PDF (1.31 mb) - DerTrakehner
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30 DER TRAKEHNER 08/2012 . ZUCHT . 50 JAHRE GESTÜT HÖRSTEIN<br />
50<br />
Gestüt<br />
Hörstein<br />
fotos: felizitas tank (2), archiv schulte (2), werner ernst (1), hugo m. czerny (1), gräfin dohna (1)<br />
D<br />
50 JAHRE GESTÜT HÖRSTEIN . ZUCHT . DER TRAKEHNER 08/2012 31<br />
Hörsteins Helden<br />
Das Jahr 2012 präsentiert sich als ein richtiges Trakehner Jubiläumsjahr. Im Juni beging<br />
das Gestüt Hämelschenburg im Rahmen seiner großen Fohlenschau sein fünfzigjähriges<br />
Bestehen. 2012 jährt sich auch das Gründungsjahr des Gestüts der Gutsverwaltung<br />
Schwaighof und schließlich blickt am vorletzten Oktoberwochenende der Trakehner<br />
Hengstmarkt auf seine fünfzigste Wiederholung zurück. Zu solcher Feierstimmung passt<br />
auch das 50jährige Jubiläum des Gestüts Hörstein in Alzenau bei Aschaffenburg.<br />
er erfolgreiche Bauunternehmer Adam Dressler<br />
hatte sich einen Lebenstraum erfüllt:<br />
Hoch über dem kleinen Ort Hörstein, inmitten der<br />
eigenen Weinberge, mit weitem Blick über das<br />
Maintal bis in die Metropole Frankfurt hinein, erbaute<br />
er eine Gestütsanlage, die hinsichtlich ihrer<br />
Großzügigkeit und Harmonie zu den schönsten ihrer<br />
Art in der deutschen Zuchtlandschaft zählt.<br />
Zunächst waren hier Lipizzaner und Hannoveraner<br />
zuhause. Ein zufälliges Treffen mit Dr. Fritz<br />
Schilke anlässlich einer hannoverschen Körung<br />
veränderte alles. Der Geschäftsmann war über- oben | Adam Dressler hat<br />
zeugt: Trakehner mussten es sein, und nur das Be- mit seinem Gestüt eine<br />
ste vom Besten war gut genug, um eine solche international renom-<br />
Zucht zu begründen.<br />
mierte Zuchtstätte<br />
Es folgte eine fünfzig Jahre andauernde Zucht-<br />
geschaffen.<br />
geschichte, die getrost als ein kleiner „züchterischer<br />
Siegeszug“ bezeichnet werden kann. Achtzehn gekörte<br />
Hengste wurden in Hörstein geboren bzw. hier aufgezogen. Bedeutende<br />
Persönlichkeiten darunter, wie der Siegerhengst<br />
HIGHNOON, der Reservesieger RICARDO, der Olympionike<br />
WINDFALL, das Bewegungswunder SABARY oder der Prämienhengst<br />
SKY DANCER, der zahlreiche Erfolge in schweren<br />
Parcours verbuchte. Für die großen Vererber HABICHT und seinen<br />
Sohn SIXTUS, für den Elitehengst Beg xx und den Marduc-<br />
Sohn LEHNDORFFS’S bedeutete die Hörsteiner Deckstation die<br />
ideale Plattform, um ihre männlichen Linien zu begründen oder<br />
links oben | Habicht war eine charismatische<br />
Pferdepersönlichkeit. Seine besten<br />
Jahre verbrachte er im Gestüt Hörstein.<br />
links mitte | Begehrte und einflussrecihe<br />
Beschäler residierten in den achtziger<br />
Jahren im Hörsteiner Hengststall.<br />
V.l.n.r. Elfenglanz, Insterruf, Schwalben -<br />
freund, Istanbul.<br />
links unten | Eine besondere Würdigung<br />
ihrer züchterischen Verdienste wurde<br />
Christa und Wolfgang Diehm im Jahre 2005<br />
zuteil: Hubertus Hilgendorff, Vorsitzender<br />
der Stiftung Trakehner Pferd zeichnete sie<br />
mit dem Dietrich-von-Lenski-Kattenau-<br />
Gedächtnispreis aus. Klaus Wittlich und<br />
Hans-Werner Paul gratulieren.<br />
rechts oben | Der Elitehengst Cadeau gilt<br />
als Hauptvererber und bezieht als Vater<br />
zahlreicher Spitzenstuten eine exponierte<br />
züchterische Position. Fünf hoch prämierte<br />
Töchter haben anläßlich der hessischen<br />
Eintragung Aufstellung genommen.<br />
ihnen neue vitale Zweige zu vermitteln. Zierde der<br />
kleinen Stutenherde waren stets außergewöhnliche<br />
Stutenpersönlichkeiten, darunter gefeierte<br />
Siegerstuten und berühmte Vererberinnen.<br />
Doch die Zucht und die Hengststation des Gestüts<br />
Hörstein haben sich nie in einem Selbstzweck<br />
definiert, sie verstehen sich als ein wichtiges<br />
Bindeglied für die Gesamtheit der Trakehner<br />
Zucht – und dies mit internationalem Anspruch.<br />
Die Hengste<br />
Seinerzeit war wohl nicht absehbar, welch weite<br />
züchterischen Einflussnahme von den hier stationierten<br />
Vatertieren ausgehen sollte. Bereits zu Anfang<br />
war der Hörsteiner Hengststall hochkarätig<br />
besetzt: HERBSTSTURM, SCHWARM, TANNEN-<br />
FELS, ELFENGLANZ und KARNEVAL dominierten<br />
die siebziger Jahre. Der Siegerhengst SCHWALBEN-<br />
FREUND, der Reservesieger INSTERRUF und der Prämienhengst<br />
ISTANBUL leiteten den Übergang in die achtziger Jahre<br />
ein. Besonderer Erwähnung bedarf AMADEUS, der Siegerhengst<br />
der Körung 1977, der lebenslang in Hörstein zuhause war und<br />
zudem der besondere Liebling von Wolfgang und Christa Diehm,<br />
die seit dem Jahre 1978 das Erbe des Schwiegervaters und Vaters<br />
in Händen halten und pflegen. Als im Jahre 1984 der im internationalen<br />
Vielseitigkeitssport erfolgreiche HABICHT einzog,<br />
galt er bereits als dokumentierter Leistungsvererber, doch die<br />
rechts mitte | Unvergessene Serenade. Die<br />
Elfenglanz-Tochter zählte zu den erfolgreichsten<br />
Schaustuten ihrer Zeit. Der Vorsitzende<br />
Gottfried Hoogen gratuliert dem Gestüts -<br />
herrn Wolfgang Diehm zur Siegerstute der<br />
bayrischen Landesschau. Gestütsleiter Dirk<br />
Jörß präsentiert die Fuchsstute.<br />
rechts unten | Auch Lehndorff's zählt zur<br />
elitären Garde der Trakehner Vatertiere.<br />
Der Marduc-Sohn gilt als klar dokumen -<br />
tierter Rittigkeitsvererber.
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Hörsteiner Jahre sollten seine junge Hengstlinie erst zur richtigen<br />
Blüte gelangen lassen. Es waren große Jahre für den charismatischen<br />
Sohn des Burnus AAH, seinen unverwechselbaren Habitus<br />
und seine Aura erfüllt sein Sohn SIXTUS bis heute mit Leben. Ihm<br />
zur Seite der in vielen Züchter- und Reiterkreisen hoch verehrte<br />
Lehndorff’s, schon seit langem Elitehengst wie der Boxennachbar<br />
CADEAU, der Vater von fast 35 Prämien- und Siegerstuten. Das<br />
Erbe seines Vaters Sixtus hat der Reservesieger COURACIUS bereits<br />
zu Lebzeiten angetreten, während SKY WALKER die Erinnerungen<br />
an seinen unvergessenen Vater Beg xx in Ehren hält.<br />
Mit dem jungen Prämienhengst TARISON hat ein Stammhalter<br />
der väterlichen Sixtus-Linie Einzug gehalten, dessen erster viel<br />
versprechender Jahrgang im Jubiläumsjahr geboren wurde.<br />
Immer stand in Hörstein auch ein Englischer Vollblüter oder<br />
ein Anglo-Araber auf Station: Unter ihnen nahmen Swazi xx,<br />
Star Regent xx als Vater des Vielseitigkeitshengstes<br />
STARWAY, Kallistos AA und vor allem<br />
der harte Beg xx, der als einziger Vollblüter<br />
den Elitetitel trägt, eine zentrale Stellung<br />
ein. Hörsteiner Hengste haben nicht nur die<br />
Zucht einer gesamten Region geprägt; ihr Ruf<br />
ist deutschlandweit, ihre Begehrlichkeit hat<br />
internationalen Status.<br />
Die Stuten<br />
Es war eine hochkarätige, kleine Kollektion<br />
von Mutterstuten, die anfangs die geräumigen<br />
Hörsteiner Stutenboxen bezog: ULANKA v. Rosenberg,<br />
SIEBENBÜRGEN v. Handelsherr,<br />
AMADINE v. Traumgeist xx und RASTEN-<br />
BURG v. Isländer zählten zu den bedeutendsten<br />
Stuten ihrer Zeit. Die schwarze Rastenburg<br />
trug den Titel der Siegerstute der 1. Bayrischen<br />
Landesschau im Jahre 1973. In den<br />
Farben ihres Heimatgestüts folgten ihr mit<br />
diesem Titel die Fuchsstuten SUITE v.<br />
Schwarm und SERENADE v. Elfenglanz. Die jüngere Zuchtepoche<br />
wird durch die Erfolge der hochdekorierten SHYNOON v.<br />
Highnoon, ihrer Tochter, der Landessiegerin SERENADE v. Habicht,<br />
und Enkelin SOIRÉE v. Lehndorff’s beschrieben. Die bewährten<br />
Mutterstuten haben nun längst das verdiente Altenteil<br />
bezogen; ihre Familie wird heute durch die Siegerstuten SKY<br />
LADY v. Cadeau und SIXTINA v. Sixtus auf höchstem Qualitätsniveau<br />
vertreten.<br />
links oben | Unter der Flagge des Gestüts<br />
Hörstein dominierte die schwarze<br />
Rastenburg als Siegerstute die erste<br />
Bayrische Landessschau im Jahre 1973.<br />
links mitte | In den Händen von Ingrid<br />
Klimke wurde der Habicht-Sohn zu einem<br />
Star der internationalen Vielseitigkeits -<br />
szene. Hier präsentiert ihn die Olympia -<br />
reiterin als Bundeschampion des Deutschen<br />
Vielseitigkeitspferdes.<br />
oben | Der athletische Beg xx<br />
fand in Hörstein eine ideale<br />
Bühne, um seine sportliche<br />
Linie zu begründen.<br />
links unten | Seit langen Jahren ein ein -<br />
geschworenes Team: Gestütsleiter Dirk Jörß<br />
und die Pferdewirtschaftsmeister Daniela<br />
Bauer und Stefan Anspach.<br />
rechts oben | Die Schärpe der Siegerstute<br />
übernahm im Jahre 1998 Habichts Tochter<br />
Serenade von ihrer Namensvetterin<br />
anläßlich einer bayrischen Landeeschau<br />
15 Jahre zuvor. Dies Mal stand sie im<br />
Mittelpunkt der hessischen Landesschau.<br />
Die gestütseigene Zucht wurde in der Gegenwart zugunsten<br />
einer umfangreichen Pensionspferdehaltung stark eingeschränkt<br />
- Hörsteiner Stuten standen in den letzten 50 Jahren,<br />
wo sie antraten, stets im Rampenlicht: Von Bundesschauen, Landesschauen<br />
und DLG-Ausstellungen kehrten sie meist mit Siegerpreisen<br />
in den Heimatstall zurück, in den Leistungsprüfungen<br />
glänzten sie häufig durch hohe und höchste Wertnoten. Die<br />
Mitglieder ihrer Familien haben dazu beigetragen, neue Zuchtstätten<br />
in aller Welt zu begründen.<br />
Die Menschen<br />
Meist allzu bescheiden stehen im Hintergrund die Gestütsbesitzer<br />
Christa und Wolfgang Diehm, die das väterliche Erbe zu großem<br />
Erfolg geführt haben. Ihrer großzügigen Förderung verdanken<br />
berühmte Trakehner Sportpferde einen erheblichen Teil ihrer<br />
Karrieren. Aus der engen Zusammenarbeit<br />
mit berühmten Reitern entstanden sportliche<br />
Erfolgsgeschichten: Geschrieben wurden sie<br />
mit Elfenglanz und Dynamit unter Matthias<br />
Beck, mit Windfall, Grand Prix und Starway<br />
unter Ingrid Klimke, Sixtus unter Gilbert<br />
Böckmann oder Cadeau unter Dorothee<br />
Schneider. Auch mit dem langjährigen Bundestrainer<br />
Martin Plewa verbindet die Hörsteiner<br />
nach wie vor eine enge Freundschaft, die in<br />
seiner sportlichen Partnerschaft mit dem unvergessenen<br />
Habicht wurzelt.<br />
Hörstein und seine Mitarbeiter haben sich<br />
dem Trakehner Pferd verschrieben. Die ersten<br />
Jahre begleitete Josef Eff, in dessen Obhut ins-<br />
besondere die Hörsteiner Hengste blühten. Seit<br />
mehr als 35 Jahren hält Dirk Jörß die Geschicke<br />
des großen Betriebes in Händen, verlässlicher<br />
und treuer Berater der Züchter, von denen viele<br />
seit Jahrzehnten zur Stammkundschaft zählen.<br />
Aufgrund ihrer erfolgreichen Arbeit in der EU-<br />
Besamungsstation besitzt Dr. Brigitte Lutz als anerkannte Kapazität<br />
einen klangvollen Namen, der weit über die Region hinausreicht.<br />
Schließlich werden Hörsteins ideale Anlagen mit Vorliebe<br />
vom Trakehner Verband und Zuchtbezirk Hessen für Schauen, Seminare<br />
und Gestütsexkursionen genutzt. Gastfreundschaft und<br />
Logistik gelten als vorbildlich. Damit erfüllt Hörstein auch in dieser<br />
Hinsicht seinen Anspruch als Traditionsgestüt.<br />
Erhard Schulte<br />
rechts mitte | Linienbegründer und<br />
Spitzenvererber Sixtus einmal mehr in<br />
großer Pose. Der Habicht-Sohn hat auch in<br />
sportlicher Hinsicht Akzente gesetzt.<br />
rechts unten | In den geräumigen<br />
Stallungen und auf großzügigen Weiden<br />
des Gestüts wachsen qualitätvolle<br />
Trakehner Pferde heran; sie tragen den<br />
Namen ihrer heimatlichen Zuchtstätte<br />
in die ganze Welt hinaus.<br />
fotos: julia rau (2), archiv schulte (1), dr. peter richterich (1), ronald hogrebe (1), christiane slawik (1)<br />
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Gestüt<br />
Hörstein<br />
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