Rumpf-Kraftdiagnostik mit dem ISOMED 2000
Rumpf-Kraftdiagnostik mit dem ISOMED 2000
Rumpf-Kraftdiagnostik mit dem ISOMED 2000
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A. Walther<br />
<strong>Rumpf</strong>-<strong>Kraftdiagnostik</strong> <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>ISOMED</strong> <strong>2000</strong><br />
Seit Anfang der 90er Jahre werden in Dresden<br />
Kraftfähigkeiten der <strong>Rumpf</strong>muskulatur genauer<br />
unter die Lupe genommen. Athletinnen und<br />
Athleten aller Alters- und Leistungsklassen<br />
messen hier im wahrsten Sinne des Wortes ihre<br />
Kräfte. In Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>dem</strong><br />
Olympiastützpunkt Chemnitz/Dresden wird<br />
zwei- bis viermal im Jahr die <strong>Rumpf</strong>kraft unter<br />
standardisierten Bedingungen diagnostiziert und<br />
beurteilt.<br />
Rennschlitten-Star Sylke Otto beim isometrischen<br />
Maximalkrafttest der Rückenmuskulatur<br />
Bis Ende 2002 erfolgte die Messung der<br />
rumpfstreckenden (Rücken) bzw. rumpfbeugenden<br />
(Bauch) Maximalkraft statisch im<br />
liegen. Die Erfahrung hatte uns gezeigt, dass<br />
z.B. die Rennschlittendamen mindestens das<br />
1,7fache ihres Körpergewichtes beim<br />
einmaligen maximalkräftigen Versuch erreichen<br />
sollten. Wobei das Verhältnis der Rücken- zur<br />
Bauchkraft von 1:1 eine optimale Balance in<br />
Hinblick auf die Stabilität der Körperhaltung<br />
und die sportartspezifischen Bewegungsanforderungen<br />
bestmöglich gewährleistet.<br />
Seit 2003 steht uns nun <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>ISOMED</strong> <strong>2000</strong><br />
ein vielseitig einsetzbares Test- und Trainingsgerät<br />
zur Verfügung. Mit <strong>dem</strong> Rückenmodul<br />
des Systems sind wir in der Lage die Kräfte der<br />
<strong>Rumpf</strong>beugung und -streckung in Bewegung<br />
unter isokinetischen Bedingungen d.h. bei einer<br />
konstanten Bewegungsgeschwindigkeit (z.B.<br />
60°/s) zu messen.<br />
Der Krafttest erfolgt in 10 alternierenden<br />
maximal kräftigen Wiederholungen ∗<br />
- von 20° Streckung bis 30° Beugung aus der<br />
Sitzposition - gegen den Messbügel des<br />
Rückenmoduls. Der Athlet wird vorbereitend so<br />
positioniert, dass die Drehachse durch die<br />
beiden oberen Beckenkämme verläuft, wobei<br />
das Becken fest im Sitz und der Schultergürtel<br />
am Messbügel fixiert werden. Der Test selbst<br />
dauert netto ca. 20 Sekunden. Mit Erwärmung<br />
und Sofortauswertung sollten 10 bis 15 Minuten<br />
eingeplant werden.<br />
Zur Beurteilung wird der Mittelwert der zehn<br />
jeweiligen Maxima der einzelnen Kontraktionen<br />
in Newtonmeter (Nm). bzw. die<br />
Gesamtarbeit in Joule (J) angegeben.<br />
Ruderin Peggy Waleska beim isokinetischen Krafttest der<br />
<strong>Rumpf</strong>muskulatur.<br />
∗ DELITTO A, ROSE SJ: RELIABILITY OF ISOKINETIC<br />
MEASUREMENTS OF TRUNK MUSCLE PERFORMANCE. SPINE<br />
1991; 16: 800-803
Aus statistischen Analysen der Ergebnisse aller<br />
bisher von intensiv trainierenden Sportlern<br />
absolvierten Tests konnten Richtwerte<br />
abgeleitet werden. So repräsentiert beim<br />
isokinetischen Test im Sitzen - im Unterschied<br />
zum isometrischen Test im Liegen - ein<br />
„Rücken-Bauch-Verhältnis“ von 2:1 eine<br />
optimale Balance. Der Grund dafür ist, dass im<br />
Sitzen die rumpfstreckende Muskulatur<br />
(Rücken) wesentlich stärker als die rumpfbeugende<br />
Muskulatur (Bauch) vorgespannt ist. Wir<br />
gehen davon aus, dass Abweichungen von ±10<br />
bis 15 % von diesem Verhältnis durchaus<br />
innerhalb der individuellen Variabilität liegen<br />
und als völlig unkritisch angesehen werden<br />
können.<br />
Bei Spitzenathleten verschiebt sich das<br />
Verhältnis oft zu Gunsten der Rückenmuskulatur.<br />
Sollte der Betreffende den von erwachsenen<br />
und gut trainierten Athleten zu erwartenden<br />
Durchschnittswert für die <strong>Rumpf</strong>streckung bei<br />
10 Wiederholungen von 4 Nm pro Kilogramm<br />
Körpermasse erreichen oder überschreiten ist<br />
die Muskulatur als optimal austrainiert zu<br />
beurteilen. Für die <strong>Rumpf</strong>beugung ergeben sich<br />
<strong>dem</strong> oben genannten Verhältnis entsprechend<br />
2 Nm pro Kilogramm Körpermasse.<br />
Kritischer ist ein Verhältnis deutlich unter 2:1<br />
zu beurteilen. Es deutet darauf hin, dass die<br />
Rückenmuskulatur im Bezug zur Bauchmuskulatur<br />
zu schwach entwickelt ist. Naturgemäß<br />
neigt insbesondere die Bauchmuskulatur auch<br />
zur Verkürzung. Eine verstärkte nach hinten<br />
gewölbte Krümmung (Kyphosierung) der<br />
Brustwirbelsäeule <strong>mit</strong> Rundrückenbildung kann<br />
die Folge sein.<br />
Auch bei Jugendlichen die sich in forcierter<br />
Wachstumsphase befinden kann das<br />
wünschenswerte ausgeglichene Verhältnis der<br />
die Wirbelsäule stabilisierenden <strong>Rumpf</strong>muskulatur<br />
erheblich aus der Balance geraten. In<br />
diesem Fall ist ein individuell abgestimmtes<br />
Training gefragt, was im Wesentlichen ohne<br />
Zusatzlasten auskommt und in vielfältiger<br />
Weise Koordination, Sensomotorik und<br />
Körperhaltung schult. Regelmäßig durchgeführte<br />
Krafttests können die Entwicklung gut<br />
dokumentieren.<br />
Vorteile der isokinetischen Diagnostik<br />
Mit <strong>dem</strong> Rückenmodul des <strong>ISOMED</strong> <strong>2000</strong><br />
können während aktiver Bewegung integral<br />
Kraftparameter von Muskelaktionen der<br />
rumpfbeugenden und -streckenden Muskulatur<br />
in einem Übungsablauf unter streng standardisierten<br />
Bedingungen registriert werden. Die<br />
Diagnostik ist so<strong>mit</strong> zur objektiven Einschätzung<br />
des neuromuskulären Funktionsstatus und<br />
der neuromuskulären Balance der <strong>Rumpf</strong>muskulatur<br />
der isometrischen Messung weit<br />
überlegen. Sie ermöglicht Verlaufskontrolle und<br />
Steuerung des Trainings.<br />
Für weitere Auskünfte zu Inhalten und<br />
Modalitäten der <strong>Kraftdiagnostik</strong> steht<br />
Dr. Achim Walther<br />
Tel.: 0351 458 5975,<br />
URL: http://ortho.uniklinikumdresden.de/RSM/service/kraft.htm<br />
Mail: sport.medizin@uniklinikum-dresden.de<br />
gern zur Verfügung.