den<br />
Sprengstofffunden nach <strong>der</strong> Bergung des Wracks kam<br />
heraus, dass am fraglichen Abend mehrere NATO-<br />
Jagdfl ugzeuge und ein Awacs-Radaraufklärer in dem<br />
Gebiet unterwegs waren. Außerdem solle ein weiteres<br />
Flugzeug in <strong>der</strong> Luft gewesen sein, an Bord angeblich<br />
Libyens Staatschef Ghadaffi , dazu einige libysche Mig-<br />
Kampfjets. Einer davon soll sich im Radarschatten <strong>der</strong><br />
DC9 versteckt haben. Die Vermutung liegt nahe, dass<br />
<strong>der</strong> mit Verspätung gestartete Itavia-Jet in einen Luftkampf<br />
o<strong>der</strong> einen Angriff auf Ghadaffi geriet o<strong>der</strong> verwechselt<br />
wurde. Untersuchungsrichter Rosario Priore<br />
stellte in seinem Abschlußbericht fest: Die Maschine<br />
wurde abgeschossen. Heute sagt er zur staatlichen<br />
Vertuschungsaktion: „Sie müssten mal sehen, wie<br />
viele Beweismittel wir nicht bekommen haben. Die<br />
seltsamsten Dinge.<br />
Dienstbücher <strong>der</strong> Luftwaffe, aus denen die Seite von<br />
diesem Abend mit dem Rasiermesser rausgetrennt<br />
wurde. Die Radaraufzeichnungen von den Minuten des<br />
Absturzes <strong>der</strong> Itavia-DC9 und von denen danach. Man<br />
spricht davon, dass da jemand seine Hände drin hatte,<br />
es gab wohl eine Art Befehl, die wichtigsten Proben<br />
zu vernichten, alle, die auf eine an<strong>der</strong>e Unglücksursache<br />
hinweisen, als auf Materialermüdung o<strong>der</strong> einen<br />
Sprengsatz.“ Aber auch Priore hat keine endgültigen<br />
Beweise, unter an<strong>der</strong>em weil es zu einem merkwürdigen<br />
Zeugensterben kam, was Ustica sogar in Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> Flugtag-Katastrophe von Ramstein<br />
bringt. Am Abend des Absturzes waren nämlich die<br />
italienischen Militärpiloten Ivo Nutarelli und Mario<br />
Naldini mit ihrem Kampfjet im Anfl ug auf Grosseto.<br />
Priore bestätigt: „Sie müssen etwas seltsames gesehen<br />
haben, weil sie sofort zur Basis umgekehrt sind,<br />
und das in kompletter Funkstille, sie haben den Notfallcode<br />
ausgelöst und sind sogar Dreiecke gefl ogen<br />
um zu signalisieren, dass da etwas nicht stimmt“.<br />
Kurz nachdem Priore sie als Zeugen befragen will,<br />
kommen sie in Ramstein ums Leben – beide fl ogen<br />
inzwischen bei <strong>der</strong> Kunstfl ugstaffel „Frecce tricolori“.<br />
Wussten sie etwas, was sie nicht hätten wissen sollen?<br />
Zudem stiess Richter Priore auf an<strong>der</strong>e ungeklärte<br />
Todesfälle. Der Fliegerarzt <strong>der</strong> beiden hatte sich umgebracht.<br />
Der Kommandant ihrer Basis starb bei einem<br />
Autounfall. Einen Radarlotsen hatte man erhängt an<br />
einem Baum gefunden. Der Offi zier einer an<strong>der</strong>en<br />
Radarstation starb im Alter von 32 an einem Herzinfarkt.<br />
Journalisten, die den Fall anlässlich des Jahrestages<br />
untersucht haben, riet Italiens Ex-Staatspräsident<br />
Cossiga im Mai 2010 allen Ernstes, besser ins Ausland<br />
zu gehen, sonst könnte ihnen etwas zustoßen, eine<br />
Lebensmittelvergiftung o<strong>der</strong> ein Zusammenstoss mit<br />
einem LKW. Sein aktueller Nachfolger Giorgio Napolitano<br />
hat jedoch vor kurzem gefor<strong>der</strong>t, den Fall endlich<br />
aufzuklären. Er sagte, es gebe „Spuren einer Verschwörung,<br />
vielleicht auch eine internationale Intrige“.<br />
Anfang Juli hat Italien nun 30 Jahre nach dem Unglück<br />
vier internationale Rechtshilfeersuchen gestellt, an die<br />
USA, Frankreich, Belgien und auch Deutschland – zum<br />
ersten Mal. Dass <strong>der</strong> Fall dadurch aufgeklärt werden<br />
kann ist, aber eher unwahrscheinlich.<br />
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