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Sportmedizinische Leistungsdiagnostik mit dem Blutparameter Laktat

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K. Fabian und Angelika Sauermann<br />

<strong>Sportmedizinische</strong> <strong>Leistungsdiagnostik</strong> <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>Blutparameter</strong> <strong>Laktat</strong><br />

Die Anwendung des <strong>Blutparameter</strong>s <strong>Laktat</strong> zur<br />

Unterstützung und Steuerung des Trainings<br />

wurde im Heft 1/2003 beschrieben. In diesem<br />

Beitrag wurde auch auf die physiologischen<br />

Hintergründe der <strong>Laktat</strong>bildung bei der muskulären<br />

Energiebereitstellung und auf Möglichkeiten<br />

der <strong>Laktat</strong>analytik am OSP Chemnitz /<br />

Dresden eingegangen.<br />

Die Er<strong>mit</strong>tlung der Blutlaktat-Konzentration hat<br />

neben der Charakterisierung von Trainingsbereichen<br />

aber auch in der <strong>Leistungsdiagnostik</strong><br />

einen hohen Stellenwert. Dabei geht es nahezu<br />

ausschließlich um die Bewertung einiger spezieller<br />

konditioneller Fähigkeiten, ihrer momentanen<br />

Ausprägung und ihrer Veränderung (Verbesserung)<br />

im Verlauf des wissenschaftlich<br />

terminisierten Trainingsaufbaus zum Erreichen<br />

von Spitzenleistungen. Die <strong>Laktat</strong>-Analytik hilft<br />

vorrangig im Rahmen unterschiedlicher<br />

Schwellen-Konzepte die Ausprägung des<br />

Grundlagenausdauer-Niveaus, die aerobe und<br />

auch die anaerobe Kapazität zu beschreiben.<br />

Dazu misst man die Blutlaktat-Konzentration<br />

nach definierten Belastungen, die zum Erreichen<br />

eines Gleichgewichtes (Steady state)<br />

mindestens drei Minuten andauern müssen.<br />

Was gibt es für Testformen?<br />

Wir unterscheiden Rampentests, bei denen<br />

eine definierte Leistung konstant erbracht wird,<br />

und Stufentests, bei denen alle 3, 5 oder 10 min<br />

eine Steigerung der Belastung erfolgt und am<br />

Ende jeder Stufe <strong>Laktat</strong> gemessen wird.<br />

Einen einfachen Rampentest <strong>mit</strong> nur einer<br />

<strong>Laktat</strong>analyse kann man z.B. durchführen,<br />

wenn es nur darum geht, ein in einer bestimmten<br />

Sportart erforderliches Mindestniveau der<br />

Grundlagenausdauer (GA) zu prüfen. Fordert<br />

eine Spielsportart z.B. eine anaerobe Schwelle<br />

von mindestens 4,0 m/s so genügt es für die<br />

betreffenden Sportler 5 min bei 4,0 m/s (oder 3<br />

400m-Runden in exakt 5 min; 1:40 min pro<br />

Runde) zu laufen. Bei einem erreichten <strong>Laktat</strong>wert<br />

unter 4,0 mmol/l ist das GA-Niveau aus-<br />

reichend und bei höheren Werten weiteres<br />

Ausdauertraining nötig.<br />

Stufentests erlauben natürlich eine differenziertere<br />

Einschätzung des Leistungsniveaus und der<br />

Leistungsentwicklung im Längsschnitt. Bei<br />

submaximalen Tests reichen 3-4 Stufen bis zur<br />

anaeroben Schwelle (<strong>Laktat</strong> >4,0 mmol/l) für<br />

eine Bewertung des Grundlagenausdauerniveaus.<br />

Ausbelastungs-Stufentests ermöglichen<br />

zusätzlich die Bewertung der „Anaeroben Kapazität“<br />

(<strong>Laktat</strong>bildungsvermögen, <strong>Laktat</strong>toleranz,<br />

<strong>Laktat</strong>verwertung), die in vielen Sportarten<br />

ebenfalls einen wesentlichen Beitrag für die<br />

Wettkampfleistung darstellt.<br />

Grundlage der Auswertung ist die <strong>Laktat</strong>-<br />

Leistungs-Kurve (Abb.1), wobei für die Leistung<br />

(Watt) auch die Geschwindigkeit aufgetragen<br />

werden kann. Nach anfangs rein aerober<br />

Energiebereitstellung steigt bei einsetzender<br />

anaerober Glykolyse die <strong>Laktat</strong>konzentration<br />

<strong>mit</strong> der Intensität exponentiell an.<br />

Abb.1: <strong>Laktat</strong>-Leistungskurve (PANSOLD)<br />

<strong>mit</strong> Fixierung der „anaeroben Schwelle“<br />

bei <strong>Laktat</strong> 4,0 mmol/l nach MADER<br />

Der Schnittpunkt der resultierenden Kurve bei<br />

4,0 mmol/l charakterisiert die „Anaerobe<br />

Schwelle“, die durch Ausdauertraining nach


echts verschoben werden kann und der Ausdauerleistung<br />

proportional ist.<br />

Die Bewegungsstruktur im Test sollte so weit<br />

wie möglich der Sportart angepasst sein. Das ist<br />

im Feld-Test an der Trainingsstätte (spezifische<br />

Tests) am besten möglich. Eine bessere Reproduzierbarkeit<br />

bieten Labortests an Belastungsgeräten,<br />

die den Bewegungsablauf der Sportart<br />

simulieren (semispezifische Tests) und die<br />

Messung zusätzlicher Parameter ermöglichen<br />

(Laufband, Fahrradergometer, Ruderergometer,<br />

Paddelergometer, Schwimmkanal u.a.).<br />

Für die nicht-zyklischen Sportarten (wie Spiel-<br />

und Kampfsportarten) erfolgt die Bewertung<br />

der konditionellen Leistungs-Parameter anhand<br />

unspezifischer Tests auf <strong>dem</strong> Fahrrad- oder<br />

Laufbandergometer.<br />

<strong>Laktat</strong>-Schwellenkonzepte<br />

Abb.2: <strong>Laktat</strong>tatabnahme<br />

beim Test auf<br />

<strong>dem</strong> Fahrradergometer.<br />

Der Test erfolgt<br />

im allgemeinen<br />

bis zur Erschöpfung<br />

und ermöglicht neben<br />

der „Anaeroben<br />

Schwelle“ auch die<br />

Er<strong>mit</strong>tlung der anaeroben<br />

Kapazität<br />

Abb.3:<br />

Laufbandergometrie,<br />

aus Sicherheitsgründenausschließlichsubmaximale<br />

Tests<br />

Die Festlegung der „Anaeroben Schwelle“ nach<br />

MADER erfolgt willkürlich. Es gibt eigentlich<br />

keine Schwelle, an der von einem Stoffwechselweg<br />

auf den anderen umgeschalten wird.<br />

Alle Wege der ATP-Resynthese, also aerob<br />

(Verbrennung der Substrate Fettsäuren und<br />

Glukose), anaerob laktazid (anaerobe Glykoly-<br />

se) und anaerob-alaktazid (Kreatinphosphat)<br />

stehen <strong>dem</strong> Muskel sofort zur Energiebereitstellung<br />

zur Verfügung. Ihre Anteiligkeit, d.h.<br />

Dominanz, verschiebt sich aber <strong>mit</strong> der Intensität.<br />

Mit der „Anaeroben Schwelle“ sollte eigentlich<br />

der Punkt erfasst werden, an <strong>dem</strong> das <strong>Laktat</strong><br />

<strong>mit</strong> der Dauer der Belastung akkumuliert.<br />

Heute weiß man, dass dieses MAXLASS (maximale<br />

Leistung <strong>mit</strong> <strong>Laktat</strong> - steady state; das<br />

bedeutet Gleichgewicht von <strong>Laktat</strong>bildung und<br />

–abbau) individuell bei ganz anderen, besonders<br />

bei Kurzzeitausdauer-Athleten wesentlich<br />

höheren, Blutlaktat-Konzentrationen liegen<br />

kann. Es gibt Sportler, die durchaus ½ -1 Std.<br />

<strong>mit</strong> 7,0 mmol/l <strong>Laktat</strong> ohne weitere Aufstockung<br />

laufen können.<br />

Die Festlegung <strong>mit</strong><br />

<strong>Laktat</strong> 4,0 mmol/l = Anaerobe Schwelle<br />

<strong>Laktat</strong> 2,0 mmol/l = Aerobe Schwelle<br />

<strong>Laktat</strong> 3,0 mmol/l = aerob/anaerober Über-<br />

gangsbereich /Beschreibung des GA-Niveau<br />

haben aber in der Praxis der Leistungsbewertung<br />

und der Ableitungen für das nachfolgende<br />

Training besonders in den neuen Bundesländern<br />

einen hohen Stellenwert.<br />

Andere Konzepte für sogenannte „Individuelle<br />

<strong>Laktat</strong>schwellen“ versuchen der <strong>Laktat</strong>kinetik,<br />

das heißt auch der <strong>Laktat</strong>-Elimination aus <strong>dem</strong><br />

Blut gerecht zu werden (STEGEMANN-<br />

Schwelle; <strong>Laktat</strong>-Senkentest) oder berücksichtigen<br />

die relativ hohe Streuung der Ruhe-<br />

<strong>Laktat</strong>konzentration im Blut (Schwelle bei 1,5<br />

mmol/l + Ruhewert) oder Festlegung einer<br />

Grenze des Anstiegs der <strong>Laktat</strong>-Leistungskurve<br />

[Abb.1] für den Beginn der glykolytischen<br />

Dominanz / “Tangentenmethode“). Die Ergebnisse<br />

korrelieren nicht immer 100%ig <strong>mit</strong>einander,<br />

für den inter- und intra-individuellen Vergleich<br />

der Schwellen ist die Wahl des Konzeptes<br />

jedoch ohne Bedeutung.<br />

Wichtigste Ableitungen aus den Stufentests:<br />

1. Beurteilung des Grundlagenausdauer-<br />

Niveaus durch die Lage der gewählten <strong>Laktat</strong>schwelle<br />

(in Watt bzw. m/s)<br />

2. Beurteilung der anaeroben Kapazität<br />

durch die Differenz zwischen Schwelle und<br />

Maximalleistung und die maximal erreichte<br />

<strong>Laktat</strong>konzentration


3. Indirekte Beurteilung der aeroben Kapazität<br />

und der Motivation aus der maximalen<br />

Leistung

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