halten und loslassen
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38<br />
weicher<br />
Eigenschaft Funktion<br />
Dimension <strong>und</strong> Dichte<br />
Seitenverhältnis<br />
Neigung<br />
Hierarchie<br />
Kontaktfläche<br />
Asymmetrie<br />
Geeignete Bewegungen<br />
Materialgradient<br />
Haftreduzierende<br />
Nanostrukturen<br />
Diese Strukturen verhindern<br />
das Haften zwischen den Härchen<br />
Einige Prinzipien (Eigenschaften), nach denen biologische reversible Haftsysteme<br />
arbeiten <strong>und</strong> ihre Beziehung zu spezifischen Funktionen.<br />
Die resultierende Wirkung, die zur Erzeugung starker Haftung erforderlich ist, ist auf der rechten Seite gezeigt. Die Pfeile geben<br />
an, ob die Funktion durch ein bestimmtes Konstruktionsmerkmal verbessert oder verschlechtert wird. Die gleichzeitige Umsetzung<br />
all dieser Merkmale in einem einzigen künstlichen System ist erstrebenswert, aber nahezu unmöglich. Je nach den Anforderungen<br />
an ein bestimmtes biologisch inspiriertes Material oder System, kann jedoch ein Prinzip oder eine Kombination aus<br />
einigen dieser biologischen Erkenntnissen umgesetzt werden.<br />
Rückenansicht von der Beinspitze bei der Fliege Musca domestica.<br />
Sichtbar sind die lappenartige Haftläppchen (Pulvilli) <strong>und</strong> Krallen<br />
Nachgiebigkeit<br />
Kontaktgröße<br />
Anpassungsfähigkeit an<br />
das Oberflächenprofil<br />
Speicherung<br />
elastischer Energie<br />
Verunreinigung<br />
Adhäsion<br />
(Abreisskraft)<br />
Faserverklebung<br />
Effekt<br />
Ermöglicht durch den Einsatz neuester experimenteller<br />
Techniken, Hochgeschwindigkeits-Videoaufnahmen,<br />
Kraftmessungen <strong>und</strong> aufwändige Mikroskopieverfahren<br />
kam in den vergangenen zehn Jahren starkes Interesse an<br />
biologischen Haftsystemen auf. Es stellte sich heraus,<br />
dass biologische Haftstrukturen wichtige Eigenschaften<br />
im Hinblick auf Evolutions- <strong>und</strong> ökologische Untersuchungen<br />
besitzen. Zudem bergen detaillierte Informationen<br />
über Haftstrukturen <strong>und</strong> -mechanismen ein großes<br />
Potenzial für biomimetische Anwendungen.<br />
Die Wissenschaftler in unserer Forschungsgruppe<br />
haben in Zusammenarbeit mit industriellen Partnern<br />
mehrere funktionelle Prinzipien der Mikrohärchen erstmals<br />
erfolgreich in einem künstlichen Haftmaterial nachgeahmt.<br />
Die Haftkraft der biomimetischen Struktur beruht<br />
auf Mikrostrukturen, die wie winzige Pilze geformt<br />
sind. Nach Untersuchung von mehr als 300 verschiedenen<br />
Haftsystemen (siehe Abbildungen) haben wir uns<br />
für das Design einer Mikrostruktur entschieden, die bei<br />
Fußsohlen der Männchen verschiedener Käferarten oft<br />
vorkommt.<br />
Wenige Quadratzentimeter des mikrostrukturierten<br />
Materials <strong>halten</strong> an Glaswänden mit glatten Oberflächen<br />
einige Kilogramm schwere Gegenstände; an der Decke<br />
allerdings bis zu zehnmal weniger Gewicht. Glatte Strukturen,<br />
also etwa Glas oder poliertes Holz, eignen sich gut<br />
als Untergr<strong>und</strong> für solche Haftstreifen – Raufasertapete<br />
dagegen kaum. Auch Insekten haben Schwierigkeiten,<br />
auf Oberflächen mit feiner Rauigkeit zu laufen, dies ist<br />
ein gr<strong>und</strong>sätzliches Problem des Haftmechanismus.<br />
Nach dem Ablösen hinterlässt das Material auf der<br />
Oberfläche keine sichtbaren Spuren <strong>und</strong> haftet auch<br />
noch, nachdem es H<strong>und</strong>erte Male angebracht <strong>und</strong> wieder<br />
abgerissen wurde. Wenn es verschmutzt ist, lässt es sich<br />
im Gegensatz zu Klebestreifen sogar waschen, ohne seine<br />
Haftkraft einzubüßen. Verwenden lässt sich das haa-<br />
Mikroskopische Aufnahme der biomimetischen Oberflächenstruktur<br />
des synthetischen Haftmaterials. Das von Insektenfußsohlen<br />
inspirierte Material (ocker) haftet an Glas (blau).<br />
rige Haftmaterial unter anderem als Schutzfolie für empfindliche<br />
Gläser oder einfach als wiederbenutzbarer<br />
Klebestreifen – Kühlschrankmagnete ade, jetzt kommen<br />
die Mikrohärchen, die zudem an Spiegel, Schrank <strong>und</strong><br />
Scheibe <strong>halten</strong>. Auch bei dynamischen Vorgängen bewies<br />
das Material schon seine Leistungsfähigkeit: Ein 120<br />
Gramm schwerer Roboter konnte mit den künstlichen<br />
Haftfasern an der Fußsohle eine senkrechte Glaswand<br />
ersteigen.<br />
Bei der Herstellung dient – wie beim Kuchenbacken<br />
– eine Form als Vorlage, in die gleichsam als Negativbild<br />
die gewünschte Oberfläche eingegossen ist. In diese<br />
Form wird ein polymerisierendes Gemisch eingefüllt.<br />
Nach dem Aushärten wird der Kunststoff von der Vorlage<br />
getrennt. Die Konstruktion der Mikrostruktur-Kuchenform<br />
bildete die größte Herausforderung. Aber auch die<br />
Optimierung der Polymer-Mischung kostete viel Geduld:<br />
Ist sie zu flüssig, fließt sie einfach aus der Form heraus.<br />
Ist sie zu viskos, gelangt sie gar nicht erst hinein. Derzeit<br />
laufen umfangreiche Versuche zur Verbesserung des Polymers.<br />
Es gilt, die Strukturen zu verfeinern <strong>und</strong> etwa<br />
dafür sorgen, dass es auch unter Wasser haftet oder sich<br />
■ 01/09