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Isokinetische Kraftdiagnostik mit dem ISOMED 2000

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A. Walther<br />

<strong>Isokinetische</strong> <strong>Kraftdiagnostik</strong> <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>ISOMED</strong> <strong>2000</strong><br />

Seit Anfang der 90er Jahre werden in Dresden<br />

spezifische Kraftfähigkeiten in zahlreichen<br />

Sportarten (Rudern, Eislaufen, Volleyball,<br />

Wasserspringen, etc.) genauer unter die Lupe<br />

genommen. Athletinnen und Athleten aller<br />

Alters- und Leistungsklassen messen hier im<br />

wahrsten Sinne des Wortes ihre Kräfte. In<br />

Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Olympiastützpunkt<br />

Chemnitz/Dresden wird zwei bis vier mal im<br />

Jahr die Kraft bestimmter großer Muskelgruppen<br />

unter standardisierten Bedingungen<br />

gemessen und beurteilt. Dabei kommen<br />

verschiedenste Untersuchungsmethoden und<br />

-geräte zum Einsatz. Die Palette reicht vom<br />

Sprungmattentest bis zur auxotonen Messung<br />

der Beinstreckung.<br />

Seit letztem Jahr steht uns nun <strong>mit</strong> <strong>dem</strong><br />

<strong>ISOMED</strong> <strong>2000</strong> auch ein vielseitig einsetzbares<br />

isokinetisches Test- und Trainingsgerät zur<br />

Verfügung.<br />

Sprinterin Cathleen Tschirch beim Krafttest des<br />

Kniegelenkes<br />

Was ist eigentlich Isokinetik und welche<br />

Vorteile bringt uns dieses Gerät?<br />

Zunächst ein wenig Physik:<br />

Biomechanisch betrachtet ist der Mensch ein<br />

Mehrkörpersystem gelenkig verbundener<br />

Körperteile wobei die Skelettmuskulatur diese<br />

Teilkörper im Schwerefeld der Erde zielgerecht<br />

bewegt bzw. stabilisiert. Komplexe Körperbewegungen<br />

setzen sich so<strong>mit</strong> immer aus einer<br />

Vielzahl koordinierter Einzeldrehungen um eine<br />

jeweilige Gelenkachse zusammen. Dabei ist das<br />

Verhältnis von Aktions- und Reaktionskraft<br />

immer abhängig vom Abstand und <strong>dem</strong> Winkel<br />

das Muskelansatzes bzw. der Lastlinie zur<br />

Gelenkachse. Um diese Abhängigkeit zu<br />

relativieren wird die Drehwirkung durch das<br />

Drehmoment beschrieben. Es ergibt sich aus<br />

<strong>dem</strong> Abstand zwischen Dreh- und Kraftangriffspunkt<br />

und <strong>dem</strong> Betrag und der Richtung<br />

der Kraft. Die Einheit ist Newtonmeter (Nm).<br />

Ein Drehmoment von 200 Nm - welches bei der<br />

maximalkräftigen Streckung eines 90°<br />

gebeugten Kniegelenks auftreten kann -<br />

entspricht z.B. 5000 N, die von der im Abstand<br />

von ca. 4 cm zur Gelenkachse ansetzenden<br />

vorderen Oberschenkelmuskulatur (Musculus<br />

quadriceps femoris) aufgebracht werden.<br />

Der <strong>ISOMED</strong> <strong>2000</strong> ist in der Lage das<br />

Drehmoment monoaxialer Bewegungen aller<br />

Hauptgelenke (Knie, Sprunggelenk, Schulter,<br />

Ellbogen, Handgelenk) und der Rumpfbeugung<br />

bzw. –streckung in Abhängigkeit des jeweiligen<br />

Gelenkwinkels bis zu 700 Nm un<strong>mit</strong>telbar zu<br />

messen.<br />

Zur Isokinetik:<br />

Der Begriff stammt aus <strong>dem</strong> Griechischen. Die<br />

Vorsilbe „Iso...“ wird <strong>mit</strong> der Bedeutung<br />

„gleich“ und „kinetikos“ <strong>mit</strong> „die Bewegung<br />

betreffend“ übersetzt. Hier ist die gleichbleibende<br />

Bewegungsgeschwindigkeit (genauer<br />

Winkelgeschwindigkeit) während des Testes<br />

bzw. des Trainings gemeint. Dem Athleten wird<br />

also vom ISOMET <strong>2000</strong> die Geschwindigkeit


der Gelenkbewegung vorgegeben. Zum Beispiel<br />

60°/s, d.h. eine Gelenkbeugung um 90° dauert<br />

1,5 s. So<strong>mit</strong> kann die maximale Kraftentwicklung<br />

in einer bestimmten Bewegungsamplitude<br />

(z.B. Kniestreckung von 90° bis 0°) in<br />

Abhängigkeit der momentanen Gelenkposition<br />

gemessen werden.<br />

Dabei sind zwei Varianten möglich:<br />

• Der Sportler versucht maximal kräftig die<br />

Bewegungsrichtung des Gerätes voranzutreiben<br />

– man spricht von konzentrischer<br />

Muskelaktion.<br />

• Der Sportler versucht maximal kräftig die<br />

Bewegung des Gerätes aufzuhalten – man<br />

spricht von exzentrischer Muskelaktion.<br />

Vorteile isokinetischer Diagnostik<br />

Mit <strong>dem</strong> <strong>ISOMED</strong> <strong>2000</strong> können Muskelaktionen<br />

der beugenden und streckenden Muskulatur<br />

in einem Übungsaufbau unter standardisierten<br />

Bedingungen registriert werden. Die Diagnostik<br />

ist so<strong>mit</strong> zur Einschätzung des neuromuskulären<br />

Funktionsstatus besonders geeignet und<br />

ermöglicht die Objektivierung, Verlaufskontrolle<br />

und Steuerung des Trainings.<br />

Mit Hilfe isokinetischer Systeme lassen sich<br />

Kraft-, Arbeits und Leistungswerte im<br />

konzentrischen und exzentrischen Modus<br />

erfassen und Muskelkraftverhältnisse er<strong>mit</strong>teln.<br />

Momentkurve einer maximalen konzentrischen Kniestreckung<br />

bei 60°/s<br />

Die Abbildung zeigt eine <strong>mit</strong>tlere Drehmomentkurve<br />

in Abhängigkeit des Kniewinkels<br />

aus drei Wiederholungen.<br />

Welche Informationen sind dieser Kurve zu<br />

entnehmen?<br />

• Maximales Drehmoment: 320 Nm bei einem<br />

Gelenkwinkel von 64°. Der sportartbezogene<br />

Normwert beträgt 3,0 Nm/kg bei 60°. Der<br />

Sportler hatte ein Gewicht von 90 kg. So<strong>mit</strong><br />

ergibt sich ein körpergewichtsbezogener<br />

Wert von 3,6 Nm/kg, der als sehr gut zu<br />

bewerten ist. Zwei Monate früher erreichte<br />

dieser Sportler 298 Nm / 3,3 Nm/kg. Er hat<br />

also in dieser Zeit eine Steigerung um 7 %<br />

erarbeitet.<br />

• Die Kurve verläuft harmonisch, was für eine<br />

suffiziente Kniefunktion spricht. Eine leichte<br />

Abflachung im Bereich zwischen 30° und<br />

50° ist erkennbar. Was durch spezielles<br />

Training in diesem Bereich evtl. auszugleichen<br />

wäre.<br />

• Von besonderem Interesse ist die<br />

Einordnung des Messergebnisses im<br />

Verhältnis zu den Werten der antagonistischen<br />

Muskulatur (Beuger-Strecker-<br />

Verhältnis) und der Gegenseite<br />

(Links-Rechts-Vergleich) die in einem Satz<br />

gemessen werden. So sollte die Seitenabweichung<br />

der Werte nicht größer als 15 % sein.<br />

Die streckende Muskulatur muss im<br />

Gegensatz zur beugenden Muskulatur in der<br />

Regel zusätzlich zur Körpermasse die<br />

Schwerkraft überwinden und ist deshalb<br />

naturgemäß kräftiger ausgebildet. So ist z.B.<br />

die kniestreckende vordere Oberschenkelmuskulatur<br />

durchschnittlich um das<br />

1,6-fache kräftiger als die kniebeugende<br />

hintere Oberschenkelmuskulatur.<br />

Resümee<br />

<strong>Isokinetische</strong> <strong>Kraftdiagnostik</strong> wird <strong>mit</strong><br />

speziellen Geräten durchgeführt, die für<br />

maximalen Widerstand während des<br />

vorgegebenen Bewegungsausmaßes sorgen.<br />

Das der jeweiligen Muskelspannung<br />

entsprechende Moment wird bei gleichbleibender<br />

Geschwindigkeit in jeder Bewegungsphase<br />

registriert. Die so<strong>mit</strong> erfassten Moment-Gelenkwinkel-Kurven<br />

werden zur<br />

Beurteilung des neuromuskulären Funktionsstatus<br />

dokumentiert. Sie erlauben die gut<br />

reproduzierbare Objektivierung, Verlaufskontrolle<br />

und Steuerung des Krafttrainings.<br />

Für weitere Auskünfte zu Inhalten und<br />

Modalitäten der <strong>Kraftdiagnostik</strong> steht<br />

Dr. Achim Walther<br />

(Tel.: 0351 458 5975,<br />

URL www.tu-dresden.de/medisr/biomecha.htm<br />

Mail: achim.walther@mailbox.tu-dresden.de)<br />

gern zur Verfügung.

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